Hallo Zusammen,
nach reichlichem Hin- und Herüberlegen möchte ich euch nun gerne schon mal an dem groben Konzept von HEAVEN Band III teilhaben lassen.
Ehrlich gesagt weiß ich nicht genau, wo uns das hier hinführen wird und ob ich es schaffen werde, diesen Thread immer regelmäßig zu bedienen. Es war in der Vergangenheit ein großer Luxus, dass der Text schon mehr oder weniger fertig in meiner Schublade lag, und ich ihn nach Belieben raushauen konnte. Jetzt muss die Geschichte erst noch geschrieben werden, und es gibt im Moment nur eine grobe Idee in meinem Kopf, die sich aber sicher hier und dort noch verändern wird.
Das hier ist deshalb alles nicht in Stein gemeißelt. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass vor allem die Kapitelabfolge später ein bisschen variieren kann oder einem nachträglich eine tolle Idee für ein Zusatzkapitel kommt, das dann noch wo eingepflegt werden muss.
Auch könnte es sein, dass sich im weiteren Verlauf eine Entwicklung auftut, die ich eigentlich schon zu einem früheren Zeitpunkt hätte anmerken müssen, sodass hier bestimmt noch was angepasst oder ergänzt werden muss.
Aber vielleicht habt ihr ja Lust, euch mit mir gemeinsam auf dieses Abenteuer einzulassen.
Ein zusätzliches Dankeschön
Danke nochmal an euch beide, Kirisha und Thorsten für eure erste Einschätzung zum Anfang und speziell an dich Thorsten für deine Mühe und die Bastelarbeiten mit den Flügeln Ich weiß, es ist kein wirklich grandioses Cover, das einen aus den Latschen haut, aber ich mag es irgendwie schlicht und es sollte zu den anderen beiden passen Abgesehen davon ist das hier ja auch nur Just for Fun
Für Neueinsteiger:
Allen, die hier an der Stelle neu einsteigen möchten, kann ich nur sagen: Probiert es aus und schaut, ob ihr einen Kopf dran bekommt. Ich habe mich bemüht, hier und dort ein paar Erklärungen einzustreuen, bin mir aber nicht sicher, ob es reicht, um das große Ganze zu durchblicken. Falls euch die Geschichte anspricht, könnt ihr natürlich auch von vorne beginnen. Einfach den Links folgen.
und jetzt geht`s los:
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“Fléctere si néqueo súperos Acheronta movebo“
“Wenn ich die Götter nicht bewegen kann, so leg ich es auf die Macht der Hölle an“
― Virgil, The Aeneid ―
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Prolog
Von einer nahezu schwerelosen Leichtigkeit erfüllt, blickte Emilia sich um. Das wenige Licht, das von außen durch das Zimmerfenster fiel, sorgte dafür, dass die Schatten des Bettes und des Kleiderschranks mit der Dunkelheit verschmolzen.
Langsam stand sie auf und näherte sich der Tür, um die Hand nach der Klinke auszustrecken. Stille hüllte sie ein, als sie hinaus in den Flur trat. Schritt für Schritt näherte sie sich dem hellen Umriss, der sich im fahlen Mondlicht abzeichnete. Eine sonderbare Anziehung ging davon aus, die sie zu sich rief. Verlockend und sehnsuchtsvoll, doch zugleich von einer quälenden Ruhelosigkeit erfüllt.
Einen Moment stand sie reglos da, während das monotone Ticken der Küchenuhr die Stille in Sekunden zerteilte.
Der lauter werdende Takt dröhnte in ihren Ohren, als wolle er ihr zurufen, dass die Zeit unaufhörlich verrann. Dass sie sich beeilen musste. Als habe sie etwas unsagbar Bedeutsames verloren, das sie wiederfinden musste.
Ihrer inneren Unruhe folgend, trat sie an das weiß schimmernde Laken heran, welches das darunterliegende Möbelstück verbarg. Kaum hatte sie das Tuch mit einem Ruck beiseite gezogen, kam in dem bodentiefen Spiegel ihr eigener konturloser Schatten zum Vorschein.
Mit schief gelegtem Kopf betrachtete Emilia sich einen Moment, bevor sie ihre Finger über die Oberfläche gleiten ließ, die sich unter ihrer Berührung verflüssigte. Kleine zarte Wellen verteilten sich von der Stelle aus, an der ihre Hand über das Glas strich, so, als würde ein Blatt auf einen spiegelglatten See treffen.
Das Bild vor ihren Augen veränderte sich und setzte sich neu zusammen. Ihre Reflektion mitsamt den vertrauten Umrissen der kleinen Diele verschwammen. Stattdessen zeichnete sich ein undurchdringliches Dicksicht vor ihr ab. Ineinander verwachsene Äste, knorrige und seltsam verformte Baumstämme, die sich aus dem Dämmerlicht abhoben wie verkrüppelte Leiber.
Der Wind, der ihr in kühlen Böen entgegenwehte, trug ihren Namen mit sich. Leise. Flüsternd. Nicht viel lauter, als das Rauschen der Baumkronen, die über ihr hin- und herwogen.
Ohne weiter darüber nachzudenken, überwand Emilia die Schwelle und tauchte in die Schwärze des Waldes ein, der wie aus dem Nichts vor ihr aufgetaucht war. Umgehend versank sie in dem von feuchtem Laub bedeckten Boden und tastete sich vorsichtig voran. Die Luft war klar und beinahe glaubte sie, mit jedem Atemzug die Finsternis in sich aufzunehmen. Es war, als verschmelze sie mit ihr und als würde sie eins mit den Schatten. Nur am Rande registrierte sie den aufsteigenden Nebel, der aus dem Erdreich quoll, um sich wie ein wabernder Schleier emporzuheben.
Langsam und mit majestätischer Leichtigkeit, kroch er auf sie zu. Überall dort, wo der sonderbare Dunst mit dem Unterholz in Berührung kam, schossen Eiskristalle empor, die sich wie ein weißer Teppich ausbreitete. Raureif zog sich über Wurzeln, Äste und Stämme, während der Frost die Oberflächen in ein Meer aus glitzerndem Weiß verwandelte.
Emilias Atem verflüchtigte sich in dampfenden Wolken und der eisige Wind kroch in jede Ritze ihres dünnen Schlafanzugs. Hastig wandte sie sich um. Die Stimmen in ihrem Kopf drängten sie, sich zu beeilen.
Sie hatte nicht viel Zeit. Sie musste finden, weshalb sie hier war.
Schnell setzte sie sich wieder in Bewegung. Darum bemüht, auf dem unebenen Boden den Halt nicht zu verlieren, zog sie sich von Ast zu Ast, kam ins Straucheln und griff ins Leere. Ungelenk stolperte sie über eine Wurzel. Wieder und wieder gab der rutschige Untergrund nach und sorgte dafür, dass sie unzählige Anläufe brauchte, um sich in die Höhe zu stemmen.
Plötzlich verlor die Landschaft jegliche Farbe, als würde sie regelrecht herausgesogen und die Finsternis breitete sich erneut aus, wie ein Tropfen schwarzer Tinte, der auf Papier trifft. Binnen weniger Augenblicke schien der Wald zu verkohlen und war kurz darauf von einer grauen Ascheschicht überzogen. Erkalteter Rauch lag in der Luft, während das schaurige Blubbern brodelnder Quellen die nächtliche Stille durchbrach. Übelriechende Gase stiegen aus den sumpfartigen Wasserstellen auf. Hier und da züngelten kleine lodernde Flammen daraus empor, die sich wie zuckende Schlangen an der Oberfläche wanden und die Umgebung in ein unnatürliches orange-rotes Licht tauchten.
Emilia fuhr herum, als sie das unheilvolle Knacken brechender Äste vernahm. Ihr Herz machte einen Satz. Sie sollte fortlaufen! Finden, was sie suchte und dann schnellstens hier verschwinden. Doch sie stand da wie festgewachsen, den starren Blick in die Finsternis gerichtet, während ihr Puls zu rasen begann.
Ein Fauchen, kurz und eindringlich durchbrach die Stille. Hechelnde Laute kamen näher, wurden zu einem leidgeplagten Knurren. Zweige schoben sich zur Seite und die noch schwelenden Überreste eines Baumes kippten zur Seite, als die Kreatur die Lichtung betrat.
Der Wind frischte auf, ließ die Ascheflocken durch die Luft tanzen. Bedächtig rieselten sie herab, verfingen sich in dem schwarzen Fell, welches sich kaum von der nachtfarbenen Umgebung abhob. Nur die lodernden Augen stachen aus dem übergroßen Schatten mit den Umrissen einer Raubkatze hervor, fixierten sie auf eine beinahe vertraute Weise.
Wärme flutete ihre vor Kälte erstarrten Glieder, als sei sie aus einem Eissee gezogen und in eine schützende Decke gehüllt worden.
Im selben Moment, da sie ihre Hand ausstrecken wollte, begann der Boden unter ihren Füßen zu beben. Sie versuchte etwas zu rufen, doch es war bereits zu spät. Das Bild vor ihren Augen zersprang in tausend Teile. Wie von einem kräftigen Sog erfasst, wurden die Splitter davongetragen, hinterließen nichts als Kälte und Leere. Ihr verzweifelter Schrei hallte durch die Stille, bevor sie in den alles verschlingenden Abgrund fiel und von der Finsternis verschluckt wurde.
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