AFG001 [Arbeitstitel]

Es gibt 81 Antworten in diesem Thema, welches 15.368 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (24. März 2024 um 00:24) ist von AFG.

    • Offizieller Beitrag

    Gelangweilt saß Johnsen in seinem Büro.

    uh, gefällt mir. Vom Flow vielleicht sogar besser, als deine andere Geshcichte. Näheres lässt sich aber erst nach mehreren Parts sagen. Mir gefällt es bisher zumindest ganz gut. Auch waren hier gefühlt weniger Fehler drin. Top.

    Eine kleine Sache hätte ich nur zu ... naja, bemängeln ist schon zu viel gesagt. Als die KI mehrere Doppelgänger findet hätte man vorher schon zeigen können, das etwas nicht stimmt. D beschreibst, das Jonsen es bemerkt, aber zeig es uns doch lieber. Er kan es ja trotzdem bemekren ^^ Sinn Blick kannst du zum Beispiel beschreiben. Also, woran merkt er es? Huschen neue Bilder über den Monitor? Sowas halt.

    Ansonsten denke ich, dass das Mysterium mit dem erwähnten Genetiklabor zusammenhängt Und denke da tatsächlich an Doppelgänger oder an Formwandler :hmm:

  • Kapitel 3

    Um Gott zu spielen, braucht es nicht viel

    Sacht hob er den Behälter des Oktopoden an. Der kleine hatte sich an der unteren Kante des Eimers festgesaugt und tastete mit seinen dünnen, gummiartigen Ärmchen in Richtung des Deckels.

    "Gleich kannst du raus", sagte Angelo zu seinem neuen Mitbewohner.

    Hinter der Geheimtür verbarg sich ein winziger, quadratischer Raum, auf dessen anderer Seite eine weitere Tür eingelassen war. Bis auf einen kleinen Kasten an der rechten Wand war der Raum kahl und schmucklos.

    Angelo schlüpfte in den kleinen Geheimraum und zog das Regal hinter sich zu. Nun umfing ihn Dunkelheit. Allein der Kasten, auf welchen er nun seinen Daumen legte, spendete ein schwaches, grünes Licht. Nach wenigen Sekunden entriegelte sich die Tür vor ihm mit einem leisen Klicken.

    Er fand sein Labor genau so vor, wie er es am Morgen zurückgelassen hatte.

    Der Raum war grob in zwei Sektoren aufgeteilt. Zum einen war da der vordere Bereich, wo sich die meisten seiner Gerätschaften befanden. An den Wänden standen Schränke und Kommoden, welche auch als Arbeitsplatte dienten. Desweiteren waren vier große Kühltruhen auf der linken Seite des Labors aufgereiht.

    Im hinteren Teil befanden sich große, gläserne Tanks sowie Aquarien und Terrarien von unterschiedlichster Größe. Das größte Becken lag recht zentral am Ende des Labors und war liebevoll mit Steinen und künstlichen Korallen ausgestattet.

    Angelo, der den Raum inzwischen durchquert hatte, stellte den Eimer davor ab und holte sich eine kleine Leiter, welche an der Seite eines kreisrunden Tanks voller grün leuchtender Quallen lehnte. Nachdem Angelo die Leiter aufgestellt hatte, hinaufgestiegen war und den Deckel des Beckens geöffnet hatte, wandte er sich wieder dem kleinen Achtärmer zu.

    "Ich hoffe, dir gefällt dein neues Heim. Die Nachbarn sind eigentlich auch echt ruhig und freundlich. Wobei die Hummeln gelegentlich etwas brummig sind. Ja, blöder Witz, ich weiß. Ich bin aber mindestens genauso aufgeregt wie du ..."Ich hoffe, er behält sich dieses dämliche gerede nicht"...Lebe dich erstmal ein. Danach können wir das mit der Kommunikation klären." Mit diesen Worten ließ er seinen achtärmigen Freund ins Becken.

    Angelo hatte sich den gemütlichen Drehstuhl aus dem vorderen Bereich des Labors geholt und beobachtete nun, wie der kleine Oktopus ängstlich und zögerlich seine neue Umgebung erschloss. Dabei ging er äußerst schlau vor, wie Angelo fand. Der Tintenfisch bewegte sich von Nische zu Nische, passte seine Farbe dem Untergrund an und ließ seine Bewegungen wie von einer Strömung getrieben aussehen.

    Ein Oktopus war einfach die geeignetste Lebensform für sein Experiment.

    Stundenlang hätte er noch dabei zusehen können, wie der Kleine sich in seiner ungewohnten Umgebung verhielt, doch hatte er leider nicht genug Zeit. Er musste sich noch um seine anderen Haustiere kümmern und seine E-mails checken.

    Vor kurzem erst hatte er den Crispr Anbieter gewechselt und wartete nun schon seit zwei Tagen auf seine Kaufbestätigung.

    Notiz an mich: Gedanken über potentielle Komonikationsmöglichkeiten machen.

    Soweit zu Kapitel 3

    Ps : Tariq du bist die Beste :thumbsup:

    2 Mal editiert, zuletzt von AFG (30. Januar 2022 um 22:58)

  • Hi AFG ,

    ich bin schon sehr gespannt darauf zu erfahren, was der kleine wohl so zu erzählen hat. :thumbsup:

    Ganz besonders frage ich mich auch, wie Angelo ihm das sprechen beibringen wird. Okay du versuchst es über die Gen-Schere, um den Achtarmigen genetisch darauf vorzubereiten, aber hast du auch Überlegungen dazu, wie er es dann richtig lernt? Ein Baby muss das ja auch mühsam lernen. Ich lass mich da mal überraschen.

    Ich bin aber mindestens genauso aufgeregt wie du ....(Ich hoffe, er behält sich dieses dämliche gerede nicht) ....

    Ehm wie passt denn das da in Klammern darein? Sieht mir fast wie eine Regieanweisung aus. :D

  • Dann würde ich die Rede kurz mit Satzzeichen unterbrechen und den Gedanken vielleicht in Kursiv setzen, damit ist es schon mal optisch zu unterscheiden. Eventuell kannst du den Gedanken hier nochmal mit aufgreifen und den Erzähler dies als solchen direkt kenntlich machen lassen (siehe den Teil in Klammern unten).

    "Ich hoffe, dir gefällt dein neues Heim. Die Nachbarn sind eigentlich auch echt ruhig und freundlich. Wobei die Hummeln gelegentlich etwas brummig sind. Ja, blöder Witz, ich weiß. Ich bin aber mindestens genauso aufgeregt wie du..."

    Ich hoffe, er behält sich dieses dämliche Gerede nicht [, dachte sich Angelo kurz darauf. Spontan Witze zu erzählen, war nicht gerade eine seiner Stärken].

    "Lebe dich erstmal ein. Danach können wir das mit der Kommunikation klären."


    Wäre jetzt erst mal mein Vorschlag, vielleicht fällt dir noch etwas besseres ein.

    • Offizieller Beitrag

    "Oktagon? ... Ne." Angestrengt überlegte er und verwarf einen Namen nach dem anderen. Es wollte ihm einfach kein passender Name in den Sinn kommen. "Ach, weißt du was?", sprach er auf den Eimer ein, "du kannst dir einfach selbst einen aussuchen, sobald du dazu in der Lage bist."

    Interessantes Ende :D Ich frrage mich, was er mit dem Tier wohl vor hat... Da steckt bestimmt mehr dahinter. :D

    Meiner Meinung nach könntest du noch den Laden beschreiben, wenn Angelo durch die Regale zu David geht und David selber auch ein wenig. Muss nicht all zu viel sein.

  • Kapitel 4

    Projekt 1.8 Sprachmemo

    "Erster Eintrag am Samstag, dem einundzwanzigsten September, um 12:30 Uhr.

    Proband Octopus vulgaris hat sich inzwischen an seine Umgebung gewöhnt.

    Er weist ein für Kraken typisches Verhalten auf und zeigt bereits reges Intresse bei der Fütterung.

    Ich glaube zwar nicht, dass ich jemals der Öffentlichkeit preisgeben werde, wie meine Forschung funktioniert, aber sag niemals nie, wie es so schön heißt. Abgesehen davon hilft mir das, meine Gedanken etwas zu ordnen, um in der Zukunft eventuelle Fehler aufzuspüren. Also ..., ja. Weshalb habe ich mich ausgerechnet für einen Oktopus entschieden?

    Zum einen sind Oktopoden von Natur aus ungeheurer schlau und besitzen eine ähnliche Veranlagung zum kreativen Denken wie Menschen. Desweiteren sind sie aufgrund ihrer Knochenlosigkeit extrem flexibel und sind daher in der lage fast überall hindurchschlüpfen. Jeder Arm des Tieres kann in begrenztem Maße selbständig denken. Neben einigen weiteren Faktoren wie Tarnung oder Ausdruck von Emotionen durch Verfärbung der Haut haben Oktopoden eine weitere, einmalige Besonderheit. Vor einigen Jahren hat eine Studie ergeben, dass Tintenfische in der Lage sind, ihren genetischen Code mit Hilfe eines Proteins zu manipulieren und zu stabilisieren, was der Grund für seine Verbreitung und Anpassungsfähigkeit ist.

    Darüber war man sehr verwirrt, da Oktopoden rein evolutionär betrachtet keinen Grund zur Ausbildung einer solchen Anomalie haben. Damals hatte die These im Raum gestanden, dass Oktopoden potentiell von einem anderen Planeten stammen könnten. Kein Scherz. Diese Theorie wurde aber nicht weiter verfolgt, da man keinerlei Beweise finden konnte.

    Aber das ist ja auch nicht so wichtig. Wichtig ist nur, dass Tintenfische in jedem Fall devinitiv etwas Besonderes sind. Das Problem, welches wir mit CRISPR-cas9 haben, ist, dass wir unser Erbgut damit zwar manipulieren können, dies aber zu keinen langanhaltend oder stabilen Ergebniss führt. Es sei denn, man ersetzt "kaputte" DNA-Fragmente durch stabilere, was zumeist nur innerhalb einer Art funktioniert. Heißt, dass wir mit CRISPR allein zwar inzwischen viele Arten von Krankheiten oder sogar Krebs zuverlässig heilen können, wir aber nicht die Möglichkeit haben Mischwesen zu erschaffen, da nicht artspezifische DNA nicht ohne Nebenwirkungen kompatibel ist.

    Kleine Erinnerung an die Biohacker in Amerika, welche sich in meiner Jugend mit CRISPR behandelt hatten. Sie waren davon überzeugt, dass sie Superkräfte erhalten könnten, wenn sie ihre DNA mit der eines Frosches vermischen. Tja, bescheuerte Aktion, würde ich sagen. Die meisten der Idioten haben es damit nur geschafft, ihre natürlich Lebensspanne um circa die Hälfte zu reduzieren.

    Da das Problem der DNA-Destabilisierung bei Tintenfischen jedoch nicht auftreten kann, sind sie, soweit die Theorie, die einzigen Lebewesen auf diesem Planeten, welche problemlos "umdesigned" werden können.

    Aber was bringt es mir oder der Menschheit, Oktopoden genetisch zu modifizieren? Tja, sollte sich meine These bewahrheiten und unser kleiner Freund nach seiner Behandlung weiterhin fit sein, kann ich mit seinen zuvor entnommenen Proteinen jedes Lebewesen ..., nun ja, verbessern.

    Viele Menschen würden diese Forschung als höchst bedenklich und unethisch erachten, doch wir sollten der Tatsache ins Auge sehen, dass wir uns - und das ist allein unsere Schuld - inmitten des größten Massenaussterbens der Erde befinden. Größere und komplexere Lebewesen werden devinitiv Ende zweitausendeinhundertfünfzig ausgestorben sein. Von Beginn dieses Jahrhunderts bis zu dessen Ende wird sich die Erde um mindestens sechs Grad erwärmt haben. Es wird davon geredet, dass wir den Klimawandel stoppen können, wenn wir nur alle etwas dafür tun. Doch Fakt ist, dass wir ihn maximal verlangsamen, um vielleicht weitere einhundert Jahre für unsere Spezies herauszuholen. Die Idee hinter meiner Forschung ist also nicht etwa den Klimawandel zu stoppen oder aufzuhalten, sondern die Anpassung des Lebens an unsere verzapfte Scheiße. Damit ich unserer nachfolgenden Generation nicht erklären muss, dass sie wohl die letzte ist. Man könnte also sagen, dass die Hoffnung der Menschheit auf diesen acht kleinen Ärmchen hinter mir im Aquarium ruht.

    Memo Ende."


    (Wer keine Ahnung hat, was CHRISPR-Cas9 ist sollte sich darüber informieren. Ich werde es wohl sehr häufig in dieser Geschichte verwenden und abgesehen davon ist es wohl eine der Größten Errungenschaften der Genetik.)

    Lg^^

    Einmal editiert, zuletzt von AFG (1. November 2020 um 19:32)

    • Offizieller Beitrag

    Angelo ging quer durch das Zimmer auf das Bücherregal zu. Dort angekommen, stellte er den Eimer mit seinem kleinen Freund neben sich, drückte mit einer Hand an die Seite des Regals und trat einen Schritt zurück. Die solide Wand und der sich daran befindliche Schrank begannen sich zu bewegen. Mit einem sanften Zischen schwang ihm die nun deutlich zu erkennene Tür entgegen. Wie jedes mal musste er bei diesem Vorgang grinsen. Er liebte dieses Feature.

    Klassisch :D
    Ich würde auch Grinsen xD

    *zisch*:love:

    okay, weiter geht es mit Angelo und meine Vermutung, dass sich hinter diesem Dude und seinem Einkauf mehr versteckt, scheint gar nicht sooo falsch zu liegen xD

    Der Part bestand so gut wie nur aus Beschreibungen. Da ich kein Master darin bin, sondern eher das genaue Gegenteil^^; Kann ich hierzu nicht so viel sagen.

    Aber dafür dann vielleicht wieder im nächsten Part.

  • Hallo AFG ,

    da berührst du ja hoch ethische Themen, bin mal gespannt darauf, wann sein Plan in die Hose gehen wird (und ich vermute, dass er das wird). :D Auch sehr schön, wie du die Eigenschaften von Oktopoden mit einfließen lässt, ich kenne mich da jetzt zwar nicht so gut aus, aber es deckt sich zumindest mit meinem (vermeintlichen) Wissen darüber.

    ihren genetischen Code mit Hilfe eines Proteins zu manipulieren

    Ganz so korrekt ist das allerdings nicht, denn im Gegensatz zu CRISPR wird ja die Erbsubstanz nicht tiefgreifend verändert.

    Vielmehr greift dieser Prozess eher in die Genexpression ein und interpretiert den Code zum Teil anders. Das ist ein feiner Unterschied. ;)

    Oh und ich vermute mal, dass das hier die Studie ist, auf die du dich beziehst:

    Trade-off between Transcriptome Plasticity and Genome Evolution in Cephalopods

    Oktopus vulgaris

    Der ganze Name ist "Octopus vulgaris", also vorne mit c statt k.

    Ich glaube zwar nicht, dass ich jemals der Öffentlichkeit preisgeben werde, wie meine Forschung funktioniert, aber sag niemals nie

    Hmm also der ganze Abschnitt ist ja ein Memo von ihm selbst für (vermutlich ausschließlich) ihn selbst, er sagt ja selbst, dass er seine Forschung nicht unbedingt veröffentlichen will. Aber für mich erzählt er dann mehr, als ich es zum Beispiel machen würde, wenn ich für mich ein Memo aufnehmen würde. So Kommentiert er sich selbst (z.B.: "Kein Scherz.") und es wirkt eher so, als ob das Memo extra für den Leser gedacht ist oder vielleicht sogar für spätere Ermittler, die das zufällig finden?

    Kann dir aber leider nicht sagen, wo und welche Stelle da wie angepasst werden könnte, da ich sowas auch noch nie gemacht habe, geschweige denn schon mal drüber nachgedacht habe. :rolleyes:

    inmitten des größten Massenaussterbens der Erde befinden

    Wie er das so alles sagt, musste ich irgendwie an Jurassic Park denken. :D

  • Danke für die Reflexion Charon ^^

    Zitat

    Ganz so korrekt ist das allerdings nicht, denn im Gegensatz zu CRISPR wird ja die Erbsubstanz nicht tiefgreifend verändert.

    Vielmehr greift dieser Prozess eher in die Genexpression ein und interpretiert den Code zum Teil anders. Das ist ein feiner Unterschied. ;)

    Genau das habe ich ja auch geschrieben oder?

    Ich sagte ja nie, dass hier keine CRISPR zum Einsatz kommt, sondern, dass das Ergebnis der Genmanipulation mit CRISPR Fehler entstehen lässt, welche mit den Protein des Tintenfisches umgangen werden können. (Natürlich nur hypothetisch, ist ja immerhin mindestens 20 % Fiktion hier;).)

    Zitat

    Aber für mich erzählt er dann mehr, als ich es zum Beispiel machen würde, wenn ich für mich ein Memo aufnehmen würde. So Kommentiert er sich selbst (z.B.: "Kein Scherz.") und es wirkt eher so, als ob das Memo extra für den Leser gedacht ist oder vielleicht sogar für spätere Ermittler, die das zufällig finden?

    Angelo redet nunmal gern viel.:P

    Und wenn er einmal in Fahrt ist verfällt er in eine Art Vortragsweise.

    (Wird man denke noch öfter merken)

    Ansonsten großen Danke an euch alle für euren Support :love:.

  • Genau das habe ich ja auch geschrieben oder?

    Naja schon irgendwie, aber irgendwie auch nicht ganz, denn "genetischen Code manipulieren" klingt ja eher so, als würden das Protein ihn verändern, aber er bleibt so. Was sich ändert, ist wie er abgelesen wird und welche Proteine dann dabei hervorgehen.

    Was ich da kritisiere, ist die nicht ganz so perfekte Trennschärfe durch die Wortwahl. ;) Das war da eigentlich schon alles.

    Angelo redet nunmal gern viel. :P

    Und wenn er einmal in Fahrt ist verfällt er in eine Art Vortragsweise.

    Hmm so gesehen kenne ich das vielleicht doch von mir selbst. :D

  • Hallo zusammen.

    Ich wollte meine Leser mal kurz informieren, dass das folgende Kapitel erstmal das letzte für nächste Zeit sein wird, da meine liebe kleine Korrekturfee ( Tariq ) alle Hände voll zu tun hat, die Forumsanthologie zu überarbeiten.

    Ich hoffe ihr habt also Verständnis für diese kleine Pause.

    Ich würde hier nämlich gern nur wirklich schön zu lesene Text veröffentlichen.

    (Vielleicht kann ich die Zeit ja nutzen, um an dem Lied für Orden des Untergrunds zu arbeiten.) Viel Spaß beim Lesen. ^^

    Kapitel 5

    Kochstunde à la Biologie

    Angelo nahm ein Stück Fisch aus der Kühltruhe, in der er das Futter für seine Tiere auf Vorrat lagerte.

    Endlich war es so weit. Heute würde er hoffentlich Geschichte schreiben. Oder besser, heute würde er damit beginnen, eine gänzlich neue zu kreiren.

    Er schob den gefrorenen Hering in eine durchsichtige Plastikröhre. Das Ziel hinter dieser selbstersonnenen Apparatur war es, dem kleinen Oktopoden den Stress des Einfangens zu ersparen. Um an den Leckerbissen zu gelangen, war es nämlich notwendig, dass sich der Tintenfisch zur Gänze im Behälter befand, ehe er an den Fisch kommen konnte. Im Deckel hatte er ein schmales Loch eingelassen, durch welches sich das Tier zuerst quetschen musste.

    Auch wenn er ansonsten sehr ruhige Hände hatte, zitterten sie doch leicht, als er vor das Becken seines achtarmigen Probanden trat. Dem Kleinen schien sein neues Heim wirklich zu gefallen. Er tarnte sich schon seit dem Morgen nicht mehr und schien sogar mit Steinen, die vereinzelt im Sand des Aquariums lagen, zu spielen. Angelo hatte nicht gedacht, dass sich der Kleine inerhalb eines Tages so gut eingewöhnen würde, aber anscheinend hatte er genau seinen Wohnungsgeschmack getroffen.

    Langsam ließ er die Röhre ins Wasser tauchen. Angelo konnte beobachten, wie der Kopffüßler die Farbe des Sandes annahm. Nach ungefähr fünf Minuten gab er seine Tarnung auf. Er schien das neue Objekt als ungefährlich einzustufen oder er begann den Fisch zu riechen. Oder auch beides. Jedenfalls schwamm der Oktopode nun auf die Röhre zu und betastete sie von allen Seiten. Als ihm klar zu werden schien, dass es nur einen Eingang gab, begann er auch schon, sich durch das winzige Loch zu quetschen. Erst einen, dann zwei, dann drei Arme und letztendlich den Kopf. Sobald der Tintenfisch damit begann, seine Beute zu verzehren, zog Angelo die Röhre wieder aus dem Wasser. Et voilà. Oktopus in der Flasche. Bevor der Achtarmige an Flucht denken konnte, verschloss er das Loch mit einem Stopfen. Vorsichtig trug er den nun deutlich schwereren Behälter in den Arbeitsbereich des Labors. Er hatte bereits alles vorbereitet und so konnte er sofort beginnen.

    Zuerst befreite er den Oktopus aus seiner Falle, welcher erst jetzt zu merken schien, dass er sich nicht mehr in seinem Becken befand. Dazu öffnete er die Unterseite des Behälters mit zwei kraftvollen Drehungen. Er hate recht gehabt mit der Annahme, dass der Tintenfisch an der Stelle, an der der Geruch des Fisches aus dem Behälter strömte, nach einer Öffnung suchen würde. Als er mit Hilfe eines Holzstabes den Tintenfisch aus dem Behälter holen wollte, stieß dieser eine winzige Tintenwolke aus. Natürlich hatte das kleine Tier Angst vor dem Menschen, welcher versuchte, ihn aus dem Wasser zu bekommen. Irgendwie gelang es Angelo aber schließlich, den Oktopoden auf die Arbeitsplatte zu hieven. Er hatte extra ein flaches Becken bereit gestellt, damit sein Freund auch nicht zu lange außerhalb des Wassers bleiben musste. Bevor der Kleine fliehen konnte, nahm sich Angelo die sehr niedrig dosierte Betäubungsspritze, welche er am Donnerstag von seiner Arbeit hatte mitgehen lassen.

    Nun kam der unangenehmste Teil für Angelo. Obwohl er schon hunderte, wenn nicht tausende Spritzen gesetzt hatte, hasste er es. Nicht etwa das Gefühl, wenn man selbst gespritzt wurde, oder die Tatsache, dass er dabei seinen kleinen Freund verletzen könnte, waren unangenehm für ihn. Es ekelte ihn, Spritzen zu setzen, wie manche Leute eine Spinne oder Schlange ekelte. Er konnte in Horrorfilmen die schlimmsten und blutigsten Morde betrachten, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Sollte er aber mit ansehen müssen, wie eine Nadel oder ein Schlauch langsam unter die Haut eines Lebewesen drang, überkam es ihn jedesmal eiskalt. Auf seiner Arbeit musste er auch ständig Blutproben sammeln oder Ähnliches und daher hatte er gelernt seine Abneigung zu überwinden.

    Vorsichtig drückte er die Nadel in den Arm-Ansatz des Oktopoden, darauf bedacht, keines seiner drei Herzen zu treffen. Gar keine so leichte Aufgabe. Vorallem da der Tintenfisch glitschig wie ein Aal war.

    Nachdem das Narkosemittel injiziert war, hielt er den Oktopus noch eine Minute lang fest, ehe die Wirkung einsetzte und die Bewegungen des Kleinen langsam und schläfrig wurden. "Das Schwerste wäre damit geschafft", sagte er in Gedanken zu sich selbst. Sacht hob er den Tintenfisch auf eine Wage, welche direkt neben ihm stand. "Etwas mehr als ein Kilogramm", notierte er sich auf seinem ebenfalls daneben befindlichen Tablet. Nach dem Wiegen legte er den Oktopus wieder in das kleine Wasserbecken. Im Wissen, dass sein Patient nicht verschwinden würde, begab er sich zu den Kühltruhen und suchte nach seinem vorbereiten 'Elixier der Zukunft', wie er sein speziell für den Oktopus modifiziertes CRISPR genannt hatte. Sicherheitshalber hatte er sich die Gen-bestantteile nicht aufgeschrieben, sondern gemerkt. So würde niemand sein Experiment kopieren können.

    Erwartungsvoll ging er zum Arbeitstisch zurück. Bevor er dem Tintenfisch jedoch die Genomveränderung verabreichte, nahm er dem Tier noch etwas Blut ab. So konnte er später die Werte miteinander vergleichen.

    "Oder vielleicht nimmt er mir das ja ab", schmunzelte er in sich hinein.

    Dann spritzte er dem Tintenfisch das CRISPR, was, wenn alles gut verlief, eine zweite intelligente Lebensform auf den Plan rufen sollte.

    Einmal editiert, zuletzt von AFG (4. Dezember 2020 um 16:07)

  • Hallo AFG ,

    sehr schönes Kapitel. :thumbsup:

    Dann spritzte er dem Tintenfisch das CRISPR, was, wenn alles gut verlief, eine zweite intelligente Lebensform auf den Plan rufen sollte.

    Schade, dass es jetzt erst mal zu Ende ist, gerade durch den letzten Satz wurde mein Interesse noch einmal deutlich gesteigert. Aber genauso bin ich darauf gespannt, wie es mit dem Orden weitergehen wird. ;)

    Sobald der Tintenfisch damit begann, seine Beute zu verzehren

    Das stell ich mir allerdings etwas schwierig vor, wenn eben jene Beute noch komplett gefroren ist, so wie du ein paar Zeilen darüber sagst?

    Oktopus in der Flasche.

    Dann hätten wir das geklärt und jetzt verrate mir doch auch bitte noch, wie das Schiff in die Flasche kommt. :D

    Irgendwie gelang es Angelo aber schließlich, den Oktopoden auf die Arbeitsplatte zu kriegen.

    "kriegen" ist so ein unschönes Wort, meist auch nur dann verwendet, wenn nichts besser eingefallen ist. Wie wäre es mit "hochhieven"? Hieven ist zwar auch umgangssprachlich, aber kommt aus der Seemannssprache, was ja zum Kleinen passen würde.

  • Hallo ihr Freunde des Since Fiction.^^

    Wie angekündigt hatte ich eine kleine Pause. (Bei der in puncto meines anderen Projektes leider nicht wirklich viel zu Stande kam. Die Klausurphase hat mir dann doch mehr zeit als erwartet genommen.)

    Ich habe die Zeit aber genutzt, um über die Handlung nachzudenken und sie zu verbessern.

    Daher musste ich eine kleine Korektur in Kapitel 1 vornehmen.

    Aus dem "ein Jahr zuvor" muss ich nun gezwungener Maßen "fünf Jahre zuvor" machen.

    Ansonsten viel Spaß bei:

    Kapitel 6

    Evolution in sechs Schritten

    Wie hypnotisiert saß Angelo vor der Scheibe, hinter welcher sich das hoffentlich erfolgreichste Experiment seiner Karriere lahm und beinahe tot über den Boden des Beckens zog.

    Etwas Elementares war ihm misslungen. Er hätte wissen müssen, dass eine Neubildung und Umstrukturierung von Zellen viel Energie verlangte. Doch bei all den anderen Aspekten, welche er zuvor zu beachten hatte und überdenken musste, war ihm einfach nicht der Gedanke gekommen, dass eine Portion Hering wohl nicht reichen würde.

    Das etwas nicht stimmte war ihm einige Stunden nach der Behandlung aufgefallen. Glücklicherweise hatte er die gesamte Zeit nicht ein Auge abgewandt, so schnell genug reagieren und provisorisch das Vierfache an Futter einer gewöhnlichen Tagesportion ins Becken werfen können.

    Im Normalfall hätte der Oktopode niemals diese Menge an Fisch inerhalb einer Stunde verspeisen können, doch zum Erstaunen Angelos verdrückte sein Freund soeben das letzte Stück des Fisches. Er hatte dem Tintenfisch zwar ein verbessertes Verdauungssystem verpasst, welches bei erhöhter Gehirnleistung auch vonnöten war, um die Energiezufuhr sichern zu können, doch hatte er nicht mit einer so guten Funktion gerechnet.

    Da das Futter nun alle war, schien der Tintenfisch seine Kräfte zu sparen, indem er sich auf den Boden schmiegte. Allein seine Armspitzen zuckten scheinbar unkontrolliert umher.

    Inzwischen war es einundzwanzig Uhr zehn und Angelo hätte sich schon vor Stunden um die Versorgung der anderen Tiere kümmern müssen. Doch er konnte den Blick einfach nicht abwenden. Musste bei jeder noch so kleinen Bewegung dabei sein. Auch wenn Kameras alles dokumentierten, was im Becken geschah, wollte er den Tintenfisch doch nicht mit seinem Schicksal alleinlassen. Schließlich war allein er dafür verantwortlich.

    Mit jeder Minute konnte man die Veränderung des Tieres besser betrachten. Inzwischen war der ehemals kleine Achtärmer auf die doppelte Größe angewachsen. Zwar war er damit immer noch kein Riese und würde wohl noch immer mit Leichtigkeit in den Eimer passen, mit welchem Angelo ihn vor wenigen Tagen aus dem Handel geholt hatte, doch war der Wachstumschub des Kleinen gelinde gesagt enorm. Seine zuvor dünnen und zierlichen Ärmchen glichen zugespitzten Gartenschläuchen. Sein Kopf war inzwischen länglicher und hatte nun eine rundlichere Form, wie es normalerweise bei älteren Tieren seiner Art üblich war.

    Doch mit dieser Art von Wachstum hatte Angelo gerechnet. Denn hauptsächlich hatte seine Behandlung auf die Entwicklung von Nervenzellen gesetzt, welche bei Oktopoden nicht nur im Gehirn, sondern auch in den Gliedmaßen massig vorhanden sind.

    Stunde um Stunde verstrich. Und der Tintenfisch schien sich tatsächlich langsam zu erholen.

    Ein Brummen in seiner Hosentasche ließ Angelo bemerken, dass es inzwischen um vier Uhr morgens sein musste. Um diese Zeit überprüfte er normalerweise das Entwicklungsstadium seiner anderen Experimente und führte die morgenliche Fütterung durch.

    Ja, auch sonntags.

    Durch seine Arbeit und das damit verbundene regelmäßige frühe Aufstehen hatte er sich so an diese Uhrzeit gewöhnt, dass es ihm schwerfiel, etwas später noch aus dem Bett zu kommen. Wenn er diese Uhrzeit verpasste, schlief er meistens bis zum Mittag durch, was glücklicherweise noch nicht oft geschehen war.

    Inzwischen verlangsamte sich die äußerliche Veränderung. Und auch das Zucken der Tentakelspitzen hatte vor wenigen Minuten aufgehört. Das inzwischen Basketball-große Tier schien sich stabilisiert zu haben. Mit wachen Augen musterte es die Umgebung, machte aber keine Anstalten, sich zu bewegen.

    Angelo entschied sich daher dazu, seinem Patienten etwas Kraftnahrung zuzuführen.

    Langsam versuchte er sich aufzurichten, was sich als recht unangenehm erwies. Seine Beine waren taub und sein Genick verkrampft. Versteift schlurfte er zu den Kühltruhen und holte eine Portion an Muscheln, welche er extra zur Feier des Tages besorgt hatte, heraus und trug diese zurück zum Becken. Als sein Blick hinein fiel, konnte er erkennen, wie etwas im Wasser abwechselnd in hellen und dunklen Farben leuchtete.

    "Luciferasebildung Check." Er strich in Gedanken einen von vielen Punkten. Zwar gehörte dieses Phänomen zu den leichteren Punkten seines Experimentes und es war auch nicht das erste Mal, dass er es erfolgreich beobachten konnte. Trotzdem freute er sich wie ein kleines Kind.

    Als er näher kam, erlosch das Leuchten und der Tintenfisch nahm wieder Farbe und Form des sandigen Untergrunds an. Interessiert betrachtete er den Oktopus.

    Und es schien, als starte dieser ebenso interessiert zurück.

    "Verdammt, ich Trottel!" Angelo zog sein Handy aus seiner Hosentasche.

    "Google: Zeig mir die Farbe Grün!" Ein kurzes Bling signalisierte ihm die Kenntnisnahme des Gerätes und kurz darauf leuchtete der Bildschirm in einem grellen Grün.

    Er hielt daraufhin das Handy an die Glasscheibe des Beckens und stieg gleich darauf die kurze Trittleiter hinauf. Er entleerte die Schachtel mit den Muscheln in das Becken, schloss den Deckel und stieg wieder hinab. Langsam trudelten die angetauten Muscheln auf den Grund.

    Gespannt spähte Angelo ins Aquarium.

    Doch der Tintenfisch machte keine Anstalten, sich zu bewegen. Selbst nachdem ihm ein oder zwei Muscheln direckt auf den Kopf gefallen waren, regte er sich nicht.

    Angelo drückte erneut den Grün leuchtenden Bildschirm gegen das Becken. Wieder geschah nichts.

    Doch sobald er das Handy von der Scheibe nahm, erwiderte der Tintenfisch das leuchtende Grün mit einem kurzen gleichfarbigen aufstrahlen seiner selbst.

    Angelo blieb die Luft weg. Zwar hatte er auf genau eine solche Reaktion gehofft, jedoch noch keineswegs in dieser frühen Entwicklungsstufe.

    Er musste sich selbst zur Ruhe zwingen.

    "Beachte deine Reihenfolge, Angelo. Schritt Eins und Zwei hast du geschafft. Es handelt sich hier um ein intelligentes Lebewesen. Es braucht jetzt wahrscheinlich Ruhe, um sich an seinen eigenen Körper zu gewöhnen und mit all den neuen Informationen zurechtzukommen. Also jetzt Schritt drei. Halte Abstand und lass ihm etwas Freiraum." Voller Unwillen, seine erfolgreichste Schöpfung allein zurückzulassen, entschloss er sich zu einer schnellen Fütterung der Tiere, welche eigentlich schon am Abend etwas zu Fressen hätten bekommen sollen.

    Mit zittrigen Händen führte er die Fütterung der Axelotls und der Funken, wie er seine leuchtenden und zum Teil geklonten Laubfrösche nannte, durch und verließ unter Zwang das Labor. Jedoch nicht ohne noch den einen oder anderen Blick ins Aquarium des Tintenfisches zu werfen. Hätte er am Montag nicht wieder zur Arbeit gemusst, hätte er sich vielleicht nicht an seinen Sechs-Punkte-Plan gehalten. So musste er sich aber eingestehen, dass er den Schlaf mehr als nötig hatte, und so schloss er um sechs Uhr morgens die Tür zum Labor hinter sich zu.


    Stechender Schmerz. Farben. Hunger. Gefahr? Gut oder schlecht? Nahrung gut. Nadeln schlecht. Beides von Weiß erhalten. Gut oder schlecht? Farbe Weiß = Angst? Grün Nahrung? Grün gut? Weiß geht. Hunger. Grün Narung. Grün Gut. Schmerz weniger. Mehr Nahrung. Weiß weiß wo. Wo Weiß?


    Eine Gesunde Adventszeit euch allen❤

    2 Mal editiert, zuletzt von AFG (20. September 2021 um 18:30)

  • Hallo AFG ,

    mir hat besonders die erste Hälfte gefallen, also die Beschreibung der Verwandlung. Die Detailstufe in der Beschreibung finde ich auch passend, ist nicht zu grob, aber auch nicht zu detailliert, dadurch bekommt es so das gewisse Mysteriöse. :thumbup:

    Bei der zweiten Hälfte bin ich gespannt, wie es da weiter geht und was passiert, wenn Angelo wieder zurückkommt. :)

    Glücklicherweise hatte er die gesamte Zeit nicht ein Auge abgewandt und seinen Fehler so rechtzeitig bemerken können.

    Angelo hatte darauf hin schnell genug reagieren können und provisorisch das Vierfache an Futter einer Tagesportion ins Becken geworfen.

    Das dick markierte ist ein wenig doppelt formuliert, vielleicht da nochmal drüber sehen?

  • Kapitel 7

    Unordnung und Massenmord

    „Piep, piep. Piep, piep.“

    Verschlafen tastete Angelo nach seinem Handy, um den nervtötenden Klingelton abzustellen. Mit halb geöffneten Augen schaute er auf seine Uhr. Tatsächlich war es inzwischen zwölf Uhr mittags. Er hätte schwören können, dass nicht eine Stunde vergangen war, seitdem er seine Augen geschlossen hatte. Aber das Gewunder würde ihm auch nichts nützen und so schleifte er sich kurz darauf aus dem Bett. Kaum dass er aufgestanden war, spürte er auch schon, wie die Müdigkeit von ihm wich und seine Gedanken von Neugier erfüllt wurden. Doch abgesehen davon bemerkte er auch noch, wie hungrig er inzwischen war. Zuletzt hatte er ein durchschnittliches Samstagsfrühstück gehabt. Von da an hatte er sich nur noch auf das Experiment konzentriert und seine eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund gestellt. Nun konnte er das ohrenbetäubende Knurren seines Magens jedoch nicht mehr ignorieren.

    Zuerst schlug er den Weg ins Badezimmer ein, denn er fand seinen eigenen Geruch inzwischen unerträglich. Auch seine Hygiene hatte unter dem gestrigen Tag gelitten und so Duschte er sich die nächste halbe Stunde ausführlich. Nachdem er wieder frisch war und sich in seinen weißen Laborkittel geworfen hatte, begab er sich in seine kleine Küche, wo er sich nun ein Frühstück, oder eigentlich Mittag, aus allem, was er so finden konnte, zubereitete. Sechs Spiegeleier, Toast, eine halbe Mohrrübe und ein letzter Rest O-Saft direkt aus der Packung bildeten sein, für seine Verhältnisse, karges Mahl, mit welchem er sich sofort in Richtung Labor aufmachte. Normalerweise vermied er es, hier etwas zu sich zu nehmen, doch machte er den Umständen entsprechend eine Ausnahme diesbezüglich.

    Mit seiner rechten Schulter öffnete er die Labortür, denn in seinen Händen hatte er sein “Frühstück“. Als der Blick auf das Labor frei wurde, wäre ihm vor Schreck beinahe alles zu Boden gefallen.

    Die hinterste der drei Kühltruhen war geöffnet und deren Inhalt über den Boden verstreut worden. Und natürlich musste es gerade jene Truhe sein, in welcher er seine Embryonen gelagert hatte. Wie das geschehen sein sollte, konnte Angelo sich nicht so recht erklären, da er alle Behälter mit einem Vorhängeschloss gesichert hatte. Als er sich weiter umsah, bemerkte er, dass das säulenförmige Becken, in welchem sich einst viele seiner fotosynthesefähigen Quallen tummelten, bis auf wenige Tiere wie ausgestorben wirkte. Einige Exemplare ließen sich sogar in Form von grünem Schleim auf dem Boden identifizieren. Nachdem er sich wieder gefasst hatte, begab er sich wachen Auges durchs Labor, schloss aber zuvor sicherheitshalber die Tür hinter sich. Er war sich ziemlich sicher, wer für diese Unordnung verantwortlich war. Doch wollte er weder seiner Kreation auf die Tentakel treten, noch konnte er zulassen, dass diese aus dem Labor entkam.

    Sein Essen stellte er am Eingang ab. Er würde sein Mahl später beenden.

    Als er an der geplünderten Kühltruhe ankam, musste er mit Missfallen feststellen, dass hier wohl nichts mehr zu retten war. Er musste auf jeden seiner Schritte achten, um nicht auf denn von Wasser benetzten Fliesen auszurutschen. Wie er befürchtet hatte, hatte die Kühlung der Embryonen wohl schon länger versagt. Nach einem prüfenden Blick ins Innere des Behälters schloss er frustriert den Deckel.

    „Toll. An die fünfhundert Embryonen tot und monatelange Arbeit für die Katz …“. Er wollte nicht weiter darüber nachdenken. Das, was zählte, war das Hier und Jetzt. Und dass sein Experiment allem Anschein nach wunderbar funktioniert hatte. So wunderbar, dass er sich vor dem schöpferischen Potential, welches er nun theoretisch nutzen konnte, etwas fürchtete.

    Im hinteren Teil angekommen, stellte er fest, dass der Deckel des Tintenfischbeckens kaputt war. Irgendwie musste der Achtarmige diesen zerbrochen haben. Als er schon am Aquarium vorbei zu den kleineren Terrarien und Becken ging, bemerkte er aus dem Augenwinkel eine Bewegung, welche aus dem gläsernen Heim des Oktopoden kam. Als er sich umwandte, erkannte er zunächst nichts und wollte sich schon wieder wegdrehen, als er einen kieselsteingroßen grünen Punkt durch das Becken schweben sah. Interessiert beugte er sich vor, um sich eine bessere Sicht auf diesen Punkt zu verschaffen, welcher eigenartig zu pulsieren schien. Und da erst erkannte er, dass dieser grüne Punkt die Spitze eines Tentakels war, der in seine Richtung zu deuten schien. Verwirrt runzelte er die Stirn. „Was zum Geier macht er da?“, fragte sich Angelo in Gedanken. Kurz darauf entfernte sich die Tentakelspitze wieder etwas und deutete nun in eine andere Richtung. Angelo wandte sich um, um zu sehen, worauf der Tintenfisch nun zeigte. Als er der gewiesenen Richtung mit seinen Blicken folgte, erkannte er, dass das Wesen eindeutig in Richtung der Kühltruhen wies. Verblüfft wandte sich Angelo wieder dem bis auf die Tentakelspitze unsichtbaren Tintenfisch zu.

    „Dein scheiß Ernst?“ Er musste schmunzeln, „Jetzt fragst du, ja? Nachdem du hier sowieso schon alles durcheinandergebracht und geplündert hast?“ Angelo fasste sich an die Stirn. „Ich weiß, dass es eigentlich meine Schuld ist und ich dir mehr zu essen hätte geben müssen, aber hättest du nicht zumindest die richtige Truhe nehmen können? Wie hast du die überhaupt aufbekommen?“ Kopfschüttelnd kramte Angelo in seinen Taschen. „Ich hole dir was zu essen, okay?“ Er zeigte den grünen Bildschirm seines Handys in Richtung des Beckens. „Da, siehst du? Grün. Dass das Essen heißt, hast du ja anscheinend inzwischen begriffen. Du bleibst hier und ich hole dir was, verstanden? Selbstbedienung ist fürs Erste tabu, ja?“

    Natürlich wusste er, dass der Tintenfisch ihn nicht verstehen konnte und er daher auch mit einer Wand hätte sprechen können. Aber trotzdem hatte der Oktopode scheinbar geahnt, dass er über dessen Ausbruch nicht erfreut sein würde. Jedenfalls schlussfolgerte er das aus der Tatsache, dass sich der Tintenfisch unsichtbar gemacht hatte und damit so etwas wie Unterwürfigkeit zu signalisieren schien.

    Keiner hatte gesagt, dass es leicht werden würde ...


    Soweit zu Kapitel 7

    Erster Text, welchen ich mit Word (und nicht übers Handy) geschrieben habe. Wenn ihr Fehler findet, sagt also gern bescheid.^^ 

    3 Mal editiert, zuletzt von AFG (26. März 2021 um 09:38)

  • Hey AFG,

    schön, dass es auch hier wieder weitergeht. :thumbsup:

    Bei der Kapitelüberschrift dachte ich erst, dass wir wieder einen Sprung nach vorn machen, was aber nicht der Fall ist. Dann fragte ich mich anfangs, was wohl die Überschrift mit dem Text zu tun hat, was mir aber einen Absatz später klar wurde. Oh man, ganz schönes Chaos. :D Besonders das Ende gefällt mir, wie Angelo mit dem kleinen Umgeht, mit ihm redet und auch, wie er auf die Konditionierung mit dem grünen Licht zurückgreift.

    Erster Text KOMMA welchen ich mit Word (und nicht über(s) Handy) geschrieben habe. Wenn ihr Fehler findet KOMMA sagt also gern bescheid.

    Kleiner Spaß, die Richtigen Anmerkungen findest du im Spoiler. :smoker:

    Anmerkungen zum Text

    „Piep, piep. Piep, piep.“

    Ich für meinen Teil finde die Lautmalerei hier etwas unpassend. Hab es erst gar nicht gecheckt, dass das der Wecker sein soll. Daher würde ich das anders in den Text einfließen lassen, z.B. so vielleicht:

    "Ein grauenvoll, eintöniges Geräusch riss Angelo aus seinem Schlaf. Dann tastete er wild mit noch halb geschlossen Armen umher, um sein Handy zu finden und das nervtötende Klingeln endlich abzustellen."

    Damit hast du drin, dass es ein Wecker ist, dass dieser laut und nervend ist und Angelo noch verschlafen. Denke, jeder kann sich in diese Situation hineinversetzen und das ganze passt sich besser in den Text ein, als das "piep piep" am Anfang.

    Tatsächlich war es inzwischen zwölf Uhr am Mittag.

    Ich glaube, dass die Präposition "am" da nicht ganz passt? 12 Uhr am Nachmittag gibt es nicht, was du meinst, ist einfach 12 Uhr mittags.

    Aber das Gewunder

    Das klingt etwas merkwürdig, "Gewunder"? xD Sich weiter darüber zu wundern, würde ihm nichts nützen...

    Zuerst ging er nun ins Badezimmer, um sich zu duschen.

    Zuerst und nun sind beides Zeitangaben, würde hier "nun" streichen. Das "sich" würde ich auch streichen, wirkt etwas zu passiv, siehe dazu weiter unten dann.

    begab er sich in seine kleine Küche, wo er sich nun ein Frühstück, oder eigentlich eigentlich Mittag, aus allem, was er so finden konnte, zubereitete.

    Wie das geschehen sein sollte KOMMA konnte Angelo sich nicht so recht erklären

    Doch wollte er weder seiner Kreation auf die Tentakel treten noch dass diese aus dem Labor entkam.

    Dieser Satz ist etwas kompliziert, auch was die Kommasetzung betrifft. Vielleicht eher so: "Doch wollte er weder seiner Kreation auf die Tentakel treten, noch konnte er zulassen, dass sie aus dem Labor entkam."?


    Was mich noch ein wenig am Text stört, er kommt so trocken daher, obwohl er vom Inhalt her richtig witzig und gut ist. Ich vermute stark, dass das auch teils dem geschuldet ist, dass der Mittelteil nur eine stille Szene / ein Bild beschreibt. Alles, was da geschehen ist, ist schon passiert und wir waren nicht dabei, daher wirkt das gerade etwas so: da ist das, dort liegt das herum, hier sehe ich x, usw. Teilweise ist er auch etwas zu passiv geraten. Nachfolgend mal ein paar Beispiele, an denen ich versuche, das zu zeigen.

    Nun konnte er seinen Hunger jedoch nicht mehr ignorieren.

    Statt das hier nur so zu erwähnen, könntest du seinen Magern knurren lassen, eventuell reagiert Angelo auch darauf und fragt sich "Wann habe ich eigentlich zuletzt etwas gegessen?". Also das ganze noch etwas ausschmücken, dann wirkt es noch etwas lockerer.

    Die hinterste der drei Kühltruhen war geöffnet und deren Inhalt über den Boden verstreut worden.

    "war geöffnet" und "verstreut worden" sind sehr passiv formuliert, es stimmt schon, jemand anderes hat etwas mit den Sachen gemacht, aber dadurch wirkt das etwas eintönig und träge, zumal du diese Form gerade etwas häufiger verwendet hast. Hier würde beispielsweise das gehen:

    "Die hinterste der drei Kühltruhen stand offen und ihr Inhalt lag überall auf dem Boden verstreut."

    Und natürlich musste es gerade jene Truhe sein, in welcher er seine Embryonen gelagert hatte.

    Hier gleiches Spiel (ich würde auch mehr auf Präteritum gehen): "Und natürlich musste es gerade jene Truhe sein, in welcher er seine Embryonen lagerte. "

  • Hey AFG !

    Gleich vorweg: Ich bin beileibe kein Sci-Fi-Fan. Ich kenne mich mit Genetik Null aus. An der Wissenschaft schreite ich, belletristisch gesehen, mit träumenden Augen vorbei. Hier aber anders. Ich habe gerade mal interessiert in deine letzten zwei Posts reingelesen, ohne irgendetwas vom Inhalt zu wissen. Und ich muss sagen - ich hätte einen so amüsanten Schreibstil wirklich nicht erwartet! Vorallem der vorvorletzte Part war ja nun eigentlich wirklich nicht sooo spannend von der Handlung her, doch durch die Art, wie du ihn schilderst, bin ich gern drangeblieben und habe ihn in einem Rutsch durchgelesen. Dazu kommt, dass du dich mit deinen Rechtschreibfehlern (außer dass man "direckt" nicht mit ck schreibt) wirklich verbessert hast (denn ich hatte mal den allerersten Post hierzu gelesen). Hin und wieder könnte man was zum Ausdruck sagen, aber das macht Charon ja schon :D

    Lediglich in zwei Punkten wollte ich ihm diesbezüglich widersprechen:

    Ich für meinen Teil finde die Lautmalerei hier etwas unpassend

    Das "Piep. Piep. Piep." war genau der Grund, warum ich angefangen habe zu lesen. Es war viel erfrischender als so ein beschreibender Satz. Nicht jeder Abschnitt geht so los. Fand das genau richtig.

    Hier gleiches Spiel (ich würde auch mehr auf Präteritum gehen): "Und natürlich musste es gerade jene Truhe sein, in welcher er seine Embryonen lagerte. "

    Ich hätte hier AFG beigestimmt, die ursprüngliche Formulierung mit dem Plusquamperfekt erscheint aus meiner Sicht sinnvoller, da Angelo die Embryonen ja jetzt nicht mehr lagert, sondern nur gelagert hatte.

    Wenn ich Zeit finde, lese ich mal in den Rest rein, dann kann ich auch was zur Handlung sagen. Bin gespannt, was das wird. Ein Sci-Fi-Thriller? Wird sich der Tintenfisch in ein Frankenstein-Alter-Ego verwandeln? Schauen wir mal...:alien:

    Was ich schreibe: Eden

  • Hey AFG ,

    ich bin auch ein großer Fan deiner Geschichte und verfolge sie ja nun schon ein Weilchen als stiller Mitleser. ^^

    Es macht wirklich Spaß, dem Geschehen zu folgen und ich bin gespannt, wo uns das noch hinführen wird.

    Am Besten fand ich im letzten Teil diese Stelle hier:

    „Dein scheiß Ernst?“

    :rofl:Sehr geil!

    Mal sehen, was Angelo mit seinem kleinen Experiment noch so alles widerfahren wird. :D

  • Schön, dass es euch gefällt Stadtnymphe , Charon und Rainbow :blush:

    Gleich vorweg: Ich bin beileibe kein Sci-Fi-Fan. Ich kenne mich mit Genetik Null aus. An der Wissenschaft schreite ich, belletristisch gesehen, mit träumenden Augen vorbei. Hier aber anders. Ich habe gerade mal interessiert in deine letzten zwei Posts reingelesen, ohne irgendetwas vom Inhalt zu wissen.

    Ich glaube, dass macht nicht allzu viel.^^ Man kann denke ich auch Spaß am lesen haben, wenn man etwas nicht versteht. (Bsp. Magie :D)

    Dazu kommt, dass du dich mit deinen Rechtschreibfehlern (außer dass man "direckt" nicht mit ck schreibt) wirklich verbessert hast (denn ich hatte mal den allerersten Post hierzu gelesen).

    Das reiche ich mal an Tariq weiter.^^

    Ohne sie würde die Rechtschreibung immer noch ein kunterbuntes Abenteuer sein.X/:D

    Auch mir macht das Schreiben an dieser Story gerade mega viel Spaß.

    (Und naja ... Über die Osterferien habe ich eigentlich nichts weiter zu tun^^)

    Also kommen da wohl in nächster Zeit wohl auch ein par Kapitel.:D

    Charon :

    Das mit dem belebten beschreiben von Räumlichkeiten oder ähnlichen ist wirklich noch etwas, was mir noch nicht immer so gelingt, wie ich es gern hätte. (Danke daher, dass du mich da drauf hingewiesen hast.^^)

    Aber das Piep-piep bleibt.:P

    (Auch wenn du Natürlich recht damit hast, dass man das durchaus flüssiger einbauen könnte.)