Erstmal eine kleine Zusammenfassung, um was es überhaupt geht:
Schon seit jeher ist das bewaldete Land, jenseits der Ostgrenzen der Reiche Söderhym und Ryttmark, für die Gardrim und Menschen ein Land voller Mythen und Legenden. Lediglich die schroffen Gipfel des von den grausamen Völkern der Gremlins, Goblins und Fraks Sor Pirsak genannten Gebirges ist zu sehen. Doch was mag wohl dahinter liegen? Egal ob es nun noch mehr Norder, oder aber sogar das vor langer Zeit vom Rest des Kontinents abgeschnittene Volk der Helvetrin ist, der junge Adelige Galdor ett Hogmir ist fest entschloss den Sagen und Legenden auf den Grund zu gehen und bei einer Reise quer durch die Wildnis endlich wieder zu entdecken, was andere vor langer Zeit vergaßen...
Wer sich hiernach denkt: "Was ein Rotz", der lese trotzdem weiter. Oder auch nicht. Ist mir eigentlich egal. Ansonsten habt Spaß
Prolog: Die Norder vom Schlachthain
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Auszug aus den Aufzeichnungen des Generalhauptmanns Galdor ett Hogmir des ersten Vorstoßes in die Mordmark, über die Gremlins des Schlachthain:
Über das Land im Osten, jenseits der Grenzen des großen Gardrimreiches erzählt man sich schon seit jeher allerlei Geschichten. Es liefert Stoff für Sagen und Inspiration für Dichter. Aber dennoch fanden bisher keinerlei Expeditionen in diese Regionen statt, die Aufschluss über die dort hausenden Völker geben würden. Lediglich in einigen älteren Büchern finden sich noch Aufzeichnungen, die jedoch allesamt unvollständig sind oder gar aus einem vergangenen Zeitalter stammen.
Das wohl noch bekannteste der in der Mordmark ansässigen Nordervölker, die man nach dem großen Reich Nordern auf Awalor benannt hat, stellen die Gremlins dar. Es sind unsereinem nur etwa bis zur Brust reichende Kreaturen, die bevorzugt die Waldgebiete im Süden und den Abschnitt, den wir Schlachthain nennen, bewohnen. Ihr Aussehen lässt sich als recht wild und brutal beschreiben und mit ihren großen Augen, sowie den ebenfalls sehr ausgeprägten Fledermausohren wirken sie wie übergroße Kobolde. Ihr Maul ist dabei ebenfalls vergleichsweise breit und voller spitzer Zähne, die sie des Öfteren auch mal mitten im Kampf in ihren Feind schlagen. Ihre Ausrüstung hingegen ist eher schäbig zu nennen und besteht meist aus gefundenen oder geraubten Einzelteilen, welche dann wirr zueinander getragen werden, sodass bei einer großen Anzahl der harmlose Anschein entsteht, sie trügen allesamt nur dreckige Lumpen. Doch mit diesem Schein täuschen die Gremlins den unwissenden Betrachter genauso, wie sie in der Vergangenheit oft unsere Armeen getäuscht haben. Durch Hinterlist und Tücke brachten sie unserem Reich Ryttarmark bereits einmal eine schwere Niederlage ein.
Die vermutlich gefährlichsten dieser Gremlins sind jene aus dem Schlachthain, der seinen Namen dank einer verlorenen Schlacht zur Zeit König Heraks trägt. Es ist keine schöne Erinnerung für unser Volk, denn seitdem liegen die Gebeine tausender Soldaten in den Schatten der Wälder. Ohne Grab und halb vergessen für die meisten.
Die Truppen des Feindes lauerten zu jener Zeit, als das Unglück vor knapp zwei Jahrhunderten geschah, unserem marschierenden Heereszug an einem großen See auf, den sie selbst "Rautash Lampzt" nennen, was in unserer Zunge etwas wie "der eiserne See" heißt. Dort überfielen sie unsere Soldaten aus dem Hinterhalt. Zuvor hatte es jedoch keinerlei Hinweise auf eine größere Armee der Norder gegeben hatte, weshalb König Herak, der unsere Truppen persönlich anführte, auch nicht gegen den plötzlichen Angriff gewappnet war und so nahm das Unglück seinen Lauf. Fast zwei Dutzend Hundertschaften fielen an den schlammigen Ufern des Sees, den wir von diesem Tag an Herakens Ålyke nennen. Einige überlebende Soldaten schafften es schließlich nach mehreren Wochen Überlebenskampf doch noch aus dem Schlund der Wildnis zu entkommen. Allerdings ohne König Herak, der angeblich bei dem Gemetzel am See durch die Hand eines Gremlin Hauptmanns starb, nachdem er selbst fünf der Kreaturen allein erschlagen hatte.
Dieser Ort liegt nunmehr zwei Tagesmärsche von unserem derzeitigen Lager auf einer baumlosen Wiese mitten in den Grenzwäldern der Mordmark entfernt in nordöstlicher Richtung. Ich, Galdor ett Hogmir, entsandte an diesem Morgen, dem 4. Morgen des 6. Mondwandels zur Zeit König Haralds des Kaltschnäuzigen einen Trupp aus acht Reitern, die unseren Weg, einen gewundenen Pfad zwischen ein paar Hügeln, übersät mit Steinen, Gestrüpp und Wurzelwerk auskundschaften sollen. Es sind gute Leute mit langjähriger Erfahrung, erworben im Dienste der Armee der Verbündeten Reiche Ryttarmark und Söderheim, und ich vertraue darauf, dass sie mit Botschaft zu mir zurückkehren werden.
Es war bereits Abend, als sie endlich wiederkehrten. Einer von ihnen hielt einen auf den ersten Blick unkenntlichen Gegenstand in Händen, doch als sie ihn entrollten, wurde daraus ein Banner. Drei Felsen waren darauf abgebildet, wobei der mittlere zudem noch von einem Baum gekrönt wurde. Zwar war es eine äußerst grässliche Zeichnung, doch etwas ähnliches tauchte schon im Tagebuch Königs Heraks auf, welches glücklicherweise aus dem Gemetzel gerettet werden konnte. Dort steht geschrieben, dass die Norder damit ihre Grenzen markieren. Doch das Banner wirkte alt und löchrig, außerdem war der hölzerne Schaft, mit dem es wohl einst im Boden befestigt war, abgebrochen und halb vermodert. Dem Schein nach befinden wir uns also auf dem früheren Gebiet eines Norderstammes, welcher jedoch schon seit einiger Zeit nicht mehr an diesem Ort weilt. Desweiteren erzählten die Reiter von den Überresten eines Lagers, das sie einige Stunden Ritt von hier im Südosten vorfanden und welches scheinbar erst kürzlich abgebrochen wurde, da neben einer erloschenen Feuerstelle auch Fußabdrücke und Essensreste gefunden wurden. Es dünkt mir, dass wir vorsichtig voran schreiten müssen, wenn wir nicht wie einst König Herak von einem Norderheer aus dem Nichts heraus überrascht werden wollen.
Heute trafen wir zum ersten Mal, nach langem Marsch durch die nahezu unpassierbaren Wälder der Mordmark auf Norder. Besser gesagt auf Gremlins. Die Rotte aus drei Dutzend muss uns schon lange bemerkt haben, bevor wir sie entdeckten. Jedoch konnte sie trotzdem nicht rechtzeitig fliehen und unsere Reiter machten schließlich fast alle auf einer Lichtung nieder. Zwei jedoch ließen sie auf meinen Befehl hin am Leben, denn wir brauchen jemanden, der sich auf dem Gebiet auskennt und der unsere Karten ergänzen kann. Sonst könnte es passieren, dass wir auf immer in diesen Wäldern verloren gehen. Unser einziges Wissen über die Mordmark, seit die Norder damals die Bibliothek von Hörtpåkkar abbrannten, stammt aus den Berichten von Händlern, die manchmal den gefahrvollen Weg durch die Wildnis wagen, um das ferne Land der Helvetrin zu erreichen. Doch kehrte nahezu niemand mehr von dort zurück und im Moment liegt es sowieso noch weit außerhalb unserer Reichweite im Südosten.
Die Befragung der beiden Gremlins ergab, dass der eine ein Dudelsackspieler sei (ein Blasinstrument, welches unglaublich laute Töne von sich geben kann und dessen Bau sowie Spielweise von den Nordern zu perfektioniert wurde), der andere dagegen ein normaler Kämpfer, was uns die Bezeichnung Orkarar verriet. Besser gesagt eine Kämpferin, wie wir durch Zufall und eine mitgehörte Unterhaltung zwischen den beiden Nordern erfuhren. Dabei ist es erstaunlich wie die Gremlins selbst einander auf den ersten Blick als männlichen oder weiblichen Geschlechts identifizieren können, da sie sich augenscheinlich in Körperbau, Verhalten und Ausdrucksweise nicht voneinander unterscheiden (lediglich die Intimbereiche sollen wohl verschieden sein, wie einige Aufzeichnungen verlauten lassen, doch sehe ich keinen Grund, dies nachzuprüfen). Auch die Aufgabenbereiche scheinen nicht klar geregelt zu sein, sodass man auch weibliche Gremlins in hohen Führungspositionen einsetzt, was nach einer Aussage des männlichen Gremlins sogar gut zu funktionieren scheint (wörtlich sagte er: "Larjitkarar Kowskurg Ragt oljak jash sul kaikkzt atan mikarlz jokenr mitarnt katoalok!" was so viel heißt wie "Kowskurg ist seit langer Zeit Anführerin und tötet jeden, der etwas anderes sagt").
Eine weitere Sache, die wir am Verhalten der beiden Gremlins beobachten konnten, ist ihr Hang zur Streiterei untereinander, der sie bereits zwei Mal dazu veranlasste, aufeinander loszugehen und zu sich gegenseitig tot zu beißen. Doch gingen wir jedes Mal rechtzeitig dazwischen, bevor sie dieses Ziel erreichen konnten. Auch auf unsere Fragen antworten sie zumeist sehr vulgär und feindselig. Einmal fiel das Männchen mich gar an, um mich zu erwürgen, sodass ich gezwungen war, es zu töten. Dadurch verbleibt mir nur noch der, von seinem Artgenossen Kjurrash genannte Norder als Informationsquelle, doch scheint sie wohl bisher nicht viel kooperativer zu sein. Doch da wir höchstwahrscheinlich bald auf weitere Gremlins treffen werden, kann ich mich ihrer vermutlich ohnehin bald entledigen ...