Das Williams-Adam-Vermächtnis

Es gibt 176 Antworten in diesem Thema, welches 68.293 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (12. März 2017 um 15:27) ist von Rainbow.

    • Offizieller Beitrag

    Und dieser Ben ist in diese Mia verliebt? Vermutlich wurde das im ersten Teil erklärt, denke ich mal, oder?

    Geklärt würde ich es jetzt nicht sagen. Mia wollte nie etwas von ihm, sondern hat ihn nur als ihren Kumpel angesehen. Ben ist aber in Mia verliebt, was die nie mitbekommen und er ihr nie erzählt hat. Das wusste eigentlich jeder außer Mia. :rofl:
    Auch jetzt ist Ben noch in sie verliebt, obwohl gegen die Menschenrechte verstoßen und auf unmoralische Art und Weise Klone hergestellt hat. ^^ (Mit Anna zusammen)
    Zusatzinformation: Anna ist ja gestorben und Nick war in sie verliebt. Deshalb ist er jetzt auch immer so niedergeschlagen und depressiv.

    Nick war der Anwalt und Ben der Polizist, oder bin ich grad wirr?

    Ja, die beiden sind immer noch sehr ähnlich. :hmm: Ist schwer die zu trennen, wenn man noch nicht viel im zweiten Teil dazu geschrieben hat.
    Also Nick ist der Polizist und Ben der Anwalt ^^

    Ich hoffe, du konntest etwas damit anfangen. Du kannst jederzeit weitere Fragen stellen. ^^

    LG, Kyelia

    • Offizieller Beitrag

    Kapitel 22
    Ich krieg dich

    Er saß in einem Gebüsch nicht weit von ihrem Haus entfernt und beobachtete genau, wie das Licht in den Fenstern anging und wieder erlosch. Bald tat sich im oberen Geschoss nichts mehr, nur im unteren brannte weiterhin ein sanftes Licht.
    Taschenlampen zuckten durch den Garten. Die Polizisten mussten gerade ihre stündliche Patrouille machen. Aufmerksam verfolgte er die dunklen Schemen und zählte sie mehrmals. Es waren drei.
    Unabhängig voneinander umrundeten sie das Haus, untersuchten jedes Gestrüpp im Garten und jede Ecke. Sogar den kleinen Geräteschuppen überprüften sie einige Male und einer von ihnen leuchtete in den engen Spalt dahinter. Zwar konnte er es durch die Nacht nicht mehr genau erkennen, aber er hockte schon lang genug hier, um die Lampenkegel deuten zu können. Schon seit Tagesanbruch hatte er es sich in einem der nahegelegenen Häuser bequem gemacht. Die Eigentümer waren wohl im Urlaub, weshalb er ihr Heim als Unterkunft auserkoren hatte. Sie sollten sich glücklich schätzen.
    Die Beamten hatten das Gebäude zwar ausgeleuchtet, aber weil die eigentlichen Bewohner nicht da waren, konnten sie es nicht betreten. Das perfekte Versteck. Er war nahe an seinem Opfer und die Polizei ahnte es nicht einmal.
    Seit es dunkel war, hatte er seinen Beobachtungsposten vom Fenster auf den Busch im Garten verlegt.
    So hatte er auch die zwei Menschen gesehen, die sich am späten Vormittag mit ihr getroffen hatten. Der Mann und die Frau, die ihm bei seinem Übergriff in den Weg gekommen waren. Wenn er nur daran dachte, wurde ihm schlecht und ihn überkam ein Gefühl des Hungers. Ja, sie würden noch leiden, bereuen, was sie getan hatten, sie waren ihm nicht umsonst in den Weg geraten. Aber das musste warten. Noch stand sie im Vordergrund.
    Ein erneuter Blick auf das Haus. Die Lichter der Taschenlampen wackelten wieder zum Hauseingang. Zwei nach vorn zur Haupttür, einer lief auf den hinteren Zugang zu. Seine Chance.
    Auf leisen Sohlen schlich er sich aus seinem Versteck und bewegte sich an einem der Gartenzäune der Reihenhaussiedlung entlang. Schnellen, aber bedachten Schrittes durchquerte er den benachbarten Garten. In seiner schwarzen Kleidung war er dabei kaum zu sehen, und verschmolz regelrecht mit der Finsternis. Diesmal würde er keinen Fehler begehen und keine vorschnelle Maßnahme ergreifen. Diesmal würde er es schaffen. Und diesmal würde er es genießen.
    Hinter dem Geräteschuppen sprang er über den Zaun und landete im kniehohen Unkraut. Es war gerade genug Platz, dass er aufrecht stehen und sich seitlich bewegen konnte, kein Wunder also, dass hier niemand daran interessiert war das Gras zu entfernen. Nur dieser eine Polizist war schlau genug gewesen, hier immer wieder nach dem Rechten zu sehen. Doch das hatte ihm auch nichts genützt.
    Ein Grinsen auf den Lippen, schlich er sich weiter und lunzte um das kleine Häuschen. Nun erkannte er den Lichtkegel etwas besser, der noch einmal durch den Garten leuchtete. Er zog seinen Kopf etwas zurück und verharrte, bis das Licht erstarb. Als er sich erneut in den Garten wandte, hatte ihm der dunkle Schemen den Rücken zugedreht und werkelte an der Hintertür des Hauses herum. Gerade einmal fünfzehn Meter trennten sie.
    Ein letzter Blick an der Hauswand vorbei. Aber die Polizisten an der Vordertür waren nicht zu sehen und die Taschenlampen schienen ebenfalls schon ausgeschaltet.
    Er zog ein Messer unter seinem Hoodie hervor und erst dann trat er aus seinem Versteck. Keinen Laut verursachten seine Schritte, als er sich durch das weiche Gras voran arbeitete. Leicht geduckt und die Klinge vor sich gehalten, überbrückte er die Strecke zwischen sich und dem Polizisten. Beim Nähertreten bemerkte er auch, warum der Mann solang benötigte, in das Haus zu gelangen. Er hielt einen Schlüssel in der Hand, den er sich wohl zuvor erst von einer Kette am Hals genommen hatte.
    Das Spiel hatte begonnen.
    Er sprang mit einem Satz auf die Stufen. Mit der einen Hand rammte er dem Beamten sein Messer blitzschnell zwischen die Wirbel seines Rückenskelettes, mit der anderen riss er den Kopf des Mannes nach hinten und presste ihm den Mund zu. Ein schmerzverzerrtes Gurgeln erklang, als er das Messer leicht drehte. Das Knacken des Knorpels war Musik in seinen Ohren.
    Dann erschlaffte der Körper und fiel ihm entgegen. Es gelang ihm gerade so, den Torso nicht einfach fallen zu lassen, sondern ihn langsam abzulegen.
    Er zog das Messer aus dem Rücken des Polizisten und schob ihn dann mit dem Fuß von den Stufen. Der süßliche Duft, der von seiner blutverschmierten Klinge abgesondert wurde, ließ ihn zittrig auf den Toten hinabblicken. Gern hätte er die Qualen des Mannes gesehen, ihm den letzten Wunsch von den Augen abgelesen und sich an seinem Leid ergötzt, aber dafür war er nicht hier. Und ob ihm der Anblick bei diesem Mann ebenso gefallen hätte, wie bei seinen üblichen Opfern, wagte er zu bezweifeln. Nein, er gab ihm nicht die gleiche Befriedigung. Er nicht. Aber sie. Nur sie
    Seine Augen wanderten umher und er spitzte die Ohren, während er geduckt an der Hintertür verblieb. Nichts passierte. Sein Eingriff war demnach ungehört geblieben. Schade eigentlich, aber es kam ihm nur zugute.
    Er hob den Schlüssel vom Boden auf und schob ihn ins Schlüsselloch.

    Tiffany lag noch immer hellwach in ihrem Bett. Wobei hellwach wohl einer Übertreibung gleich kam. Sie hatte schon seit zwei Nächten nicht mehr geschlafen und fühlte sich demnach wie erschlagen, dennoch wollte der wohlverdiente Schlaf einfach nicht über sie kommen. Das Gefühl verfolgt zu werden und die Gedanken an den Übergriff des Mörders, hielten sie wach und hinterließen ein riesen Chaos in ihrem Kopf. War dieser Mann wirklich der gesuchte Serienmörder gewesen? Sollte sie sein nächstes Opfer werden? Und wenn ja, hatte sie ihn nun verjagt, oder würde er wiederkommen? Sie dachte an die Polizisten, die ihr Haus beschützten und damit ihr Leben. Sie war hier sicher. Niemand konnte ins Haus. Niemand konnte ihrer Familie ein Leid zufügen. Oder?
    Sie drehte sich im Bett zur Seite. Die zweite Hälfte des Zweimannbettes war leer. Ihr Mann, Caleb, saß noch immer in der Küche, bei den anderen. Seit dem Überfall, hatte er Angst um sie. Sein Beschützerinstinkt war geweckt worden und Tiffany war ihm dankbar dafür. Wenngleich sie es auch etwas übertrieben fand. Was konnte Caleb schon gegen einen irren Mörder ausrichten, was die Polizei nicht viel besser konnte? Sie wollte nicht, dass er sich in Gefahr begab, wenn es soweit kam, nur, weil er sie beschützen wollte. Was wäre dann mit Emily? Die Kleine hätte mit einem Schlag beide Elternteile verloren, obwohl es der Mörder eigentlich nur auf sie, Tiffany, abgesehen hatte.
    Wieder bahnten sich Tränen über ihre Wangen. Was hatte sie nur getan? Sie konnte sich nicht erklären, womit sie den Zorn des Fremden auf sich gezogen hatte. Die Angst der Vortage kehrte in ihren Körper zurück und ließ sie zittern. Diese stechenden blauen Augen. An nichts konnte sie sich besser erinnern, als an diese kalte Farbe. Es lag so viel Hass und Wahnsinn in ihnen. Der Anblick war schrecklich gewesen und schon allein dieser hatte ihr die Tränen in die Augen getrieben. In dem Moment schon hatte sie gewusst, dass es vorbei war. Nur Evie und Joey war es zu verdanken gewesen, dass sie überlebt hatte. Das wurde ihr schon klar, als sie ins Krankenhaus gefahren wurde. Sie betete dafür, dass man diesen Irren fassen würde, bevor er auch sie angreifen würde. Was für ein schrecklicher Mensch war sie eigentlich? Dass sie noch mehr Fremde in die Angelegenheit hineinzog.
    Tiffany wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und schluchzte. Sie würde sich noch bei den beiden entschuldigen, am heutigen Tag war sie noch zu aufgelöst gewesen. Ein kleines Geschenk wäre das Mindeste.

  • Spoiler anzeigen

    In einer schwarzen Kleidung war er dabei kaum zu sehen, und verschmolz regelrecht mit der Finsternis.

    seiner?

    Das Gefühl verfolgt zu werden und der Gedanken an den Übergriff des Mörders, hielten sie wach und hinterließen ein riesen Chaos in ihrem Kopf.

    entweder : der Gedanken oder : die Gedanken (letzteres finde ich passender)

    Die Angst vom Vortag kehrte in ihren Körper zurück und ließ sie zittern.

    Irgendwie passt die Zeit nicht, dachte der Überfall wäre 2 Tage her?

    Sind nur ein paar Kleinigkeiten wo ich beim lesen etwas gestolpert bin.

    Ansonsten hab ich nichts auszusetzen immer weiter so ^^
    Hab mich schon ein wenig gefühlt wie ein kleiner Serienmörder *muahahaha*

  • Uh... die szenen aus der Sicht des Killers schreibt ihr super. Und das er jetzt ins Haus kommt und unten sitzt ihr mann..... oh man ganz schön spannend und jetzt hört ihr auf.. arrg :D weiter bitte!

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • Ich kann mich Rael nur anschließen. Habt ihr/du richtig gut geschrieben und ich bin ganz ehrlich, solche Kapitel zu schreiben ist alles andere als leicht. Vor allem weil man sich in die kranke Psyche von einem Mörder hinein denken muss. Das fällt mir unheimlich schwer, deswegen Hut ab, das ihr das so gut hinbekommen habt.
    Bin mal gespannt wie es weiter gehen wird. :D

    xoxo
    Kisa

  • Kapitel 23
    Chloroform

    Er drehte den Schlüssel im Schloss, bis er ein leises Klicken vernahm. Dann schaute sich der Eindringling nochmal um. Als er im Dunkel der Nacht nichts erkennen konnte, nicht einmal die zuckenden Kegel der Taschenlampen, schob er sich lautlos ins Haus und schloss die Tür sorgfältig hinter sich.
    Angespannt lauschte er in die Finsternis des Wohnzimmers, in das er getreten war. Ihm war bewusst, dass es nicht lange dauern würde, bis die Polizisten ihren toten Kameraden entdecken würden. Seine Hände zitterten, als er plötzlich Stimmen vernahm. Sie schienen aus dem Zimmer den Flur hinunter zu kommen. Die Küche. Zu seinem Glück musste er den Eingang nicht passieren, wenn er ins Obergeschoss und somit in ihr Zimmer gelangen wollte.
    Auf katzengleichen Sohlen pirschte er sich den Flur hinab. Oh, er war schon oft hier gewesen, noch bevor die Polizei hier gewesen war, noch bevor er das erste Mal versucht hatte seine Kleine zu entführen. Ja, er wusste haargenau welche Dielen knarrten und wo er sein Gewicht auf die Stufen hin verlagern mussten, damit sie nicht knirschten.
    So oft hatte er schon an ihrem Bett gestanden und sie beim Schlafen beobachtet. Sie sah so wunderschön aus, wenn sich ihre blonden Haare seidenweich um ihren Kopf auffächerten. Aber nichts kam an diese unsagbaren Augen. Dieses tiefe Blau und das Blitzen darin, wenn ihre Tochter Emily tollpatschig stolperte oder ihr ein Bild schenkte.
    Aufgeregte Rufe, die aus dem Garten zu ihm hochdrangen rissen ihn aus seinen Gedanken. Er musste sich beeilen. Hastig, aber immer noch vollkommen lautlos, verschwand er in Tiffanys Zimmer.


    Tiffany schreckte hoch, als sie die Schreie aus dem Garten hörte. Sofort fiel ihr Blick auf die dunkle Gestalt im Türrahmen.
    „Nein!“, wisperte sie. Alles in ihr wollte losschreien, wegrennen, wild um sich schlagen, doch die Angst saß tief und lähmte sie. Sie war nicht fähig sich zu bewegen oder um Hilfe zu rufen. Tränen brachen aus ihren Augen.
    „Nicht weinen“, flüsterte der Mann mit sandpapierener Stimme und strich ihr dabei sanft über die Wange. Schritte ertönten auf der Treppe und gaben ihr Hoffnung, die die Angst zu untergraben schien, doch gerade als sie schreien wollte, presste ihr der Fremde eine Hand auf den Mund und ein blutiges Messer an die Kehle.
    „Wenn sie hochkommen, sagst du alles ist in Ordnung, sonst stirbt … dein Mann.“ Er spie das Wort mit einer Abscheu aus, die sie erschreckte, aber sie war unfähig etwas anderes zu tun als zu nicken. Er wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht und lächelte ihr aufmunternd zu, ehe er sich hinter der Schlafzimmertür versteckte, die nur Sekundenbruchteile später aufgerissen wurde.
    „Tif! Geht es dir gut?“ Caleb kam herein gestürmt und presste sie an sich. Tiffany schluchzte auf und gab sich der Umarmung hin. Gerade wollte sie ihm sagen, dass der Mann direkt hinter der Tür stand, doch dann sah sie bedrohlich die Klinge aufblitzen und den Schemen den Kopf schütteln.
    Mühsam unterdrückte sie ein weiteres Schluchzen und schob ihren Mann von sich.
    „Hier ist alles in Ordnung. Was ist denn los?“
    Caleb musterte sie kritisch und ein Teil von ihr wünschte sich, dass er sich umdrehen möge, aber er tat es nicht. Er schob ihre Tränen auf den Aufruhr und sagte: „Einer der Polizisten wurde ermordet. Aber hier im Haus scheint niemand zu sein, ich habe überall nachgesehen. Leg dich wieder hin, wir suchen draußen nach dem Mörder.“
    Als Caleb aufstand, schloss sich eine eisige Faust um ihr Herz und machte es ihr schwer zu atmen. Sie sog seinen Geruch noch ein letztes Mal in sich auf, dachte an Emily. Dann hörte wie er leise die Tür schloss ohne einen Blick dahinter geworfen zu haben, spürte ein nasses Tuch auf Mund und Nase und schon drang nur noch ein bitterer Geruch in ihre Sinne, der sie in trügerisch wohlige Schwärze hüllte.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Omg wie spannend und was ein cliffhanger. Ihr könnt doch jetzt nicht einfach aufhören^^ Das macht mich grad wuschig... :stick:
    Schreibt schnell weiter bitte, die szene ist wieder super gelungen. In Tiffys Haut möchte ich jetzt nicht stecken,,, die arme..

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • Auf katzengleichen Sohlen pirschte er sich den Flur hinab.

    Ich finde das Wort passend und gut gewählt, allerdings habe ich keine Ahnung, ob es das Wort wirklich gibt? Ist mir nämlich unbekannt.

    Ansonsten kann ich mich Rael mal wieder nur anschließen OMG!!! Ein klasse Teil, der die Spannung der Geschichte eindeutig noch mehr anhebt. Ich bin mal gespannt wie es weiter gehen wird und was der Mörder noch so alles mit Tif anstellen wird :stick:

    xoxo
    Kisa

    • Offizieller Beitrag

    Kapitel 24
    Mir ist jedes Mittel recht

    Tiffanys Körper wurde schwer und sank zurück ins Bett. Er ließ von ihr ab und steckte das Tuch wieder in seine Taschen. Schon unzählige Male hatte er hier an ihrer Seite gestanden und sie beim Schlafen beobachtet. Und auch jetzt betrachtete fasziniert ihr Gesicht. Die zum Schlaf geschlossenen Augen und der friedliche Gesichtsausdruck. Alles an ihr war wunderschön. Ihr Körper und ebenso ihre Stimme. Jedes Mal, wenn er sie sah, hatte er dieses Gefühl. Ein Gefühl, das er nicht zuordnen konnte, was aber tief aus seinem inneren zu kommen schien. Es war nicht der übliche Zorn, den er verspürte, wenn er solche Wesen vor sich sah. Dieses Gefühl war anders. Es ließ sich nicht beschreiben.
    Sanft strich er ihr über die Wange, den Hals hinab und über die Schulter zum Oberarm. Angetan sah er dabei zu, wie sich die kleinen Härchen aufstellten, ehe sie sich wieder an die Haut schmiegte.
    Als er merkte, was er da tat, zog er scharf die Luft ein und löste seine Augen von ihr. Was er tat, konnte nicht gut sein. Er hatte etwas Ernsteres zu erledigen, ehe er sich ihr hingab.
    Zuerst musste er einen Weg finden, von hier zu verschwinden. Ruhig ließ er die Augen durch das Zimmer wandern, dann trat er ans Fenster. Der Ausblick zeigte ihm die breite Straße, die sich durch die Siedlung schlängelte. Dort standen die Streifenwagen der Polizisten, einsam und verlassen. Einen zu stehlen sollte nicht schwer sein. Allerdings hatte er einmal gehört, dass sie über einen Funk verbunden waren und so verfolgt werden konnten. Nichts für jemanden, der untertauchen wollte.
    Die Lichtkegel einiger Taschenlampen schwenkten durch den Garten. Sie wirkten etwas hektisch und unkoordiniert. Offenbar war der Großteil der eingeteilten Polizisten draußen unterwegs und durchsuchte die Umgebung. Dass sie die Leiche ihres Kameraden so schnell fanden, war nicht geplant gewesen, aber den Spaß wollte er sich davon nicht verderben lassen.
    Er drehte sich vom Fenster weg und lief stattdessen zur Tür. Kurz lauschte er am Holz und öffnete sie erst, als er nichts hörte. Man hatte das Licht wieder ausgeschalten und nur von unten strahlte es hell die Treppen herauf. Schritte waren zu vernehmen und aufgeregte Stimmen. Er hörte das Klicken und Rauschen eines Funkspruchs.
    „Sie sind in zehn Minuten hier“, sprach eine dunkle Männerstimme, kaum, dass der mechanische Klang abgeklungen war.
    Er kräuselte die Augenbrauen. Man hatte also Verstärkung angefordert. Das machte die Situation nicht leichter. Aber um einiges spannender. Zehn Minuten waren nicht viel Zeit und er war gespannt, ob er es wohl bis dahin geschafft hatte.
    „Geht das nicht schneller?“, grollte es gedämpft zurück. Er war sich sicher, dass es sich bei dem Sprecher um Tiffanys Mann handeln musste. Diesen Caleb. Zorn überkam ihn und kurzzeitig tanzten rote und schwarze Sprenkel vor seinen Augen. Er hasste ihn. Er hasste diesen Mann. Tiffany sollte ihm gehören und nicht diesem Hurensohn. Dieser Kerl war nicht der Richtige für sie. Er konnte sie ja nicht einmal beschützen.
    Wütend ballte er die krüppligen Hände zu Fäusten. Er wollte ihn tot sehen, dabei zuschauen, wie das Blut aus seinen Adern floss und sich über den Holzboden verteilte. Wie er seinen letzten Atemzug tätigte und dann mit gequältem Gesichtsausdruck verstarb.
    „So leid es mir selbst tut, aber im Moment müssen wir abwarten“, antwortete der Polizist. Seine Stimme hatte einen bedrückten Unterton. „Der Mörder wollte wohl ins Haus, hat es aber nicht geschafft, meine Leute suchen die Umgebung ab. Gehen Sie zu ihrer Frau, und beruhigen Sie sie. Wir kümmern uns um den Rest.“ Ein Stuhl schruppte über den Boden und daraufhin waren Schritte zu hören.
    Wie es sich anhörte, waren nur noch der offensichtliche Polizeichef und Tiffanys Mann im Haus.
    Er musste grinsen. Nicht nur über die Aussage des Beamten, dass er es nicht nach drinnen geschafft hatte, auch die Aussicht auf eine leichte Flucht erfüllten ihn. Wenngleich er sich über etwas mehr Widerstand gefreut hätte.
    Ein Stöhnen war zu hören, dann wurde erneut ein Stuhl über den Boden geschoben. Diesmal näherten sich die Schritte jedoch der Treppe.
    Der Mörder schloss die Tür lautlos und sah noch einmal zu Tiffany. Vom Chloroform betäubt lag sie auf dem Bett, als wäre sie einfach nur eingeschlafen. Wovon sie wohl träumte?
    Er positionierte sich erneut hinter der Tür, das Messer bereits griffbereit, als diese sich schon öffnete und Caleb den Raum betrat.
    „Tiff, Schatz, schläfst du schon?“, flüsterte er. Sichtlich verwundert über den plötzlichen Schlaf seiner Frau, verweilte er kurz im Rahmen und wartete auf eine Antwort. Als er keine bekam, lief er bis ans Bettende. Sofort schloss sich die Tür Zentimeter für Zentimeter, als wäre ein Lufthauch dafür verantwortlich, bis sie schließlich ganz ins Schloss fiel. Dass dem nicht so war, sondern eine vermummte Gestalt im Schatten sie langsam zudrückte, bekam Caleb nicht mehr mit. Gerade als er sich auf die Bettkante neben seine Frau setzen wollte, schob sich die Gestalt hinter ihn, und hieb ihm seine Knöchel gegen die Schläfe. Ein fester Schlag, der den Mann zur Seite warf und mit dem Gesicht gegen den Bettpfosten knallen ließ. Ein weiterer Hieb direkt gegen den Kiefer, ließ den Kopf seitlich wegschnappen. Bewusstlos glitt Caleb vom Bett und blieb bewegungslos auf dem Boden liegen.
    Der Mörder starrte auf hin hinab und umgriff das Messer noch fester in seiner anderen Hand. Weiß traten die Fingerknöchel hervor. Die Wut kochte in ihm hoch, ließ ihn fast jeden klaren Gedanken verlieren. Doch ein Blick auf Tiffany und das Messer glitt ihm aus der Hand. Sie hatte seine Forderung erfüllt und damit ihren Mann gerettet. Er wollte es, hasste er ihn doch, aber es verstieß gegen die Regeln ihn nun zu töten. Und diese Regeln waren alles, was ihn daran hinderte dem Wahnsinn zu verfallen.
    Er verstaute das Messer in der Tasche seines Hoodies, um es jeder Zeit sofort ergreifen zu können, dann verließ er den Raum. Der Weg musste erst frei sein, ehe er Tiffany holen konnte. Mit ihr wäre seine Bewegungsfreiheit zu sehr eingeschränkt.
    Er trat die Treppen hinab und schlich dann bis zur Küche. Als er um die Ecke blickte, erkannte er nur einen Beamten. Dieser stand am Fenster und blickte angestrengt nach draußen. Er schien allein zu sein, was die Theorie stützte, dass die anderen im Garten unterwegs waren und nach dem Täter suchten. Einen einzigen Mann zu überfallen war leicht, allerdings erschwerte ihm das Licht im Raum das Vorhaben um einiges.
    Die Gestalt zog den Kopf zurück und lehnte sich gegen die Wand. Nicht er sollte zu dem Polizisten in den Raum treten, sondern der Beamte musste zu ihm kommen. Aus diesem simplen Grund schweifte sein Blick durch den halbdunklen Flur und suchte ihn nach etwas Brauchbaren ab. Bei einem Brettchen mit Schlüsseln blieben seine Augen hängen. Er tippelte darauf zu und zog ganz sachte einen der klappernden Gegenstände an sich. Dabei musste er peinlichst genau darauf achten, kein Geräusch von sich zu geben oder einen anderen Schlüssel vom Haken zu holen. Eine falsche Bewegung und alles war vorbei. Es glich einem chirurgischen Eingriff am Herzen. Nicht ohne Grund stieg ihm der Schweiß ins Gesicht. Dennoch war das beklemmende Gefühl, das Adrenalin wie ein Kick, der seinen Verstand zu vernebeln versuchte. Der Drang einfach alle Schlüssel vom Haken zu reißen und zu schauen, was passierte, wurde immer größer, je länger er brauchte.
    Kurz hielt er inne und schüttelte den Kopf. Es war schon falsch gewesen, Tiffany auf offener Straße anzugreifen. Schon dort hatte er diesem Verlangen nachgegeben. Diesmal hatte er die Situation im Griff, Tiffany gehörte ihm, und er würde es sich nicht mehr nehmen lassen.
    In einer letzten Bewegung fischte er den Schlüssel hervor und nahm ihn an sich. Dann lief er lautlos zurück zur Küche. Ein letzter Blick hinein.
    Der Beamte stand noch immer am Fenster, sah nun aber ernst auf ein Handy. Seine Finger tippten etwas, als wollte er jemanden anrufen.
    Er trat einen guten Meter von der Tür zurück, grinste und warf dann den Schlüssel ans Ende seiner Flurseite.
    Sofort war Poltern aus der Küche zu hören und das Entsichern einer Schusswaffe klang unheilvoll in der Nacht. Sein Herz begann augenblicklich höher zu schlagen und er presste sich noch weiter gegen die Wand. Wenn er es richtig einschätzte, würde der Polizist erst die Seite kontrollieren, von der keine unmittelbare Gefahr drohte, nur, um eventuelle Angreifer zu erkennen, die ihm in den Rücken fallen würden. Er würde sich mit der Seite an genau die gleiche Stelle der Wand lehnen wie er, nur auf der anderen Mauerseite. Die Arme und damit die Waffe vorgestreckt, würde er dann den Flur betreten und sich schussbereit dem Ursprung des Lärmes zuwenden.
    Und tatsächlich hörte er wenige Sekunden später, Stoff über Tapete schleifte. Sehr leise, aber dennoch wahrnehmbar. Er wusste, dass er ab dem Moment, ab dem er den Lauf der Waffe sah, nur wenige Millisekunden hatte – wenn überhaupt – den Polizisten zu überrumpeln.
    Angriffsbereit wartete er auf den richtigen Augenblick und kaum, dass er die erste Bewegung des Laufes erkennen konnte, fuhr er nach vorn. Mit der rechten Hand umklammerte er die Waffe und zog mit einem kräftigen Ruck daran. Der Beamte wurde überrascht nachgezogen und bekam einen Kinnhaken mit der Linken verpasst. Gleichzeitig trat er ihm sein Knie in den Magen. Der Mann ließ von der Waffe ab und ging keuchend zu Boden. Noch ehe er ihn erreicht, stieß ihm der Mörder das Messer ins Genick.
    Ruhe verbreitete sich im Haus, als er sein Messer aus der Wunde riss. Erneut überkam ihn der süße Duft, doch diesmal hatte er noch weniger Zeit, ihn zu genießen. Er musste sich beeilen.
    Er behielt die Schusswaffe in der Rechten und warf dann einen Blick durch das Küchenfenster. Drei Polizisten hechteten im Vorgarten umher. Vorher hatte er fünf Lichtstrahlen gesehen, das hieß, dass auf der Rückseite des Hauses ebenfalls noch einmal mindestens zwei von ihnen waren. Er könnte die Schusswaffe benutzen. Aber da stand das Risiko zu hoch, dass man ihn hören könnte, nicht nur die restlichen Polizisten, sondern auch Nachbarn. Und mit Tiffany auf den Armen konnte er nicht sehr weit oder lang rennen. Ganz davon zu schweigen, dass er nicht mit Schusswaffen umgehen konnte.
    Sein Blick fiel auf den alten Gasherd. Eine Idee formte sich.
    Die Waffe legte er vorerst auf dem Küchentisch ab, bevor er wieder ins zweite Stockwerk lief, um dort Tiffany abzuholen. Sanft strich er ihr einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, bevor er ihren Körper sorgsam in die dünne Bettdecke wickelte. Erst wollte er sie tragen wie seine Braut. Vor der Brust. Er musste sich schnell bewegen, deshalb hob er sie über die Schultern.
    Sie war schwer. Viel schwerer, als er gedacht hatte. Unweigerlich ging er etwas in die Knie. War sie damals auch so schwer gewesen?
    Mit seinem Gepäck verließ er den Raum erneut.
    Am Fußende der Treppe setzte er sie ab. Von dort aus, zerrte er den Beamten über den Boden und legte ihn neben dem Herd ab. Mit einem Handtuch entfernte er die gröbsten Blutspuren. Erst dann entzündete er mit etwas Mühe den Herd und warf das Handtuch in die bläuliche Flamme. Sofort fraß sich das Feuer durch den Stoff und loderte hell auf.
    Er zog noch einige weitere Handtücher aus einer Schublade, die er neben dem Herd auf der Arbeitsfläche und dem Boden verteilte. Fasziniert beobachtete er wie die Flammen von einem Tuch zum nächsten wanderten, neuen Nährboden fanden und sich so in der ganzen Küche ausbreiteten. Auch die Kleidung des Beamten blieb nicht verschont.
    Ein Grinsen überkam ihn, dann hechtete er zurück zu Tiffany. Mit ihr durchquerte er den Flur und versteckte sich dann in einem kleinen Raum nahe der Haustür.
    Er lehnte die Tür nur an, um dem Treiben außerhalb besser folgen und um schnell flüchten zu können. Nun hieß es abwarten, bis jemand den Rauch und die Flammen entdeckte. Vorerst würde man sich nicht auf die unteren Räume konzentrieren. Man würde versuchen das Feuer zu löschen und die Einwohner zu evakuieren. So sein Plan.
    Er musterte das Gesicht der blonden Frau, die auf seiner Schulter lag. Unter ihren Lidern tanzten die Augen hin und her, als würde sie schlecht träumen. Ob sie an ihn dachte? Ob sie davon träumte, was er nun als nächstes mit ihr anstellen würde? Ob sie womöglich von ihrem Tod träumte? Wie sich der Tod wohl anfühlte? War es ein schönes Gefühl - befreiend, erstrebenswert?
    Er kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken. Denn er hörte, wie die Haustür aufgestoßen wurde und auch von der Hintertür her erklangen panische Stimmen. Jemand brüllte nach dem Polizeichef, ein anderer um Hilfe. Befehle wurden laut, die Familie zu wecken und aus dem Haus zu schaffen. Dann erklangen schwere Schritte auf der Treppe.
    Durch den Spalt in der Tür, beobachtete die Gestalt des Mörders, wie zwei Polizisten in der Küche verschwanden und anschließend das Geräusch von Wasser erklang. Beschimpfungen und Flüche hallten herum, dann sollte jemand Wasser aus dem Bad heranschaffen. Ein dritter kam hinzu, einen Eimer in den Händen. Mit demjenigen, der eben die Treppen nach oben gerannt war, gab es nun vier Polizisten im Haus. Einen besseren Moment würde er nicht bekommen.
    Er stieß die Tür auf, überbrückte die wenigen Meter zum Haupteingang und verabschiedete sich ins Freie. Kühle Luft und Nachtschwärze schlugen ihm entgegen. Von weiter her war der laute Sirenenlärm der Verstärkung und hinter ihm das Brüllen der Polizisten zu hören. Ansonsten war es still.
    Prüfend überflog er die Umgebung. Kein Mensch war zu sehen, nur der entfernte Lichtstrahl einer Taschenlampe tanzte hektisch über den Boden. Er wackelte stark, als würde der Besitzer rennen. Der letzte verbliebene Polizist? Er wollte nicht bleiben und es herausfinden.
    Seine Schritte trugen ihn sicher, aber zügig in die entgegengesetzte Richtung. Dabei kam er am Küchenfenster vorbei. Deckenhoch tobten dahinter die Flammen. Die orangen Todesdämonen sättigten sich an den Gardinen und wohl immer noch an den Handtüchern. Es war erstaunlich, wie schnell sich das Feuer voranfraß.
    Hinter einem Busch, nahe dem Zaun zum nächsten Garten, machte er eine kurze Pause. Es würde nicht lang als Versteck dienen, aber für den überforderten Polizisten, der in dem Moment aus dem benachbarten Grundstück gerannt kam, reichte es allemal. Dieser hechtete auf die Haustür zu und würdigte die Umgebung mit keinem Blick. Zu sehr fesselten ihn die Flammen.
    Der Mörder grinste und atmete tief aus. Nun musste er nur noch über den Zaun und in die Hintergärten der Nachbarn verschwinden, damit er von der Straße aus nicht mehr zu sehen war. Langsam schlich er sich in der aufkommenden Panik davon - Tiffany schützend an sich gepresst.

  • Wow. Unglaublich spannend geschrieben. ich hatte mich schon gefragt, wie er da wohl wieder rauskommen wird, aber das habt ihr gut und vor allem glaubhaft gelöst. Ich habe nichts zu beanstanden.
    Jetzt hat er Tiffy. Oh man, ob das mal gut ausgeht... Ich weiß ja nicht. De Typ wirkt auf mich ziemlich abegklärt und er ist nicht dumm.

    Sie hatte seine Forderung erfüllt und damit ihren Mann gerettet. Er wollte es, hasste er ihn doch, aber es verstieß gegen die Regeln ihn nun zu töten. Und diese Regeln waren alles, was ihn daran hinderte dem Wahnsinn zu verfallen.

    Ok das kam überraschend. Er hat also Regeln, oder so ne art gewissen?

    Aber seine Bewegungsfreiheit wäre auf diesem Weg zu sehr eingeschränkt gewesen.

    dieser Satz wiederholt sich ein paar mal in dem Kapitel. Nichts wildes, aber ich dachte ich merks mal an.

    Eure Story ist super fesselnd, weiter so Mädels! :thumbsup:

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • Spannend, spannend, spannend.
    Jetzt wo er Tiffany hat, bin ich echt mal gespannt (merk man gar nicht ich weiß ;) ) ob es noch weitere Morde geben wird, denn irgendwie kann ich mir nicht so recht vorstellen, dass er mit dem Morden aufhören wird. Ich freue mich auf alle Fälle, dass es euch so gut gelingt, diese Geschichte zu verfassen. Bin neugierig wie es weiter geht :stick:

    xoxo
    Kisa

  • Kapitel 25
    Der Dritte im Bunde?

    Evie wurde am frühen Morgen davon geweckt, dass ihr Handy klingelte.
    Verschlafen rieb sie sich die Augen und tastete im Dunkeln nach ihrem Telefon. Neben ihr brummte Joey unwillig.
    Ihre Finger stießen an das kalte Metall und das Gerät fiel rumpelnd zu Boden, während es munter weiter lärmte.
    "Ach Scheiße!", murmelte Evie und ließ sich zurück in die Kissen sinken. Sie würde nachher zurück rufen. Zu ihrer Erleichterung erstarben die elektronischen Klänge von Morning Dust - nur um gleich darauf wieder zu erschallen. Wiederwillig warf die Journalistin die Decke zurück, rutsche aus dem Bett und wühlte auf dem Boden nach ihrem Handy. Schnell hatte sie es gefunden. Tiffanys Nummer. Auf einmal hellwach nahm sie ab.
    Es war Caleb und wenige Augenblicke spürte sie, wie sie kreidebleich wurde. Mit zitternden Fingern legte sie auf. Schwer atmend setzte sie sich zu Joey auf die Bettkante und rüttelte ihn wach. Auch er erwachte nur missmutig, aber als er Evie vor sich sah, die weiß wie die Wand war, war auch er schlagartig wach.
    "Was ist los?"
    "Er hat Tif." Mehr brachte sie nicht raus. Fassungslos starrte sie auf ihr Handy. Ihre Kehle war zugeschnürt und ihr Mund ganz trocken.
    Entsetzt richtete Joey sich auf. Evie lehnte sich müde an ihn und er schloss sie tröstend in die Arme.
    "Aber ... wie kann das sein?", fragte er. Seine Stimme rumpelte in seiner Brust. Evie antwortete mit belegter Stimme: "Er scheint gestern Nacht eingebrochen zu sein. Sie haben das Haus durchsucht, es war niemand dort. Aber sie müssen ihn übersehen haben. Er hat Feuer gelegt und in der aufkommenden Panik hat er sie mitgenommen. Caleb war der Meinung, dass wir es wissen sollten."
    Eine Weile verharrten sie in dieser Position. Evie hatte nicht das Bedürfnis sich Joey zu entziehen. Er war der einzige Halt, den sie in dieser entsetzlichen Zeit hatte. Während er sie hielt und sein Kinn auf ihren Kopf stütze, rasten ihre Gedanken.
    Wie konnte das sein? Wie war der Mörder ins Haus gelangt? Hatte er Spuren hinterlassen?
    Bei dem Gedanken schreckte sie hoch, wobei Joeys Kiefer hörbar und scheinbar auch schmerzhaft aufeinander prallten.
    "Sorry", sagte sie. "Aber wir sollten schnellst möglich zur Polizei! Vielleicht hat die DNA-Analyse was ergeben!"
    "Du hast Recht!", entgegnete ihr Kollege, schob sie zur Seite und begann schon sich anzuziehen.


    Wenig später saßen sie wieder auf dem Polizeipräsidium. Diesmal war man freundlicher zu ihnen, selbst der grummelige Kommissar Sparks hatte sich zu einer Entschuldigung hinreißen lassen. Allerdings glaubte Evie, dass es mehr daran lag, dass er einfach zu müde war, um sich mit einer nichtigen Diskussion über falsche Verdächtigungen zu befassen. Seine Augenringe waren noch tiefer geworden, sofern das überhaupt noch möglich gewesen war und seine Hände umklammerten schon die dritte Tasse Kaffee. Es hatte ihn wohl mehr Anstrengungen gekostet die aufgebrachte Journalistin zu beruhigen, als es zunächst den Anschein gemacht hatte.
    Nun saßen sie gemeinsam mit ihm und der rothaarigen Polizistin, die sich Ihnen als Grace Hemmingdale vorgestellt hatte, an einem der Tische in einem unordentlichen Büro. Akten und Notizen stapelten sich überall, an der Wand hinter dem Kommissar hing eine mit einem Tuch abgedeckte Pinnwand. Sicherlich waren auf ihr die Fotos und Steckbriefe der Opfer und des Täters angeheftet und man hatte ihnen, als Vertretern der Presse, das Futter nicht auf dem Silbertablett servieren wollen. Das Fenster stand offen und wehte abwechselnd stickige Luft und warmen Regen herein.
    "Haben die Tests etwas ergeben?", fragte Evie, die sich mittlerweile beruhigt hatte und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Chaos würde Tiffany mit Sicherheit nicht helfen.
    Sparks nickte, sagte aber kein Wort.
    "Das ist prima!", rief Evie aus. "Wir könnten das Phantombild in der Zeitung veröffentlichen, das Tiffany euch noch hat zeichnen lassen, oder ist der Mann in einer der Datenbänke verzeichnet?"
    "Ich glaube, es ist nicht so klug das Phantombild zu veröffentlichen, nicht wenn er sein Opfer bei sich hat", wandte Miss Hemmingdale ein.
    "Und warum nicht?!", fauchte Evie. "Wir müssen Tif rechtzeitig finden!"
    Die Rothaarige ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. "Mit einer öffentlichen Großfahndung würden wir ihn in die Enge treiben und vielleicht zu unbedachten Handlungen reizen. Wenn wir mit Bedacht vorgehen, verschaffen wir Miss Morgen Zeit."
    Evie wog ihr Argument ab. Das klang einleuchtend, doch ehe sie noch irgendetwas sagen konnte unterbrach Joey die hitzige Debatte.
    "Wer ist denn nun der Killer? Sie sagten die Probe hat was ergeben."
    Wieder nickte Sparks. Er zögerte wieder, dann begann er zu sprechen.
    "Eigentlich dürften wir Ihnen über das Ergebnis der Probe gar nichts sagen, aber wir haben Grund zu der Annahme, dass gerade Sie, Miss Jones, uns helfen können."
    Evie zog überrascht eine Augenbraue nach oben. "Sie stellen mich doch nicht schon wieder unter Mordverdacht?!"
    Sparks musterte sie ernst. Evie verstand die unausgesprochene Verneinung und lehnte sich zurück. "Also?"
    "Wir müssen Ihnen das Versprechen abnehmen, dass davon nichts, aber auch wirklich gar nichts, an die Öffentlichkeit geht - zumindest so lange, bis der Fall gelöst ist."
    Himmel, worum machten die denn so ein Geheimnis? Aber Evie wollte endlich wissen, was die beiden Kommissare zu sagen hatten und nickte feierlich.
    "Würden Sie dann das bitte unterschreiben? Das ist eine Unterlassungszusage." Grace schob ihnen jeweils einen Zettel und einen Kuli zu. Evie stöhnte. "Himmel!"
    "Ohne Unterschrift ..." Weiter kam die Polizistin nicht. Evie riss Blatt und Stift an sich und setzte ihre Unterschrift, dann sah sie Sparks auffordernd an.
    "Nun", ihm schien immer noch nicht ganz wohl in seiner Haut zu sein. "Also, die DNA war tatsächlich in unserer Datenbank gespeichert. "Sie gehört zu einem gewissen ... Carl Spencer."
    Evie ließ den Stift fallen. Klappernd fiel er zu Boden und rollte unter Evies Stuhl.
    Vor ziemlich genau einem Jahr hatte man Carls DNA aufgenommen und ihm einen Namen gegeben. Er hieß Carl, weil die Freunde ihn so genannt hatten und Spencer, weil es der erstbeste Name war, der den Behörden damals eingefallen war - zumindest so lange, bis man heraus gefunden hatte, wer er wirklich war.
    "Bitte was?! Das kann nicht sein! Er ist in Bristol", fuhr Evie leicht zeitverzögert auf. Es hatte eine Weile gedauert, bis die Information in ihrem Gehirn angekommen war.
    "Und der Klon?", fragte der Kommissar misstrauisch nach. "Ist er auch in Bristol?"
    Evie nickte so heftig, dass ihre nussbraunen Strähnen in ihr Gesicht fielen. "Ja, Bumblebee war die ganze Zeit dort. Fragen sie Nick Ryder. Er ist Polizist in Bristol!", antwortete sie, während sie die Haare zurück hinter ihr Ohr strich. Dieses Argument schien Sparks zu überzeugen. Ein Polizist als Alibi war wohl das Beste, das man haben konnte. Trotzdem setzte er zu einer weiteren Frage an. "Ich kann es mir einfach nicht erklären. Miss Morgen hatte noch nie mit Carl oder ... Bumblebee Kontakt. Wie kommt also Mister Spencers DNA unter ihre Fingernägel?"
    Eine berechtigte Frage. Evie legte die Stirn in Falten und dachte angestrengt nach, während Joey dem Gespräch nur mehr oder weniger ratlos folgte. Und dann weiteten sich die Augen der Journalistin. Ihre Finger begannen zu zittern. Mia hatte Recht gehabt! Sie hatte verdammt nochmal Recht gehabt! Sie musste unbedingt mit Ben telefonieren.
    Mit weichen Knien schob sie den Stuhl zurück, kramte in ihrer Tasche nach ihrem Handy und wählte Bens Nummer.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Spoiler anzeigen

    Auch er erwachte nur missmutig, aber als er Evie vor sich sah, die weiß wie die Wand war, war auch er schlafartig wach.
    "Was ist los?"

    schlagartig, oder?

    "Haben die Tests etwas ergeben?", fragte Evie, sie sich mittlerweile beruhigt hatte und versuchte ihre Gedanken zu ordnen.

    die


    Sind nur 2 Kleinigkeiten die mir ins Auge gesprungen sind.

    Der rote Faden zieht sich echt grandios durch die Geschichte, und es ist wie immer wunderschön geschrieben.
    Ich konnte mich, wie immer, recht mühelos in die Lage der einzelnen Personen versetzen auf Grund der herrlichen Schilderungen ihrer Gefühle. ^^
    Das der Killer nen Klon ist war jetzt auch nicht wirklich überraschend aber trotzdem sehr gut eingebracht ;)
    :stick: Knuddel will mehr :P

  • "Ich glaube_(Komma) es ist nicht so klug das Phantombild zu veröffentlichen, nicht wenn er sein Opfer bei sich hat", wandte Miss Hemmingdale ein.

    Evie nickte so heftig, dass ihre nussbraunen Strähnen in ihr Gesicht fielen. "Ja, Bumblebee war die ganze Zeit dort. Fragen sie Nick Ryder_(Punkt) Er ist Polizist in Bristol!", antwortete sie, während sie die Haare zurück hinter ihr Ohr strich.

    Hm... das war mal ne Überraschung. Ich habe echt nicht damit gerechnet, dass Carl bzw. einer seiner Klone noch einmal mit ins Spiel kommt, wobei wenn ich mich richtig erinnere hatte Mia im letzten Abschnitt so etwas angedeutete, dass sie zusammen mit Anna mehrere funktiontstüchtige Klone erschaffen haben. Da hätte ich eigentlich auch auf den Gedanken kommen können. Naja, ich bin auf alle Fälle gespannt, wie es weiter gehen wird :stick:

    xoxo
    Kisa

  • Also ist der Killer ein Klon? Ja da gabs so nen hinweis, dass es mehrere gegeben hatte...
    Ok keine Ahnung wer Carl ist, aber ich lass einfach mal auf mich wirken. Es ist und bleibt super spannend geschrieben! :)

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • @Rael
    Carl ist "das Ausgangsmaterial" für die Klone, also derjenige den Anna und Mia entführt hatten um ihn für ihre Zwecke zu missbrauchen.

  • Hi!

    Es ist super spannend geschrieben und die Sicht des Täters ist hier echt erschreckend. Wie er merkwürdige Regeln einhält und wie er fast schon eine Sucht zum Risiko hat.
    Seine Flucht aus dem Haus ist auch super beschrieben, man traut sich kaum zu atmen. Ihr habt euch da wirklich Mühe gegeben, das ganze glaubhaft und detailreich zu beschreiben und ihr drückt euch auch nicht um schwierige Stellen. Eine Sache stört mich trotzdem und das ist, dass die Polizei es dem Typen einfach zu leicht macht, bzw. doof handelt.
    1. Warum gehen sie davon aus, dass er es nicht ins Haus geschafft hat? Da liegt eine Leiche auf der Türschwelle. Zumindest sollte jemand mal überprüfen, ob mit Tiffany alles okay ist und zwar jemand anderes als der Ehemann. Eigentlich müssten sie sogar alle Zimmer durchsuchen oder die Bewohner an einem sicheren Ort versammeln.
    2. Dass es genau jetzt brennt ist sehr verdächtig und schreit geradezu Brandstiftung und jemand ist im Haus. Schwer verstellbar, dass die Polizei da nicht vorsichtiger ist und sich irgendwie aufteilt. Aber gut, das kann man vielleicht noch damit erklären, dass sie unterbesetzt sind.
    Der erste Punkt jedoch stört ein bisschen, was schade ist, weil es ansonsten wirklich spitzenmäßg geschrieben ist.


    LG Dinteyra

    • Offizieller Beitrag

    Es freut mich, dass dir die Teile gefallen. ^^

    Zu deinen Kriterien:

    1. Warum gehen sie davon aus, dass er es nicht ins Haus geschafft hat? Da liegt eine Leiche auf der Türschwelle. Zumindest sollte jemand mal überprüfen, ob mit Tiffany alles okay ist und zwar jemand anderes als der Ehemann. Eigentlich müssten sie sogar alle Zimmer durchsuchen oder die Bewohner an einem sicheren Ort versammeln.

    Du hast recht. :hmm: Ich schau mal, dass mir an der Stelle noch ein paar glaubwürdige Sätze einfallen. Damit das klarer wird. Die Polizisten haben natürlich schon jedes Zimmer durchsucht. Und Caleb geht natürlich davon aus, dass niemand im Raum ist, wenn seine Frau das sagt. ^^ Mal sehen, was mir da noch einfällt.

    2. Dass es genau jetzt brennt ist sehr verdächtig und schreit geradezu Brandstiftung und jemand ist im Haus. Schwer verstellbar, dass die Polizei da nicht vorsichtiger ist und sich irgendwie aufteilt. Aber gut, das kann man vielleicht noch damit erklären, dass sie unterbesetzt sind.
    Der erste Punkt jedoch stört ein bisschen, was schade ist, weil es ansonsten wirklich spitzenmäßg geschrieben ist.

    Auch an der Stelle kann ich dir Recht geben. Allerdings sind die Polizisten nur noch zu viert (einer lag, wie du sagst, auf der Türschwelle und der Polizeichef ist tot) Der Rest verteilt sich also im Garten. Und als sie das Feuer sehen, können sie ja davon ausgehen, dass der Mörder doch im Haus ist, bzw. das dort etwas passiert sein muss. Einer geht ins Haus, um die Familie zu warnen, einer, um das Feuer eventuell zu löschen, und dann noch einer, der die Vordertür und einer der die Hintertür sichern soll. Ich werde noch einen Funkspruch hinzufügen, der die anderen zu Hilfe ruft, weil das Feuer nicht zu löschen ist und der Polizeichef da liegt. Wenn das reicht? ^^

  • Ja, das klingt doch gut.
    Ich hab den letzten Teil jetzt auch gelesen. Wieder sehr gut und ich hab mir schon gedacht, dass der Mörder der Klon sein könnte, von dem gessprochen wurde. Obwohl er sehr erfahren wirkt, eher als hätte er schon ein ganzes Leben hinter sich, nicht so wie Bumblebee. Aber noch weiß man ja nicht, ob er es wirklich ist, es könnte auch noch mehr dahinter stecken.

    Ich mach mir dann mal ne Tüte Popcorn und gedulde mich bis zum nächsten Teil :popcorn:

  • Shit is getting real! Wtf! Was habt ihr nur aus dem ersten Teil für ein Feuerwerk gebastelt. Echt mal, waren das jetzt 5 Threadseiten? Es kommt mir vor wie zwei...

    Schon ab dem Zeitpunkt, wo die erste verschwundene Frau erwähnt wird, geht es so richtig spannend zur Sache. Ich habe mich mal wieder dabei ertappt, wie ich einige kleinere Passagen zwischen Evie und Joey übersprungen habe, nur um endlich etwas Neues zu den Fällen zu lesen. Und siehe da - ihr wartet mit einem richtigen Psychokopf auf und Mias Vorahnung hat den Backflash ausgelöst: Es gab doch noch einen dritten Klon am Ende des ersten Teils. Einer tauchte plötzlich auf und wurde abgeknallt, einer in den Gängen und der letzte war Bumblebee. Oder habe ich das falsch in Erinnerung? Der Typ aus den Katakomben dürfte dann der Mörder sein, denn er sagt auch, dass ein Mann seinen Bruder umgebracht hat.
    Erstaunlich jedenfalls, dass dieser Klon so lebensfähig ist und in der Lage, derart umsichtige Taten zu planen. Oh, und habe ich schon erwähnt, dass er einen Dachschaden hat? Den hat er nämlich, und zwar gewaltig :D Auch wenn seine Beweggründe nachvollziehbar sind - das Dach sollte dringend repariert werden, und zwar mit einem Vorschlaghammer.
    Und wie spannend die Zeilen waren, ab dem Zeitpunkt, wo er von Tiffanys Tochter entdeckt wurde... Übertrieben nice und ich könnte abtanzen, dass es hier noch nicht weitergeht!

    Genug gelobt, denn was ich in der letzten Geschichte schon bemängelt habe, taucht hier wieder auf. Eure Umschreibungen mit "die Brünette, die Rothaarige usw." fallen zwar deutlich weniger, aber in so regelmäßigen Abständen, dass es viel zu viel ist. Überhaupt finde ich, derartige Umschreibungen passen niemals in einen Satz und stellen immer einen Stilbruch dar, egal wie man es verbaut. Hier auch: ich habe es in dieser Form noch nie in einem Buch zu lesen bekommen xD

    Und das war auch schon alles mit dem Gemecker. Ich habe die anderen Kommentare kaum gelesen, weil ich schnell weiterkommen wollte und bin in Zukunft mit an Bord. Und wenn es nicht bald weitergeht, hetze ich euch die Krüppelklonarmee auf den Hals!

    "Sehe ich aus wie einer, der Geld für einen Blumentopf ausgibt, in den schon die Pharaonen gepisst haben?"