Es gibt 61 Antworten in diesem Thema, welches 4.148 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (10. März 2024 um 15:10) ist von Acala.

  • Hey Zarkaras Jade

    Ich bin jetzt auch auf dem aktuellen Stand :)

    Die Entwicklung ist wirklich sehr spannend. Ich frage mich, warum die anderen Jugendlichen attackiert und zuletzt wahrscheinlich getötet wurden, wobei unsere beiden Protas jetzt schon einige Begegnungen hatten, ohne, dass es zu einem direkten Angriff gekommen ist. :hmm:

    Auch die Sache mit dem Metall wirft Fragen auf.

    Am Ende fand ich es allerdings, genau wie die anderen, etwas seltsam, dass Frank und Renee jetzt so plötzlich die Konfrontation mit dem Wesen suchen wollen. Da fehlt mir ein bisschen die Überleitung.

    Ansonsten bleibe ich gespannt, wie es weitergeht :popcorn:

  • :hail: Wieder einmal einen großen Dank für eure Kommis Jufington  Acala und Rainbow ! :hail: Eure Anmerkungen haben mir sehr geholfen und mir war es beim Schreiben gar nicht aufgefallen, wie schnell sich Wortwiederholungen etc. einschleichen können. :danke:

    Eure Gedanken zum Wesen finde ich auch sehr interessant. :thumbup:

    Spoiler anzeigen

    Es kann gut sein, dass ich ein Brett vor dem Kopf habe und das einfach ein persönliches Problem meinerseits ist, aber: Rein subjektiv betrachtet macht es auf mich den Anschein, dass dieser Gedankengang etwas plötzlich kommt :hmm:

    Zunächst finden Frank und Renée das Lager der Jugendlichen und kommen zu dem Schluss, dass die Teenies von der Kreatur umgebracht worden sind. Verständlicherweise sind die beiden ziemlich erschüttert.

    Ich habe bloß Schwierigkeiten damit, den Sprung von "Melancholie angesichts einer Konfrontation mit der Realität" zu "Okay, legen wir uns mit dem Monster an!" nachzuvollziehen. Was motiviert Frank und Renée dazu, dieses Risiko zu wagen? Ist es das Verlangen danach, die Jugendlichen zu rächen? Ist es, dass sie die Ausweglosigkeit ihrer Situation (keine Fluchtmöglichkeit, kein sicheres Versteck) erkannt haben und daher der Offensive den Vorzug geben?

    Den Gedankengang verstehe ich hier nicht ganz. Wollen sie nicht möglichst von hier Verschwinden und keinesfalls eine weitere Begegnung riskieren?


    Allgemein fände ich es nachvollziehbarer, wenn sie das Areal möglichst rasch verlassen möchten. So wie es scheint, pendeln die beiden aktuell nur zwischen den Camps und dem Jeep hin und her und sind an dem Tag gar nicht vorangekommen. Das Wesen scheint sich immer in der gleichen Gegend rumzutreiben. Da wäre es doch am sichersten, schnell zu verschwinden. Das Lager zu Fuss verlassen müssen sie ohnehin, warum also nicht in Richtung der nächsten grossen Strasse?

    Am Ende fand ich es allerdings, genau wie die anderen, etwas seltsam, dass Frank und Renee jetzt so plötzlich die Konfrontation mit dem Wesen suchen wollen. Da fehlt mir ein bisschen die Überleitung.

    Ja, der faule Jade ist faul gewesen! :sack: Nein, alles wunderbar! Ich bin froh, dass es euch aufgefallen ist und ihr es mir ankreidet. :thumbsup: Ich war auch nicht zufrieden mit dieser Stelle. Aber mein Kopf war leer und ich war faul. :sack:

    Diesbezüglich habe ich auch nochmal nachgeschaut, wie weit die nächste Straße, bzw. der nächte Ort von ihrer aktuellen Position (ihrem Auto) aus entfernt liegen. Die nächste Straße ist ungefähr 20 Km entfernt und der nächste Ort 100 Km. Ich habe die Textstelle komplett umgeschrieben. Und ich hoffe, sie macht jetzt die Motivation glaubhafter, wieder zum Jeep zurückzugehen.

    Zitat von Zarkaras Jade

    Wie auch zuvor räumten sie sich eine zehnminütige Pause ein, um jeder für sich darüber nachzudenken.

    Ihre Optionen waren begrenzt. Von hier aus waren es mindestens 25 Kilometer bis zur nächsten Straße und bis zum nächsten Ort garantiert 100 Kilometer.

    Frühestens am nächsten Morgen könnten sie einen Marsch zur Hauptstraße angehen. Und selbst das würde vermutlich den ganzen Tag lang dauern. Aber das konnten und wollten sie aktuell nicht entscheiden.

    Zumindest waren sie sich einig, nicht an diesem Tatort übernachten zu wollen. Diese Gegend hier strahlte eine deprimierende Präsenz aus. Da wollten sie doch lieber den Weg zurück zum Jeep wagen.

    Keine weitere Zeit verschwendend machten sie sich auch sofort auf dem Weg. Wenn sie schon diese hirnrissige Aktion wagen wollten, dann wollten sie zumindest nicht unnötige Zeit im Dunkeln verbringen.

    Part 10

    Wieder begleitet von den Geräuschen der Nacht und einem klaren Sternenhimmel liefen sie nebeneinander die Straße entlang. Mit Stirnlampen leuchteten sie sich den Weg und die Gewehre in den Händen, stets bereit für den Ernstfall. Frank wirkte deutlich ruhiger und gelassener als seine Freundin, jedoch rumorte es in ihm ebenso heftig. Ab und zu schaute er sich um, behielt aber sein Tempo bei und versuchte, nicht aus dem Takt zu geraten. Solange er diesen gleichförmigen Gang beibehalten würde, konnte er auch seinen Körper entsprechend unter Kontrolle halten.

    Renée dagegen schaute sich viel öfter und hektischer um. Ebenso beschleunigte und verlangsamte sie ihren Gang immerzu. Ihr ganzer Körper war auf Flucht programmiert. Allein Franks Anwesenheit hielt sie davon ab, unberechenbar zu reagieren.

    Um die Situation etwas aufzulockern, stimmte Frank ein Lied an. Ihr gemeinsames Lieblingslied. Das Lied, das sie zusammen bei einem Karaoke-Abend gesungen hatten. Und Renée zum Daumen hoch für die Beziehung bewegte.

    Don't Stop Believing von Journey

    Ein verlegenes Schmunzeln zeichnete sich in ihrem Gesicht ab. Mit heiseren Tönen stimmte sie im Refrain mit ein und glich ihr Schritttempo mit jeder weiteren Strophe mehr an seines an.

    Sie wiederholten das Lied immer und immer wieder. Es half ihnen, nicht in Panik zu geraten.

    Doch plötzlich huschte etwas dicht über ihren Köpfen hinweg. Und beide zuckten heftig zusammen.

    Erst Sekunden später offenbarte sich der Schatten als eine Eule. Da wurde ihnen bewusst, wie unvorbereitet sie trotz allem waren. Jegliche Versuche wurden innerhalb eines Moments unwirksam und zeigten ihnen, wie anfällig sie stets gewesen waren. Umso aufmerksamer und schneller liefen sie nun voran. Sie wussten auch, dass es nicht mehr weit sein konnte.

    Und schneller als gedacht, dennoch langsamer als gehofft, kamen sie an die Stelle, an denen eigentlich ihr Auto hätte stehen müssen. Aber es war nicht mehr vorzufinden. Frank dachte zuerst, sie müssten noch ein Stück weiter laufen, aber Renée konnte mit der Taschenlampe Reifenspuren auf der Fahrbahn ausfindig machen. An sich waren sie in dieser Dunkelheit schwer zu sehen. Aber mit der Annahme im Hinterkopf, den Jeep hier eigentlich vorzufinden, fielen ihr die schwachen Kontrastunterschiede leichter auf.

    Nun war es Frank, der als erstes in Panik geriet. Angespannt lief er kreuz und quer über die Straße und suchte mit dem Gewehr nach irgendwas, das ihm eine ausreichende Erklärung dafür geben konnte.

    Renée suchte derweilen systematisch den Straßenrand und die Gebüsche ab. Und fand schnell einige ihrer Utensilien auf einem Haufen liegend. Ihre Zelte, Decken und Kissen, sowie die Kühlbox und die Nahrungsmittel.

    Das fand sie äußerst ungewöhnlich. Irgendwie wirkte alles äußerst ungewöhnlich. Wie nicht von dieser Welt. Rob, Das Ding, das Camp der Jugendlichen und nun noch das plötzliche Verschwinden ihres eh schon schrottreifen Jeeps.

    Sie ging alles in ihrem Kopf durch, versuchte, irgendeinen Sinn dahinter zu verstehen. Aber es machte für sie nicht viel Sinn.

    Und Frank, zu dem sie gerade mit der Taschenlampe hinüber leuchtete, war zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Was ihn aus dem Konzept brachte, war schlicht und ergreifend das Verschwinden des Autos. Renée hätte es eigentlich auch aus der Ruhe gebracht, aber sie hatte sich schon weitaus früher damit abgefunden, dass dieser Ausflug ein komplettes Desaster war. Für Frank brachte aber nun diese Sache erst das Fass zum Überlaufen. Und in seinem Fall bedeutete das fast eine Lebenskrise.

    Dann hörten sie ein lautes Knacken aus dem Wald. Beide rissen ihre Köpfe herum und lauschten.

    Wieder hörten sie etwas knacken. Und dann ein dumpfes Rumsen.

    „Da ist das Ding!“, schrie Frank und winkte Renée zu sich.

    Sie schaute ihn verwirrt an. „Was?“

    „Das Ding!“, wiederholte er lauter und krächzender. „Komm schon!“

    Sie blieb wie angewurzelt stehen und tat nichts.

    Aber Frank wartete nicht länger und lief entschlossen in den Wald. „Jetzt bist du dran, du Biest!“

    Renée wusste nicht, was nun los war. Aber sie wusste, dass Frank etwas sehr unüberlegtes vorhatte.

    Sofort rannte sie ihm nach. Ihre Beine zwangen sie geradezu dazu. Sie folgte ihm durch das Dickicht, eingehüllt in Schwärze und makabere Kälte.

    Hektisch wankte der Lichtkegel der Stirnlampe umher, mochte nur schwer die Umgebung offenbaren. In dieser bitterlichen Finsternis waren die Sinne völlig anders gepolt. Alle Geräusche klangen viel klarer, Gerüche intensiver und Berührungen ergreifender.

    Jeder sie streifende Ast fühlte sich an, als würde eine Hand sie packen. Knisterndes Laub unter ihren Füßen und leicht muffiger Geruch des Mooses.

    Wie einen Schleier umhüllten sie die Eindrücke und zogen sie immer tiefer in eine surreale Welt. Wie in einem Fiebertraum prasselte alles auf sie ein, scheuchte sie blind durch den Wald.

    „Frank, bleib stehen!“, schrie sie ihm hinterher, doch die Dunkelheit schien auch ihre Worte gnadenlos zu verschlingen.

    Nur noch am flackernden Lichtkegel konnte sie seine Position ermitteln.

    Je weiter sie in den Wald vordrang, umso panischer wurde sie. Irgendwann funktionierte sie nur noch und rannte blindlings dem Licht hinterher. Mit der Zeit, gefangen im Tunnelblick, sah sie eine richtige Schneise, die sich durch den Wald zog. Die Erde war aufgewühlt, Sträucher und Büsche umgeknickt. Die Äste an den Bäumen waren auch abgebrochen. Nur schwer konnte sie die Reifenspuren in dem Boden erkennen.

    Offenbar war das Ding gerade dabei, ihren Jeep durch den Wald zu ziehen.

    Aber wie konnte das möglich sein? Was war so stark, um so etwas bewerkstelligen zu können?

    Jetzt erst recht angestachelt hechtete sie weiter durch den Wald, immer Frank hinterher.

    Ein Schuss fiel!

    Und dann noch einer!

    Panisch holte sie alle Reserven aus sich heraus und rannte schneller als je zuvor. Hindernisse und Hürden waren für sie in diesem Moment nicht mehr existent. Die Angst, dass Frank etwas zustoßen könnte, trieb ihr jegliche anderen Bedenken aus.

    Sie rutschte auf einem Stein ab. Sie geriet ins Stolpern.

    Ihr Fuß knickte um und riss sie zu Boden. Geradeso konnte sie sich noch mit dem Arm abfangen, rappelte sich wieder auf und rannte weiter. Ein stechender Schmerz zog sich durch ihre Ferse, aber sie ignorierte ihn. Die Schmerzen in ihren Vorstellungen waren viel schlimmer und intensiver.

    Herzklopfen! Ihr Puls raste!

    Und wieder ertönte ein Schuss!

    Dann sah sie das Auto. Und Frank, der etwas abseits stand und sein Gewehr in diese Richtung hielt.

    „Frank!“, rief sie wieder seinen Namen und legte auch das Gewehr an. Aber sie wusste noch nicht, worauf sie zielen sollte.

    Erst wenige Sekunden später offenbarte sich ihr eine Silhouette eines gigantischen Wesens, das unmittelbar hinter dem Autowrack stand. In diesen diffusen Lichtkegeln war es nur schwer zu erkennen, aber Renée versuchte sich genügend drauf zu konzentrieren.

    „Du dreckiges Biest!“, schrie Frank und gab einen weiteren Schuss ab.

    Ein lautes Fauchen ertönte. So surreal, dass es ihnen durch Mark und Bein ging. Renée verzog vor Ekel ihr Gesicht, sie konnte nur schwer dieses grässliche Geräusch ertragen.

    Der Jeep war aufrecht gestellt und zu den Seiten ragten lange Krallen hervor, die sich kräftig in die Karosserie einhakten. Über ihm zeigte sich nur halb ein Kopf mit diesen vier leuchtenden Augen. So richtig erkennen konnten sie es nicht, dafür war es eindeutig zu dunkel und zu hektisch. Aber der Kopf hatte Ähnlichkeit mit einer Kobra oder eines Käfers. Vielleicht auch eine Mischung aus beidem.

    Vorsichtig ging Renée leicht humpelnd zu Frank rüber, behielt aber gebührenden Abstand zu dem Wesen und dem Jeep. Stets mit den Finger am Abzug hielt sie währenddessen dieses Ungeheuer im Visier.

    Aber das Monstrum schien sich nicht wirklich für sie zu interessieren und zerrte weiter den Jeep voran. Mühselig und schleppend ging es voran. Renée glaubte auch nicht, dass es sonderlich einfach war, einen tonnenschweren Wagen einfach durch den Wald zu zerren. Vor allem bei so wenig Platz und so vielen Hindernissen.

    Frank lud nach und näherte sich dem Wesen währenddessen von der Seite an. Renée nahm die andere Richtung. Zusammen wollten sie es in die Zange nehmen. Vielleicht war es intelligent genug, um darauf entsprechend reagieren zu können.

    Mit jedem weiteren Schritt sahen sie mehr von dessen Körper und fragten sich immer mehr, was es war. Auch der Körper hatte etwas Insektenartiges mit diesen vielen Extremitäten. Schwer zu deuten, ob es nun zwei oder doch vier Beine waren, beziehungsweise Arme. Auf dem Rücken und den Flanken zeichneten sich meterlange Stacheln und Borsten ab. Der Rücken hatte etwas von einem Stachelschwein aber wiederum auch Züge von einem Krokodil.

    Äußerst angewidert und fasziniert zugleich starrten sie dieses Ungetüm an.

  • Hey Zarkaras Jade,

    Part 10 hat mir sehr gut gefallen – besser noch als sein Vorgänger! Sehr viel Action gepaart mit tollen atmosphärischen Beschreibungen :thumbsup: Super! Prozedere mit den Spoilern folgt wie gehabt.

    Gedanken

    Besonders gut hat mir gefallen, wie Du es schaffst, die Atmosphäre darzustellen. Die Anspannung der Charaktere hat sich wunderbar auf mich übertragen – so soll es sein! Im Folgenden ein paar Beispiele:

    Zitat

    Doch plötzlich huschte etwas dicht über ihren Köpfen hinweg. Und beide zuckten heftig zusammen.

    Erst Sekunden später offenbarte sich der Schatten als eine Eule.

    Ich liebe so etwas – sei es in Geschichten, Horrorfilmen oder Horrorspielen. Das sind diese gemeinen, kleinen Jumpscares, von denen man ganz genau weiß, dass das, was kommt, noch viel gruseliger wird :fie:

    Zitat

    Hektisch wankte der Lichtkegel der Stirnlampe umher, mochte nur schwer die Umgebung offenbaren. In dieser bitterlichen Finsternis waren die Sinne völlig anders gepolt. Alle Geräusche klangen viel klarer, Gerüche intensiver und Berührungen ergreifender.

    Jeder sie streifende Ast fühlte sich an, als würde eine Hand sie packen. Knisterndes Laub unter ihren Füßen und leicht muffiger Geruch des Mooses.

    Sehr schöne, stimmungsvolle Stelle! Indem Du auf Renées Sinneswahrnehmungen eingehst, machst Du die Umgebung für mich regelrecht greifbar. Ich habe beim Lesen ein richtig mulmiges Gefühl bekommen und kann Renées Eindrücke verdammt gut nachempfinden.

    Zitat

    Sie rutschte auf einem Stein ab. Sie geriet ins Stolpern.

    Ihr Fuß knickte um und riss sie zu Boden.

    Action! Mit den kurzen Sätzen schraubst Du das Tempo hoch und man ist als Leser mittendrin. Man bleibt ganz automatisch am Ball, springt von Zeile zu Zeile, um zu erfahren, wie es weitergeht.

    Zitat

    Das fand sie äußerst ungewöhnlich. Irgendwie wirkte alles äußerst ungewöhnlich. Wie nicht von dieser Welt. Rob, Das Ding, das Camp der Jugendlichen und nun noch das plötzliche Verschwinden ihres eh schon schrottreifen Jeeps.

    Sie ging alles in ihrem Kopf durch, versuchte, irgendeinen Sinn dahinter zu verstehen. Aber es machte für sie nicht viel Sinn.

    Und Frank, zu dem sie gerade mit der Taschenlampe hinüber leuchtete, war zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Was ihn aus dem Konzept brachte, war schlicht und ergreifend das Verschwinden des Autos. Renée hätte es eigentlich auch aus der Ruhe gebracht, aber sie hatte sich schon weitaus früher damit abgefunden, dass dieser Ausflug ein komplettes Desaster war. Für Frank brachte aber nun diese Sache erst das Fass zum Überlaufen. Und in seinem Fall bedeutete das fast eine Lebenskrise.

    Die Stelle hier ist im Vergleich zu dem Rest etwas ruhiger, aber dadurch nicht minder interessant – ganz im Gegenteil! Für Frank ergibt sich hier eine große Entwicklung: Der Stein in der Brandung wird schier übermannt, die stoische Gesinnung gerät ins Wanken.

    Erbsenzählerei
    Zitat

    Mit Stirnlampen leuchteten sie sich den Weg und die Gewehre in den Händen, stets bereit für den Ernstfall.

    Im Teilsatz und die Gewehre in den Händen scheint ein Prädikat zu fehlen.

    Zitat

    Ab und zu schaute er sich um, behielt aber sein Tempo bei und versuchte, nicht aus dem Takt zu geraten. Solange er diesen gleichförmigen Gang beibehalten würde [...]

    Vielleicht: Solange er mit diesem gleichförmigen Gang weitermachte, [...]

    Zitat

    Jegliche Versuche wurden innerhalb eines Moments unwirksam und zeigten ihnen, wie anfällig sie stets gewesen waren.

    Ich glaube, hier fehlt etwas: Jegliche Versuche, genau was zu tun? Jegliche Versuche, nicht in Panik zu verfallen?

    Zitat

    Rob, Das Ding, das Camp der Jugendlichen und nun noch das plötzliche Verschwinden ihres eh schon schrottreifen Jeeps.

    Das muss klein, außer es ist als Eigenname gedacht :)

    Zitat

    Aber sie wusste, dass Frank etwas sehr unüberlegtes vorhatte.

    Das muss groß, wegen substantivischer Verwendung.

    Zitat

    Erst wenige Sekunden später offenbarte sich ihr eine Silhouette eines gigantischen Wesens,

    Vielleicht: [...] die Silhouette eines gigantischen Wesens.

    Zitat

    Aber das Monstrum schien sich nicht wirklich für sie zu interessieren und zerrte weiter den Jeep voran. Mühselig und schleppend ging es voran.

    Hmm, ich komme gerade auf keine Alternative, die ohne einen Eingriff in den Satzbau auskäme :patsch: Spontan fällt mir nur sowas ein: Aber das Monstrum schien sich nicht wirklich für sie zu interessieren und mühte sich weiter damit ab, den Jeep voranzuzerren.


    Zitat

    Renée glaubte auch nicht, dass es sonderlich einfach war, einen tonnenschweren Wagen einfach durch den Wald zu zerren.

    Vielleicht: Renée glaubte auch nicht, dass es sonderlich leicht war, einen tonnenschweren Wagen einfach durch den Wald zu zerren.
  • :hail: Wieder einmal ein ganz großes :danke: Acala ! :hail:Jetzt muss ich aber hurtig weiterschreiben! Ich hab nicht mehr viel Vorlauf! :thinking:

    Part 11

    Nun gab Renée einen gezielten Schuss ab, direkt in die mit langen Krallen besetzte Pranke.

    Mit einmal ließ die Kreatur den Jeep los und machte einen kleinen Satz nach hinten. Wieder fauchte und brummte es.

    Und abermals zuckten die beiden eingeschüchtert zusammen.

    Nur einen Moment später, das Auto stand noch halb auf der Kippe, schnellte das Ding nach vorne und stieß das Vehikel in Renées Richtung. Zwar fiel es mit moderater Geschwindigkeit zu Boden, aber trotzdem konnte die junge Frau nur schlecht darauf reagieren. Das wenige Licht und die allgemeine Hektik verzögerten ihre Reflexe.

    Mit einem großen Ausfallschritt nach hinten konnte sie sich schnell Distanz verschaffen, geriet dabei aber ins Straucheln und rutschte auf dem Laub aus. Schnell machte sie eine Hechtrolle und rappelte sich wieder auf.

    Frank hatte dem Monster inzwischen zwei weitere Schüsse in die Flanke versetzt.

    Mit weiteren unnatürlichen Aufschreien riss es sich herum und machte einen Buckel. Die Stacheln stellten sich weit auf. Dann presste es einen silbrigen Dunst aus seinem Rücken. Eine dichte Wolke strömte beiden entgegen. Aber der bestialische Gestank dieser Substanz eilte voraus und brannte sich regelrecht in ihre Nasen ein. Sofort begannen sie heftig zu husten, sie schnappten nach Luft.

    Frank atmete tief aus und legte mit zittrigen Händen das Gewehr wieder an, um dem Ungetüm eine weitere Kugel zu verpassen. Ob er getroffen hatte wusste er nicht. Kein Aufschrei, kein Fauchen ertönte.

    Aber dieser Dunst diente nur zur schnellen Abwehr. Und so schnell er sich in deren Lungen verfangen hatte und leichte Krämpfe auslöste, so schnell flachte dieser Effekt auch wieder ab.

    Plötzlich drehte sich das Ding um, krallte seine Beine in die Unterseite des Jeeps und riss mit einem kräftigen Ruck die Hinterachse heraus. Es umklammerte sie diese an einem Ende und schlug damit in Renées Richtung.

    Reflexartig sprang sie weg. Nur wenige Meter neben ihr prallte der Reifen auf dem Boden auf und federte etwas zurück. Renée wusste, dass dies ihr Ende hätte sein können. Aber ihr Körper war vom Adrenalin überschüttet und fokussierte sich allein auf den Augenblick.

    Das zerrte Monster die Achse über den Waldboden schleifend wieder zurück zu sich, nutzte den Schwung, riss das ganze Gebilde wieder hinter sich hoch und schlug damit erneut nach der jungen Frau.

    Und diese machte einen weiteren, diesmal weniger eleganten, Sprung zur Seite. Wieder konnte sie nur knapp ausweichen. Wieder war sie nur knapp dem womöglichen Tod entkommen.

    Frank versuchte im glitzernden Nebel das Ziel ausfindig zu machen, konnte aber die Silhouette nur schwer erkennen. Zu diffus verschwommen die Umrisse und die allgemeine Hektik erschwerte es ihm zusätzlich, den Fokus zu finden.

    Angestachelt von Angst und Wut feuerte er nahezu blind in den Nebel.

    Und wieder ertönte ein lautes Kreischen.

    Nun nahm das Monster die Achse wie eine Hantel in zwei Hände und stürmte auf Frank zu. Aus dem Nebel brach es hervor, auf allen Vieren rennend, und wollte ihn attackieren. Einen letzten Schuss konnte er noch abgeben, der das Ungeheuer mitten ins Gesicht traf. Es riss den Kopf herum, strauchelte und stolperte gegen einen dünnen Baum. Aber dieser konnte diese massive Wucht nicht abfangen und wurde mit lautem Knacken entwurzelt. Die Achse rutschte dem Wesen aus der Hand, verkeilte sich im Boden und brachte es schließlich zu Fall.

    Es geschah binnen weniger Augenblicke. Für Frank viel zu rasant und unübersichtlich. Er selbst wurde zuvor schon von dem Ding mitgerissen -anscheinend spürte er sogar einige Stachel ihn streifen- und war auf die Knie gezwungen worden. Nur mit Mühe konnten ihn seine ausgestreckten Arme abfangen und vor einem Sturz bewahren.

    Aber die Gefahr war noch lange nicht gebannt. Kaum lag das Wesen am Boden, da rappelte es sich auch wieder auf, krümmte erneut seinen Rücken und versprühte eine weitere Dosis dieses Nebels.

    Nun schaffte es auch Renée, endlich einige Schüsse mit dem Gewehr abzugeben und nochmal ein paar Treffer zu landen. Aber anscheinend auch wieder nur am gepanzerten Rücken.

    Im Anschluss konnte sie nur noch sehen, wie diese schreckliche Kreatur stark humpelnd das Weite suchte und beide im verwirrenden Silbernebel zurückließ.

    Auch sie waren hart angeschlagen und völlig desorientiert. Diese beißende Substanz war einfach zu widerwärtig. Auch wenn es sie nur für einen kurzen Moment außer Gefecht setzte, war es trotzdem eine ernst zu nehmende Gefahr. Zumal sie nicht wussten, was genau es war und ob es vielleicht sogar Langzeitschäden hervorrufen konnte.

    Renée hatte an beiden Unterarmen sowie im Gesicht viele blutende Schürfwunden, die Klamotten waren mit Dreck und Laub verschmiert und generell tat ihr jeder Muskel weh. Völlig zu schweigen von ihrem Hirn, das vor lauter Reizen zu explodieren drohte. So schnell es ihre Beine zuließen rannte sie zu ihrem Partner rüber, der vom Restnebel umgeben sich im Laub langgemacht hatte.

    Sie zog ihren Ärmel weiter hervor und presste ihn sich vor Mund und Nase, um nicht auch wieder in Erstickungsnot zu geraten.

    „Alles in Ordnung?“, fragte sie eher als allgemeine Floskel und weniger aus Unwissen. Denn es war offensichtlich, dass es ihm nicht gut ging. Flach atmend versuchte er, nicht allzu viel der Substanz in seine Lungen zu lassen, um einen eventuellen Kollaps zu verhindern. Auch er hatte zu kämpfen mit schmerzenden Muskeln, blutenden Wunden und abklingender Paralyse. Am schlimmsten plagten ihn die Schnittverletzungen am Rücken, die er von den Stacheln erlitten hatte.

    Wie ein Brett lag er am Boden, das Gewehr vor sich auf die Brust gepresst, die Augen fest zusammengekniffen.

    Sie holte Felsflasche und Stofftuch hervor, tränkte und legte es anschließend auf sein Gesicht. Diese toxische Substanz musste unbedingt weggewischt werden. Sie hatte schon teilweise seine Haut benetzt.

    Zum Glück war der Nebel zum Großteil weg, so konnte Renée ohne weitere Schwierigkeiten ungeschützt atmen. Aber Frank hatte schwer zu kämpfen. Offenbar konnte er auch nicht tiefer einatmen, da die Schmerzen zu groß waren.

    Sanft wischte sie ihm das silbrige Sekret von der Haut und tröpfelte immer etwas Wasser nach.

    Gerade in diesem Moment wusste er es besonders zu schätzen, sie bei sich zu haben. Ohne Renée wäre er vermutlich schon bald erstickt. Wenn er nicht schon längst an diesem Monster gestorben wäre.

    Er musste sich stark konzentrieren und diese unerbittlichen Schmerzen irgendwie aushalten. Wie tausend Nadeln in seiner Lunge fühlte es sich an. Als würde man ihn mit Schwefel eindampfen. Renées Anwesenheit gab ihm viel Trost und Durchhaltevermögen. Er fühlte sich in Sicherheit

    Jede Sekunde war für ihn wie die Hölle, die aber mit jedem weiteren Atemzug immer ein Stück besser zu werden schien. Allmählich konnte er sich auch mehr entspannen und sein Körper zitterte weniger. Die allumfassenden Schmerzen flachten langsam ab. Jetzt spürte er die Schnittwunden intensiver und das Stechen in seiner Brust war nahezu verschwunden. Und mit der Zeit konnte er auch Renées Anblick mehr genießen. Auch wenn er nur getrübte, unscharfe Umrisse erkennen konnte -das grelle Licht der Stirnlampen überstrahlte einfach alles- war es allemal besser, als dieses abstoßende Monster.

    Leichte Tränen konnte er in Renées Augen erkennen und ihre Lippen zitterten.

    Auf eine erneute Frage von ihr, ob es ihm besser ging, nickte er leicht und suchte mit der linken Hand nach Ihrer. Sie erwiderte die Geste und umklammerte seine sanft, schenkte ihm so weiteren Mut.

    Noch einige Minuten vergingen, bis er endlich wieder ruhig und kräftig durchatmen konnte. Keine Sekunde wich ihr Blick währenddessen von ihm ab. Sie konnte ihre Gefühle nicht mehr bändigen. Ein letztes Mal wischte sie mit dem Tuch vorsichtig über sein Gesicht und gab ihm dann einen langen Kuss auf den Mund.

    Irgendwas im Inneren sagte ihr, dass sie das nun brauchte. Irgendwie sehnte sie sich spontan danach. Und sie bereute es fast, es nicht schon früher getan zu haben.

    Je länger der Kuss anhielt, umso mehr begrüßte sie diese Situation, in die sie unfreiwillig gebracht worden waren.

    Spoiler Spoiler Spoiler

    Ich bin kein Automechaniker. Also falls das mit der Hinterachse so nicht funktioniert und ihr davon mehr Ahnung habt, dann schreibt mir das ruhig. Dann werde ich eine andere Lösung finden. :thinking:

  • Part 12

    Sie zählten nicht die Minuten. Und am liebsten hätten sie damit gar nicht mehr aufgehört, aber die Realität schlich sich langsam wieder ein. Das, weshalb sie eigentlich hier waren. Und irgendwann musste auch der schönste Moment wieder vorbei sein.

    Das Monster war vorerst vertrieben, würde aber garantiert wiederkommen. Denn offenbar wollte es den Jeep.

    Glücklicherweise erwiesen sich die Wunden an Franks Rücken als doch nicht so schlimm. Es waren zwar viele Schnitte und Kratzer, aber nicht sehr tief.

    Sie waren vom Adrenalin so hoch gepusht, dass sie kaum Müdigkeit verspürten. Dennoch wollten sie sich vorerst ausruhen. Denn es war nur eine Frage der Zeit, bis die Erschöpfung sie ereilen würde. Und dann würde sie umso härter einschlagen. Sie wollten auch gleich die Chance ergreifen und dem Ding damit eine Falle stellen. Wenn sie schon die Gelegenheit hatten, sich einen Vorteil zu verschaffen, dann wollten sie diese auch nutzen. Die Wahrscheinlichkeit war auch groß, dass das Ungeheuer diese Nacht nochmal vorbeikommen würde.

    Sie gruben eine Mulde im gemischten Waldboden, in die sie sich mit einer Decke über sich gezogen hineinlegten. Den Aushub samt zusätzlichem Laub hatten sie zuvor auf der Decke ausgebreitet. Ob diese Tarnung ausreichen würde, wussten sie nicht. Menschen und Tiere hätten sie damit garantiert täuschen können.

    Gut eine Stunde verharrten sie in ihrem Versteck, bis sich etwas im Wald regte. Viel war es nicht, was sie wahrnehmen konnten. Nur ein sich kaum von der Dunkelheit abzeichnender Schatten, der umher huschte. Mit gespitzten Ohren lauschten sie und versuchten minimale Änderungen zu erkennen. Ein leises Knacken, ein dumpfes Zischen.

    Wieder blitzten kurz leuchtende Punkte auf, verschwanden und tauchten wenig später an einer anderen Stelle wieder auf. Aber die Finsternis verschlang zu viel. Die erdrückende Schwärze war zu stark, um diese kleinen Lichter deutlich genug sehen zu können.

    Sie wussten, dass es das Ding war. Ihr Instinkt sagte es ihnen.

    Und spätestens, als sich ein silbriger Nebel um ihnen herum auftat, fühlten sie sich bestätigt.

    Das Monstrum umkreiste sie mit gebürtigem Abstand und versprühte wieder diese ätzende Substanz. Frank und Renée waren sich nicht sicher, ob es wusste, dass sie dort waren und sie damit aus ihren Verstecken locken wollte, oder es nur die Umgebung weiter verschleiern wollte. Egal, was die Absicht war, sie wussten zumindest, dass ihnen nicht viel Zeit blieb. Sobald der Nebel sie erreichen würde, wären sie spätestens gezwungen gewesen, sich zu zeigen.

    Immer enger umkreiste sie das Ungeheuer und immer mehr Dunst sonderte es ab. Die vier grellen Augen bohrten sich richtig einen Weg durch diese Silberwand und suchten gezielt die Umgebung ab.

    Langsam wurden sie ungeduldig. Frank sah sich schon in Ohnmacht fallen und Renées wilde Gedanken trieben sie allmählich in den Wahnsinn.

    Die funkelnden Augen verschwanden und es herrschte Totenstille. Kein Knirschen. Nichts!

    Nicht mal der Wind säuselte.

    Ein bedrückendes Gefühl, nur noch das dumpfe Ein- und Ausatmen zu hören. Keine einzige Bewegung machten sie, dass sich auch ja kein Blatt bewegte. Nichts sollte sie verraten.

    Sie merkten, wie der Nebel sie einhüllte. Der abscheuliche Geschmack legte sich wieder auf ihre Lippen. Sie versuchten, das Atmen auf ein Minimum zu reduzieren, um nicht zu viel von diesem Zeug in die Lungen zu bekommen. Frank hatte kein zweites Mal Lust auf diesen Trip.

    Gefühlt eine halbe Ewigkeit verstrich und noch immer tat sich nichts.

    Doch dann...

    Plötzlich blitzten die vier Augen wieder auf und nur einen Wimpernschlag später brach das Monstrum aus dem Nebel heraus und sprintete auf sie zu. Mit zwei Armen voran gestreckt rannte es ihnen entgegen. Die Erde bebte unter den schweren, aufstampfenden Schritten.

    Es schien sie direkt anzusteuern.

    Und sie bemerkten es auch.

    Sie mussten irgendwas tun.

    Sofort rissen sie sich aus ihrem Versteck hoch und jagten dem Ding Kugeln in den Körper.

    Aber es rannte unermüdlich weiter auf sie zu. Renée hatte kaum zwei Schüsse abgeben können, da hatte das Monster sie bereits erreicht und packte nach ihr mit den Armen.

    Die langen Krallen wollten gerade Renées Oberkörper umklammern, doch Frank konnte schnell einen Treffer im Gesicht landen.

    Er erwischte ein Auge, woraufhin das Ungetüm einen markerschütternden Schrei ausstieß. Dennoch riss es Renée mit, woraufhin sie ihr Gewehr fallen ließ. Die Wucht war zu stark, als dass sie es in den Händen behalten konnte.

    Sie zappelte, schlug wild um sich und schrie sich die Seele aus dem Leib. Das Monster fauchte zurück und starrte sie fanatisch mit blitzenden Augen an. Sie hatten eindeutig was Reptilienartiges, was es umso bedrohlicher machte.

    Panisch verpasste Frank dem Monster noch eine Kugel. Diesmal in eines der Beine.

    Ob er eventuell seine Freundin hätte treffen können, darüber dachte er in diesem Moment nicht nach. Außerdem hatte er zum Großteil dieses gigantische Ungetüm im Blickfeld und konnte nur angedeutet Renées fuchtelnde Arme sehen.

    Kaum von der Kugel getroffen knickte es ein und verlor den Halt. Renée wurde brutal ins Laub gedrückt, schlug regelrecht auf. Reflexartig kauerte sie sich beim harten Aufprall zusammen. Wie ein Pflug wurde sie mehrere Meter durch den Waldboden geschoben.

    Nachdem das Monster mit der linken Flanke noch einen Baum mitnahm, kamen beide zum Erliegen. Renée war völlig desorientiert, kreischte panisch den ganzen Wald zusammen und versuchte sich irgendwie aus den Fängen des Monstrums herauszuwinden.

    Frank jagte dem fleischgewordenen Bösen noch weitere Kugeln in den Körper, bis sein Magazin leer war, bewegte sich währenddessen zu Renées Gewehr rüber. Solange das Monster noch am Boden lag, wollte er die Zeit nutzen und seines nachladen. Hektisch mit zittrigen Fingern und eher blind tauschte er die Magazine, griff sich ihr Gewehr und rannte sofort zu ihr rüber.

    Aber noch bevor er sie erreichen konnte, stemmte sich das Wesen wieder hoch, hielt Renée weiterhin in den Händen und krümmte wieder den Rücken. Frank erahnte, was passieren würde und wollte das schnell verhindern.

    Ohne großartig zu zielen verpasste er dem Monster wieder zwei Kugeln und nach noch eine Dritte, als er merkte, dass die ersten beiden offenbar keine Wirkung erzielten. Die Dritte wiederum durchschlug den Rücken. Dennoch versprühte das Ding den Nebel, aber deutlich weniger. Ebenso spritzte silbriges Sekret heraus und besprenkelte breitflächig den Waldboden. Offenbar war es Blut.

    Frank fühlte sich siegessicher und verpasste ihm noch zwei Kugeln. Und wieder durchschlugen sie den Rücken und brachten ihn noch mehr zum Bluten.

    Das Monster hatte eindeutig genug. Es hielt Renée weit über sich und warf sie dann Frank entgegen.

    Sofort ließ er sein Gewehr fallen und versuchte, sie aufzufangen. Beide stürzten hart zu Boden und Renée landete mit voller Wucht auf seinem Oberkörper.

    Wieder humpelte es mit ächzendem Zischen schwerfällig davon, jetzt offenbar noch mehr angeschlagen als beim ersten Mal.

    Beide krümmten sich vor Schmerzen und waren völlig desorientiert. Wie eine Raupe kroch Renée ungelenk von Frank herunter und ging in eine verkrampfte Fötushaltung über. Mit schmerzverzerrtem Gesicht vergrub sie angespannt ihre Finger im kompakten Waldboden. Frank legte sich die Arme um die Brust und kauerte sich ebenso leicht zusammen.

    Auch wenn seine Freundin eindeutig kein Schwergewicht war, aber ihren Körper auf jemanden geworfen zu bekommen, würde jeden ins Straucheln bringen.

    Einige Minuten vergingen, bis sie sich von dieser Aktion erholen konnten. Zum Glück wurden dieses Mal eher ihr Stolz verletzt und weniger sie.

    Ihre Egos waren angekratzt und nun wollten sie das Ding aktiv jagen gehen. Sie wollten endlich wissen, um was es sich handelte. Ein unbekanntes Wesen, das eindeutig Anzeichen von Intelligenz aufwies und kein Mensch war?

    Obwohl sie extremst erschöpft waren, wollten sie keine Zeit vergeuden und machten sich sofort auf dem Weg. Zu ihrem Glück reflektierte das silbrige Sekret gut das Stirnlampenlicht. Sie brauchten nur in die Nacht leuchten und dieser Spur folgen.

    Verbluten würde das Monster bestimmt nicht so schnell, aber es war eindeutig böser Natur und würde es wieder versuchen, sie arglistig anzugreifen. Und offensichtlich war es auch lernfähig. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis es auch sie überlisten könnte. Und dann würde es ihnen einen umso grausameren Tod bereiten.

  • Part 13

    Wie lange sie unterwegs waren, wussten sie nicht genau. Es war ihnen auch egal.

    Aber irgendwann bemerkten sie, dass nicht nur das Licht ihrer Lampen sondern auch ein großes vor ihnen anwesend war. Und das ihnen fremde Licht war wie eine Wand vor ihnen ausgebreitet. Durch die vielen Bäume und den allgegenwärtigen Nebel, der sich immer des Nachts in den Wäldern auftat, war es sehr diffus und gedämpft. Je weiter sie vorrückten, umso stärker und einnehmender wurde es. Und es wurde klarer zu lokalisieren. Wie Glühwürmchen steuerten sie darauf zu, sie fühlten sich regelrecht davon angezogen.

    Der Nebel wurde weniger und der Kontrast zwischen Licht und Finsternis eindeutiger. Es wirkte beinahe so, als würde die Helligkeit den Nebel auflösen. Nun brauchten sie auch ihre Stirnlampen nicht mehr.

    Das Licht wurde immer intensiver und sie konnten erkennen, dass es zusätzlich rhythmisch waberte. Es war stechend weiß und hatte eine seltsame Präsenz an sich. Es vermittelte Wärme und Kälte zugleich.

    Nur noch wenige Schritte und dann erreichten sie die Quelle dieses grellen Lichtes. Von einem Gebüsch aus hatten sie freie Sicht auf die Lichtung. Und was sie dann sahen, verschlug ihnen komplett die Sprache.

    Ein riesiges metallenes Gebilde. Von der Form her sah es aus wie ein überdimensionierter OREO. Geschätzt hundert Meter im Durchmesser und zehn Meter hoch. Die Hülle war genauso schwarz und der weiße Streifen in der Mitte war das rotierend-pulsierende Licht. Auf fünf langen, filigranen Stelzen stand es, die es gute fünf Meter über den Erdboden hielten. Wobei das nicht ganz korrekt war. Zwei dieser Stelzen schienen nicht mehr intakt gewesen zu sein. Die ganze Konstruktion war nach hinten geneigt und lag mit dem äußeren Rand beinahe auf dem Gras auf. Alles war in seichten Rauch eingehüllt und verschleierte genauere Details.

    War es wirklich das, wonach es aussah?

    Ein UFO?

    Aber wie sollte das möglich gewesen sein? Sollten sie das wirklich glauben? War das tatsächlich real, was sie hier gerade erlebten? Oder halluzinierten sie? Aber wer von beiden?

    Renée verlangte nach Franks Hand. Er sollte seinen Arm um sie legen, um ihr das Gefühl zu vermitteln, wirklich in der Realität zu sein.

    Er selbst konnte es auch nicht fassen, was sich hier gerade abspielte. Wie konnte er wissen, dass auch er noch klar bei Verstand war?

    Renée nahm ihre Kamera zur Hand und machte schnell ein paar Fotos. Und mit jedem weiteren Bild, das sie schoss, fragte sie sich immer mehr, ob sie all das hier nur träumte.

    Sie wussten nicht, ob es für sie lieber ein Traum sein sollte oder doch Realität. Aber wenn es wirklich nur Einbildung war, dann war es ziemlich hohe Kunst der Vorstellungskraft. Andererseits reizte die Idee, es wäre Wirklichkeit. Die Vorstellung, sie hätten leibhaftig ein echtes UFO gefunden, würde einfach alles in der Welt verändern. Jede Sekunde, die sie das Objekt betrachteten, zeigte ihnen auf, wie unwichtig und unwissend sie und die Menschheit doch war. So viele Jahrzehnte wilder Spekulationen und Theorien, so viele geschichtliche Ereignisse und Erlebnisse. Und alles wirkte augenblicklich irrelevant. Ihre Augen strahlten so vor Faszination und Ehrfurcht, als hätten sie Gott persönlich gesehen.

    Renées Körper begannt zu kapitulieren. Zuerst spürte sie nur leicht eine Veränderung ihrer Wahrnehmung. Ein immer stärker werdendes Kribbeln in den Unterarmen, ein sich aufbauender Tinnitus und leichtes Flimmern vor den Augen. Je mehr Fotos sie machte, umso schlechter ging es ihr.

    Frank spürte auch, dass sein Körper sich gegen irgendwas sträubte. Seine Knie wurden mürbe und sein Herz pochte immer heftiger. Ein leichter Kopfschmerz kündigte sich an. Je länger er versuchte, sich auf den Beinen zu halten, umso schlechter ging es ihm.

    Eine Schuld manifestierte sich in ihnen. Die Schuld, dieses Erlebnis nicht verdient zu haben.

    Franks Beine gaben nach. Wackelig fiel er auf die Knie und hockte sich sofort hin. Das Gewehr als Stütze nehmend, vergrub er seinen Kopf tief zwischen seinen Knien und schloss die Augen. Alles drehte sich, starkes Flimmern vor den Augen und schlimme Magenkrämpfe plagten ihn.

    Renée zwang es nur einen Augenblick später in die Hocke. Auch ihr Körper rebellierte nun endgültig. Panisch schaute sie sich mit weit aufgerissenen Augen um und zitterte am ganzen Körper. Sie fror und schwitzte zugleich.

    Sie waren überfordert mit dieser Situation. Zu viele Eindrücke auf einmal prasselten auf sie nieder und überhäuften sie mit verstörenden Gedanken und kranken Visionen.

    Wieso ausgerechnet sie?

    Ein starker Kontrast zwischen der finsteren Nacht und dem grellen weißen Licht.

    Renée schaute hinauf zum Himmel, konnte aber keine Sterne sehen. Tränen trübten ihre Sicht. Sie begann zu weinen. Waren es Freudentränen? Tränen der Erkenntnis?

    Sie atmete tief durch, füllte ihre Lungen mit kalter Waldluft.

    Dann zeichnete sich ein kleines Lächeln auf ihren Lippen ab.

    „Danke“, flüsterte sie in die Stille hinein. „Danke.“

    Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und starrte nun mit vollster Zufriedenheit auf das UFO.

    Eine gute viertel Stunde verging, in der sie sich intensiv mit den überflutenden Gedanken beschäftigten, aber stets ein wachsames Auge und Ohr offen hatten. Die Gefahr war allgegenwärtig. Auch wenn das Alien - wie sie es nun sicherlich nennen konnten – sich bisher noch nicht wieder gezeigt hatte. Ob es vielleicht in dem Raumschiff auf sie wartete? Andererseits konnte es auch schon wieder im Wald umherschleichen und ihnen bereits im Nacken sitzen.

    Sie versuchten, die aktuellen Erkenntnisse zu interpretieren und eventuelle Rückschlüsse auf das Verhalten und die Vorgehensweise des Ungeheuers zu ziehen.

    Das UFO zu erkunden würde ihnen weiterhelfen, mögliche Taktiken gegen das Alien entwickeln zu können. Aber ohne ausreichende Hinweise, ob es sich im Schiff befand, wollten sie sich diesem keinen Schritt nähern.

    Beunruhigt knetete Renée ihre Hände. „Und wie sollen wir nun herausfinden, ob es da drin ist?“

    „Weiter abwarten würde ich nicht“, grübelte Frank. „Am Ende ist es dann doch schon im Wald und lauert uns bereits auf.“

    „Und wenn nicht?“ Betrübt schaute sie zu Boden, dann zum Schiff und wieder zurück zu Frank. „Wenn es die Umgebung beobachtet hat, dann hat es uns schon längst an unseren Lampen erkannt. Also wird es wohl auf uns lauern, falls es im Raumschiff sein sollte.“

    Sie beschlossen, das UFO vorerst ohne Lampen aus sicherer Entfernung zu umrunden und weiter zu beobachten, ob etwas Verdächtiges passieren würde. Sicherlich gab es auch andere Methoden, im Dunkeln sehen zu können. Aber gegen solcherlei Technik wäre kaum einer gewappnet gewesen.

    Sie versuchten, bestmöglich in der Dunkelheit zu bleiben, um ihre Position nicht zu verraten. Was wiederum zur Folge hatte, dass sie nur langsam vorankamen und über jede Wurzel und jeden Stein stolperten. Äste peitschten ihnen entgegen, Dornen und klebrige Farnblätter blieben an ihrer Kleidung hängen.

    Als sie am anderen Ende angekommen waren, war noch immer nichts passiert. Noch weiter um das Raumschiff herumlaufen wirkte auf sie unnütz und kaum noch Ziel fördernd. Der nächste Plan musste her.

    Frank rümpfte hart die Nase und sagte in seiner bekannt nüchternen Art: „Ich geh jetzt zum UFO.“

    Renée nickte, realisierte dann erst seine Worte. Wie eine Eule glotzte sie dann an. „Was willst du machen?!“

    „Ich geh jetzt zum UFO“, wiederholte er, „und versuche, das Alien anzustacheln.“

    „Lass das!“, ermahnte sie ihn mit tilgender Handgeste. „Das ist viel zu gefährlich!“

    „Wir müssen irgendwas machen. Und hier warten bringt uns nicht weiter.“

    Tief im Innern wusste sie, dass es früher oder später auf das hinauslaufen würde. Und er hatte recht, dass nur warten keine Option mehr war. Und dass er sich aufopfern wollte, kam ihr entgegen. Sie hätte sich das niemals getraut, auch nur in Erwägung zu ziehen.

    „Na gut“, stimmte sie schnaufend zu. „Aber sei vorsichtig. Beim kleinsten Anzeichen von Gefahr kommst du sofort zurück.“

    „Versprochen!“ Er hielt die gekreuzten Finger hoch und setzte ein seichtes Lächeln auf.

    Sie umarmten sich und Renée gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange.

    Dann machte er den ersten Schritt. Mit jedem weiteren Meter zum Objekt hin nahm in ihm wieder die Beklommenheit zu. Renée fieberte mit, strich sich angespannt über den Nacken.

    Es schien sich nichts zu verändern. Keinerlei Lichtsignale oder Geräusche, die auf ein Warnzeichen hindeuteten. Entweder gab es keine, oder sie waren für sie nicht wahrnehmbar.

    Die Lichtung betreten machte er anfangs noch kleine und vorsichtige Schritte, beschleunigte aber rasch sein Tempo, um dem Drang des Weglaufens entgegenzusteuern.

    Etwas abseits im hinteren Bereich sah Frank ein Autowrack und jede Menge anderen Schrott zu einem großen Haufen aufgetürmt.

    Als er sich dem Schiff ein ganzes Stück genähert hatte, offenbarte sich ihm eine Absonderlichkeit, mit der er niemals gerechnet hätte.

    Vögel.

    Unmengen von ihnen!

    Ein gewaltiger Schwarm kreiste über dem Schiff umher. Hunderte, vielleicht sogar tausende von Tieren. Und ebenso hockten Zahllose dicht gedrängt auf der Oberseite des UFOs. Alles mögliche, vom einfachen Sperling über Raben bis hin zu Eulen und Adlern.

    Die Anwesenheit von Frank schien sie gar nicht zu kümmern. Sie blieben stur sitzen und gingen ihren gewöhnlichen Aktivitäten nach. Gefieder putzen, dumm in die Nacht starren oder einfach nur schlafen.

    So etwas Unglaubliches hatte er noch nie gesehen. Abgesehen von dem UFO natürlich, das ohnehin alles andere toppte.

    Mit noch mehr Ehrfurcht als zuvor setzten er seinen Weg fort, bei jedem weiteren Schritt immer mit Bedenken im Hinterkopf, vielleicht doch die Vögel aufzuschrecken. Und dann Alfred Hitchcocks Meisterwerk Konkurrenz zu machen.

  • Ahoi,

    Ein paar sehr spannende Kapitel mit dem Kampf gegen das Wesen und der Schilderung des Raumschiffs. Ich bin nirgends wirklich gestolpert, hat mir alles gefallen. :)

    Ein paar Gedanken

    Ich finde das Wesen sehr spannend geschildert. Sein Äusseres, sein Verhalten und seine Waffen werden schon früh beschrieben, blieben aber bis jetzt vage, um die Spannung zu steigern.

    Mit der finalen Beschreibung des Wesens kann ich mir persönlich kein klares Bild machen. Also, ich habe ein Bild davon, aber ich weiss nicht, ob ich mir darunter das Selbe vorstelle wie du. Wahrscheinlich wird jeder Leser diese - halt eben alienartige Beschreibung - anders interpretieren.

    Auch interessant finde ich, dass das Wesen nicht völlig übermächtig ist. Es ist verwundbar und seine "Sekretdrüsen" sind eine glaubwürdige Waffe für ein fremdartiges Wesen. Ich finde, es macht den Kampf spannender wenn die Kräfteverhältnisse gar nicht einmal so verschieden sind.

    Zitat

    Sie zählten nicht die Sekunden. Vielleicht waren es sogar schon Minuten. Und am liebsten hätten sie damit gar nicht mehr aufgehört, aber die Realität schlich sich langsam wieder ein. Das, weshalb sie eigentlich hier waren. Und irgendwann musste auch der schönste Moment wieder vorbei sein.

    Das Monster war vorerst vertrieben, würde aber garantiert wiederkommen. Denn offenbar wollte es den Jeep.

    Glücklicherweise erwiesen sich die Wunden an Franks Rücken als doch nicht so schlimm. Es waren zwar viele Schnitte und Kratzer, aber nicht sehr tief.

    Sie waren vom Adrenalin so hoch gepusht, dass sie auch keinerlei Müdigkeit verspürten. Dennoch wollten sie sich vorerst ausruhen. Aber zugleich wollten sie dadurch die Chance nutzen und dem Ding eine Falle stellen. Natürlich wussten sie nicht, ob das Ungeheuer diese Nacht nochmal vorbei kommen würde. Aber erschöpft waren sie ohnehin zu sehr, um aktuell großartig Jagd auf es zu machen.

    Der Abschnitt liest sich mMn etwas seltsam. Ich glaube, das liegt an den vielen Abfolgen von Argument - Gegenargument.

    Es sind Sekunden, oder Minuten. Sie will nicht aufhören, aber die Realität schleicht sich wieder ein. Das Monster ist vertrieben, wird aber wiederkommen. Etc.


    Das UFO habe ich seit der ersten Erwähnung von "merkwürdiges Licht im Wald" erwartet. :D Auch in einem weiteren Verdacht bin ich mir mittlerweile sehr sicher: Das Wesen braucht Metall, um sein Raumschiff zu reparieren.

    Das sehe ich übrigens als nichts negatives. Ich denke, als Leser ist es schön, wenn man auch mal bekommt, was man erwartet: Setup und Payoff.

    Die Vögel haben mich dagegen sehr überrascht. Das spricht dafür, dass es wohl doch nicht so simpel ist, wie ich annahm. :schiefguck:

    Mit der Entscheidungsfindung der Beiden habe ich (wie auch beim letzten Kommi) wieder etwas Mühe. Renée macht die Sache unheimlich Angst, dann stürzt sie sich aber ebenso todesmutig in den Kampf wie Frank es tut. Die beiden wurden vom Biest gerade richtig über erwischt und hatten wahrscheinlich ein sehr traumatisches Erlebnis, beschliessen aber trotzdem sofort, Jagd auf das Wesen zu machen.

    Hier braucht es für die Beiden noch irgendeine Dringlichkeit, es mit dem Wesen aufzunehmen. Ansonsten wird die Flucht zur nächsten Strasse (zumindest für mich) noch immer die logischere Entscheidung sein.

    Vielleicht verschleppt das Wesen den Jeep und darin ist etwas, was sie dringend benötigen, bevor sie abhauen können? Oder du könntest den Gedanken mehr unterstreichen, dass das Biest ebenso Jagd auf sie macht und sie den Kampf zu ihren Bedingungen austragen wollen.

  • :hail: Danke Jufington , dass es dir weiterhin gefällt! :hail:Und auch vielen Danke für deine Anmerkungen und Gedanken! Die helfen mir ungemein weiter, die Schwächen im Plot auszubügeln. :thumbup:

    Sorry, dass es so "lange" gedauert hat mit dem nächsten Part, aber ich hatte echt keine Zeit die letzten paar Tage. :S

    Anmerkungen

    Der Abschnitt liest sich mMn etwas seltsam. Ich glaube, das liegt an den vielen Abfolgen von Argument - Gegenargument.

    Es sind Sekunden, oder Minuten. Sie will nicht aufhören, aber die Realität schleicht sich wieder ein. Das Monster ist vertrieben, wird aber wiederkommen. Etc.

    Ich werde nochmal schauen, ob den Abschnitt etwas besser hinbekomme. :hmm:

    Mit der Entscheidungsfindung der Beiden habe ich (wie auch beim letzten Kommi) wieder etwas Mühe. Renée macht die Sache unheimlich Angst, dann stürzt sie sich aber ebenso todesmutig in den Kampf wie Frank es tut. Die beiden wurden vom Biest gerade richtig über erwischt und hatten wahrscheinlich ein sehr traumatisches Erlebnis, beschliessen aber trotzdem sofort, Jagd auf das Wesen zu machen.

    Hier braucht es für die Beiden noch irgendeine Dringlichkeit, es mit dem Wesen aufzunehmen. Ansonsten wird die Flucht zur nächsten Strasse (zumindest für mich) noch immer die logischere Entscheidung sein.

    Vielleicht verschleppt das Wesen den Jeep und darin ist etwas, was sie dringend benötigen, bevor sie abhauen können? Oder du könntest den Gedanken mehr unterstreichen, dass das Biest ebenso Jagd auf sie macht und sie den Kampf zu ihren Bedingungen austragen wollen.

    Diesbezüglich werde ich auch nochmal schauen, dass ich deren Verhalten schlüssiger rüberbringen kann. Ich "musste" halt irgendeinen Weg finden, damit es auf das hinausläuft, was ich vorhatte. Dass sie das UFO finden und das Alien gleichzeitig eine gewisse allgegenwärtige Präsenz ausstrahlt. Und dann musste es noch nachvollziehbar sein. :hmm:

    Part 14

    Als er das Schiff beinahe erreicht hatte, sah er in der Mitte dieser großen kreisrunden Konstruktion eine Art Rampe. Genaueres konnte er noch nicht erkennen, dafür war das grelle Licht zu intensiv.

    Und kaum war er unter dem Schiff, stand er nur noch im Zwielicht, das sich mit jedem weiteren Schritt mehr zu Schatten verdunkelte. Dadurch war es ihm möglich, genauere Details an der Unterseite zu erkennen. Obwohl der Rumpf fünf Meter über dem Erdboden war, konnte er dennoch eine grobe Struktur erkennen.

    Er erreichte eine Stütze und konnte es sich nicht nehmen lassen, sie im Vorbeigehen kurz abzutasten. Optisch schien alles dasselbe tiefschwarze Material gewesen zu sein. Wie zu erwarten fühlte sie sich metallisch und kühl an. Die Oberfläche wirkte feinkörnig. Fast wie Schleifpapier, aber trotzdem glatt und glänzend. Im Vergleich wie Emaille oder Keramik, obwohl es offensichtlich Metall war. Man konnte sich darin spiegeln, obgleich es die Objekte durch diese porige Struktur grieselig erscheinen ließ. Ein allgegenwärtiges leises Brummen umgab ihn und stellenweise quoll schneeweißer dichter Nebel heraus. Er fühlte sich kalt an und kribbelte auf der Haut. Dort, wo er aus dem Rumpf austrat, war alles von kristallklarem Eis bedeckt. Rohre und Kanäle waren zu erkennen, die sich wie ein verzweigtes Netz über die gesamte Unterseite verteilten.

    Von der Mitte her strahlte wieder grelles Licht wie eine Säule senkrecht hinunter. Je näher er diesem Leuchten kam, umso mehr bestätigte sich auch seine Annahme einer Rampe. Sie führte zu ihm hingewandt abschüssig und leitete den Weg ins Innere des UFOs. Gehalten wurde sie von zwei gewaltigen Hydraulikzylindern und war mit Lochblech ausgelegt. Vom Innenbereich war nichts erkennbar. Nur totale Finsternis und wieder viel kalter Rauch.

    Frank ging vorbei, weiter zu den hinteren Stützen. Und die Neigung des Schiffes machte sich langsam bemerkbar. Der Rumpf kam ihm immer näher und auch ein erdrückendes Gefühl, vielleicht doch nicht zu lange hier verweilen zu sollen. Denn die Stütze sah tatsächlich beschädigt aus. Anders als die vordere war diese hier heftigst verbogen, gar geborsten. Ihm fielen sofort die unstimmigen Metallteile auf, die dort mit Bolzen und Platten stümperhaft angebracht waren.

    Weiter Zeit, seinen Plan auszuführen, wurde ihm nicht gewährt. Denn er hörte etwas. Sofort sah er sich um, konnte aber bei dem grellen Licht nicht viel erkennen. Ohne weiter nachzudenken entfernte er sich schnell vom Schiff und lief wieder in den Wald hinein. Als er diese Lichtwand langsam verließ, merkte er, wie schlagartig die Umgebung wieder von der Schwärze der Nacht eingenommen wurde.

    Jedes Mal, wenn er zurückblickte, spürte er den beißenden Kontrast von Licht und Finsternis in seinen Augen.

    Renée stand bereits da und winkte ihn heran. Als er sie erreicht hatte, empfing sie ihn wieder mit einer Umarmung und einem erneuten Kuss auf die Wange. Sie war so froh, ihn unversehrt bei sich zu haben. Denn sie hatte das Geräusch auch gehört.

    Sofort versteckten sie sich in den Büschen und schauten aus der Entfernung zu. Das Alien hatte tatsächlich ihren Jeep bis zum UFO geschleppt. Noch war es ein gutes Stück von ihnen entfernt, allein die leuchtenden Augen verrieten es. Somit war auch die Sache geklärt, ob es sich überhaupt im Schiff befunden hatte.

    „Warum macht es das?“, fragte Renée und wollte ein Foto machen, da drückte Frank ihr sofort wieder die Hand runter.

    „Jetzt nicht“, flüsterte er. „Das könnte uns verraten.“ Dann zeigte er zur hinteren Stützvorrichtung und ging auf ihre Frage ein. „Ich nehme an für Ersatzteile. Was Besseres fällt mir spontan nicht ein.“

    „Und warum ist es überhaupt hier?“

    „Woher soll ich das wissen?“, stöhnte er Augen rollend. „Ist das denn nicht auch egal?“

    „Keine Ahnung.“ Schief guckte sie ihn an. „Invasion vielleicht? Ich weiß es nicht...“

    Gebannt beobachteten sie weiter das Alien, wie es sich mit dem Autowrack abrackerte und es bis kurz vor die Rampe zerrte. Dort verharrte es und fing an, das schrottreife Vehikel weiter auseinanderzunehmen. Dabei ging es schon sehr brachial vor. Es riss die Türen ab, die Sitze raus und bog das Dach wie eine Fischbüchse auf. Und jedes einzelne Teil wurde ausgiebig unter die Lupe genommen. Da es dann aber die Stücke einfach achtlos ins Gras warf, ging das Pärchen davon aus, dass es nicht das richtige Material war.

    Und dann, ohne ersichtlichen Grund, ging das Alien wieder fort und verschwand im Wald.

    Beide schauten sich verdutzt an. Sie blieben in ihrem Versteck und wollten erst mal die Situation abwarten. Was genau das Ding nun vorhatte, stand in den Sternen. Auch wenn sie bereits ein Muster erkennen konnten, fiel es ihnen noch schwer, dessen nächsten Schritt vorauszuahnen. Wenn es nun bereits ihren Jeep hier hatte - vermutlich auch schon den Wagen der Jugendlichen - was sollte es nun für ein Ziel verfolgen?

    Noch einige Minuten verweilten sie und beobachteten alles sehr genau. Aber nichts veränderte sich. Das UFO leuchtete noch immer genauso grell, die Vögel blieben stur auf diesem sitzen und der Wald behielt seine Stille. Sie fühlten sich eindeutig nicht als die Jäger. Sie hatten zwar das „Nest“ der Bestie gefunden, aber ohne Bestie keine Jagd. Sie realisierten, dass wieder das eingetreten war, was sie eigentlich vermeiden wollten. Unbekanntes Terrain ohne ersichtlichen Vorteil für sie.

    Renée hörte etwas. Schnell ging sie in die Hocke und riss Frank mit dem Arm zu sich herunter. Sie machten keinen Mucks mehr. Das Knistern und Rascheln kam näher. Nur sehr angestrengt konnten sie eine Silhouette durch den Wald schleichen sehen. Sie hob sich kaum vom Wald ab. Das Raumschiff leuchtete die Umgebung so stark aus, dass jegliche Objekte und Schatten ineinander zerflossen. Eine kleine Stimme tief in ihnen hoffte immer noch, dass es diesmal ein Tier sei, aber als das markante Zischen wieder zu ihnen durchdrang, wurde dieser Gedanke sofort wieder verdrängt. Sie wussten, sie konnten nicht länger hier bleiben. Das Alien hatte sie gefunden. Aber wusste es die ganze Zeit schon, wo sie waren? Oder hatte es einfach nur Glück?

    Das Alien ließ ihnen keine Bedenkzeit, es rannte sofort auf sie zu. Äste knackten, Büsche und Sträucher bewegten sich. Sofort nahmen sie die Beine in die Hand und liefen davon. In Richtung UFO rannten sie. Zum grellen Licht. In voller Panik wussten sie keinen anderen Ausweg.

    Aber das Alien war schneller. Kaum passierten sie den letzten Baum, den letzten Strauch vor der Lichtung, schnellten zwei knorrige Hände mit langen Krallen aus dem gleißenden Licht hervor und schnappten nach Frank.

    „Hilfe!“, schrie er und war bereits zu Boden gestürzt. „Renée, hilf mir!“

    Sie riss sich sofort herum und sah das riesige Monstrum. Instinktiv nahm sie ihr Gewehr und schoss! Sie zielte nicht großartig, sondern betätigte einfach den Abzug. Das Alien war sowieso überall.

    Der Knall schreckte das Federvieh auf. Das Flügelschlagen von hunderten Vögeln überschwemmte wie eine Schockwelle die Lichtung und war beinahe noch lauter als der Gewehrschuss. Der gewaltige Schwarm flog dicht über ihrem Kopf hinweg und zwang sie augenblicklich auf die Knie. Obwohl sie mitten in der gleißenden Helligkeit stand, verdunkelten diese Massen an Vögeln diese Licht überflutete Decke für einen kurzen Moment komplett. Fast wie ein pechschwarzer Schleier, der über sie hinweggezogen wurde.

    Ihr Herz blieb fast stehen. Ganz zu schweigen vom penetrierten Trommelfell, durch das schmetternde Grollen hervorgerufen.

    Auch das Alien erlitt einen Schockmoment und ließ sofort von Frank ab. Doch kümmerte es sich nicht weiter drum, was mit den Vögeln war und stieg einfach über Frank drüber und verpasste Renée eine Schelle mit ausgestrecktem Arm.

    Obwohl sie es trotz aller Umstände noch schaffte, ihr Gewehr zum Blocken zu nehmen, traf sie die Pranke mit so einer Wucht, dass es die Frau sofort mehrere Meter wegschleuderte.

    Franks folgender Aufschrei war nun ihrem Schicksal gewidmet. Sofort rappelte er sich auf, nahm nun selbst die Gelegenheit wahr und versuchte Renée zu retten. Auch er nahm sein Gewehr und wollte gerade abdrücken. Da riss sich das Alien sofort wieder zu ihm um, holte dabei erneut mit dem Arm weit aus und verpasste auch ihm einen heftigen Schlag gegen den Oberkörper.

    Aber er blieb standhaft. Der Angriff zwang ihn lediglich auf die Knie, entriss ihm aber völlig die Orientierung. Arme und Brustkorb durchfuhren höllische Schmerzen. Sie raubten ihm den Atem. Er keuchte verkrampft und suchte panisch nach seinem Gewehr, das vor ihm im Gras lag. Er konnte es nicht finden. Augenrauschen!

    Renée gelang es, sich von der Rückenlage in eine halbwegs stabile hockende Position zu quälen und verpasste dem Alien eine weitere Kugel. Ein glatter Volltreffer! Durch purem Zufall hatte sie eine der wenigen Weichstellen am Rücken erwischt.

    Franks Hände fanden die Waffe wieder und pressen sie fest an seinen Körper. Das Grieseln in seinen Augen wurde weniger. Er ließ keine Zeit verstreichen und humpelte, sich auf dem Gewehr abstützend, mit etwas Abstand zum Alien zu Renée rüber. Vom Adrenalin überschüttet blendete er jegliche Schmerzen aus und sein anfänglich noch schwerfälliger Gang wandelte sich zu einem entschlossenen Sprint. Wie in einer fließenden Bewegung ging sein Körper von kriechender Position in die Aufrechte über, die Augen zielstrebig auf Renée gerichtet. Ihre krächzenden Schreie und Rufe erreichten ihn nur dumpf. Sein Gehör war stark gedrosselt, die Augen dafür umso geschärfter. Der Tunnelblick schlug eine Schneise durch die von kantigem Kontrast geprägte Umgebung.

    Gerade als er das Alien passiert hatte, ging es wieder zum Angriff über und trieb sie beide direkt in Richtung der Rampe. Auch wenn Renée dem Ungetüm noch zwei Kugeln in die Brust jagte, ließ es sich nicht aus dem Konzept bringen und stürmte weiterhin, diesmal mit vier Extremitäten voran, auf sie zu.

    Sie sahen keinen Ausweg mehr, sie rannten blindlings die Rampe hinauf, direkt ins Schiffsinnere.

  • Part 15

    Zuvor noch vom starren Licht geblendet, verdunkelte sich schlagartig die Umgebung, als sie den höchsten Punkt der Rampe erreichten. Als wären sie über eine unsichtbare Schwelle getreten, kehrte sich alles von dröhnendem Weiß in stilles Schwarz um. Ihre Augen mussten sich vorerst an diese abrupte Veränderung anpassen. Das Alien im Nacken und vor ihnen eine unbekannte Umgebung. Schnell machten sie ihre Stirnlampen an, um wenigstens etwas Licht ins Dunkel bringen zu können.

    Unter ihren Füßen waren hexagonale Metallgitter, aus denen kalter Rauch aufstieg. Um sie herum offenbarte sich ein großer Raum, der geschätzte dreißig Meter im Quadrat maß. Weit über ihren Köpfen die Decke, ebenfalls aus diesen Gittern sowie Rohren und Metallstreben bestehend. Und auch dort quoll dieser eiskalte Rauch heraus und zirkulierte durch den ganzen Raum. Hier war auch alles aus demselben Material wie die Außenhülle angefertigt. Es fühlte sich auch genauso an.

    Renée versuchte stets ein Auge auf die Rampe gerichtet zu halten, um das weitere Vorhaben des Aliens im Blick zu haben. Aber es hatte offenbar nicht die Absicht, ihnen ins UFO zu folgen. Es blieb draußen an der Rampe stehen. Dann drückte es sie zu, bis nur noch ein kleiner Spalt von etwa zwanzig Zentimeter zu sehen war. Das gleißende Licht strahlte nur noch gebrochen hindurch und leuchtete den Innenraum minimal aus. Nur wenige Sekunden später hörten sie, wie das Alien den Jeep unter die Rampe schob und diese damit blockierte.

    Das Pärchen war nun gefangen.

    Rücken an Rücken verharrten sie an dieser Stelle, um sich im Notfall gegenseitig Deckung geben zu können. Aber sie mussten ihren Augen Zeit geben, sich an dieses Dämmerlicht zu gewöhnen. Und auch an die Geräuschkulisse, die sie erst jetzt so richtig wahrnehmen konnten. Aber sie wünschten sich schnell, es wieder ausblenden zu können.

    Ein monotones, gleichförmiges Schlagen vibrierte ihnen entgegen. Hier ein leises Zischen und Brummen, dort ein verstörendes Summen. Stellenweise zeigten sich kleine LEDs und andere blinkende Objekte. Schmale Linien aus dumpfem Licht, die grob die Ecken und Kanten abgrenzten.

    Aber das Alien war nicht zu hören. Offenbar hatte es sich wieder in den Wald begeben oder sich anderen Dingen zugewandt.

    „Und was jetzt?“, flüsterte Renée, im Hinterkopf stets den Gedanken an das Alien.

    „Keine Ahnung.“ Franks Stimme klang ebenso besorgt aber auch etwas genervt. „Mein Plan war ja nicht mal, überhaupt hier reinzugehen.“

    „Aber jetzt sind wir hier. Also was nun?“

    „Das Schiff erkunden?“, fragte er zögerlich. „Vielleicht gibt es noch einen anderen Ausgang. Oder irgendwas, das uns vielleicht einen Vorteil verschaffen könnte.“

    „Was?!“, keuchte sie und riss sich zu ihm herum, verpasste ihm dabei einen kleinen Schlag auf die Schulter. „Nicht dein Ernst oder?!“

    Er zuckte zusammen und stupste mit dem Ellenbogen leicht zurück. „Also ich habe keine Lust, hier auf meinen Tod zu warten.“

    Schweigen …

    Tiefes Schnaufen und Naserümpfen …

    Entnervtes Stöhnen und weiteres Schweigen …

    Aber das machte es nicht besser. Im Gegenteil, diese Umgebung dämpfte sogar noch die Entscheidungsfindung!

    Alles drehte sich in ihren Köpfen. Zu viele neue Eindrücke auf einmal. Zu starke Finsternis, um klare Gedanken fassen zu können. Ein Anflug von Wahnsinn schlich sich in Renées Gehirn ein und verschaffte ihr verstörende visuelle und akustische Wahrnehmungen. Das musste sie unbedingt vermeiden, in dieser Situation eine Panikattacke zu erleiden. Wenn Frank es gelingen konnte, in solchen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren, warum sollte das nicht auch ihr gelingen können?

    Noch bevor es zum geistigen Kollaps kam, durchbrach sie diese Wand und säuselte: „Also gut, wohin gehen wir?“

    Frank reagierte nicht sofort. Er ließ einige Sekunden verstreichen. Auch er hatte mit sich zu kämpfen gehabt, nicht in ein bodenloses Loch der Ausweglosigkeit zu fallen. Und außerdem wollte er sie zum Schur noch etwas zappeln lassen.

    „Frank“, startete sie einen zweiten Versuch, „geh' voran, ich folge dir.“

    Und er gab nur ein knappes „Okay“ wieder.

    So richtig überzeugt von seinen Vorschlag war es jedoch nicht mehr, aber kam ihrer Bitte trotzdem nach und folgte den Rohren nach rechts. Bedächtig machte er einen Schritt nach dem anderen und erkundete weiter den großen Raum. Auch wenn die Stirnlampen nicht so viel Licht spendeten, konnten sie trotzdem genug von der Umgebung offenbaren, um sich ein Bild davon machen zu können. Seltsame Objekte waren vorzufinden, die man nur schwer interpretieren konnte. Die meterhohen Metallkisten waren nahezu die einzigen Gegenstände, die man gut zuordnen konnte.

    Fußballgroße Sphären, ebenfalls metallisch glänzend, sowie eigenartige Konstruktionen und filigrane Gerüste, die aussahen wie futuristische Apparaturen oder Fetisch behaftete Foltergeräte. Und zwischen diesen Sachen jede Menge Unrat und Metallschrott. Alles eingehüllt in Rauch und Schwärze.

    Sie folgten weiter der Wand und kamen an eine Art Durchgang. Große gewölbte Metallstreben formten mit Nieten und Verbindungsstangen einen ovalen Schacht, der in einem Bogen weiter durchs Schiff führte. Es sah aus wie ein Rundgang.

    Jeder Schritt kostete sie weitere Überwindung, an ihrem Vorhaben festzuhalten und nicht wieder nach hinten zu fallen.

    Diese Unmengen an eisigem Rauch, der zentimeterdicke abgesetzte Raureif und das gebrochene Glitzern des Metalls gepaart mit einem Dunkelrot und einer Geräuschkulisse wie in einem Stahlwerk verwandelten diesen Ort in eine Kombination aus einem Schockfroster und Kesselraum. Durch die winzigen Eiskristalle in der Luft zersprang dieses markante Rot in eine körnige Struktur. Man fühlte sich wie in einem U-Boot, nur mit noch stärkerem Spektralfilter.

    Aber trotz allem kam ihnen die Umgebung in groben Zügen nicht allzu fremd vor. Es wirkte alles sehr technisch und rustikal, was auch der Überdimensionierung zuzuschreiben war. Wenn es in menschlichen Größenformat gewesen wäre, hätte es sie vermutlich deutlich mehr abgeschreckt und eingeengt. Das bedeutete aber nicht, dass sie nicht trotzdem Angst hatten, jeden Moment in eine Situation zu geraten, in der sie keinen Ausweg mehr sehen würden.

    Sie kamen an eine Kreuzung. Aber Frank überlegte nicht lange, welchen Weg er gehen sollte, sondern ließ sich von seinen Instinkt leiten. Oder vielleicht auch unterbewusst von dem am wenigsten bedrohlich wirkenden Schacht anziehen.

    Aber schnell wurde er eines Besseren belehrt. Denn so friedvoll das gedimmte orange dort Licht auch wirkte, es offenbarte ihnen schnell einen schauderhaften Anblick. Kaum passierten sie die Grenze von der Finsternis zum Licht, sahen sie große Behälter oder Röhren an den Wänden aneinandergereiht. Sie sahen aus wie Badewannen oder überdimensionierte Einwegflaschen. Denn einige von ihnen waren offen und andere geschlossen. Wo den Raum selbst das orange Licht einnahm, beschien eher ein stechendes Eisblau diese Kapseln. Wo sonst im ganzen Schiff eher dieser kalte Rauch präsent war, quoll aus diesen Dingern dagegen ein lauwarmer Dunst und verschleierte das Innere. Aber was das Pärchen bereits sehen konnte, waren jede Menge Schläuche und Drähte, die dort hineinragten. Und neue Geräusche drangen ihre Ohren.

    Nicht mehr dieses ständige Hämmern und Zischen, sondern eher ein Blubbern oder leises Plätschern. Kaum wahrnehmbar, wenn man nicht direkt neben eines dieser Becken stand. Als ihre Blicke nach unten zum Fußboden wanderten, sahen sie verdächtige Flecken und Spuren. Sie zogen sich durch den kompletten Gang bis in diese Behälter hinein. Frank untersuchte sie genauer, während Renée sich einem dieser Behälter zuwandte. Mit den Händen fächerte sie leicht den Dampf weg, um einen Blick tiefer hinein zu erhaschen.

    Aber was ihre Augen dann sahen, versetzte sie schlagartig in Panik. Wie in Zeitlupe hörte sie im Hintergrund Franks Stimme und schaute zugleich wie hypnotisiert in den aufbrechenden Dunst.

    „Es ist Blut“, vernahmen ihre schwer überreizten Ohren.

    Ein Gesicht zeigte sich. Ein menschliches Gesicht. Geschlossene Augen, komplett mit Flüssigkeit bedeckt und aus Mund und Nase ragten Schläuche und dünne Fäden heraus. Überall aus dem fahlgrauen Gesicht ragten filigrane Drähte heraus.

    Renée zuckte heftig zusammen, machte einen großen Satz nach hinten und presste sich ruckartig die Hand vor den Mund, um ihren folgenden Schrei zu dämpfen. Ihre Knie schlotterten. Schlagartig verlor sie den Halt, ließ das Gewehr aus der Hand fallen und stolperte rücklings zur hinteren Wand. Krampfhaft stemmte sie sich mit der anderen Hand am eiskalten Metall ab und rutschte langsam auf die Knie.

  • Part 16

    Frank ging schnell zu ihr und versuchte sie noch abzustützen. Was sie erlebt hatte, wusste er noch nicht, aber er wusste, dass ihre Reaktion nicht allein auf seine Aussage zurückzuführen war.

    Im letzten Moment gelang es ihm, ihren Oberkörper zu umpacken und ihr Zusammenbrechen abzufangen.

    Ihre Lippen waren fest aufeinander gepresst und ihre Augen blickten starr nach unten. Ihr ganzer Oberkörper wurde schlapp und wäre ohne Franks Hilfe in sich zusammen gesackt.

    Sanft umschloss er ihr Gesicht und sprach ihr beruhigende Worte zu. Er versuchte, ihren Fokus auf sich zu lenken. Er spürte es am eigenen Leib, wie sehr sich ihre Anspannung auch auf ihn übertrug. Auch ihn ereilten Anflüge von Panik und Zweifel. Dieses Schiff, diese Umgebung hatte etwas Düsteres an sich. Es bräuchte nur einen Auslöser zu viel und das mühselig zusammengehaltene Nervenkostüm würde in sich zusammenfallen. Und genau das wollte Frank ihnen beiden ersparen.

    Immer mehr ging er auf sie ein, wischte ihr zärtlich über die Wangen. Seine geflüsterten Worte zeigten langsam Wirkung. Sie begann zustimmend zu nicken und versuchte seine Worte nachzusagen. Tief Ein- und Ausatmen. Den Fokus nicht verlieren, Augenkontakt beibehalten.

    Noch einige Minuten nahm es in Anspruch, bis sie wieder ihren Körper unter Kontrolle hatte. Händchenhaltend gingen sie nun gemeinsam zum Becken und schauten nach, was es mit diesem menschlichen Gesicht auf sich hatte. Renée hatte immer noch Bammel vor diesem schauderhaften Anblick, war aber zugleich auch neugierig.

    Aber selbst der zweite Blick auf dieses Gesicht war mit Unbehagen behaftet.

    Frank verzog auch eine Miene und war leicht angewidert. Weniger vom Anblick, sondern eher vom Gedanken her, dass es ein Mensch war. Beim genaueren Betrachten erkannten sie weibliche Züge. Die Wangenknochen.

    Es war eine junge Frau mit langen, leicht gekräuselten Haaren und etwas dunklerer Haut. Auch wenn diese durch die tiefblaue Flüssigkeit im Becken nur schwer als solche zu erkennen war. Und die Luft, die zu stark von Nebel und dem stechendem Licht gesättigt war, trug auch dazu bei.

    Abwärts vom Hals war absolut nichts mehr zu sehen. Das trübe Tintenblau war zu intensiv.

    Aus Mund und Nase, zwischen den Schläuchen und Fäden quollen leichte Luftblasen heraus.

    „Ist das Cynthia?“, fragte Renée schockiert und konnte das schmale Gesicht nur mit großem Ekel betrachten.

    Frank kramte aus den Untiefen seines Rucksacks das Portmonee hervor, was sich unter diesen Lichtbedingungen als sehr schwierig herausstellte. Dann verglich er den Ausweis mit dem jungen Frauengesicht.

    „Ich befürchte, ja“, schnaufte er bedauernd und zeigte ihr das Bild hin.

    Nur flüchtig erfassten ihre Augen das Portrait. Das reichte für sie auch, mehr wollte sie davon nicht sehen.

    Sie wusste nicht, ob sie nun fröhlich oder noch trauriger sein sollte. Lebendig sah Cynthia nicht gerade aus. Aber wirklich tot auch nicht. Wieder rumorte es in ihrem Kopf. Schreckliche Bilder. Verstörende Bilder. Vom Unfallort, dem Alien und Cynthia.

    Ob sie noch gelebt hatte, als das Ding sie entführt hatte?

    Sofort begannen sich Tränen zu bilden. Krampfhaft versuchte sie, weitere zu unterdrücken. Sie wollte nicht schon wieder in diesen deprimierten Zustand verfallen. Nicht jetzt und nicht hier.

    Frank wollte gerade auf sie eingehen und ansprechen, da schüttelte sie den Kopf und löste ihre Hand von seiner. Sie brauchte erst mal ein paar Minuten für sich selbst. Sie brauchte die Chance, sich auf diese Situation alleine einstimmen zu können.

    Er respektierte das, gab ihr noch einen Kuss auf die Wange und ließ sie allein. Er erkundete weiter die Apparaturen und Umgebung. Die Schläuche und Drähte, die aus den Öffnungen kamen, sammelten sich an einer Art Pumpe oder Verteiler in Form einer kopfgroßen Kugel, die sich knapp einen Meter über dem Becken befand. Von dieser aus verliefen wieder Schläuche und Kabel weiter durch den Raum. Aber es wirkte alles etwas provisorisch platziert.

    Frank verfolgte mit der Kopflampe weiter der Kabellage und wurde zu einem weiteren Kanister gelotst. Anders als beim ersten Behälter, in welchem Cynthia horizontal lag, befand sich in dieser Röhre ein menschlicher Körper in senkrechter Position. Und wenn Frank dachte, der Anblick Cynthias war schon verstörend genug, wurde er hier eines Besseren belehrt. Das raubte sogar ihm den Atem.

    Das eisblaue Licht reflektierte sich an der Schutzglasinnenseite, zeigte diesmal aber etwas mehr vom Inneren der blauen Flüssigkeit. Frank konnte klar genug erkennen, wie diese Person aussah. Rote Haare, Flanellhemd und Jeans.

    Ein Kloß bildete sich in seinem Hals, den er selbst mit kräftigem Schlucken nicht wegbekam. Zuerst glaube er, seine Augen würden ihn nach all dem ganzen Mist einen Streich spielen, aber selbst nach mehrmaligen Blinzeln und Reiben veränderte sich das Gesehene nicht.

    „Renée!“, rief er und blickte über die Schulter zu ihr zurück.

    Sofort riss sie sich herum und sah ihn sie zu sich winken.

    „Du wirst nie glauben, wer hier ist“, rief er weiter und winkte noch energischer.

    Mit immer noch starkem Unwohlsein ging sie zu ihm und wischte sich währenddessen noch die letzten Tränen von den Wangen.

    Frank deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die Röhre vor sich, strich ihr aber zugleich über die Schulter, als sie ihn passierte. Er wollte sie eigentlich damit zurückhalten, aber es war zu spät. Sie erkannte die Person auch sofort wieder und blieb sofort wie angewurzelt stehen.

    „Rob?!“ Entsetzt starrte sie den Jungen an und ließ das Gewehr als Stütze zu Boden sinken. „Aber wieso?“

    Frank hakte nochmal nach: „Er war doch tot, oder?“

    Sie nickte energisch und wäre am liebsten wieder in Tränen ausgebrochen.

    „Aber was macht er dann hier?“

    Renée schüttelte nur noch mit dem Kopf und winkte ab. „Ehrlich gesagt will ich das gar nicht wissen! Und ich will mich damit auch nicht weiter befassen.“

    Bereuend senkte Frank den Kopf und stimmte ihr mit vorsichtigem Nicken zu. Er wollte wieder ihre Hand nehmen, aber sie lehnte wortlos ab. Ihre gespitzten Lippen und der abfällige Blick waren für Frank ausreichende Anzeichen, sie vorerst nicht weiter zu belästigen. Ob sie auf ihn böse war, konnte sie nicht bestätigen. Aber mit sich selbst war sie auch nicht zufrieden. Einerseits begrüßte Etwas tief in ihr dieses Erlebnis hier, aber der Großteil ihrer Gedanken sträubte sich gegen den ganzen Prozess, der gerade ablief. Sie spürte immer mehr, dass das alles real war. Und genau das fuchste sie so sehr.

    Sie untersuchten die anderen Bottiche und fanden noch zwei Männer. Und sogar einen Hund. Einen Labrador. Aber die sahen auch nicht gesünder aus. Doch der eine Mann schien zu leben. Zumindest bewegte sich sein Brustkorb leicht.

    Frank bedeutete ihr mit einer Handgeste, eventuell Fotos davon zu machen. Was sie zuerst mit einem Kopfschütteln ablehnte. Aber so abartig der Gedanke auch war, war es ein wirklich außergewöhnliches Motiv. Allein schon als Beweismaterial, oder um Leute zu schocken. Die Lichtverhältnisse waren natürlich alles andere als optimal, aber es sollte auch nicht perfekt werden.

    Je mehr sie sich mit der Umgebung auseinandersetzten, umso mehr konnten sie sich ein Bild vom Ganzen machen. Anscheinend war alles zusammenhängend miteinander vernetzt, aber eindeutig nicht fest installiert. Denn viele der Kabel und Schläuche schienen nur behelfsmäßig verlegt worden zu sein. Überall gab es irgendwas, das völlig absurd wirkte, blubberte, blinkte oder zischte.

  • Part 17

    „Was ist das hier?!“, fragte Renée verdutzt und schockiert zugleich. „Was sind das für Apparaturen?“

    Frank rümpfte hart die Nase. „Ich will nichts mutmaßen. Rob war definitiv tot gewesen. Also warum sollte er dann hier sein?“

    Fragend schauten sich beide an.

    Und allmählich formten sich bei Renée von Ekel geplagte Gesichtszüge. „Denkst du etwa, sie werden für Experimente missbraucht?“

    Und genau das wollte Frank nicht hören. Reflexartig riss er die Augen auf, fokussierte seine Gefährtin und kehrte dann in sich. „Möglich … Wie gesagt will ich nichts mutmaßen.“

    „Garantiert ist das so!“, sagte Renée bestimmt und blickte zurück zu Cynthia. Der Gedanke daran und das bei dieser jungen Frau stimmte sie zutiefst traurig.

    Frank folgte dem Gang weiter. Seine Gefährtin hatte andere Pläne, sie fühlte sich zu Cynthia hingezogen. Obwohl sie zuvor dagegen war, überhaupt einen näheren Blick zu riskieren, beschäftigte sie das Schicksal dieser jungen Dame einfach zu sehr. Sie wollte mehr darüber in Erfahrung bringen, was genau hier passierte. Vielleicht würde sie herausfinden können, ob Cynthia lebte oder nicht. Aber dafür müsste sie wohl oder übel wagen, den Körper genauer zu untersuchen. Den Körper im Bottich.

    Sie kramte aus ihrem Rucksack eines ihrer Shirts hervor und wickelte es sich um Hand und Unterarm. Auch wenn der Körper der Teenagerin in dieser dunklen Flüssigkeit lag, hatte Renée etwas Bammel davor, was dieses Zeug eventuell mit ihrer Haut anstellen könnte.

    Anfänglich traute sie sich nur mit den Fingerspitzen hinein. Es fühlte sich ölig und kühl an, mit niedrigviskoser Konsistenz. Es rief keine spontanen Reaktionen oder Irritationen hervor.

    Steckte ihren ganzen Unterarm in das Becken hinein und begann vorsichtig, Cynthias Körper eingehender zu untersuchen. Das unfreiwillige Starren in die seelenlosen Augen verpasste ihr ein Horrorerlebnis, das ihr vermutlich einige schlaflose Nächte bescheren würde. So sehr sich Renée auch anstrengte, viel konnte sie nicht in Erfahrung bringen. Kein Herzschlag, keine Atmung, keinerlei Reflex. Zu glitschig und unnatürlich war dieses Sekret. Und ständig schwappte es auf sie und in Cynthias Gesicht und floss zäh von der gebräunten Haut. Die kleinen Blasen aus dem Mund, die sich zu feinem Schaum aufbauschten, komplettierten diesen traumatisierenden Anblick. Renée spürte, wie sich ein Würgereiz ankündigte. Sie konzentrierte sich und versuchte, an die schöne Landschaft außerhalb dieses Horrorkabinetts zu denken.

    „Hier ist noch jemand!“, rief Frank. Der Lichtkegel seiner Stirnlampe zeigte direkt zu Renée, die das als Anlass nahm, nun doch von Cynthia abzulassen.

    Sie nahm den Arm wieder aus dem Becken und wischte sich mit dem Shirt die ölige Flüssigkeit so gut es ging ab. Sie wusste spontan eh nicht, wie sie der jungen Frau hätte helfen können.

    Noch ein letztes Mal blickte sie zurück zum blau beleuchteten Becken, konnte aber durch den sich stetig ausbreitenden Nebel nichts erkennen. Aber der Gedanke reichte ihr schon, um ihr wieder einen kalten Schauer über den Rücken zu geben.

    Entschlossen und ohne weiteren Zwischenstopp ging sie zu Frank rüber und schmiss unterwegs das Shirt angewidert auf den Boden. Sie passierte Rob und die anderen leblosen Personen. Bei jedem dieser Körper spürte sie ein tiefes Unwohlsein, als würde irgendwas Schreckliches passieren.

    „Vorsicht!“, meinte Frank bestimmend und streckte ihr zurückhaltend die Hand entgegen. „Es könnte dich verstören!“

    „Was ist los? Warum?“ Sie konnte sich nicht bremsen. Seine Warnung war ihr egal.

    Aber sofort hätte sie sich gewünscht, doch auf ihn gehört zu haben. Denn was sie sah, war eine weitere Teenagerin. Aber sie war nicht in so einem Becken, sondern lag wie ein Fötus zusammengekauert auf dem kalten Gitterrost. Und Renée begriff auch schnell, worauf ihr Freund hinaus wollte. Denn die junge Frau war vollkommen nackt!

    So sehr es Renée auch schockierte, sie konnte sich nicht zurückhalten und inspizierte die nackte Frau genauer. Langes blondes Haar, zerzaust und völlig verklebt. Schlanker Körperbau, sehr heller Teint. Auf der Haut befand sich ein dünner Film schmieriger Substanz, die der tiefblauen Flüssigkeit ähnelte. Die Teenagerin ließ sich genauso glitschig anfassen wie einen Fisch. Das knallrote Licht brachte sie zum Glänzen. Die Haut im Brustbereich, Hals und Oberarmen war mit großen Blutergüssen und Prellungen übersät. Aber auch der Rest des Körpers sah sehr mitgenommen aus. Viele Schnittwunden, abgescheuertes Gewebe und schwarze Sprenkel. Bei ihr ragten ebenso am ganzen Körper Schläuche, Kabel und Drähte heraus. Mund, Nase und Bauch. Leider auch aus dem Unterleib, was man schon beim ersten Blick zu genau sehen konnte. Alles zusammen wirkte so grotesk und fremd, als könne es einen extrem abartigen Fetisch bedienen.

    Frank blieb während der gesamten Zeit von der jungen Frau abgewandt. Allein schon aus Respekt. Allein dass er sie zuerst gefunden hatte, waren ihm Bilder genug im Kopf.

    „Könnte das Alys sein?“, fragte Renée.

    Ein dumpfes Krachen drang an ihre Ohren, kaum wahrnehmbar im kompakten Klangteppich.

    „Vermutlich“, merkte Frank knapp an und packte seine Partnerin am Arm. „Lass uns von hier verschwinden.“

    „Aber wir können sie doch nicht so zurücklassen!“ Mit einer großen Armbewegung drückte sie seine Hand von ihr weg.

    „Was willst du denn tun?“

    „Keine Ahnung!“, schnaufte sie und starrte hilflos auf den geplagten Körper vor sich. „Aber wenigstens mehr als gar nichts …“

    „Das Ding ist wieder da!“, knurrte Frank bestimmt und zerrte härter an ihrer Schulter.

    Sie sahen, wie sich ein bleicher Schatten am Gangende auftat und langsam intensiver wurde. Das Stampfen wurde immer klarer und lauter und ein tiefes Brummen schwang dazu.

    Renée hatte es noch immer nicht geschafft, auch nur einen Handschlag am Körper der Frau zu tun und musste die Flucht antreten. Sie schnappte sich ihr Gewehr, stand auf und folgte Frank. Er hatte keinen blassen Schimmer, wohin der Gang weiterführen würde, sah aber keinen anderen Ausweg.

    Die Aufmachung der Umgebung zog sich weiter fort mit all den Schläuchen, Kabeln und kaltem Dampf. Das rote Licht wurde intensiver und brach nun auch von unten her durch die hexagonalen Metallgitter durch. Sie fühlten sich immer mehr wie in einem U-Boot unter Gefechtsbedingungen, nur hundertfach durch Panik verstärkt.

    Sie kamen an eine weitere Kreuzung, entschieden sich aber spontan für den direkten Weg geradeaus weiter. Und nach wenigen Schritten veränderte sich die Umgebungsstimmung drastisch. Das rote Licht verschwand und wurde durch das grelle Weiße ersetzt, das aber nur spärlich wenige Akzente setzte. Wie im Frachtraum definierten sie nur die Ecken und Kanten der hohen Wände. Tiefe einnehmende Schwärze umgab sie und verdrängte für sie das wenige Licht. Sie spürten den eisigen Nebel eher, als dass sie ihn sehen konnten. Ein monotones Summen begleitete sie und bohrte sich in ihre Köpfe. Jeder Schritt schien sie in eine neue Welt zu bringen, obwohl sich nicht wirklich was veränderte. Nur kleine Akzente und schwache Nuancen, die aber addiert immer neue Wahrnehmungsebenen kreierten.

    Plötzlich stürzte Frank zu Boden. Renée konnte noch im letzten Moment einen großen Sprung über ihn machen und federte sich ab. Aber sie trat auf etwas und rutschte weg. In einer Grätsche stützte sie sich mit den Händen vom Gitterrost ab und schaute nach ihrem Freund.

    Er lag ungelenk am Boden und hielt sich das Schienbein. Neben ihm sah sie jedoch einen weiteren Körper. Aber in dieser Finsternis konnte sie nichts Klareres erkennen. Nur ein blutverschmiertes Gesicht, das sich im stechenden Lichtkegel kantig offenbarte. Die Augen waren weit geöffnet, der Mund nur leicht.

    Frank ließ keine Zeit verstreichen, rappelte sich langsam wieder auf und humpelte weiter. Renée schluckte den Schock runter und folgte Frank sofort. Zu viele leblose Körper und zu viele abartige Dinge geschahen hier. Sie wollten damit nichts mehr zu tun haben. Sie wollten einfach weg von hier!

  • Hey Zarkaras Jade,

    ich lese weiterhin eifrig mit, schaffe es aber leider erst jetzt, auch mal wieder eine konkrete Rückmeldung zu geben. Ich beziehe mich im Folgenden auf Part 11–17.

    Mir gefällt Deine Art, Action-Sequenzen zu schreiben, sehr gut! Die Szenen sind anschaulich beschrieben, sodass man sich den Kampf – nein eher: die Kämpfe – gegen das Monstrum sehr gut vorstellen kann. Dabei haben die Beschreibungen für mein Empfinden genau das richtige Maß, um das Pacing nicht ins Stocken zu bringen. Sehr schön!

    Gefallen hat mir auch, wie Renée und Frank das UFO entdecken: Der Fokus auf ihre Gefühlswelt gibt dem Ganzen noch einmal zusätzlichen Schwung. Es geht hier nicht nur um das UFO, sondern darum, wie das Auffinden eines solchen Gefährts mit der (bisherigen) Weltanschauung des Pärchens vereinbar ist (oder nicht). Dadurch wiederum fühle ich mich nah an den Figuren dran.

    Das Interieur des UFOs ist ebenfalls toll beschrieben und sorgt für eine schaurige Atmosphäre. Ich habe mich bei jedem Gang, den das Pärchen nimmt, gefragt, was wohl um die nächste Ecke auf sie wartet. Sehr spannend!

    Allerdings bin ich stellenweise ein bisschen hängengeblieben, was die Motivation von Renée und Frank anbelangt. Ich packe meine Gedanken dazu mal in einen Spoiler, weil ich befürchte, dass das sehr lang wird. Aber ich möchte halt auch gescheit erklären, was ich meine und nicht einfach nur einen Einzeiler hinterlassen von wegen "Motivation unklar!"

    Gedanken zu Zielen, Motivationen und Konflikten

    Natürlich gilt: Das Folgende ist bloß mein subjektives Empfinden. Kann auch sein, dass ich jetzt gleich völligen Mumpitz erzähle. Ebenso ist es möglich, dass meine Eindrücke allein dem Umstand geschuldet sind, dass ich Part 11–17 fast in einem Rutsch gelesen habe und daher die Kontinuität besonders präsent ist.

    Beim Lesen hatte ich stellenweise das Gefühl, dass sich die Motivationen, Ziele und Konflikte unserer Helden recht "sprunghaft" entwickeln. Was mir da ein bisschen gefehlt hat, ist ein Übergang von "Wir verfolgen Plan A!" zu "Nein, wir verfolgen Plan B!".

    Ich versuche einmal, das an konkreten Textstellen festzumachen und möglichst anschaulich zu erklären.


    Part 12

    Zitat von Zarkaras Jade

    Ihre Egos waren angekratzt und nun wollten sie das Ding aktiv jagen gehen. Sie wollten endlich wissen, um was es sich handelte. Ein unbekanntes Wesen, das eindeutig Anzeichen von Intelligenz aufwies und kein Mensch war?

    Obwohl sie extremst erschöpft waren, wollten sie keine Zeit vergeuden und machten sich sofort auf dem Weg. Zu ihrem Glück reflektierte das silbrige Sekret gut das Stirnlampenlicht. Sie brauchten nur in die Nacht leuchten und dieser Spur folgen.

    Verbluten würde das Monster bestimmt nicht so schnell, aber es war eindeutig böser Natur und würde es wieder versuchen, sie arglistig anzugreifen. Und offensichtlich war es auch lernfähig. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis es auch sie überlisten könnte. Und dann würde es ihnen einen umso grausameren Tod bereiten.

    Hier beschließen Renée und Frank, das Monster zu jagen. Der Grund ist klar: Tun sie es nicht, wird das Monster die beiden zuerst finden und töten. So weit, so gut – für mich absolut nachvollziehbar!


    Part 13

    Zitat von Zarkaras Jade

    Eine gute viertel Stunde dauerte es, bis sie sich damit abgefunden und ihre Ängste überwunden hatten. Und bisher hatte sich das Alien - wie sie es nun sicherlich nennen konnten - auch noch nicht gezeigt. Ob es vielleicht in dem Raumschiff auf sie wartete? Andererseits konnte es auch schon wieder im Wald umherschleichen und ihnen bereits im Nacken sitzen

    Ich hatte eingangs geschrieben, dass es mir gut gefallen hat, wie Du die Gefühlswelt des Pärchens beschreibst und wie die beiden versuchen, damit klarzukommen, dass sie ein waschechtes UFO entdeckt haben. Dabei bleibe ich auch. Allerdings kommt der oben zitierte Text relativ spät dran, sodass das Monster zunächst nicht mehr im Fokus steht.

    Ganz überspitzt formuliert: Renée und Frank sehen das UFO, durchleben 15 Minuten Gefühlswirrwarr und dann fällt ihnen ein, dass da ja noch das Monster ist, das ihnen just in diesem Moment auflauern könnte.

    Selbstverständlich kann man als Gegenargument anführen, dass es mit Logik nicht weit her ist, wenn man soeben ein UFO entdeckt hat.


    Part 14

    Zitat von Zarkaras Jade

    Sie erreichten eine Stütze und Renée konnte es sich nicht nehmen lassen, sie abzutasten.

    Zitat von Zarkaras Jade

    Renée versuchte weiterhin, soviel wie möglich in Fotos festzuhalten.

    Die Furcht vor dem UFO ist überwunden. Auch hier ist das Monstrum erst einmal nicht mehr so sehr Gegenstand der Handlung. Der Fokus liegt auf dem UFO, das dem Pärchen einstweilen eine dringlichere Angelegenheit zu sein scheint als das Monster. Das ist für mich nicht ganz leicht nachzuvollziehen, da das UFO – anders als das Monster – den beiden nicht an den Kragen will. Es ist ja einfach nur da.

    Zitat von Zarkaras Jade

    Noch war es ein gutes Stück von ihnen entfernt, allein die leuchtenden Augen verrieten es.

    „Warum macht es das?“, fragte Renée und knipste ein paar Fotos.

    Das Monster kommt wieder ins Spiel und wird abermals als akute Bedrohung eingestuft.

    Was ich mich beim obigen Zitat gefragt habe: Ist es nicht ein wenig riskant, Fotos zu machen? Das Knipsen verursacht ja ein Geräusch und ggf. einen Lichtblitz. Da hätte ich Angst, dass ich mich dadurch verraten und die Aufmerksamkeit des Monsters auf mich ziehen würde :hmm:

    Zitat von Zarkaras Jade

    Sollten sie es wagen? Sollten sie sich wieder heraus trauen? Aber was sollten sie tun? Was konnten sie tun?

    Sie fühlten sich eindeutig nicht als die Jäger. Sie hatten zwar das „Nest“ der Bestie gefunden, aber ohne Bestie keine Jagd.

    Hier nun schlägt der am Ende von Part 12 formulierte Plan, das Monster zu jagen, ins Gegenteil um: Das Monstrum verschwindet im Wald und unsere Helden haben keine Ahnung, wie sie mit dieser unvorhergesehenen Entwicklung umgehen sollen.

    Auf mich wirken Frank und Renée dafür, dass sie sich mit Inbrunst für den Konfrontationskurs mit der Kreatur entschieden haben, recht rat- und planlos: Konkrete Handlungsoptionen fallen den beiden nicht ein.

    Zitat von Zarkaras Jade

    Eine kleine Stimme tief in ihnen hoffte immer noch, dass es diesmal ein Tier sei, aber als das markante Zischen wieder zu ihnen durchdrang, wurde dieser Gedanke sofort wieder verdrängt.

    Sie wussten, sie konnten nicht länger hier bleiben. Das Alien hatte sie gefunden.

    Nun bekommen Frank und Renée eigentlich genau das, was sie wollten: Das Monster ist zurückgekehrt – die Jagd kann eröffnet werden! Stattdessen aber ergreifen sie die Flucht.

    Mein "Problem" ist, glaube ich, dass das Vorhaben, Jagd auf das Monster zu machen, eher unscharf bleibt. Die genauen Konditionen sind mir noch nicht ganz klar (hoffe, ich habe sie nicht überlesen). Wie genau soll diese Jagd aussehen? Wollen Frank und Renée das Vieh erlegen, bevor es die beiden überhaupt entdeckt? Dann macht die Flucht Sinn, denn offensichtlich ist die Aussicht auf ein heimliches Vorgehen geplatzt.


    Part 15

    Zitat von Zarkaras Jade

    Das Pärchen war nun gefangen.

    Wieder verstrichen einige Minuten, in denen sich einfach nichts taten.

    Sie realisieren, dass sie in der Falle sitzen und tun nichts? Wirklich gar nichts? Nicht einmal Angst haben, da sie sich in einer sehr vertrackten Situation befinden? =O

    Zitat von Zarkaras Jade

    „Und was jetzt?“, flüsterte Renée, im Hinterkopf stets den Gedanken an das Alien.

    „Keine Ahnung.“ Franks Stimme klang ebenso besorgt aber auch etwas genervt. „Mein Plan war ja nicht mal, überhaupt hier reinzugehen.“

    „Aber jetzt sind wir hier. Also was nun?“
    „Das Schiff erkunden?“, fragte er zögerlich.

    „Was?!“, keuchte sie und riss sich zu ihm herum, verpasste ihm dabei einen kleinen Schlag auf die Schulter. „Bist du verrückt?!“

    Bei Franks Vorschlag fehlt mir die Antwort auf das "Warum?": Weswegen zieht er eine Erkundung des Schiffes in Betracht? Momentan liest es sich für mich ein bisschen so, als hätten die beiden nichts anderes zu tun. Und das könnte ja nicht ferner von der Wahrheit sein!

    Mir fallen zwei triftige Gründe ein, die eine Erkundung des Schiffes notwendig machen könnten:

    a) Die Bedrohung durch das Alien. Es ist ihnen bisher nicht ins UFO gefolgt, aber das könnte sich ja noch ändern. In dem Fall wäre es ratsam, ein geeignetes Versteck zu finden, bevor es sich dazu entschließt, ihnen nachzustellen. Vielleicht gibt es ja auch (futuristische) Waffen an Bord? Oder irgendetwas, das man zweckentfremden kann, um die Oberhand gegen das Vieh zu gewinnen?

    b) Die Blockade der Rampe. Auf unbestimmte Zeit in einem UFO gefangen zu sein, ist keine so prickelnde Aussicht. Da wäre die Suche nach einem alternativen Ausgang angeraten.


    Part 16

    Zitat von Zarkaras Jade

    Sie untersuchten die anderen Bottiche und fanden noch zwei Männer. Und sogar einen Hund. Einen Labrador. Aber die sahen auch nicht gesünder aus. Doch der eine Mann schien zu leben. Zumindest bewegte sich sein Brustkorb leicht

    Das ist ein sehr spannender Punkt! Dass einer der Männer sichtbare Lebensanzeichen zeigt, unterscheidet ihn von den anderen unfreiwilligen Passagieren. Hier habe ich mich gefragt, warum Frank und Renée nicht weiter über diesen Umstand nachdenken.

    (Angenommen natürlich, er lebt wirklich. Ich befürchte mal das Schlimmste und denke sofort an außerirdische Parasiten.)

    Den vorangegangenen Zeilen entnehme ich, dass das, was im UFO abläuft, derart verstörend ist, dass sich Frank und Renée nicht unbedingt mehr als notwendig damit auseinandersetzen möchten. Das ist für mich auch verständlich, wenn in Part 17 nicht Folgendes geschehen würde:


    Part 17

    Zitat von Zarkaras Jade

    Seine Gefährtin hatte andere Pläne, sie fühlte sich zu Cynthia hingezogen. Sie kramte aus ihrem Rucksack eines ihrer Shirts hervor und wickelte es sich um Hand und Unterarm. Auch wenn der Körper der Teenagerin in dieser dunklen Flüssigkeit lag, hatte Renée etwas Bammel davor, was dieses Zeug eventuell mit ihrer Haut anstellen könnte

    Zuvor wollte sich Renée nicht einmal Cynthias Passbild genauer anschauen. Nun aber geht sie so weit, in der unbekannten Flüssigkeit herumzufingern. Des Risikos ist Renée sich auch bewusst, denn sie versucht ja, ihren Arm vor etwaigem Schaden zu schützen.

    Meine Frage an den Text wäre hier: Wieso der Sinneswandel? Wozu das Risiko überhaupt eingehen? Was erhofft sich Renée davon?

    Zumal das Ganze ja ohnehin keine Früchte trägt:

    Zitat von Zarkaras Jade

    So sehr Renée auch anstrengte, viel konnte sie nicht in Erfahrung bringen.

    Zitat von Zarkaras Jade

    Sie nahm den Arm wieder aus dem Becken und wischte sich mit dem Shirt die ölige Flüssigkeit so gut es ging ab. Sie wusste spontan eh nicht, wie sie der jungen Frau hätte helfen können

    Renée hat insofern ein Risiko auf sich genommen, ohne daraus einen erkennbaren Nutzen oder Mehrwert erzielen zu können.

    Wie gesagt: Nur ein paar subjektive Gedanken. Meine Absicht ist auch nicht, den Text irgendwie schlechtzureden oder zu zerfetzen – ihn zu lesen macht mir ja schließlich Spaß :) Hoffe also, das kommt jetzt nicht falsch rüber :/

  • Hey Zarkaras Jade

    Ich bin auch wieder up to date :)

    Meine Anmerkungen packe ich mal in den Spoiler...

    Spoiler anzeigen

    Im Großen und Ganzen liest sich das schon ganz gut, finde ich. Allerdings bleibe ich immer mal wieder an bestimmten Textpassagen oder Formulierungen hängen.

    Acala hat das ganz gut auf den Punkt gebracht. Denn manchmal frage auch ich mich, warum die beiden Protas nun dieses oder jenes machen. Ihre Beweggründe erscheinen mir nicht immer schlüssig.

    Die Erkundung des Raumschiffes ist natürlich einerseits spannend und die ganzen schaurigen Dinge, die sie da entdecken. Allerdings wissen sie auch, dass sie in der Falle sitzen und dass das Wesen jeden Augenblick reinkommen kann...Meiner Meinung nach müsste da ein bisschen mehr Hektik rein. Sie müssten sich immer wieder umsehen, bei jedem Geräusch zusammenfahren...sie dürften sich wahrscheinlich auch nicht so lange mit den Leuten in den Kästen beschäftigen. Es scheint sonst so, als hätten sie die Ruhe weg. :hmm:

    Punkt 2: Nach wie vor komme ich mit den ständigen Perspektivwechseln nicht so gut klar. Werden in einem Moment noch Renees Gefühle geschildert, sind wir im nächsten Moment schon wieder bei Frank. Ich bin noch immer der Meinung, dass es dem Text gut täte, zumindest kapitelweise bei einem Prota zu bleiben.

    Punkt 3: Eine Formulierung, über die ich beim Lesen immer wieder gestolpert bin ist die mit dem "händchenhaltend" oder "sie hielten Händchen". Das klingt in meinen Ohren irgendwie ... keine Ahnung...ein bisschen nach Kindergarten :pardon: Vielleicht: Fest hielten sie einander an den Händen...oder Renee war nicht gewillt, Franks Hand loszulassen...oder was weiß ich. (vielleicht ist das auch Geschmacksache, aber ich lasse dich einfach mal an meinen Gedanken beim Lesen teilhaben ^^ )

    Ansonsten bleibt es spannend und es macht Spaß, das Pärchen bei diesem Abenteuer zu begleiten :)

    LG

    Rainbow

  • Salut,

    Es ist schon eine Weile her, seit ich die letzten Teile gelesen habe, daher habe ich leider keine spezifischen Verbesserungsvorschläge parat. Jedenfalls finde ich aber die Parts um- und im Raumschiff gut gelungen. Es liest sich spannend und die Reaktionen des Pärchens auf die Körper und die Sinnesüberladung finde ich nachvollziehbar. Auch der Umstand der Körper macht als Leser neugierig auf Antworten. Wozu werden sie gebraucht? Warum leben einige der Teenager noch und andere nicht? Warum sind einige bekleidet und andere nackt?

    Einzig der Fakt, dass die beiden im Raumschiff eingesperrt sind, geht in Part 16 und 17 etwas unter. Hier fehlt mir etwas das Gefühl der Dringlichkeit, einen Ausweg zu finden.

  • :hail: Danke Acala  Rainbow und Jufington für eure Kommentare, Anmerkungen und Anregungen! :hail:Lange hat's gedauert! Aber nun schreibe ich meine Antwort! :alien:

    Gedöns/Anmerkungen

    Allerdings bin ich stellenweise ein bisschen hängengeblieben, was die Motivation von Renée und Frank anbelangt. Ich packe meine Gedanken dazu mal in einen Spoiler, weil ich befürchte, dass das sehr lang wird. Aber ich möchte halt auch gescheit erklären, was ich meine und nicht einfach nur einen Einzeiler hinterlassen von wegen "Motivation unklar!"

    Acala hat das ganz gut auf den Punkt gebracht. Denn manchmal frage auch ich mich, warum die beiden Protas nun dieses oder jenes machen. Ihre Beweggründe erscheinen mir nicht immer schlüssig.

    Die Erkundung des Raumschiffes ist natürlich einerseits spannend und die ganzen schaurigen Dinge, die sie da entdecken. Allerdings wissen sie auch, dass sie in der Falle sitzen und dass das Wesen jeden Augenblick reinkommen kann...Meiner Meinung nach müsste da ein bisschen mehr Hektik rein. Sie müssten sich immer wieder umsehen, bei jedem Geräusch zusammenfahren...sie dürften sich wahrscheinlich auch nicht so lange mit den Leuten in den Kästen beschäftigen. Es scheint sonst so, als hätten sie die Ruhe weg.

    Einzig der Fakt, dass die beiden im Raumschiff eingesperrt sind, geht in Part 16 und 17 etwas unter. Hier fehlt mir etwas das Gefühl der Dringlichkeit, einen Ausweg zu finden.

    Ich finde es gut, dass ihr alle drei quasi dasselbe ankreidet. Das zeigt mir, dass ich an diesen Stellen noch etwas verändern muss/te.

    Ich habe mich auch bereits mit Acala nach ihrem Kommentar unterhalten und daraufhin den Text an einigen Stellen nochmal überarbeitet.

    Zum Beispiel habe ich an manchen Stellen nochmal genauer aufgezeigt, dass ihnen stets bewusst ist, dass das Alien überall lauern könnte und was deren Motivation ist, es zu jagen.

    Bei der Szene, wo sie auf das UFO treffen, sind sie etwas vorsichtiger und erkunden erstmal die direkte Umgebung, bevor sie sich dem UFO nähern. Nun erkundet auch nur Frank das UFO und Renée bleibt im Wald zurück. Somit konnte ich Renées zögerlichere und ängstlichere Art nochmal unterstreichen.

    Auch bei der Szene, wo Renée Cynthia nochmal aufsucht, habe ich ein paar Sätze hinzugefügt, um ihre Motivation dazu klarer aufzuzeigen.

    Wegen der zu wenigen Hektik und allgemeinen Anspannung beim "Erkunden" des UFOs werde ich auch nochmal schauen, wo ich sie einbauen kann. In den folgenden Parts werde ich versuchen, darauf besonders zu achten. (Da sie ohnehin viel knackiger und hektischer sein werden :ninja: )

    Punkt 2: Nach wie vor komme ich mit den ständigen Perspektivwechseln nicht so gut klar. Werden in einem Moment noch Renees Gefühle geschildert, sind wir im nächsten Moment schon wieder bei Frank. Ich bin noch immer der Meinung, dass es dem Text gut täte, zumindest kapitelweise bei einem Prota zu bleiben.

    Darüber habe ich mich mit Acala auch nochmal ausgetauscht. Du bist bisher die erste Person überhaupt, die das jemals in irgendeinem meiner Texte angesprochen hat. Vielleicht ist das auch die erste Geschichte, in der ich das so "extrem" mache. :pardon:

    Um auf den Punkt zu kommen: Ich fühle mich mit diesem Aufbau wohler und sicherer beim Schreiben, darum werde ich das (leider) bei dieser Geschichte auch weiterhin so durchziehen. :sack:

    Punkt 3: Eine Formulierung, über die ich beim Lesen immer wieder gestolpert bin ist die mit dem "händchenhaltend" oder "sie hielten Händchen". Das klingt in meinen Ohren irgendwie ... keine Ahnung...ein bisschen nach Kindergarten :pardon: Vielleicht: Fest hielten sie einander an den Händen...oder Renee war nicht gewillt, Franks Hand loszulassen...oder was weiß ich. (vielleicht ist das auch Geschmacksache, aber ich lasse dich einfach mal an meinen Gedanken beim Lesen teilhaben ^^ )

    Ich dachte zuerst, du meintest die generelle Geste des zusammen Herumlaufens an den Händen. Aber du meintest vermutlich tatsächlich nur diese Formulierung. Und da muss ich dir natürlich zustimmen. :thumbup: Ich werde eine andere Formulierung finden.


    Part 18

    Nur einen Katzensprung weiter sahen sie wieder einen dicken Kabelstrang, der an der Wand hinabführte. Ein weiterer Mensch. Ein Mann. Sein Körper hing schlaff und wurde nur von den Schläuchen und Kabeln in Position gehalten.

    Renée hatte schon lange keine Lust mehr auf dieses groteske Schauspiel. Dennoch war sie sich uneins, ob sie den Anblick weiterer Menschen verkraften konnte, oder erst recht dadurch in Panik geraten würde.

    Etwas, um das sie Frank beneidete: Sich nichts so schnell anmerken zu lassen.

    Dass es ihm auch schwer zu schaffen machte, davon war sie überzeugt. Aber er konnte es gut mit seiner kühlen und nüchternen Art überspielen.

    In ihrem Kopf dagegen brodelte es wie in einem Vulkan. Cynthia, Rob und vor allem die andere junge Frau, deren Anblick besonders verstörend war.

    Renée stellte sich vor, wenn es sie anstelle ihr gewesen wäre. Sie hoffte für die Teenagerin, dass sie nichts davon mitbekam. Es musste sich so extrem anfühlen, Renée hätte sich vermutlich mehrmals übergeben. Wenn ihr schon beim bloßen Anblick fast das Essen wieder hochgekommen war.

    Wohin sie nun fliehen sollten und konnten, wussten sie nicht. Vielleicht gab es auch keinen anderen Ausgang oder generell etwas, das sie tun konnten.

    Sie folgten einfach dem Korridor weiter und versuchten sich an bekannten Details wie die schmalen, erleuchteten Signalstreifen oder dicken Rohrleitungen zu orientierten. Was trotzdem nicht als idiotensichere Methode anzunehmen war.

    Ab und an warf Renée einen kurzen Blick nach hinten. Aber bisher blieb es noch bei den fernen Geräuschen des Aliens. Wobei es fragwürdig war, ob sie es frühzeitig hätte sehen können. Die Vorstellung überwog in dieser Hinsicht der Realität.

    Sie hatten schon zu viel Zeit bei den menschlichen Gefangenen verschwendet, davon waren sie überzeugt. Renées zögerliche Untersuchungen der beiden jungen Frauen brachten ohnehin keine neuen Erkenntnisse. Somit fühlte es sich für sie extra unbefriedigend an.

    Sie hatten kaum fünfzig Meter zurückgelegt, da kamen sie wieder in einen Abschnitt, der deutlich mehr von Rauch eingehüllt war. Und mit jedem weiteren Schritt wurde er kompakter und verschlang immer stärker das wenige Licht. Sie mussten sich an den Händen halten, um sich nicht zu verlieren. Kaum, dass sie sich noch sehen konnten. Der Nebel war am Boden verdichtet und verschleierte komplett die Sicht auf diesen. Auch wenn sie mehr nach unten als geradeaus schauten, um potenziellen Stolperfallen aus dem Weg zu gehen, konnten sie nicht tiefer als bis zu den Knien sehen. Es war alles zu trüb, kalt und finster. Denn auch die Temperatur fiel spürbar ab. Eine Atmosphäre wie bei einem intensiven Morgennebel vorm Sonnenaufgang. Und mit dieser ging auch ein eisiges, bedrohendes Gefühl ein.

    Lautes Brummen und Zischen.

    Ruckartig zogen sie die kühle Luft ein. Ihre Blicke schwenkten hektisch um.

    Die vier funkelnden Augen stachen wie Scheinwerfer durch die Finsternis hindurch. Gefolgt von der sich aufbäumenden Silhouette des außerirdischen Geschöpfes, die rasch den kompletten Korridor ausfüllte.

    Herzrasen. Tunnelblick!

    Ihre Finger krallten sich fest um die Gewehre.

    Dann verschwanden die Lichter wieder abrupt. Aber die abscheulichen Geräusche blieben und intensivierten sich sogar. Dumpfes Stampfen und flache Bewegungen der Nebelschwaden.

    Sie waren sich einig: das Ding würde sie jeden Moment angreifen!

    Sofort rannten sie los. Weiter durch den Nebel. Ohne klare Sicht waren sie hilflos aufgeschmissen im Kampf. Selbst ein harmloses Tier hätte sie nun in Bedrängnis bringen können. Allein schon der Ungewissheit wegen.

    Jede kleinste Wahrnehmung schreckte sie auf. Ihre Körper waren plötzlich hypersensibel geworden. Seien es kurze Luftstöße von offenen Ventilen, das aufblinken kleiner Lampen oder nur geringfügige Unebenheiten im Fußboden. Alles Mögliche hätte das Alien sein können.

    Der Nebel wurde körnig rot. Leichtes Hämmern und Knistern vibrierte auf ihrer Haut. Ein dezentes goldenes Schimmern durchzog sich wie ein seidiger Schleier durch die getrübte Luft. Ein eiskalter Schauer gingen ihnen durch Mark und Bein, die Atemzüge wurden schnell von stechenden Schmerzen begleitet. Ebenso reizte es ihre Augen und flimmernde Farbkreise erschienen ihnen, die sich rasant zu einem rosa Rauschen aufbauten. Der goldene Feinstaub schien eine stark toxische und halluzinierende Wirkung zu haben.

    Schnell pressten sie sich die Ärmel ans Gesicht und beschleunigten ihr Tempo weiter. Das Glitzern hüllte sie komplett ein. Sie fühlten sich von diesem Zeug verfolgt. Frank geriet in Hektik und hielt die Luft. Renée wurde von ihm mit einem kräftigen Ruck näher heran gezerrt. Sie hatte zu kämpfen, die Augen offen zu halten. So heftig sie auch blinzelte, das goldene Aerosol setzte sich vehement an ihrer Netzhaut ab und bescherte ihr höllisches Brennen. Als würde man die Augen sanft mit Säure beträufeln. Zu dem farbigen Rauschen kamen jetzt noch die massiven Schmerzen dazu. Nun konnte sie ansatzweise erahnen, wie extrem es für Frank gewesen sein musste, als sein komplettes Gesicht mit dem Silberbelag bedeckt gewesen war.

    Irgendwas packte Renée am linken Unterschenkel. Sie rannte zu schnell und riss sich los. Dennoch schien es sie verletzt zu haben. Wie ein tiefes Kratzen, gar Schneiden in ihre Haut. Jedes Aufsetzen mit dem Fuß – was sie situationsbedingt besonders fest tat – verpasste ihr einen ziehenden Schmerz durch ihr gesamtes Bein.

    Im selben Atemzug wurde auch Frank attackiert. Einem Skalpell gleich schlitzte ihn irgendwas über den rechten Oberarm, bis hinauf zur Schulter. Reflexartig drehte sein Körper sich weg und legte den Arm noch fester an. Durch diesen Schock presste Frank stoßartig die Restluft aus seinen Lungen und hätte beinahe einen Atemzug getan.

    Wie im Fieberwahn irrten ihre Sinne in einer sich enger ziehenden Schleife umher. Ihre verkrampften, zitternden Körper waren vom Fluchtmodus ergriffen und ließen keine anderen Taten mehr zu. Es war nur eine Frage von Sekunden, bis sie entweder vom Alien zu Boden gerissen, oder an Atemnot erstickt wären. Folglich hätte jedes Ereignis unweigerlich den Tod zufolge.

    Die Eindrücke überhäuften sich und erschlugen sie nahezu. Weitere Schnitte und Kratzer wurden ihnen zugefügt. Arme, Beine und Hals. Sie spürten schon, wie das warme Blut über ihre angespannte Gänsehaut floss.

    Beinahe augenblicklich – sie hatten es anfänglich nicht realisiert – verließen sie wieder den seltsamen Nebel und spürten schnell, dass die Sicht sich wieder normalisierte. Das tiefe Rauschen verschwand genauso schnell wie es gekommen war. Nur das Brennen klang deutlich langsamer ab.

    Wie durch eine unsichtbare Barriere – wenn auch mit leicht diffusem Übergang – waren die beiden Luftschichten voneinander getrennt.

    Das Paar konnte und durfte sich aber keine Pause erlauben. Das Alien war immer noch direkt hinter ihnen und ihre Sinne noch längst nicht bereit für einen Kampf. Woher sie noch die Kraft nahmen, überhaupt einen Schritt tun zu können, wussten sie nicht. Aber unter Stress konnte ein Körper ohnehin schier Unmögliches möglich machen.

  • Part 19

    Immer noch halb blind stolperten sie den Korridor entlang und versuchten kleine Atemzüge, um Sauerstoffmangel vorzubeugen.

    Ein lautes, langgezogenes Quietschen drang an ihre Ohren. Gefolgt von einem tief violetten Licht, das urplötzlich vor ihnen auftauchte. Es war so intensiv, dass es das knisternde Rot regelrecht zerschnitt.

    Aber sie wollten gar nicht erst wissen, was das für eine aberwitzige Sache war. Der Todesmarsch durch den goldenen Glitzerstaub war ihnen Abenteuer genug. Mit ihren letzten Reserven schleiften sie ihre zerschnittenen, erschöpften Körper weiter voran. Nur wie abgehackte Einzelbilder und Filmfragmente nahmen sie die Umgebung wahr, sie konnten kaum die Gesichter des jeweils anderen erkennen. Alles wirkte diffus und durch einen starken Rotfilter betrachtet.

    Sie passierten die Kreuzung und liefen weiter weg vom merkwürdigen Licht. Erst jetzt fiel ihnen auf, dass das Alien sie offenbar gar nicht mehr verfolgte. Zumindest konnten sie weder die grellen Lichter noch ein typisches Geräusch wahrnehmen. Aber sie hatten sich bereits einmal zu viel auf ihre Instinkte verlassen und bekamen dieses Mal die Quittung serviert.

    Sie fühlten sich zwar noch immer nicht für einen Kampf bereit, aber klar genug, um wieder mit den Gewehren ein Ziel treffen zu können. Obwohl sie stets den Hauch des Grauens im Nacken spürten, wollten sie jeden freien Moment nutzen, um wieder zu Kräften zu kommen. Sie entschleunigten ihre Schritte, behielten aber einen zügigen Gang bei. Frank holte seine Flasche aus dem Rucksack und nahm einen tiefen Schluck vom erfrischenden Wasser. Dann reichte er sie weiter. Renées trockener Mund sehnte sich noch mehr nach dem kühlen Nass, erkennbar an ihren blassen und spröden Lippen. Wobei das teils auch der giftigen Substanz zuzuschreiben war. Seine Freundin erlaubte sich auch, sich kurz das Gesicht damit zu befeuchten.

    Als sie die Flasche wieder zurückreichte, sah sie das Blut an ihrer Hand. Ihre Pupillen weiteten sich, die Hand wanderte wieder ins Gesicht tastete es ab. Allein am Schmerz konnte sie nicht lokalisieren, wo die Wunden waren. Ihre Haut brannte nahezu überall an Extremitäten und oberhalb des Brustkorbs. Aber ihre Fingerkuppen waren sensibilisiert und erfühlten die Schnitte und das warme austretende Blut.

    Sie blickte an sich herab, untersuchte ihre Kleidung und fand viele Einschnitte und Risse vor. Alles war leicht mit Blut getränkt.

    Sie sah Frank an und musterte auch seinen Körper. Bei ihm sah es ihrer Auffassung nach noch schlimmer aus. Seine Hose war komplett rot, die Arme und Gesicht mit Blut überzogen. Selbst am Hals hatte er einen schmalen, aber langgezogenen Kratzer, aus dem punktuell auch schon wenige Tropfen Blut austraten.

    Er versuchte, den starken Mann zu mimen und sich seine Qualen nicht anmerken zu lassen. Aber sein beschwerlicher Gang verriet es.

    Unter das anfängliche Quietschen mischte sich ein Schleifen. Und mit diesem bewegte sich auch das violette Licht. Es schien näher zu kommen.

    Sofort beschleunigten sie wieder ihre Schritte. Lieber nahmen sie die Schmerzen in Kauf, als wieder von irgendwas attackiert zu werden. Denn bisher hatte alles, was sie im UFO erlebt hatten, nichts Gutes zur Folge. Und ein neues Licht mit eigener unverkennbaren Farbe musste auch etwas zu bedeuten haben. Und das wollten sie nicht herausfinden.

    Das violette Licht war zielgerichtet auf sie fixiert und kam mit rasanter Geschwindigkeit auf sie zu.

    Es dauerte nur Sekunden, bis plötzlich etwas Mechanisches aus dem Gang hervorschoss. Es hing an der Decke und schien sie mit dem Licht anzupeilen und ins Visier zu nehmen. Das Schleifen vibrierte durch die Gänge, überlagerte und verstärkte sich.

    „Fahren hier Züge?“, fragte Renée spöttisch und hielt sich die Ohren zu. Der Lärm war für beide unerträglich.

    Ihre Anmerkung regte Franks Gedanken an. Er schaute hinauf und suchte nach etwas bestimmten. Etwas, womit man dieses markante Geräusch erklären konnte. Und dann entdeckte er etwas. Es war nur schwer zu erkennen unter all dem Dampf, Kabeln und Rohren. Eine Art Führungsschiene.

    „Ich befürchte, ja!“

    Als das Objekt nur noch wenige Meter von ihnen entfernt war, schmissen sie sich auf den Boden und hielten sich die Hände schützend über den Kopf. Der Schlitten bremste abrupt ab und kam direkt über ihnen zum Stehen. Noch im tosenden Bremsmanöver fuhr der Greifarm mit lautem Rattern aus und packte nach Renée. Sie lag gerade mal wenige Sekunden auf dem harten Gitterrost, da schlugen die massiven Greifzangen um sie herum auf und überspannten ihren Körper wie einen metallenen Käfig.

    Erschrocken zuckten beide zusammen, aber Frank packte ohne zu Zögern nach Renées Hand und hielt sie fest umschlungen. Er versuchte, sie von der Apparatur wegzuziehen. Nur einen Wimpernschlag später erhob sich der Greifarm wieder und die Zangen schlossen sich.

    Im letzten Moment versuchte sie sich mit den Beinen vom Boden wegzudrücken und den Zangen zu entkommen. Blitzschnell schlossen diese sich, konnten aber nur noch Renées Oberschenkel packen.

    Ein Mark erschütternder Schmerzensschrei presste sich aus ihrem Mund. Nur einen flüchtigen, von Panik erfüllten Blick schaffte sie Frank zuzuwerfen, bevor ihr Körper gewaltsam nach oben gerissen wurde. Es ging zu schnell und zu abrupt. Frank konnte die Hand seiner Freundin nicht halten.

    Dann begann der Schlitten auch schon wieder loszufahren und beschleunigte genauso schnell, wie er zum Stehen gekommen war. Für Renée ein reinster Höllentrip! Auch wenn er nur wenige Sekunden andauerte, waren es die schlimmsten Augenblicke ihres Lebens. Nur an einem Bein hängend baumelte sie mehrere Meter über dem Boden und wurde durch den Korridor gefahren. Sie zappelte und wand sich wie ein aufgespießter Regenwurm, kreischte sich die Stimmbänder aus dem Hals.

    Der Greifarm verschwand wieder im dichten Goldnebel, nur noch das violette Licht stach hindurch. Dann, unter weiterem wilden Gezappel, rutschte ihr Bein langsam aus den starren Zangen heraus. Und sie stürzte hinab. Aus gut zwei Metern Höhe fiel sie wie ein nasser Sack herunter und prallte mit dem gekrümmten Rücken voran hart auf den harten Bodengittern auf. Noch im Fall legte sie die Arme schützend um den Kopf.

    Die Apparatur war inzwischen weitergefahren. Wie ein Schlitten raste es an der Führungsschiene an der Decke entlang, immer weiter durch die Korridore. Das violette Licht der Scheinwerfer wurde immer kleiner, bis es hinter der nächsten Abzweigung verschwand. Nur noch am Quietschen und Schleifen konnte man erkennen, dass es noch unterwegs war.

    Umgeben vom Nebel und in Blut durchtränkten Klamotten lag sie in der Fötusstellung auf dem kalten Gitter, dessen Muster sich beim heftigen Aufprall in die Haut eingepresst hatte. In nahezu völliger Finsternis, orientierungslos und komplett außer Puste.

    Frank hatte keinen Moment gezögert und ist ihr sofort hinterhergerannt. Ihre lauten, krächzenden Rufe stachelten ihn zusätzlich an. Er hatte gesehen, wie ihr Körper mitten im Nebel von der Decke gefallen war. Was in vielerlei Hinsicht fatal war.

    Ein Sturz aus dieser Höhe auf solchen Untergrund war schon bedenklich genug. Aber dann noch mitten in dieser toxischen Luft hätte für Renée tödlich enden können.

    Diesen Gedanken blendete Frank aus. Das wollte er auf keinen Fall annehmen! Ebenso schob er den Gedanken an das Alien kurzfristig beiseite. Für ihn zählte jetzt nur diese eine Sache! Renée zu retten.

    Immer weiter winselte und schluchzte sie, verschluckte immer mehr vom Nebel und erlitt Brustkrämpfe. Sie versuchte, die abscheuliche Substanz auszuspucken, hielt die Luft an und konzentrierte sich. Sie musste gegen das aufkommende Brennen ankämpfen.

    Kurze Anmerkung!

    Ich bin nicht ganz zufrieden mit dem Part. :hmm: An manchen Stellen fehlt irgendwie noch etwas mMn. :hmm:

  • Part 20

    Frank legte sein Gewehr unmittelbar vor dem Nebel ab, nahm einen tiefen Atemzug und rannte hinein.

    Ihre genaue Position kannte er nicht. Nur der Lichtschein ihrer Stirnlampe, der wie eine schwache Blase im hoch konzentrierten Nebel aufglühte, deutete Renées Position an. Schwach drangen ihre krächzenden Laute an sein Ohr. Er musste sich beeilen und sie aus dieser lebensbedrohlichen Lage befreien. Er wollte sich nicht ausmalen, wie schlecht es ihr bereits ging.

    Eine Hand streckte sich ihm entgegen, was ihm kurz zusammenzucken ließ. Aber zum Glück wusste er nun, wo sie sich befand. Sofort tauchte er in die erhellte Sphäre ein und packte ihren Oberkörper mit beiden Armen.

    Unter angespanntem Brummen versuchte sie sich aufzurappeln und das Gewehr dabei als Stütze zu nehmen. Frank kam ihr noch ein Stück entgegen und hievte ihren schwerfälligen, trägen Körper hoch. Intuitiv drücke er ihr den Ärmel ins Gesicht. Arm in Arm schleppten sie sich schnell wieder aus dem Nebel heraus.

    Das rosa Rauschen kündigte sich wieder an. Sie mussten sich stark anstrengen, nicht komplett die Orientierung zu verlieren. Zum Glück attackierte sie das Alien nicht.

    Zum zweiten Mal konnten sie den toxischen Rauch verlassen und waren sich einig, dass es kein drittes Mal geben sollte. Denn das – davon waren beide überzeugt - würde keiner von ihnen überstehen.

    Im Vorbeigehen schnappte sich Frank seine Waffe wieder, bevor sie zu rennen anfingen.

    Glücklicherweise kam ihnen das intensive rote Licht zu Hilfe. Es hatte eine beruhigende und leicht Kraft bringende Wirkung auf sie. Es entspannte ihre Augen und dämpfte die Müdigkeit. Somit konnten sie sich auch besser auf die anderen Sinne konzentrieren.

    Das tosende Rattern wurde wieder lauter und auch das markante Scheinwerferlicht baute sich erneut hinter ihnen auf. Zuerst nur als schwaches Glimmen, formte es sich immer mehr zu einem gebündelten Lichtkegel.

    „Langsam wird es lächerlich!“, murrte Renée und unterstrich es mit einem tiefen Seufzen. „Wie groß ist denn das UFO noch?!“

    Frank nickte und verdrehte provokant die Augen. „Von Außen wirkte es viel kleiner! Und hier sieht alles gleich aus.“

    „Und natürlich müssen wir von diesem Ding verfolgt werden!“, fügte Renée kopfschüttelnd an. So viel Unsinnigkeit hätte sie nie für möglich gehalten.


    Das Alien zeigte sich wieder.

    Die vier blitzenden Augen lugten aus einem Nebengang hervor und die großen Krallen des Ungetüms umschlungen den wuchtigen, gewölbten Metallträger.

    Frank nahm sein Gewehr, legte beim Entschleunigen an und drückte ab. Schepperndes Klirren. Er traf nur die Wand. Renée legte auch an und versuchte, dem Alien eine Kugel zu verpassen. Aber auch sie traf nicht.

    Das Monster kam aus seiner Deckung hervor, machte einen gewaltigen Satz zur anderen Seite des Ganges und klammerte sich wieder am Metallträger fest. Es war ein gigantischer Schatten, der durch das Zwielicht breit gestreut wurde. Die spitzen Dornen wirkten teils aufgerichtet und der Schwanz peitschte ihnen im Sprung entgegen.

    Das Pärchen nahm eine andere Route und lief nun in den Gang links von ihnen. Als würden sie in eine komplett neue Umgebung eintauchen veränderte sich die Geräuschkulisse nahezu schlagartig. Wo zuvor noch stetiges Zischen und Rauschen herrschte, war es hier ein hochfrequentes Summen und Flattern. Ebenso spürten sie einen immer stärker werdenden Luftstrom, der sich schnell zu einem leichten Orkan aufbaute. Riesige Ventilatoren, beinahe drei Meter im Durchmesser, an den Wänden und der Decke pressten die eisige Luft durch den Gang. Es fegte sie beinahe von den Füßen. Man konnte sehen, wie sie dagegen anzukämpfen hatten und mit jedem weiteren Meter mehr zur Wand gedrückt wurden. Die Gewehre fest an sich gepresst bahnten sie sich geduckt einen Weg durch den tosenden Wind. Renées fuchsrotes Haar wirbelte herum wie ein unkontrolliertes Feuer.

    Abgehackt hörte sie Frank ihr etwas zurufen. Der Wind blies einfach zu stark. Sie konnte kein Wort verstehen. Wobei es schon aus seinem Mund durch das Flattern in seiner Brust nur gebrochen herauskam.

    Sie passierten die Ventilatoren und konnten wieder Geschwindigkeit aufbauen. Sie rannten unermüdlich weiter, wieder vom Rotlicht in die Finsternis.

    An der nächsten Abzweigung sahen sie erneut das Alien.

    Sie nahmen die andere Richtung. Links herum und dann eine kleine Schräge hinauf.

    Renée blickte ständig nach hinten. Die Augen schienen sie zu verfolgen.

    Eher instinktiv rannte sie Frank nach, als wirklich zu wissen, ob er überhaupt noch da war.

    Und dann gab es einen gewaltigen Rums!

    Renée war gegen das massive Metalltor gerannt, das sich direkt hinter Frank beinahe augenblicklich geschlossen hatte. Zwei massive Schiebetüren waren seitlich aus dem Rahmen herausgeschossen, hatten sich ineinander verkeilt und den Raum, in dem Frank sich befand, vom restlichen Schiff hermetisch abgeriegelt.

    Renée prallte mit solch einer Wucht dagegen, dass sie sich den Gewehrlauf mitten ins Gesicht schlug und wie ein überladener Sack zu Boden stürzte. Noch im Fall rutschte sie mit den Schuhen weg und schlug hart mit dem linken Knie auf. Der Versuch, sich im letzten Moment noch mit den Armen abzufangen, schlug fehl. Unbewusst öffneten sich ihre Hände und das Gewehr schlitterte davon. Hinein in die Dunkelheit.

    Es ging alles zu schnell. Ihre Gedanken ließen ihr keine Zeit, Schmerzen zu verspüren.

    Hektische Augenbewegungen. Schnelles, zuckendes Atmen.

    Weit am Ende des Ganges flimmerte das violette Licht wieder auf und begann, sich auf sie zu fokussieren.

    Noch suchten Renées Hände verzweifelt nach der Waffe. Sie selbst wand sich wie eine altersschwache Seerobbe über die harten Gitterroste. Aber ihr Unterbewusstsein signalisierte ihr, dass dafür keine Zeit war.

    Schnell wandte sie sich dem massiven Tor zu und schlug mit aller Kraft dagegen.

    „Frank!“, schrie sie, trommelte und klopfte weiter gegen das harte Metall. „Frank! Hilfe!“ Ihre Stimmbänder zerrissen fast unter ihrem Krächzen. Aber er antwortete nicht.

    Sie hatte keine Zeit mehr. Der mechanische Schlitten nahm wieder Fahrt auf. Das tosende Rattern und Schleifen hallten durch die Korridore, überlagerten und verstärkten sich. Wirklich wie bei einem heraneilenden Zug presste sich der Lärm ihr entgegen.

    Sie wusste keinen anderen Ausweg!

    Sofort rappelte sie sich auf und nahm die Beine in die Hand. Auf keinen Fall wollte sie wieder vom Greifarm erfasst und durch die Gegend geschleppt werden.

    Sie hetzte so schnell sie konnte und sprang jedes Mal, wenn sie vermutete, dass ein Hindernis im Weg war. Aber der Schlitten hing ihr immer noch dich an den Fersen. Zumindest wollte sie wertvolle Sekunden rausschlagen, um wieder in einen Bereich zu kommen, der besser ausgeleuchtet war. Dann hätte sie bessere Chancen gehabt, einen Ausweg zu finden.

    Der Schlitten erreichte sie schon fast und streckte den Greifarm nach ihr aus.

    Ihr Herz raste, sprang ihr fast aus der Brust.

    Hektisches Atmen und angespanntes Zittern.

    Der kalte Schweiß rann ihr von der Stirn.

    Abrupt blieb sie stehen, wandte sich dem Objekt zu und starrte es mit weit aufgerissenen Augen an. Sie wusste, dass stumpfes Weglaufen keine Dauerlösung war. Das Objekt würde sie ohnehin einholen. Sie sah keine andere Möglichkeit.

  • Hallo Jade :)

    Wie versprochen steige ich auch mal ein.

    Spoiler anzeigen

    Vorweg erstmal: Ich habe alle Kapitel/Szenen am Stück gelesen, bzw. kleinere Pausen eingelesen.

    Mir ist bei der Handlung aufgefallen, dass der Anfang einen Ticken zu lang ist. Die Figuren kommen an, du beschreibst das Setting und die Dinge sollten langsam in Fahrt kommen. Das tun sie meiner Meinung nach sehr langsam, vielleicht für einige zu langsam. Mein Vorschlag hier wäre, dass du eine Frage in die Handlung einbaust oder eine Ambivalenz zeichnest, die die Leser:innen beantwortet/erklärt möchten. Eine Form wäre, wenn du etwas Forshadowing betreibst oder persönliche Konflikte/Probleme der Figuren anreißt.

    Bei der Beschreibung des Settings: Die Sinne einbinden. Hier bitte mehr Show und weniger Tell, damit die Leser:innen besser in die Geschichte immersiert werden. Also wie fühlt sich so ein Wald an? Da fand ich bisher, dass die Beschreibungen mehr Details brauchen, die unterschiedliche Sinne ansprechen.

    Du schreibst sehr actiongeladen und das ist gut. Allerdings macht die Dosis das Gift. Ich schlage vor, dass du die Action und die ruhigeren Szenen (in denen die Verarbeitung der Action im Vordergrund stehen oder die persönlichen Bindungen der Figuren), abwächselst. Sonst wirkt die Action, auch wenn sie größtenteils gut geschrieben ist, ermüdend, das ist dann natürlich schade.

    So das waren die allgemeineren Punkte, die den Plot angehen. Ziemlich gerafft, aber ein guter Startpunkt vielleicht, wenn es um die Überarbeitung geht. Du hattest dir ja auch Plot relevante Anmerkungen gewünscht :)

    Als nächstes gehe ich auf den aktuellsten Part ein.

    Zitat

    Frank legte sein Gewehr unmittelbar vor dem Nebel ab, nahm einen tiefen Atemzug und rannte hinein.[Absatz] Ihre genaue Position kannte er nicht. Nur der Lichtschein ihrer Stirnlampe, der sich wie eine schwache Blase im
    hoch konzentrierten Nebel aufglühte, deutete die Position von Renée an. Nur noch schwach drangen ihre krächzenden Laute an sein Ohr, spornten ihn noch mehr an, sie schnell aus dieser lebensbedrohlichen Lage zu befreien. [Absatz] Eine Hand streckte sich ihm entgegen, wie auch er bereits seinen Arm in die erhellte Sphäre streckte. Kaum berührt, krallte Renée ihre Finger fest in seine Haut. Franks zweite Hand packte zu und riss sie an sich. [Absatz] Verzweifelt versuchte sie sich aufzurappeln und das Gewehr dabei als Stütze zu nehmen. Ihr Gefährte kam ihr noch ein Stück entgegen und hievte ihren schwerfälligen, trägen Körper hoch. Instinktiv drücke er ihr den Ärmel ins Gesicht. Arm in Arm schleppten sie sich schnell wieder aus dem Nebel heraus.

    unterstrichen 1: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod :P Hier ist die richtige Grammatik: deutete Renées Position an.

    "die Position von Renée" ist Umgangssprache und kein Hochdeutsch.

    blau: Da ist für meinen Geschmack recht viel Telling, wodurch du leider Tempo rausnimmst.

    Mehr Showing wäre ungefähr (du kannst es sicherlich besser, das soll jetzt nur veranschaulichen): Er hörte ihr Krächzen, dass immer leiser wurde. Frank musste sich beeilen, den Gedanken daran, was folgte, wenn er sie nicht rechtzeitig erreichte, drängte er zur Seite. (oder so ;) )

    grün: Musste ich zwei Mal lesen, um zu verstehen, dass es ihre Hand ist. Vorhin wirkte es noch so, als wäre er weiter von ihr entfernt. Jetzt greift er nach ihrer Hand ... bzw. die Hand taucht aus dem luftleeren Raum auf? Wirkt jedenfalls so auf mich.

    unterstrichen 2: "zweite Hand" finde ich irgendwie irritierend ... Ich verstehe, was du meinst, aber hört sich komisch an. Warum greift er nicht gleich mit beiden Händen nach ihr? Wenn ich jemanden suche und finde, stürzte ich mich doch eher zu der Person, um ihr zu helfen.

    rot: Kannst du die Verzweiflung zeigen? Auch hier Show don't Tell. Das mit dem Abstützen finde ich allerdings sehr schön gezeigt :)

    "Ihr Gefährte" finde ich etwas antiquiert. Wieso nicht einfach den Namen oder "er" nehmen?

    Warum wischt er ihr "instinktiv" über das Gesicht?

    Zitat

    Ihre Sicht wurde langsam wieder von dem rosa Rauschen getrübt, aber zum Glück wurden die nun nicht vom Alien attackiert. Etwas verwundert waren sie diesbezüglich schon. Gerade in diesem Moment waren sie besonders anfällig gewesen und das Monster nutzte die Chance offenbar nicht aus (Erklärbär).

    Zum zweiten Mal hatten sie den toxischen Rauch verlassen können und wollten nun umso dringlicher von hier verschwinden. [Absatz] Im Vorbeigehen schnappte sich Frank seine Waffe wieder.

    Glücklicherweise kam ihnen wenigstens das intensive rote Licht zu Hilfe. Es hatte eine beruhigende und leicht Kraft bringende Wirkung auf sie. Es entspannte ihre Augen und dämpfte die Müdigkeit. Somit konnten sie sich auch besser auf die anderen Sinne konzentrieren.

    Bisher warst du in Franks Perspektive, ab hier bist du in ihrer. Ist das Absicht?

    Lila ist alles an Telling. Blau ist eine Passivformulierung, die hier umgangen werden kann.

    Der Erklärbär, nun, ist ein Erklärbär ;) Du könntest die Tatsache anders hineinpacken, indem sie sich wundern oder miteinander darüber reden.

    Zitat

    Das tosende Rattern wurde wieder lauter und auch das markante Scheinwerferlicht baute sich allmählich wieder hinter ihnen auf. Zuerst nur als schwaches Glimmen, dann sich immer mehr zu einem gebündelten Lichtkegel formend.

    Sie rannten immer weiter (seit wann tun sie das? Was habe ich verpasst?). Der Korridor schien endlos. Das UFO schien endlos! Dabei wirkte es von außen betrachtet gar nicht so riesig. Für das Paar ähnelte sich alles zu sehr, um sich ein klares Bild von Entfernungen machen zu können. Und, dass sie bewusst von diesem Kran verfolgt wurden, überforderte sie zusätzlich.

    Das Alien zeigte sich wieder.

    Die vier blitzenden Augen lugten aus einem Nebengang hervor und die großen Krallen des Ungetüms umschlungen den wuchtigen, gewölbten Metallträger.

    lila: Telling

    blau: Partizip I, lieber aktiver formulieren: Zuerst nur als schwaches Glimmen, damm formte es sich in ...

    Zitat

    Renées aufgewirbeltes fuchsrotes Haar schlackerte herum wie ein unkontrolliertes Feuer.

    Schlackert Haar? Schlackert Feuer? Ich frage ehrlich nach ?( Ich kenne nur schlackernde Kleidung.

    Zitat

    Renées aufgewirbeltes fuchsrotes Haar schlackerte herum wie ein unkontrolliertes Feuer. (Franks P.)

    Frank rief ihr etwas zu. Aber der Wind blies zu stark. (Franks P.) Sie konnte es nicht verstehen. (Renées P.) Wobei es schon aus seinem Mund durch das Flattern in seiner Brust nur gebrochen herauskam. (Franks P.)

    Hier wechselt wieder die Perspektive, weshalb ich etwas verwirrt war.

    unterstrichen: Ist im Affekt handeln nicht auf einer Gemütsregung beruhend? Hier trifft das nicht zu, glaube ich. *Disclaimer*

    blau: Hmmm, ich kaufe es nicht ganz ab. Vielleicht weil mir die Formulierung zu schaffen macht. Ihr Körper und sie sind getrennt? ?(

    rot: Ich verstehe, worauf du hinaus möchtest, aber das wirkt hier etwas arg losgelöst vom Rest.

    Zitat

    Sie hetzte so schnell sie konnte und sprang jedes Mal, wenn sie vermutete, dass ein Hindernis im Weg war. Aber der Schlitten hing ihr immer noch dicht an den Fersen. Zumindest wollte sie sich wertvolle Sekunden rausschlagen, um wieder in einen Bereich zu kommen, der besser ausgeleuchtet war. Dann hätten ihre Augen bessere Chancen, einen Ausweg zu finden (Augen wieder losgelöst von ihr).

    Der Schlitten erreichte sie schon fast und streckte bereits den Greifarm nach ihr aus.

    Ich bin mal so frei und schreibe meine Vorschläge direkt rein. Die Vorschläge basieren auf Lesetempo, Spannung und stärkeren Formulierungen (ohne Modalverben usw.).

    Zitat

    Abrupt blieb sie stehen, wandte sich dem Objekt zu und starrte es mit weit aufgerissenen Augen an.

    Ihr Herz raste, sprang ihr fast aus der Brust.

    Hektisches Atmen und angespanntes Zittern.

    Der kalte Schweiß rann ihr von der Stirn.

    Ich kann das Stehenbleiben (während sie ja noch eben davor weggelaufen ist) und die ganzen Beschreibungen noch nicht zusammenführen :huh: Du könntest das Ganze drehen, also erst Beschreibung, dann stehen bleiben und sich dem Objekt wenden, dann wäre der Cliffhanger runder.

    So, lieber Jade. Das sind meine Anmerkungen. Ich hoffe, sie sind hilfreich.

    Wie immer gilt, dass es eben nur Vorschläge sind und dass es immer im Ermessen der Autor:innen liegt, ob sie es annehmen wollen oder nicht :pardon:

  • :hail: Danke ofinkandpaper für deinen Kommi! :hail:

    Auch wenn ich anfangs ziemlich geschockt war, hat er mir sehr weitergeholfen! :thumbup:

    Ich habe den kompletten Part 20 nochmal durchgelesen und versucht, das umzusetzen, was du angemerkt hast. Ich hoffe, das ist mir auch gelungen.

    Antworten!

    Mir ist bei der Handlung aufgefallen, dass der Anfang einen Ticken zu lang ist. Die Figuren kommen an, du beschreibst das Setting und die Dinge sollten langsam in Fahrt kommen. Das tun sie meiner Meinung nach sehr langsam, vielleicht für einige zu langsam. Mein Vorschlag hier wäre, dass du eine Frage in die Handlung einbaust oder eine Ambivalenz zeichnest, die die Leser:innen beantwortet/erklärt möchten. Eine Form wäre, wenn du etwas Forshadowing betreibst oder persönliche Konflikte/Probleme der Figuren anreißt.

    Ja, das habe ich mir im Nachhinein auch gedacht, dass ich etwas mehr Schwung in den Anfang reinpacken könnte. Da muss ich nochmal schauen, wenn ich die Geschichte überarbeite, dass ich die Spannung schon früher reinbringe. :thumbup:

    Bei der Beschreibung des Settings: Die Sinne einbinden. Hier bitte mehr Show und weniger Tell, damit die Leser:innen besser in die Geschichte immersiert werden. Also wie fühlt sich so ein Wald an? Da fand ich bisher, dass die Beschreibungen mehr Details brauchen, die unterschiedliche Sinne ansprechen.

    Ja "show don't tell" :rolleyes: Manchmal gelingt es mir. Aber meistens nicht. Oder ich denke gar nicht drüber nach und gehe in den Bequemlichkeitsmodus über. :rolleyes: Auch das werde ich beim Überarbeiten intensiver angehen. :thumbup:

    Du schreibst sehr actiongeladen und das ist gut. Allerdings macht die Dosis das Gift. Ich schlage vor, dass du die Action und die ruhigeren Szenen (in denen die Verarbeitung der Action im Vordergrund stehen oder die persönlichen Bindungen der Figuren), abwächselst. Sonst wirkt die Action, auch wenn sie größtenteils gut geschrieben ist, ermüdend, das ist dann natürlich schade.

    Das hätte ich am wenigstens erwartet, dass ich actionreich schreibe. :hmm: Aber gut zu wissen, dass du das so siehst. Dass die Action stellenweise vielleicht etwas zu dominant ist, kann vielleicht auch daran liegen, dass ich meistens kaum Vorlauf habe und deshalb nur schwer abschätzen kann, ab wann die Action bzw. die ruhigeren Szenen zu lang werden. :hmm:

    Zitat von Zarkaras Jade

    Der Korridor schien endlos. Das UFO schien endlos! Dabei wirkte es von außen betrachtet gar nicht so riesig. Für das Paar ähnelte sich alles zu sehr, um sich ein klares Bild von Entfernungen machen zu können. Und, dass sie bewusst von diesem Kran verfolgt wurden, überforderte sie zusätzlich.

    Das habe ich jetzt versucht, in einen Dialog zu verpacken. :hmm:

    Der Erklärbär, nun, ist ein Erklärbär ;) Du könntest die Tatsache anders hineinpacken, indem sie sich wundern oder miteinander darüber reden.

    Der Erklärbär ist nun komplett raus. Und da habe ich ohnehin beim Schreiben mit mir gehadert, ob ich diesen Satz überhaupt einbauen soll. :hmm:

    Ist im Affekt handeln nicht auf einer Gemütsregung beruhend? Hier trifft das nicht zu, glaube ich.

    Ja, Affekt ist falsch. Ich hab's abgeändert. :thumbup:

    Ich kann das Stehenbleiben (während sie ja noch eben davor weggelaufen ist) und die ganzen Beschreibungen noch nicht zusammenführen :huh: Du könntest das Ganze drehen, also erst Beschreibung, dann stehen bleiben und sich dem Objekt wenden, dann wäre der Cliffhanger runder.

    Auch das habe ich angepasst. :thumbup:

    Part 21

    Der Schlitten bremste scharf ab, bereite ihren Ohren mit dem dröhnenden Quietschen Schmerzen zu, die kaum auszuhalten waren. Unter dem pochenden Lärm kniff sie die Augen leicht zusammen, presste vor Anspannung die Zähne aufeinander. Sie musste sich auf den Moment konzentrieren.

    Schaute sie hinauf zum geöffneten Greifarm.

    Er schnellte nach unten.

    Renée rollte sich über die Schulter ab, nutzte den Schwung und ging in den Sprint über. Sie blickte nicht zurück und rannte nur noch davon. Getrieben von der Angst und im Tunnelblick gefangen fokussierten sich ihre Augen auf den direkten Weg vor ihr, blendeten alles andere um sie herum aus. Selbst die wirren Geräusche wischte sie hinweg.

    Sie rannte immer weiter geradeaus, von einer Rauchwand in die nächste hinein. Sie ließ sich von ihrer Intuition leiten, gab ihren Gedanken keine Zeit, ihre Entscheidungen zu hinterfragen. Jeder einzelne Muskel war angespannt, ihr Herzschlag beschleunigte sich ins Unermessliche. Ihr Körper glühte, obwohl ihr kalt war. Er war so stark ausgelaugt, dass ihre Lunge kaum hinterherkam, ihn ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Heftiges Seitenstechen und Übelkeit kamen auf. Aber die Panik spornte sie zu Höchstleistungen an.

    Sie kam in einen großen Raum, der über und über mit Gegenständen zugestellt war. Beinahe wäre sie gegen eine riesige Metallkiste gelaufen, konnte aber im letzten Augenblick ausweichen. Wie eine Schlange wund sie sich durch das Gerümpel und versuchte wieder an Luft zu kommen. Ihre Augen schwenkten suchend umher, ziellos und rastlos. Erst im zweiten Moment kam sie darauf, dass sie wieder im Frachtraum angekommen war. Aber nun hatte sie ihn von der anderen Seite her betreten.

    Und mit der Erkenntnis, wo sie sich befand, kam auch die Erinnerung zurück, dass die Rampe wieder offen war. Ein angedeutetes Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab. Ein Anflug von Hoffnung.

    Der aber genauso schnell wieder verflog. Die Gedanken an Frank kamen ihr schlagartig ins Gedächtnis. Sie konnte ihn nicht hier zurücklassen.

    Alleine hatte sie ohnehin keine Chance im Freien.

    Sie fühlte sich hin- und hergerissen. Zwischen den Kisten und metallischen Sphären stehend starrte sie leer in die Dunkelheit und versuchte, ihre Gedanken neu zu ordnen.

    Ihr Körper zitterte. Sie fror, rieb sich unbewusst über die Arme. Ihr unsicherer Stand ließ sie leicht schwanken.

    Soll ich abhauen? Kann ich ihn wirklich alleinlassen? Und wenn das Alien ihn umbringt? Er ist bestimmt schon tot!

    Nein! So darf ich nicht denken! Frank lebt und er brauch meine Hilfe! Ich muss ihm helfen!

    Aber wie? Was kann ich schon tun? Ohne Waffe … Ich weiß nicht mal, wo er ist …

    Zittrig griffen ihre Hände zur Stirnlampe und nahmen sie ab. Obwohl sie tief in Gedanken versunken war, verfolgte ihr Körper nebenbei eigene Ziele. Sie schaltete die Lampe aus, begab sich tiefer zwischen das Frachtgut und setzte sich hin.

    Ich bleibe hier. Ich verstecke mich hier und ruhe mich erst mal aus. Vielleicht hab' ich Glück und das Alien findet mich nicht … Und dann befreie ich Frank!

    Mit ihrer Hand verdeckte sie den Lichtschein ihrer Lampe und ließ nur einen kleinen Spalt offen. Gerade so viel, damit sie die Umgebung erkunden konnte. Sie schaute sich genauer um und versuchte, leichtere Gegenstände zu finden, mit denen sie sich einbauen konnte, um sie besser zu verstecken. Aber das Suchen war ohne Erfolg. Nur große und schwere Objekte fand sie. Sachen, die sie selbst jetzt nicht klar genug identifizieren konnte.

    Mit tränenden Augen kauerte sie sich tief verborgen in der hintersten Ecke zusammen und vergrub ihre zittrigen Hände im feuerroten Haar. Die Knie angezogen und den Kopf weit gesenkt, zwischen Armen und Brust eingeklemmt schluchzte sie leise …

    ***

    Als Frank den Gang unweit der Ventilatoren weiter entlanglief und ein lautes Krachen hörte, blickte er sofort zurück. Er konnte Renée nicht sehen. Weder den Lichtschein ihrer Lampe noch irgendeinen Umriss von ihr.

    „Renée?“, rief er in die Dunkelheit und entschleunigte seine Schritte. „Renée!“

    Niemand antwortete.

    Er sah sich um. Aber egal, wo er hinschaute, waren nur raue, dunkle Wände und grobe Rohre. Nur ein dünner Hauch Nebel war am Boden, der Frank bis zu den Knöcheln reichte. Auf dem Fußboden konnte er keine Gitterbleche erkennen. Er befand sich in einem separaten Raum.

    Sofort rannte er wieder zurück und sah die massive Metalltür, die sich zwar farblich nicht von den Wänden unterschied, aber optisch anders wirkte.

    „Renée!“ Wild hämmerte Frank gegen die Tür, spürte jeden Schlag mit den Fäusten auf sie. Gebannt lauschte er, hoffte auf eine Antwort.

    Aber es kam keine.

    Immer und immer wieder prasselten seine geballten Fäuste auf das kalte Metall ein. Dumpfe Töne vibrierten schwerfällig durch den Raum, verstärkten sich mit jedem weiteren Hieb und hallten zu Frank zurück.

    Er spürte einen leichten Luftzug im Nacken. Ruckartig riss Frank sich herum, holte dabei mit seinem Gewehr aus und schlug um sich. Seine Augen zuckten wild umher. Aber nichts und niemand weiter war hier.

    Dann vernahm er das Zischen. Ein Hereinströmen von Luft. Ein goldener Schleier breitete sich von den Wänden her über den Boden aus.

    Frank hatte schlimme Befürchtungen. Der pure Gedanke daran, wieder von diesem Gas umströmt zu werden, verpasste ihm leichte Schmerzen in der Brust.

    „Renée!“, schrie er nun noch energischer, schlug mit dem Gewehrgriff gegen die Tür. Panisch rannte er zur hinteren Wand, ging leicht in die Hocke und legte das Gewehr an. Ein gezielter Schuss auf die Tür folgte. Frank ging sofort in Deckung und drehte sich weg.

    Die Kugel zerplatzte hörbar beim Aufprall.

    Aber sonst geschah nichts.

    Frank schaute nach. Kein Kratzer, keine Delle.

    Der goldene Nebel breitete sich weiter aus und stieg rasch an. Kaum zwei Minuten war er in diesem Raum und schon reichte ihm das Gas bis zum Bauchnabel.

    Frank stellte sein Gewehr ab, nahm rasch seinen Rucksack zur Hand und riss das Wechselshirt heraus. Er tränkte es mit dem restlichen Wasser aus seiner Trinkflasche und wickelte es sich um den Kopf, sodass sein Gesicht gut bedeckt war. Er wusste, es war keine Dauerlösung, aber vielmehr konnte er nicht tun. Nur beten und hoffen, dass, wenn das Aerosol wieder in seine Lungen gelangt, er schnell bewusstlos werden würde, um die Schmerzen nicht zu lange ertragen zu müssen.

    Die letzten Sekunden verbrachte Frank noch damit, weiter gegen die Tür zu schlagen. Bis er komplett im glitzernden Nebel verschwand. Verkrampft versuchte Frank gegen das Unvermeidliche anzukämpfen und hielt eisern die Luft an. Es kostete ihn sämtliche Konzentration. Der Drang, nach Luft zu schnappen wurde immer größer. Und der Gedanke, es nicht zu tun, immer schwächer.

    Muskelkrämpfe.

    Kribbeln im Hals.

    Schluckauf.

    Er verlor den Stand und sackte zu Boden.

    Tränen schossen ihm in die Augen. Die Anspannung war ihm ins Gesicht geschrieben. Sein ganzer Körper zitterte.

    Dann überwog der Atemreflex. Ein tiefer Luftzug. Sofort stieß Frank sie wieder aus. Aber das Gift wirkte bereits. Stechender Schmerz durchzog seine Bronchien und die Sicht wurde wieder vom rosa Rauschen verwaschen. Er nahm noch einen Zug.

    Und noch einen.

    Dann kauerte er sich fest zusammen und fiel in Ohnmacht.

    Unsicherheit

    Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob dieser Perspektivwechsel so funktioniert oder ich ihn anders darstellen muss. :hmm:

    Bei dem Kursiven (Renées Gedanken) bin ich auch noch unsicher, ob ich das so lassen kann. :hmm:

  • Part 22

    ***

    Gott sei dank!“, säuselte Frank aufatmend und erhob sich von seinem Stuhl, als er Renée das Lokal betreten sah. Zwar war 'Little Caesars Pizza' kein Sterne-Restaurant, aber zu ihrer Arbeit konnte er sie ja nicht ausführen. Denn 'Kosta's Lounge' war ohnehin unübertrefflich in La Ronge.

    Zielstrebig und leicht gehetzt kam sie zu seinem Tisch hinüber und kämmte sich unterwegs mit den Fingern das leicht zerzauste Haar zurecht. Ein freundliches aber zaghaftes Lächeln hatte sie aufgesetzt. Sie trug eine violette Pailletten-Bluse, dazu eine schiefergraue, wadenlange Culotte und Chelsea Boots mit flachem Absatz.

    Er selbst sah sich nun in seinem weinroten Hemd und der hellbraunen Jeans nicht mehr nobel genug gekleidet.

    „Entschuldige, Frank“, sagte sie völlig außer Puste und rollte weit mit den Augen. „Grace ist heute ganz spontan krank geworden und da musste ich natürlich extra viel rotieren!“

    „Oh, das tut mir leid.“ Verblüfft und peinlich berührt knetete er seine Hände.

    „Dann hab ich in der Eile mein Handy auf Arbeit vergessen und -“ Sie unterbrach ihren Satz, als ihr Blick auf das kleine violette Schächtelchen neben Frank fiel.

    „Unter diesen Umständen sei dir verziehen“, erwiderte er knapp, merkte aber sofort die unglückliche Formulierung. Renées schiefer Blick unterstrich das zusätzlich.

    „Ich meine -“, setzte Frank an, aber Renée unterbrach ihn kurzerhand. „Ich bin ja jetzt da, also …“ Dann nahm sie die Menükarte vor sich zur Hand.

    Frank hatte sich sein Essen zuvor bereits ausgesucht und schaute nach der Bedienung, um ihr ein Handzeichen zu geben. Renée bekam davon nichts mit, sie war zu vertieft in die Speisekarte.

    Kurz darauf kam die Bedienung an den Tisch mit zwei Grapefruit-Limonaden. Erst jetzt schaute Renée verdutzt auf und nahm nach einem kurzen Blickaustausch mit Frank ihr Getränk entgegen.

    Sie bestellten ihr Essen und die Bedienung ließ sie wieder allein.

    Frank sprach einen Toast aus: „Auf einen wunderbaren Abend zu zweit!“ Mit diesen Worten hielt er sein Glas zum Anstoßen hin.

    Renée ging drauf ein, wenn auch zögerlich.

    Um die Wartezeit aufs Essen zu verkürzen nutzte Frank die Gelegenheit und schob ihr das winzige Schächtelchen herüber, das sie bereits ins Auge gefasst hatte.

    „Ein kleines Geschenk für dich“, meinte er, behielt aber seinen stets nüchternen Gesichtsausdruck bei. Es war nicht so, dass er nicht lächeln konnte. Aber er konnte Renée noch immer nicht klar genug einschätzen. Und bevor er zu viele Gefühle von sich preisgeben würde, brachte er lieber zu wenig rüber.

    Mit leicht zusammengekniffenen Augen und Schmunzeln nahm sie es an.

    Gebannt schaute Frank ihr zu, wie sie es öffnete.

    Aber ihr anfänglich fröhlicher Gesichtsausdruck wich einem Ernsteren. Mit tiefen Stirnfalten und gespitztem Mund schaute sie den Inhalt genauer an und klappte anschließend die Schachtel wieder zu.

    „Danke“, sagte sie ohne jegliche Betonung und schob das Geschenk etwas zur Seite. „Ich hab' leider nichts für dich dabei …“

    „Macht nichts“, erwiderte er abwinkend und konnte sich doch ein Lächeln entlocken. Wobei es eher gekünstelt als echt aussah.

    Renée griff wieder nach ihrem Glas und starrte nachdenklich auf den pinken Inhalt. Bis auf ein kurzes Naserümpfen gab sie keine weiteren Signale von sich, die Frank zu interpretieren wusste.

    Und daraufhin vertiefte auch er den Blick in sein Getränk. Dennoch konnte er es nicht vermeiden, auch ein Auge auf sie zu werfen.

    Er fragte sich, was ihr gerade durch den Kopf ging.

    Mochte sie sein Geschenk nicht? Oder war es ihr zu aufdringlich?

    Sicherlich, man sagte immer, mit Blumen konnte man nichts falsch machen. Aber Frank wollte Renée nichts geben, was vergänglich war.

    Natürlich freute er sich ungemein, dass sie da war. Aber es machte ihn auch unsicher. Immer, wenn sie in seiner Nähe war, hatte er ein flaues Gefühl im Magen, seine Hände begannen zu zittern und das Herz klopfte wilder. War es ihr bezauberndes Lächeln oder das feuerrote Haar?

    Frank nahm ihre Hand, streichelte sie leicht und blickte ihr tief in die Augen. Wie wunderschön er das satte Grün darin fand und ihr dezentes Make-up - wie sie es auch bei ihrer Arbeit hielt - versteckte keineswegs ihre natürliche Schönheit. Generell war er sehr angetan von ihrem Outfit an diesem Abend.

    Die folgenden Worte kosteten ihn viel Überwindung. „Ich weiß, ich bin nicht der Mann deiner Träume. Auch nicht perfekt. Und auch nicht sehr charmant. Hab' ich heut wieder bewiesen. Aber ich werd immer für dich da sein. Ich werd dich nie im Stich lassen. Ich werd dich immer beschützen.“

    Renée fing plötzlich an zu weinen. Mit ihrer freien Hand wischte sie sich die Träne aus dem Auge und baute wieder intensiven Blickkontakt auf. Das feuchte Glänzen in ihren Augen war unübersehbar.

    „Nein, Frank“, ergriff sie das Wort. „Ich bin nicht perfekt. Ich habe Fehler gemacht. Du bist gut, so wie du bist!“

    „Was meinst du?“, fragte er und wollte ihr die nächste Träne wegwischen. Aber Renée drückte seine Hand weg.

    „Frank … Hast du wirklich daran gezweifelt, dass ich heute herkomme?“

    „Etwas schon.“ Er nickte leicht.

    Sie schüttelte den Kopf und setzte ein fröhliches Lächeln auf. Die zuvor traurigen Augen wandten sich nun in glückliche um. „Ich wäre sogar noch hergekommen, wenn das Restaurant bereits geschlossen hätte. Eben, weil ich es dir versprochen habe.“

    Worte, die ihn sofort berührten. Aber es für ihn keineswegs leichter machten, mit dieser Situation umzugehen.

    Renée redete weiter und musste sich anstrengen, nichts ins Schluchzen zu geraten. „Wie oft du mit mir geflirtet hast. Und ja, es war mir auch etwas peinlich. Aber eigentlich auch wieder rührend.“

    Frank wurde rot im Gesicht und wandte seinen Blick leicht von ihr ab.

    „Frank!“, sprach sie weiter und zog seinen Arm näher zu sich. „Ich habe in den letzten Tagen erkannt, was ich wirklich will. Und das bist du!“

    „Aber mein Geschenk …“ Er schaute zur Schachtel. „Warum freust du dich nicht darüber?“

    „Es gefällt mir doch. Aber ich kann's nicht annehmen. Noch nicht …“

    Dann beugte sie sich zu ihm rüber und bedeutete ihm, dasselbe zu tun. Nach kurzem Zögern beugte er sich auch zu ihr hin und bekam von ihr einen sanften Kuss auf die Wange. Im Hintergrund sah Frank den Kellner mit ihrem Essen kommen.

    Nur einen Sekundenbruchteil später wiederholte sich dieser Augenblick. Renée beugte sich erneut zu ihm hin und gab ihn einen Kuss. Und der Kellner kam wieder auf sie zu.

    Dieser Moment wiederholte sich erneut und mit jedem Mal veränderte sich das Licht im Restaurant etwas mehr. Das strahlende Hell des Tages wich dem intensiven Rot. Aus dem Augenwinkel konnte Frank sehen, wie die Silhouette des Kellners sich verschleierte und immer mehr zu einem Schatten verschwamm. Vier Lichtpunkte bildeten sich und wurden immer greller.

    Gefangen in diesem wunderbaren Gedanken schien die bittere Realität ihn wieder einzuholen. Das grelle Leuchten wurde einnehmender und umhüllte ihn schnell, bis die Erinnerung gänzlich davon überflutet war.

    ***

    „Mein Angebot steht noch“, meinte Frank und schenke Renée ein leichtes Lächeln. „Hast ja meine Nummer.“

    Sie nickte angedeutet mit langsamem Augenaufschlag und räumte seinen Teller ab. Während sie das Geschirr zur Küche brachte, erhob sich Frank vom Platz und ging langsam zur Tür. Ein letzter Blick in Kosta's Lounge und zu Renée rüber – er winkte ihr zum Abschied zu – und dann verließ er das Lokal.

    „Und wirst du's machen?“, vernahm Renée die neugierige Stimme ihrer Kollegin Grace, die sie schmunzelnd aus den Augenwinkeln anschaute.

    „Was?“, fragte sie stirnrunzelnd und schnappte sich den feuchten Wischlappen von der Spüle.

    „Ihn anrufen“, wiederholte Grace.

    Renée zuckte nur mit den Schultern. Sie war sich noch unsicher. Wollte sie Frank die Chance geben?

    Grübelnd ging sie zum Tisch rüber und wischte ihn ab.

    Sicherlich war Frank optisch nicht ihr Traummann. Aber er hatte Charme und einen unvergleichbaren Humor, den nur Wenige zu schätzen wussten. Renée musste immer schmunzeln, egal, wie schlecht der Witz auch gewesen war.

    Während ihre Gedanken weiter um ihn kreisten, erspähte ihr Blick Isaac, der sich kurz zuvor an einem Ecktisch gesetzt hatte.

    Ihr zweiter Verehrer, dem sie aber weitaus weniger Beachtung schenken wollte als Frank.

    Er war schon optisch ein krasser Gegenpart zu ihm. Deutlich muskulöser und mit seinen fast zwei Metern einen ganzen Kopf größer. Und jünger war er. Neben ihm fühlte sogar Renée sich mit ihren 33 Jahren alt.

    Er winkte sie zu sich.

    Am liebsten hätte sie es ihrer Kollegin überlassen, aber diese lehnte bereits ab. Renée wusste, dass Grace das extra machte, um sie bloßzustellen.

    Die Wut unterdrückend setzte Renée ein dezentes Lächeln auf, das für Involvierte dennoch viel Ärger in sich hatte, und ging zu Isaac rüber.

    „Willkommen bei Kosta's Lounge! Was darf's sein?“

    Aber er ging nicht darauf ein, sondern stellte seine eigene Frage: „Ernsthaft, Frank?“

    Mit hochgeschobener Augenbraue schaute sie ihn an. „Wie bitte?“

    „Frank?“, wiederholte er seine Frage und zeigte zum Tisch, an dem er gesessen hatte. „Der Uhrmacher?“

    Renée wurde ungeduldig und tippte mit dem Kugelschreiber gegen den Notizblock. „Ich wiederhole: Wie bitte?“

    „Was findest du an dem?“

    „Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“ Augen rollend winkte sie ihm ab. „Also, was möchtest du nun bestellen?“

    „Keith's India erst mal nur.“

    Sie steckte den Notizblock ein – für solch eine Bestellung brauchte sie kein Blatt beschmieren – und kam seiner Bitte nach. Sie nahm ein Bierglas aus der Vitrine und ging zum Zapfhahn.

    „Ruf ihn an“, flüsterte Grace ihr im Vorbeigehen ins Ohr, bevor sie das Essen zu ihrem Tisch trug.

    „Bla bla“, murrte Renée und zapfte das Bier fertig.

    Dass Grace daraufhin den Kopf schüttelte bedeutete der Mittdreißigerin, dass sie es gehört haben musste. Schon die letzten paar Tage fühlte Renée sich von Frank genervt. Aber gesagt hatte sie es ihm nie. Ob es sie auch wirklich störte, konnte sie nicht klar beantworten. Sie wusste um seine Gefühle für sie und sie selbst hatte auch schon mit diesem Gedanken gespielt.

    Abgelenkt von ihren Gefühlen wäre ihr beinahe ein Missgeschick passiert und das Glas übergequollen. Noch rechtzeitig stoppte sie den Zapfhahn, wischte den Boden des Glases trocken und trug es vorsichtig zu Isaac an den Tisch. Randvoll war es und das Bier drohte bei jedem Schritt überzuschwappen.

    Mit viel Fingerspitzengefühl stellte sie ihm das Keith's India hin und wollte gerade wieder gehen, da hob er bittend die Hand. Um die Höflichkeit zu wahren, ging sie darauf ein und schenkte ihm Aufmerksamkeit.

    „Meine Frage steht noch im Raum“, meinte er, umklammerte das Bierglas und nippte die Schaumkrone ab.

    Renée hob verwirrt die Hände. „Welche Frage?“

    Und er sagte nur: „Frank.“

    „Selbe Antwort wie vorhin …“

    „Ach, komm!“, schnaubte er. „Ist der dir nicht zu langweilig?“

    „Nein!“, erwiderte sie nun ernster, behielt aber gemäßigte Lautstärke. „Wieso?“

    „War ja nur 'ne Frage, sonst nichts …“

    Renée war bereits im Begriff zum Tresen zurückzugehen, als seine Antwort in ihrem Kopf Gehör fand. Sofort riss sie sich herum und ging zurück an seinen Tisch.

    „Sonst nichts?“ Wütend griff sie nach Isaacs Bierglas und schob es von ihm weg. „Was hast du denn gegen Frank?“

    Verdutzt schaute er sie an und zuckte mit den Schultern. „Nichts … Ich find' halt einfach, du hast was Besseres verdient.“

    „Wenn du das meinst …“

    „Ich würd' doch noch was bestellen.“

    Es war keine große Überraschung, dass er ihre berühmten Chicken Fingers bestellte. Viel mehr war es eine, dass er zu ihr Chicks Fingers sagte, was sie als kleinen Angriff auffasste. Ob er sich einfach nur versprochen hatte, oder einen schlechten Scherz machen wollte, war ihr egal.

    Renée gab die Bestellung an die Küche weiter und stellte sich an die Seite, um abseits vom Geschehen zu bleiben. Sie war zu aufgewühlt, um die gute Laune im Gastraum aufrechterhalten zu können.

    Grace gesellte sich kurz zu ihr und signalisierte ihr mit den Augen tiefstes Mitgefühl.

    „Was erlaubt der sich?!“, knurrte Renée und lehnte sich mit verschränkten Armen am Türrahmen an.

    „Lass ihn zieh'n“, meinte Grace und zwinkerte ihr keck zu. „Ruf Frank an.“

    Renée biss sich verlegen auf die Unterlippe. „Sicher?“

    „Also ich hätte ihn schon längst genommen“, antwortete ihre Kollegin und nahm die Teller für ihren Tisch entgegen. „Nur meine Meinung.“

    „Weiß nicht“, säuselte Renée und blickte nachdenklich zu Boden.

    Die Teller in einer Hand balancierend ging Grace zu ihr rüber und stupste ihre Nase hoch. „Nimm dir kurz Pause und ruf ihn an.“

    Isaacs Essen war fertig. Nun konnte sich Renée ohnehin nicht mehr verkriechen. Schnell wischte sie sich die Augen trocken, nahm den Teller entgegen und brachte ihn zu Isaac.

    Dieser wartete bereits freudig darauf, was an seinem fröhlichen Schmunzeln gut zu erkennen war. Sowohl auf das Essen als auch auf Renée.

    „Weißt du was?“, meinte sie und stellte ihm den Teller hin. „Du hast vollkommen recht. Ich hab was besseres verdient als Frank.“

    Große Augen machte Isaac daraufhin und fing an, selbstgefällig zu grinsen.

    „Aber Frank ist besser als du …“, meine Renée weiter und setzte ein noch breiteres Grinsen auf. „Und das reicht mir! Schönen Abend noch!“

    Mit diesen Worten ging sie an ihm vorbei und verließ das Lokal. Draußen war alles in sattes Rot gehüllt. Renée ging zum nahegelegenen Wassersteg, stützte sich auf das Geländer und nahm ihr Handy zur Hand. Dann wählte sie Franks Nummer.

    Während es klingelte, sah sie, wie vier leuchtende Punkte aus dem Wasser aufstiegen und auf sie zukamen.