Es gibt 323 Antworten in diesem Thema, welches 74.266 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (31. Oktober 2018 um 10:36) ist von Tariq.

  • Kapitel 9 - Teil 6

    »Bitte, Platz nehmt. Die Verurteilte gleich zu uns stoßen wird«, meinte er zu seinen Gästen.
    »Verurteilte?«, fragte Tempestas.
    »Die Verurteilte, Yarkiy«, erklärte Mudrost und strich sich über seinen langen weißen Bart. »Euch neben mich setzt, mein Freund!«, forderte er Tempestas auf, welcher seiner Bitte nachkam.
    Auch die anderen drei ließen sich auf dem Boden nieder und warteten ab.
    Nun wurde Yarkiy von zwei großen männlichen Okhrana in die Halle geführt. Sie trug zwar keine Ketten oder ähnliches und wurde auch nicht mittels Waffen bedroht, doch man konnte anhand ihrer Mimik deutlich erkennen, dass sie nicht freiwillig hier erschien.
    Nahe der Feuerstelle in der Mitte wurde sie aufgefordert, sich zu setzten.
    »Du hast große Schande über uns gebracht. Unser Volk dermaßen zu hintergehen und zu verraten ist unverzeihlich!«, sprach einer der Okhrana, der die Verhandlung anzuführen schien. Er trug einen mächtigen Kopf­schmuck aus Federn und getrockneten Blättern, der ihn wichtig erscheinen ließ.
    »Ich habe mein Volk nicht hintergangen! Ich habe euch nie verraten! Sie haben damals alleine herausgefunden, wo sich das Dorf befunden hat!«, rief Yarkiy aufgebracht.
    »Du hast unseren Wald verlassen! Du hast uns den Rücken gekehrt – wegen eines gierigen Menschen!«, schrie sie der Mann an.
    »Er war kein gieriger Mensch! Er war nicht wie die anderen! Peccato war ganz anders – er hat den Wald geliebt!« Yarkiy hatte Mühe, Tränen zu unterdrücken.
    »Um was geht es hier eigentlich genau?!«, fragte Zack doch etwas lauter, als er es vorgehabt hatte und zog somit die Aufmerksamkeit auf sich, was ihm schnell sehr unangenehm wurde.
    Das Verhandlungsoberhaupt schritt wütend auf ihn zu.
    »Ihr – ihr seid hier?!«, rief Yarkiy schockiert und sprang auf.
    »Setz dich wieder hin! Du machst alles nur noch schlimmer!«, befahl ihr Mudrost mit lauter Stimme, doch sie gehorchte nicht.
    Das Verhandlungsoberhaupt wandte sich wieder von Zack ab und Yarkiy zu. Er näherte sich ihr und schlug sie ins Gesicht, sodass sie hart zu Boden fiel.

    »Aufhören!!«, rief Tempestas und erhob sich.
    Alle starrten ihn an.
    »Du wagst es, deine Stimme zu erheben?!« Das Oberhaupt kam erneut auf die vier zu und schnaubte wild, als er Tempestas gegenüberstand. Er war mit diesem auf gleicher Augenhöhe, was kaum ein anderer Mann war.
    »Ich bitte Euch, übersetzt, was ich zu sagen habe!«, bat Tempestas den Ältesten.
    »Einverstanden«, stimmte Mudrost zu und deutete dem aufgebrachten Verhandlungsführer, abzuwarten.
    Tempestas wandte sich an die Okhrana rings um ihn. »Ich achte euer Volk sehr und es liegt mir fern, mich in eure Angelegenheiten einzumischen, aber bitte hört mich an. Ich weiß nicht, was vorgefallen ist, und warum eine von euch hier angeklagt wird. Aber eines weiß ich mit Gewissheit – wie wichtig Zusammenhalt für ein Volk ist.
    Ihr, die Okhrana, seid ein starkes Volk – ein friedliches Volk. Es bringt nichts, sich mit schlimmen Ereignissen aus der Vergangenheit zu befassen, wenn diese nicht mehr zu ändern sind. Wenn man ewig an seinem Hass festhält, wird er einen verschlingen und zerstören.«
    Mudrost übersetzte alles in ihre Sprache und die Okhrana schienen teilweise zuzustimmen, aber auch ein Großteil war aufgebracht und wütend.
    »Wegen dieser Frau und ihren unkontrollierten Gefühlen sind wir aus unserem nördlichen Dorf vertrieben worden! Wir haben uns alles neu aufbauen müssen, weil sie nur an sich gedacht hat und nicht an ihr Volk. Wenn dies keine Konsequenzen mit sich bringt, wird sie - oder werden andere erneut gegen unsere Regeln und Gesetze verstoßen! Ihr seid der Beweis! Sie hat sich wieder mit Außenstehenden eingelassen, obwohl es uns strengstens untersagt ist!«, brüllte das Verhandlungsoberhaupt und warf Tempestas einen verachtenden Blick zu, welcher Mudrosts Übersetzung abwartete, bis er sich erneut zu Wort meldete.
    »Yarkiy hat uns lediglich geholfen. Sie hat uns weder hierhergeführt, noch es jemals vorgehabt. Ohne ihre Hilfe wäre ich nicht mehr am Leben. Sie hat sich uns weder aufgedrängt, noch wollte sie sich uns anschließen«, erklärte Tempestas.
    »Ist das wahr? Stimmt das, was er sagt?«, wandte sich Mudrost sofort an Yarkiy, ohne es vorher zu übersetzen.
    Das Oberhaupt blickte Yarkiy erwartungsvoll an, da er nicht wusste, was der Älteste meinte.
    »Er wurde von einer Nubs-Zmei gebissen und war Stunden danach noch am Leben. Ich hatte das Gefühl, dass er etwas Besonderes ist und dass es das Richtige sei, ihm zu helfen«, erzählte sie.
    »Deine Gefühle haben uns bisher nur Unheil gebracht! Ich kann nicht zulassen, dass sich das wiederholt!«, schrie das wütende Oberhaupt. »Ich werde dafür Sorge tragen, dass du unter Kontrolle gebracht wirst! Yarkiy wird für die nächsten fünfzig Jahre unter Arrest gestellt! So lautet mein Urteil!«

    Zwei Männer der Okhrana kamen auf Yarkiy zu und packten sie an den Armen.
    »Was – was hat er gesagt?«, fragte Tempestas den Ältesten.
    »Yarkiy unter Arrest gestellt wird. Sie den Raum der Buße die nächsten fünfzig Jahre nicht verlassen und mit niemandem auch nur ein Wort sprechen wird«, erklärte Mudrost entschlossen.
    »Was?!« May stand fassungslos auf. »Zählt es denn überhaupt nicht, dass sie uns geholfen hat – dass sie nur Gutes tun wollte?!« Sie blickte den Ältesten und Pokoy abwechselnd an. »Außerdem haben wir sie förmlich angefleht, dass sie uns helfen soll – sie trifft keine Schuld!«, rief sie protestierend.
    »Ruhe!« Mudrost erhob sich langsam und stützte sich auf seinen Stab. »Ich euch doch gesagt habe, ihre Schuld in der Vergangenheit liegt. Das Urteil hier nichts mit euch zu tun hat.«
    »Und wenn ich Euch inständig darum bitte – als eine Art Zeichen der Jahrhunderte lang bestehenden Freundschaft unserer Völker?«, wandte sich Tempestas an den Alten. »Dieser Okhrana dort drüben verdanke ich mein Leben! Ohne sie wären wir, die ShinNoTori, nun komplett ausgelöscht. Bitte schenkt ihr Vergebung! Ich stehe tief in ihrer Schuld. Wollt Ihr, dass ich diese Schuld stets bei mir tragen muss? Ich ersuche Euch mit Ehrfurcht und allergrößtem Respekt – vor Euch und Eurem Volk – gewährt mir diese eine Bitte, die ich repräsentativ als letzter Angehöriger des Volkes von Aniveûs an euch, das Volk der Okhrana, richte.« Er kniete sich mit einem Bein vor Mudrost und das Verhandlungs­oberhaupt und verneigte sich tief.
    »Was hat das zu bedeuten?«, wandte sich das Oberhaupt an Mudrost, der ihm Tempestas’ Anliegen nun übersetzte.
    Das Oberhaupt schüttelte den Kopf und deutete Tempestas, er solle wieder aufstehen. Dann erhob er seine Stimme und Mudrost übersetzte.
    »Nun gut. Wir Euch diese Bitte nicht völlig ausschlagen wollen. Yarkiy nicht unter Arrest gestellt wird«, sprach er.
    May atmete beruhigt auf, als sie das hörte, und auch Jiyuu und Zack konnte man Erleichterung ansehen.
    Tempestas blickte abwartend zu Mudrost, welcher fortfuhr.
    »Wir Yarkiy nicht ihrer Freiheit berauben werden. Vergebung wir ihr jedoch nicht entgegenbringen können. Sie bis auf weiteres hier nicht willkommen ist. Sie das Dorf noch heute verlassen muss! Dies das endgültige Urteil ist – Verbannung!«, rief er.
    Die Okhrana erhoben sich alle und riefen wiederholt: „Verbannung, Verbannung!
    »Die Verhandlung ist hiermit beendet!«, rief das Oberhaupt, woraufhin er und die anderen Okhrana bis auf den Ältesten, Yarkiy und Pokoy den Saal verließen.

    »Schwester!«, rief Pokoy, lief auf Yarkiy zu und fiel ihr um den Hals.
    »Meinst du, wir haben das Richtige getan?«, fragte Jiyuu Tempestas verwirrt.
    »Ich weiß nicht, was es für Yarkiy bedeutet, ausgestoßen zu sein. Ich hoffe nur, ich habe es nicht schlimmer gemacht«, meinte dieser verunsichert.
    »Das hast du nicht. Ich danke dir.« Yarkiy kam in Begleitung von Pokoy auf sie zu und verneigte sich. »Meine Schwester und ich sind euch sehr dankbar.«
    »Schwester?«, fragte Zack überrascht und fing an zu grinsen. »Ja, jetzt seh’ ich die Ähnlichkeit! Bezaubernd – eine hübscher als die andere!«
    Die beiden Schwestern sahen Zack erst verwundert an, lächelten aber dann.
    »Und was hast du jetzt vor? Wo willst du nun hin?«, fragte Jiyuu.
    Yarkiy dachte kurz nach. »Ich werde wieder auf Reisen gehen. Ich wollte eigentlich nur Pokoy besuchen, daher bin ich in diesen Wald zurückgekommen«, erklärte sie.
    »Willst du uns vielleicht begleiten?«, fragte May sie einladend.
    »Euch begleiten?« Yarkiy schien erfreut, aber gleichzeitig sah man ihr eine gewisse Traurigkeit an. »Nein, vielen Dank. Es gibt noch so viele Dinge, über die ich mir klar werden muss. Bis ich einige Antworten auf meine Fragen gefunden habe, wäre ich lieber gerne alleine. Bitte entschuldigt.«
    »Oh, okay«, sagte May etwas enttäuscht aber verständnisvoll.
    »Wo führt euch euer Weg hin?«, wollte Yarkiy wissen.
    »In spätestens fünf Tagen sollten wir in Memoria sein. Bis dahin hatten wir nur vor, das Gebirge nach den Armreifen abzusuchen«, erklärte Tempestas.
    »Ja, einen haben wir dank dir gefunden«, fügte Jiyuu hinzu.
    »Gut«, meinte Yarkiy erfreut. »Wenn ihr nicht in Eile seid, würde ich euch zum Dank noch gerne an einen speziellen Ort führen.«
    »Ein spezieller Ort?«, fragte May neugierig.
    »Ik glaube, ik weiß, welken Ort sie meint!«, sprach Pokoy und lächelte.
    »Ihr euch bald auf den Weg machen solltet. Einige von uns sehr aufgebracht und mit dem Urteil nicht einverstanden sind«, riet der alte Mudrost ihnen ernst.
    »Ihr habt recht! Ich danke Euch von ganzem Herzen, werter Freund!«, sprach Tempestas zu ihm und verneigte sich noch einmal.
    »Ich unserer Völker Freundschaft stets in Ehren halten werde. Ich Euch bitte, mein Freund, immer auf der Hut seid. Jene Macht, die Eurem Volk das Leben hat entrissen, ich in meinen Träumen gesehen habe. Ihre Gestalt mir nicht bekannt ist, doch sehr wohl das Ausmaß ihrer Kräfte. Kein ShinNoTori ihr gewachsen ist. Wenn Ihr Euch seid ihrer Anwesenheit bewusst, bitte nicht zögert und umgehend ihr zu entrinnen versucht – Ihr mir das versprechen müsst!«, drängte ihn Mudrost und legte seine linke Hand abermals auf Tempestas Brust. »Ihr Euch Euer Herz nicht entreißen lassen dürft.«
    Tempestas nickte zustimmend, griff nach der Hand des Alten und drückte diese zum Abschied.
    Mit Pokoy in ihrer Begleitung machten sie sich zu dem Eingang der gigantischen Höhle auf, durch den sie am Vortag ins Inneren gelangt waren. Einige Okhrana erwarteten sie oben und gaben ihnen ihre Waffen zurück.
    Die vier bedankten sich auch noch einmal bei diesen, was Pokoy für sie übersetzte, dann verschwanden sie im Dunkeln des Ganges, der aus der Höhle führte.

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  • Hey @kijkou ^^

    Spoiler anzeigen

    Ein spannender Teil!! Hier war Redekunst gefragt von Tempestas, um es nicht noch schlimmer zu machen für Yarkiy. Obwohl er das am Ende fast befürchtet hat.
    Nun haben wir also erfahren, was sie im Vorfeld so Fürchterliches getan hat, um ihr Volk dermaßen in Wut zu bringen. Sie hat das Dorf für einen Menschen verlassen und so den Ort verraten, wo es sich befindet. Das ist natürlich schlimm für ein Volk, das so zurückgezogen lebt wie die Okhrana, und dass sie das Dorf aufgegeben haben und geflohen sind, ist nachvollziehbar.
    War es nicht ein bisschen sehr leichtsinnig von Yarkiy, zurückzukehren? Woher wusste sie überhaupt, wo sich das das neue Dorf befindet?
    :hmm:
    Schade finde ich, dass sie sich der Reisegruppe (noch) nicht anschließt. Aber das kann ja noch werden. :D
    Und Zeit für irgendwelche Ausflüge mit ihr haben die anderen doch eigentlich gar nicht. Bis Memoria zu kommen in fünf Tagen wurde irgendwo weiter vorn schon mal als knapp bezeichnet, wenn ich mich richtig erinnere.
    Bin gespannt, wie's weitergeht!

    Futzelkram

    Unser Volk dermaßen zu hinterhehen und zu verraten ist unverzeihlich!

    hintergehen

    Er sah wichtig aus und trug einen mächtig wirkenden Kopf­schmuck aus Federn und getrockneten Blättern.

    Ein bisschen Show don't tell bitte! :rofl: Wie sieht jemand zusätzlich zu dem Kopfputz noch wichtig aus? Ein Satz würde schon reichen. ^^

    Wenn dies keine Konsequenzen mitLeerzeichensich bringt,

    »Er wurde von einer Nubs-Zmei gebissen und war Stunden danach noch am Leben. Ich habe das Gefühl gehabt, dass er etwas Besonderes und dass es das Richtige ist, ihm zu helfen«, erzählte sie.

    Meeehhhh. Vorschlag:
    "Ich hatte das Gefühl, dass er etwas Besonderes ist und dass es das Richtige sei, ihm zu helfen"

    Hier, innerhalb der wörtlichen rede, darf man Zeitformen mixen. Vergangenheit, Gegenwart und dann noch eine Möglichkeitsform sind kein Problem.

    , schrie das wütende Obehaupt.

    Oberhaupt

    Die Okhrana erhoben sich alle und riefen wiederholtDoppelpunkt „Verbannung, Verbannung!“.

    »Die Verhandlung ist hiermit beendet!«, rief das Oberhaupt, woraufhin er und die anderen Okhrana bis auf den Ältesten, Yarkiy und Pokoy den Saal nur teilweise zufriedengestellt verließen.

    Den blauen Textteil würde ich rausnehmen. Wenn er dir wichtig ist, gönn ihm doch einen extra Satz. Aber so, wie es dasteht, musste ich den Satz zweimal lesen, um herauszufinden, wer denn nun nur teilweise zufriedengestellt ist. Und ehrlich gesagt - weiß ich es immer noch nicht. :rofl:
    LG Tariq

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • Hi Tariq ^^

    Danke dir!! :love:

  • Schade....

    Spoiler anzeigen

    Da begleitet Yarkiy sie noch nicht. Das hätte ich zu gerne gelesen :)

    Ansonsten war das ziemlich interessant und ich bin gespannt, was du mit Yarkiy noch so vorhast (wenn überhaupt). Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du sie einfach nur so eingebaut hast.

    Jetzt machen sie noch einmal eine Wanderung und dann aber schnell nach Memoria :P

    LG :)

  • Hi Lady ^^

    So, zur Belohnung gibts wieder ein paar Bilder :D

    Spoiler anzeigen


    Liebe Grüße <3

  • Kapitel 10 - Teil 1

    Auf nach Memoria
    An einem Ort der Besinnung

    Ruhelos schritt Aquila in seinen Gemächern auf und ab und schien auf etwas oder jemanden zu warten. Immer wieder blickte er in den Käfig, in dem sich der junge Nachtdorndrache befand und jedes Mal formten sich seine Lippen zu einem freudigen Schmunzeln. Schließlich klopfte es an der Tür und Mons Corit trat ein.
    »Ihr habt mich rufen lassen, Eure Hoheit?« Mons verneigte sich und näherte sich dem König.
    »Verläuft weiterhin alles zu unserer Zufriedenheit? Irgendwelche Vorkomm­nisse?«, fragte Aquila ungeduldig.
    »Zurzeit befinden sich die Zielpersonen im Inneren eines Berges. Wir vermuten, dass sich dort ein Dorf – das der Okhrana – befindet. Sie haben jedoch noch fünf Tage Zeit. Seid unbesorgt, Eure Majestät! Sobald es …« Mons Corit hielt inne und schloss seine Augen. Die anderen Ferremetu nahmen gerade Kontakt zu ihm auf.
    »Nun, wie ich soeben erfahren habe…« Er öffnete seine Augen. »… Haben sie nun das Dorf verlassen. Wir werden sie weiterhin im Auge behalten und Euch auf dem Laufenden halten, Eure Exzellenz.«
    »Gut, ich kann es kaum noch erwarten!« Aquila deutete ihm, dass er gehen könne, begab sich zum Fenster und blickte über die Stadt.
    Mons Corit verneigte sich und verließ den Raum.
    »Jarule, ich weiß, dass du anwesend bist. Nun tritt schon ein!«, meinte Aquila und blickte aus den Augenwinkeln zur Tür hinüber, die sich nun langsam öffnete und Jarule sich mehrmals verneigend in den Raum hastete.
    »Eure Herrlichkeit, ule! Ich wollte nur, ule – ich habe gedacht, ule …« Er schwitzte und es war ihm unangenehm, dass ihn der König beim Lauschen ertappt hatte. »Ich – ich wollte nur sehen, ob Ihr etwas benötigt, Eure Majestät, ule«, versuchte er sich zu erklären.
    Aquila wandte sich ihm zu. »Wie aufmerksam von dir.« Dann blickte er wieder zum Käfig hinüber. »Wir dürfen uns keine Fehler erlauben. Während der Feierlichkeiten darf nur der ShiNoTori ausgelöscht werden – die anderen sollen ihre Reise ungehindert fortsetzen können. Nachdem ich ihm dann endlich sein Leben entrissen habe, werde ich den Armreif, den er trägt, einstweilen in Verwahrung nehmen. Dessen Amulett jedoch soll in ihren Besitz übergehen. Und wir müssen dafür Sorge tragen, dass sie es schaffen, die Glocke der Ahnen in ihren Besitz zu bringen, Jarule. Diese Artefakte benötigen sie, um letztendlich den Heiligen Goldadler, den Gott Ignotus’ wieder­zu­erwecken. Wenn es ihnen gelingt, die restlichen Armreife zusammenzutragen, werde ich es jedoch nicht soweit kommen lassen, dass sie dem Gott ihre Wünsche vortragen können. Im entscheidenden Moment werde ich die Macht des Goldadlers an mich reißen. Ganz Ignotus wird sich mir fügen und mir in eine neue Ära folgen.«
    Jarules Augen leuchteten vor Entzückung. »Ich sehne diesen Tag schon lange herbei, Eure Herrlichkeit, ule! Nichts und niemand wird Eure Macht in Frage stellen, ule! Lang lebe Seine Majestät, Lux Heram Aquila IX – König von Memoria, ule! Nein, König von ganz Ignotus, ule!«

    Am Ausgang der Höhle, in deren Inneren das Dorf der Okhrana verborgen lag, umarmte Yarkiy ihre Schwester Pokoy innig. Diese hatte sie noch bis nach draußen begleitet.
    »Ist es wirklich in Ordnung für dich, hier zu bleiben?«, fragte Yarkiy. »Ich meine, du wirst hier immer …«
    »Mach dir keine Sorgen! Du bist meine Schwester!«, unterbrach ihre Schwester sie.
    Yarkiy rollte nachdenklich mit den Augen. »Trotzdem finde ich es nicht fair.«
    »Yarkiy, ich liebe dich. Ich will nicht, dass du unglücklich bist«, meinte Pokoy und lächelte.
    »Pokoy …« Yarkiy umarmte sie erneut. »Danke!«
    »Pass auf dich auf!«, erwiderte diese. »Ihr auk gut auf euk aufpasst!«, meinte sie dann zu den anderen.
    »Vielen Dank für deine Hilfe, Pokoy!«, bedankte sich May.
    »Ik mik bei euk bedanken muss. Ohne euk meine Schwester jetzt ihre Freiheit verloren hjette. Bitte den Aufenthalt an dem Ort genießt, an den Yarkiy fjuhren wird euk!«, meinte die Okhrana.
    Auch die anderen drei bedankten sich noch einmal, bevor sie schließlich aufbrachen.
    Nachdem sie über die Treppen wieder hinunter gelangt waren, kam Skoryy angelaufen und man konnte dem Blizosta ansehen, dass er sich freute, Yarkiy wiederzusehen.
    »Sag mal, Yarkiy – mach es doch nicht so spannend! Welchen Ort willst du uns denn zeigen?«, fragte Zack neugierig.
    »Gedulde dich noch ein wenig. Ich werde euch dort hinführen«, sagte sie mit einem geheimnisvollen Funkeln in den Augen. »In fünf Tagen müsst ihr in Memoria sein, richtig?«
    »Ja, das stimmt«, meinte May. »Ist dieser Ort, an den du uns führen willst, weit von hier entfernt?«
    »Nein, keine Sorge. Wir müssen nur ein Stück Richtung Westen. Gegen Abend werden wir bestimmt dort sein«, erklärte Yarkiy.
    »Ein guter Tagesmarsch also«, warf Jiyuu ein und blickte zu Zack hinüber. »Sag mal, bist du etwa krank?«, fragte er diesen.
    »Huh?« Zack sah ihn verdutzt an.
    »Na ja, ich wundere mich nur, dass du dich noch nicht beklagst, dass du Hunger hast«, meinte Jiyuu verspielt.
    Daraufhin warf Zack ihm einen tötenden Blick zu. »Ich habe die ganze Zeit versucht, es zu verdrängen. Jetzt, wo ich endlich nicht mehr daran denke, fängst du davon an«, sagte er vorwurfsvoll.
    »Ich habe auch schon Hunger. Ist noch etwas von dem Brot übrig?«, fragte May.
    »Nicht viel. Wir müssen uns unbedingt bald etwas besorgen, sonst fress’ ich den da auf!« Zack zeigte auf Jiyuu und fletschte die Zähne.
    Dieser grinste ihn herausfordernd an. »Das würde ich zu gern sehen.«
    »Wollt ihr etwas jagen?«, fragte Yarkiy.
    »Mir ist alles recht – solange es schnell geht«, jammerte Zack.
    »Lasst uns zunächst noch den Fluss überqueren, dann machen wir Rast«, schlug sie vor. »Nahe dem Ufer auf der anderen Seite wachsen Cibuspilze.«
    »Cibuspilze? Ich bin schon gespannt, wie Pilze hier auf Ignotus schmecken.« May lächelte vergnügt.
    Sie kamen an der Stelle vorbei, an der immer noch Yarkiys Wagen stand und diese spannte Skoryy vor, bevor sie weitermarschierten.

    Als sie den Baumstamm erreicht hatten und auf die andere Seite des Flusses gelangt waren, stillten sie ihren Durst und liefen noch eine Weile flussaufwärts.
    »Hey, Yarkiy! Hast du die hier gemeint?«, fragte Zack und deutete auf ein paar bräunliche Pilze, die am Waldrand wucherten.
    »Nein, mit diesen Pilzen hättest du keine Freude«, entgegnete sie.
    »Sind die giftig?«, fragte May.
    »Nicht tödlich – jedenfalls nicht in kleineren Mengen. Doch in ihnen befindet sich ein Wirkstoff, der starke Halluzinationen hervorrufen kann«, erklärte sie.
    »Ach echt?! Wie dosiert man die?«, fragte Zack sehr interessiert.
    May sah ihn bestürzt an. »Zack, das kann jetzt aber nicht dein Ernst sein …«
    »Warum nicht? Wird wahrscheinlich Psilocybin sein, das die Wirkung hervorruft. In normalen Dosen birgt das Zeug weniger gesundheitliche Risiken, als herkömmliche Kopfschmerzmittel«, meinte dieser.
    »Spricht da jetzt der Arzt aus dir, oder eher jemand, der Spaß haben will?«, fragte sie mit prüfendem Blick.
    »Also aus medizinischer Sicht spricht absolut nichts dagegen.« Er grinste. »Was aber nicht ausschließt, dass ich auch gerne Spaß haben würde.« Er pflückte ein paar und steckte sie in seine Hosentasche.
    »Ich halte das für keine gute Idee«, sagte May beunruhigt.
    »Ich nehm’ sie doch nur mal mit«, versuchte Zack sie zu besänftigen. »Vielleicht ergibt sich ja irgendwann einmal eine Gelegenheit.«
    »Ich habe Menschen schon einige Male beobachtet, die solche Pilze verzehrt haben«, warf Tempestas ein. »Sie haben sich anschließend wie Betrunkene benommen und wirres Zeug geredet – von Farben und fließenden Bewegungen. Einige von ihnen sind aber auch paranoid geworden und haben sich verfolgt gefühlt. Die Menschen des Stammes, der vor langer Zeit am südlichen Fuße des Gebirges in Aniveûs gelebt hat, haben mit Hilfe dieser Pilze eine rituelle Reinigung ihres Geistes durchgeführt.«
    »Reinigung ihres Geistes?«, fragte May fasziniert.
    »Ja, sie haben versucht, damit böse Gedanken oder schlechte Erinnerungen zu vertreiben. Aber ob dies wirklich funktioniert …« Tempestas beugte sich nach unten und betrachtete einen dieser Pilze genauer. »Wenn ich nicht immun gegen die Wirkung dieser Pflanzen wäre, hätte ich es womöglich schon ausprobiert«, meinte er in Gedanken versunken.
    »Ich wüsste, wem die guttun würden, um etwas lockerer zu werden«, sagte Zack grinsend.
    »Die hier – die sind essbar!«, rief Yarkiy ihnen zu und deutete auf andere Pilze.
    »Also die sind essbar?« fragte Zack überrascht. »Von denen würde ich noch eher die Finger lassen als von den anderen.«
    Die Pilze waren violett, hatten grüne Flecken und von ihren Lamellen hingen gelbe klebrige Fäden.
    »Sehr appetitlich sehen die wirklich nicht aus.« May betrachtete sie skeptisch mit hochgezogenen Augenbrauen. »Wieso werden die eigentlich Cibuspilze genannt?«, fragte sie dann.
    »Diese Pilze gedeihen vorwiegend hier in diesem Gebirge und in Kalatos. Man vermutet, das ihre Vegetation im Zusammenhang mit Cibusgesteinsvorkommen steht«, erklärte Tempestas.
    »Nun kommt schon! Ich hab’ Hunger!«, rief Zack, stellte den Rucksack ab und half Yarkiy, die bereits angefangen hatte, Pilze zu pflücken.

    Tempestas und Jiyuu machten sich auf, um Feuerholz zu sammeln und nachdem sie zurück waren, holte May einen kleinen Topf aus dem Rucksack.
    Als Zack gleich darauf sein Feuerzeug zückte und das Holz in Brand setzen wollte, hielt Jiyuu ihn zurück.
    »Warte mal. Das wäre doch ein guter Zeitpunkt, um den Armreif auszuprobieren«, meinte er.
    »Gute Idee. Versuch’ es, May.« Tempestas deutete auf das Holz.
    »Okay – und wie funktioniert das genau?«, fragte sie Tempestas und schlug den Ärmel ihres Gewands nach oben, um den Reif freizulegen.
    »Du leitest die Energie durch deine Hände ab – das heißt, der Armreif muss nicht unbedingt sichtbar sein«, meinte dieser lächelnd. »Du musst dich nur auf das konzentrieren, was du treffen – oder in diesem Fall entzünden willst und lässt die Energie durch deine Gedanken fließen«, erklärte er weiter.
    »Ich muss mir also quasi nur vorstellen, die Energie des Reifs in meiner Hand zu bündeln?«, fragte sie erstaunt.
    »Es genügt an sich, wenn du versuchst dir vorzustellen, wie du das Holz entzündest – du musst es wollen, es beschließen. Ich kann es nur schwer erklären. Mit der Zeit bekommst du ein Gefühl dafür und wenn es einige Male geklappt hat, wirst du wissen, was ich gemeint habe.« Tempestas lächelte und deutete ihr erneut, dass sie es versuchen solle.
    »Gut.« May nickte entschlossen und streckte ihren Arm nach vor, sodass dieser auf das aufgetürmte Holz zeigte. Sie konzentrierte sich und malte sich in Gedanken aus, wie das Feuer entfacht werden würde, doch es tat sich nichts.
    »Es – es funktioniert nicht«, seufzte sie enttäuscht.
    »Hör nicht auf! Da – siehst du?!«, meinte Jiyuu enthusiastisch und zeigte auf den Holzhaufen, aus dem kaum sichtbar Rauch aufstieg.
    »Okay«, sagte sie motiviert. Sie konzentrierte sich erneut und schon bildete sich die erste Flamme. »Es brennt!«, rief sie erfreut und machte weiter.
    Es dauerte nicht lange, bis sich ein schönes, kräftiges Feuer unter dem Kochtopf gebildet hatte.
    »Das sind wirklich erstaunliche Armreife«, meinte Yarkiy und gab die Pilze, welche sie zuvor zerkleinert hatte, in den Topf. Mit einem dünnen Ast röstete sie sie gleichmäßig an.
    »Das riecht ja echt nicht schlecht«, bemerkte Zack und warf einen kurzen Blick in den Topf. Die gelben klebrigen Fäden, die sich von den Lamellen gelöst hatten, schmolzen bei der Hitze zu einer dickflüssigen Substanz, die sich wie Gelatine über die Pilze legte. »Also riecht auf alle Fälle besser, als es aussieht. Schleimige Angelegenheit …«, fügte er hinzu.
    »Das ist gar nicht so einfach, den Armreif zu kontrollieren«, meinte May und umfasste diesen mit ihrer linken Hand. »Sag, Tempestas, wie hast du eigentlich herausgefunden, wie man den Reif benutzt? Oder hast du darüber schon Bescheid gewusst?«, fragte sie ihn neugierig.
    Dieser überlegte kurz. »Ach ja, stimmt – das war damals reiner Zufall, dass ich die Kräfte des Reifs aktiviert habe.« Er lächelte und nahm die Schale mit seiner Portion Pilze entgegen, die Yarkiy ihm reichte. »Nachdem ich den Armreif angelegt habe, habe ich ihn nach einer Weile komplett vergessen gehabt und nicht mehr daran gedacht, da ich ihn ja schließlich nicht mehr abbekommen habe. Es hat sich während eines Streits mit meinem – ähm, mit einem Angehörigen meines Volkes ereignet.« Er hielt inne und aß etwas von den Pilzen.
    »Während einem Streit?«, fragte Zack mit vollem Mund nach.
    »Ja – ich weiß gar nicht mehr, worum es gegangen ist. Jedenfalls habe ich eine enorme Wut verspürt und in dem Moment, als ich auf ihn gezeigt habe, hat sich ein Blitz gelöst. Es hat sich zum Glück nur um eine kleine Entladung gehandelt, sodass er lediglich leichte Verbrennungen davongetragen hat, aber es hätte auch anders ausgehen können.« Tempestas blickte ernst in die Runde. »Man muss seine Gefühle unter Kontrolle halten und lernen, richtig mit dem Reif umzugehen, sonst bringt man sich oder andere in Gefahr.«
    May nickte einsichtig und musterte den Armreif.
    »Du solltest also in Zukunft aufpassen, was du von dir gibst«, riet Jiyuu Zack und stieß ihn mit dem Ellenbogen an.
    »Häh? Was soll das schon wieder heißen?«, fragte er genervt und aß weiter.
    »Ich glaube, er meint damit, dass du am eigenen Leib erfahren wirst, wie es ist, im Ud gefangen zu sein, wenn du das Mädchen ärgern solltest«, kicherte Yarkiy.
    »Im Ud gefangen?«, fragte Zack und schluckte hinunter.
    »Der Ud ist ein Ort oder Zustand nie endender Qualen und unvorstellbaren Leidens. Lodernde Flammen verschlingen und reinigen dich von allem Übel und du büßt so für alle Verbrechen und Sünden, die du zu Lebzeiten begangen hast«, sprach Tempestas mit ernster Stimme und warnendem Blick. Dann schmunzelte er. »Laut uralten Überlieferungen – ich selbst glaube nicht daran.«
    »Also glaubt man hier auch an so etwas, wie die Hölle«, murmelte May und streckte ihren Arm plötzlich in Zacks Richtung aus. Dieser fuhr erschrocken hoch und stolperte rückwärts, woraufhin die anderen zu lachen begannen.
    »Das – das ist nicht witzig!«, meinte Zack beleidigt, setzte sich wieder auf, blickte finster in die Runde und verschlang den Rest seiner Portion Pilze.
    »Du wirst schnell lernen, ihn richtig einzusetzen«, meinte Tempestas lächelnd zu May, die nun auch eine Schale mit Pilzen von Yarkiy entgegennahm.
    Sie blickte auf und nickte. »Ich bemühe mich«, sagte sie lächelnd.
    »Setze ihn jedoch stets weise und bedacht ein. Erinnere dich an die Worte des Mediums«, riet Tempestas ihr.
    »Ja, du hast recht. Ist gut«, stimmte sie zu.

  • Super, @kijkou, ...

    Spoiler anzeigen

    Keine Klagen! :D Kann gleich weitergehen. :thumbsup:

    Während der Feierlichkeiten darf nur der ShiNoTori ausgelöscht werden – die anderen sollen ihre Reise ungehindert fortsetzen können. Nachdem ich dem ShiNoTori dann endlich sein Leben entrissen habe,

    Das zweite kannst du einfach weglassen, und schon ist die Wiederholung verschwunden. ^^

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • Ich wollte mich ja wenigstens auch noch mal kurz zurück melden :)

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    Ich habe aber nichts zum meckern!

    Kann weiter gehen :thumbsup:

    Zitat von kijkou

    Der Ud ist ein Ort oder Zustand nie endender Qualen und unvorstellbaren Leidens. Lodernde Flammen verschlingen und reinigen dich von allem Übel und du büßt so für alle Verbrechen und Sünden, die du zu Lebzeiten begangen hast«, sprach Tempestas mit ernster Stimme und warnendem Blick. Dann schmunzelte er. »Laut uralten Überlieferungen – ich selbst glaube nicht daran.«

    Fast hätte ich ihm das geglaubt :D

    LG :)

  • Kapitel 10 - Teil 2

    Als die fünf fertig gegessen und ihre Sachen zusammengepackt hatten, führte Yarkiy sie über einen Pfad in den westlichen Bergen nach oben. Der Aufstieg war nicht besonders beschwerlich, jedoch verlief der Weg in Serpentinen nach oben, was ganz schön Zeit in Anspruch nahm. Der Berg war dicht bewaldet und windgeschützt, wodurch es ihnen überhaupt nicht kalt erschien.
    »Wir sind beinahe da«, meinte Yarkiy zu den anderen und deutete auf einen Felshang, der sich noch ein Stück weiter oben mitten im Wald befand. Dahinter konnte man Dampf aufsteigen sehen.
    »Aaah, ich verstehe …« Tempestas lächelte.
    »Was ist dort?«, fragte Jiyuu interessiert und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Das, mein Lieber, wird dir vermutlich den wohltuendsten Abend deines Lebens bereiten«, entgegnete Tempestas und streichelte das Murmurs, das auf seiner Schulter vergnügt gluckste.
    Jiyuu sah ihn erwartungsvoll an.
    »Wirst du schon sehen – ich möchte Yarkiy nicht die schöne Überraschung verderben«, meinte dieser vergnügt.
    Sie folgten dem Verlauf des Pfades, der an dem Felshang vorbei bis hinauf führte und erblicken dann schließlich, was sich dort oben befand.
    »Heiße Quellen!«, rief May begeistert.
    Nahe des Felshangs, dessen Steinformationen eine Wand bildeten, erstreckte sich eine relativ ebene Fläche, wo sich inmitten der Bäume einzelne Tümpel befanden, die durch die heißen Quellen entstanden waren. Das dampfende Wasser schimmerte in grünlich blauen Tönen und sah wunderschön aus.
    »Ich haben mir gedacht, ihr könnt vor eurer Reise nach Memoria noch etwas Entspannung gebrauchen. Ab morgen habt ihr noch vier Tage, richtig?«, fragte Yarkiy.
    »Ja, das stimmt. Das ist wirklich eine gute Idee«, meinte Tempestas. »Ein heißes Bad wird uns bestimmt allen gut tun.«
    »Im Ernst? Wir bleiben jetzt hier und chillen?«, fragte Zack verwundert.
    »Das würde dir gefallen, nicht wahr?«, entgegnete ihm Jiyuu.
    »Für den Rest des Tages, ja. Den morgigen Vormittag sollten wir nutzen, um ein wenig zu trainieren«, warf Tempestas ein. »Wir wissen nicht, wann wir wieder die Gelegenheit dazu bekommen und vor allem ist ungewiss, was uns in Memoria erwartet. Wenn wir die 'Glocke der Ahnen' nicht, ohne Aufsehen zu erregen, an uns nehmen können, sollten wir auf einen möglichen Kampf vorbereitet sein.«
    »Auf einen Kampf?« May schien besorgt.
    »Mach dir keine Sorgen. Der König mag ja viele Soldaten haben, aber besonders stark oder kampferprobt scheinen die nicht zu sein«, meinte Jiyuu. »Als sie mich für einen Dieb gehalten und angegriffen haben, waren sie in kleiner Zahl zumindest keine Herausforderung. Wir müssen nur irgendwie vermeiden, dass sie in großer Überzahl sind.«
    »Und wenn wir Aquila einfach wegen dieser Glocke fragen? Er hat doch schließlich angeboten, uns zu helfen«, überlegte May, woraufhin Zack sie kopfschüttelnd ansah.
    »Ich glaube nicht, dass der jemals vorgehabt hat, uns dort wegzulassen«, zweifelte dieser an. »Wieso, denkst du, hat er uns überwachen lassen? Er hat gemeint, dass Susan und die anderen vielleicht in der Stadt sind – aber hat er uns suchen geholfen? Na ja, hat er zwar behauptet, sie haben nach ihnen gesucht, aber wirklich glauben tu ich ihm das nicht. Er hat uns nur kontrolliert und im Schloss hingehalten. Bestimmt war er nur so scheiß-freundlich zu uns, damit die Leute nicht merken, was für ein Arsch er ist! Vielleicht wollte er dich auch `rumkriegen – er hat dir ja auch ständig schöne Augen gemacht …«
    »Wie dem auch sei...«, unterbrach Tempestas ihn. »Wir sollten niemandem vertrauen – aber genug jetzt. Lasst uns morgen darüber nachdenken«, meinte er und legte seinen Mantel neben einer der Quellen ab. »Yarkiy hat uns extra hierher geführt. Lasst es uns genießen.«
    »Also gehen wir jetzt baden? Hier? Alle zusammen?«, fragte May etwas verunsichert.
    »Ja, wieso auch nicht? Hast du was gegen gemischten Wellnessbereich?« Zack grinste.
    »Moment, das haben wir gleich …«, meinte Yarkiy und holte die große Felldecke vom Wagen. »Darf ich mir zwei Pfeile von dir ausleihen?«, fragte sie May.
    Diese nickte, holte die Pfeile aus dem Köcher und gab sie ihr.
    Yarkiy sah sich kurz nach einer geeigneten Stelle um, an der man die Decke als Trennwand zwischen den Bäumen aufspannen konnte.
    »Ah, ich verstehe – ein Sichtschutz.« Tempestas schmunzelte und half ihr, die Felldecke mit den Pfeilen an den Stämmen zu fixieren.
    »Bist du jetzt zufrieden?«, fragte Zack etwas enttäuscht, woraufhin May mit den Schultern zuckte.
    »Du glaubst doch nicht, dass ich mich vor dir ausziehe, oder?«, fragte sie ihn, ohne jedoch eine Antwort zu erwarten. »Hat dir das etwa noch nicht gereicht, wie du mich vor ein paar Tagen heimlich beim Baden beobachtet und nackt gesehen hast?«
    »Hat er?«, fragte Jiyuu überrascht und blickte zu Zack hinüber.
    »Da-das – das war ganz anders!«, rief dieser sich verteidigend. »Außerdem – was geht dich das überhaupt an?«, fragte er mit prüfendem Blick.
    »Mich …?« Jiyuu überlegte kurz. »So etwas gehört sich einfach nicht – ist doch wohl klar!«, entgegnete er empört. »Aber stimmt, bei dir wundert mich das eigentlich nicht sonderlich.« Er schüttelte den Kopf und setzte sich auf einen Stein am Rande der Quelle.
    »Als ob du bei einer Schönheit wie May keinen Blick riskiert hättest, wenn sie nackt vor dir steht … Du hättest bestimmt auch geglotzt«, meinte Zack zu ihm.
    »Ob ich …?«, murmelte er und blickte verunsichert und völlig aus dem Konzept gebracht zu May hinüber, die dem Gespräch der beiden geladen folgte und mit verschränkten Armen auf seine Antwort wartete.
    »Was? Ähm, also ich – ich würde …«, stammelte er weiter und wusste nicht, was er sagen sollte.

    »Ah! Herrlich!«, rief Tempestas plötzlich auf, woraufhin sie sich ihm zuwandten. Entspannt saß er bereits im über vierzig Grad heißen Wasser. »Ihr solltet auch endlich hineinkommen – es ist wunderbar befreiend!« Er lächelte und deutete ihnen, seinem Beispiel zu folgen.
    »May, du kannst deine Kleidung dort drüben ablegen!«, rief Yarkiy ihr zu, die gerade eine Feuerstelle vorbereitet hatte.
    »Ja, ist gut. Danke«, sagte May, warf Zack und Jiyuu noch einen finsteren Blick zu und verschwand hinter dem eigens konstruierten Sichtschutz.
    »So, Mädels, ich zieh mich jetzt aus – wehe ihr guckt rüber!«, rief Zack spielerisch.
    »Als ob das irgendjemanden interessieren würde«, meinte May gleichgültig, während sie sich ebenfalls entkleidete. Ein Schmunzeln jedoch konnte sie sich kaum verkneifen. »Der spinnt doch …«, murmelte sie vor sich hin und ließ sich in das angenehm heiße Wasser sinken, was ihr die anderen gleichtaten.
    »Verdammt – heiß!!«, kreischte Zack auf.
    »Du hältst wohl gar nichts aus, du Weichei!«, meinte Jiyuu amüsiert.
    »Schnauze!«, keifte Zack zurück und tauchte völlig verkrampft immer weiter ins Wasser ein, bis er auf dem Grund des Tümpels saß und nur noch sein Kopf zu sehen war. »Huh? Was zum …?« Verdutzt fuhr er mit den Armen durch das Wasser und streckte seine Hände in die Höhe hinaus. An diesen blieb nicht ein einziger Tropfen hängen. »Irgendwas stimmt mit dem Wasser nicht«, murmelte er vor sich hin und tauchte seine Hände wiederholt prüfend ein.
    »Das Wasser dieser Quellen ist ganz speziell. Durch seine Konsistenz und die größere Oberflächenspannung haftet es nicht an fester Materie. Es unterscheidet sich sonst aber nicht von gewöhnlichem Wasser«, erklärte Tempestas.
    »Nicht benetzendes Wasser. Interessant – deshalb fühlt es sich so anders an«, staunte May. »Zwar schon irgendwie wie Wasser, aber nicht wirklich nass. Wasser, das nicht nass macht!«, rief sie fasziniert. Sie tauchte kurz unter und ihr Haar blieb tatsächlich trocken.
    »Wenn die Kleidung eh nicht nass werden würde, wozu haben wir uns dann eigentlich ausgezogen?«, fragte Zack verwundert.
    »Unglaublich, nicht wahr? Es ist ohne Kleidung einfach viel entspannender«, meinte Tempestas. »Vielen Dank, Yarkiy, dass du uns hierher geführt hast. Das ist jetzt genau das Richtige! Gerade für die beiden. May und Zack haben eine ganze Menge mitmachen müssen, seit sie hier auf Ignotus gelandet sind, nicht wahr?«, meinte er und blickte Zack erwartungsvoll an.
    »Ja …«, entgegnete dieser nachdenklich. »Ich mach mir eigentlich weniger Gedanken um uns. Schließlich geht es uns beiden gut – also die Umstände mal außer Acht gelassen. Aber ich mache mir große Sorgen um meine Schwester – und natürlich auch um die anderen Passagiere, die auf dem Schiff waren …«
    »Deine Schwester?«, fragte Jiyuu überrascht.
    »Ja, Susan, meine jüngere Schwester, war auch auf der Segeljacht, mit der wir verunglückt sind. Ich hab’ nicht die geringste Ahnung, wo …« Er hielt inne. »Wenn ihr irgendwas passiert ist – ich will gar nicht daran denken. Das würden mir unsere Eltern nie verzeihen. Das würde ich mir selbst nicht verzeihen können«, meinte er betrübt.
    »Ihr beide seid also hier irgendwo gestrandet? Und die anderen, die an Bord waren, sind nicht bei euch gewesen?«, fragte Yarkiy und warf May einen ernsten aber mitfühlenden Blick zu.
    »Ja, wir sind in der Nähe von Memoria an einem Strand aufgewacht«, erklärte diese. »Weit und breit war niemand sonst zu sehen. Wir wissen also nicht einmal, ob sie überhaupt auch auf dieser Insel sind. Vielleicht sind sie ja auch …« Sie brach den Satz ab und schüttelte widerwillig den Kopf.
    »Ja, vielleicht haben sie es nicht geschafft. Vielleicht sind sie alle ertrunken«, fuhr Zack mit gedämpfter Lautstärke fort.
    »Das muss nicht sein. Im Südosten Ignotus’ sind einige kleinere Inseln. Möglicherweise sind sie auf einer dieser gestrandet«, meinte Yarkiy optimistisch und lächelte May aufmunternd zu. »Stürzt euch nicht in Verzweiflung, solange ihr nicht Gewissheit habt.«
    »Nur wie gut stehen die Chancen, dass sie nicht einfach aufs offene Meer hinausgetrieben worden sind?«, fragte Zack ernst und blickte Tempestas und Jiyuu abwechselnd an.
    »Selbst, wenn deiner Schwester etwas passiert ist, wäre es nicht deine Schuld gewesen. Und solange ihr es nicht wisst, solltest du dir keine Vorwürfe machen«, meinte Jiyuu sachlich. »Ich meine …«
    »Ich hätte besser auf sie aufpassen müssen!«, unterbrach ihn Zack energisch.
    »Zack, Susan ist dreiundzwanzig Jahre alt – du bist nicht ihr Vormund! Du hättest in der Situation nichts tun können«, meinte May überzeugt und starrte auf die Felldecke, die sich zwischen ihnen befand und ihr die Sicht versperrte.
    »Tja, erklär’ das mal unseren Eltern«, seufzte dieser. »Die machen mich für alles verantwortlich. Ständig erwarten sie, dass ich mich um Susan kümmere – dabei will sie das überhaupt nicht. In Wahrheit hoffen sie nur, dass ich mir an ihr ein Beispiel nehme und dann, wenn ich nur genug Zeit mit ihr verbringe, irgendwann so werde wie sie …« Zack blickte nachdenklich auf die blau-grün schimmernde Wasseroberfläche. »Wenn unsere Eltern mich akzeptieren würden, wie ich bin und endlich einsehen, dass wir erwachsen sind, wäre ich gar nicht auf diesen blöden Ausflug mitgekommen.«
    »Wieso wollen deine Eltern, dass du wie deine Schwester wirst?«, fragte Jiyuu verwirrt und blickte, als er keine Antwort bekam, Tempestas fragend an. Dieser zuckte nur unwissend mit den Schultern und ließ sich tiefer ins Wasser sinken.
    »Weil …«, ergriff nun Zack wieder das Wort. »Susan ist genau so, wie uns unsere Eltern haben wollen. Sie ist fleißig, zeigt sich immer von ihrer besten Seite und tut immer, was sie wollen …« Er hielt inne und fing kurz darauf zu lachen an. »Tja, ich wollte ja, dass sie auch auf mich stolz sind und hab’ versucht, ihnen alles recht zu machen, aber das passt einfach nicht zu mir«, meinte er dann ruhig. »Ich wollte ja eigentlich gar nicht Medizin studieren, aber für meinen Alten war es von Anfang an klar, dass ich mal seine Praxis übernehmen soll. Ich wollte immer etwas mit Elektronik und Computern machen. Ich hatte auch schon ein Angebot von einem Bekannten, der das Startkapital für einen eigenen Software- und Game-Shop zusammen hatte und mich beteiligen wollte, aber das war meinem alten Herrn nicht gut genug. Er hat gemeint, dass es gar nicht in Frage kommt, dass ich in so einem „Freak-Laden“ arbeite. Ich würde den guten Ruf unserer Familie ruinieren und so weiter – bla bla bla. Jetzt steck’ ich mitten in der Ausbildung für einen Job, der mir zwar viel Kohle bringen, mich aber wahrscheinlich irgendwann in den Wahnsinn treiben wird«, erzählte er, atmete tief durch und lehnte sich dann geschafft zurück.
    »Hm, keine einfache Situation«, meinte Tempestas verständnisvoll. »Du willst, dass deine Eltern deine Wünsche und Entscheidungen respektieren, das ist natürlich sehr gut nachvollziehbar. Aber auch Eltern wollen immer das Beste für ihre Kinder und auch für sie ist es nicht immer leicht …« Er hielt inne, seufzte auf und blickte in den durch die untergehende Sonne bereits rötlich gefärbten Himmel hinauf. »Ich meine, für deine Eltern ist wahrscheinlich die Zeit gekommen, in der sie darum kämpfen, noch ein wenig Kontrolle über dich zu behalten, da du nun erwachsen bist und sie langsam begreifen, dass du deine Entscheidungen immer mehr für dich selbst treffen wirst«, meinte er nachdenklich. »Was nicht bedeutet, dass sie deine Entscheidungen auch akzeptieren werden – nicht einmal, wenn du schon lange Zeit erwachsen bist.«
    »Ich frage mich, ob alle Eltern so sind«, murmelte Zack vor sich hin.
    »Wie waren deine Eltern, Tempestas?«, fragte Jiyuu neugierig. »Haben sie deine Entscheidungen respektiert?«
    »Meine Eltern?«, wiederholte Tempestas zerstreut. »Hmm – ja, haben sie größtenteils. Also meine Eltern haben meinen Willen eigentlich immer toleriert, aber …« Er hielt abermals inne und starrte auf die Wasseroberfläche.
    »Aber?«, fragte Zack erwartungsvoll.
    Tempestas blickte auf und lächelte. »Ach, nichts weiter. Es wird bald dunkel – wir sollten ein Feuer machen.« Er erhob sich langsam und stieg aus dem Quelltümpel.

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  • @kijkou

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    :hmm:
    Im Gegensatz zu dem Part, von dem du es eigentlich gedacht hast und der mir aber gut gefallen hat, ist mir jetzt der hier ein wenig zuuuu ausführlich.
    Er hat nicht viel Neues geboten. Ich fass mal kurz zusammen:
    1. Die angekündigte Überraschung sind Heiße Quellen, die Tempestas schon kennt.
    2. Zack hat unmittelbar nach dem Frühstück schon wieder Hunger (okay, das is jetzt nix wirklich Neues :rofl: ).
    3. Das Wasser ist heiß, macht aber nicht nass.
    4. Zack plaudert ein wenig aus dem Familien-Nähkästchen und teilt mit, dass er nie Arzt werden wollte.
    5. Tempestas mag nicht über seine Eltern reden.

    Das ganze Geplauder hat mich manchmal schon dazu verleitet, ein bisschen querzulesen. Hab's aber dann doch nicht, weil ich nichts überlesen wollte. ^^

    »Ich wollte ja eigentlich gar nicht Medizin studieren, aber für meinen Alten war es von Anfang an klar, dass ich mal seine Praxis übernehmen soll. Ich wollte immer etwas mit Elektronik und Computern machen. Ich hatte auch schon ein Angebot von einem Bekannten, der das Startkapital für einen eigenen Software- und Game-Shop zusammen hatte und mich beteiligen wollte, aber das war meinem alten Herrn nicht gut genug. Er hat gemeint, dass es gar nicht in Frage kommt, dass ich in so einem „Freak-Laden“ arbeite. Ich würde den guten Ruf unserer Familie ruinieren und so weiter – bla bla bla. Jetzt steck’ ich mitten in der Ausbildung für einen Job, der mir zwar viel Kohle bringen, mich aber wahrscheinlich irgendwann in den Wahnsinn treiben wird«, erzählte er, atmete tief durch und lehnte sich dann geschafft zurück.

    Der Part ist sehr ... amerikanisch-neu-jugendlich formuliert. Ich hab mal die Worte markiert, mit denen zumindest Jiyuu, Tempi und Yarkiy nichts anfangen können. Die dürften von der Rede nicht viel verstanden haben. Trotzdem fragt keiner von denen nach, was sie bedeuten. Wundert mich ein bisschen. Auch May ermahnt ihn nicht, verständlich zu sprechen.

    Ansonsten - vom Schreibstil her gut wie immer! :thumbup: Flüssige Dialoge, schöne Beschreibungen. Man kann Zack seinen Frust gut abnehmen. War ganz interessant, mal hinter seine persönlichen Kulissen zu blicken.
    Und May? Kommt ein wenig blauäugig rüber mMn. Hat sie tatsächlich immer noch nicht verstanden, dass es beträchlichen Nachholebdarf gibt bei Aquilas Gastgeber-Qualitäten?

    So, nun auf nach Memoria!!! :dwarf:
    LG Tari

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • @kijkou

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    Ich ergänze erstmal die amerikanisch-englischen Wörter :D

    Zitat von kijkou

    »Im Ernst? Wir bleiben jetzt hier und chillen?«, fragte Zack verwundert.

    Zitat von kijkou

    »Für den Rest des Tages, ja. Den morgigen Vormittag sollten wir nutzen, um ein wenig zu trainieren«, warf Tempestas ein.

    Auch wenn ich darüber hinwegsehen könnte, ist es doch ziemlich umgangssprachlich und neu. Wir wäre es mit üben?

    Ansonsten kann man nicht viel sagen, da es ja ziemlich ruhig dort abläuft und nichts neues offenbart. Das Zack nicht ganz rund läuft wie seine Eltern das wollen, war ja offensichtlich. May ist ein kleines bisschen naiv. Gut, dass sie gleich Konter von Zack bekommen hat. Der war der einzige, der in Memoria einen klaren (soweit man das von ihm behaupten kann) behalten hat. Das Tempestas nicht reden will, ist auch nicht wirklich neu. Er hat von seinem Volk ja auch nicht viel Preis gegeben :)

    Vielleicht werden sie in der Quelle alle etwas sentimental ^^

    Mal schauen, wie es weiter geht. Nächste Station ist dann wohl Memoria :whistling:
    Und Aquila... Yeah <X

    LG :)

  • Hi ihr beiden ^^


    Danke euch ^^


    Kapitel 10 - Teil 3


    Ein lauter Knall ertönte im Nordwesten Memorias und hallte über die Dächer. Über dem alten Fabriksgebäude stieg Rauch auf und aus dem Inneren drang Geschrei. Die Arbeiter waren gerade dabei gewesen, Feierabend zu machen, als sich in einem der riesigen Öfen eine Explosion ereignet hatte. Im Gebäude war alles verraucht, was die Sicht stark einschränkte.
    »Ist jemand verletzt?! Was ist denn passiert?! Versammelt euch draußen! Keiner geht nach Hause, solange wir keinen Lagebericht haben!«, rief Hauptmann Corvus, während er versuchte, sich durch die Haupthalle vorwärts zu tasten. »Verdammt, ich kann meine eigene Hand vor Augen nicht sehen.«
    »Irgendetwas dürfte aus Versehen in Ofen Nummer Zwei gelangt sein!«, drang eine Stimme durch die Halle. »Die Explosion hat das Innere von Ofen Zwei beschädigt. Es besteht aber keine weitere Gefahr – der Ofen ist stabil!«
    »Gut, in Ordnung! Reißt die Tore und alle Fenster auf, damit sich der Rauch verzieht!«, wies der diensthabende Vorarbeiter die Männer an, welche sofort losstürmten und taten, was er ihnen befohlen hatte und sich danach draußen versammelten.
    Nachdem sich die Sicht geklärt hatte, inspizierte Corvus mit dem Vorarbeiter den beschädigten Ofen und sie versuchten das Ausmaß des Schadens zu erfassen. Die Arbeiter beobachteten gespannt, wie der Hauptmann die Schaufel, musterte, mit der das Gestein in die Öffnung geschüttet worden war und zeigte sie dem Vorarbeiter.
    »Da ist anscheinend ein Stück Blech vom Schaufelblatt hineingeraten«, meinte dieser sich den Arbeitern zugewandt. »Anders kann ich mir das nicht erklären.«
    »Wie auch immer – für heute ist Feierabend. Morgen werden wir sehen, ob wir den Ofen wieder in Gang bekommen!«, rief Corvus.
    »Ganz sicher nicht, ule!«, hallte eine Stimme durch die Halle. Es war der kleine Diener des Königs, der gerade das Fabriksgebäude betreten hatte. »Hauptmann, ule! Ihr wollt doch keine Verzögerungen riskieren, oder etwa doch, ule?«
    Dieser schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht, aber …«
    »Dann wird Euch nichts anderes übrig bleiben, als die Arbeiter länger hierzubehalten, ule!«, fuhr ihm Jarule ins Wort. »Wenn ein Ofen ausgefallen ist, dauert die Produktion länger, ule, also müssen sie länger arbeiten, um das Defizit auszugleichen, ule!«
    »Das verstehe ich, doch die Arbeiter sind schon erschöpft und wenn sie nicht genug Rast bekommen, werden sie weniger effektiv arbeiten können«, erwiderte Corvus.
    »Dann hätten sie sorgfältiger arbeiten sollen, ule! Ich erdulde keinen Widerspruch, ule! Wir benötigen genügend Acrorkristalle für ein Fest, das Seiner Majestät würdig ist, ule! Der Ofen wird umgehend wieder in Schuss gebracht, ule!«, forderte der Zwerg stur.
    Corvus seufzte. »Ihr habt es gehört!«, rief er den Arbeitern zu, die sich erschöpft um den defekten Ofen versammelten.
    Nachdem Jarule die Fabrik wieder verlassen hatte, richtete der Hauptmann erneut das Wort an alle. »Momentan können wir lediglich abwarten, bis der Ofen abgekühlt ist. Die Schäden kann man nur aus dem Inneren reparieren. Das wird dem Hofdiener zwar nicht gefallen, aber ich schlage vor, dass ihr bis dahin eine Pause macht. Ihr solltet allerdings die Fabrik nicht verlassen, sonst könnte er davon erfahren.«
    »Aber Hauptmann, wenn er erneut kommt, um die Situation …«, sorgte sich der diensthabende Vorarbeiter.
    »Dann übernehme ich die volle Verantwortung«, unterbrach Corvus ihn. »Selbst einem Sturkopf wie ihm müsste klar sein, dass man nichts tun kann, solang der Ofen nicht abgekühlt ist. Wenn nicht, dann werfe ich diesen Wicht eigenhändig hinein, dass er es begreift«, meinte er entschlossen. »Ihr ruht euch eine Weile aus und behaltet nur die anderen Öfen im Auge. Ich muss etwas erledigen und werde in ungefähr zwei Stunden wieder hier sein. Sollte der Hofdiener erneut erscheinen, richtet ihm aus, dass ich ihn nach erledigter Arbeit aufsuchen werde.«
    Die Arbeiter waren zu erschöpft, um dem Hauptmann zu widersprechen und nickten nur zustimmend, worauf dieser das Gebäude verließ.

    Die Sonne war beinahe untergegangen und ein Großteil der Bürger Memorias hatten bereits Feierabend gemacht. In den Straßen war nicht mehr viel los und Corvus hastete ins östliche Stadtviertel. Er versuchte, möglichst Blickkontakt zu anderen Menschen zu vermeiden, da er Unterhaltungen aus dem Weg gehen wollte. Allem Anschein nach hatte er es ziemlich eilig. Vor der Werkstatt eines Goldschmieds hielt er an und verschnaufte. Im ersten Stock, in einem runden Fenster unterhalb des spitzen roten Daches, brannte Licht und er blickte seufzend nach oben. Plötzlich öffnete sich die Türe.
    »Hauptmann, so tretet doch ein. Sie erwartet Euch bereits«, sprach der Mann, der im Eingang zur Goldschmiede stand. Es war ein älterer Herr, der eine Brille mit kleinen runden Gläsern trug. Sein braunes Haar war schulterlang und ordentlich nach hinten gekämmt. Er war in feine Gewänder gekleidet und trug Schmuck an den Händen und um seinen sehr breiten Hals.
    Corvus ließ sich nicht zweimal bitten und begab sich ins Innere der Schmiede, wo er sich zunächst in der Werkstatt befand. Überall lag noch Werkzeug herum und drei fleißige Männer, die für den wohlhabenden Goldschmied arbeiteten, waren gerade dabei, Ordnung zu schaffen.
    »Verzeiht bitte die Unordnung. Ein wichtiger Auftrag kam in letzter Sekunde herein und wir mussten bis jetzt daran arbeiten«, entschuldigte sich der Goldschmied und geleitete den Hauptmann zum Treppenaufgang. »Meine Tochter erwartet Euch in ihren Gemächern.« Er lächelte einladend.
    »Ich danke Euch, Précieux«, meinte Corvus höflich, verneigte sich und stieg die Treppen hinauf. Er befand sich nun im privaten Wohnbereich der Goldschmiede und schritt den Flur entlang, bis er vor einer mit goldenen Blumen verzierten Tür ganz am Ende des Ganges stehen blieb. Sorgfältig überprüfte er noch einmal, ob seine königliche Soldatenuniform korrekt saß und atmete tief durch. Dann klopfte er drei Mal behutsam an die Türe und lauschte.
    »Ja?«, ertönte eine liebliche Stimme aus dem Inneren des Raumes, woraufhin der Hauptmann den Türknauf drehte und die Tür langsam öffnete.
    »Ihr seid wirklich gekommen, liebster Dignitas!«, rief die junge Tochter des Goldschmieds erfreut. Ihr Lächeln drückte ihre rosigen Wangen nach oben und ihre himmelblauen Augen strahlten, als sie den strammen Mann erblickte.
    Sie war gerade dabei gewesen, etwas an einer Staffelei zu malen.
    »Natürlich, ich habe Euch schließlich mein Wort gegeben. Wie ich sehe, malt Ihr wieder? Darf ich es sehen?«, fragte der Hauptmann neugierig.
    »Ach, Dignitas, Ihr wisst doch, dass ich es Euch erst zeige, wenn es vollendet ist. Dieses wird etwas Besonderes – eine Überraschung«, entgegnete die junge Frau und schüttelte den Kopf, wodurch ihr schwarz gelocktes langes Haar über ihre Schultern nach vorne fiel.
    »Wenn meine liebe Têtusemis es so wünscht …«, meinte Corvus sanft, näherte sich ihr mit einem Lächeln und blickte ihr tief in die Augen.
    Die junge Tochter des Goldschmieds legte den Pinsel aus der Hand und umarmte den Hauptmann innig.
    Corvus stieg der Duft ihres grünen Kleides in die Nase. Dieses war parfümiert und mit purpurnen Bändern und Rüschen verziert.
    »Ich habe Euch vermisst. Seid Ihr für heute fertig?«, fragte sie erwartungsvoll.
    »Nein, bedauerlicherweise nicht. Ich muss wegen eines Zwischenfalls erneut in die Fabrik. Ich wünschte, ich könnte die Nacht bei Euch verbringen«, antwortete Corvus enttäuscht und blickt in ihr tiefes Dekolleté, welches eine prächtige Goldkette mit Rubinen schmückte.
    »Der König verlangt Euch viel zu viel ab. Ein Mann von Euren Qualitäten ist einfach zu schade, um die Arbeiten in einer Fabrik zu überwachen. Ich wünschte, der König würde Euch mehr Freiraum gewähren«, meinte Têtusemis und küsste ihn auf die Wange.
    »Seine Majestät hat zurzeit viele Sorgen und ist bestimmt schon in heller Aufregung wegen der Jubiläumsfeier in fünf Tagen. Die Beweggründe für manche seiner Handlungen in den vergangenen Tagen sind mir jedoch ein Rätsel«, entgegnete er nachdenklich.
    »Wie meint Ihr das, mein Liebster?«, fragte sie verwundert und setzte sich auf ihr mit Seide bezogenes Bett.
    »Nun …« Corvus setzte sich neben sie und nahm ihre Hand. »Seine Majestät hat mir letztens aufgetragen, Informationen über einen jungen Burschen zu beschaffen, der vor einigen Tagen für Unruhe auf dem Marktplatz gesorgt hat. Was genau vorgefallen ist, ist bisher nicht zu mir durchgedrungen, jedoch hat sich der König nie sonderlich für einfachen Pöbel interessiert – auch nicht, wenn es Ärger gab. Noch dazu kommt, dass dieser Junge aus der Gefangenschaft der Kemai stammt und ihn eigentlich nichts mit unserer Stadt verbindet – aber wie gesagt, ich verstehe seine Beweggründe nicht«, erklärte er. »Dann ist mir zu Ohren gekommen, dass er sich einen Drachen hat liefern lassen, dessen Käfig sich nun in seinen Gemächern befindet. Einige meiner Männer haben mir berichtet, dass er die Ferremetu, die vier übermenschlichen Söldner, in seine Dienste genommen hat. Ich wüsste wirklich gerne, was Seine Majestät plant. Sein Vater, König Felix Iustiam Aquila VIII., hat mich in all seine Vorhaben miteinbezogen und hat auf eine ganz andere Art und Weise unser Reich regiert – aber so darf ich nicht denken! Ich habe einen Eid geschworen und ihm auf seinem Totenbett ver­sprochen, seinem Sohn zu dienen und ihn zu unterstützen, ein guter Herrscher zu werden …« Der Hauptmann seufzte.
    »Und wenn Ihr den König diesbezüglich befragt? Versichert ihm, dass er Euch Vertrauen schenken kann. Ihr seid seine rechte Hand, seine Leibgarde – wenn er Euch nicht vertrauen kann, wem dann?«, fragte Têtusemis.
    »Als würde ich das nicht seit Jahren tun. Der König ist jung und hat seinen eigenen Willen. Er war gerade einmal neun Jahre alt, als er den Thron bestiegen hat. Vielleicht hat er auch einfach zu viel mitgemacht. Seine Mutter ist verschwunden, nur kurz bevor sein Vater krank wurde. Mit Hilfe der königlichen Ratgeber wuchs er in seine Rolle als Herrscher Memorias hinein. Nur ob dies nun den Vorstellungen des alten Königs entspricht, wage ich zu bezweifeln«, meinte Corvus schwermütig und legte seinen Arm um die junge Frau. »Aber jetzt genug davon – ich bin nun bei Euch, meine Liebe, und will nicht über meinen König sprechen und so unsere kostbare Zeit vergeuden«, sagte er und küsste sanft ihre Stirn.
    »Das hätte ich auch nie zugelassen, mein lieber Dignitas!«, entgegnete Têtusemis lächelnd, lehnte ihren Kopf an seine starke, männliche Brust und schloss ihre Augen. »Ach, wenn Ihr mich doch nur entführen könntet – einfach hinaus aus dieser Stadt – irgendwohin ans Meer«, seufzte sie.
    »Ja, das wäre wirklich wunderbar«, erwiderte er in Gedanken versunken und blickte aus dem Fenster in den Himmel hinauf, wo der Mond bereits hell leuchtete.

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  • Hey @kijkou,

    ich hab völlig übersehen, dass du an deine Antworten schon einen neuen Teil rangehängt hattest. Sorry für die späte Antwort. :huh:

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    Da bin ich mal gespannt, was die Ursache war für die Explosion. Sabotage??? 8o
    Corvus - am Ofen souverän, im Zimmer des Mädchens ungewohnt mitteilsam und - verliebt??? :love: Ich bin gespannt, ob er sich mit seiner Entscheidung für eine Pause zum Abkühlen des Ofens Stress einhandelt. Und ob er sich dann gegen Jarule und Aquila behaupten kann. :hmm:
    Jarule - wie immer: jederzeit zur Stelle und so unangenehm, wie er klein ist

    Im Gebäude war alles verraucht, was die Sicht stark einschränkte.
    »Ist jemand verletzt?! Was ist denn passiert?! Keiner verlässt die Halle, solange ich keinen Lagebericht habe!«, rief Hauptmann Corvus, während er versuchte, sich durch die Haupthalle vorwärts zu tasten. »Verdammt, ich kann meine eigene Hand vor Augen nicht sehen.«

    Ist das ein sinnvoller Befehl? Alles ist total verraucht, man sieht nichts, bekommt kaum Luft und darf trotzdem nicht raus? Wie wär's, wenn er einen Sammelpunkt nennt, so dass sie (und er auch) die Halle wenigstens verlassen dürfen?

    Die Arbeiter beobachteten ihn gespannt, als er, seinen Kopf in die große Öffnung des Ofens gesteckt, nach der Ursache der Explosion suchte.

    DAS kann ich mir nicht vorstellen. Unmittelbar nach der Explosion??? Stein schmilzt ab 1000°C (okay, hab gegoogelt ^^ ). Das dürfte Corvus doch etwas mehr als die Augenbrauen weg sengen.

    »Dann wird Euch nichts anderes übrig bleiben, als die Arbeiter länger hier zu behalten, ule!«

    hierzubehalten

    Nachdem Jarule die Fabrik wieder verlassen hatte, richtete der Hauptmann erneut das Wort an alle. »Momentan können wir nur abwarten, bis der Ofen abgekühlt ist. Die Schäden kann man nur aus dem Inneren reparieren. Das wird dem Hofdiener zwar nicht gefallen, aber ich schlage vor, dass ihr bis dahin eine Pause macht. Ihr solltet allerdings die Fabrik nicht verlassen, sonst könnte er davon erfahren.«

    Ich tu mich schwer mit dieser Aufgabenverteilung. Corvus ist Leibwächter und Kommandant der Stadtwache! Wieso gibt es in der Fabrik nicht einen Vorarbeiter, Schichtleiter oder sonst jemanden, der da den Hut auf hat? Corvus ist ein Soldat - hat er überhaupt Ahnung, was die Arbeit in der Fabrik angeht? Ich könnte mir vorstellen, dass der Schmelzprozess von Cibusgestein nicht unbedingt zu den Ausbildungseinheiten in einer Kaserne gehört. :D
    Selbst wenn Aquila wünscht, dass Corvus persönlich anwesend ist, würde ich vielleicht nochmal drüber nachdenken, ob du ihm einen aus der Fabrik zur Seite stellst, der das Know How über die Arbeitsabläufe und damit auch über die Öfen hat und ihn bezüglich der Reparatur beraten kann. Nur so eine Idee ...

    Allen Anschein nach hatte er es ziemlich eilig.

    Allem

    Im ersten StockKomma in einem Runden Fenster,kein Komma unterhalb des spitzenKomma roten DachesKomma brannte Licht und er blickte seufzend nach oben.

    runden

    woraufhin der Hauptmann den Türknauf drehte und die Tür? langsam öffnete.

    Sie hatte schwarz gelocktes langes Haar, rosige Wangen und himmelblaue Augen. Ein grünes Kleid mit purpurnen Bändern und Rüschen verziert trug sie und eine prächtige Goldkette mit Rubinen verziert schmückte ihr tiefes Dekolleté.

    Das kannst du besser. ^^
    Die Beschreibung ihres Aussehens wirkt hier etwas plump und phantasielos. Schau noch mal zurück, wie du May und ihre Freundinnen hier in die Geschichte eingeführt hast, das halte ich für viel besser gelungen.

    Ich wünschte, ich könnte die Nacht bei Euch verbringen«, antwortete Corvus enttäuscht.

    Echt??? So distanziert, förmlich und höflich, wie die beiden miteinander umgehen, hätte ich jetzt gedacht, dass sie noch Jahre brauchen, um an diesen Punkt zu kommen. Eher hatte ich eine Anstandsdame vermisst und mich gewundert, dass der Vater die beiden alleine sein lässt. :rofl:

    Seine Beweggründe für manch seiner Handlungen in den vergangenen Tagen sind mir jedoch ein Rätsel«

    manche
    _________________________________

    Nochmal ganz kurz zu May im vorigen Part:

    Zitat von kijkou

    ... alles, war ihr wisst bzw. wir wissen, weiß May ja nicht. Das letzte Mal hat sie ihn ja bei ihrer "Geiselnahme" gesehen und sonst auch nichts mehr von ihm gehört.

    Aber May hat doch mitbekommen, dass er sie faktisch eingesperrt hat? Und ihnen nachspioniert hat durch seinen Jarule?

    »Und wenn wir Aquila einfach wegen dieser Glocke fragen? Er hat doch schließlich angeboten, uns zu helfen«, überlegte May, ...

    Sie ist eine junge Frau aus dem heutigen Amerika - gerade diese Äußerung lässt sie für mich wirklich naiv wirken (hat ja @LadyK auch angemerkt).

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Hey @kijkou
    Scheinbar habe auch ich den Anschluss verpasst :huh:

    Spoiler anzeigen

    Ich muss gestehen, dass ich von beiden Teilabschnitten etwas verwirrt bin...

    Zitat von kijkou

    Sie war gerade dabei gewesen, etwas auf einer Staffelei zu malen.

    Auf einer Staffelei rumzumalen, würde ich abraten. Die Staffelei ist einzig das Teil, auf der man den Untergrund zum Malen befestigen/aufstellen kann ;)
    Besser wäre vielleicht die Leinwand...

    Staffelei

    Desweiteren verstehe ich nicht so ganz, warum Corvus den Arbeitern Befehle erteilt. Er könnte überwachen, dass auch alles so läuft, wie es geplant ist. Und das dann so gestalten, dass er mit einem Vorarbeiter spricht. Quasi vor der Explosion. Ich glaube @Tariq hat da schon was angedeutet ^^

    Zitat von Tariq

    DAS kann ich mir nicht vorstellen. Unmittelbar nach der Explosion??? Stein schmilzt ab 1000°C (okay, hab gegoogelt ). Das dürfte Corvus doch etwas mehr als die Augenbrauen weg sengen.

    Jip. Soweit hätte man gar nicht denken müssen, denn Wasser fängt bei 100° Celsius an zu sieden (verdampfen). Ich bin nicht bewandert in Physik oder Chemie, aber ich bin mir sicher, dass Stein weit mehr Hitze benötigt. Daher würde ich diese Szene noch ein bisschen abändern. Oder du gibst dem Stein eine besondere Eigenschaft, die eine für uns erträgliche Hitze zum schmelzen begründen würde ^^

    Jarule macht an diesem Schauplatz schon Sinn, denn er ist ja Aquilas Berater. Allerdings hätte ich darüber nachgedacht, ihn schon zu Beginn einzusetzen. Quasi als Bauabnahme :D demzufolge zusammen mit Corvus.


    Zitat von Tariq

    Eher hatte ich eine Anstandsdame vermisst und mich gewundert, dass der Vater die beiden alleine sein lässt.

    Sehe ich genauso. Für mich gäbe es nur zwei Möglichkeiten, dass der Vater so reagieren könnte, wie er es tat.
    1. Die Frau und Corvus sind verheiratet
    2. Der Vater toleriert eine mögliche Beziehung :P

    Glaubwürdiger wäre ein heimliches Treffen ;)

    Ich hoffe mein Gemecker ist nicht zu viel. Ansonsten hat mir das nämlich ganz gute gefallen. Wenn du noch ein bisschen rumbastelst, wird das noch besser :D

    LG :)

  • So, na gut, dann kratz ich mal alles an Motivation zusammen, was ich finden kann....

    Danke euch beiden für eure Verbesserungsvorschläge ^^ Ich hoffe, ich konnte sie halbwegs gut umsetzen und dass ich euch nicht zu lange warten hab lassen ... *scrollt hoch* ÜBER NEN MONAT :panik: Au weia! Sorry :saint:

    Tariq
    Lady

    Dann will ich euch nicht länger auf die Folter spannen ...
    Irgendwie bin ich jetzt nervös, weil ich schon so lange nichts mehr gepostet habe :hmm:
    Ist diesmal etwas lang, aber wusste wieder mal nicht, wo man da nen Cut setzen sollte, tut leid :D


    Kapitel 10 - Teil 4

    »Heute wollen wir es uns gut gehen lassen!«, rief Tempestas, der gerade aus einem tiefer gelegenen Bereich des Waldes mit seiner Beute zurückkam. Das Tier, das er über seine Schultern trug, hatte die Größe eines ausgewachsenen Schäferhundes, sah jedoch wie ein riesiger Hase aus. »Ganz schön anstrengend …«, meinte er geschafft, als er es nahe der Feuerstelle abgelegt hatte.
    »Was zum Geier …« Zack fuhr erstaunt hoch. »Ist das ein Känguru?!«
    »Ein Bachhoppler!«, rief Jiyuu erfreut. »Das wird ein Festessen!«
    »Oh, nein – sind das die Viecher, deren Eier explodieren?«, fragte Zack weniger begeistert.
    »Keine Sorge – das Glück war auf meiner Seite und ich habe ein Weibchen erwischt. Du musst dir also keine Gedanken darüber machen«, entgegnete Tempestas schmunzelnd.
    »Und die schmecken wirklich so besonders?«, fragte May, die gerade am Lagerfeuer saß und Holz nachlegte.
    »Ja, Bachhoppler schmecken wunderbar!«, bestätigte Yarkiy freudig, holte ein Messer von ihrem Wagen und begann mit Tempestas das Tier zu häuten und zu zerteilen. »Sag, darf ich dich etwas Persönliches fragen?«, wandte sie sich an ihn.
    »Ja, natürlich«, meinte der Weißhaarige überrascht und blickte sie erwartungsvoll an.
    »Ich kann mich leider nur noch sehr vage daran erinnern, weil ich noch ein Kind war, aber …« Sie blickte ihn ernst an. »Damals, als die ShinNoTori auf der Flucht durch unseren Wald gekommen sind, waren Pokoy und ich draußen unterwegs. Wir wussten nichts von der unbekannten Gefahr und haben alles dann erst im Nachhinein erfahren. Unserer Familie haben wir nie davon berichtet – geschweige denn anderen Angehörigen unseres Volkes – aber an jenem Tag sind wir draußen im Wald einer Frau begegnet …«
    »Einer Frau?«, unterbrach Tempestas sie interessiert, ließ seinen Dolch in dem toten Tier stecken und setzte sich aufrecht hin.
    »Ja, es war eine alte Frau – wir haben jedoch nicht viel erkennen können, da sie in eine schwarze Kutte gekleidet und ihre Gestalt verhüllt gewesen ist. Unter der Kapuze hat man nur den unteren Teil ihres faltigen Gesichts gesehen. Ich erinnere mich noch sehr gut, an ihre vollen Lippen, die uns zugelächelt haben – das ist das einzige, das ich noch klar vor mir sehe. Wir haben uns gefragt, was sie in diesem tiefen Wald alleine verloren hat und sie war von irgendeiner seltsamen Aura um­geben, haben wir zumindest das Gefühl gehabt. Der Rest in meinen Erinnerungen verschwimmt leider. Nein – da war noch etwas! Ja, sie hat noch etwas bei sich gehabt.« Yarkiy hielt inne.
    »Eine alte Frau …«, murmelte Tempestas nachdenklich. »Was hatte sie bei sich? Hat sie zu euch gesprochen?«, fragte er weiter.
    »Es war etwas Schimmerndes …« Yarkiy überlegte und versuchte sich genauer zu erinnern. »Ja, sie hat einen Sack auf ihrem krummen Rücken getragen, dessen Inhalt hell gestrahlt hat – durch den Stoff hindurch!«
    »Gestrahlt?«, fragte May überrascht.
    »Ja, ich habe noch nie zuvor so ein Licht gesehen gehabt. Sie hat uns dann gefragt, ob wir jemandem begegnet sind. Sie sei auf der Suche nach ihren Freunden, die hier vorbeigekommen sein müssten. An das, was danach war, kann ich mich absolut nicht mehr erinnern. Ich weiß nicht einmal mehr, wie wir wieder nach Hause gekommen sind«, erzählte sie.
    »Ein helles Licht? Was kann das zu bedeuten haben?« Tempestas blickte grübelnd ins Feuer.
    »Aber was ich dich fragen wollte …«, fuhr Yarkiy fort. »Wo warst du? Ich meine, du bist der einzige Überlebende, richtig? Wo warst du zu dem Zeitpunkt, als die anderen alle getötet wurden?«
    »Ich war …« Tempestas trennte mit seinem Dolch eines der Hinterbeine des Bachhopplers ab und erhob sich dann. »Ich war auf Reisen«, sprach er mit gedämpfter Stimme.
    »Dann hast du ja sozusagen großes Glück gehabt«, meinte Zack, der aufmerksam zugehört hatte.
    »Das war es wohl – Glück …«, seufzte Tempestas und blickte in den Himmel hinauf. »Wäre ich zu diesem Zeitpunkt in Aniveûs gewesen, hätte auch ich vermutlich nichts ausrichten können – dennoch …« Er hielt inne, legte die Hände auf seinen Schoß und ballte sie zu Fäusten. »Dennoch hätte ich gerne ihren Platz eingenommen.« Seine Stimme zitterte und er hatte mit einem Mal einen Ausdruck der Leere in seinen Augen.
    »Tempestas …« May ergriff das Wort, doch sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
    Das kleine Murmur gluckste traurig und schwebte vor Tempestas hin und her, bis dieser es sanft mit seinen Händen umfasste und an sich schmiegte.
    »Ich habe Aniveûs im Zorn verlassen«, meine er reumütig. »Ich hatte eine heftige Auseinandersetzung mit unserem König. Es war ein lange anhaltender Streit, der sich bereits über Jahre hinzog, doch an jenem Tag war es besonders schlimm gewesen, also bin ich gegangen, bevor ich etwas hätte sagen oder tun können, das nicht mehr ungeschehen zu machen gewesen wäre. Es ärgert mich jedenfalls, dass die letzten Worte Worte der Verachtung waren. Wenn ich damals gewusst hätte, dass es das letzte Mal sein würde, dass ich sie – sie alle sehe, hätte ich mich anders verhalten – hätte ich mich anders verabschiedet. Nein, ich hätte sie mitgenommen, oder Aniveûs nicht verlassen – doch nun lässt es sich nicht mehr ändern. Eines Tages werde ich herausfinden, was genau geschehen ist«, sprach er bedächtig, lächelte aber dann. »Aber jetzt genug davon! Viel wichtiger ist die Zukunft. Die Vergangenheit ist und bleibt Vergangenheit, nicht wahr?«
    »Er hat recht«, ergriff Yarkiy das Wort. Sie wollte seine alten Wunden nicht noch weiter aufreißen und versuchte das Thema zu wechseln. »Tempestas hat uns einen Bachhoppler erlegt! Wir werden heute speisen wie die Könige!«, rief sie euphorisch, stand auf, holte den Sack mit den restlichen Nüssen und Trockenfrüchten vom Wagen und warf ihn Zack zu. »Teil den Rest bitte auf!«, wies sie ihn an.

    Als sie fertig gegessen hatte, erhob sich Yarkiy, lieh sich den Kochtopf von den anderen aus und füllte Quellwasser ein. Sie stellte es zu Skoryy und streichelte ihn. »Wenn es ausgekühlt ist, kannst du trinken«, meinte sie fürsorglich.
    »Dieses Wasser kann man trinken?«, fragte May sie überrascht.
    »Ja, es schmeckt eigentlich wie gewöhnliches Wasser«, erklärte diese.
    »Dass man das Wasser trinken kann, hätte ich mir nicht gedacht. Das strahlt ja sogar im Dunklen, als ob es radioaktiv verseucht wäre«, meinte Zack fasziniert.
    »Erinnert mich ein wenig an das kleine Wasserbecken in der Residenz des ehrenwerten Mediums«, warf Tempestas ein.
    »Ja, stimmt.« Jiyuu stand auf, hockte sich an den Rand eines Quelltümpels und blickte verträumt hinein. »Da – im Wasser …« Er warf Yarkiy einen verwirrten Blick zu. »Da ist irgendetwas!«, rief er und fuhr plötzlich hoch.
    »Was?« Yarkiy näherte sich vorsichtig dem Tümpel und blickte hinein. »Ich – ich kann nichts erkennen.« Sie sah ihn fragend an.
    »Es hat sich bewegt – irgendetwas hat sich da drin bewegt«, meinte Jiyuu angespannt.
    Nun musterte auch Tempestas die Wasseroberfläche. »Hmm … vielleicht haben dir deinen Augen einen Streich gespielt«, meinte er nach einer Weile lächelnd.
    Jiyuu schüttelte seinen Kopf und blickte abermals ins Wasser.
    »Siehst du? Da ist nichts«, versicherte Yarkiy ihm.
    Auf einmal begann er zu kichern, was in ein herzhaftes Lachen überging. Die anderen wussten zwar nicht, was los war, konnten aber nicht anders und schmunzelten.
    »Was ist denn so witzig?«, fragte May, als Jiyuu nicht und nicht zu lachen aufhörte.
    »Ich – ich hab’ nicht die geringste Ahnung! Ich kann einfach nicht mehr – nicht mehr aufhören!« Er hielt sich den Bauch und ihm stiegen bereits Tränen in die Augen.
    »Das sind vermutlich die Pilze«, meinte Zack sachlich und stützte das Kinn auf seine verschränkten Arme. »Bei mir wirken die schon `ne ganze Weile.« Er begann zu grinsen und zwinkerte May zu.
    »Hast du etwa …?« Diese sah ihn tadelnd an. »Du – du bist einfach unmöglich!«, rief sie. »Nicht genug, dass du selbst so etwas Unverantwortliches machst – nein, du setzt auch noch Jiyuu unter Drogen? Hat er davon gewusst?«, stellte sie ihn wütend zur Rede.
    »Das ist …« Jiyuu blickte sich verwirrt um und starrte dann grinsend in den Nachthimmel.
    »Hmm, ich habe nicht, das Gefühl, dass es ihm schadet«, maulte Zack zurück und deutete auf ihn.
    »Der Arme!«, seufzte Yarkiy und schüttelte den Kopf.
    »Seht – dort oben! Die Sterne – sie spielen Fangen!«, rief Jiyuu amüsiert. »Warum machen sie das?«
    »Ja, er hat eindeutig Spaß«, warf Tempestas ein und schmunzelte.
    »Er steht ja total neben sich, Zack«, meinte May besorgt. »Wieso wirkst du noch so normal und redest kein wirres Zeug?«
    »Normal? Wenn du wüsstest, was ich für krasse Dinge sehe …« Zack lachte. »Mach dir nicht ins Hemd – die Pilze wirken stark stimmungsaufhellend. Sieh ihn dir an!«, meinte er überzeugt und zeigte beidhändig auf Jiyuu, der gerade auf allen Vieren konzentriert auf den Boden starrte.
    »Es fließt alles …«, meinte dieser wie in tiefer Hypnose. »Was ist nur los? Warum schmilzt die Erde unter mir?«, fragte er und wandte sich mit verzweifeltem Blick an Tempestas.
    »Das ist momentan einfach so – kein Grund zur Beunruhigung«, seufzte dieser mit einem unbeholfenen Lächeln.
    »Wie lange hält euer Zustand jetzt an, Zack?«, fragte May und musste nun auch schmunzeln, nachdem sie sah, wie Jiyuu begann, unkoordiniert mit seinen Fingern zu spielen.
    »Hm – ich schätze noch – vielleicht `ne Stunde, oder weniger …« Zack überlegte.
    »Es tut mir leid!«, platzte es auf einmal aus Jiyuu heraus.
    Alle blickten ihn perplex an.
    »May, bitte verzeih mir!« Er blickte zu ihr hinüber, ließ seinen Kopf zur Seite kippen und starrte wieder auf seine Hände.
    »Was – was tut dir leid?«, fragte sie verwundert.
    Er schreckte hoch, kroch auf allen Vieren zu ihr hinüber und sah sie reumütig an. »Es tut mir leid«, wiederholte er, setzte sich vor ihr aufrecht hin und lächelte. »Aber – und das mein ich total ernst – ich verspreche dir – ganz ganz fest, dass ich dich nie, nie, nie wieder erwürgen wollen werde. Ehrenwort!«
    »Ich – ähm…« May blickte hilflos zu Tempestas hinüber. »Vielleicht solltest du dich etwas ausruhen«, meinte sie wieder Jiyuu zugewandt, der sie nur verträumt anlächelte.
    »Wie war das? Was redet der da?«, fragte Zack nun hellhörig.
    »Nichts – ich glaube er fantasiert nur«, versuchte May ihn zu beschwichtigen.
    »Was heißt 'nie wieder'? Hat er dich etwa – hast du ihr etwa etwas antun wollen?!«, erhob er Jiyuu gegenüber seine Stimme und sah die beiden abwechselnd an.
    »Ich glaub', ich wollte ich sie töten – aber nur kurz«, meinte dieser bestimmt und warf ihm einen Blick zu, als würde er auf eine Erklärung warten, warum sich Zack überhaupt einmischte.
    »Wann?! Wieso?! 'Nur kurz' – das hat er jetzt nicht wirklich gesagt, oder?«, fragte er May gereizt.
    »Zack, lass es gut sein!«, bat diese ihn. »Mach bitte kein Drama draus! Ich bin sicher …«
    Jiyuu stand auf und torkelte ein paar Schritt zurück.
    »Wo willst du hin?«, fragte Yarkiy.
    »Ich …« Jiyuu blickte sich orientierungslos um. »Ein wenig spazieren – ich – ich muss meinen Kopf frei kriegen, glaub ich«, meinte er verwirrt.
    »Solltest du auch, du – du – du gestörter …«
    »Zachary!«, mahnte May ihn, bevor dieser weitersprechen konnte.
    »Dass die beiden auch immer streiten müssen …«, seufzte Tempestas und blickte Jiyuu nach, der sich zwischen den Bäumen hindurch seinen Weg in den Wald bahnte.
    »Warum hast du ihm die Pilze gegeben?«, fragte Yarkiy Zack, der sich gerade vor dem Feuer schmollend auf den Boden gelegt hatte und in den Himmel starrte.
    »Tempestas hat doch irgendetwas von Geist reinigen und Erinnerungen vertreiben oder so gesagt.« Er setzte sich wieder auf. »Na ja, und da hab’ ich mir gedacht, dass das vielleicht gar nicht so verkehrt bei ihm wäre«, meinte er erklärend.
    »Also deswegen hast du sie ihm untergemischt – hm, verstehe«, murmelte Tempestas vor sich hin.
    »Ja. Wenn ihm seine Horrorgeschichten ständig im Kopf `rumspuken …«
    »Du – du wolltest ihm also helfen?«, fragte May überrascht.
    »Als ob ich nur Blödsinn im Kopf hätte! Nein – ich wollte ihn nicht vorführen. Ich wollte das bisschen Ruhe heute ausnutzen und dafür sorgen, dass er ein wenig lockerer wird. Und ich – ich hab’ mir gedacht, wenn er endlich mit seinem Leben klarkommen würde, würdest du ihn nicht ständig bemitleiden«, murrte Zack und verschränkte vorwurfsvoll seine Arme.
    »Das tu ich doch gar nicht!«, widersprach May ihm.
    »Nein, überhaupt nicht! ›Zack, nimm bitte Rücksicht – er hat ja soooo viel durch­gemacht – bla bla bla …‹ Stimmt, du bemitleidest ihn nicht im Geringsten!«, rief er ironisch. »Und wie schrecklich es doch ist, dass ich ihm die Pilze ins Essen getan habe …«
    »Ja, das finde ich einfach nicht richtig! Jemanden unwissentlich unter Drogen zu setzen …« Sie hielt inne. »Das muss doch total beängstigend für ihn sein – sich auf einmal in so einem Zustand zu befinden, ohne zu wissen, warum!«
    »Also auf mich hat er aber nicht so gewirkt! Verängstigt stell ich mir anders vor! Er hatte doch sichtlich Spaß!«, entgegnete Zack energisch.
    »Aber er war doch völlig verwirrt – komplett …« Sie suchte nach einem passenden Wort. »… Anders.«
    »Das sollte ja auch Sinn und Zweck sein!« Zack schnaubte.
    »Meinst du, er ist in Ordnung? Glaubst du, er verläuft sich …?«
    »Geh’ ihm doch nach und sieh nach ihm!«, unterbrach er sie beleidigt. »Er wartet bestimmt schon auf dich, dass du ihn wieder bemitleidest und tröstest!«
    »Gute Idee!«, entgegnete May ihm schnippisch und fuhr hoch. »Du – du bist wirklich ein Idiot!«, schimpfte sie, drehte sich um und ging in die Richtung, in die Jiyuu zuvor verschwunden war.
    Zack sah Tempestas und Yarkiy abwechselnd an, doch die beiden zuckten nur mit den Schultern und schmunzelten.

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  • Oweia, kijkou, das ist viel Text. Ich hab erstmal nur deine Anmerkungen zu meinem Kommi gelesen. Mehr schaff ich nicht, ich muss gleich zur Arbeit. Aber ich mach das, sobald ich heimkomme, und dann editier ich das hier rein. ^^ Du hörst von mir. :D

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • So, ich mach dann hier trotzdem mal weiter, sonst verlässt mich die Motivation wieder :rofl:


    Kapitel 10 - Teil 5

    Jiyuu war inzwischen schon ziemlich weit entfernt und begann langsam, sich Gedanken zu machen, ob er wieder zurückfinden würde. Orientierungslos blickte er sich überall um und versuchte die Feuerstelle auszumachen, doch er konnte nirgendwo ein Licht, oder auch nur ein Schimmern in der Ferne erkennen. Auf einmal hörte er Schritte, die sich ihm langsam näherten.
    »Wer – wer ist da?«, fragte er alarmiert, doch niemand antwortete ihm. Noch einmal blickte er sich um und ging etwas verunsichert weiter. Wieder hörte er berstendes Geäst und Schritte, die ihm zu folgen schienen. »Ich bin gerade absolut nicht in Stimmung! Wer ist da, verdammt?!« Jiyuu hielt an, drehte sich um und lauschte konzentriert. Die Geräusche kamen langsam immer näher und er hätte schwören können, dass er gerade eben noch jemanden vor sich gesehen hatte, doch plötzlich verstummten die Geräusche.
    Angespannt blieb er stehen und atmete flach, um nichts zu überhören. Sein Herz raste und er konnte im Dunkeln der Nacht kaum etwas erkennen. Langsam begann er zu zweifeln und überlegte, ob er sich die Geräusche in Anbetracht der Situation vielleicht doch nur eingebildet haben könnte. Er atmete tief durch und wollte weitergehen, aber als er sich umdrehte, erschrak er. Eine große Gestalt stand direkt vor ihm und wie er langsam an ihr nach oben blickte, wurde er mit einem Mal ganz blass.
    »Da-das kann nicht …«, stammelte er fassungslos mit weit aufgerissenen Augen und taumelte einige Schritte zurück, bis er mit dem Rücken an einen Baumstamm stieß. Er konnte kaum atmen und war wie gelähmt beim Anblick des Kemai, der nun langsam mit funkelnden Augen auf ihn zukam.
    »Bleib – bleib, wo du bist!«, rief er und wollte nach seinem Schwert greifen, welches er jedoch nicht bei sich hatte.
    Der Kemai holte mit seinen scharfen Klauen nach Jiyuu aus. Da dieser sich jedoch im letzten Moment geduckt hatte, blieb er damit im Stamm des Baumes stecken. Die Bestie fluchte und versuchte sich loszureißen.
    Diese Gelegenheit nutzte Jiyuu und rannte. Er hetzte, so schnell er konnte, durch die Dunkelheit. Immer wieder stieß er gegenBäume, streifte Geäst oder stolperte über Wurzeln. Atemlos hielt er nach einiger Zeit an und horchte, ob ihm der Kemai gefolgt war.
    Wieder waren Schritte zu hören, die näherkamen und er rannte abermals los. Plötzlich tauchte vor ihm ein weiterer Kemai auf. Kurz entschlossen wechselte Jiyuu die Richtung und lief nun bergauf, so schnell ihn seine Beine trugen. Schon nach wenigen Metern verließ in seine Kraft und er stürzte. Panisch sah er sich um und entdeckte zu seiner Rechten einen großen Baumstamm. Er schleppte sich auf die gegenüberliegende Seite und lehnte sich mit dem Rücken ganz dicht an den Stamm, in der Hoffnung, von den Kemai unentdeckt zu bleiben. Mit Mühe versuchte er leise zu atmen, doch er war völlig erschöpft und bekam kaum Luft. Abermals vernahm er ein Rascheln etwas weiter hinten auf der anderen Seite des Baumes, auf das nun Schritte folgten, die immer näherkamen. Jiyuu biss die Zähne zusammen, lehnte seinen Kopf gegen den Stamm und schloss seine Augen, um klar denken zu können.
    ›Was soll ich tun? Ich – ich kann nicht mehr – aber wenn ich nichts tue, kriegen sie mich – sie töten mich – ich – ich kann nicht – nein – ich muss hier weg!‹ Er ballte beide Hände zu Fäusten, nahm all seinen Mutzusammen undstürzte hinter dem Baum hervor. Erlief los und stieß im nächsten Moment mit May zusammen.
    »Da bist du ja!«, meinte diese erleichtert. »Ich hab’ mir gedacht …« Sie hielt inne, als sie bemerkt hatte, dass Jiyuu wie erstarrt war. »Was – was ist denn los?«
    Er blickte sie nur mit großen Augen an und brachte kein Wort heraus.
    »Jiyuu?« Sie nahm seine Hand, woraufhin dieser zurückschreckte.
    »Kemai! Wir – wir müssen sofort – ich – hier …«, rief er panisch, packte Mays Arm und wollte mit ihr loslaufen, doch sie hielt ihn zurück.
    »Kemai? Wo?«, fragte sie überrascht, sah sich um und lauschte.
    »Hier – sie waren hier. Sie wollten mich gerade …«
    »Bist du sicher? Ich meine, wenn sich in diesem Wald Kemai herumtreiben würden, wüsste Yarkiy doch bestimmt davon«, unterbrach sie ihn.
    Jiyuu blickte sich verunsichert um.
    »Das ist vermutlich noch die Wirkung von diesen blöden Pilzen, die dich seltsame Dinge sehen lasse.«
    »Pilzehin oder her – die hab’ ich mir nicht eingebildet! Ich – ichhab’ sie genau gesehen – sie waren hier – ich schwöre!«, versicherte Jiyuu ihr überzeugt.
    »Okay, okay. Wir sollten zurück zu den anderen, ganz gleich, ob …«
    »Kennst du den Weg?!«, fragte er sie aufgebracht.
    »Ja, in die Richtung – immer geradeaus«, entgegnete sie, worauf er ihre Hand nahm und sie regelrecht hinter sich her zerrte.
    Plötzlich hielt er an.
    »Was ist? Warum bleibst du …«
    »May«, fiel er ihr ins Wort, worauf sie ihn erwartungsvoll ansah. »Vielleicht hast du recht. Es dreht sich immer noch alles und ich habe das Gefühl, dass sich die Bäume rings um uns bewegen. Es tut mir leid, ich weiß auch nicht …«
    »Muss es nicht. Ich kann verstehen, wenn dich das erschreckt hat.«
    »Aber das ist es ja! Ich – ich will nicht mehr weglaufen«, meinte er mit ernster Miene. »Ich will – nein, ich muss stärker werden. Ich will keine Angst mehr haben! Ich will, dassniemand mehr vor diesen Biestern Angst haben muss. Sie sollen alle …« Er hielt inne und blickte May an.
    »…Sterben«, sagte sie leise. »Sie sollen nie wieder auch nur einem einzigen Menschen so etwas Schlimmes antun können. Solche Wesen, die nur Böses tun, sollten nicht existieren.«
    Jiyuu war erstaunt über ihre Worte und ihren ernsten Blick.
    Ihre Augen funkelten in der Dunkelheit und fixierten die seinen.
    »Ja…«, flüsterte er, fasste mit seinen Händen ihre Schultern, beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie flüchtig.
    May starrte ihn sprachlos an.
    »Es – es tut mir leid«, meinte er sofort beschämt, ließ sie los und machte einen großen Schritt zurück.
    »Jiyuu …«
    »Ich – ich weiß auch nicht, warum ich das jetzt gemacht …« Aufgewühlt fuhr er sich mit beiden Händen durchs Haar.
    »Wir …« Sie deutete geradeaus. »Die – die anderen machen sich bestimmt schon Sorgen. Lass uns zurückgehen, ja?«, meinte sie freundlich und versuchte dabeiseinem Blick auszuweichen.
    »Ja, du hast recht. Das sollten wir«, entgegnete Jiyuu, blickte sich noch einmal verunsichert um und folgte ihr schließlich.


    »Wie rührselig! Diese Kreaturen rufen eine unsägliche Empfindung des Ekels in mir hervor«, sprach Eremus angewidert.
    »Du musst zugeben, dass es sehr unterhaltsam war, den Sklavenjungen durch den Wald zu hetzen«, lachte Silva, der noch immer die Gestalt eines Kemai angenommen hatte und nun wieder zu seiner alten zurückkehrte.
    »Mich wundert es wirklich, dass sich der Bursche – bei dem Glück, mit dem wir in letzter Zeit gesegnet sind – nicht den Hals gebrochen hat, wie er panisch durch die Dunkelheit gerannt ist«, meinte Inrigat voller Ironie. »Einen verfluchten Tag sollen wir hier noch ausharren, danach müssen wir nur noch dafür Sorge tragen, dass sie problemlos nach Memoria gelangen. Wenn der König nicht unser Halbbruder wäre, hätte Mons diesen zeitraubenden Auftrag mit Sicherheit abgelehnt.«
    »Liebste Schwester, in dieser Angelegenheit kann ich dir nur beipflichten.« Eremus verneigte sich spielend vor Inrigat, die ihr Haar arrogant über die Schulter nach hinten strich. »Mons hat nun einmal einen Narren an unserem Halbbruder gefressen«, fügte der Ferremetu-Junge hinzu.
    »Hey, sie sind nun schon außerhalb unserer Sichtweite«, unterrichtete Silva die beiden. »Wir müssen weiter!«


    Schweigend marschierten May und Jiyuu nebeneinander her. Immer wieder sah sie zu ihm hinüber. Sein Blick war ernst und starr nach vorne gerichtet und immer noch konnte sie seine Sorge deutlich erkennen.
    »Sag, warum bist du mir eigentlich gefolgt?«, fragte er sie plötzlich.
    »Ich wollte …« May konnte spüren, dass sie rot anlief und war froh, dass es dunkel war und man kaum etwas erkennen konnte. »Ich habe mir Sorgen gemacht und war mir nicht sicher, ob du klar kommst – in deinem Zustand, meine ich«, entgegnete sie außer Atem.
    »Ich glaube, ich werde Zack umbringen«, sagte Jiyuu schließlich.
    »Das war einfach nicht richtig.« In ihrer Stimme lag Wut. »Man kann doch nicht einfach jemanden ohne seine Einwilligung …«
    »Es tut mir leid! Ich wollte bestimmt nicht – also, wenn du … Was ist nur los mit mir? Ich kann keinen einzigen klaren Gedanken fassen.« Er griff sich verwirrt an den Kopf. »Ich kann verstehen, wenn du wütend bist. Ich meine, was habe ich mir dabei gedacht? Ich habe dich einfach ohne Vorwarnung ge-…«
    »Das – das hab’ ich gar nicht gemeint«, unterbrach May ihn quirlig. »Du bist oder warst schließlich nicht du selbst. Zack hat dir diese Pilze ins Essen gemischt, was ich nicht in Ordnung finde – das habe ich eigentlich gemeint. Und wegen dem von vorhin – ich weiß zwar nicht, wie solche Pilze genau wirken, aber wenn man betrunken ist, tut man ja auch oft Dinge, die man eigentlich nicht tun würde, oder die man sich nüchtern niemals tun würde …«
    »Niemals …?«, hauchte er und blieb stehen. »Ich … noch kurz bevor du mich gefunden hast, habe ich gedacht, sie kriegen mich – sie würden mich umbringen. Dann … dann habe ich Angst gehabt, dass sie dir etwas antun könnten und wie du gesagt hast, dass ich mir das einbilden würde und … dass sie alle sterben sollen, ab da hab ich überhaupt nichts mehr gewusst.« Er seufzte. »Und dann dieser Ausdruck in deinen Augen … ich hab komplett die Kontrolle verloren.«
    May wusste nicht sofort, was sie darauf sagen sollte, doch als sie das Wort ergreifen wollte, hatte sich Jiyuu bereits wieder in Bewegung gesetzt.
    „Und … wie geht’s dir jetzt? Lässt die Wirkung nach?«, fragte sie zurückhaltend.
    »Ich weiß nicht so genau. Es ist alles irgendwie seltsam. Alles bewegt sich – die Bäume, der Boden – nichts wirkt normal«, versuchte er ihr zu beschreiben. »Aber die Kemai … die waren so real.« Noch einmal überlegte er. »Ich meine, ja … wenn ich darüber nachdenke, sagt mir die Logik, dass hier keine Kemai leben würden. Dazu ist es tagsüber viel zu hell. Aber kann man sich das so extrem einbilden?«
    »Ich weiß nicht«, entgegnete May. »Manche Menschen bilden sich schon auf Alkohol so manche Verrücktheit ein«, seufzte sie.
    »Auf Alkohol?«, fragte Jiyuu verwundert. »Den habe ich zwar schon einige Male getrunken, aber noch nie Dinge gesehen, die nicht wirklich da waren«, meinte er nachdenklich.
    »Es ist ja auch nicht so, dass man richtige Halluzinationen bekommt. Die Wahrnehmung verändert sich und …« Sie verstummte und wirkte zerknirscht. »Man verliert die Kontrolle und vergisst, was wirklich wichtig ist«, fuhr sie fort.
    »Ist – ist dir das schon einmal passiert?«, fragte Jiyuu sie zögerlich.
    May schüttelte den Kopf. »Meine Mom hat früher sehr viel getrunken«, erklärte sie. »Einmal hat sie es so übertrieben, dass ich sie bewusstlos zu Hause vorgefunden habe. Ich habe zuerst gedacht, sie sei tot, da sie nicht reagiert hat …« Sie hielt inne und ging weiter. »Jedenfalls hat sie damit aufgehört – sie trinkt jetzt zum Glück nicht mehr.« Sie seufzte. »Aber genug davon - wir sollten schnell zu den anderen und Tempestas fragen, ob es möglich ist, dass sich hier Kemai herumtreiben«, meinte sie entschlossen und warf Jiyuu einen auffordernden Blick zu.

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  • Sorry @kijkou :( Ich habe irgendwie vergessen, dir einen Kommentar dazulassen. Also, wenn man das nicht gleich macht, dann ist es unwiderruflich aus dem Kopf verschwunden! Und dabei habe ich mir ein Lesezeichen gesetzt :/
    UUUnnnd: Ich habe erstmal nur einen Post kommentiert...

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    So viel habe ich auch gar nicht zu sagen, da in diesem Teil nicht viel neues passiert. Wir wissen jetzt wenigstens so halb, was bei Tempestas passiert ist und ich hätte gerne noch gewusst, was das für ein Streit war. 8|
    Das muss wirklich heftig gewesen sein, wenn er deshalb seine Heimat verlassen hat. Der arme Mann X/

    »Da ist irgendetwas!«, rief er und fuhr plötzlich hoch.
    »Was?« Yarkiy näherte sich vorsichtig dem Tümpel und blickte hinein. »Ich – ich kann nichts erkennen.« Sie sah ihn fragend an.
    »Es hat sich bewegt – irgendetwas hat sich da drin bewegt«, meinte Jiyuu angespannt.

    Och kij!!! Ich habe echt gedacht, dass er dort was gefunden hat!!
    Dabei waren das nur Pilze, die eine ... berauschende Wirkung haben? Was mich wundert ist, dass Zack nicht so krass darauf reagiert hat... Oder hat er keine Pilze gegessen, aber aus dem Text habe ich herausgelesen, dass er doch Pilze gegessen hat... Ich bin verwirrt :S
    Oder Zack ist einfach nur abgehärtet :D

    May folgt Jiyuu. Ich bin gespannt, was daraus wird. Hoffentlich bekommt er dann das Mädchen :love: Ich würde es ihm zumindest mehr gönnen als Zack :D

    LG :)

  • So, @kijkou,

    Spoiler anzeigen


    jetzt geb ich dir einen Gemeinschafts-Kommi für beide Teile. :D
    Erstmal: Schön zu wissen, dass es weitergeht!! :thumbsup: Ich war seeeeeehr geduldig. :whistling:
    Nun zu den Teilen 4 und 5 von Kapitel 10:

    Teil 4


    Der erste Part mit der Unterhaltung zwischen Yarkij und Tempi ist wirklich gut. Die alte Frau hat mich neugierig gemacht. Was war in dem Sack? Wieso hat sie den Anschluss verpasst? Hat sie ihre Leute wiedergefunden?
    Auch Tempestas' Erzählung, was damals mit seinen Leuten passiert ist, gefällt mir. Seine Bedrückung geht dem Leser nahe, man leidet richtig mit ihm.
    Aber dann.
    Tut mir leid.
    Ich mag den darauf folgenden Teil nicht so. Also das Essen. Und die Unterhaltung dabei. Es ist wieder sehr ausführlich. Und die Rollenverteilung ist fast wie jedesmal. Zack verhält sich albern/blöde/provozierend, May schimpft ihn dafür aus. Wie damals die Szene, als Zack May beim Baden beobachtet hat, nur das Tempi da noch nicht dabei war. Viel Dialoge, Streitereien, und diesmal noch Jiyuus orientierungsloses Gebrabbel dazu.
    Ich hab mich echt ein bisschen durchquälen müssen. Obwohl da rein schreibtechnisch da überhaupt nichts auszusetzen ist. Die Wortwechsel sind flüssig, die Emotionen, die die jeweiligen Sprecher beherrschen, kommen auch gut rüber.
    Und ich versteh auch nicht ganz, warum du den Part überhaupt drin hast. Ich halte ihn nicht für storyrelevant. Selbst jetzt noch nicht, wo ich Teil 5 gelesen habe. Wenn du einen verwirrten oder halluzinierenden Jiyuu brauchst, um ihn (vermeintlichen) Kemais begegnen zu lassen, kannst du das Ganze viel kürzer gestalten. Die Rollenverteilung wäre dieselbe. Aber diese Unterhaltung kann man sicher etwas kürzen. Denk ich zumindest. Weiß nicht ... :/ Tut mir leid, kij.

    Teil 5

    Der Teil, wo Jiyuu durch den Wald wandert und plötzlich den Kemai begegnet, gefällt mir super. Die Panik, die ihn ergriffen hat, ist sehr gut spürbar, wird deutlich in dem fassungslosen Gestammel, als er May begegnet.
    Aber dann. May! Fängt an, an Ort und Stelle zu diskutieren und über die Pilze zu reden. Mädel !! Jiyuu hat KEMAI gesehen!! Lauft !!!
    Und was macht Jiyuu? Gerade noch war die Bedrohung so real, dass er um sein Leben fürchtete, und jetzt auf einmal hat er Zeit und plaudert mit May. Erzählt ihr, dass er sich ändern will. Das ist sicher sehr lobenswert und auch durchaus zu begrüßen, aber warum wirft er sich May nicht erstmal über die Schulter und rennt mit ihr zurück zum Lager? Das kann er ihr alles nachher erklären. Wo er momentan doch sowieso keine Waffe bei sich hat, um seine neue Einstellung zu beweisen. Denn da sind KEMAI im Wald!! :dwarf:

    »Es – es tut mir leid«, meinte er beschämt, ließ sie los und machte einen großen Schritt zurück. »Ich – ich weiß auch nicht, warum ich das jetzt gemacht …«
    »Wir …« Sie drehte sich um und deutete geradeaus. »Die – die anderen machen sich bestimmt schon Sorgen. Lass uns zurückgehen, ja?«, meinte sie freundlich, ohne ihn dabei jedoch anzusehen.
    »Ja, ist gut«, entgegnete Jiyuu, blickte sich noch einmal verunsichert um und folgte ihr schließlich.
    ...
    Schweigend gingen May und Jiyuu nebeneinander her.

    Der Kuss. Jaaaa, der war schon lange fällig! :thumbsup:
    Aber auch der ist irgendwie zeitlich nicht ganz glücklich platziert. :/ So, wie es dasteht, ist die Bedrohung den beiden inzwischen offensichtlich völlig egal. Sie laufen danach nebeneinander her, anstatt so schnell wie möglich das Lager zu erreichen und die anderen zu warnen.
    ich freu mich, dass Jiyuu endlich den Mut dazu hatte. Lieber er als Zack. Hundertmal lieber. ^^

    Wenn der König nicht unser Halbbruder wäre,

    Oha, das sind ja unerwartete Neuigkeiten! =O Geschwister also ... :hmm:

    Tja, ich bin nicht so richtig glücklich mit den beiden Teilen. Es tut mir leid. Ich weiß schon, eindeutig zu viel von mir heute. Vielleicht bin ich auch zu anspruchsvoll. :hmm:
    Sag's mir einfach, wenn ich mich künftig zurückhalten soll, ja? ||

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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