Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 3.400 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (10. Februar 2018 um 05:06) ist von Tariq.

  • Gruß euch!

    Hier plane ich eine Sammlung von Kurzgeschichten in einer Welt, wie ich sie hier: Flintpunk schon geplant habe. Ich beginne mit einem Schöpfungsmythos, der einen guten Teil Wahrheit enthalten dürfte, aber nur eine von vielen Sichtweisen ist.


    Von der Entstehung der Dinge


    Das Alleins wird zersprlittert und der Kosmos gesammelt

    Es war alles eins – der Himmel, die Erde und alles was dazwischen ist, die Erde, die Unterwelt und alles was dazwischen ist. Die Götter, die Geister, Mensch und Tier. Stein und Wasser, Pflanzen und Feuer, Luft und Zeit. Es war im Gleichgewicht, es war im Frieden.
    Aber Garem dachte: „Ich will frei sein und selbst“[1]
    Und als der große Gott das Alleins verließ, war es nicht mehr im Gleichgewicht und begann zu zerbrechen.
    Drei Elemente des Seins spalteten sich ab: Die Zeit begann, der Raum begann, der Tod begann.[2]
    Und die Himmelsgötter begannen. Und sie wollten das Zerbrechen des Alleins rückgängig machen, jeder für sich, denn Zusammenarbeit und ein Anführer, sie zu leiten, gab es noch nicht.
    Garem, im schlechten Gewissen, sammelte was er sah und er sah, was leuchtete. Doch zu unstet war er, so sammelte er viele kleine Lichtpunkte statt einen einzigen Haufen. So entstanden die Sterne.
    Anatu aber war geschickter. Alles was leuchtete oder warm war, das er fand, sammelte er auf einem Haufen und machte so die Sonne.
    Mira fürchtete die Hitze und fand weniger leuchtendes und machte den Mond.
    Gaia aber sagte zu Anatu: „Siehe, die Sonne droht alles zu verbrennen, was vom Alleins ist“[3]
    Und Anatu erschrak und er brachte die Sonne fort. Da wurde es dunkel und eisig, denn zu viel dessen, was hell und warm war, hatte er in ihr gesammelt.
    Und Naba sagte zu Antau: „Siehe, alles droht zu Eis zu erstarren und uns fehlt das Licht, nach den Teilen des Alleins zu suchen“
    Und Anatu erschrak abermals und dachte bei sich „brächte ich die Sonne zurück, sie verbrannte alles. Lies ich sie aber so weit weg, dass es warm und kalt genug wäre, würde uns wohl an vielen Orten das Licht zum Suchen fehlen. Ich weiß! Ich will die Sonne auf eine Kreisbahn schicken um alle Dinge, so werden sie beleuchtet an einem Teil der Zeit und können an einem anderen abkühlen“
    Und so tat er.
    Mira sah dies und dachte bei sich: „Ich will es ähnlich tun, aber mein kaltes Licht soll immer dort leuchten, wo die Sonne nicht ist. Auch der Mond soll auf eine Kreisbahn geschickt werden“
    Und so war die erste Zusammenarbeit erfunden von Anatu und Mira, Gott der Sonne und Göttin des Mondes.[4]
    Und Gaia sammelte von nun an am fleißigsten und machte die Welt aus allem, was sie fand. Sie war aus dem Felsen, dem Feuer, das bisher übersehen worden war, der Luft, dem Wasser, dem Kalten und dem Fleisch. Und sie tat es geschickt und legte alles zusammen, geordnet nach seiner Art. So gibt es im Norden das Kalte und im Süden nicht und den Fels vor allem im Gebirge.[5] So, dachte die kluge Göttin, wäre es am leichtesten es später wieder zusammen zu setzen. Und die anderen Götter übertrugen ihr die Aufsicht über die Welt wie Anatu sie über die Sonne, Mira über den Mond und Garem über die Sterne hatte.


    Die Krise der Himmelsgötter und die Schöpfung der Götter
    Doch die Götter spürten nun, wie sie schwächer wurden. Da die Zeit verrann und noch nicht wieder gefangen werden konnte, konnte auch der Tod nach ihnen greifen, denen etwas aus dem Alleins fehlte, etwas, das zerbrochen war und wieder eins sein musste.
    Und Naba stahl was die anderen noch davon hatten und schwächte sie noch mehr, um selbst zu erstarken. Die anderen Götter aber wurden zornig. Anatu sprach mit Gaia und die beiden beschlossen – wenn sie es noch einmal täte, solle sie dafür unter die Welt verbannt werden, ebenso, wenn jemand anderes es versuchte. So war das Gesetz erfunden.[6]
    Und Naba stahl erneut und die anderen Götter setzten sich über sie und sprachen: „Du hast es trotz des Gesetzes wieder getan und sollst unter die Welt verbannt werden“[7]
    So war der Richtspruch erfunden.
    Und sie verbannten sie unter die Welt auf immer.
    So war die Strafe erfunden.
    Und die Götter sahen, dass es sehr nützlich wäre, um alles wieder zu ordnen.[8] Naba aber wurde Göttin der Unterwelt.
    Und Anatu klagte Garem an für das Zerbrechen des Alleins. Aber die anderen Götter sprachen: „Er hat es vor dem Gesetz getan, er soll nicht bestraft werden. Nur wenn jemand es erneut tut, soll er büßen“[9]
    Und sie suchten nach dem, was ihnen ausging, von dessen wenigen Ressourcen Naba zu stehlen versucht hatte. Und sie machten andere Götter, um ihnen bei der Suche zu helfen aus den edelsten und besten Dingen, die sie in Sonne, Mond, Sternen, der Welt und der Unterwelt finden konnten. Und die ersten fünf Götter nannten sich Himmelsgötter und setzten sich dorthin, wo Sonne, Mond und Sterne kreisten. Nur Naba blieb in der Unterwelt als Strafe. Die neuen Götter aber besetzten den Raum zwischen Himmel und Erde, die Erde und die Unterwelt. Und sie suchten. Und sie fanden einen Teil dessen, das fehlte, im Geist. Und sie verbanden Geister mit anderen Teilen des Alleins. Mit den Flüssen, die daraufhin ihren Willen erhielten, ins Meer zu fließen und sich zu bewegen begannen, in das Feuer, das fortan fraß und sich vermehrte und wuchs und in alle anderen Dinge. Aus dem Fleisch mit dem Geist aber wuchsen die ersten Pflanzen. Doch all dies brachte nicht das, das sie suchten. Viele Götter fielen in Todesschlaf. Da verbanden sie noch mehr, Pflanzen mit Feuer und siehe! Wie das Feuer begann die Kreaturen zu fressen, einige waren sogar warm. So entstanden die Tiere. Doch auch diese waren noch nicht, was sie suchten. Da dachten die Götter bei sich: „Wenn wir nicht finden können, was uns fehlt, so können wir vielleicht erschaffen, was es erschafft.“
    Und sie gaben einer der Tierarten die göttliche Schöpferkraft und so entstanden die ersten Menschen. Dies geschah auf dem verbrannten Land als es noch grün war.
    Und die Menschen ehrten die Götter, beteten sie an und brachten ihnen Opfer dar und siehe! So schufen die Menschen, was den Göttern fehlte. Sie lebten und jubelten und brachten den fünf Himmelsgöttern deren gerechten Anteil.


    Die Götter erhalten ihre Domänen, die Menschen Bedürfnisse, Tugenden und Laster
    Doch mit der Verehrung kam Zwietracht unter die Götter, denn wer mehr davon hatte, dessen Macht wuchs über die der anderen. Da kamen die Himmelsgötter und teilten die Welt unter sich auf. Anatu wählte das rote Land im Süden, Mira erhielt das braune Land im Südosten, Gaia erhielt die weiten des gelben Landes im Zentrum. Naba, die nicht anwesend war bei der Beratung im Himmel sondern in der Verbannung, erhielt das weiße Land im hohen Norden, wo nie viele Menschen leben können würden, die Verehrung erschaffen. Garem aber erhielt das grüne Land, wo die Menschen erschaffen worden waren.
    Anatu aber grollte ihm noch immer, dass er das Alleins zersplittert hatte mit seinem Streben nach Freiheit. Und er nahm die Sonne und verbrannte das grüne Land damit, dass es zu großen Teilen Wüste wurde und nicht viele Menschen dort leben konnten.[10]
    Den Göttern aber gaben sie Domänen und den Menschen flüsterten sie Bedürfnisse ein, damit sie im Austausch für Güter Verehrung erhalten oder diese erpressen könnten.
    Die einen Götter meinten: „Wir wollen den Menschen als Gemeinschaft ein gutes, ertragreiches Leben geben und sie zu Tugendhaftigkeit aufrufen“
    Und ein jeder von diesen erdachte sich eine Tugend.
    Andere aber dachten: „Wir wollen uns die Schwäche der Menschen zu Nutze machen und ihre Laster befriedigen, so werden sie uns dankbar sein, jeder einzelne“
    Naba in der Unterwelt, selbst einst von Gier verführt, nahm sich letzterer an, die anderen schlossen sich den anderen Himmelsgöttern an.
    Und die Menschen vermehrten sich und verbreiteten sich über das Land. Und die Götter ringen um ihre Gunst bis heute. Nur die Himmelsgötter erhalten ihren Tribut von den anderen.[11]


    Anmerkung: Dies ist der Schöpfungsmythos, wie man ihn vor allem auf dem roten Subkontinent findet. Es gibt in anderen Regionen deutliche Abweichungen. So würden sich die Bewohner des schwarzen Kontinents kaum als „verbrannt“ ansehen. Hier spielt wohl eine rassistische Polemik hinein, wenn auch die Bewohner des schwarzen Landes davon sprechen, dass es einst grün war. Naba wird im Norden deutlich positiver gezeichnet, wo sie meist als zu Unrecht verbannt gilt. Auch das Gesetz als zweite Erfindung findet sich so nur in eher Autoritären Gesellschaften.


    [1] Wie er ein eigenes Bewusstsein und eigenen Willen haben konnte, ohne „selbst“ also eigenständig zu sein, ist unklar.
    [2] Theologisch ist das Alleins wohl als unendlich zu verstehen. Durch die Zersplitterung wird nun alles in Zeit und Raum eingeschlossen und endlich, also sterblich. Selbst die großen Himmelsgötter sind später vom Tod bedroht!
    [3] Unklar ist, ob hier wirklich alles gemeint ist, oder nur die stofflichen Elemente.
    [4] Die Zusammenarbeit wird hier als erste Erfindung der Himmelsgötter identifiziert. Dem wird wohl enorme Wichtigkeit zugeordnet!
    [5] Eine problematische Stelle – kommt Kälte nun von der Abwesenheit der Sonne oder von einem Element „Kaltes“?
    [6] Das Gesetz ist nach der Zusammenarbeit die zweite Erfindung. Obwohl sie nur zu fünft sind, müssen die Himmelsgötter ihr Zusammenleben regeln.
    [7] Das erste Gesetz und das erste Verbrechen, der Urfrevel, ist nicht Mord oder sonstige Gewalt, sondern das an sich raffen von Vorräten in Notzeiten!
    [8] Gesetz, Richtspruch und Strafe sind der Ordnung derart dienlich, dass sie ein Werkzeug zur Wiederherstellung des Alleins sind! Die Wichtigkeit dieser Prinzipien in der Gesellschaft ist damit sehr deutlich.
    [9] Hier wird klar: Der Urfrevel ist Nabas Gier, nicht Garems Streben nach Freiheit.
    [10] Alle Himmelsgötter erhalten ein Land, nur Anatu erwählt es sich selbst. Und obwohl die anderen Himmelsgötter beschlossen haben, Garem nicht zu bestrafen, tut er es jetzt doch. Der Sonnengott wird hier plötzlich sehr negativ und herrschsüchtig gezeichnet.
    [11] Hier wird plötzlich wieder ein Bild der Einigkeit unter den fünf Himmelsgöttern gezeichnet.

  • Das gefällt mir alles in allem sehr gut. Ich bin Fan von Schöpfungsgeschichten und dieser komischen Sprache, die bei sowas meist benutzt wird.
    Bei manchen Sachen war ich trotzdem verwirrt, ohne dass ich den Finger darauf legen könnte, was genau ich nicht verstanden habe... kann aber auch von der Sprache kommen.
    Hier und da hast du Wörter auseinander geschrieben, die zusammen gehören, vor allem bei Verben mit "zu".

    Ich fand das sehr interessant zu lesen und konnte mir alles gut vorstellen. Die Fußnoten fand ich ganz nett, das hin- und herscrollen war nur etwas doof ^^

    Sometimes, you read a book and it fills you with this weird evangelical zeal, and you become convinced that the shattered world will never be put back together unless and until all living humans read the book.

  • Diese komische Sprache soll letztlich die Übersetzung einer uralten Steintafel oder Schriftrolle aus längst vergangegen Zeiten nachahmen. Eine Übersetzung des Gilgamesch-Epos oder auch der Bibel liest sich, wenn man es wissenschaftlich genau tut, noch bei weitem komischer. Aber dann versteht man wirklich kein Wort mehr. ^^

    Hier und da hast du Wörter auseinander geschrieben, die zusammen gehören, vor allem bei Verben mit "zu".

    Ein typischer Fehler von mir, genau wie statt i ein e zu benutzen oder umgekehrt (da rettet mich aber hier die Rechtschreib-Software von Word). Rechtschreibung war nie meine Stärke.

    Danke für die gute Kritik! Sowas macht Lust, nachzuliefern. :)

  • Eine Geschichte bei den Mexteken, die ich an die Azteken und Spartaner angelehnt habe und den Heloten, ihrem Sklavenvolk

    Schwäche

    „Was Schwäche bedeutet, will ich euch erzählen. Denn wir Mexteken können sie uns nicht leisten!“

    Xenu schlug mit den in eine hözerne Sichel eingesetzen Obsidianklingen zu. Der Maiskolben wurde glatt vom Stiel geschnitten. Ein weiterer Schnitt und ein paar geschickte Griffe und er war von den einhüllenden Blättern befreit und landete im Korb aus Schilfgeflecht. Dann schnitt er den Stil um. Er war staubtrocken und würde heute Nacht nach der Ernte gut brennen, so dass seine Asche den Boden düngen würde. Feuer, Wasser und Erde gaben ihre Kraft für den Mais, der Heloten wie Mexteken ernährten.
    Xenu blickte von der Arbeit auf. Sein Rücken schmerzte, obwohl er sein 20 Jahr noch nicht gesehen hatte. Er erblickte Trulan, die wohl größte Stadt der Welt mit ihren drei Tempelpyramiden. Würden 40 Männer einen Turm bilden, indem sie sich auf die Schultern je eines anderen stellten würde er wohl knapp so hoch sein wie diese gewaltigen Steinbauten, für die und auf denen unzählige Heloten, wie Xenu einer war, ihr leben unter harter Arbeit oder einem Opfermesser gelassen hatten.
    Die Heloten waren die Dienervölker der Mexteken. Das Kriegervolk hatte sie unterworfen und beutete sie nun aus. Doch Xenu war guten Mutes – dieses Jahr war dieErnte so gut, dass es genug Nahrung gäbe, auch nach den hohen Steuern.
    Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und fuhr mit der Arbeit fort. Die Sonne, Anatus Himmelslicht, war heute unerbittlich heiß.
    Er hörte Schreie und blickte erneut von der Arbeit auf. Die Stimme eines jungen Mädchens… Es war Atla, seine kleine Schwester! Und er hörte die Stimmen junger Männer, die ihr befahlen, still zu sein.
    Xenu griff seinen Wanderstab vom Boden, den er immer bei sich hatte, um Kojoten abwehren zu können. Die Mexteken verboten den Heloten eigentlich den Besitz von Waffen, aber Wanderstäbe, Knüppel um Fische und andere Tiere zu schlachten und allerlei Werkzeuge wie Beile, Dechseln und Messer konnten sie ihrem Sklavenvolk nicht vorenthalten. Und einige übten sich heimlich darin, diese im Kampf zu gebrauchen, da ihre Herren sie kaum angemessen beschützten. Einige hofften wohl auch auf eine Rebellion, die aber zweifellos aussichtslos wäre.
    Durch die hohen Maisstängel konnte Xenu nicht sehen, was genau vor sich ging, er folgte einfach den Stimmen und rannte durch das Dickicht. Maisblätter kitzelten unangenehm seinen nackten Oberkörper, den er zum Schutz vor der Sonne mit Schlamm beschmiert hatte.
    Er brach ins Freie und sah drei Halbstarke, die seine Schwester gerade auf den Boden warfen. Mextekische Halbstarke. Schon sich ihnen ungefragt zu nähern konnte seinen Tod bedeuten. Nicht, dass sie einen Vorwand brauchten, Heloten zu töten. Sie durften es und taten es bisweilen aus Spaß heraus. Sie wurden ohne Liebe erzogen, erzählte man sich. Man riss die jungen Mexteken schon in früher Kindheit aus den Familien und bildete sie zum Kämpfen aus. Sie bekamen zu wenig zu essen und mussten stehlen, um zu überleben. Ein Kind, das gehänselt wurde, ohne sich zu wehren, wurde von den Lehrern noch betraft. Sie wurden geschlagen, bis Schmerz keine Bedeutung mehr für sie hatte. Dass ihnen auch Kunst und Götter nahe gebracht wurden, änderte nichts daran, dass sie erbarmungslos und durch und durch böse wurden. Nur wenn sie erfolgreich kämpften, erhielten sie etwas Anerkennung.
    Einer von ihnen erblickte Xenu.
    „Na? Willst du ein paar richtigen Männern zusehen? Komm her! Vielleicht lernst du ja was“
    Die drei lachten dreckig. Xenu blickte in Atlas flehende Augen. Einer der Mexteken hatte seinen Fuß auf ihren Rücken gestellt, damit sie nicht aufstehen konnte.
    Xenu gehorchte. Trat heran. Er spürte Verzweiflung. Schickte ein stilles Gebet an Meo, den Schutzgott der Bauern und versprach, ihm eine ganze Wochenration zu opfern, wenn er nur einschritt.
    Aber der Gott schwieg. Die drei Kriegsgötter, die die Mexteken anbeteten, waren mächtiger als die Regen-, Acker-, und Feuergötter der Heloten.
    Einer drehte seine Schwester um und hielt ihre Hände im eisernen Griff fest.
    Der zu Xenu gesprochen hatte, wandte sich von ihm ab und legte den Koller, ein Kleidungsstück aus dicken Lagen in Salzlake gehärteter Baumwolle und Agavenfasern, dass den Torso vor Waffen passablen Schutz bot. Die Mexteken trugen ihn immer und überall.
    Er beugte sich über Atla und etwas geschah mit Xenu. Er änderte leicht den Griff an seinem Stab. Keiner beachtete ihn, alle blickten zu seiner Schwester.
    Plötzlich hatte er den Stab mit beiden Händen an einem Ende gepackt und lies ihn auf den Kopf des Mexteken krachen, der seine Schwester als erstes wollte. Ein hässliches Knacken erklang und erschlafft brach der Halbstarke zusammen.
    Er zog den Stab zurück und stieß den Stab wie einen Speer mitten in das überraschte Gesicht dessen, der seine Schwester hielt. Seine Nase wurde zu einem blutigen Fladen zerdrückt. Auch er bracht zusammen.
    „Das wirst du bereuen, Helotenschwein!“, brüllte der letzte und riss einen langen Obsidiandolch aus seinem Gürtel. Er glänzte schwarz in der Sonne. Ein makelloses Stück, das wohl noch nie in einem echten Kampf gezogen worden war. Was hieß das die Klinge scharf genug war, ein fallendes Haar zu zerteilen.
    Xenu brachte den Stab zwischen sich und den Gegner und ging in eine schlichte Grundstellung. Er hätte zunächst einen Reichweitenvorteil, aber wenn sein Gegner ihn unterlief wäre es um ihn geschehen.
    Der Mexteke grinste nur.
    „Heimtückisch eins überbraten, das kannst du. Aber jetzt bist du tot!“, knurrte er.
    Xenu wusste nur allzu gut, dass er recht hatte. Mexteken hörten nur auf, das Kämpfen zu üben um zu kämpfen. Und er war ein Bauer, der heimlich ein paar Grundlagen mit dem Stab erlernt hatte.
    Lässig warf der Halbstarke seinen Dolch von einer Hand in die andere.
    Xenu wollte dies ausnutzen und als die Waffe gerade in der Luft war, stieß er vor, damit sein Gegner sie vielleicht nicht mehr fangen konnte. Der wich dem Stoß aber geschmeidig aus, fing den Dolch mit der Linken und den Stab mit der Rechten. Xenu versuchte, ihm seine Waffe wieder zu entreißen, sein Gegner aber nutzte das Zerren, um mit einem Ruck am Ende des Stabes vorbei zu kommen. Statt aber zuzustechen schmetterte er die Faust gegen das Kinn des Heloten, so dass dieser ein Knacken hörte und Sterne sah. Er fiel auf sein Hinterteil, der Stab entglitt seinen Händen.
    „Ich breche dir jetzt Arme und Beine und steche dir die Augen aus, wertloser Helot, und dann lasse ich dich auf dem Feld liegen, damit dich nachts die Kojoten fressen. Bei lebendigem Leibe“
    Er drückte Xenu zu Boden, seinen Dolch mit der durchsichtigen, unfassbar scharfen Klinge richtete er auf sein rechtes Auge und näherte es langsam und voll Genuss an. Er kniete sich auf Xenus Arme und packte mit der freien Hand seinen Haarschopf. So war er dem Mexteken ausgeliefert.
    Die Dolchspitze kam näher und näher. Xenu schloss die Augen. Nicht, dass es etwas nützen würde – das Augenlied würde kaum mehr Widerstand bieten als die Luft.
    Da tropfte etwas auf sein Gesicht. Heiß und nass. Und der Schmerz blieb aus. Lautlos kippte der Halbstarke von ihm herunter. Vorsichtig blinzelte Xenu und sah seine Schwester Atla mit einem blutigen Dolch in der Hand über sich stehen. Blass und zitternd wie er selbst. Sie hatte dem Mexteken die Kehle durchgeschnitten wie einem Hund, den man schlachtete.
    Arroganz und Zorn mussten ihn derart geblendet haben, dass er sie nicht bemerkt hatte.
    Xenu befreite sich von dem Leib, der halb auf ihm lag, erhob sich und umarmte sie.
    „Was sollen wir tun, Schwester?“, fragte er, „wenn alle tot sind, werden die Mexteken sich an unserem ganzen Dorf rächen und jeden zehnten hinrichten. Und wenn einer lebt, so wird er uns erkennen und wir sind des Todes. Wenn wir fliehen, rächen sie sich an unserer Familie“
    Atla antwortete mit erstaunlich ruhiger Stimme: „Bruder, du hast heute etwas bewiesen. Eine Göttin sprach zu mir. Ihr Name ist Ischta. Sie sagt, sie ist eine wenig bekannte Göttin der Mutterschaft und des Kampfes zum Schutz der Familie. Sie will uns Heloten beistehen, wenn wir sie ehren. Sie will uns helfen, uns von der Tyrannei der Mexteken zu befreien. Heute hat sie geprüft, ob du, wie ich meinte, eine gute rechte Hand von mir wärest. Sie wird sehr zufrieden sein. Doch nun müssen wir alle, die uns folgen wollen, sammeln und zum Tokpatl ziehen, wo man Obsidian für Waffen sammeln kann. Komm, es erwartet uns viel Arbeit“


    Der Göttin Ischta und ihrer Prophetin Atla folgend begaben sich die Bewohner des Dorfes auf die Schollenflucht und bewaffneten sich am ruhenden Vulkan Tokpatl. Bald sollten andere ihnen folgen, sodass sie heute zu einem echten Ärgernis für die Mexteken wurden. Die beiden überlebenden halbstarken Mexteken wurden für ihre Niederlage gegen eine Unterzahl von Heloten, ihre unerhörte Schwäche, hart bestraft, denn sie führte zu einer Rebellion unter einer fremden Göttin.


    Anmerkung: Geschichten werden bei den Mexteken stets aus der Sicht der Sieger erzählt, selbst wenn ihre Feinde einmal gewonnen haben sollten.

    2 Mal editiert, zuletzt von Windweber (30. November 2016 um 12:50)

  • Xenu schlug mit der hölzernen Sichel mit den Obsidianklingen zu.

    hölzern klein geschrieben; Außerdem ist das mit ... mit ... etwas verwirrend. Vielleicht "mit der hölzernen Sichel der Obsidianklinge"?

    Dann schnitt er den Stil um

    schnitt klein geschrieben; kann man etwas umschneiden? Nicht eher abschneiden?

    Da sich in diesem Text Groß-/Kleinschreibungsfehler, fehlende Buchstabend und Leerzeichen etc. häufen, sag ich dazu nichts im Einzelnen sondern bitte dich, mal etwas genauer über den Text zu gehen :)

    Auch dieser Text gefällt mir vom Inhalt her gut. Was mich nur etwas verwunderte, dass dieses kleine Mädchen den kampferfahrenen Mexteken einfach von hinten überraschen konnte, noch dazu indem sie ihm die Kehle durchschnitt. Dafür müsste sie ihn ja fast von hinten umarmt haben. Da wäre ein gezielter Stoß ins Herz von hinten vielleicht besser. Oder aber es wird mit der Kraft der Göttin erklärt, dass sie kurz die Sinne des Mexteken trübte oder oder.
    Hach, ich liebe solche "alten" Geschichten und die Schreibweise dazu, die du wunderbar triffst.

    Sometimes, you read a book and it fills you with this weird evangelical zeal, and you become convinced that the shattered world will never be put back together unless and until all living humans read the book.

  • Außerdem ist das mit ... mit ... etwas verwirrend. Vielleicht "mit der hölzernen Sichel der Obsidianklinge"?

    Ich meine hier sowas: http://www.landschaftsmuseum.de/Bilder/Sichel-2.jpg

    Aber danke für die gute Kritik! Da muss ich meinen Entusiasmus beim Schreiben wohl etwas bremsen. Ich habe auch gemerkt, dass mein Szenario eine Herausforderung birgt - jeder weiß, wie eine Sichel, ein Schwert, ein Hammer aussieht. Aber wie beschreibe ich steinzeitliche Werkzeuge und Waffen? Davon hat man ja noch keine Bilder im Kopf. Vielleicht sollte ich mit Fußnoten zu Bildern verlinken (man muss das Urheberrecht beachten). Sonst wird es schwer, z.B. das Macuahiutl oder Obsidianschwert als Lieblingswaffe der Mexteken rüberzubringen...

    Was mich nur etwas verwunderte, dass dieses kleine Mädchen den kampferfahrenen Mexteken einfach von hinten überraschen konnte, noch dazu indem sie ihm die Kehle durchschnitt.

    Ich dachte, in seiner Arroganz denkt er einfach nicht mehr an sein Opfer, zudem ist er von Zorn auf den dreisten Heloten geblendet.

  • @Windweber Ich weiß schon, was du meinst, aber die Formulierung "mit der hölzernen Sichel mit den Obisidianklingen" ist trotzdem nicht richtig ^^ als allerhöchstes der Gefühle würde ich ein "mit der hölzernen Sichel, mit den Obsidianklingen" durchgehen lassen, aber wirklich fein ist das nicht.

    Und zum anderen Punkt: Dann beschreib das doch kurz in einem Nebensatz so, dann ist das einem als Leser klar :)

    Sometimes, you read a book and it fills you with this weird evangelical zeal, and you become convinced that the shattered world will never be put back together unless and until all living humans read the book.

  • Ist es so besser?

    Xenu schlug mit den in eine hözerne Sichel eingesetzen Obsidianklingen zu.

    Arroganz und Zorn mussten ihn derart geblendet haben, dass er sie nicht bemerkt hatte.

    Zum Herzstoß wäre mir noch eingefallen, dass ja nur einer der Mexteken seinen Koller, eine Art Harnisch, abgelegt hat, der seinen Torso schützt. Der wird als erster niedergeschlagen. Für einen Dolch dürfte dann der Hals die empfindlichste Stelle sein, oder?

    Aber noch mal vielen, vielen Dank für die konstruktive Kritik!

  • Hallo @Windweber

    Ich habe mir beide Geschichten durchgelesen. Ein paar Anmerkungen (okay, zugegeben, es waren ein paar mehr) habe ich dir in einer PN geschickt. ^^
    VG Tariq

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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