Textprobleme

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.110 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (11. Juni 2019 um 11:54) ist von Feron.

  • Hallo,

    ich bin nun schon einige Zeit hier im Forum unterwegs. Ich habe auch einige Texte geschrieben und an einem Schreibwettbewerb teilgenommen. Doch es taucht immer wieder das selbe Muster auf.

    Es wird kritisiert das meine Text keinen nennenswerten Tiefgang besitzen. Desweiteren wird oft mangelnde Emotionen beanstandet.

    Ich bin deswegen sehr desillusioniert, einfach weil ich nicht so schreiben kann wie andere es gerne lesen möchten. Dazu etwas zu meiner Person, ich habe eine psychische Störung die es mir schwer macht Gefühle auszudrücken. Ja ich habe Gefühle, aber ich kann mich nicht in einen Chef, Mutter, eine Diebin oder einen Krieger hineinversetzen. Bei mir sind es Beschreibungen so als ob man aus dem Fenster schaut (das Fenster ist zu) und nur sieht was draußen abgeht, Ob das Telefonat sich um den Tod einer Angehörigen oder eine Jobzusage dreht lässt sich nur durch die Reaktion im Sichtbaren verifizieren, Ich habe immer das Gefühl das zuviel Kitsch, 3 Falten im Rock einzeln beschreiben, diese inneren Reflexionen nur stören und unnötig sind. Mir geht es nicht darum die anderen Schlecht zumachen, das sie nicht verstehen was ich will. Es ist vielmehr das ich den Sinn hinter ellenlangen Beschreibungen nicht verstehe. Es ist mein Problem, nicht Eures.

    Gibt es vielleicht eine Literaturform die ohne diese Reflektionen auskommt. Ich weis es nicht.

    Vielen Dank fürs zuhören!

    Gruß Iri


  • Dazu etwas zu meiner Person, ich habe eine psychische Störung die es mir schwer macht Gefühle auszudrücken. Ja ich habe Gefühle, aber ich kann mich nicht in einen Chef, Mutter, eine Diebin oder einen Krieger hineinversetzen.

    Da ich dich nicht persönlich kenne und auch sonst keinen (glaube ich zumindest), der solch eine Störung hat, kann ich das leider nur schwer bis gar nicht einschätzen, inwiefern es bei dich beim Schreiben und Lesen tatsächlich beeinflusst. Ich kann es dir nur glauben oder nicht glauben.
    Da du aber weiter schreibst, dass du für dich selbst Gefühle wahrnehmen kannst, wärst du eigentlich schon in der Lage, von dir bereits Erlebtes, in welchem du gewisse Gefühle empfunden hattest, auf gleichartige Ereignisse anzuwenden.
    Ich weiß auch nicht, was mein Chef manchmal von mir denkt oder meine Eltern oder andere Leute. Und das ist auch nicht unbedingt wichtig zu wissen. Man kann es häufig nur erahnen. Und genau das ist es doch, was es so spannend macht. Nicht zu wissen, was der andere von einem hält oder gerade fühlt und denkt.

    Liest du denn auch bei anderen Nutzern ein paar Geschichten? Und verstehst du deren emotionalen Inhalt? Oder wirken für dich dort die Empfindungen und Gefühle irrelevant?
    Vielleicht hilft es dir ja, wenn du die Emotionen aufschreibst und mit Beispielen definierst/für dich verständlicher machst.


    Bei mir sind es Beschreibungen so als ob man aus dem Fenster schaut (das Fenster ist zu) und nur sieht was draußen abgeht, Ob das Telefonat sich um den Tod einer Angehörigen oder eine Jobzusage dreht lässt sich nur durch die Reaktion im Sichtbaren verifizieren ...


    ... Ich habe immer das Gefühl das zuviel Kitsch, 3 Falten im Rock einzeln beschreiben, diese inneren Reflexionen nur stören und unnötig sind. Mir geht es nicht darum die anderen Schlecht zumachen, das sie nicht verstehen was ich will.

    Es ist ein Unterschied, ob du nun von Gefühlen oder Beschreibungen sprichst. Sicherlich werden Gefühle häufig mittels Beschreibungen/Umschreibungen klarer definiert. Und umgekehrt können Beschreibungen/Umschreibungen durch Emotionen/Reaktionen stärker verdeutlicht werden. Aber grundsätzlich hat ja wie in deinem Beispiel das Aussehen eines Rocks (3 Falten etc.) nichts mit den Empfindungen für den Rock zu tun. Und umgekehrt hat ja das Gefühl, wenn zum Beispiel ein kühler Regentropfen auf die Haut plumpst, nichts mit dem Tropfen oder dessen Beschaffenheit selbst zu tun. (Ich gebe zu, nicht gerade die besten Beispiele :ninja: )
    (Bitte mich berichtigen, wenn ich absoluten Unsinn quatsche. :ninja: )


    Es ist vielmehr das ich den Sinn hinter ellenlangen Beschreibungen nicht verstehe.

    Den versteht wohl kaum jemand. :rofl:

    Ich habe deine Textfragmente zu Rhendenburg durchgelesen und würde schon sagen, dass es deinen Text sowohl an Emotionen wie auch an Beschreibungen fehlt. Aber auch etwas an Inhalt. :hmm:

  • Das ist ja mal ein spannendes Problem :) Ohne jetzt zu wissen, was genau deine Störung ist @Iridiosflames (das musst du auch nicht sagen, ist ja deine Sache), würde ich jetzt mal auf Anhieb sagen, dass auch ein Autist oder jemand mit Asperger durchaus in der Lage ist, Geschichten zu schreiben. Sie werden dann vermutlich ein wenig anders gewichtet sein als Geschichten von Leuten ohne diese Störung, aber sie können sicher durchaus gut sein. Auf Anhieb habe ich jetzt keine Beispiele von autistischen Autoren gefunden, die tatsächlich Romane schreiben - was man sofort findet, sind eher Autobiografien usw., aber das interessiert mich in dem Zusammenhang ja nicht so...

    Wenn es dir nicht möglich ist oder unnatürlich erscheint, näher auf Gefühle von Charakteren einzugehen, dann musst du dir diesen "Mangel" vermutlich zur Stärke machen und dir Protagonisten wählen, die recht kühl und berechnend an etwas herangehen. Von solchen Protagonisten wollen zunächst vielleicht erst mal nicht viele lesen, aber wenn die Charaktere trotzdem spannend und interessant sind, weil sie ihre ganz eigene Art zu agieren haben, dazu eine interessante Geschichten/Werdegang und das ganze in einen guten Plot eingebetet ist - wieso solltest du daraus nicht dennoch eine gute Geschichte machen können? Ich gebe zu, ich habe aus Zeitmangel in deine Geschichten noch nicht reingelesen und kenne deine Art zu schreiben jetzt nicht so. Aber wenn du dich im Forum ein bisschen umschaust, wirst du feststellen, dass jeder hier eine eigene Art zu schreiben hat. @Rebirz z.B. legt nicht so wahnsinnig viel Wert auf Gefühlsduseleien und ersetzt das durch Action und einen spannenden Plot, @Rainbow findet die Beziehung ihrer Protagonisten selbst vor dem Hintergrund der Apokalypse viel spannender als den bevorstehenden Weltuntergang, usw... Jeder gewichtet das anders und nicht jeder mag jede Art von Geschichte. Du musst die Geschichte schreiben, die dir gefällt :)

    Ich find das Thema wirklich interessant, hab mir noch nie Gedanken dazu gemacht, dass das ein Problem sein könnte. Ich gucke bei Gelegenheit vielleicht mal in dein Geschreibsel rein, dann kann ich vielleicht eher sagen, wo meiner Meinung nach das Problem liegt, denn wie @Zarkaras Jade schon sagt, ist es ein Unterschied, Gefühle zu beschreiben und Beschreibungen der Umgebung und Begebenheiten zu liefern. Mir ist jetzt also gerade nicht so klar, wo es eigentlich hapert.

  • Ich bin deswegen sehr desillusioniert, einfach weil ich nicht so schreiben kann wie andere es gerne lesen möchten


    Viel interessanter eigentlich - kannst Du so schreiben wie Du es gerne lesen moechtest (das war immer mein Ziel, und Kommentare finde ich eigentlich primaer interessant im Hinblick darauf ob sie mir helfen die Geschichte naeher an mein eigenes Ideal zu bringen).

    Was liest Du denn gerne? Sagst Du uns mal ein paar Titel die Dir gefallen?

    Bei mir sind es Beschreibungen so als ob man aus dem Fenster schaut (das Fenster ist zu) und nur sieht was draußen abgeht


    Dann schreib' doch mal eine Geschichte mit einem Androiden (Vulkanier,...) als Protagonisten. Jemandem der fremd in eine Kultur geworfen ist, sie nicht versteht und nur die Dinge sieht die passieren ohne den Kontext genau zu verstehen.

    Koennte sehr reizvoll sein.

  • Vielen Dank für die hilfreichen Kommentare.
    Ich werde mir meine Stärken und Schwächen aufschreiben und dann Themen suchen die genau darein passen. Es wird eine Weile dauern, aber ich habe Hoffnung das es was wird. vielen Dank nochmals.

    Gruß Iri.

  • Der Hinweis der mir immer am meisten geholfen hat ist es sich den Text wie ein Teleportations-Zauber vor zu stellen mit dem du einen Leser in eine andere Welt bringen kannst.

    Wenn du nur das Greifbare beschreibst ist der Zauber schwach, weil der Leser nur die reinen Wörter interpretieren kann. Zum Beispiel:

    "Mantka stoppte ihren rotbraunen Hengst auf der Kuppe eines Hügels, wo Wind und Regen die Wurzeln der Zedern frei gelegt hatten und schaute hinunter auf die Ufer eines kristallklaren Sees umgeben von Nadelbäumen. Die Oberfläche trug Reste von Eisschollen, doch die feinen Wellen auf dem Wasser verrieten dass das Eis bereits geschmolzen war. Die Oberfläche spiegelte das Licht der aufgehenden Sonne und die rot getönten Wolken am Himmel wieder, wie ein silberner Spiegel. Hohe dunkle Schilfgras-Büschel wiegten sich im Wind als würden sie ihr zuwinken und der Geruch von Quarzblumen und Baumharz erfüllte die Luft die sie atmete. Sie sog die sanften, weichen Farben und die perfekte Stille in sich auf als hätte sie ihr Leben lang nach diesem Ort gesucht und ihn nun endlich gefunden. Zum ersten Mal dem Geruch von Gerbern und Schmiedefeuer entkommen, lauschte sie. Doch der Lärm und die Stimmen von dreieinhalb Millionen Menschen, die gleichzeitig erwachten um ihrem immer gleichen Tagwerk nach zu gehen, blieben aus."

    Gegen:

    "Mantka schaute auf den stillen See hinunter. Sie vermisste dir Großstadt nicht."

    Auf einer Physischen-Ebene ist es das gleiche aber der erste Text vermittelt durch seine Beschreibung wie die Person sich fühlt und lässt Schlüsse über den Hintergrund zu. Der Trick ist es die Vorstellungskraft an zu regen und dem Leser zu erlauben die Lücken selber zu schließen. Ich hoffe das hilft ein wenig.