Ymir "Die Lichter von Dunhaven"

Es gibt 730 Antworten in diesem Thema, welches 111.408 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (13. Mai 2024 um 23:28) ist von Etiam.

  • So Etiam - jetzt kommentiere ich hier auch Mal wieder :)

    Mir gefällt das bis hierhin echt gut. Ich finde, du hast die jeweiligen Stimmungen gut eingefangen und die Dialoge sind ebenfalls super.

    Zunächst die seltsame Stimmung im Stall bei Frod, der offenbar ziemlich angefressen ist. Dann die wunderbare Szene beim Lichterfest. Es scheint mir, als würde Tjelvar anfangen, Elina zu mögen - gefällt mir :)

    Die Auseinandersetzung mit Met Jan (sorry, das muss jetzt sein xD) war auch super, fand ich bis dato sogar mit am besten. Es muss halt überall A****löcher geben. Ich denke mal, es bleibt nicht bei diesem Streit und der nächste wird bestimmt etwas handfester xD

    Und dann haben wir natürlich noch Tjelvars merkwürdige Aussetzer. Was da wohl passiert ist? Ich bin gespannt!

    Achso - die Nordlichter hast du wunderbar umschrieben :)

    LG :)

    • Offizieller Beitrag

    jetzt kommentiere ich hier auch Mal wieder

    yey^^

    Mir gefällt das bis hierhin echt gut. Ich finde, du hast die jeweiligen Stimmungen gut eingefangen und die Dialoge sind ebenfalls super.

    nice :thumbup:

    fand ich bis dato sogar mit am besten.

    echt? :o
    Hatte gedacht das kommt zu random.


    Achso - die Nordlichter hast du wunderbar umschrieben

    Vielen Dank c:


    Und dann haben wir natürlich noch Tjelvars merkwürdige Aussetzer. Was da wohl passiert ist? Ich bin gespannt!

    Ja, momentan hänge ich ein bisschen bei der nächsten Szene :/ Aber das wird schon.

  • Hey Etiam ! Ich mal wieder.

    Irgendwie hast du jetzt plötzlich schneller gepostet ... oder bin ich echt schon wieder so lange nicht mehr hier gewesen? 8o

    Dann gehen wir mal über die drei Teile drüber:

    Spoiler anzeigen

    Ich finde es bisher gut, wie du das mit den beiden immer weiter steigerst. Anfangs hab ich es ja eher zufällig angemerkt, dass mir Parallelen zwischen den zwei Damen auffallen, aber du schaukelst das jetzt schön langsam hoch :)

    Nur weil er nicht so hibbelig wie Frod, oder optimistisch wie sie war?

    Irgendwie passt mir das "hibbelig" nicht zum Sprachgebrauch in deiner Welt und schon gar nicht zu Tjelvar :hmm:

    Im Laufe der Jahre waren er und Frod schon vielen Lyttra begegnet. Alle würden sie die Stimmen der Götter hören, doch keiner konnte je klare Aussagen darüber machen, was sie denn genau zu ihnen gesagt hätten. Es waren immer nur wage Beschreibungen oder sinnloses Gelaber, in das man alles Mögliche hineininterpretieren konnte.

    Die Kunst der Hochstaplerei :D

    Sein Herz klopfte. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn und er begann schwer zu atmen.

    Weg!Er drehte sich um. Vor ihm standen Menschen, starrten ihn mit großen Augen an. Sie standen ihm im Weg, er wollte einfach nur hier raus! Gebeugt ging er auf sie zu, schaffte jedoch nur wenige Schritte, bevor es ihn auf die Knie zwang. Sein Blickfeld wurde immer kleiner. Er schaute hoch. Aus der Menge trat Elina. Die Dunkelheit umrahmte sie. Er streckte die Hand nach ihr aus. Wollte um Hilfe rufen.

    Doch schon der erste Buchstabe blieb ihm im Halse stecken, als die Finsternis ihn umhüllte und gefangen nahm

    Ups, da reagiert wohl was nicht gut auf das was Tjelvar besonders macht. Oder hat ihm jemand was in den Met gemischt? :O

    Ich finde du hast in den drei teilen jede Mengen Emotionen gemischt und trotzdem durch Tjelvars ruhige Ader viele Gedanken und Informationen eingebracht. Auch Fragen sind aufgeworfen worden, wie etwa mit Durins Anwesenheit. Gefällt mir! :)

    Da sitzen sie wieder alle und fressen Eis ... Als wüssten sie nicht, wie ein Bier aufgeht!

  • Lieber Etiam

    hier noch ein Batzen. Fand ich ganz ok, bisschen viel Gerede, man könnt mal wieder den einen oder anderen Draugar töten. Du sagst oft "der vermeintliche Magier" :)

    Spoiler anzeigen

    „Je länger dieser verdammte Winter dauert, umso mehr seltsame Dinge geschehen“, murmelte Frod. „Wir sollten keine Zeit mehr verlieren.“ Der vermeintliche (Dann ist er also kein Magier) Magier zurrte noch einmal die Schlaufen seiner Tasche fest und setzte sich dann ebenfalls in Bewegung.

    Von hier aus musste Elina sie nicht mehr führen. Der Eingang nach Helhaven war schon vom weitem über den Häuserdächern zu erkennen gewesen. Sie hatte auf dem Weg gemerkt, wie Frods Hals länger und länger wurde, als er danach Ausschau hielt.

    Weit war es nicht mehr bis zum Tor, das in den Berg führte, an dessen schroffer Felskante der Westwall errichtet wurde.

    „Kommst du auch?“, fragte Elina.

    Tjelvar hatte sich seit der Erwähnung des Speers nicht mehr gerührt. Mit geballten Fäusten starrte der Hüne vor sich auf den Boden.

    Es dauerte nicht mehr lange, bis sie das Plateau erreichten und die Stufen zu diesem emporstiegen. Oben angekommen, erblickten sie das gigantische Bauwerk, welches Einlass in den Berg gewährte.

    Immer wieder hatte sich Elina gefragt, wie so kleine Geschöpfe (Wie klein sind die denn bei dir?) wie die Zwerge ein so großes Tor errichten konnten. Insgeheim schrieb sie es eher den Riesen zu. Immerhin wurden sie von den Kindern des Urverräters versklavt und vielleicht hatten sie sich Helhaven einfach von den Riesen genommen.

    „Es ist unglaublich“, flüsterte der vermeintliche Magier (Schon wieder! OK er ist kein Magier!).

    „Die ganzen Hinweise auf ein Grabmal ...“, murmelte Frod und schaute sich um. „Symbolik und Architektur stimmen überein ... und die Geschichten ... Aber es ist einfach zu groß. Selbst für einen König.“ Er holte einen Stift aus seinem Mantel, markierte sich etwas und blätterte dann sofort weiter.

    Elina merkte, wie der vermeintliche Magier bemüht war ruhig zu bleiben. Dennoch entging ihr der genervte Unterton nicht.

    „Nein“, Frod schüttelte heftig den Kopf und stellte sich wieder vor den Sockel. „Das ist Zuviel. Ein Königreich ... kann alles sein. Das Territorium, die Bauten, die Herrschaftsform ... und diejenigen, die darin leben. Ich will nur diejenigen. Nur das Volk.“

    OK. In dem anderen Text habe ich nichts weiter gefunden. Das Rätselraten um die Bedeutung der Worte hat mich jetzt nicht so umgehauen. Aber es war ok.

    Verdammt! Das hatte sie ganz vergessen. Sie hatte ihm versprochen die Gaststube klar Schiff zu machen, dafür, dass sie heute Abend aufs Lichterfest gehen durfte. Eigentlich war es zu solchen Feierlichkeiten immer brechend voll in der Taverne. Aber irgendwie hatte sie es geschafft, Utjan zu überreden. Und nun hielt sie ihr Versprechen nicht. Sie wollte direkt, nachdem sie Tjelvar und Frod zum Jarlshaus begleitet hatte, ihren Dienst antreten. „Mist“, zischte sie. „Ich muss leider gehen“, sagte sie an Tjelvar gewandt. „Ille ist sowieso ein viel besserer Historiker, als ich es bin. Er wird dir bestimmt alles erzählen können.“

    • Offizieller Beitrag

    Im Spoiler für Rebirz

    Spoiler anzeigen

    Irgendwie hast du jetzt plötzlich schneller gepostet ... oder bin ich echt schon wieder so lange nicht mehr hier gewesen? 8o

    Also das letzte Kapitel ging mir tatsächlich leicht von der Hand :D

    Ich finde es bisher gut, wie du das mit den beiden immer weiter steigerst. Anfangs hab ich es ja eher zufällig angemerkt, dass mir Parallelen zwischen den zwei Damen auffallen, aber du schaukelst das jetzt schön langsam hoch :)

    Ich musste auch schmunzeln, als du es das erste mal erwähnt hattest :D

    Irgendwie passt mir das "hibbelig" nicht zum Sprachgebrauch in deiner Welt und schon gar nicht zu Tjelvar

    hm, ja. Ich verstehe was du meinst. Ich schaue ob ich da Ersatz finde.

    Gefällt mir!

    hoffe das bleibt so :P

    (Wie klein sind die denn bei dir?)

    Ich hatte so an 1,4m gedacht :hmm: gibt natürlich Ausreißer nach unten und oben.


    vermeintliche Magier (Schon wieder! OK er ist kein Magier!).

    Ja, ich werde es mal öfter durch seinen eigentlichen Namen ersetzen, denke ich.

    Das Rätselraten um die Bedeutung der Worte hat mich jetzt nicht so umgehauen. Aber es war ok.

    ich hab da auch ein bisschen rumgekrampft. Hab es dann was fürs Worldbuilding benutzt, damit es nicht nach 2 sek. gegessen ist. Falls du Ideen hast, wie man das verbessern kann, gerne her damit ^^


    Also. Allgemein gefällt mir der Teil der Geschichte auch nicht so. Nicht weil es keine Action gibt, aber eben doch, weil es sich zu ziehen beginnt :hmm:

    • Offizieller Beitrag

    Kapitel 9:
    Begleitung im Dunkeln

    Teil 1:

    Das Erste, was Tjelvar vernahm, als er wieder zu sich kam, war die Stimme der Lyttra. Das Lied aber so leise, dass es kaum noch hörbar war. Als er die Augen öffnete, erwartete er, den Himmel Dunhavens zu sehen. Doch da war nichts. Die Dunkelheit war allgegenwärtig. Kontrastlose Schwärze umgab ihn, so dass der Horizont nicht auszumachen war. Merkwürdigerweise sah er seinen eigenen Körper. Wie war das möglich ohne Licht?

    Vorsichtig versuchte Tjelvar aufzustehen. Es war ein seltsames Gefühl, wenn man nicht wusste, wo sich der Boden befand, weil alles die gleiche Farbe hatte. Doch er kam ohnehin nicht auf die Beine. Es war, als wären sie taub, oder hätten nicht genug Kraft. Er setzte sich auf, aber zu mehr war er nicht fähig.

    Was war das für ein seltsamer Ort? Er erinnerte sich nur noch schemenhaft an die Lichter über Dunhaven.

    Sein Schädel brummte und er hielt sich die Stirn.

    Sie hatte recht, dachte Tjelvar. Serija wusste, was kommen würde. Und es hatte tatsächlich mit den Göttern zu tun. Aber das war unmöglich, er ... Wie konnte das sein? Die Lyttra musste also wirklich mit ihnen geredet haben.

    Nein!

    Diese Wesen sprachen nicht mit den Menschen, das wusste Tjelvar. Er glaubte es zumindest. War das nur ein Zufall? In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken und drehten sich im Kreis. Alle um eine zentrale Frage.

    Wenn sie mit uns reden ... Warum helfen sie uns dann nicht?

    „Wer seid Ihr?“, ertönte es hinter ihm und riss ihn aus seinen Überlegungen. „Und wo sind wir hier?“

    Als Tjelvar sich umdrehte, sah er zu einem muskulösen Mann hinauf. Seine schulterlangen Haare waren nur ein wenig heller, als die Dunkelheit, die ihn umgab, weshalb er zuerst dachte, der Fremde hätte eine Glatze. Aus einem müden Gesicht heraus schaute ihn dieser weiterhin fragend an.

    Tjelvar hatte aufgrund der Überraschung nicht allein zu sein fast vergessen zu antworten. „Ich ... habe keine Ahnung.“

    „Keine Ahnung wer Ihr seid, oder wo wir sind?“ Der Fremde legte den Kopf schief.

    „Ich habe keine Ahnung, wo wir hier sind.“ Tjelvar wollte sicherheitshalber etwas Abstand zwischen ihnen schaffen, doch seine Muskeln waren wie gelähmt.

    Der Fremde hob nur seine Hand und betrachtete diese. „Ich erinnere mich, zu Bett gegangen zu sein, aber das hier ist kein Traum ... ich spüre es.“

    Ja, er hatte recht. Es war schwer, zu erklären, woher diese Gewissheit kam, doch für Tjelvar gab es nicht den geringsten Zweifel, dass das hier Realität war.

    „Und was ist das Letzte, an das Ihr euch erinnern könnt?“, wollte der Fremde von ihm wissen.

    Immer noch halte das Lied der Lyttra in seinem Ohr und bruchstückhaft kamen ihn die Ereignisse wieder in den Sinn. „Ich war auf einem Fest. Es wurde gesungen und getanzt. Wir machten laute Musik und zum Schluss ... tauchten diese Lichter am Himmel auf ... die Seelen. Ich habe das Bewusstsein verloren.“

    Der Fremde nickte. „Ihr seid also eine Kalthaut.“

    Kalthaut?

    Tjelvar horchte auf. „Nein, bin ich nicht. Ihr jedoch müsst aus dem Süden kommen, wenn ihr diesen Ausdruck benutzt. Nur dort habe ich diese Bezeichnung für die Dun gehört ... Wiek oder die Marschen?“

    Ein Grinsen zierte das Gesicht seines Gegenübers und er hob anerkennend die Augenbrauen. „Wiek“, sagte er und nickte leicht. „Und da Ihr unsere Sprechweise kennt, denke ich, kommt Ihr ebenfalls von hier?“

    „Ich habe viele Jahre dort verbracht“ erklärte er lediglich. Und vielleicht war das schon zu viel. Ob man diesem Fremden trauen konnte, musste erst noch herausgefunden werden.

    „Dann sagt mir, was sucht man so weit oben im kalten Norden, wo die Modernden ihre Grabhügel verlassen haben und der Tod sprichwörtlich hinter jeder Ecke wartet?“

    Wenn er ein Südländer war, dann gehörte er zu den Wenigen da unten, die an die Draugargefahr glaubten. „Ich bin nur ein Wanderer. Wollte wissen, ob die Gerüchte stimmen.“

    „Sie tun es, nicht wahr?“

    Tjelvar nickte. „Sie sind überall. Aus Dunhaven gibt es kein Entkommen mehr.“

    Der Fremde legte die Stirn in Falten. „Dann ist es so schlimm, wie ich es befürchtet hatte. Die Stille ist auf dem Vormarsch.“

    Erinnerungen an die schreckliche Schlacht von Ilrim schossen Tjelvar durch den Kopf. Als seine Heimat von den Untoten angegriffen wurde, war es die Stille, die sie begleitete. Doch über all die Jahre hatte niemand mehr diesen Zusammenhang erwähnt. Auch nicht den Nebel oder dieses ... Monster, dass Sigi auf dem Gewissen hatte. Von all dem, berichtete keiner. Es waren nur noch die Draugar selbst, die durchs Land zogen und für Angst und Schrecken sorgten. Tjelvar war sich aber sicher, dass diese Dinge zurückkehren würden. Und nun setzte dieser Mann sie wieder in einen Zusammenhang. „Was weißt du, über die Stille?“

    „Die Draugar sind ihre Diener ... und erst der Anfang.“

    „Da ist noch mehr, oder?“, drängte Tjelvar zu erfahren. „Der Nebel, dieses Monster und ...“ War es klug, alles so herauszuposaunen?

    Möglicherweise war es schon zu spät sich diese Frage zu stellen. Der Fremde verengte seine Augen zu schlitzen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wieso seid Ihr wirklich in Dunhaven?“

    Dieser Mann wusste etwas. Vielleicht konnte Tjelvar das für sich nutzen, um herauszufinden, was genau damals mit seiner Heimat passiert war. Es brodelte ohnehin in ihm, seit die Erinnerungen wieder hochkamen. „Ich will sie alle umbringen!“, war deshalb das Erste, was ihm über die Lippen kam. „Ich werde alle Draugar töten und danach das Monster suchen, dass meine Familie abgeschlachtet hat! Hier gibt es die Waffe, die mir all das ermöglichen wird.“

    Die Skepsis im Blick des Fremden ließ nach und seine angespannte Haltung lockerte sich. „Ich denke, wir stehen auf derselben Seite. Auch ich suche nach einer Art ... Waffe, um die Stille aufzuhalten.“

    Tjelvars Augen weiteten sich. Arn warf damals zwei dieser Artefakte auf die Welt. War er etwa auf der Suche nach dem Zweiten? „Wir folgen den Hinweisen der Vykr-Saga um eine der Waffen zu finden, die Ymirs Leid beenden sollen“, erklärte er vorsichtig. Er wusste, dass im Süden die Meeresungeheuer als Märchengestalten des Nordens galten. Aber der Fremde glaubte ihm auch, dass die Draugar Dunhaven umstellt hatten. Er war also entweder naiv, oder hatte Kenntnisse, die seinen Landsmännern fehlten. Darum wartete Tjelvar eine Reaktion ab, die sich in einem zögerlichen Nicken zeigte und fuhr dann fort. „Wir haben den Standort ausfindig machen können. Doch wir kommen nicht ran, wegen der Engstirnigkeit eines Mannes.“

    „Von welcher Natur, ist diese Waffe?“

    Tjelvar hob eine Augenbraue.

    Wie meint er das?

    „Wir glauben, dass es sich um eine Axt handeln muss. Über die Waffe des Zwergenkönigs wird meist nur als ‚summender Tod‘ berichtet.“

    Der Fremde schüttelte den Kopf. „Mit einer Axt kannst du gegen Draugar kämpfen ... jedoch nicht gegen die Stille. Du kannst einen Körper in Stücke hacken, aber das ewige Schweigen durchbrichst du damit nicht. Nein, um die Stille zu bekämpfen, musst du zuerst verstehen, dass du sie nicht wirst töten können. Doch man kann sie aufhalten. In der Ebene der Tonlosigkeit ist sie absolut. Aber hier auf Ymir ... Ist sie durchzogen von einer Schwäche. Ich suche nach dem Flüstern in ihr, dass sie durchdringt und selbst den Tod überdauert. Es ist ihre größte und vielleicht einzige Kerbe, in die wir hineinschlagen können. Ich weiß nicht, ob wir sie jemals besiegen werden. Doch wir werden ihr Einhalt gebieten können. Wir werden ihren Vormarsch stoppen.“

    Der Monolog des Fremden sorgte nicht gerade dafür, dass Tjelvars Kopfschmerzen nachließen. „Was meinst du? Ich verstehe nicht. Welches Flüstern?“

    Sein Gegenüber schien zu überlegen und blickte für eine Zeit ins Nichts, ehe er sich wieder zu Tjelvar drehte und auf ihn hinabschaute. „Meine Nachforschungen haben ergeben, dass es in der langen Geschichte Ymirs ein paar wenige Menschen gab, die etwas in der Stille gefunden haben. Eine Art Riss, einen Zugang zu ihr. Sowie die Magier den Klang beherrschen, verfügten sie über die Macht der Stille. Doch anstatt sie zu kontrollieren, fielen sie ihr anheim. Ich versuche, nicht den gleichen Fehler wie diese Menschen zu machen ... dennoch sehe ich das Potential hinter dem, was sie gefunden hatten.“

    „Das heißt, du willst die Macht hinter den Draugar studieren?“

    „Ich werde sie aufhalten, ohne ihr zum Opfer zu fallen!“

    Tjelvar zuckte mit den Schultern. „Und was dann? Wenn du dieses ‚Flüstern‘ gefunden hast, werden diese untoten Bastarde einfach in ihre Gräber zurückkehren?“

    Der Fremde schüttelte den Kopf. „Einfach wird nichts von alldem. Doch ihr Hunger auf alles, was nur irgendeinen Laut von sich gibt, wird vergehen.“

    „Sie fressen ihre Opfer nicht“, erklärte ihm Tjelvar.

    „Das vielleicht nicht. Aber du kannst nicht leugnen, dass die Landstriche, über die sie hergezogen sind, nun eine Totenstille beheimaten.“

    Für einen Moment kehrte Tjelvar gedanklich in seine Heimat zurück.

    Die Straße, die er entlanglief, an dessen Ende der Leichnam seines Freundes wartete ... Bis zu diesem schrecklichen Fund, hatte er keinen Ton vernommen. In den Winkeln und Gassen Ilrims herrschte das ewige Schweigen, noch bevor die Draugar ihr Werk beendet hatten. Er kniff die Augen zusammen und versuchte den Schmerz, sowie die Wut in Zaum zu halten.

    „Die Untoten werden bald alle Länder Ymirs überschwemmen. Und wenn wir nicht vorbereitet sind, verwandeln sie unser aller Heimat in einen Ozean der Stille.“

    Der Fremde sagte dies mit einer solchen Gewissheit, als wäre es schon längst geschehen.

    Wie ein Fluch, schaffte es, sein letzter Satz Tjelvars Gemüt zu wandeln. Sein Zorn wich einem Anflug von ... Angst? Er konnte es nicht genau benennen, doch ein ungutes Gefühl breitete sich in ihm aus, da er insgeheim, die gleiche Zukunft für sie sah. Die Untoten, die diesen Winter aus ihren Gräbern stiegen, wurden von Monat zu Monat mehr. Bald wäre es unmöglich, auch nur die großen Städte Ymirs gegen sie zu verteidigen. Und selbst wenn das gelingen sollte, würde sie der Hunger dahinraffen.

    Sie mussten an diese verdammte Waffe kommen! Aber hatte der Fremde recht, dann würde das allein nicht ausreichen. Doch besagte die Legende nicht, Ymirs Leid würde enden? War das nicht der Sieg, den sie anstrebten? Gab es noch etwas darüber hinaus? So oder so ...

    Bilder der gewellten Klinge und ihres dunklen Trägers blitzen vor Tjelvars Augen auf.

    Dieses Monster war noch da draußen und versteckte sich irgendwo. Verborgen von der Stille. Allmählich gefiel ihm der Gedanke, des Fremden. Vielleicht musste man von zwei Seiten aus angreifen. Entschlossen schaute er zu ihm herauf. „Wir werden vorbereitet sein! Ich werde mich um die Draugar kümmern und du um die Macht, die sie umgibt.“

    Der Fremde nickte, doch fehlte bei ihm, anders als bei Tjelvar von Enthusiasmus jede Spur. „Leider bist du nicht der Einzige, dessen Suche ins Stocken geraten ist.“

    nächster Teil ...

  • Ein Wortspiel mit writer=schreiber? xD

    Natürlich, das war volle Absicht und keineswegs der dummen Autokorrektur meines Handys zu Schulden :P

    Ich hoffe aber nicht zu abrupt. Denn das war zeitweise meine Befürchtung

    Es kam plötzlich und unerwartet und war halt nicht sofort direkt nachvollziehbar. Finde ich in diesem Fall nicht schlimm, da ich noch mit einer Erklärung dafür rechne

    Der Fremde schüttelte den Kopf. „Einfach wird nichts von alldem. Doch ihr Hunger auf alles, was nur irgendeinen Laut von sich gibt, wird vergehen.“

    „Sie fressen ihre Opfer nicht“, erklärte ihm Tjelvar.

    „Das vielleicht nicht. Aber du kannst nicht leugnen, dass die Landstriche, über die sie hergezogen sind, nun eine Totenstille beheimaten.“

    Hmm okay. Die Draugr sind also der Typ von Person, der statt beim Nachbarn zu klingeln und ihn zu bitten, doch etwas leiser zu sein, lange still gelitten hat um dann sprichwörtlich all-out zu gehen :rofl:

    Okay, jetzt wird das ganze richtig interessant :D Tjelvar und Frod sind not ihren Nachforschungen nicht alleine, sie haben einen verbündeten im Süden. Wieso die beiden jetzt miteinander reden können? Möglich, dass dies die Form von "göttlicher Hilfe" ist, die die Götter gewähren - sind ja wirklich meist sehr geizig Damit die Probleme der sterblichen zu lösen xD

    • Offizieller Beitrag

    Natürlich, das war volle Absicht und keineswegs der dummen Autokorrektur meines Handys zu Schulden

    xD
    Davon ging ich natürlich aus :ugly:

    Hmm okay. Die Draugr sind also der Typ von Person, der statt beim Nachbarn zu klingeln und ihn zu bitten, doch etwas leiser zu sein, lange still gelitten hat um dann sprichwörtlich all-out zu gehen

    XD Interessante Theorie :P
    Und vielleicht ist auch ein Stückchen Wahrheit drin :P

    Tjelvar und Frod sind not ihren Nachforschungen nicht alleine, sie haben einen verbündeten im Süden. Wieso die beiden jetzt miteinander reden können? Möglich, dass dies die Form von "göttlicher Hilfe" ist, die die Götter gewähren - sind ja wirklich meist sehr geizig Damit die Probleme der sterblichen zu lösen xD

    Die Theorie ist aber vielleicht noch interessanter. ^^

    Freut mich, wenn es auch in diesen "ruhigen" Kapiteln spannend bleibt ^^

  • Hey Etiam,

    konzeptionell gefällt mir das sehr gut. Das Aufeinandertreffen von Tjelvar mit dem Fremden und die ganze Informationen, die sie da austauschen. Es ist eine gute Idee, dass sie gleich zwei "Waffen" brauchen und dass die Stille hierbei auch noch eine zentrale Rolle spielt. Das klingt alles wirklich sehr spannend und eröffnet viele mögliche Entwicklungen.

    Mich hat einzig gewundert, mit welcher Selbstverständlichkeit die beiden ihre Situation hinnehmen und sich auf ein doch recht tiefgründiges Gespräch einlassen. Sind derartige, ich nenne es jetzt mal "Traumbegegnungen" oder "Visionen" bei denen normal? Tjelvar stellt nur fest, dass es offenbar kein Traum ist, sodnern es real ist...aber warum verdammt nochmal wundert ihn das nicht? Und den anderen im Grunde auch nicht. Ich glaube, ich würde es gut finden, wenn man hier noch ein bisschen dran feilen würde, um das plausibler zu machen. Zum Beispiel könnte Tjelvar sich ja auch über seine eigene Gelassenheit wundern und anmerken, dass es ähnlich wie in einem Traum ist, wo man eine gewisse Distanz zu den Dingen hat, als würde man sich nur beobachten, aber dennoch gab es da eine unwiderrufliche Gewissheit, dass es eben kein Traum war...(ich überlege nur, wie man seine Gelassenheit erklären kann)...oder er reagiert halt nicht so gelassen und muss das Ganze erst mal für sich auf die Kette kriegen.

    Keine Ahnung, vielleicht geht es ja auch nur mir so. :hmm:

    Hier noch Kleinkram:

    Spoiler anzeigen

    Immer noch halte das Lied der Lyttra in seinem Ohr

    hallte

    Der Fremde verengte seine Augen zu schlitzen und verschrän

    Schlitzen

    und danach das Monster suchen, dass meine Familie abgeschlachtet hat!

    in dem Fall "das", weil du "welches" einsetzen kannst.

    Ich suche nach dem Flüstern in ihr, dass sie durchdringt

    genau wie oben. "das", weil es sich auf das Flüstern bezieht.

    dennoch sehe ich das Potential hinter dem, was sie gefunden hatten.“

    "haben", würde ich sagen. Es ist ja wörtliche Rede und er spricht in der Gegenwart...sonst müsstest du sagen: ich sah, was sie gefunden hatten. (meiner Meinung nach)

    Wie ein Fluch, schaffte es, sein letzter Satz Tjelvars Gemüt zu wandeln. Sein Zorn wich einem Anflug von ... Angst?

    Ich hatte bis dato nicht den Eindruck, dass Tjelvar "zornig" war :hmm:

    LG,

    Rainbow

    • Offizieller Beitrag

    Hey Etiam,


    konzeptionell gefällt mir das sehr gut.

    Danke schön :D
    Das war auch ein gutes Stück Arbeit xD Aber ich werde im Nachgang auch noch schauen müssen, welche Infos vielleicht überflüßig sind. Manchmal habe ich das Gefühl ich gebe euch zu wenig, und man wird später das Große Ganze nicht wirklcih überblicken können. Aber dann werden Sachen wieder so vollgestoppft mit Infos O.o

    Und das fühlt sich aus Autoren Sicht nicht so gut an. Vorallem gab es schon lange keine Action mehr, weshalb ich ein bisschen gehezt durch diese Kapitel gehe ... und das ist dann glaube ich der Grund, für das, was du in deinem Post beschreibst.

    Keine Ahnung, vielleicht geht es ja auch nur mir so.

    Mir geht es nämlich genau so. Zumindest jetzt, nachdem du es erwähnt hast xD
    Ich hatte beim schreiben selber auch kurz den Gedanken und hab deshalb dem Fremden die Sätze gegeben, dass er überlegt und fragt was das letzte ist, woran sie sich erinnern können. Aber a) ist das zu wenig und b) muss das natürlich auch von Tjelvar kommen :hmm:

    Aber der Reihe nach.


    Es ist eine gute Idee, dass sie gleich zwei "Waffen" brauchen und dass die Stille hierbei auch noch eine zentrale Rolle spielt.

    Jo, das Element der Stille gefällt mir selbst sehr gut. Also MUSSTE ich es natürlich mit einbinden :D


    Das klingt alles wirklich sehr spannend und eröffnet viele mögliche Entwicklungen.

    Sehr gut :thumbsup:


    Mich hat einzig gewundert, mit welcher Selbstverständlichkeit die beiden ihre Situation hinnehmen und sich auf ein doch recht tiefgründiges Gespräch einlassen. Sind derartige, ich nenne es jetzt mal "Traumbegegnungen" oder "Visionen" bei denen normal?

    Also die Tiefgründigkeit an sich finde ich nciht so schlimm, aber sie kommt vielleicht zu flott. Ich gebe dir recht, es müsste vielleicht etwas vorgeschoben werden. Mehr Verwunderung von beiden.

    oder er reagiert halt nicht so gelassen und muss das Ganze erst mal für sich auf die Kette kriegen.

    Ich werde mir diesbezüglich was einfallen lassen :hmm:


    Ich hatte bis dato nicht den Eindruck, dass Tjelvar "zornig" war

    hm ja. Ist vielleicht noch zu schwach. Die Gedanken an seine Vergangenheit sollen das mehr aufwühlen. Werde ich ausbessern.

    ok, vielen Dank Rainbow
    das war ein wichtiger Kommentar... also alle Kommis sind wichtig ^^; Aber du weißt wie ich das meine :P

  • Hey Etiam

    Ich pack meine Anmerkungen wieder in den Spoiler. Spart Platz :D

    Spoiler anzeigen

    Merkwürdigerweise sah er seinen eigenen Körper

    Da habe ich zuerst an thirst person perspective gedacht. Also als würde er von oben auf sich sehen. Evtl. kannst du schreiben, dass er seine Hände betrachtet oder seine Füße sieht?

    „Wer seid Ihr?“, ertönte es hinter ihm und riss ihn aus seinen Überlegungen. „Und wo sind wir hier?“

    Das erscheint mir etwas abrupt. Kein "Hallo?" oder etwas dergleichen vorweg? Einfach mit der Tür ins Haus, als wäre Tjelvar in das Haus des Fremden eingebrochen xD

    „Mit einer Axt kannst du gegen Draugar kämpfen ... jedoch nicht gegen die Stille. Du kannst einen Körper in Stücke hacken, aber das ewige Schweigen durchbrichst du damit nicht. Nein, um die Stille zu bekämpfen, musst du zuerst verstehen, dass du sie nicht wirst töten können. Doch man kann sie aufhalten. In der Ebene der Tonlosigkeit ist sie absolut. Aber hier auf Ymir ... Ist sie durchzogen von einer Schwäche. Ich suche nach dem Flüstern in ihr, dass sie durchdringt und selbst den Tod überdauert.

    Mir gefällt das mit der Stille einfach sau gut. Das ist mal ein komplett neuer "Feind" wie ich ihn so noch nirgends in einer Geschichte gesehen habe. Auch dieses "Flüstern" in ihr als Schwäche darzustellen ist genial. :thumbup:

    Gefühlt würde ich den grünen Teil aber umschreiben. Ich würde zuerst das Flüstern nennen un des dann als ewige Schwäche betiteln. Von der Tonlosigkeit zum Flüstern. Fände ich persönlich als den geileren Übergang. :)

    Ich versuche, nicht den gleichen Fehler wie diese Menschen zu machen ... dennoch sehe ich das Potential hinter dem, was sie gefunden hatten.“

    Das "dennoch" passt für mich nicht recht. Er sagt ja schon, das er die Gefahr hinter der Stille versteht, jedoch versucht, den gleichen Fehler zu vermeiden. Das doppelt sich mit den "dennoch" irgendwie.

    Generell ein überraschender Teil. Hätte nicht erwartet, dass sowas auf die Ohnmacht von Tjelvar folgt und es bringt auch einen neuen Twist mit sich. Ein wenig ausbauen könnte man das Aufeinandertreffen der beiden allerdings noch. Das ist etwas fix gegangen und sie haben sich schnell mit der seltsamen Situation abgefunden.

    LG

    Rebirz

    Da sitzen sie wieder alle und fressen Eis ... Als wüssten sie nicht, wie ein Bier aufgeht!

    • Offizieller Beitrag

    Da habe ich zuerst an thirst person perspective gedacht. Also als würde er von oben auf sich sehen. Evtl. kannst du schreiben, dass er seine Hände betrachtet oder seine Füße sieht?

    ja, das ist unglücklich von mir formuliert :hmm:


    Das erscheint mir etwas abrupt. Kein "Hallo?" oder etwas dergleichen vorweg? Einfach mit der Tür ins Haus, als wäre Tjelvar in das Haus des Fremden eingebrochen xD

    Ich kann dir nicht genau sagen warum, aber irgendwie gefällt mir das so ^^;


    Mir gefällt das mit der Stille einfach sau gut. Das ist mal ein komplett neuer "Feind" wie ich ihn so noch nirgends in einer Geschichte gesehen habe. Auch dieses "Flüstern" in ihr als Schwäche darzustellen ist genial.

    Vielen Dank!

    Jetzt muss ich nur noch das richtige damit anstellen xD
    Aber NOCH agiert da ja viel von im Hintergrund.

    Gefühlt würde ich den grünen Teil aber umschreiben. Ich würde zuerst das Flüstern nennen un des dann als ewige Schwäche betiteln. Von der Tonlosigkeit zum Flüstern. Fände ich persönlich als den geileren Übergang.

    Werde ich mir diesbezüglich noch mal anschauen :thumbup:

    Das "dennoch" passt für mich nicht recht. Er sagt ja schon, das er die Gefahr hinter der Stille versteht, jedoch versucht, den gleichen Fehler zu vermeiden. Das doppelt sich mit den "dennoch" irgendwie.

    ja stimmt, da hast du recht.

    Generell ein überraschender Teil. Hätte nicht erwartet, dass sowas auf die Ohnmacht von Tjelvar folgt und es bringt auch einen neuen Twist mit sich.

    Ja und er ist auch Erzähltechnisch wichtig für die Geschichte. Aber das wird vielleicht erst später deutlich ... :hmm:

    Dann werde ich auch nochmal nachfragen, ob das so funktioniert hat, wie ich mir das vorgestellt hatte.


    Ein wenig ausbauen könnte man das Aufeinandertreffen der beiden allerdings noch. Das ist etwas fix gegangen und sie haben sich schnell mit der seltsamen Situation abgefunden.

    Ja, das wurde vorher auch schon von Rainbow genannt. Und ich sehe das genauso. Werde das also dahingehend nochmal überarbeiten.

    Danke fürs Lesen Rebirz

    • Offizieller Beitrag

    Kapitel 9:
    Begleitung im Dunkeln

    Teil 2:

    Tjelvar hob fragend eine Augenbraue.

    „Ich hatte die uralte Spur eines Mannes verfolgt, der es vielleicht geschafft hatte die Stille für eine gewisse Zeit zu kontrollieren. Ich folgte ihr bis zu einer alten Ruine. Vieles deutet daraufhin, dass er hier gelebt hat, doch das Gehöft selbst ...“ Er rieb sich die Nasenwurzel. „Die Stätte ist nicht nur wegen der Verwitterung in ihrem schlechten Zustand. Sie zeigt Spuren eines Angriffs und man erzählt sich Geschichten, dass Jarl Ödgard sie noch vor seinen großen Feldzügen attackiert haben soll. Am Anfang habe ich keinen Grund dafür gesehen, doch wenn man genauer darüber nachdenkt, macht es Sinn. Er war ein Magier und Lyttra ... Da war ihm ein Sitz der Stille mit Sicherheit ein Dorn im Auge. Ich befürchte, er hat alle Hinweise zerstört.“

    „Er war kein Magier“, sagte Tjelvar. Auch wenn Ödgard im tiefsten Süden schon fast einen Götterstatus erlangt hatte, so vertraute er eher Frod, als den Menschen in Elkring. „Ich habe einen Freund, der die Sprache der Götter beherrscht. Er ist sich sicher, dass Ödgard andere Kräfte in Anspruch nahm.“

    „Ihr habt einen Magier an Eurer Seite?“ Der Fremde legte die Stirn in Falten und führte die Hand ans Kinn.

    „Ja. Und ich vertraue ihm.“

    „Ich weiß nicht, ob ich das kann“, nuschelte sein Gegenüber. „Aber wenn dem so ist, würde das einiges ändern.“ Seine Augen blitzten auf. „Wenn Ödgard die Stille ... vielleicht hat er die Sachen nicht zerstört, sondern ... aber warum?“

    Tjelvar wurde aus diesen Halbsätzen nicht schlau, doch wenigstens bekam er langsam wieder Gespür in seinen Muskeln.

    Plötzlich ballte der Fremde die Fäuste und seine Augen weiteten sich. „Es könnte möglich sein, dass Ihr mir gerade sehr weitergeholfen habt“, sagte er mit kräftiger Stimme. Seine anfängliche Müdigkeit von vorhin, war spurlos verschwunden und ein dauerhaftes Lächeln zierte Lippen. „Vielen Dank ...“

    „Tjelvar“, verriet er dem Fremden seinen Namen.

    Er nickte. „Vielen Dank, Tjelvar.“ Dann hielt er ihm seine Hand hin und half ihm auf die Beine.

    Auge in Auge standen sie sich nun gegenüber.

    War das nur eine Einbildung oder ging von seinen ein schwaches Leuchten aus?

    Tjelvar konnte sich nicht lange darauf konzentrieren, denn so gleich geschah etwas Seltsames.

    Das Schwarz, das sie umgab, begann sich aufzulösen. Über ihnen bildeten sich große Flecken, die wie Teile des Nachthimmels aussahen. Auch zu ihren Füßen lichtete sich die Finsternis und zeigte die Verzierungen eines Teppichs. Das Bild, welches sich um sie herum aufbaute verwirrte Tjelvar.

    Waren sie drinnen oder im Freien? Er sah durch immer mehr dieser Risse Teile der Umgebung, die er sah, bevor er in Ohnmacht fiel. Die Bühne, die großen Feuer, die mystischen Lichter am Firmament.

    Aber woher kam der Teppich? Erst jetzt bemerkte er, dass viele dieser Löcher auch den kalten Stein eines Gemäuers zeigten. Er sah durch sie hindurch die verstaubten und teils zerstörten Regale.

    Irgendwas stimmte hier nicht.

    Zusammen mit dieser Feststellung kehrten auch seine Kopfschmerzen zurück.

    „Es scheint mir, als sei unsere Zeit hier begrenzt“, sagte sein Gegenüber, während er sich umblickte.

    Sah er etwa das Gleiche wie er?

    Die Flecken, die sich durch die Dunkelheit fraßen, breiteten sich aus, wie Brandlöcher in einem Pergament. Schon bald existierten nur noch diese zwei Welten um ihn herum ohne klare Abgrenzungen. Der Marktplatz von Dunhaven und diese verlassene Behausung ...

    Moment ... ist das die Ruine, von der er sprach? Ist er noch dort?
    Näher in Augenschein nehmen konnte Tjelvar den Ort nicht, denn als die Umgebungen sich anfingen zu vermischen, schluckte das Fest immer mehr von den Mauern.

    „Wenn Ihr gefunden habt, wonach Ihr sucht, dann kommt zu mir“, sagte der Fremde, während die aufkommende Realität auch an ihm zu zehren begann. Immer schneller löste sich sein Körper auf, dennoch fuhr er unbeirrt fort. „Und ich werde Euch alles zeigen, was ich über die Stille weiß.“

    „Nach wem soll ich fragen?“, kam es hastig von Tjelvar.

    Der Marktplatz zeichnete sich bereits deutlich ab und während die anderen Gäste langsam Gestalt annahmen, war von seinem Gegenüber nichts mehr weiter als das Gesicht zu erkennen.

    „Mein Name ist Dwan, doch ich denke, das wird Euch wenig helfen. Sucht nach dem Flüstern.“ Mit diesem Satz verschwand der letzte Rest des Fremden und die Szenerie nahm wieder die Gestalt des Ortes an, an dem Tjelvar sein Bewusstsein verloren hatte.

    Nur die Menschen um ihn herum trugen noch verschwommene Gesichter, die er nicht näher zu identifizieren vermochte. Bevor er sich jedoch genauer damit beschäftigte, verlor er den Halt und kippte nach hinten. So wie er auf den Boden aufschlug, ertönten wieder die bekannten Klänge des Lichterfestes um ihn herum. Nur das Lied der Lyttra war verstummt.

    Panisch sog Tjelvar Luft in seine Lunge, als hätte man einen kalten Eimer Wasser über ihn gekippt. Das erste, was er sah, war Elinas besorgtes Gesicht vor dem seinem.

    Das Zweite, der tropfende Eimer, in ihrer Hand.

    Man hatte ihn also tatsächlich mit Wasser beschüttet.

    Er fuhr sich über das Gesicht und setzte sich auf.

    „Nicht so schnell“, sagte Elina und hielt ihn an der Schulter. „Was ist passiert? Geht es dir gut? Du hast doch nur einen Met getrunken, oder?“

    Tjelvar brauchte einen Moment, um all die Informationen zu verarbeiten, die auf ihn einprasselten. Die zahlreichen Blicke, die Stimmen, die gespielte Musik. Alles war wirr in seinem Kopf und die Orientierung ließ auch zu wünschen übrig.

    „Ich glaube nicht, dass er zu viel getrunken hat.“

    Als er den Klang dieser Stimme hörte, kam ihm für einen kurzen Moment das Lied wieder, welches ihn in diese Dunkelheit gefolgt war.

    Kein Wunder, dachte er.

    Es war die Lyttra, die sich neben Elina gestellt hatte.

    Die Umgebung wurde für Tjelvar langsam wieder klarer. Inzwischen hatte er bemerkt, dass das Fest weiter seinen gewohnten Gang ging. Es waren nur die Menschen, die in ihrer unmittelbaren Nähe standen, welche ihnen etwas Platz boten und auf ihn herabblickten. Die anderen tantzen, grölten und hatten vermutlich nicht mal mitbekommen, was passiert war.

    Tjelvar stand auf, wankte dabei und wäre wahrscheinlich wieder zu Boden gegangen, hätte Elina ihm nicht Halt geboten.

    „Jetzt beruhig dich doch erst mal.“

    Er atmete immer noch heftig und hatte wackelige Knie. Trotzdem war er froh, stehen zu können. In dieser Finsternis konnte er nur mit fremder Hilfe aufstehen, aber nun erlangte er die Kontrolle über sich zurück. Auch seine Kopfschmerzen schienen sich langsam zu verabschieden.

    „Setz dich lieber wieder hin“, riet ihm Elina, doch er schüttelte entschieden den Kopf. Es war ihm zu wider. Er wollte wieder Herr der Situation werden. Am liebsten würde er ein paar Schritte gehen, bloß war daran nicht zu denken. Er suchte nach Worten, aber auch die blieben ihm alle im Hals stecken.

    „Ich sah Euch, kurz bevor ihr fielt.“ Serija schaute zu ihm herauf, blickte in seine Augen. In ihrem Gesicht waren leichte Falten zu erkennen, dennoch war sie jünger als die meisten anderen Lyttra, die Tjelvar bisher getroffen hatte. „Mir scheint, als hättet Ihr etwas in den Lichtern gesehen. Was war es?“

    „Ich ...“

    Scheiße, sein Hals brannte wie Feuer. Gibt es eigentlich irgendwas, dass mir nicht weh tut?
    Er führte seine Hand zur Kehle und verzerrte das Gesicht, als er schluckte.

    „Soll ich dir was zu trinken holen?“, fragte Elina.

    „Nein Danke.“ Tjelvar flüsterte nur, was mit deutlich weniger Schmerzen einherging.

    „Ich kann dir auch Wasser holen, muss kein Met sein.“ Sie grinste zaghaft. „Oder setz dich wenigstens wieder hin.“

    Tjelvar schüttelte abermals den Kopf.

    „Aber du schwankst immer noch.“

    „Ich will nicht!“, machte er ihr deutlich. Dabei klang er harscher, als er eigentlich beabsichtigt hatte.

    Erschrocken ging Elina einen Schritt zurück und zog ihre Hände zur Brust.

    Ohne ihre Hilfe spürte er zwar das fehlende Gleichgewicht, doch er schaffte es diesmal, auf den Füßen zu bleiben. „In den Lichtern ...“; sagte er und drehte sich wieder zur Lyttra. „sah ich nur Finsternis.“

    Sie schob die Augenbrauen zusammen. „Sonst haben Euch die Götter nichts zu sagen gehabt?“

    „Sie sagten mir, dass ich mich jetzt lieber hinlegen sollte.“ Sah sie nicht, wie schlecht es ihm ging? Auf diese Fragerei hatte er keine Lust. Erst recht nicht mit ihr. Er drehte sich um und schob die Gaffenden zur Seite. Schwankend bahnte er sich seinen Weg durch die Menge, wobei er mehrmals dein ein oder anderen anrempelte. Es kam jedoch zu keiner weiteren Konfrontation und zum Glück, fehlte auch von Metjan jede Spur.

    Nachdem er dem Pulk entkommen war, dauerte es ein paar Schritte, als er Elinas Stimme hinter sich vernahm.

    „Warte“, rief sie ihm nach und eilte an seine Seite. „Serija hat gesagt, ich soll auf dich Acht geben. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich auch ein mulmiges Gefühl, dich in diesem Zustand allein durch die Stadt ziehen zu lassen.“

    Tjelvar verdrehte zwar die Augen, doch war er insgeheim froh, dass sie ihm gefolgt war. Denn gänzlich, hatte er seine Unsicherheit auf den Beinen noch nicht überwunden. Gerade jetzt, wo er die Straßen nach oben torkelte, ohne sich an irgendjemanden festhalten zu können, spürte er, wie weit sein gewohnter Zustand noch entfernt lag. Immerhin ebbten seine Schmerzen langsam ab.

    Elina schob sich unter seinen Arm und versuchte, ihn so gut es ging zu führen.

    Sie mussten ein ulkiges Bild abgeben, so wie die zierliche Schankmaid sich anstrengte, seinen stämmigen Körper zu stützen. Nicht selten knickte sie weg oder machte einen überraschenden Schlenker in ihrer Bewegung, wenn Tjelvar über seine eigenen Füße stolperte. Dennoch schafften sie es unbeschadet bis zu den oben liegenden Vierteln der Stadt. Die Musik war hier nur als undeutliches Gedudel zu vernehmen, welches die sonst so ruhige Nacht durchstieß.

    Die Schmerzen und die Koordinationsschwierigkeiten verblassten langsam. Dennoch ließ sich Tjelvar noch ein wenig von Elina führen, ehe er um Halt bot, und sich von ihr löste. „Ich glaube, von hier aus schaffe ich es allein.“

    „Bist du dir sicher? Ich meine ... ach egal.“ Sie presste die Lippen aufeinander und machte einen Schritt von ihm zurück.

    Irgendwie nagte es an ihm, dass er sie vorhin so angefaucht hatte. Zu einer Entschuldigung rang er sich jedoch nicht durch. Er war viel zu müde und hatte ohnehin keine Lust, auf dieses Thema. Eigentlich wollte er am liebsten gar nicht reden.

    In seinem Kopf geisterte immer noch dieser Fremde umher. Dwans Worte waren jedoch das Einzige, was einen bleibenden Eindruck hinterließ. Die Gefühle und Bilder die Tjelvar dort erlebt hatte, fingen an zu verblassen. Auch wenn es sich in dem Moment so real angefühlt hatte, ähnelte es in diesen Aspekten doch einem flüchtigen Traum. Neben dem, was Dwan gesagt hatte, war ihm einzig und allein das Aufhellen seiner Mimik, als er etwas über Ödgards Vergangenheit erfuhr, klar im Sinn geblieben.

    Tjelvar wusste nicht, ob er sich das im Nachhinein nur einbildete, doch glaubte er, in Dwans Blick ein Feuer gesehen zu haben ... eines, dass er selbst nur zu gut kannte.

    Dieser Mann, hatte das Kämpfen gegen die Stille zu seiner Passion gemacht. So wie Frod das Erforschen der Draugar und wie Tjelvar das Abschlachten dieser.

    nächster Teil ...

  • Wenn Ihr gefunden habt, wonach Ihr sucht, dann kommt zu mir“, sagte der Fremde, während die aufkommende Realität auch an ihm zu zehren begann. Immer schneller löste sich sein Körper auf, dennoch fuhr er unbeirrt fort. „Und ich Euch alles zeigen, was ich über die Stille weiß.“

    Nach diesem "ich" fehlt irgendwie noch ein "werde" oder sowas. Weil die wörtliche rede zudem unterbrochen wird, würde ich ans Ende Auslassungspunkte setzen und dann vor dem "und" auch wieder mit solchen beginnen. Macht mMn nochmal deutlicher, dass er eigentlich weiter spricht :)

    Okay, da haben sich also zwei gefunden :D und die Lyttra hat mitbekommen, dass Tjelvar was gesehen hat - ich denke auch nach wie vor, dass die Götter sich eingemischt haben.

    Dwan hätte nur ein bisschen weniger kryptisch sein können. "sucht nach den flüstern" ist jetzt nicht so hilfreich, um jemanden zu finden. Das lässt mich halb vermuten, dass er derzeit gar nicht richtig in Ymir anwesend ist - lässt viel Raum zur Spekulation offen. Ach, immer diese Leute, die sich nicht klar ausdrücken, wenn es drauf ankommt. Ist wohl auch so ein ungeschriebenes Gesetz :rofl:

    • Offizieller Beitrag

    Nach diesem "ich" fehlt irgendwie noch ein "werde" oder sowas. Weil die wörtliche rede zudem unterbrochen wird, würde ich ans Ende Auslassungspunkte setzen und dann vor dem "und" auch wieder mit solchen beginnen. Macht mMn nochmal deutlicher, dass er eigentlich weiter spricht :)

    jo, ist korrigiert/verbessert ^^

    Okay, da haben sich also zwei gefunden :D und die Lyttra hat mitbekommen, dass Tjelvar was gesehen hat - ich denke auch nach wie vor, dass die Götter sich eingemischt haben.

    Ich hoffe es kam auch rüber, dass Tjelvar die Lyttra belogen hat ^^ Wenn nicht, ich werde das im nächsten Part auch nochmal aufgreifen.

    Dwan hätte nur ein bisschen weniger kryptisch sein können. "sucht nach den flüstern" ist jetzt nicht so hilfreich, um jemanden zu finden.

    Ja, wie schon im Interludium habe ich ihm diese Eigenschaft natürlich extra gegeben :P Zum einen soll es schon so seine Art sein, zum anderen wird man später herausfinden, WARUM er überhaupt so kryptisch gesprochen hat. Also am Ende hat es schon seinen Sinn^^
    Zugegeben, das ist etwas, was ein normaler Buchleser nicht weiß. :hmm:
    Da wir aber Dwan nicht so sehr sehen wie die anderen, hoffe ich, dass es nicht zu sehr stört.


    Das lässt mich halb vermuten, dass er derzeit gar nicht richtig in Ymir anwesend ist - lässt viel Raum zur Spekulation offen.

    Aber das ist natürlich gewollt :D


    Ach, immer diese Leute, die sich nicht klar ausdrücken, wenn es drauf ankommt. Ist wohl auch so ein ungeschriebenes Gesetz

    vermutlich ^^'

  • Hey Etiam

    Diesmal hab ich nicht recht viel zu sagen. Erscheint mir wie das ruhige Ausklingen des Kapitels. Tjelvar ist ein Brummel-Bär und das gefällt mir. Der "Held" muss nicht immer perfekt sein und jedem Honig ums Maul schmieren. :)

    Zwei kleine Anmerkungen:

    „Ich habe einen Freund, der die Sprache der Götter beherrscht. Er ist sich sicher, dass Ödgard andere Kräfte in Anspruch nahm.“

    Ist es nicht Tjelvar selbst, der die Sprache spricht und sie gelehrt hat? Verschweigt er das hier bewusst?

    kam ihm für einen kurzen Moment das Lied wieder,

    Kam ihm das Lied was? In Erinnerung denke ich mal.

    VG

    Rebirz

    Da sitzen sie wieder alle und fressen Eis ... Als wüssten sie nicht, wie ein Bier aufgeht!

    • Offizieller Beitrag

    Erscheint mir wie das ruhige Ausklingen des Kapitels.

    Ein Part kommt noch ^^

    Der "Held" muss nicht immer perfekt sein und jedem Honig ums Maul schmieren. :)

    Da wäre Tjelvar auch definitiv nicht der richtige für ^^;


    Ist es nicht Tjelvar selbst, der die Sprache spricht und sie gelehrt hat? Verschweigt er das hier bewusst?

    Ok, das mus ich vielleicht nochmal was klarer machen.
    Tjelvar kann Aldwa lesen. Die Sprache, die die Zwerge benutzt haben.
    Magier jedoch beziehen ihre magischen Fähigkeiten vom Klang und der Sprache der Götter. Frods Behauptung Magier zu sein, hat also nichts damit zu tun, dass Tjelvar ihm lehrt Aldwa lesen zu können.

    Ich bin gerade am überlegen, wie ich das besser rüberbringen kann :hmm:

    Zum ersten Mal findet die Sprache der Götter erwähnung, wenn der Jarl meint, dass Frod die Sprache der Götter beherschen müsste, wenn er ein Magier sei.
    Bestand hier schon verwechslungsgefahr zu Aldwa?

    • Offizieller Beitrag

    Kapitel 9:
    Begleitung im Dunkeln

    Letzter Teil:

    Er war nicht allein.

    Doch es müssten mehr sein, die sich mit einem solchen Eifer dem Tod entgegenstellten.

    Die meisten verschlossen ihre Augen und dachten nicht daran, etwas gegen die drohende Gefahr zu unternehmen. Es war zum Haareraufen. Und doch ... trotz der Tatsache, dass sie händeringend nach Verstärkung suchten, belog er die Lyttra.

    Sie hatte direkt gewusst, dass er mehr erlebt hatte, als nur eine bloße Ohnmacht. Und es war ihr Lied gewesen, welches ihn in diese Ebene der Dunkelheit gefolgt war. Ob sie nun wirklich die Götter hören konnte oder nicht - ihre wahre Rolle in diesem Spiel war Tjelvar noch zu ungewiss, als dass er sie einweihen wollte.

    Da stellte sich ihm die Frage, wem er überhaupt davon erzählen sollte. In einem Traum mit einem Fremden zu sprechen, der wahrhaftig zu existieren scheint und sich in einem anderen Land befindet, wäre sicher nicht leicht zu erklären .... und noch schwerer zu glauben.

    Glaubte er sich denn selbst?

    Traum ... Er ertappte sich dabei, wie er dieses Ereignis mehr und mehr in diese Schublade zu stecken schien. Immerhin verblassten die Erinnerungen daran langsam. Auch wenn er Gefahr lief, alles zu vergessen, bevor er es jemandem erzählte, entschied er sich, eine Nacht darüber zu schlafen und selbst mit dem Erlebten klarzukommen.

    Deshalb war es nun auch an der Zeit, sich von Elina zu verabschieden. Er wünschte ihr eine gute Nacht und wandte sich dann der Abzweigung zu, vor der sie Halt gemacht hatten. Als er unentschlossen vor der Gabelung stehen blieb, trat Elina jedoch neben ihn.

    „Du hast den Weg vergessen, oder?“

    Grummelnd stimmte er ihr zu.

    „Wenn du dich schon nicht von mir stützen lassen willst, dann lass mich dich wenigstens zu deinem Schlafplatz führen.“ Sie stemmte die Arme in die Hüften und schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

    Er nickte und nach nicht allzu langer Zeit und nur zwei Kreuzungen, an denen sich Tjelvar für die falsche Richtung entschieden hätte, waren sie vor dem Stall angelangt.

    Den ganzen Weg hatte er Elina gelauscht, wie sie eine halbspannende Geschichte über das vorherige Lichterfest erzählt hatte. Sie und eine Freundin hatten versucht aus einem Bottich voll Wasser, Äpfel mit ihrem Mund zu fischen. Das Letzte, was er mitbekam, war, dass ihre Begleitung den Halt verloren hatte und kopfüber in die Wanne gefallen war.

    Danach wendete sich seine Aufmerksamkeit dem Stalltor zu. Es war verschlossen. Der große Holzbalken lag in seinen Halterungen und versperrte ihnen den Weg.

    „Sie war klatschnass, als sie wieder hochkam. Und jetzt rate mal, wer ihr mit hoch rotem Kopf angeboten hat sie abzutrocknen?“ Sie lachte und redete weiter, während Tjelvar das Tor frei machte.

    „Es war Joran! Kannst du dir das vorstellen?“

    Fragend schaute er sie an.

    „Du weißt schon ... Joran, der grimmige Huscarl des Jarls. Du hast ihn bestimmt kennengelernt, als ihr da ...“

    „Warum war der Stall verriegelt?“, unterbrach er sie mit seiner Frage.

    Sie schaute ihn nur mit großen Augen an. „Na ich denke ... damit die Pferde nicht rauskönnen?“

    „Drinnen ist eine Kette, die Frod und ich um die Griffe der Tür wickeln konnten. Der Holzbalken verschließt den Stall aber von außen.“ Nachdem er das gesagt hatte, betrat er den Ort, an dem sie nächtigten. Sofort wieherten die Pferde auf und Tjelvar bemerkte, dass alle Kerzen gelöscht waren. „Frod?“

    Keine Antwort.

    Zügig ging Tjelvar nach hinten durch, wo sich ihre Schlafsachen befanden. Sein Freund war nicht hier. Aber die Felle, mit denen er sich zudeckte, waren da. Von seinem Rucksack, so wie den Büchern und Karten, die vorhin noch ausgebreitet auf dem Boden lagen, war nichts mehr zu sehen.

    „Ist er so spät noch wohin aufgebrochen?“ Elina lehnte am Eingang zur Box und legte den Kopf schief.

    Tjelvar kniete sich zu den übriggebliebenen Sachen seines Freundes und wühlte in ihnen herum. Schließlich bekam er etwas zu fassen, von dem er hoffte, es nicht zu finden.

    „Der gehört Frod, oder?“, fragte Elina, als Tjelvar den Ring seines Begleiters an einer Kordel hervorzog.

    „Den würde er niemals zurücklassen.“ Er schaute zu ihr auf.

    „Aber ... wo ist er dann hin?“

    Er verstaute die Halskette in seiner Tasche und stand auf. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, zog er an Elina vorbei und verließ den Stall. Draußen angekommen, schaute er sich um. Er wusste nicht genau, wonach er suchte, hoffte aber irgendeine Spur für das Verschwinden seines Freundes zu finden.

    Der kühle Nachtwind umspielte ihn und blies ihm in die Haare. Dabei trug er einen wohlriechenden Duft mit sich, der Tjelvar in die Nase stieg.

    Er schaute nach links. Illes Familie. Sie waren nicht beim Lichterfest, sondern waren daheimgeblieben und bereiteten, dem Geruch nach gerade das Essen vor. Etwas spät, wie Tjelvar fand.

    Vielleicht hatten sie aber jemanden gesehen oder gehört.

    Als er an ihre Tür klopfte, war es Illes Vater, der sie öffnete. Das Gesicht des Alten war zuerst von Zorn gezeichnet, wandelte sich aber schnell in eine Maske der Überraschung.

    „Tut mir leid, ich habe meinen Sohn erwartet.“

    „Er ist noch nicht hier?“

    Der Mann schüttelte den Kopf. „Kommandant Durin hatte ihn heute für die erste Wache beim Lichterfest eingeteilt. Aber mittlerweile sollte er längst zurück sein.“

    „Fehlt sonst noch jemand?“

    Große Augen der Verwirrung starrten ihn an. „Ähm ... Nein ... ich ...“

    „Danke, ich werde ihn suchen.“ Abrupt drehte sich Tjelvar wieder um, und ließ Illes Vater im Türrahmen stehen. Er bog so schnell um die Ecke, dass er fast in Elina hineingelaufen wäre, die ihm entgegenkam.

    „Was ist denn los?“, fragte sie.

    „Illes Familie ist wohlhabend, oder?“

    Sie schaute ihn aus zusammengekniffenen Augen heraus an. „Ja, aber warum?“

    „Haben sie bis auf das Haus und den Stall noch irgendwas in ihrem Besitz?“

    „Sie haben ein Boot und im Hafen ein Lagerhaus.“

    Tjelvar nickte, das bestätigte seine eigene Vermutung, welche sich soeben in seinem Kopf zusammenbraute. Eilig marschierte er den Pfad, der vom Anwesen der Familie führte hinunter.

    „Tjelvar, warte!“

    Er hörte, wie Elina ihm nachlief, und drehte sich um.

    „Was willst du denn jetzt machen?“

    „Dein Freund Ille, hat meinen Freund Frod entführt!“

    Sie schüttelte den Kopf. „Woher willst du das wissen?“

    Der Ring, den Tjelvar gefunden hatte, war die Antwort und so hielt er ihr das schlichte Schmuckstück vor die Nase. „Das, ist das Wichtigste in Frods Leben. Alles was er tut, macht er wegen diesem Ding. Ich weiß nicht, warum er ihn abgelegt hat. Aber zurücklassen würde er ihn nie!“

    „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ille sowas getan haben soll. Vielleicht wurde er mit entführt.“

    Tjelvar zuckte mit den Schultern und setzte seinen Weg fort. „Wer auch immer es war, trug Sorge dafür, dass die Lichter aus sind und der Stall verschlossen ist. Wenn er nicht zumindest ein Freund der Familie ist, wäre ihm das scheiß egal.“ Wieder hörte er Elinas Schritte, wie sie ihm folgte. Doch sie sagte nichts.

    „Führe mich zu dem Lagerhaus, und wir werden sehen.“

    nächster Teil ...

    Spoiler anzeigen

    Der Ring, den Tjelvar da hervorholt, wurde schon mal erwähnt. Im ersten Kapitel mit Frod, wo ich seinen Char beschrieben hatte. Weil er danach aber nicht mehr aufgetaucht ist, habe ich eine weitere Stelle eingebaut, wo er nochmal presäntiert wird. Und zwar, kurz bevor Tjelvar und Elina zum Lichterfest aufbrechen, sitzt Frod ja umzingelt von seinen Karten und Büchern und grübelt. Dabei soll er mit dem Ring um seinen Hals spielen.

  • Hey Etiam

    also doch kein ruhiges Ausklingen, sondern langsam wieder Gas geben. Jetzt könnte ich mir vorstellen, dass es wieder Actionreicher wird? Oder bist du so böse wie ich oft und machst erst mal einen Wechsel zu einem anderen Ort? :D

    An sich eine überraschende Wendung, aber was mich irgendwie stört, ist Elinas lustige Geschichte, die du vermutlich als Filler für die Zeit des nach Hause Wegs eingebaut hast. Ich finde den Wechsel von Tjelvars Zustand auf ihr heiteres Geplapper, für das es keine Grundlage gibt, unpassend. Vielleicht findest du ein ernsthafteres Themas oder evtl. mahnende Worte für ihn, dass er mehr auf sich aufpassen sollte oder sowas?

    Das Bemerken von Frods Verschwinden könnte in meinen Augen noch etwas mehr Emotionen vertragen. Aktuell wirkt das etwas kühl und systematisch: Oh, Stalltür ist zu - Frod? - Oh, Ring! - Hmm, wo ist er denn? - Oh, Essen! - Ok, Frod ist tatsächlich weg.

    Sorry, klingt vielleicht etwas extrem, aber ich denke es verdeutlicht meinen Gedanken :D

    Meine Empfehlung wäre Tjelvars Unruhe mit jeder Entdeckung steigen zu lassen und das nur Gedanken und Handlungen zu beschreiben.

    „Warum war der Stall verriegelt?“,

    Nicht "ist"?

    Da sitzen sie wieder alle und fressen Eis ... Als wüssten sie nicht, wie ein Bier aufgeht!

    • Offizieller Beitrag

    also doch kein ruhiges Ausklingen, sondern langsam wieder Gas geben.

    jo, hab mir gedacht das könnte mal ganz gut tun :P


    Oder bist du so böse wie ich oft und machst erst mal einen Wechsel zu einem anderen Ort? :D

    Diese Frage beantworte ich mit einem präzisen "Jein!"


    An sich eine überraschende Wendung, aber was mich irgendwie stört, ist Elinas lustige Geschichte, die du vermutlich als Filler für die Zeit des nach Hause Wegs eingebaut hast. Ich finde den Wechsel von Tjelvars Zustand auf ihr heiteres Geplapper, für das es keine Grundlage gibt, unpassend. Vielleicht findest du ein ernsthafteres Themas oder evtl. mahnende Worte für ihn, dass er mehr auf sich aufpassen sollte oder sowas?

    hm ja. Ich könnte mir da was überlegen. Im Endeffekt war es (neben dem Fillergedanken) auch nur ein Versuch Joran nochmal zu erwähnen. Also halt Chars, die Momentan nicht im Scope sind ein bisschen am Leben zu halten.

    Aber vielleicht findet sich dafür noch was anderes :hmm:


    Aktuell wirkt das etwas kühl und systematisch:

    Jo, das liegt an Tjelvar ... Also natürlich auch an mir ^^; Aber was ich meine ist, dass Tjelvar da jetzt natürlich nicht hysterisch wird. :hmm:
    Vlt reicht es schon, wenn ich mehr Tjelvars Gedankenwelt zeige :hmm:
    Aber

    Meine Empfehlung wäre Tjelvars Unruhe mit jeder Entdeckung steigen zu lassen und das nur Gedanken und Handlungen zu beschreiben.

    das hier klingt zwar nicht schlecht, nur sehe ich momentan zumindest Tjelvar nicht darin. Er bemerkt früh das etwas nicht stimmt und irgendwie habe ich ihn so abgeklärt vor Augen, dass er da in nen ganz anderen Modus schaltet. In Nuancen habe ich es aber trotzdem versucht zu zeigen. Dass er zum Beispiel das Gespräch mit Illes Vater sofort beendet, sobald er hat was er will.
    Aber vielleicht ist das auch zu nah an seinem Standart Verhalten (immerhin zieht er auch oft an Elina einfach vorbei), dass man das nicht mehr zur Notiz nimmt :hmm:

    Also es ist bestimmt möglich deine "Unruhe" und mein "Zielgerichtet" zu vereinen, aber irgendwie beißt es sich in meinem Kopf noch. Aber ich verstehe deinen Punkt und werde mir da was einfallen lassen.