Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 841 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (2. November 2022 um 08:13) ist von Tariq.

  • Tanzendes Gold

    Golden taumelt es hernieder,
    braun und ocker, manchmal rot.
    Lautlos fall'n die Blätter wieder,
    sterben einen bunten Tod.

    Eines stört das stille Sinken:
    Wenn der Herbstwind sie erfasst
    und sie tanzen, wirbeln, winken.
    Sie sind für ihn keine Last.

    Jubelnd rauscht er in den Zweigen,
    reißt das Gold mit Jauchzen ab,

    lässt es erst noch höher steigen,

    und dann jagt er es hinab.

    Lautlos landet es, bleibt liegen,
    doch er gibt noch keine Ruh.
    Wieder lässt er hoch es fliegen
    auf das Blau des Himmels zu.


    Kichernd jagt er durch die Bäume,
    raschelnd folgt sein golden Kleid,
    stört die sonnenwarmen Träume
    von vergangner Sommerzeit.


    Wenn er müde wird vom Jagen,
    wenn der Abend leise naht,
    lässt er los, was er getragen
    und im Wald zum Tanze bat.


    Und dann taumelt Gold hernieder,
    legt sich auf den Boden bald.
    Morgen pflückt der Herbstwind wieder.
    jetzt kehrt Ruhe ein im Wald.

    Spoiler anzeigen

    Jo. Herbstpaziergang halt. Und keine Musik dabei gehört. Da passiert sowas. :pardon:

    herbst-blaetter-smilie_025.gif

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

    2 Mal editiert, zuletzt von Tariq (2. November 2022 um 15:09)

  • Tariq 31. Oktober 2022 um 20:46

    Hat den Titel des Themas von „Herbsttanz“ zu „Tanzendes Gold“ geändert.
  • Heyho Tariq

    Ich mag dieses Bild des mit den Wind spielenden Blättern...ganz wunderbar.

    Aber dieses zweite Wort...bitte, bitte nicht.

    "torkelt"

    :pupillen: :schiefguck: :patsch: :censored: :S

    Deine Wortwahl ist im ganzen Gedicht durchgehend so "elegant" - und dann dieses eine Wort, daß wie ein besoffener Heavymetalfan bei Mozarts Zauberflöte in den Orchestergraben fällt...

    (Mir fiel gerade kein besserer Vergleich ein, sorry!)

    Darf ich einen Vorschlag machen?

    (1.Strophe)

    Golden torkelt es hernieder,
    braun und ocker, manchmal rot.
    Lautlos fall'n die Blätter wieder,
    sterben einen bunten Tod.

    "Golden sinkt es nun hernieder,

    braun und ocker, manchmal rot.

    Lautlos fall'n die Blätter wieder,

    sterben einen bunten Tod."

    (Letzte Strophe)

    Und dann torkelt Gold hernieder,
    legt sich auf den Boden bald.
    Morgen pflückt der Herbstwind wieder.
    jetzt kehrt Ruhe ein im Wald.

    "Weiter sinkt das Gold hernieder,

    legt sich auf den Boden bald.

    Morgen pflückt der Herbstwind wieder.

    Jetzt kehrt Ruhe ein im Wald."

    Ist nur so eine Idee von einem, der nie in einen Orchestergraben gestürzt ist... :)

  • Aber, Der Wanderer , "torkeln" und "sinken" sind zwei komplett unterschiedliche Bewegungen. Sinken ist geradlinig, torkeln ist... das nun eben nicht. Hast Du je ein Blatt beim Fallen beobachtet? Nicht nur "gesehen", sondern wirklich zugeguggt, bis es am Boden ankam? Das schaut schon ein wenig "ratlos" aus, ein wenig "unsicher", ein wenig "torkelig".

    Ich würde "torkeln" auch nicht (nur) mit sturzbetrunkenen Leuten vergleichen, sondern eher mit alten Leuten. Solche, die ihr Leben gelebt haben und nun im Alter einen unsicheren Gang haben. Sie schwanken etwas hin und her, wenn sie plötzlich die Richtung ändern wollen, setzen auf unbekanntem Boden die Schritte vorsichtiger, müssen bei Unebenheiten sichtbar mehr ums Gleichgewicht ringen.

    (Außerdem hat Tariq das "sinken" bereits in der zweiten Strophe benutzt...)

    Liebe Tariq Dein Gedicht ist wunderschön. Melancholisch und doch voller Energie und (ja auch) Lebensfreude.

    Ich mag den Herbst, wegen der Farben, dem Rascheln der Blätter, die bereits mit dem Winde getanzt haben und dem Wirbeln, wenn eine Böe weitere Blätter vom Baum zum Tanzen auffordert... Danke dafür!

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Heyho Cory Thain

    Sinken ist geradlinig, torkeln ist... das nun eben nicht. Hast Du je ein Blatt beim Fallen beobachtet?

    Ich weiß genau, was Du meinst. Und mir ging's hier auch gar nicht um's Wortklauben...sondern vielmehr darum, daß ich das Wort "torkeln" klanglich beim lauten Lesen furchtbar grob und hart finde gemessen an den ganzen "weichen" Wörtern drumherum.

    Und natürlich fällt kein Blatt senkrecht runter...aaaber: Warum ist das so?

    Eines stört das stille Sinken:
    Wenn der Herbstwind sie erfasst

    Richtig Bewegung kommt in die Sache also nur, wenn einer pustet. :)

    (Außerdem hat Tariq das "sinken" bereits in der zweiten Strophe benutzt...)

    Ja, eben. Bis zum Beginn zweiten Strophe sinkt das Laub lediglich herab - erst dann nimmt die Sache Fahrt auf...und warum nicht ein Wort zweimal verwenden, wenn es die Beschreibung unterstützt?

    Wie auch immer:

    Mir ging's hier eher um die "klangliche" Harmonie des Ganzen beim Lautlesen - und die hat sich bei dem bösen Wort einfach nicht einstellen wollen.

  • Der Wanderer  Cory Thain

    Hallo, ihr beiden :)

    dankeschön für euer nettes Feedback und auch für eure Meinung zum "Torkeln".

    für den Wanderer

    Dass du mit dem Wort eine andere Bedeutung verbindest als ich (und offensichtlich auch Cory), hattest du ja schon in deinem Feedback zum "Steinbruchsee" deutlich gemacht. :hmm:

    Obwohl ich deine Meinung nicht ganz nachvollziehen kann und mir das "Torkeln" für die Bewegungen der Blätter eigentlich passend erschien, habe ich es mal in ein "Taumeln" geändert und dieses für dich furchtbar grob und hart klingende, böse Wort rausgenommen.

    Taumeln klingt sanfter, denke ich.

    Und Cory hatte Recht, "Sinken" kommt in der nächsten Strophe noch einmal vor und war damit für mich aus dem Rennen. Dein

    Zitat von Der Wander

    warum nicht ein Wort zweimal verwenden, wenn es die Beschreibung unterstützt?

    kann ich nicht unterschreiben, es sei denn, man macht es sehr geschickt, damit es beim Leser kein gedankliches "Hoppla" gibt.

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________