Hi, danke an euch zwei. Wirklich beabsichtigt hatte ich nicht, dass der Rat witzig rüber kommt, aber wenn es so ist, dann finde ich es gut. Vielleicht rege ich mich persönlich viel zu sehr über sie auf. Ich hab versucht, die Charaktere unterschiedlich zu gestalten, was bei elf Leuten natürlich nicht so einfach ist.
Tabea mochte ich sehr gerne, obwohl Maja das natürlich anders sieht, deshalb wollte ich sie wieder einbringen. Und da die Geschichte im Moment in Miriam spielt ist das natürlich die Gelegenheit.
So, jetzt kommt der letzte Teil des Aufeinandertreffens mit dem Rat.
„Ich will wieder nach Hause“, schaffte sie schließlich zu sagen.
Jonathan Niber verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. Das gab den Ausschlag dafür, dass Majas Wut sich schließlich Bahn brach. Ihren Stuhl umstoßend, sprang sie auf die Füße. Sie war einfach nur noch stinksauer und hatte Lust, die Kamiraen so richtig zusammenzufalten.
„Ich werde das hier nicht länger mitmachen!“, fauchte sie und die Kamiraen zuckten erschrocken zusammen. „Ich habe niemanden darum gebeten, eine Kamiraen zu werden und ihr habt mich nie gefragt. Ich will mein Leben zurück, das ihr mir gestohlen habt!“ Sie stemmte die Arme auf den Tisch, wie zuvor Jonathan Niber. Die Kamiraen sahen irritiert zu ihr auf. „Ich will, dass ihr mich nach Hause bringt und für den Rest meines Lebens in Frieden lasst. Und es ist mir egal, ob Dreizehns Leute dort warten, oder nicht. Besser dort mit ihnen, als hier mit euch.“ Lukas Temero hustete. „Das nächste Mal, wenn sie vor meiner Tür stehen, werde ich nicht weglaufen“, fuhr Maja fort, „dann mache ich sie fertig. Ich werde mich nicht von ihnen daran hindern lassen, nach Hause zu gehen. Und ich werde mich erst recht nicht von euch daran hindern lassen! Mir egal, wer oder was die Kamiraen sind. Ich werde keine sein. Ich werde nicht tun, was ihr von mir verlangt – niemals! Lasst mich nach Hause!“ Sie schmiss sich auf ihren Stuhl zurück, den Zarah leise wieder aufgestellt hatte, verschränkte die Arme und sah die Tischrunde wütend an.
Lukas Temero grinste. „Was für eine Ansprache“, sagte er ironisch.
„Halt die Klappe, Lukas, wir haben auch so schon genug Probleme“, fuhr Jonathan Niber ihn an. „Hör bitte zu, Maja“, sagte er zu ihr, „es ist wichtig, dass du das jetzt verstehst: Hier in Miriam bist du in Sicherheit, außerhalb davon nicht und erst Recht nicht bei dir zuhause, wo dich jeder finden kann. Und das Argument, dass du die dreizehnte Garde fertig machen wirst, kannst du ja wohl nicht ernst meinen.“ Maja funkelte ihn an. „Du bist eine Kamiraen und als solche ist dein Platz hier. Werde endlich vernünftig. Du kannst nicht zurück, es ist vorbei. Du lebst jetzt hier. Vergiss deine Welt; vergiss dein Zuhause.“
„Jonathan, hör auf“, rief Zarah angesichts von Maja, die ihn mit schrecklich kalten Augen ansah und dabei aussah wie ein Vampir. „Du machst alles nur noch schlimmer. Verstehst du nicht, dass sie Heimweh hat? Maja.“ Sie zog an Majas Ärmel, bis diese sie ansah. „Wenn Dreizehn nicht hier wäre, würden wir alle dich nach Hause lassen. Wir hatten Tabea damals angewiesen, dir nur das Amulett zu geben und dich nicht herzuholen, weil wir die Idee gut fanden, dich erst mal dort älter werden zu lassen. Wir hatten uns überlegt, frühestens in ein paar Jahren auf dich zuzukommen und dich zu bitten, dich uns anzuschließen. Aber dann hat Dreizehn dich verfolgt, aus irgendeinem Grund noch viel mehr als alle anderen Kamiraen, und ihr haltet die Klappe“, sagte sie wütend zu den anderen, obwohl keiner von ihnen einen Mucks gemacht hatte. „Der einzige Ort, an dem du sicher bist, ist hier“, fuhr sie ruhig fort. „Diese Stadt ist sehr gut bewacht und Dreizehn kann sie durch einen uralten Zauber nicht betreten. Wenn er nicht wäre, würden wir dich sofort nach Hause bringen, aber dieser schrecklich böse Mann existiert nun mal und wenn du nach Hause gehst, bist du vermutlich innerhalb weniger Tage tot.“
„Was ist mit meinen Eltern?“, fragte Maja. „Was ist, wenn Dreizehn ihnen etwas antut?“
„Wir glauben bisher nicht, dass er das beabsichtigt, aber wir haben Leute in ihrer Nähe postiert. Wir haben darüber nachgedacht, deine Eltern mit ins Boot zu holen, aber ...“
„Bloß nicht“, sagte Maja. Wie sollte sie diese Welt jemals vergessen können, wenn ihre Eltern davon wussten? So wie es jetzt stand, konnte sie das Ganze immer noch wie einen Albtraum behandeln. Sie würde den Fängen dieser Welt nie entkommen können, wenn ihre Eltern von ihr wussten. Außerdem waren sie nicht der Typ Mensch, der das hier glaubte, noch damit umgehen konnte.
Maja kniff die Lippen zusammen und ließ den Kopf hängen. Einen Moment lang schwiegen alle im Raum. Sie lugte nach oben und beobachtete Kandrajimo durch ihre Haare. Er hatte ebenfalls den Kopf gesenkt und schien traurig zu sein und Schuldgefühle zu haben. Jonathan Niber dagegen sah Maja an, als wäre sie ein kleines Kind, das an der Raststätte sein Eis nicht bekam und deshalb den ganzen Laden zusammenschrie.
„Ihr hattet nie vor, darüber nachzudenken, oder?“, zischte Maja leise. „Ihr wolltet mich von Anfang an nicht gehen lassen. Ich hätte nicht herkommen brauchen, damit ihr mich anhört. Ihr habt mich nur hergeholt, damit ich hier bin und nicht mehr in Jakarestadt.“
„Zurecht offenbar“, sagte Jonathan Niber. „Jimo hat uns von dem Grünen Ritter erzählt.“
„Ihr gebt es auch noch zu?! Ihr seid echt das Hinterletzte!“ Mit diesen Worten stand Maja langsam auf, nahm ihren Umhang von der Stuhllehne und ging auf die Tür zu.
„Aus dem Weg!“, fauchte sie Tabea an, die ihr die Tür versperrte. Diese rührte sich nicht von der Stelle.
„Lass sie gehen, Tabea“, sagte Kandrajimo. „Bitte.“
Tabea trat zur Seite und Maja verließ den Raum. Hinter sich schlug sie die Tür zu.
„Wow“, sagte Lukas Temero. „Die kann ja richtig unheimlich werden.“
Er lachte, woraufhin Jimo Kandrajimo ihm eine knallte.
„Hey“, schrie Andrea und mehrere Kamiraen sprangen auf, als Lukas nach hinten fiel und nur knapp von Fiona aufgefangen werden konnte.
„Ruhe!“, brüllte Jonathan Niber. „Kandrajimo, reiß dich zusammen und Zarah, Keiph und Ryan, ihr macht euch auf den Weg. Lukas ... Lachen ist jetzt unangebracht.“
Als endlich wieder Ruhe eingekehrt war und sie nur noch zu acht am Tisch saßen, meldete sich Tabea zu Wort: „Sie wird abhauen.“
„Sie wird nicht abhauen; sie kann gar nicht abhauen. Wo soll sie denn hin?“, rief Jonathan Niber.
„Oh, glaub mir, über so etwas denkt sie nicht nach.“
„Wir sollten nicht gleich vom Schlimmsten ausgehen“, sagte Kandrajimo. „Ich werde ihr nachgehen.“
„Und ich sorge dafür, dass sie nicht aus dem Hauptquartier entwischt“, kündigte Tabea an.
„Tabea, selbst wenn sie das Hauptquartier verlässt, aus Miriam kommt sie nicht raus“, sagte Kandrajimo. „Lasst uns bitte nichts überstürzen.“
„Das Mädchen konnte auch aus Andraya entwischen. Ich werde sie nicht unterschätzen.“
„Andraya hat auch keine über zehn Meter hohen Mauern. Und hier sind weit und breit keine Zauberer und Halbdrachen, die ihr helfen können.“
Tabea hörte nicht auf ihn und verließ den Raum. Kandrajimo vergrub das Gesicht in den Händen. Auch wenn Maja Miriam nicht verlassen konnte, das Mädchen brauchte Hilfe. Seufzend stand er auf und verließ seinerseits den Rat.