Gruß euch!
Hier plane ich eine Sammlung von Kurzgeschichten in einer Welt, wie ich sie hier: Flintpunk schon geplant habe. Ich beginne mit einem Schöpfungsmythos, der einen guten Teil Wahrheit enthalten dürfte, aber nur eine von vielen Sichtweisen ist.
Von der Entstehung der Dinge
Das Alleins wird zersprlittert und der Kosmos gesammelt
Es war alles eins – der Himmel, die Erde und alles was dazwischen ist, die Erde, die Unterwelt und alles was dazwischen ist. Die Götter, die Geister, Mensch und Tier. Stein und Wasser, Pflanzen und Feuer, Luft und Zeit. Es war im Gleichgewicht, es war im Frieden.
Aber Garem dachte: „Ich will frei sein und selbst“[1]
Und als der große Gott das Alleins verließ, war es nicht mehr im Gleichgewicht und begann zu zerbrechen.
Drei Elemente des Seins spalteten sich ab: Die Zeit begann, der Raum begann, der Tod begann.[2]
Und die Himmelsgötter begannen. Und sie wollten das Zerbrechen des Alleins rückgängig machen, jeder für sich, denn Zusammenarbeit und ein Anführer, sie zu leiten, gab es noch nicht.
Garem, im schlechten Gewissen, sammelte was er sah und er sah, was leuchtete. Doch zu unstet war er, so sammelte er viele kleine Lichtpunkte statt einen einzigen Haufen. So entstanden die Sterne.
Anatu aber war geschickter. Alles was leuchtete oder warm war, das er fand, sammelte er auf einem Haufen und machte so die Sonne.
Mira fürchtete die Hitze und fand weniger leuchtendes und machte den Mond.
Gaia aber sagte zu Anatu: „Siehe, die Sonne droht alles zu verbrennen, was vom Alleins ist“[3]
Und Anatu erschrak und er brachte die Sonne fort. Da wurde es dunkel und eisig, denn zu viel dessen, was hell und warm war, hatte er in ihr gesammelt.
Und Naba sagte zu Antau: „Siehe, alles droht zu Eis zu erstarren und uns fehlt das Licht, nach den Teilen des Alleins zu suchen“
Und Anatu erschrak abermals und dachte bei sich „brächte ich die Sonne zurück, sie verbrannte alles. Lies ich sie aber so weit weg, dass es warm und kalt genug wäre, würde uns wohl an vielen Orten das Licht zum Suchen fehlen. Ich weiß! Ich will die Sonne auf eine Kreisbahn schicken um alle Dinge, so werden sie beleuchtet an einem Teil der Zeit und können an einem anderen abkühlen“
Und so tat er.
Mira sah dies und dachte bei sich: „Ich will es ähnlich tun, aber mein kaltes Licht soll immer dort leuchten, wo die Sonne nicht ist. Auch der Mond soll auf eine Kreisbahn geschickt werden“
Und so war die erste Zusammenarbeit erfunden von Anatu und Mira, Gott der Sonne und Göttin des Mondes.[4]
Und Gaia sammelte von nun an am fleißigsten und machte die Welt aus allem, was sie fand. Sie war aus dem Felsen, dem Feuer, das bisher übersehen worden war, der Luft, dem Wasser, dem Kalten und dem Fleisch. Und sie tat es geschickt und legte alles zusammen, geordnet nach seiner Art. So gibt es im Norden das Kalte und im Süden nicht und den Fels vor allem im Gebirge.[5] So, dachte die kluge Göttin, wäre es am leichtesten es später wieder zusammen zu setzen. Und die anderen Götter übertrugen ihr die Aufsicht über die Welt wie Anatu sie über die Sonne, Mira über den Mond und Garem über die Sterne hatte.
Die Krise der Himmelsgötter und die Schöpfung der Götter
Doch die Götter spürten nun, wie sie schwächer wurden. Da die Zeit verrann und noch nicht wieder gefangen werden konnte, konnte auch der Tod nach ihnen greifen, denen etwas aus dem Alleins fehlte, etwas, das zerbrochen war und wieder eins sein musste.
Und Naba stahl was die anderen noch davon hatten und schwächte sie noch mehr, um selbst zu erstarken. Die anderen Götter aber wurden zornig. Anatu sprach mit Gaia und die beiden beschlossen – wenn sie es noch einmal täte, solle sie dafür unter die Welt verbannt werden, ebenso, wenn jemand anderes es versuchte. So war das Gesetz erfunden.[6]
Und Naba stahl erneut und die anderen Götter setzten sich über sie und sprachen: „Du hast es trotz des Gesetzes wieder getan und sollst unter die Welt verbannt werden“[7]
So war der Richtspruch erfunden.
Und sie verbannten sie unter die Welt auf immer.
So war die Strafe erfunden.
Und die Götter sahen, dass es sehr nützlich wäre, um alles wieder zu ordnen.[8] Naba aber wurde Göttin der Unterwelt.
Und Anatu klagte Garem an für das Zerbrechen des Alleins. Aber die anderen Götter sprachen: „Er hat es vor dem Gesetz getan, er soll nicht bestraft werden. Nur wenn jemand es erneut tut, soll er büßen“[9]
Und sie suchten nach dem, was ihnen ausging, von dessen wenigen Ressourcen Naba zu stehlen versucht hatte. Und sie machten andere Götter, um ihnen bei der Suche zu helfen aus den edelsten und besten Dingen, die sie in Sonne, Mond, Sternen, der Welt und der Unterwelt finden konnten. Und die ersten fünf Götter nannten sich Himmelsgötter und setzten sich dorthin, wo Sonne, Mond und Sterne kreisten. Nur Naba blieb in der Unterwelt als Strafe. Die neuen Götter aber besetzten den Raum zwischen Himmel und Erde, die Erde und die Unterwelt. Und sie suchten. Und sie fanden einen Teil dessen, das fehlte, im Geist. Und sie verbanden Geister mit anderen Teilen des Alleins. Mit den Flüssen, die daraufhin ihren Willen erhielten, ins Meer zu fließen und sich zu bewegen begannen, in das Feuer, das fortan fraß und sich vermehrte und wuchs und in alle anderen Dinge. Aus dem Fleisch mit dem Geist aber wuchsen die ersten Pflanzen. Doch all dies brachte nicht das, das sie suchten. Viele Götter fielen in Todesschlaf. Da verbanden sie noch mehr, Pflanzen mit Feuer und siehe! Wie das Feuer begann die Kreaturen zu fressen, einige waren sogar warm. So entstanden die Tiere. Doch auch diese waren noch nicht, was sie suchten. Da dachten die Götter bei sich: „Wenn wir nicht finden können, was uns fehlt, so können wir vielleicht erschaffen, was es erschafft.“
Und sie gaben einer der Tierarten die göttliche Schöpferkraft und so entstanden die ersten Menschen. Dies geschah auf dem verbrannten Land als es noch grün war.
Und die Menschen ehrten die Götter, beteten sie an und brachten ihnen Opfer dar und siehe! So schufen die Menschen, was den Göttern fehlte. Sie lebten und jubelten und brachten den fünf Himmelsgöttern deren gerechten Anteil.
Die Götter erhalten ihre Domänen, die Menschen Bedürfnisse, Tugenden und Laster
Doch mit der Verehrung kam Zwietracht unter die Götter, denn wer mehr davon hatte, dessen Macht wuchs über die der anderen. Da kamen die Himmelsgötter und teilten die Welt unter sich auf. Anatu wählte das rote Land im Süden, Mira erhielt das braune Land im Südosten, Gaia erhielt die weiten des gelben Landes im Zentrum. Naba, die nicht anwesend war bei der Beratung im Himmel sondern in der Verbannung, erhielt das weiße Land im hohen Norden, wo nie viele Menschen leben können würden, die Verehrung erschaffen. Garem aber erhielt das grüne Land, wo die Menschen erschaffen worden waren.
Anatu aber grollte ihm noch immer, dass er das Alleins zersplittert hatte mit seinem Streben nach Freiheit. Und er nahm die Sonne und verbrannte das grüne Land damit, dass es zu großen Teilen Wüste wurde und nicht viele Menschen dort leben konnten.[10]
Den Göttern aber gaben sie Domänen und den Menschen flüsterten sie Bedürfnisse ein, damit sie im Austausch für Güter Verehrung erhalten oder diese erpressen könnten.
Die einen Götter meinten: „Wir wollen den Menschen als Gemeinschaft ein gutes, ertragreiches Leben geben und sie zu Tugendhaftigkeit aufrufen“
Und ein jeder von diesen erdachte sich eine Tugend.
Andere aber dachten: „Wir wollen uns die Schwäche der Menschen zu Nutze machen und ihre Laster befriedigen, so werden sie uns dankbar sein, jeder einzelne“
Naba in der Unterwelt, selbst einst von Gier verführt, nahm sich letzterer an, die anderen schlossen sich den anderen Himmelsgöttern an.
Und die Menschen vermehrten sich und verbreiteten sich über das Land. Und die Götter ringen um ihre Gunst bis heute. Nur die Himmelsgötter erhalten ihren Tribut von den anderen.[11]
Anmerkung: Dies ist der Schöpfungsmythos, wie man ihn vor allem auf dem roten Subkontinent findet. Es gibt in anderen Regionen deutliche Abweichungen. So würden sich die Bewohner des schwarzen Kontinents kaum als „verbrannt“ ansehen. Hier spielt wohl eine rassistische Polemik hinein, wenn auch die Bewohner des schwarzen Landes davon sprechen, dass es einst grün war. Naba wird im Norden deutlich positiver gezeichnet, wo sie meist als zu Unrecht verbannt gilt. Auch das Gesetz als zweite Erfindung findet sich so nur in eher Autoritären Gesellschaften.
[1] Wie er ein eigenes Bewusstsein und eigenen Willen haben konnte, ohne „selbst“ also eigenständig zu sein, ist unklar.
[2] Theologisch ist das Alleins wohl als unendlich zu verstehen. Durch die Zersplitterung wird nun alles in Zeit und Raum eingeschlossen und endlich, also sterblich. Selbst die großen Himmelsgötter sind später vom Tod bedroht!
[3] Unklar ist, ob hier wirklich alles gemeint ist, oder nur die stofflichen Elemente.
[4] Die Zusammenarbeit wird hier als erste Erfindung der Himmelsgötter identifiziert. Dem wird wohl enorme Wichtigkeit zugeordnet!
[5] Eine problematische Stelle – kommt Kälte nun von der Abwesenheit der Sonne oder von einem Element „Kaltes“?
[6] Das Gesetz ist nach der Zusammenarbeit die zweite Erfindung. Obwohl sie nur zu fünft sind, müssen die Himmelsgötter ihr Zusammenleben regeln.
[7] Das erste Gesetz und das erste Verbrechen, der Urfrevel, ist nicht Mord oder sonstige Gewalt, sondern das an sich raffen von Vorräten in Notzeiten!
[8] Gesetz, Richtspruch und Strafe sind der Ordnung derart dienlich, dass sie ein Werkzeug zur Wiederherstellung des Alleins sind! Die Wichtigkeit dieser Prinzipien in der Gesellschaft ist damit sehr deutlich.
[9] Hier wird klar: Der Urfrevel ist Nabas Gier, nicht Garems Streben nach Freiheit.
[10] Alle Himmelsgötter erhalten ein Land, nur Anatu erwählt es sich selbst. Und obwohl die anderen Himmelsgötter beschlossen haben, Garem nicht zu bestrafen, tut er es jetzt doch. Der Sonnengott wird hier plötzlich sehr negativ und herrschsüchtig gezeichnet.
[11] Hier wird plötzlich wieder ein Bild der Einigkeit unter den fünf Himmelsgöttern gezeichnet.