- Offizieller Beitrag
Ich habe versucht Eure Anmerkungen in den letzten Teil einfließen zu lassen, wodurch ein neues Ende zustande kam. ich werde hier in den Spoiler mal nur den überarbeiteten Teil posten.
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Am liebsten hätte Frod es gehabt, wenn sich Tjelvar den ganzen Tag so um Ille kümmern würde, doch er bat seinem Freund, von ihm runterzukommen.
Erst nach Luft ringend, kroch Ille panisch vor Tjelvar weg und zog sich zu einem Stapel Kisten, gegen den er sich lehnte. „Wir wollten das alles nicht. Der eigentliche Plan war es, nur die Tasche zu stehlen. Durin sagte uns, der Weg sei frei.“
Jetzt verstand Frod. „Deswegen wollte er, dass wir aufs Lichterfest kommen. Er hatte gehofft, dass wir zusammen dorthin gehen und die Tasche in der Scheune lassen.“
„Es war nur ein Versehen“, versuchte Ille eine Erklärung, bei der Frod aber nur fassungslos den Kopf schütteln konnte.
Auch Elina blieb verständnislos. „Ein Versehen?“, spuckte sie ihm entgegen. „Du hast doch komplett den Verstand verloren!“
Ille wollte zuerst etwas erwidern, saß dann aber nur mit offenem Mund vor ihr und brachte nichts als ein kleinlautes „Entschuldigung“ hervor.
„Nein ... Diesmal nicht“, flüsterte Elina und sah betrübt zu Boden.
Die Gedankenwelt von Frod drehte sich aber nicht mehr allein um Ille. Dieser sagte nämlich, dass sie seine Tasche wollten, und das deckte sich mit dem, was er in seinen letzten Momenten in der Scheune gesehen hatte. Doch als Frod sich in dem Lagerhaus umschaute, konnte er seine Sachen nirgends entdecken. „Was habt ihr mit meinen Schriften gemacht?“ Ein ungutes Gefühl überkam Frod und auch, wenn er seine eigene Arbeit schon öfters verflucht hatte, so kroch in ihm die Angst hoch, dass sie unwiderruflich zerstört sein könnte.
„Wir haben sie übergeben“, sagte Krächz, der sich mittlerweile wieder aufgerappelt hatte. Sein Gesicht sah schlimm aus und die Spuren die Tjelvar dort hinterlassen hatte, erinnerten Frod an sein erstes Treffen mit ihm. Aber in erster Linie fiel Frod ein Stein vom Herzen. Die Worte des Soldaten klangen so, als sei seinen Karten und Texten nichts Schlimmeres zugestoßen, und als solle das auch so bleiben.
Also zusammengefasst, sie gehen nicht direkt los, TJelvar handelt nicht zu überstürzt, wir bleiben auch erstmal im Lagerhaus.
Kapitel 10:
Neuer Ärger
Teil 2:
„Wo?“, fuhr Tjelvar ihn an und als Krächz nur verlegen zu Boden schaute, stapfte er auf diesen zu.
Illes Mittäter zuckte zusammen, als Tjelvar nach ihm griff und ihn zu sich zog. „Wo habt ihr die Tasche hingebracht?“
Krächz presste die Lippen aufeinander und Tjelvar holte schon zum Schlag aus, als Ille sich zu Wort meldete.
„Wir sollten sie in ein Fass auf Durins Hof verstecken ... direkt hinter dem Haus.“
Tjelvar gab Krächz wieder frei und drehte sich dann zu Ille. „Wo wohnt der Mistkerl?“
„Im Segelviertel“, gab er freiwillig bekannt.
Ein Seufzen entrann Frods Kehle. Seinen Sachen ging es gut, aber nun befanden sie sich im Besitz eines Mannes, der viel Macht in Dunhaven besaß. Es war schon ironisch. Wollten sie doch die Armee der Dun als Unterstützung haben, so ist der Schlüssel nach Helhaven nun in deren Händen. Ein lustiges Spiel, dass die Götter da mit ihm trieben. Grübelnd schaute er hinüber zu Tjelvar, welcher ebenfalls in Gedanken versunken war.
Zu Boden schauend zupfte er an seiner Bartspitze, was er immer tat, wenn er über etwas nachdachte.
Elina hingegen war mit der Situation überfordert. Sie hatte sich inzwischen auf den Stuhl gesetzt, auf dem er vorher festgebunden war und raufte sich die Haare.
Illes Verrat wog schwer. Sie konnte es wohl nicht leiden, dass sich ihr Freund so von Durin einschüchtern ließ.
Ja, der junge Mann wirkte auf Frod ebenfalls recht unterwürfig, aber was sollte er machen? Durin war der Kommandant und Ille ihm somit unterstellt. Das müsste eigentlich auch Elina klar sein. Rechtfertigen tat das Illes Handeln zwar nicht, doch Frod sah die Schuld eher bei Durin.
Als Elina aufschaute und sich ihre Blicke trafen, schüttelte sie den Kopf. „Es tut mir so leid, ich habe euch in diese Sache reingezogen. Hätte ich euch nicht zu Ille ...“
Bevor sie sich weiter die Schuld gab, hob Frod die Hand. „Nein, mach dir keinen Kopf. Du kannst nichts für das hier. Außerdem ist es ja nochmal gut gegangen.“ Den letzten Teil flüsterte er nur. Denn ob das alles hier einen positiven Ausgang hatte, entschied sich erst. „Wir werden uns schon was einfallen lassen und ...“
„Elina“, sagte Tjelvar und unterbrach ihn somit. „Weißt du, wo Durins Hof im Segelviertel ist?“
Es dauerte eine Weile, bis Elina das leise bejahte.
Mit finsterem Blick wandte sich Tjelvar zu ihr. „Dann wirst du uns jetzt zu ihm führen!“
„Warte, einen Moment“, sagte Frod. „Was hast du vor?“
„Was wohl? Ich hole unsere Sachen zurück.“
Frod bemerkte, wie sich Illes Augen weiteten, als er davon hörte.
Doch sagen tat dieser nichts.
„Wenn wir Glück haben, ist Durin noch auf dem Lichterfest und die Tasche wurde nicht aus dem Fass geholt“, fügte Tjelvar hinzu.
Das konnte eine Möglichkeit sein, doch irgendetwas hielt Frod davon ab direkt loszurennen. Immerhin hatte er gerade erst seine Freiheit zurückerlangt und dann soll er jetzt wieder ein solches Risiko eingehen? Ein bisschen war er selbst überrascht, dass der Drang die Tasche zurückzuerlangen bei ihm nicht groß genug war, seine Zweifel zu überdecken. Und damit setzte sich ein Gedankengang fort, der ihn schon ereilt hatte, bevor Ille und Krächz in der Scheune aufgetaucht waren. „Ich weiß nicht, ob wir dieses Risiko eingehen sollen.“
Mit offenem Mund schaute Tjelvar ihn an. „Was ist los mit dir? Willst du deine Sachen nicht wieder haben?“
„Natürlich will ich sie wiederhaben!“
Ein bisschen entschlossener hätte diese Aussage schon klingen können, dachte sich Frod. „Aber ... Machst du dir keine Sorgen, dass das alles in einem großen Haufen Scheiße endet?“
„Wir sitzen doch mittendrin“, antwortete Tjelvar trocken.
„Und was willst du machen, sobald wir die Sachen wieder haben? Durin wird doch direkt wissen, wer dafür verantwortlich ist ... und, dass wir unerlaubt auf seinem Hof waren.“
„Wir müssen uns sowieso einen neuen Schlafplatz suchen“, sagte Tjelvar und deutete dabei auf Ille. „In die Scheune können wir nicht zurück.“
Frod gefiel das gar nicht. Sonstige Unternehmungen, waren bei ihnen für gewöhnlich von langer Hand geplant. „Durin ist ein Mann mit viel Einfluss. Seine Leute werden überall sein und letzten Endes müssen wir ins Freie treten, wenn wir Kingraven weiter untersuchen wollen.“
Mit einem genervten Stöhnen fuhr sich Tjelvar durch die Haare. „Ich weiß doch auch nicht. Wenn es hart auf hart kommt, flüchten wir halt aus Dunhaven. Aber ich werde nicht das zurücklassen, wofür wir Jahre lang gekämpft haben.“
„Moment“, intervenierte Elina. „Wo wollt ihr denn hin?“
„Frisörg“, flüsterte Tjelvar, so dass es nur im Kreis der drei blieb. „Du meintest doch, dort wäre man sicher.“
Sie schaute ihn mit großen Augen an.
Ja, das hatte sie gesagt.
„Wir finden sicherlich was, wo wir unterkommen.“
„Aber die Straßen dahin sind bestimmt gefährlicher geworden“, stotterte sie. „Und wer weiß, in welchem Zustand die Stadt momentan ist. Das ist viel zu unsicher.“
Tjelvar hob fragend eine Augenbraue.
Und auch Frod war verwirrt. Gestern empfahl sie ihnen ja sogar, dort nach einer Unterkunft zu suchen.
„Das ist jetzt erst Mal egal“, meinte Tjelvar. „Wenn wir uns nicht beeilen, ist die Tasche in Durins Händen und das macht es bestimmt nicht einfacher.“ Er sah, dass Frod ihn immer noch unsicher beäugte. „Komm schon! Du hast uns für lausige Fetzen Papier in fiel gefährlichere Abgründe geschickt. Uralte Hügelgräber in denen es von Draugar nur so gewimmelt hat. Und nu hast du schiss? Es geht jetzt um all diese Fetzen. Und das Einzige, was uns dazwischensteht, ist ein Mann ..., wenn überhaupt. Also sag mir endlich, was mit dir los ist! Du warst heute Abend schon so komisch. Vergiss nicht, warum wir hier sind und reiß dich zusammen!“
„Es ist nur ...“ Betrübt schaute Frod zu Boden. Er überlegte, wie er Tjelvar erklären konnte, was ihn bedrückte. Doch während er sich darüber den Kopf zerbrach, stapfte sein Freund nach draußen. „Komm Elina!“, rief er.
Tjelvar konnte das schon immer gut – Einfach weiterlaufen, sich von nichts aus der Ruhe bringen lassen. Klar, von Zeit zu Zeit war es klüger die Dinge zu hinterfragen, allerdings ist das, auch das tägliche Tun der Zweifler. Und wenn Frod ehrlich zu sich selbst war, dann tat er gerade genau dies. Er haderte mit ihrem Tun und das Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten geriet ins Wanken. Es wurde ihm heute Abend klar, als er im Stall seine Schriften durchgegangen war und die gesammelten Erfahrungen des Tages zusammengefasst hatte. Sie hatten einiges Neues über Kingraven herausgefunden. Und so interessant das alles war, zeigte es auch, dass er falschgelegen hatte. Mit allem. Es handelte sich nicht um das Grab eines Königs, wie zuvor angenommen, sondern um die letzte Stätte eines Volkes, dass versuchte vor etwas zu fliehen. Davor ... war es eine ganze Stadt gewesen. Kingraven trug hier nicht mal diesen Namen. Die Menschen hier nannten es anders, als in seinen Aufzeichnungen – Helhaven. All das, und die Tatsache, dass der König das unterirdische Reich verlassen hatte und mit dem Objekt ihrer Begierde wer weiß, wohin gezogen sein könnte, ließen in ihm Bedenken aufkommen.
Es gab nie eine Garantie dafür, dass sich das Artefakt hier verbarg, doch das Gefühl nah dran gewesen zu sein, hatte sich in den letzten Monaten in ihren Köpfen festgesetzt. In den vergangenen Wochen war es gewesen, als hätte man endlich verstanden ... und musste lediglich zuschlagen.
Das war verpufft. Er hatte sich womöglich geirrt. Wie er sich auch mit den Texten geirrt hatte. Kin hieß nicht König, sondern Volk. Und statt einer Waffe wurde hier nur von einer Bedrohung berichtet, die dort unten hauste.
Aber können jahrelange Forschungen wirklich so falschliegen? Wer weiß das schon? Frod wusste gefühlt gar nichts mehr. Und das war keine solide Basis, um eine Expedition zu leiten. Sollte man für das Hirngespinst eines Mannes so viele Menschenleben aufs Spiel setzen?
Diese und eine Menge anderer Fragen, waren es, die er sich stellte, als Elina vor ihn trat und ihm die Hand auf die Schulter legte.
Ihr sorgenvoller Blick verriet, dass man es seinem Gesicht ablesen konnte, wie er sich gerade selbst fertig machte. „Ist alles in Ordnung?“
„Ja“, log Frod und nickte leicht.
„Wir sollten uns beeilen“, sagte sie. „Wer weiß sonst, was dieser Mistkerl mit den Karten anstellt, sobald er sie in die Finger bekommt.“
Sie hatte recht ... Was wollte Durin überhaupt mit seinen Sachen?
Seine und Tjelvars Aufgabe war es seit jeher gewesen das Leiden Ymirs zu beenden. Schon seit vielen Jahren, war sie das. Tausende Möglichkeiten gab es, um falsch abzubiegen. Und vielleicht war das längst passiert. Wer weiß wie lange sie sich auf dem Holzweg befanden. Doch Frod vertraute auf seinen Schriften. Sie waren das Fundament für einen Neuanfang und so musste er zumindest dafür sorgen, dass ihnen nichts zustieß. „Gut, gehen wir.“
„Und was ist mit uns?“, fragte Ille vorsichtig.
„Geht nach Hause“, sagte Elina, ohne ihn anzuschauen.
Unter Schmerzen richtete sich der Soldat auf. „Ich will nur sagen, dass ...“
„Nein, Ille. Ich will jetzt nichts mehr von dir hören!“
Elinas Worte schnitten wohl tief. Es sah fast so aus, als würde Ille die Luft wegbleiben, während er stumm mit Krächz das Lagerhaus verließ.
Als Elina und Frod es ihnen gleichtaten, wartete Tjelvar bereits auf sie.
Die frische Nachtluft war wie ein Segen. Vor wenigen Minuten noch, hatte es in weiter Ferne geschienen wieder auf den Straßen dieser Stadt wandeln zu können.
Auch wenn seine Rettung schnell und problemlos abgelaufen war, so sah Frod sie nicht als selbstverständlich an. Der Schock saß immer noch in den Gliedern und er merkte bereits jetzt, wie ihm jede dunkle Ecke bedrohlicher vorkam und ihn jegliche Geräusche erschrocken herumfahren ließen. Doch nun musste er nach vorne schauen, um Elina zu folgen, die ein ordentliches Tempo vorlegte.
Im Segelviertel waren die Klänge des Lichterfestes immer noch zu vernehmen. Auf den Straßen waren jedoch nicht mehr viele Menschen zu sehen.
Frod wusste nicht, wie spät es war, doch es musste bereits mitten in der Nacht sein, während sie eilig durch die Stadt liefen. Wer jetzt noch auf dem Marktplatz war und ausgelassen feierte, gehörte eindeutig zu den trinkfesteren Dun.
Als ihnen ein Mann entgegenkam, musste Frod genauer hinschauen. Er hatte das Gefühl, ihn schon mal gesehen zu haben.
„N‘abend Elina“, grüßte er mit einem Grinsen und schenkte den anderen beiden ein freundliches Zunicken.
Als er an ihnen vorbeigelaufen war, drehte sich Elina um. „Ulf?“
Der Mann blieb stehen.
Und auch sie machten Halt. Jetzt fiel Frod wieder ein, wo er ihn gesehen hatte. Es war der Dachdecker, dieser Jondr, den Durin auf der Brücke so herzlich in Empfang genommen hatte.
„Nicht auf dem Lichterfest?“, fragte Elina, etwas aus der Puste vom Laufen.
„War ich schon“, sagte Ulf und lachte. „Habe gerade nur einen Freund besucht. Aber jetzt muss ich heim. Euch noch einen schönen Abend.“
Mit einem Winken verabschiedete sich Ulf und ging seines Weges.
„Können wir dann weiter?“, fragte Tjelvar ungeduldig.
„Er war ohne Hund unterwegs“, murmelte Elina. „Ulf hat Arvo immer dabei außer ... er geht Durin besuchen.“
„Also ist er schon zuhause?“, kombinierte Frod. „Scheiße.“