Die Prophezeiung von Eolond
Prolog:
Die Schiffe glitten über die neblige See. Nur die Laternen waren durch den dichten Schleier zu sehen und schemenhaft zogen sich die dunklen Umrisse der Segel in den verdeckten Nachthimmel hinauf. Geisterhaft bewegten sich die flackernden Lichter über das Meer und die gewaltige Armada aus Schiffen kam der Küste immer näher. Ihr Anführer hatte sie über Jahre hinweg über den Ozean geführt und war auf der Suche nach seiner Rache. Rache für sein Volk und seine Familie, die in den Flammen von dannen gegangen waren. Schweigend stand er an der Reling und mit geschlossenen Augen ließ er den sanften Wind durch seine Haare streichen. Der Magier stand nun kurz vor dem Erreichen seines Ziels und nur ein glücklicher Zufall wenige Tage zuvor hatte ihm seinen letzten Weg gezeigt. Sie hatten jeden ermordet, der auf der Insel gewesen war und nur einen hatten sie verschont. Er hatte dem Zauberer alles erzählt was er wissen wollte und nun war der von Rache Getriebene kurz davor sein Versprechen einzulösen.
Seine Frau lag sterbend in seinen Armen, als er die Worte zu ihr gesprochen hatte und nur noch das leise Röcheln vor dem Tode hatte ihm geantwortet. Brennend war sie aus ihrem Haus gerannt und hätte der Magier nur schneller gehandelt, dann hätte er sie retten können. Hätte er das Feuer nur schneller gelöscht, dann wäre sie jetzt noch am Leben. Und doch war jeder Hauch ihres Lebens in jener Nacht aus ihrem Körper gewichen.
Mit Blut hatte er sein Versprechen gegeben und nun hatte er nichts mehr, was er verlieren konnte. Er war frei und doch hielten die Ketten der Rache an seinem Hals fest wie das Band eines Sklaven an dem seinigen.
„Wir erreichen in Kürze das Festland, Herr“, fauchte eine seltsame Stimme hinter dem Zauberer.
Ein gehörntes Monster stand mit verschränkten Armen hinter ihm und obwohl das Geschöpf so groß war wie ein Bär, wich er vor seinem Herren zurück, als dieser sich umdrehte.
„Die Männer sollen sich bereit machen... Wir haben unser letztes Ziel erreicht“, antwortete der Zauberer und seine Stimme war monoton. In seinen Augen funkelte keine Fröhlichkeit und keine Freude, nur der Hass und die Rache brannte in ihm wie das Feuer, das ihm seine Familie genommen hatte.
„Sehr wohl, mein Herr“, verbeugte sich das Geschöpf, drehte sich um und verschwand auf dem Oberdeck, von wo er die neuen Befehle weitergab.
„Wir haben unser Ziel erreicht...“, murmelte der Magier und schob sich langsam seine Kapuze über den Kopf, während er sich umdrehte und durch den Nebel das schwache Leuchten einer Stadt entdeckte.
„Jetzt wird Eolond brennen“, brummte er mit tiefer Stimme.
Die Zeit des Krieges war gekommen.