Der halbierte Ritter - Eine unglaubliche Geschichte in Versen

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 471 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (18. Februar 2024 um 22:18) ist von Der Wanderer.

  • Der halbierte Ritter

    Eine unglaubliche Geschichte in Versen


    Ein Ritter aus uraltem Stammes-Adel

    (solch einem sucht man wie im Heu die Nadel)

    ein Recke, kühn und fest wie schwere Eiche,

    berühmt für seinen Mut im ganzen Reiche.

    Mit Harnisch, Schienen und des Halses Berge,

    überragt er all´, als wären´s winz´ge Zwerge,

    sein stolzes Ross mit Feuer sprüh´den Nüstern

    stets fest, sollt auch die Nacht den Tag verdüstern –

    ritt einst als Kaisers Knappe gegen Osten

    (wie´s damals üblich war auf eigne Kosten),

    ins ferne Land der wütenden Tataren

    die Christenheit vor Unheil zu bewahren.

    Mit hohem Mut macht er sich auf zum Kampfe.

    Von Weitem schon vernahm er Kriegsgestampfe,

    auch Todesschrei und eh´rner Schwerter Klänge,

    Trompetenschall und wüste Kraftgesänge –

    da traf ein Hieb ihn, teuflisch, ganz von hinten,

    der Schwertstreich eines Ritters voller Finten,

    der teilte ihn, bei allen frommen Seelen!,

    vom Kopf hinab bis zu den Kronjuwelen.

    Man fragt sich nun, trotz allem Kriegsgetöse:

    Wo ist die gute Hälfte, wo die böse?

    Denn jeder Mensch hat gut´ und böse Seiten,

    das kann sogar ein Heil´ger nicht bestreiten.

    Wird nicht die linke Hälft´ schnell zum Verräter,

    wie oft bezeugt in Kämpfen unsrer Väter?

    Kann man in Kampfesnot noch auf sie hoffen?

    So fragt man sich und steht und schweigt betroffen.

    Die rechte Seit´: von Alters her die gute,

    das rechte Herz erfüllt von kühnem Mute.

    Doch Kettenhemd und Harnisch sind zerhauen

    das Pferd halbiert. Worauf kann sie noch bauen,

    wo doch die linke krampft um Schild und Zügel,

    auch sitzt an Pferdes Steige nur ein Bügel.

    Doch Ross und Reiter haben noch zwei Augen,

    mit etwas Umsicht wird´s zum Kampf noch taugen.

    Da fängt die böse Hälfte an zu röhren:

    Du wolltest mich mit deiner Art betören!

    Hab unter dir nun lang genug gelitten,

    die Nase voll von deinen guten Sitten!

    Bin endlich frei mit allen meinen Trieben,

    kann endlich mich und immer mich nur lieben.

    Will jetzt verraten, stechen, um mich hauen!

    Die gute Hälfte hörte es mit Grauen.

    Ein Tosen, rau, wie mächt´ger Löwen Brüllen

    braust an, die beiden Hälften einzuhüllen,

    ein Haufe blutverschmierter Sarazenen

    beginnt, die beiden Hälften zu verhöhnen,

    die Bogen lang, die Spitzen scharf geschliffen.

    Und eh sie die Gefahr noch kaum begriffen:

    ein Krieger, frech, zielt auf die gute Seite –

    doch mangels Körper fliegt der Pfeil ins Weite.

    Der nächste Schuss zielt auf der bösen Stirne,

    doch wo ein Schädel war, ist kaum noch Hirne.

    Auch hier reicht schon ne winzig kleine Wende,

    der Pfeil verfehlt und landet im Gelände.

    Die Krieger sehn´s mit überquelln´dem Staunen,

    die Kehlen voller angsterfülltem Raunen:

    Der Kerl, der Christenhund, er kann wohl zaubern,

    drum lasst uns fliehen, schnell und ohne zaudern.

    Da spricht ein Hüne, hoch wie Tannenspitzen:

    Ihr Memmen all´, nun bleibt gefälligst sitzen!

    Es ist der Christengott, der lehrt sie wehren,

    ich gehe hin und lasse mich bekehren.

    Doch auch die böse Hälfte musste leiden,

    so manche Wunde schlugen ihr die Heiden

    mit Hieb und Stich und mörderischen Streichen.

    Und rundherum vermehrten sich die Leichen.

    Was nützt ein Schwert ohn Schild, wen´s gilt zu streiten?

    Was nützt eine halbes Ross, das nicht zu reiten?

    Was nützt ein Helm, zerbeult von tausend Hieben?

    Da fällt es schwer, das Vaterland zu lieben.

    Die gute Seit sowohl als auch die böse –

    zum Himmel stieg vermehrtes Schlachtgetöse –

    beschlossen nun, sich wieder zu vereinen,

    anstatt geschlag´ne Wunden zu beweinen.

    O heil´ger Gesorg, höre unser Flehen!,

    – die gute Seit´!, – Wir können kaum noch stehen!

    Auch sankt Andreas, Helfer von Burgunden!

    Erbarmt euch schnell und heilet unsre Wunden.

    Und schicke uns – die böse!, – doch den Drachen,

    der niemals schläft, mit Feuer spein´dem Rachen,

    das Heil´ge Vlies, des Gold´nen Schafs Gehäute

    des Jason und der Argonauten Beute,

    das Fell, das Wunder wirkt in allen Teilen,

    das Wunden heilt, die sonst kein Arzt kann heilen! –

    Der Drache schwebt, das gold´ne Fell in Krallen,

    herbei und lässt es auf die Hälften fallen.

    Und Mann und Pferd, sie wachsen jetzt zusammen,

    verwundert sehn´s der Sarazenen Mannen.

    Ein Ende nimmt das Kämpfen und das Rauben,

    zu wunderbar erscheint der Christenglauben.

    Und schon beginnt ein Hasten und ein Laufen,

    in Scharen lassen sich die Heiden taufen.

    Und Frieden ziert Jerusalemens Gassen.

    Der Kaiser staunt und kann es gar nicht fassen.

  • Oh, Barde endest mit frohem Schall.
    Als Gast nipp ich an meinem Bier.
    Nie hört ich deine Reime hier?

    Setz' ab den Humpen mit einem Knall.

    Erheb mich und streb dem Sänger zu
    Barde, meiner Treu, du hast Talent,

    wie kommt's, dass ich das so lang verpennt?
    Fahr fort, edler Versenschmieder, du.

    Dein Name darnun in meinen Ohren sei.
    Und kehrst du alsbald dichtend wieder,

    erquickst uns mit Gedicht und Lieder,

    mit meinem Bier sitz auch ich dabei.

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    Tom Stark
    zum Lesen geeignet

  • Herrlich!

    Ich muss gestehen: Schöne Gedichte zu schreiben ist schwer. Schöne Reime zu machen auch. Darum bin ich umso begeisterter dass du es so schön hinbekommen hast.

    Diese Ballade habe ich sehr genossen! Du könntest da noch etwas dran feilen - aber es ist eine sehr hübsche Idee!

    Ideen für Korrekturen:

    Ich würde versuchen keine Worte zu zerstückeln. Ich denke du kannst den Rhythmus auch auf andere Weise halten. ("Des Halses Berge" - geht das besser?)

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Der Sänger: „Danke, danke!

    Dass Lorbeer euch umranke!

    Ein Lob aus reinem Munde

    ist doch die beste Kunde.“

    Schon ruft er seine Muse,

    damit sie mit ihm schmuse,

    und er in heißen Nächten

    kann neue Verse flechten.

  • Heyho McFee

    Das war...:nummer1::nummer1::nummer1: