Es gibt 197 Antworten in diesem Thema, welches 6.587 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (12. Mai 2024 um 18:51) ist von Thorsten.

  • Ich hab wieder aufgeholt

    Zum Post # 155:

    Hier hab ich irgendwie das Gefühl, der Offizier ist mehr als nur Offizier der schwarzen Garde. Da wir nur aus Tanreds Sicht erleben, kann es durchaus sein, dass diesem (und uns damit auch) ein paar subtile Dinge entgangen sind. Vielleicht ist der Offizier ja ein geheimer Verbündeter? Ein Kerrinsmann in der Uniform der Schwarzen Garde? Es würde mich nicht wundern, wenn das Netzwerk im Volk verbreitet ist wie Myzel im Boden. Und Tanreds Wahrnehmung ist im Moment wohl alles andere als scharf, so sehr, wie er mit sich und den Dingen, die er getan hat, beschäftigt ist.

    Die Idee die ich hier im Kopf hatte ist eher - so eine Verfolgung ist vom Standpunkt der anderen gar nicht so einfach. Die arbeiten zwar alle am Ende fuer den gleichen Koenig, aber natuerlich haben sie kein Telephon oder Funk um schnell Information auszutauschen - die reist eben genauso schnell wie ein Reiter. Und das fuehrt dazu dass weder die Verfolger so genau wissen wen sie eigentlich schnappen sollen weil sie selber keine Zeugen verhoert haben und nur Info aus dritter Hand haben - und eben auch die Soldaten an der Strassensperre keine Ahnung von irgendwelchen Vorkommnissen in Erbor haben.

    Man kann einfach nicht das Gegenstueck einer modernen Fahndung in einer mittelalterlichen Gesellschaft durchfuehren.

    Aber vom Standpunkt des Verfolgten stellt man sich natuerlich vor dass 'die da alle' zusammenarbeiten - das schlechte Gewissen macht's...

    Und hiermit hast du meinen Verdacht zerstreut, denn daraus glaube ich zu erkennen, dass sowohl Verfolger als auch Soldaten an der Straßensperre zum selben Haufen gehören. Nun ja, es war eben nur eine Idee :D

    Es schien ihm alles zu unglaublich - ein Offizier der Schwarzen Garde hatte dafür gesorgt daß sie davon kamen?

    Aber selbst Tanred grübelt, wieso das möglich ist. :D

    Die Sache mit den Feme-Gerichten finde ich sehr spannend und ich habe das Gefühl, wir werden darauf noch einmal zurück- oder mitten in eines hineinkommen. Und Ketrans Erklärung bezüglich Perren hätte meine Frage, ob Perren ein Feme-Richter ist, nicht beantwortet. :hmm:

    Es war offensichtlich daß Ketran die Idee falsch fand daß ein Kloster Land besaß, eine Brauerei und ein Sägewerk und dann zum Ruhm Ädons einen prächtigen Dom erbaute.

    Hm, das habe ich so nicht herausgelesen aus den beiden Antworten von Ketran. Ja, Sarkasmus ist aus dem geschriebenen Wort manchmal schwer erkennbar, aber hier habe ich keinen gefunden. An welcher Äußerung glaubt Tanred das zu erkennen? Ketrans Schnauben ist doch amüsiert, nicht abfällig.

    Die Beschreibung des Klosters finde ich sehr gelungen. Ich kann mir das gut vorstellen! :thumbup: Aber in dem Punkt bist du ja sowieso gut.

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Ich weiß noch nicht genau worauf diese Betrachtungen hinauslaufen. Die Orden sind wohl so ähnlich wie die christlichen Ordensgemeinschaften. Ich denke Tanred versucht sich ein Bild davon zu machen wie die Ädonshäuser idealerweise sein sollten. Das ist nun wieder schwierig aufgrund der vielfältigen unterschiedlichen Praxis. Vermutlich wird es später noch ein besseres Bild ergeben und eine weiterreichende Bedeutung entstehen.

    Das Auge gefällt mir übrigens gut. Im Islam gibt es ja auch so ein allsehendes Auge was ich auch ein gutes Symbol finde.

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Vielleicht ist der Offizier ja ein geheimer Verbündeter? Ein Kerrinsmann in der Uniform der Schwarzen Garde? Es würde mich nicht wundern, wenn das Netzwerk im Volk verbreitet ist wie Myzel im Boden.

    Das ist eine interessante Idee, aber wenn ich damit spiele wie das von der anderen Seite aussieht, dann laeuft das meines Erachtens in einige Schwierigkeiten.

    Die Garde besteht ja aus auslaendischen Soeldnern (das wurde ein paar Mal gesagt) - es ist also unwahrscheinlch dass sich da jemand aus Patriotismus zu den Kerrinsmaennern wendet. Das Mass an Gewalt und Brutalitaet das von der Garde ausgeht ist - wenn wir Maldua glauben - nicht ungewoehnlich fuer das was in einem Krieg passiert, also kann man auch nicht mit Leuten rechnen die ihr Gewissen entdecken. Man muesste Kerrinsmaenner in der Garde also am ehesten mit Geld locken - aber wer einmal Geld nimmt, nimmt vielleicht von der Gegenseite auch wenn er sich noch mehr verspricht.

    Einem so unzuverlaessigen Kerrinsmann in der Garde wuerde man vermutlich nicht Perrens Identitaet anvertrauen - immerhin ist er ein Graf des freien Gondred, irgendwie jemand wichtiger. Und die Verbindung zwischen den Gauklern und Perren ist sogar noch geheimer, die wird oft aktiv verschleiert.

    Damit die Szene hier funktioniert muesste der Offizier so weit in die Organisation der Kerrinsmaenner eingeweiht sein dass er Ketran & Co ohne das Kennwort als die Truppe von Perren erkennt - dieses Mass an Wissen ist schon nicht ohne.

    Andersrum muss die Garde intern nur entsprechend unorganisiert und ahnungslos sein dass die Szene funktioniert - was ich eigentlich sehr plausibel finde. Weder interessieren sich die Soeldner persoenlich besonders fuer das was sie tun, sondern sie arbeiten halt fuer Geld, noch sind sie je fuer Polizeiaufgaben ausgebildet worden (sie sind Kampftruppen, keine Buettel), noch haben sie ueberhaupt die Moeglichkeiten sowas wie Ermittlungen und Fahndungen zu organisieren.

    Auf der anderen Seite - es muss natuerlich einheimische Helfer der Garde geben - ob da der eine oder andere Kerrinsmann dabei ist?:D

    Und Ketrans Erklärung bezüglich Perren hätte meine Frage, ob Perren ein Feme-Richter ist, nicht beantwortet. :hmm:

    Nein, hatte sie nich - und Perren kennt quer durch Gondred Leute die ihm Informationen zutragen oder fuer ihn Waffen schieben... woher eigentlich?:whistling:

    Hm, das habe ich so nicht herausgelesen aus den beiden Antworten von Ketran.

    Was sie sagt ist andere können im Namen Ädons Besitz anhäufen und sind dann nur schwer von den Ädonsgrafen zu unterscheiden - das 'Besitz anhaeufen' ist meiner Meinung nach keine besonders nette Bezeichnung fuer den Vorgang = die Sache mit dem Ädonsgrafen ist ein bisschen subtiler, ich weiss nicht ob Du Dich an das Gespraech bei Heltaford erinnerst - das sind Ädoniten die eine grosse weltliche Macht innehaben - was bei einem Kloster das seiner Natur nach eigentlich den Rueckzug von der weltlichen Welt sein soll eher fragwuerdig ist.

    Wir duerfen uns diesen Satz auch in etwas sarkastischem Tonfall vorstellen, das sollte ich im Text wohl klar machen, danke:danke:

    Ich weiß noch nicht genau worauf diese Betrachtungen hinauslaufen.

    Kommt noch - das Gespraech hier bereitet einen story-arc spaeter vor indem hier schon mal ein bisschen Info angeboten wird damit ich nicht spaeter einen riesigen Block machen muss...

  • Ohne Perren an der Laute und Wulfgar an der Trommel war es schwierig für die Truppe Musik zu machen - aber definitiv nicht unmöglich. Ketran war eine passable Lautenspielerin, Arngard konnte im Duett mit Branwen den Gesangspart übernehmen, von Vinlind an der Flöte begleitet, und wenn Seshani das Tamburin schlug und Tanred die Trommel übernahm klang das Ergebnis recht ansprechend. Er konnte zwar wenig mehr als den Takt halten, aber die Musik war gut genug zum Tanzen, und im Schein der Fackeln drängten sich Dutzende von Paaren vor der kleinen Bühne auf der die Gaukler aufspielten.

    Um der Wahrheit die Ehre zu geben, das Trommeln gefiel Tanred. Die Musik war einfach und eingängig, der Rhythmus pulsierte durch seinen Körper und während Arngard die vielen Strophen vom Fidelen Schusterjungen sang, konnte er problemlos in den Refrain einfallen. Selten hatte er sich mehr wirklich wie ein Teil der Gruppe gefühlt als jetzt, und er wippte mit seinem Oberkörper im Rhythmus des Liedes hin- und her.

    Ein Reigen von Menschen tanzte an der Bühne vorbei, lachend und klatschend, verschwitzte Gesichter die kurz vom Fackelschein erleuchtet wurden und dann wieder im Schatten verschwanden. Ein schwarzhaariges Mädchen blickte Tanred für einen Moment vieldeutig an, und ganz zufällig verrutschte ihr Hemd und zeigte den Ansatz ihrer Brüste, aber er lächelte nur professionell und sang dann wieder den Refrain, und sie verschwand wieder in der Menge.

    Endlich kam Arngard zur letzten Strophe, und die Musik endete. Schweiß rann über Tanreds Stirn, und dankbar registrierte er wie jemand Krüge randvoll mit schäumendem Bier auf die Bühne brachte. Durstig trank er einen tiefen Schluck - das Bier war angenehm kühl. Dann lächelte er Arngard zu die schelmisch in die Runde sah.

    "Der Novize und die Melkerin?", fragte sie unschuldig, aber ihre Augen blitzten.

    Branwen verschluckte sich an ihrem Bier und begann zu husten, und Ketran sah sie scharf an.

    "Ich hoffe du weißt was du da tust, Mädchen!", schnaubte die Gauklerin dann halb ernst, halb belustigt.

    Arngard zwinkerte ihr zu und begann, für Tanred mit der Hand den Takt zu schlagen. Er nahm den Rhythmus auf, er war komplexer als was er vorher gespielt hatte, aber nicht unmöglich, und Ketran griff in die Saiten und brachte eine einleitende Melodie zustande. Sie spielte nicht die komplexen Melodien und Kontrapunkte die Perren aus der Laute herausholte, aber den Zuschauern war es vermutlich egal. Vinlind nahm die Melodie mit der Flöte auf, und dann begann Arngard zu singen.

    Einen Augenblick herrschte Schweigen in der Menge, dann begann ausgelassenes Lachen und Kichern, und die ersten Paare drehten sich zum Tanz.

    Und dann sang Arngard den Refrain.

    Sanftes Reiben an den Eutern
    Durch die Finger rinnt es weiß
    Und die Milchmaid seufzet leise
    Denn beim Melken wird ihr heiß

    Tanred mußte an sich halten um nicht den Takt zu verlieren, aber er verstand Branwens Reaktion sofort. Vielleicht war es nicht das geeignetste Lied, um es ausgerechnet bei einem Kloster aufzuführen...

  • Arngard unter ihm gab einen spitzen Schrei von sich und Tanred fühlte wie sich ihr Unterleib verkrampfte, dann krümmte sie sich und stieß ihr Becken nach oben so daß ihre Pobacken sich fest gegen ihn drückten. Das Gefühl so tief in ihr zu sein war zu intensiv, er keuchte auf und spürte die plötzliche Hitze, und dann tanzten Funken vor seinen Augen und er spürte fast wie aus der Ferne wie der Druck der sich zwischen seinen Beinen aufgebaut hatte Bahn brach und er sich in sie ergoß.

    Nach einer zeitlosen Ewigkeit rutschte er langsam von ihrem Rücken herunter, neben sie, heiß und schweißnaß, jeder Muskel in seinem Körper plötzlich kraftlos.

    Im Schein der Kerze lagen sie nebeneinander in der Kammer des Wagens, heftiger Atem langsam zur Ruhe kommend, und Arngards Hand streichelte sanft über seinen Bauch. Er starrte an die hölzerne Decke des Wagens, verfolgte die tanzenden Schatten der Kerze mit den Augen und war froh, für den Moment nichts tun zu müssen, einfach entspannt neben Arngard liegen zu können und nicht an all die Probleme seines Lebens denken zu müssen.

    Irgendwann drehte sie sich auf den Bauch und stützte sich mit den Ellbogen auf, blickte ihm eine Weile nachdenklich ins Gesicht. Ihre Augen erschienen groß und glänzend im Kerzenschein. Langsam, ganz langsam, beruhigte sich sein Herzschlag wieder und er schloß für einen Moment die Augen.

    "Tan?"

    Er blinzelte, sah sie an. Da war etwas in ihrem Gesicht... Arngard spielte abwesend mit einer schweißfeuchten Haarsträhne die ihrem Zopf entkommen war.

    "Müssen wir über etwas reden?", fragte sie zögernd.

    Unwillkürlich spannte er sich an.

    "Wie... was zum Beispiel?", fragte er vorsichtig zurück. Er wußte, wenn Arngard so war, erwartete sie etwas von ihm - nur leider wußte er nicht immer was dieses 'etwas' war.

    Sie seufzte kurz, strich sich die Haarsträhne dann abwesend aus der Stirn.

    "Ich weiß nicht genau. Sag du's mir... Irgendwas geht dir im Kopf rum, seit der Geschichte vor Erbor. Und sag' mir nicht daß es ist, daß du gesehen hast wie Leute im Nahkampf getötet worden sind. Du bist zu alt um nie Gewalt gesehen zu haben. Verdammt, vor sechs Jahren wurden ganze Dörfer niedergebrannt, es werden immer wieder Verbrecher gehängt oder enthauptet und wenn du auf einem Dorf aufgewachsen bist, dann mußt du auch schon gesehen haben wie geschlachtet wird. Daß dich ein Kampf den du erlebt hast ein, zwei Tage lang beschäftigt geht mir in den Kopf - aber nicht daß du so lange abwesend bist... Wenn du glaubst daß dich keiner beobachtet, dann ist da was in deinem Gesicht... ich weiß auch nicht, verdammt... Du wirkst wie jemand der eine Schuld mit sich trägt!"

    Tanred spürte plötzlich Eis in seinen Eingeweiden. Er drehte sich zur Seite und starrte an die Wand, unsicher ob sein Gesicht sonst nicht zu viel preisgegeben hätte. Verdammt, war er wirklich so leicht zu durchschauen?

    "Da war mehr als Ketran erzählt hat, oder?" Es war mehr als nur eine Frage.

    Die Versuchung ihr alles zu erzählen, ihr einfach das Herz auszuschütten und dann Frieden zu haben, keine Geheimnisse mehr zwischen ihnen zu haben war übermächtig, aber er zwang sich zum Schweigen. Wieder einmal... Statt dessen nickte er nur abgehackt.

    "Warst du selber in den Kampf verwickelt?", fragte sie weiter.

    Verdammt, was jetzt? Sollte er sie anlügen? Eine innere Stimme sagte ihm, daß sie es merken würde, und dann jedes Vertrauen zwischen ihnen sterben würde. Aber sein Eid als Kerrinsmann stand der Alternative im Weg, er konnte, nein er durfte ihr nicht alles erzählen. Er nahm einen tiefen Atemzug und drehte sich zu ihr um.

    "Ja", sagte er leise. "Aber ich möchte nicht darüber reden."

    Sie nickte fast unmerklich. Ihre Augen schienen im Kerzenlicht seltsam zu sein, Teiche aus Nachtschwärze in denen er versinken und sich verlieren konnte wenn er nicht aufpaßte.

    "Wenn du irgendwann darüber reden wollen würdest...", flüsterte sie, fast unhörbar, "dann denke ich würde ich ganz gut verstehen was in dir vorgeht."

    Er drehte sich auf den Rücken, starrte an die Decke des Wagens und seine Augen folgten wieder den tanzenden Schatten die die Kerze warf. Aber seine Gedanken waren mit Arngards letzten Worten beschäftigt.

    Was genau hatte das nun zu bedeuten gehabt?

  • Oh ja. Eine sehr schöne Szene und ein Dialog der Fragen hinterlässt. Weiß Arngard schon alles? (würde ich nicht für unmöglich halten ... sie macht sich doch sicher auch ihre Gedanken. Es wäre die einfache Variante ... daher hast du sie wahrscheinlich nicht gewählt). Oder glaubt Arngard etwas zu wissen was aber nicht der Wahrheit entspricht? Und drittens: Hat sie ihr eigenes Geheimnis das nochmal von Tanreds Erwartungshorizont verschieden sein kann (was ich für wahrscheinlich halte) ... und welchen Einfluss hat das auf das Verhältnis zwischen den beiden und die Gruppe insgesamt? Das macht es jetzt schon ziemlich kompliziert. Ich bin gespannt was noch kommt.

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    So, da "Tanred" unter den heißen Themen ist, hab ich auch hier mal reingelesen. Ich persönlich mag Fantasy total gerne, die beinahe mehr historisch als fantastisch ist. Einfach auch, weil man nicht von einer ganzen Welt erschlagen wird, wenn man gerade kopfmäßig nicht so dabei sein kann.

    Ich finde auch gut, dass man gleich in die Welt gestoßen wird und es etwas Aktion hat. Also, jetzt nicht mit Beschreibungen anfängt, wie die Welt funktioniert.

    Zum Verständnis ...

    Ich gehe mal davon aus, dass der Prolog von Tanred ist. Also, seine Vorgeschichte quasi.

    Ich habe den Prolog und das erste Kapitel erstmal gelesen, da ich noch bei anderen aufholen muss ...

    Zum Prolog:

    Etwas ist anders, als er den Waldrand erreicht,. eEr ahnt es, lange bevor es zu konkretem Wissen wird. Etwas bringt ihn dazu, die letzten Schritte zu verlangsamen, die ihn durch das Gehölz am Feldrand bringen würden und dann den Armvoll Holz auf den Boden gleiten zu lassen. Etwas verkrampft in seinem Bauch, schnürt ihm die Kehle zu, läßt ihn zögern, die Haseln zur Seite zu drücken und den Wald zu verlassen, eEtwas wie ein instinktives Wissen, daß es ein Ende sein wird, wenn er weitergeht,. dDaß der nächste Schritt unwiederruflich ist, auch wenn er mit seinen zwölf Wintern noch nicht wirklich ahnen kann, was dieses Ende bedeutet oder was im Begriff ist zu enden.


    Zum Prolog:
    Leider konnte ich beim Prolog nicht so mitfühlen. Warum steht unten ...

    Zum ersten Kapitel:

    Der Sprung zu einem harmonischeren Teil unterstreicht meine Vermutung vom Spoiler. Ich mag die Gaukler? Den Einstieg in ihre Welt ... und z.b. dass Tanred sich über die Verantwortung für den Aufbau freut. Es macht die Firgur doch greifbar, denn wir kennen es alle, wenn wir mal was alleine machen durften - auf der Arbeit oder in der Schule. Man merkt schon etwas, dass er seinem Leben/Gedanken nachhenkt.
    Ich habe da nicht mehr verbessert, weil es einfach zu viel ist. Mit Baby/Kleinkind ist mir das zu zeitintensiv. ;)

    In der Summe:
    Ich würde dir zu einem Schreibprogramm raten - oder, dass Katharina vorher Korrektur liest? Ich muss ehrlich gestehen, dass ich Zeit brauchen werde, um hier "Meter" zu machen. Mein Kopf ist sehr damit beschäftigt, die fehlenden Kommata einzufügen und zu verfolgen, was passiert. Im Prolog waren die vielen Bezugsfehler auch Schuld daran, dass ich Sätze 3-5x lesen musste, um zu erkennen, wen du meinst, von wem die Rede ist (es war mal Mode, für alles Synonyme zu benutzen, aber unser Lektor meint immer, dass man das nicht machen soll, weil das nur durcheinander bringt) ... das stört immens den Lesefluss. Für mich ging dadurch die Stimmung im Prolog leider verloren. Einfach dadurch, weil, je häufiger man einen Satz lesen muss, desto eher gehen die Emotionen flöten. Kurze Sätze transportieren genauso viel Hektik und Geschehen wie die Kommata (bzw. fehlenden Kommata). Und ich bin nicht einmal ein Rechtschreibfanatiker. :whistling: Da sind einige besser als ich und haben im Thread nichts gesagt :schiefguck: ... :rofl: Eigentlich beziehe ich mich mehr auf Plot - das war hier deswegen aber nicht möglich, deswegen schreibe ich dir das. Ich bin mir dabei bewusst, dass Fehler beim "Runterschreiben" passieren können. Mich stört auch die alte Rechschreibung keinen Meter - aber die Fehler solltest du ausbessern. Es wäre schade, wenn eine gute Geschichte aufgrund von sowas einfach schlecht dasteht. Präsentation ist ja genauso wichtig wie Inhalt ;)

    Liebe Grüße
    Jenna

    "Habent sua fata libelli."

    ("Bücher haben ihre Schicksale.")

    - Terentianus Maurus

  • Oder glaubt Arngard etwas zu wissen was aber nicht der Wahrheit entspricht? Und drittens: Hat sie ihr eigenes Geheimnis das nochmal von Tanreds Erwartungshorizont verschieden sein kann (was ich für wahrscheinlich halte) ... und welchen Einfluss hat das auf das Verhältnis zwischen den beiden und die Gruppe insgesamt?

    Ich glaube Du hast ein ganz gutes Gespuer fuer Arngard - was mich insofern freut weil sie doch ein bisschen ein widerspruechlicher Charakter ist, sie hat ja manchmal sehr reifer Einsichten und handelt danach (z.B. wie sie am Anfang realisiert was Tanreds Problem nach dem Auftritt von Tareia ist) - und manchmal verrennt sie sich einfach ganz unreif in eine Idee (nach dem verpassten Tanzabend in Heltafort).

    Also, ich verrate an der Stelle nicht mehr:D - aber die Dynamik zwischen den beiden wird interessant bleiben.

    ***

    Jennagon - willkommen bei Tanred und danke fuer Deine Gedanken dazu:)

    Ich muss ehrlich gestehen, dass ich Zeit brauchen werde, um hier "Meter" zu machen. Mein Kopf ist sehr damit beschäftigt, die fehlenden Kommata einzufügen und zu verfolgen, was passiert.

    Vielleicht haben wir eine recht verschiedene Vorstellung in welcher Phase der Text grade ist?

    Das ist Text den ich unter der Praemisse 'jeden Tag mindestens eine Seite' produziert habe um erst mal durch alle Engstellen/Plotschwierigkeiten/kritischen Szenen zu kommen - wo ich dann selbst manchmal nicht zufrieden bin und erwaege neu zu machen. Vor dem Forum habe ich einmal druebergelesen um offensichtliche Rechtschreibfehler und Wortwiederholungen rauszumachen und her und da ein Bild nachzuschaerfen. An Feedback interessiert mich an diesem Punkt hauptsaechlich - wie kommt die Welt und Stimmung hier und dort rueber? Welches Bild macht man sich von verschiedenen Andeutungen ueber die Protagonisten oder die Geschehnisse in der Welt - muss da deutlicher sein oder nicht?

    Ein gutes Beispiel ist

    Ich gehe mal davon aus, dass der Prolog von Tanred ist. Also, seine Vorgeschichte quasi.

    Ich hatte diese Bloecke urspruenglich so angelegt dass ich es reizvoll fand dass erst mal nicht klar ist ob wir hier eine Vorgeschichte erzaehlen oder ein Ereignis zur selben Zeit, aber wo anders und den Leser so auf die Frage zu stossen um wen es da geht. Daher ist der Protagonist hier immer nur 'er'. Das hat leider einen Preis. weil es bei Pronomen die fuer andere in der Szene verwendet werden immer wieder zu Uneindeutigkeiten (siehe unten) fuehrt und der Text deswegen etwas sperriger wird . Wenn aber nun jeder Testleser sofort schliesst dass es Tanreds Vorgeschichte ist, dann kann ich mir die Muehe auch sparen und den Text eleganter bekommen indem Tanred einfach genannt wird.

    Insofern kann der ganze Textblock halt in seiner Gesamtheit neu gemacht/geaendert werden, und dann ist es verlorene Muehe da jetzt schon Kommata oder Leerzeilen anzupassen.:(

    Wenn ich so arbeite wie sonst, dann mache ich mir - unter anderem aus den Rueckmeldungen der Testleser- irgendwann ein Bild was ich neu schreiben will und gehe dann selber intensiv drueber - da mache ich dann auch Dinge wie Bilder schaerfen oder so. Und erst danach wird poliert - erst darf sich iSpell mit den Rechtschreibfehlern austoben und dann wird ein menschlicher Leser bemueht (vermutlich Katharina) - und danach kommt noch eine letzte Runde von mir.

    Wenn Du jetzt schon einen korrekturgelesenen Text sehen moechtest weil Du das sonst zu verwirrend findest - kann ich leider nicht bieten, sorry - die Zeit das fuer das Forum durchzusehen hat meine Frau grade einfach nicht.:(

    ***

    Okay - ein paar interessanteThemen die Du anschneidest im Einzelnen.

    Bei Kommata bekenne ich mich vollumfaenglich schuldig - Deine Kommasetzung kommt mir so komisch vor, dass ich nur zu dem Schluss kommen kann dass mein Gefuehl dafuer irgendwo im Dreieck zwischen deutschen, englischen und finnischen Texten und deren Kommaregeln verloren gegangen ist.

    Also - bekomme ich einfach nicht hin und da muss jemand drueberschauen bevor die Geschichte fertig ist, aber mit dieser Arbeit will ich keinen Forumsleser behelligen.

    ***

    Das Aber kann hier weg, da der Satz nicht im Widerspruch zum vorherigen steht. Nur, weil seine Hände zittern, heißt das nicht, dass er nicht ahnen kann, was passiert

    Ja, schon - die Idee hier ist allerdings komplizierter. Warum zittert seine Hand? Hier wird die Oberflaeche erzaehlt und der Subtext ungesagt gelassen - die Hand zittert weil er Wissen aus dem Bewusstseinverdraengt - sein Koerper reagiert aber schon auf dieses Wissen das an die Oberflaeche draengt - der vorige Satz ist sozusagen ein Symbol fuer das offenere 'Noch kann er das Wissen aus seinem Kopf verbannen. Aber...'

    ***

    Geräusche finde ich zu schwach. Der Beschreibung nach klingt es mehr nach Lärm

    Dito - natuerlich ist es (moderat) laut, aber wenn ich hier 'Es sind der Lärm - wieso bruellen die Rinder?' schreiben wuerde, wuerde man das vermutlich so verstehen dass es die Lautstaerke ist die den entscheidenden Hinweis gibt. Aber tatsaehlich ist es eher so dass es die falschen Geraeusche sind - bruellende Rinder kommen auf dem Land schon mal vor wenn Futterzeit bevorsteht oder sie gemolken werden muessen. Aber es ist die falsche Zeit dafuer. Genauso wie es die falsche Zeit fuer den Rauch ist.

    ***

    Ich weiß, was gemeint ist, aber ich finde, dass Wörtchen "allein" würde einen großen Unterschied machen, einfach, weil nicht nur in einem Dorf geschlachtet wird, sondern, es verletzen sich sicherlich auch etliche Bewohner bei Arbeiten - und man kennt blutende Menschen daher.

    Oh ja, das ist eine schoene Art den Gedanken hier zu schaerfen, das gefaellt mir gut!

    ***

    Welche Frau? Rhala? Keine Synonyme, solange dem Leser nicht klar ist, von wem die Rede ist. Hier den Namen nennen, denn zuvor ist immer nur von Rhala die Rede, jetzt wirkt es, als sei von einer zweiten Frau die Rede, die der Leser nicht einordnen kann

    Interessanterweise ist es, wenn ich mich da recht erinnere, Wolf Schneider (altgedienter Journalistenausbilder) der genau das was Du hier anmerkst in einem Ratgeber fuer Schreiben von gutem Deutsch den ich mal durchgeackert habe empfiehlt um dem Leser Info ueber eine Person nicht auf einmal vorzuknallen sondern schoen in Portionen verpackt.

    Persoenlich sehe ich das hier eher unproblematisch weil Rhala als topic in dem Abschnitt gesetzt ist und man deshalb ohne weitere Info alle Referenzen auf eine Frau oder weibliche Pronomen auf sie bezieht.

    Das ist in dem anderen Fall den Du anmerkst anders

    Der Bärtige ist Soldat 1? Dann füge vorher ein, dass er einen Bart hat, ansonsten macht das Synonym für Leser keinen Sinn und man muss rätseln

    hier ist keiner der beiden Soldaten eindeutig topic (ein 'er' koennte sich auf jeden der beiden beziehen) - weswegen tatsaehlich der Bart am Anfang des Abschnitts genannt wird :)

    ***

    In diesem Abschnitt sind etliche Bezugsfehler.

    Was Du hier anreisst ist ein Thema das mich immer wieder fasziniert, und ich hatte ueber Parsing mal einen Blogbeitrag geschrieben.

    Ich sehe das eigentlich nicht als Fehler - Grammatik ist halt uneindeutig, Deutsch waere intrinsisch fehlerbehaftet wenn das so ein Problem waere weil es etwas nur ein 'wir' gibt das ganz verschiedene Gruppen ('ich und du' vs. 'ich und meine Kumpels aber nicht du' vs. 'wir alle hier') bezeichnen kann. Statt dessen haben wir Grammatik und topic um schnell zum Sinn zu kommen, und notfalls brauchen wir Kontext wenn die beiden anderen nicht da sind.

    Ich stimme Dir allerdings zu dass der Text da unelegant wird wo der Kontext ranmuss - da muss ich (auch mit der Idee im Kopf dass 'er' gegen 'Tanred' ausgetauscht werden kann) ebenfalls noch ran - ich behalt' das definitiv im Kopf.


    ***

    manchmal die Szene vor seinem Auge (seinen Augen - er hat doch zwei?)versteckt.

    Ja, gute Frage... Trotzdem 'behaelt man was im Auge', 'hat ein Auge auf etwas geworfen', 'sieht etwas vor seinem inneren Auge vorbeiziehen', 'hat ein Auge auf jemanden', rennt 'sehenden Auges' in sein Verderben und so weiter - es scheint ganz viele Phrasen zu geben wo man nur eines braucht. Kann ich auf Anhieb auch kein Muster erkennen wo man wie viele nimmt.

    Ich aender' das mal...:)

    ***

    Kurze Sätze transportieren genauso viel Hektik und Geschehen wie die Kommata (bzw. fehlenden Kommata).

    Ja, das mache ich wenn ich eine Actionsequenz schreibe bei der das Bild in einzelne Eindruecke zersplittert weil man die Szene gar nicht mehr wahrnimmt.

    Die Idee die ich hier verfolge ist das Gegenteil - wie mit übernatürlicher Klarheit gesegnet nimmt er jedes Detail der Szene wahr. - es ist eher wie ein Film in HighDefinition wo die Szene eben nicht zersplittert, sondern ein Ganzes ist. Daher finde ich die Loesung kurzer Saetze hier nicht so passend.

    ***

    Generell hab' ich den Eindruck Du (und/oder Dein Lektor) wuerden Texte gerne maximal verstaendlich sehen (kurze Saetze, klares Parsing schon auf dem Level Grammatik, moeglichst woertliche und offene Interpretation der Saetze,...) - das kann man so machen, da ist ganz sicher nichts falsches dran - aber es ist halt einfach nicht meine Art zu schreiben.

    Mir sind Dinge wie dieses 'aber' das logisch keinen Sinn zu haben scheint, aber wo dann ploetzlich eine neue Ebene mitzuschwingen beginnt schon wichtig, ich mag diesen Umgang mit Sprache, die Irritation die entsteht wenn da ein Ausdruck unerwartet weitergeht oder wenn eine Metapher grade neben dem liegt was man erwartet... Ich wuerde auch grammatikalische Eindeutigkeit opfern wenn ich dafuer ein schoenes Mysterium ueber die Identitaet des 'er' bekommt... aber das muss ja nicht jedem zusagen.

    Daher, vielen Dank fuer Deine Eindruecke bisher.:danke:Viel Stoff zum Nachdenken.

  • Dunkle Wolken schoben sich über die Berge hinter dem Kloster Sant Erran und die ersten kalten Regentropfen fielen vom Himmel. Tanred legte den Kopf in den Nacken und beobachtete, wie die felsige Gipfelregion weit oberhalb der Mauern im düsteren Grau verschwand. Aber es fiel nur wenig Regen in den Wald der die Hänge weiter unten bedeckte - genug Zeit um trocken zurück zu den Wagen zu kommen...

    Er griff wieder nach den Wassereimern die er gerade am Brunnen gefüllt hatte, wuchtete sie in die Höhe und setzte sich in Bewegung. Seshani war schon ein paar Schritte weiter, aber er holte sie mühelos ein während sie die Hütten am Rand des Dorfs hinter sich ließen und auf das Lager der Gaukler zu gingen.

    Die schwarzhaarige Haranti war schweigsam wie so oft. Tanred wurde nicht so recht schlau aus ihr - ihre Herkunft machte sie zweifellos zur exotischsten Gauklerin in der Truppe, aber am Ende war es Tareia die so tat als wäre sie Haranti, während Seshani akrobatische Nummern zeigte - meistens alleine und nur selten zusammen mit Rocas und Ofyas. Auch mit vielen anderen sprach sie wenig, nur zu Ketran und Tareia pflegte sie ein herzliches Verhältnis.

    Er war sich nicht ganz sicher was genau ihre Rolle in der Truppe eigentlich war - aber vermutlich dachte sie genau das gleiche über ihn.

    Plötzlich stutzte er und hielt an. Konnte es sein?

    Einen Augenblick lang war er sich nicht sicher, aber dann drehte sich einer der Gaukler zwischen den Wagen um und er erkannte die massige Gestalt von Wulfgar - was den Mann im braunen Umhang neben ihm dann zu Perren machen mußte. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, und er beschleunigte seine Schritte. Plötzlich erschienen sogar die vollen Wassereimer nicht mehr schwer. Eine Woche lang hatten die Gaukler hier gewartet, Musik in der Siedlung unterhalb des Klosters gemacht, dann in den Tagen danach auch entferntere Weiler aufgesucht, aber von Tag zu Tag wurde das Kupfer das sie einnahmen weniger und das wiederum machte es schwerer und schwerer, einen guten Grund zu finden noch länger zu bleiben.

    Aber jetzt war das nicht mehr nötig...

    Er stellte die vollen Eimer vor das Kochfeuer und lief dann die paar Schritte auf die Ankömmlinge zu wo er gleich von einem breit lachenden Wulfgar in eine feste Umarmung gezogen wurde. Neben ihm löste Perren sich aus Ketrans Armen und Tanred sah, daß sie entgegen ihren Beteuerungen doch erleichtert war, den Prinzipal wieder zu sehen.

    Die beiden Männer waren dreckig von der Reise, ihre Umhänge grau von Staub und die Stiefel mit Matsch bespritzt aber keiner sah verletzt aus. Nur Müdigkeit malte sich in ihren Gesichtern.

    Fret kam mit einem Freudenschrei aus dem Wagen geschossen, rannte auf Wulfgar zu und begrüßte ihn stürmisch wärend Tanred sich fragte, welche Geschichte diese beiden wohl verbinden mochte. Wenn Fret irgendwem aus der Truppe komplett vertraute, dann war es der breitschultrige Kämpfer...

    "Erst Essen, und dann Erzählen!", befahl Branwen resolut. Ein Schauer von weiteren Regentropfen fiel bei ihren Worten vom Himmel, und alle flüchteten sich rasch unter die Zeltplane, die zwischen den Wagen gespannt war.

    Eintopf duftete schon verführerisch und Tareia war bereits dabei, Schalen für alle zu füllen während Vinlind einen Krug Wein entkorkte.

    Tanred setzte sich und griff dankbar nach dem warmen Essen. Erst jetzt als die beiden wieder da waren wurde ihm bewußt, wie sehr er die letzten Tage angespannt gewesen war und wie erleichtert er war, daß sie wirklich heil aus Erbor entkommen waren...

  • "Müssen wir mit Verfolgung rechnen?", fragte Branwen ohne Umschweife.

    Die Kerrinsmänner unter den Gauklern hatten sich spät in der Nacht zu einem Treffen etwas abseits der Wagen eingefunden - im Schein einer Laterne, und mit einem weiteren Krug Wein. Es war auffällig sich so zu treffen, die anderen der Truppe mochten sich die eine oder andere Frage stellen, aber wie Ketran es formuliert hatte: Es gab Dinge zu besprechen die nicht warten konnten.

    Perren schüttelte den Kopf.

    "Ich denke wir konnten alle Spuren beseitigen", berichtete er knapp. "Der Hinterhalt um die Verfolger aus der Garde loszuwerden hat einwandfrei funktioniert - keine Zeugen. Wir waren dann noch zwei Tage in der Gegend und haben Augen und Ohren offen gehalten - die Garde hat am Ende drei Dutzend Leute aus der Umgebung der Taverne und aus den Höfen um die Kreuzung eingesammelt und aufgehängt - angeblich wegen Unterstützung von bewaffneter Rebellion. Wenn sie anfangen sowas zu tun, dann haben sie keine Ahnung wo sie wirklich suchen müssen."

    Tanred blickte Perren mit offenem Mund an. In ihm war etwas bei den letzten Worten erstarrt. Drei Dutzend Menschen waren gehängt worden - als Rache für die toten Soldaten? Unschuldige, die nur das Pech hatten in der Gegend zu sein?

    "Sie haben wirklich wahllos Menschen aufgehängt?", fragte er mit einem kaum unterdrückten Zittern in der Stimme.

    Wulfgar nickte und nahm einen tiefen Schluck Wein.

    "Nicht zum ersten Mal, Tan", erklärte er. "Sie wollen deutlich machen daß niemand ungestraft die Garde angreift, daß das Leben eines ihrer Soldaten dreimal so viel wert ist wie das von gewöhnlichen Gondrern. Aber alles was sie so erreichen ist, daß das Volk sie noch mehr haßt."

    "Aber sind nicht wir irgendwie schuld... ich meine, wenn dann am Ende Unschuldige umkommen?"

    "Du darfst nicht so denken, Tan", sagte Ketran ernst. "Das ist genau das was sie erreichen wollen - daß die Garde sicher davor wird, jemals angegriffen zu werden. Aber es sind nicht unsere Schwerter die Bauern treffen, und nicht unsere Stricke um ihre Hälse - das tut die Schwarze Garde im vollen Wissen, daß sie nicht die wahren Schuldigen haben. Wenn wir Widerstand gegen sie leisten wollen, dann wird der Kampf auch Unschuldige treffen - aber das entscheiden sie, nicht wir. Wir greifen keine Unschuldigen an."

    Tanred nickte zweifelnd. Noch drei Dutzend Tote... Und nur aus Rache...

    "Eines ist allerdings eigenartig an der Geschichte...", sagte Perren nachdenklich. "Es will mir nicht in den Kopf daß Godhelm uns einfach so an die Garde verkauft. Das passt überhaupt nicht zu ihm..."

    "Es läßt sich allerdings schlecht leugnen daß er es gemacht hat...", stellte Branwen trocken fest.

    "Ja, aber überleg' mal wie", erwiderte Perren. "Nur fünf Soldaten am Treffpunkt! Würdest du so wenige Soldaten schicken um einen gefährlichen Rebellen zu fangen? Das wirkte eher, als wollten sie einen Schmuggler festsetzen oder sowas. Als hätte Godhelm sie über das Treffen infomiert und uns verraten - aber auf eine Art die uns eine gute Chance läßt davonzukommen."

    "Worauf willst du raus?", fragte Ketran zweifelnd.

    "Daß er vielleicht keine Wahl hatte, daß sie schon hinter ihm her waren und er in die Offensive mußte, etwas tun - und daß er das einzige getan hat was er noch für uns tun konnte - eben uns eine Chance zu geben."

    "Dann müßte ihn jemand anders verraten haben...", meinte Branwen düster. "Auf eine Weise daß er das Treffen nicht ableugnen konnte. Und ich weiß nicht ob mir das so viel besser gefällt..."

    Wulfgar nickte.

    "Wir haben den ganzen Weg bis hierher immer wieder diskutiert - aber es ist am wahrscheinlichsten", erklärte er. "Jemand hat die Garde auf Godhelm angesetzt. Jemand der von dem Treffen wußte - und das sind verdammt wenige."

    Er schwieg einen Moment, dann setzte er hinzu.

    "Möglicherweise jemand von uns. Oder aus der Truppe. Jemand der genau beobachtet was Perren tut."

    Die Gesichter um die Laterne sahen plötzlich ernst aus.

    "Es kann auch jemand von außen sein - vom Hof der Königin im Exil", sagte Perren leise. "Aber er müßte verdammt hoch stehen, denn meine Kontakte sind alles andere als allgemein bekannt..."

    Ketran seufzte.

    "Und was jetzt?", fragte sie müde.

    "Als nächstes Terred", kündigte Perren an.

    "Terred? Schon wieder?", fragte Branwen.

    Perren nickte.

    "Wer Terred beherrscht, beherrscht Mittelgondred", erklärte er. "Aber die Stadt kann nicht eingenommen werden, nicht mit einem Heer das ich aufstellen kann, nicht mit einem das Edred aufstellen kann. Das Arianische Reich auf der Höhe seiner Macht hat es einmal geschafft, und das war bevor die Arianer danach die Befestigung der Stadt verbessert haben. Terren muß von innen fallen, und ich brauche irgend einen Ansatzpunkt - der ganze Plan steht und fällt damit daß ich irgendwann eine Idee habe, wie wir die Stadt in unsere Hand bringen können. Und dafür müssen wir wieder dort hin."

    Wulfgar nickte zweifelnd.

    "Und wenn wir auch diesmal keinen Ansatzpunkt finden?", fragte er.

    "Darüber reden wir, wenn es so weit ist", knurrte Perren. "Aber erst nach Terred. Und danach geht Tanred ins Kloster."

    "Was?", entfuhr es Tanred.

    "Ich möchte daß du ein paar Dinge lernst die du hier bei uns nicht lernen kannst", erklärte der Prinzipal. "Zumindest für zwei Monde"

    "Zwei Monde? Aber..."

    Perrens strenger Blick brachte Tanred zum Schweigen, und mit Scham erinnerte er sich, daß er geschworen hatte zu lernen was auch immer Perren ihm auftrug.

    "Ins Kloster also...", seufzte er.

  • "Aber sind nicht wir irgendwie schuld... ich meine, wenn dann am Ende Unschuldige umkommen?"

    Hm. Diese Argumentation lese ich auch öfter in der Zeitung bezüglich eines aktuellen Konflikts.

    Da ziehen sich jetzt einige Schlingen zu. Die Gauklertruppe merkt also spätestens jetzt dass es Geheimnisse gibt und vielleicht ist schon längst ein Verräter in der Truppe. (Hoffentlich ist es nicht Arngard - aber irgendwie glaube ich das nicht). Ich fürchte dass es bald blutig wird.

    Und nun das Kloster? Ich frage mich was er dort lernen soll. Vielleicht ist es ein ganz anderes Manöver: Tanred soll im Kloster in Sicherheit gebracht werden falls etwas schiefgeht. Damit er dann die Sache weiterführen kann. (Die Prophezeiung muss ja für irgendwas gut sein). Oder ist das Kloster eine Art Festung wo man sich gegen Feinde verschanzen kann? Sowas habe ich schon gelesen.

    Letztlich riskiert Perren jedenfalls das Leben der Gauklertruppe insgesamt. Wenn sie gefangen werden dann sind alle dran. Ich verstehe seine Radikalität weil er meint anders das Ziel nicht erreichen zu können. Aber es ist schon brutal.

    Ich bin gespannt wie es weitergeht.

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Terred

    "Bitte gnädiger Herr - bei Ädons Barmherzigkeit, habt ihr eine Arbeit für mich damit ich mir etwas zu essen verdienen kann?"

    Der hagere grauhaarige Ädonsmann betrachtet ihn abschätzig und er kann im Gesicht des Priesters erkennen daß der Mann mit sich ringt. Er weiß nur zu gut daß Mildtätigkeit diesen Winter rar gesät ist und daß es besser ist nicht direkt danach zu fragen. Aber wenn er anbietet zu arbeiten...

    Er kann selbst erkennen daß der Ädonsmann nicht viel zu geben hat - die braune Robe ist oft geflickt worden und das Gesicht des Mannes ist abgemagert und von Sorgenfalten gezeichnet. Aber er muß noch ein paar Wochen durchhalten - die ersten Tage Tauwetter haben den Schnee stellenweise in Matsch verwandelt, aber selbst wenn der Schnee weg ist, dauert es noch lange bis man genug Nahrung im Wald finden kann. Und sein Geld ist fast aufgebraucht, er hat nur noch einen Kupferpfennig, den will er nur im absoluten Notfall opfern.

    Der Priester seufzt. Er ist zu einer Entscheidung gekommen.

    "Du kannst das Ädonshaus fegen...", sagt er leise, Kummer in seiner Stimme. "Dafür kann ich dir nachher eine Schale Eintopf anbieten."

    Er ahnt daß er Priester selbst dafür hungern wird - daß er darunter leidet die Not im Dorf nicht mehr lindern zu können. Aber welche Rolle spielt das?

    Er folgt dem Priester die paar Schritte zum Ädonshaus. Graues Licht liegt über dem kleinen Dorf, aus niedrigen Wolken fällt feiner Nieselregen. Feuchter Schnee knirscht unter ihren Füßen, bleibt in dicken Klumpen an den Schuhen hängen.

    Das Ädonshaus ist überraschend geräumig für ein Dorf dieser Größe - aus grobem Stein gemauert und mit einem Holzschindeldach versehen ist es fast so hoch wie der gedrungene Glockenturm daneben. Drinnen herrscht Düsternis, nur am Altar brennen zwei Kerzen und erhellen ein bronzenes Ädonsauge. Schemenhaft kann er Szenen aus dem Buch Ädon als Wandmalereien erkennen, auch wenn sie verblaßt sind. Er ist überrascht - das Dorf muß früher einmal sehr wohlhabend gewesen sein.

    "Hier ist ein Besen...", sagt der Ädonsmann leise und läßt ihn allein.

    Er sieht sich um - viel Schmutz ist nicht zu finden, das Ädonshaus ist gut gepflegt. Jemand muß schon vor ihm gefegt haben, allerhöchtens gestern. Auch die Bänke auf denen die Gemeinde während der Messe sitzt sind in gutem Zustand. Aber was kümmert es ihn ob die Arbeit wirklich nötig ist - er will die versprochene Schale Eintopf.

    Schulterzuckend nimmt er den Besen und beginnt zu fegen, systematisch, vom Altar her in Richtung der Tür. Die Arbeit ist monoton, gleichförmig kratzt das Reisig über den Boden, danach macht er einen Schritt und fegt weiter. Es stört ihn nicht weiter, er ist froh wenn er mal nicht denken muß, sich nicht erinnern muß...

    Ein Geräusch schreckt ihn auf - ein Mann in einem pelzbesetzten Mantel kommt herein, nimmt die Kapuze ab. Er ist schon älter, sein ergrauter Bart ist sorgfältig gestutzt, und sein schulterlanges Haar glatt, wie eingeölt. Der Neuankömmling runzelt die Stirn als er ihn bemerkt, geht aber dann schweigend zum Altar weiter und kniet sich in stummem Gebet hin. Der Besen kratzt weiter über den Boden, langsam, gleichförmig.

    Nach einer langen Weile steht der Mann wieder auf und legt etwas aus auf den Altar, dann geht er in Richtung der Tür und verschwindet nach draußen.

    Der Besen hält inne. Neugierig geht er geht zum Altar - da liegt ein Silberpfennig.

    Er weiß daß es in dieser Gegend üblich ist, Gaben für die Armen in einem Ädonshaus zu lassen - wenn es kein Gefäß dafür gibt, auch auf dem Altar. Der Priester wird erleichtert sein, wenn er so viel Geld findet...

    Aber der Priester weiß nichts davon...

    Der Gedanke kommt ihm ganz plötzlich. Es ist ein ganzer Silberpfennig. Genug um ihm bis zum Frühling Essen zu verschaffen. Alles was er tun muß, ist die Münze einzustecken und zu gehen. Niemand wird je etwas davon erfahren...

    Das Ädonsauge auf dem Altar scheint aufzublitzen, ihn anzusehen. Er starrt zu Boden. Es ist falsch zu stehlen, es ist gegen Ädons Gebot. Das weiß er. Aber Ädon hat nicht hingesehen als sie sein Dorf zerstört haben, Ädon hat das verzweifelte Flehen von Alfhild ignoriert - was soll ihn jetzt ein Silberpfennig kümmern? Außerdem, er ist selbst arm und in Not - ist die Münze dann nicht sogar für ihn gedacht?

    Er streckt die Hand aus, aber zögert. Das Auge scheint direkt in seine Seele zu blicken. Oder bildet er sich das ein? Trotzdem, er fühlt sich beobachtet. Nervös sieht er sich um. Niemand ist zu sehen. Er nimmt den Silberpfennig. Er scheint auf seiner Haut heiß zu sein wie aus einem Schmiedefeuer, aber er steckt ihn schnell in die Tasche und geht zur Tür.

    Draußen herrscht graue Dämmerung, feuchter Nebel kommt von den Hügeln heruntergekrochen. Die Dorfbewohner haben sich in ihre Hütten zurückgezogen. Er schließt die Tür des Ädonshauses hinter sich und geht mit raschen Schritten weg, nur aus dem Dorf heraus, das ist das Wichtigste. Der Priester wird sich freuen seinen Eintopf nicht teilen zu müssen und nie etwas von dem Silber erfahren. So ist jedem gedient...


    Der Nebel hat seine Gestalt schnell verschluckt, niemand im Dorf sieht ihn weggehen.

  • Ach Tanred. Ich fürchte, an dem Silberpfennig wirst du keine Freude haben, auch wenn es verständlich ist, warum du ihn genommen hast. Was, wenn es ein Test war, eine Prüfung? :/ Was, wenn es doch jemand gesehen hat?

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Hm. Diese Argumentation lese ich auch öfter in der Zeitung bezüglich eines aktuellen Konflikts.

    Echt?

    Ich glaube voelkerrechtlich und ethisch ist das doch anders.

    Wer z.B. einen Angriff aus einem zivilen Ziel startet, etwa einem Krankenhaus, indem er auf das Dach eine Stellung mit Granatenwerfern baut begeht voelkerrechtlich ein Kriegsverbrechen weil der dieses Krankenhaus durch seine Aktion zu einem legitimen Ziel macht. Wenn der Gegner dann diese Stellung angreift und es zivile Opfer gibt, ist das die Schuld dessen der seine Stellung da angelegt hat- nicht die Schuld dessen der angreift.

    Das ist aber nicht was Perren und die Garde machen - Perren und Wulfgar haben an der Strasse einen Hinterhalt gelegt und die Soldaten da getoetet ohne z.B. einen Bauernhof oder Zivilisten zu involvieren - die Garde hat dann entschieden Zivilisten von denen sie ganz genau wissen dass sie nichts mit der Sache zu tun haben zu haengen - das waere ein klarer Bruch des Voelkerrechts (wenn es sowas in Gondred gaebe).

    Im Prinzip geht's mir hier darum, schon die moralische Frage aufzuwerfen - es wird mit harten Bandagen gekaempft, auf die Garde aus dem Hinterhalt losgehen hat Konsequenzen, es gibt wenige Instanzen die hier Maessigung fordern wuerden, definitiv kein Kriegsrecht - was dann? Was darf Widerstand noch in Kauf nehmen?

    Das klingt zusammen mit der anderen moralischen Frage - der Silberpfennig.

    Was, wenn es ein Test war, eine Prüfung? :/ Was, wenn es doch jemand gesehen hat?

    Hier darf der Leser ruhig mal ueberlegen - was haette ich denn gemacht?

    Und ehrlich gesagt finde ich die Variante - was wenn es niemand gesehen hat, wenn es einfach gut geht - irgendwie reizvoller. Denn was man moralisch draus lernt wenn's schiefgeht ist klar - aber was genau lernt man fuer sein Leben wenn es klappt? Wenn nur die innere Stimme einen das naechste Mal davon abhalten wuerde, nicht die schlechte Erfahrung?

    Die Gauklertruppe merkt also spätestens jetzt dass es Geheimnisse gibt und vielleicht ist schon längst ein Verräter in der Truppe. (

    Ich glaube Du unterschaetzt den Drang von Menschen, komische Ereignisse einfach mal zu verdraengen. Klar - wenn jemand irgendwas komisches an der Truppe rausfinden wollte - wuerde er schaffen. aber ich glaube die meisten Menschen wollen von Problemen in Ruhe gelassen werden (spontan faellt mir da das Beispiel des Krankenpflegers ein der Patienten vergiftet hat weil er sie reanimieren wollte - im Nachhinein stellte sich raus dass viele Kollegen schon Ahnungen hatten dass da was nicht stimmt und er teilweise auch deswegen versetzt wurde - aber keiner wollte wirklich wissen was da vorgeht - weil er dann haette handeln muessen...

    Tanred soll im Kloster in Sicherheit gebracht werden falls etwas schiefgeht. Damit er dann die Sache weiterführen kann.

    Interessant... aber nee, das haengt alles mit dem Plan zusammen den Perren mit Tanred hat - mal schaun ob vor Ende des ersten Teils jemand ahnt worum es da geht...:)

  • Wer z.B. einen Angriff aus einem zivilen Ziel startet, etwa einem Krankenhaus, indem er auf das Dach eine Stellung mit Granatenwerfern baut begeht voelkerrechtlich ein Kriegsverbrechen weil der dieses Krankenhaus durch seine Aktion zu einem legitimen Ziel macht. Wenn der Gegner dann diese Stellung angreift und es zivile Opfer gibt, ist das die Schuld dessen der seine Stellung da angelegt hat- nicht die Schuld dessen der angreift.

    Genau das habe ich schon anders herum gelesen. Wenn man weiß dass das Krankenhaus militärisch genutzt wird dann ist das Beschießen des Krankenhauses legitim. Wenn aber der Berichterstatter davon ausgeht dass es ein normales Krankenhaus ist wäre das Beschießen ein Kriegsverbrechen. Und je nachdem auf welcher Seite der Berichterstatter steht wird eben eine militärische Nutzung angenommen oder ausgeschlossen. Wie soll ich von hier beurteilen können welche Version stimmt? Daher kommen da oft Fragen auf.

    Das ist aber nicht was Perren und die Garde machen - Perren und Wulfgar haben an der Strasse einen Hinterhalt gelegt und die Soldaten da getoetet ohne z.B. einen Bauernhof oder Zivilisten zu involvieren - die Garde hat dann entschieden Zivilisten von denen sie ganz genau wissen dass sie nichts mit der Sache zu tun haben zu haengen

    aber auch hier könnte man spitzfindig argumentieren "wenn Perren weiß dass die Garde als Reaktion auf einen Angriff Unschuldige umbringen wird - ist dann Perren nicht indirekt an deren Tod schuld?" Klar ist er nicht wirklich schuldig ... aber es ist dennoch eine schwierige Sache weil er böse Folgen kennt und in Kauf nimmt. Das könnte schon manche Leute auch abschrecken überhaupt was zu machen. (Und damit rechnet die Garde). So hattest du ja auch argumentiert. Also ja. Das ist ein hartes Thema.

    Und ehrlich gesagt finde ich die Variante - was wenn es niemand gesehen hat, wenn es einfach gut geht - irgendwie reizvoller. Denn was man moralisch draus lernt wenn's schiefgeht ist klar - aber was genau lernt man fuer sein Leben wenn es klappt? Wenn nur die innere Stimme einen das naechste Mal davon abhalten wuerde, nicht die schlechte Erfahrung?

    Das hat mich auch zum Nachdenken gebracht. Ich glaube aber um es richtig nachvollziehen zu können müsste man in einer Lage sein wie Tanred. Wenn ich ansonsten hungern müsste dann noch an eine moralische Instanz zu denken ist dann wirklich eine schwere Entscheidung. Ich bin gespannt wie du das Thema weiterspinnst.

    aber ich glaube die meisten Menschen wollen von Problemen in Ruhe gelassen werden

    Ja sicher. Ich weiß aber nicht ob nicht eine solche Häufung von Heimlichkeiten - die Flucht in der Nacht das Fehlen von Perren und Wulfgar und jetzt das heimliche Gespräch nicht auch unruhig machen und danach drängen nachzufragen und Antworten zu verlangen.

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Wie soll ich von hier beurteilen können welche Version stimmt?

    Das ist 'fog of war', anderes Thema, ein aussenstehender kann nicht so recht beurteilen was tatsaechlich passiert (wie so oft kann man aber Plausibilitaet pruefen...)

    Mir geht's in dem Argument aber um die ethische Dimension - angenommen wir kennen die wahre Situation - was sagt das Voelkerrecht darueber, was die Ethik?

    In der Geschichte macht sich die Garde ja gar nicht gross

    die Muehe zu verschleiern dass sie Unschuldige haengt, rein um einen Punkt zu machen - das wissen auch die beteiligten Soldaten. Heute waere das klar voelkerrechtswidrig - aber in diesem Kontext... sind Zivilisten halt Spielball in einem Krieg,

    Das ist ein hartes Thema.

    Ja, ist so angelegt...

  • Die Stadt kauerte über dem Fluß wie ein gewaltiges vorzeitliches Ungeheuer.

    Klippen aus dunklem Fels ragten auf, hoch, fünfzig Klafter vielleicht oder mehr, und darüber erst erhoben sich die eigentlichen Mauern, bestimmt noch einmal fast zehn Klafter. Türme und Bastionen reckten sich stolz über das umliegende Land, gekrönt von wehenden Bannern und auf einer Plattform konnte Tanred Katapulte erkennen - und andere Belagerungswaffen deren Namen er nicht einmal kannte.

    Es war nicht das erste Mal daß er Terred sah, er hatte Jahre seines Lebens hier verbracht, aber es war das erste Mal daß er die Stadt mit den Augen eines Kerrinsmanns betrachtete.

    Perren hatte recht. Alleine der Gedanke, die Stadt mit einem Heer einzunehmen war lächerlich. Gerade einmal an zwei Stellen führten Straßen die Klippe hinauf, und immer verliefen diese Zugangswege unterhalb der Stadtmauern. Ein Verteidiger konnte jeden Angreifer nach Belieben mit Pech überschütten, Steine auf ihn herunterhageln lassen oder mit Armbrüsten unter Feuer nehmen. Keine Leiter der Welt war lang genug um von der Ebene bis zur Mauerkrone zu reichen. Und ein Versuch die Klippe selbst zu durchtunneln mochte Jahre dauern, jeder derdas versuchte würde sich durch harten Fels hauen müssen. Dafür konnten die Katapulte dank ihrer hohen Position Geschosse weit in die Ebene hinein schleudern - er hatte es vor Jahren bei einer Übung selbst beobachten können. Selbst die Idee, daß das arianische Heer die Stadt irgendwann eingenommen haben sollte erschien ihm auch absurd, auch wenn die Geschichte darauf beharrte daß es so gewesen war.

    Terred konnte nur von innen fallen - oder gar nicht.

    "Wieso sind so viele Menschen unterwegs?", fragte Ketran mit gerunzelter Stirn.

    Tanred nickte gedankenverloren - sie hatte recht, es hätte ihm selbst auffallen müssen. Fuhrwerke stauten sich auf den beiden Straßen zur Stadt, aber das war nicht alles. Große Gruppen von Wanderern drängten ebenfalls in die Stadt, an den Fuhrwerken vorbei. Die Tore von Terred waren weit offen und schluckten die Massen von Menschen... wie ein gewaltiges vorzeitiges Ungeheuer...

    "Ich glaube morgen ist Veneranstag!", fiel es ihm plötzlich ein. "Am Fest von Sant Veneran wird im Ädonsdom eine Messe für die im Krieg Verstümmelten gehalten bei der der Stab des Heiligen aus seinem Schrein geholt wird - wer den Stab berührt dem soll er die Schmerzen nehmen."

    "Und?", fragte Ketran stirnrunzelnd. "Die ganze Menge die hier in die Stadt unterwegs ist sieht nicht besonders verstümmelt aus."

    "Viele kommen aus dem Umland um den Zug in den Ädonsdom zu sehen...", erklärte Tanred. "Er ist etwas... grotesk. In allen Zünften ist es auch ein Feiertag an dem nicht gearbeitet wird, und selbst die schmutzigen Gewerbe - wie die Gerber und die Schlachter - dürfen an dem Tag nach Belieben in die Stadt. Es sind viele Geschichtenerzähler unterwegs, und an allen Ecken wird Musik gespielt..."

    Er brach ab als er Ketrans Gesichtsausdruck bemerkte. Wachsende Verzweiflung malte sich auf ihren Zügen. Dann begriff er - als Gaukler würden sie hier nur eine Truppe unter vielen sein.

    Die ältere Frau seufzte.

    "Ich möchte nicht mit Perren tauschen...", sagte sie trocken. "Rocas und seinem Bruder klar zu machen daß wir ausgerechnet an einem Festtag nach Terred kommen und dann auch noch mit anderen Truppen konkurrieren müssen wird nicht angenehm." Abermals seufzte sie. "Und ein billiges Quartier können wir wohl auch vergessen, vermutlich will das halbe Umland in der Stadt übernachten, das könnte die Preise treiben."

    Tanred betrachtete erneut die Menschenmengen, die zu den Stadttoren strömten. Ketran mochte recht haben - schon eine Unterkunft zu finden würde nicht ganz leicht werden...

  • Trotz der frühen Stunde - es war noch vor der Abenddämmerung - war der Schankraum schon fast voll. Unter mächtigen, vom Ruß unzähliger Kerzen und Laternen geschwärzten Holzbalken saßen Bürger in mit Stickereien verzierten Gewändern durcheinander mit Kaufleuten in einfacherer Reisekleidung und dem einen oder anderen Söldner in Rüstung der sich den Aufenthalt in einem Gasthaus leisten konnte. Becher um Becher wurde schäumendes, dunkles Bier von der Theke zu den langen Tischen gebracht, dazwischen immer wieder der eine oder andere Krug Wein oder sogar kleine Zinnbecher voll mit stärkeren Getränken. Unterhaltungen fanden nicht nur auf Gondrisch statt - Tanred erkannte immer wieder ein paar arianische Wörter und sogar den Tonfall der eloranischen Sprache aus einer Ecke.

    "Unser Hauptproblem ist", faßte Perren zusammen, "daß wir die Wagen nicht auf den Marktplatz fahren können, daher haben wir keine Bühne - wir können nicht die Laternen stellen wie wir wollen und wir können uns nicht ohne weiteres umziehen - statt dessen haben wir wenig Platz der von mindestens drei Seiten einsehbar ist."

    "Und das bedeutet daß Dinge wie Tareias Schlangentanz komplett ausfallen", ergänzte Ketran. "Mysteriöses Auftauchen aus dem Dunkeln, überraschend aufloderndes Feuer - das bekommen wir alles unter diesen Umständen nicht hin."

    Rocas schlug mit der Faust auf den Tisch. Irdene Becher klirrten, aber keiner der anderen Zecher schenkte ihm groß Beachtung.

    "Großartig...", knurrte er wütend. "Nicht nur daß wir Unsummen für diese Unterkunft bezahlen, sondern wir konkurrieren auch mit anderen Truppen und können nicht mal alles zeigen was wir können! Warum genau sind wir hier?"

    "Nachdem wir nunmal hier sind - können wir vielleicht besprechen was wir tun?", fragte Tareia gereizt. "Oder zieht ihr es vor, wenn wir den Abend damit verbringen uns mit Bier zuzuschütten und uns dabei zu beklagen? Wenn das nun so erstrebenswert ist..."

    Ofyas schnaubte irgend etwas zorniges, aber sein Bruder legte ihm die Hand auf die Schulter. Ketran seufzte.

    "Ich denke mit Musik werden wir nicht allzu viel Eindruck machen - zu viel Konkurrenz", fuhr Perren fort. "Das können wir am späten Abend immer noch machen. Und auf Theater achtet bei dem Gedränge ohnehin keiner. Also die Wunder ferner Länder - aber mit ein paar Änderungen. Rocas, Ofyas - ihr übt doch an der Akrobatik zu dritt mit Seshani?"

    "Jaaa", antwortete Rocas gedehnt.

    "Wie weit seid ihr - können wir das zeigen?"

    Ofyas schüttelte den Kopf, aber Rocas nickte - zum Ärger seines Bruders.

    "Konnte sicherer sitzen, aber wenn wir ein bisschen ins Risiko gehen...", sagte er. "Wenn wir schon mal dabei sind - wir können auch die Nummer versuchen wo Arngard auf meinen Schultern steht während sie mit Ketran jongliert. So oder so - wir hinterlassen Eindruck damit. Wenn alles schief geht, immerhin als die Truppe die sich unsterblich blamiert hat..."

    "Also dann", stimmte Perren zu. "Vinlind - wir brauchen zwei Nummern von dir. Einmal Gedankenlesen und einmal deine Zauberei. Und das alles mit sehr wenig Platz. Und mit vielen Möglichkeiten der Zuschauer, dich von der Seite zu sehen. Diesmal hängt viel an dir. Schaffst du das?"

    Die dunkelhaarige Frau nickte.

    "Ich denke in einer Stadt brauchen wir uns keine Gedanken darüber zu machen daß irgenwer Zauberei für zu wirklich hält", sagte sie. "Und Fret kann wirklich unauffällig in die Menge - da kann ich euch Gedankenlesen zeigen so beeindruckend wie es selten funktioniert."

    "Gut - Ketran und Arngard können dann jonglieren", fuhr Perren fort. "Und der Rest hält sich bereit unseren Platz zu verteidigen, allzu neugierige Zuschauer zur Seite zu drängen, beim Umziehen zu helfen oder einfach das Tamburin zu schlagen. Wir haben eine Möglichkeit mit dem Veneranstag- wenn wir gut aussehen können wir uns einen Namen machen."

    Tanred nickte, irgendwie von der Aufregung angesteckt die sich unter den Gauklern breit machte.

    Erst später fragte er sich, warum Perren sich überhaupt bemühte - wenn sie nach Möglichkeiten suchten um Terred aus den Klauen von Edred dem Thronräuber zu befreien - welche Rolle spielte es überhaupt, ob die Gaukler ihr Publikum beeindrucken konnte oder nicht?

  • Erst später fragte er sich, warum Perren sich überhaupt bemühte - wenn sie nach Möglichkeiten suchten um Terred aus den Klauen von Edred dem Thronräuber zu befreien - welche Rolle spielte es überhaupt, ob die Gaukler ihr Publikum beeindrucken konnte oder nicht?

    Das spielt eine große Rolle für die interne Moral der Truppe wie man in dem vorherigen Dialog gemerkt hat. Daher muss sich Perren natürlich darum bemühen.

    Da Perren aber vermutlich gleichzeitig auch seine heimlichen Aktivitäten verstärken wird rechne ich schon damit dass es demnächst ungemütlich wird. Denn das dürfte einen großen Teil seiner Zeit beanspruchen und auch immer schwieriger geheimhalten zu sein.

    P.S. Die Nummer von Vinlind mit dem Gedankenlesen kommt sicher gut an. (Ich war mal auf einer örtlichen Show von einer Kleinbühne. Die hatten sich vorher über das Dorf informiert und machten Anspielungen über Persönlichkeiten die alle im Dorf kannten. Das kam sehr gut an - die Kalauer habe ich jetzt noch im Kopf).

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