So da ich gestern Abend mal wieder ne Idee im Kopf hatte, habe ich schnell mal was aufgeschrieben. Vielleicht kommt noch ein Zweiter Teil, ich finde es so einfach etwas unfertig.
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Zehn Jahre. So lange war unsere Einheit bereits auf der Spur vom Drogenbaron und Waffenschmuggler Martin Richard Lurtiner. Nun gut, ich selbst war erst seit wenigen Jahren bei der Einheit, drei um genau zu sein. Zudem war ich eher ein Schreiberling als ein vollwertiger Polizist. Ich weiß nicht, ob man mir nicht zutraute ein Haus zu stürmen oder ob sie glaubten, meine Fähigkeiten wären im Innendienst besser geeignet. Bisher hatten wir nichts von ihm keinen Namen, kein Foto, rein gar nichts. Aber mit meinen jungen 25 Jahren war ich es, der an den entscheidenden Tipp kam, der in identifizierte. Nun haben wir alles Vorbereitet, um sein Hauptquartier zu stürmen. Auch ich durfte dieses Mal dabei sein, jedoch nur als Beobachter und nur in der Nähe unseres Kommandanten, auf dessen Befehl nun alle warteten.
Da war er. Alle Einheiten stürmten das Gebäude und nach nur wenigen Minuten kamen unsere Leute mit knapp zwei Dutzend Männern aus dem Gebäude. Die Beweise, welche im Gebäude sichergestellt wurden, würden reichen um alle für eine sehr lange Zeit wegzusperren.
Zum Schluss war da aber noch eine Frau, sie wehrte sich im Gegensatz zu den anderen Festgenommenen nicht und ließ sich erhobenen Hauptes abführen. Mir stockte der Atem als ich sie erkannte. Sie war es, sie war diejenige die sich wenige Tage zuvor mit mir traf und mir die Informationen übergab. Ich fragte meinen Kommandanten, wer das sei und seine Antwort überraschte mich zweifellos. „Lurtiners Tochter!“, sagte er kühl „Armes Ding. Ihr Vater hat sie wahrscheinlich dazu gezwungen mitzumachen.[b]“
Ich erholte mich schnell von der Überraschung und erklärte meinem Vorgesetzten die Situation. Nun war er derjenige dem die Verwunderung ins Gesicht geschrieben stand.
Nachdem wir abrückten und wieder im Revier waren, gingen die Verhöre los. Es waren vier Verschiedene Polizisten bei ihr, um ihr Informationen herauszulocken. Doch keiner hatte Glück, sie sagte nicht ein Wort, noch nicht einmal ihren Namen gab sie preis.
Ich selbst war bei jeder Vernehmung im Observationsraum und nach der vierten gescheiterten Befragung, bat ich darum sie vernehmen zu dürfen. Nach anfänglicher Ablehnung, konnte ich meinen Chef überzeugen, indem ich ihm klar machte, dass sie mir eher vertrauen würde als einem anderen. Außerdem fragte ich ihn, was wir schon zu verlieren hätten, wenn ich es versuchen würde. Darauf wusste er dann natürlich keine Antwort mehr und erlaubte mir mein Glück zu versuchen. Er erklärte mir noch, mit welchen Strafen sie, unter welchen Umständen, zu rechnen hätte und schickte mich los.
Als ich in den Verhörraum trat, drehte sie sich in meine Richtung und als sie mich sah, sah ich Erleichterung in ihren Augen. Der Raum war nicht sonderlich groß. Ein Tisch aus Aluminium, drei Stühle und die Einwegscheibe an der Wand waren alles was es darin gab. Auf dem Tisch befand sich ein simples Diktiergerät, welches ich direkt einschaltete, als ich mich hinsetzte. Mit jedem Schritt, den ich weiter auf den Stuhl zuging, nahm ihre Erleichterung ab und ihr Blick began Enttäuschung auszustrahlen. Neben ihr saß der Anwalt.
„Setzen Sie sich“, wies ich sie an und sie tat wie gebeten wenn auch ungern. Dies war nicht zu übersehen.
„Ich stelle Ihnen jetzt ein paar Fragen, bitte beantworten Sie sie wahrheitsgemäß.“
Gott, ich hasste diese steife Fragestellung, aber die Behörden wollten es so.
„Wie lautet ihr vollständiger Name?“, fing ich an.
Keine Antwort.
„Wann wurden sie geboren?“
Wieder Keine Antwort.
„Sind oder waren sie jemals in kriminelle Machenschaften verwickelt?“
Erneut keine Antwort. Nicht, dass ich etwas anderes erwartet hätte. Ich sagte meinem Chef, sie würde mir vertrauen, aber so wie ich diese Standardfragen herunterlas zweifelte ich selbst daran mir vertrauen zu können. Kein Wunder, dass es mir also so vorkam, als wäre ihre Enttäuschung bereits lange in Hass und Wut umgeschlagen.
„Zum Teufel mit dem Dreck!“, rutschte es mir raus. Ich bat den Anwalt kurz mit vor die Tür zu gehen, um etwas mit ihm persönlich zu besprechen.
Als er draußen war schloss ich die Tür und drehte den Schlüssel im Schloss. Dann ging ich zum Tisch, schaltete das Diktiergerät aus und nahm den Stuhl auf dem eben noch der Anwalt gesessen hatte. Diesen klemmte ich unter Türklinke und setzte mich darauf. Zwar saß ich nun nicht wirklich gerade, da die zwei vorderen Beine einen guten Zentimeter Luft zum Boden hatten, aber was solls.
„Jetzt können wir frei reden. Wärst du nun so freundlich meine Fragen zu beantworten?“
Sie schwieg weiter, doch ihre Mundwinkel waren wieder nach oben gewandert.
Mein Chef raste vermutlich bereits vor Wut, denn man konnte sehr gut hören wie jemand lautstark gegen die Einwegscheibe hämmerte. An der Tür stimmte der Anwalt mit ein.
„Keine Sorge wir haben Zeit. Der Schlüssel steckt noch, also müssen sie zuerst jemanden organisieren der die Tür aufbricht. Das wird dauern“, beruhigte ich sie.
Sie begann etwas zu kichern.
„Oh, also an den Stimmbändern liegt es schon mal nicht wie mir scheint. Willst du also einfach nur nicht mit mir reden?“
Wieder schwieg sie.
Es vergingen fünf Minuten, ohne dass jemand von uns etwas sagte.
Dann griff sie nach den Formularen, die ich mit in den Raum genommen und auf dem Tisch abgelegt hatte. Mit dem darauf liegenden Stift, began sie ihre Daten ausfülle.
Nach weiteren fünf Minuten schob sie das Formular wieder dorthin zurück wo es war.
Ich musste schmunzeln. Mein Plan ging auf. Ich stand auf und ging zurück zum Tisch, setzte mich ihr gegenüber und kotrollierte ihre Angaben
„Nina… Der Nachname fehlt noch. Ich werde ihn selbst nachtragen wenn es dir nichts ausmacht.“
Ich nahm den Stift und wollte gerade anfangen zu schreiben, als sie mich am Handgelenk packte, mir in die Augen starrte und sagte: „Ich habe keinen Nachnamen!“
Ich konnte sie nur zu gut verstehen und entschied mich den Namen nicht vor ihren Augen einzutragen.
Auf Nachfragen bestätigte sie, dass sie an keiner Aktion ihres Vaters beteiligt war. Er wollte sie lediglich in das Geschäft einführen und brachte ihr erst das Rechnungswesen bei. Als sie bemerkte was ihr Vater da eigentlich machte, meldete sie sich anonym bei der Polizei, sie hätte Informationen über Drogenbaron Lurtiner und willigte ein sich zu treffen.
Ich stand auf und ging zur Tür.
„Was passiert jetzt mit mir?“, fragte sie bedrückt.
„Wenn du wirklich an nichts beteiligt warst, dürftest du wohl freigesprochen werden. Sieht also gut aus. Den Rest erklärt dir dann der Anwalt. Tu mir einen Gefallen und sprich mit ihm. Er wird dich immerhin vor Gericht verteidigen.“
Ich drehte den Schlüssel zurück und öffnete die Tür. Vor mir standen der Anwalt, ein Handwerker und mein Chef, dem ich mit den Worten: „Der Nachname fehlt noch“, das Formular in die Hand drückte.
Der Blick meines Chefs war unbezahlbar. Er sagte nicht ein Wort als ich einfach an ihm vorbei marschierte, mich an meinen Arbeitsplatz begab und an meine übrige Arbeit machte.