Das Ritual Der Wanderschaft

Es gibt 868 Antworten in diesem Thema, welches 194.992 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (2. September 2018 um 18:40) ist von Tariq.

    • Offizieller Beitrag

    Schweigen legte sich über die drei.
    Levia hatte gesehen, was ihr Bruder in der Zukunft tat und an ihrem Blick konnte er erkennen, dass sie wusste, was sich bereits in seinen Gedanken zusammengebraut hatte. Wenn die Helden alle Götter schlagen würden, Levia starb, weil sie menschlich wurde, dann würde er der Letzte sein. Der letzte Gott. Destan war nicht die Art von Gott, welcher danach seine Macht ausnutzen würde. Er war die Art, die seinen Geschwistern freiwillig folgen würde.
    Der Gott des Todes, hatte bereits seinen eigenen Tod vor Augen und war nicht gewillt sich davon abbringen zu lassen, aber zuvor hatte Levia noch eine Aufgabe für ihn.
    „Ich brauche etwas von den Wesen aus Eona. Es ist egal, ob Blut, Haar oder einen Fingernagel“, sagte Levia. Destan und Lefistos schauten sich an und an ihren Blicken konnte man erkennen, dass keiner der beiden wirklich Lust hatte, sich unter diese Kreaturen zu begeben.
    „Wenn ihr beide euch nicht einigen könnt, dann werdet auch ihr beiden gehen müssen, dass das klar ist. Die Zeit rinnt mir durch meine alternden Finger.
    So begann es. Das Ende läutete laut, aber auch ein Anfang war in Sicht.
    Levia wandte sich ab und fing an ein letztes Mal Göttin zu sein. Auch sie nutze Blut, aber sie mengte es unter die Erde Aonas, aus der das Wesen bestehen sollte. Lefistos sah ein, dass es seiner Herrin wichtig war, was sie dort tat und willigte ein etwas von den Monstern aus Eona zu beschaffen. Destan wusste was sie waren, denn er war daran beteiligt gewesen sie zu erschaffen. Immerhin hatte er zu den großen Fünf gehört.
    „Gargoyles“, wich ihm leise über die Lippen. Wie ein Windhauch erreichte das Wort Lefistos Ohren, der sich mit fragendem Blick dem Gott des Todes zuwandte.
    „Was habt ihr dort, in dieser fremden Welt, zurückgelassen?“
    Destans Augen hafteten auf seiner Schwester, während er tief durchatmen musste, als ihm vieles wieder einfiel.
    „Wir waren damals selbst noch jung. Unerfahren als Götter. Die karge Welt langweilte uns und wir hatten es für amüsant gehalten, Wesen zu erschaffen, die unseren Kräften gleichkamen, damit wir gegen sie kämpfen konnten. Hochmütig steigerten wir ihre Kräfte, um uns zu messen, anders als wir es später taten, wo wir nicht weniger dumm, unsere Schöpfungen unseren Zwist austragen ließen. Aber wir hatten sie unterschätzt. Sie lernten dazu, verbesserten sich selbst, vermischten sich untereinander und gewannen so an Kräften, die wir irgendwann nicht mehr kontrollieren, noch schlagen konnten. Diese Gargoyles sind Nachkommen der Wendigos und der Succubi. Kriegerisch und nicht zu bändigen.“

    Wer schon dachte, die Drachen seien kampflustig, der darf den Gargoyles nicht begegnen.
    Um gegen die Götter zu bestehen, erzogen sie ihre Kinder bereits früh zu Kriegern, dabei spielte das Geschlecht keine Rolle. Sie kannten keine Gnade. Kaum konnte ein Kind stehen, bekam es ein Schwert in die Hand. Mit Schlägen gemaßregelt, mit bösen Gesten erzogen, Liebe wich Besitz und wenn ein Kind sich erlaubte zu weinen, weil es sich vor etwas fürchtete, dann wurde eine größere Angst benutzt, um die andere zu besiegen. Solch ein Kind war auch Liar. Trotz seiner sieben Winter, war er bereits mehr Krieger, als mancher Erwachsene von Aona. Sein Herz kannte nichts anderes außer den Kampf. Um seinen Thronanspruch geltend zu machen, musste er gegen seinen Vater antreten. Er musste ihn nicht besiegen, er durfte nur keine Furcht gegenüber seiner größeren Gestalt und Kraft zeigen. Diesen Kampf hatte er gewonnen, wie man sich denken konnte. Dennoch konnte jemand ihm diesen Rang streitig machen. Seine jüngeren Brüder, und davon besaß er zwei. Liam, der zu diesem Zeitpunkt aber erst vier und Logan, der noch jünger war und noch keinerlei Konkurrenz darstellte. Sollten diese Jungen aber irgendwann alt genug sein, Wendegor seinen Thron abgeben und einer der Jüngeren ihn für sich beanspruchen, dann kam Liar nicht umhin, auch diesen zu bekämpfen, allerdings bis zum bitteren Ende. Blut bedeutete ihnen nichts, was geschwisterliche Bindungen anging. Destan bereute, was sie dort weggesperrt hatten. So schloss er sich Lefistos an, um zumindest etwas zu tun, wenn er die Vergangenheit schon nicht mehr rückgängig machen konnte.
    Beide verließen Levia und besorgten alles, worum sie gebeten hatte. Keiner wollte ihr mehr widersprechen, denn es schien sich bei ihrem Vorhaben, um ihren letzten Willen gehandelt zu haben.
    Lefistos schlich sich in seiner kleinen Gestalt unter die Gargoyles. Dank seines gnomartigen Aussehens fiel er unter den anderen Trollen und Kreaturen nicht einmal auf.
    Er erspähte einen schlafenden Gargoyle an einem Zelt gelehnt und zwischen all dem Kriegstreiben, schnitt er ihm mit einem Dolch eine seiner dunklen Haarsträhne ab. Eilig packte Lefistos diese in seinen Mantel und verschwand mit Selbigen wieder gen Himmel, wie er es schon bei der Beschaffung für Ferdas Gegenständen getan hatte. Nur mit dem Unterschied, dass er den Umhang diesmal wie eine Schleppe hinter sich herzog.
    Levia gestaltete derzeit das fremdartige Wesen. Sie gab ihr Flügel, ähnlich die der Gargoyles, aber „sie“ sollte jene verstecken können, es sollten magische Flügel sein, deshalb schickte sie Destan los, um die letzte Feder eines Greifs aus ihrem ehemaligen Unterschlupf im Sumpf zu holen. Durch die Zugabe ihres Blutes, färbten sich die Haare der vermeintlichen Frau blond und ihre Augen sollten in einer seltenen Farbe erstrahlen. Grün mit blauer Umrandung. Das Land und unendliche Meer, alles darin verborgen. Groß und schlank, einer Jägerin würdig. Denn genau das hatte Levia geplant. Aona braucht nicht nur Helden, manchmal musste auch etwas anderes neben ihnen existieren.
    Lefistos kehrte mit dem Haar zurück, welches die Flügel Form annehmen ließ, als auch Destan mit der Feder zurückgekehrt war.
    „Was soll ihre Aufgabe sein?“, flüsterte Lefistos neben Levia, als die Form der Frau schon gut zu erkennen war.
    „Sie soll über das Leben richten, wenn die Welt einst vor der Finsternis steht“, antwortete Levia und stellte sich vor den noch leblosen Körper.
    „Wie … wie meint Ihr das, Herrin?“
    „Wenn der Zeitpunkt kommt, wird sie entscheiden, aus ihren Erfahrungen heraus, ob Aona weiter existiert oder untergeht. Ein schnelles Ende ist oftmals gnädiger, als ein Leben in Gefangenschaft, sollte das Böse siegen.“
    „Ja, aber ...“, fing Lefistos an erschrocken zu stottern, „Ihr werdet ihr doch ein gutes Gemüt geben.“
    „Sie bekommt einen leeren Geist. Einen, der noch keinerlei Wissen über Liebe, Tod, Freundschaft, Hass oder Ähnliches besitzt. Wie ein Kind, welches gerade geboren wurde. Lediglich ein paar Instinkte gebe ich ihr mit, um Gut von Böse unterscheiden und denjenigen finden zu können, der ihr alles beibringen wird.“
    „Wer soll ihr das denn bitte alles beibringen?“
    „Ein Gott ...“
    „Levia?“, wandte Destan fragend ein und sie schaute ihren Bruder an. „Bist du sicher, dass du weißt, was du tust?“
    Levia zuckte mit ihren Schultern.
    „Nein, aber im Zweifelsfall säen wir nur etwas Chaos. Ich habe noch eine Bitte an dich, Destan. Lange, wenn ich schon nicht mehr bin, wird ein Kind geboren werden. Es ist wichtig, dass ihr diesem Kind etwas nehmt, was es am Körper trug und es diesem Wesen aushändigt. Versteckt sie in einer Höhle, die ich euch nennen werde, wenn die Zeit dafür reif ist. Ein letztes Mal erschaffe ich etwas, ein letztes Mal schmiede ich ein Schicksal und kann nur hoffen, dass sich alles zum Guten wenden wird.“

  • :S Hmm, Als Zutaten nimmt Levia unter anderem Haare der Gargoyles? Steckt sie dann nicht auch etwas Böses in ihr neues Wesen? :S Naja, muss sie ja wohl, Gut und Böse halten sich immer irgendwo die Waage. Ich bin gespannt, worauf du hinaus willst, aber ich denke, die Geschichte ist mit dem Aufstieg deiner Helden zu Göttern nicht beendet 8)

    • Offizieller Beitrag

    Zur gleichen Zeit hatte Daig König Horoldt darüber unterrichten lassen, dass sie doch gewillt waren, noch eine weitere Nacht zu bleiben, um das Fest zu feiern, welches er sich so sehr gewünscht hatte. Es sollte der Schauplatz werden, der entscheiden sollte, ob Horoldt der König war, den er vorzugeben versuchte. Unter den Mischwesen verbreitete sich ein leises Geflüster. Man sprach davon, dass ihre Unterdrückung bald ein Ende haben sollte und auch ein paar hochelbische Wachen erklärten sich bereit zu helfen, was die vier doch sehr überraschte, als sie in den Fluren angeflüstert wurden.
    Anscheinend hatten sich einige der Wachen in die Mischwesen verliebt. In die Frauen, die zur Palastarbeit gezwungen waren, aber es niemals offen zugeben konnten. Tatsachen, die Daig nur noch mehr bestärkten. Sah man Daig zuletzt als etwas kindlich albernen Freund, so wandelte er sich in dieser Zeit zu einem Anführer einer Revolte. Während also die anderen endlich zu Bett gingen und Schlaf fanden, stand Daig in der Dunkelheit wiederholt vor dem Bild, welches ihn in geradezu in einem magischen Bann zog. Er sah tief in die gemalten Augen von Fahlalla. Es waren die Augen von Mar, oder anders, Mar hatte die Augen ihrer Mutter. Ihre Lippen konnten so sehr lächeln wie sie wollten, die Augen verrieten, wie traurig beide Frauen im Inneren waren. Horoldt blickte darauf zu seiner älteren Schwester geradezu bewundernd auf. Sein innerliches Gefühl verriet ihm schon beim ersten Blick, dass die Antwort in diesem Gemälde verborgen war. Wenn die Geschwister so zueinander gehalten hatten, Horoldt als König wirklich die Gesetze ändern wollte, dann verstand er nicht, warum er jetzt nicht einmal wusste, wo sich seine Schwester befand. Natürlich war Daig klar, dass wenn er ohnehin der falsche König wäre, sie die einzige gewesen war, die ihn …
    Daigs Herz stolperte. Fahlalla hätte den falschen König entlarven können oder vielleicht hatte sie genau das auch getan. Wanemir hatte sich vielleicht täuschen lassen, aber sie nicht. Daig wurde kalt und dies war ein Gefühl, welches er als Eisdrache nicht kannte.
    Sie war ins Exil gegangen. Das waren die Worte von Horoldt gewesen. Daig fühlte, dass dies eine Lüge gewesen sein musste. Welcher Hochstapler ließ eine Person schon gehen, die einem alles hätte nehmen können, außer, um dieser seine Macht zu präsentieren?
    All diese Ungereimtheiten raubten ihm den Schlaf und im Augenwinkel bemerkte er, wie er beobachtet wurde. Eine der Wachen schaute ihn an und verschwand dann wortlos im Flur. Es hätte eine Finte sein können, von Seiten des Königs, wenn das Geflüster auch ihn erreicht hätte, aber Daigs Gefühl zwang ihn dazu, der Wache zu folgen. Er zog sich seine Kapuze auf, als er das Schloss verließ und dem fremden Mann über die Außenmauer nachging. Anscheinend wollte dieser unbekannt bleiben, da er weder Helm abnahm, noch sich dem Eisdrachen zuwandte. An äußerster Stelle, wo die Mauer über eine Treppe wieder in den Innenhof führte, blieb der mysteriöse Mann stehen.
    „Mir wurde verboten darüber zu sprechen, aber mir wurde nicht verboten, einen Rundgang zu machen“, sagte die Wache und ließ ein Tuch los, welches über die Mauer flog und im Nebel verschwand. Dann lief er namenlos die Treppe hinunter und ließ Daig verwundert zurück, während dessen Blick an dem Tuch haften geblieben war. Der Eisdrache schaute sich um, aber er war wieder allein. Vorsichtig lehnte er sich über die Mauer, wo es steil hinunterging. Die Dunkelheit, der Nebel, all dies ließ ihn nichts erkennen, aber das brauchte er auch nicht, um zu ahnen, was ihm die Wache mit seiner Geste sagen wollte. In dem ewigen Nebel des Berges, der jeden Abend aufkam, war das Schloss von diesem Punkt aus nicht zu sehen, genauso wie die Mauer nicht auszumachen war, wenn man sich im Schloss befand. Ein perfekter Treffpunkt für geheime Unterredungen, ein perfekter … Tatort, um jemanden ins Exil zu schicken.

  • Ich fand die letzten beiden Teile einfach nur wunderschön und furchtbar traurig zugleich ;( ich werde bei dem Teil, bei dem all das hier aufgelöst wird, richtig durchatmen...

    Warte nicht zu lange damit..


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • post 651:

    Deshalb entscheiden sie, dass Onyx und Cloud ihm folgen sollten, Raken blieb im Zimmer, um dort alles im Auge zu behalten.


    entschieden
    und da ich nach hinten blättern muss und das mit dem Zitieren über 2 Seiten nicht auf die Kette kriege, kommt der Rest jetzt kopiert:

    Die erklärte ihm zumindest die warme Luft überall, aber dort, wo es kälter wurde, wurde es auch lauter.
    Dies

    Im Schatten derer, saßen unzählige Mischwesen.
    Im Schatten der Zellen? Ich denke doch eher, in den Zellen drin, oder? Und kein Komma.

    Müde und geschunden blickten sie zum Eisdrachen auf, der an ihnen vermummt vorbeiging.
    .., der vermummt an ihnen....

    Die Kinder fingen an zu flüstern, da sich jeder vorstellen kann, wie häufig es in Mars Geschichten um diese Sorte von Drachen ging, und diese Kinder noch niemals einen wahrhaftig zu Gesicht bekommen hatten.
    konnte - so, wie es hier steht, können sich die Kinder vorstellen, dass es in Mars Geschichten um Eisdrachen geht - das macht keinen Sinn, das werden sie ja wissen, sie kennen die Geschichten ja.

    Er hatte auf seinen Reisen schon so viel gesehen, dass mittlerweile keine Geschichte ihn mehr verwundern konnte.
    ..., dass ihn mittlerweile keine Geschichte mehr verwundern konnte.

    Das bedeutete, jedes Mischwesen, welches nach der Änderung zur Welt gekommen wäre, und jene, die es schon gab, wären auf eine Stufe mit den restlichen Hochelben gestellt worden, aber sieh was geschehen ist.
    Sehr umständlich. warum die Unterteilung der Mischwesen in vor und nach dem Gesetz Geborene, wenn es allgemein gültig gewesen wäre?....sieh, was geschehen....

    Er schaute in die schmutzigen Gesichter der Kinder, die zusammengekauerte auf dem kalten Boden saßen.
    -e.

    :thumbsup: Schöner Teil, es hätte auch nicht zu der Gruppe gepasst, diese Zustände zu dulden und nur ein Mischwesen zu befreien. Jetzt bin ich gespannt, was es mit Horoldt auf sich hat.

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Vermutlich hält das Schwein von Ursurpator sie und den echten Horoldt irgendwo gefangen - wenn er sie nicht schon anders aus der Welt geschafft hat :cursing: Daig soll sich mal beeilen 8)

  • Mir wird mittlerweile schon schlecht, wenn ich nur an diesen möchtegern-Haroldt denke :cursing:
    Bitte bitte lass Fahlalla und den echten Haroldt noch leben (ich bin mittlerweile ziemlich davon überzeugt, dass es einen doppelgänger giebt) Allerdings frage ich mich, wie genau sie den Verräter jetzt dran kriegen wollen :hmm:
    naja, ich lasse mich überraschen :thumbup:

    Spring - und lass dir auf dem Weg nach unten Flügel wachsen ~R.B

    Sometimes you have to be your own hero.

    • Offizieller Beitrag

    Daig kletterte auf die Mauer und sprang in die Dunkelheit. Viel sehen konnte er sicherlich nicht, aber er musste es wissen. Durch den Nebel hindurch, flog er in seiner Drachengestalt die Felswand hinunter, wo die Sicht plötzlich besser wurde. Dabei pochte sein Herz wild zu seinen Flügelschlägen. Er konnte es sich selbst nicht erklären, aber eine düstere Vorahnung tat sich in ihm auf. Das Eis an den felsigen Klippen glitzerte in der Stille und der Schnee reflektierte das wenige Mondlicht, welches es durch den Nebel schaffte. In Daigs Sichtspektrum war es genug, um einen kleinen Umkreis zu erkennen.
    So fand er auch den verschneiten Vorsprung, der sich weit unterhalb der Mauer befand und wo er genug Platz zum landen fand.
    Wieder in seiner Menschenform, starrte er mit ernstem Blick hinauf, wo er nicht einmal mehr die Mauer entdecken konnte. Schweigend schaute er sich um. Noch niemals hatte man Daig so ruhig erlebt, auch wenn niemand dagewesen wäre, mit dem er sich hätte unterhalten können, schwiegen sogar einmal seine Gedanken. Er ließ den Schnee sprechen und das Eis ihm zuflüstern. Der Wind wehte über den Neuschnee und formte kleine Strudel, die all die kleinen Eiskristalle aufwirbelten und in der Nähe der Felswand vor ihm versiegten.
    Er wollte es versuchen. Daig ging genau dort hin und kniete sich in den Schnee. Ohne einen Gedanken an das „Warum“ zu verschwenden, fing er an zu graben. Er schaufelte den Schnee neben sich, seine Hände keilten sich in das Eis und mit seinen Fingern riss er es hinfort. Mindestens sechzehn Jahre musste er freilegen, um die bittere Antwort auf seine Frage zu finden. Immer schneller grub er dabei und er dachte an nichts. Er wollte nicht hoffen, dass er sich irrte, denn die Enttäuschung darüber, wenn er es nicht tat, wäre für ihn unlängst schlimmer gewesen. Er hielt seine Geist frei von allem und hielt plötzlich etwas in Händen. Erschrocken zog er seine Hand unter dem nachfallenden Schnee heraus und fand eine … Holzpuppe. Erleichtert atmete er zunächst aus, als er sie erkannte. Das Eis hatte sie eingeschlossen und, egal wie lange sie dort gelegen haben musste, nicht altern lassen. Ein lächelndes Gesicht schaute ihn an, mit roten Zöpfen aus Wolle und einem eisblauen Kleid. Doch wie war die Puppe dort hingekommen? Wem hatte sie gehört? Gerade als Daig aufstehen wollte, um sich die Puppe genauer anzusehen, rutschte erneut etwas Schnee nach und legte eine Hand frei. Blau, menschlich und zart wie die einer Frau. In der Stille der Nacht, hatte Daig das Exil von Fahlalla gefunden. Er musste einmal tief durchatmen, ehe er die Kraft dazu fand, alles von ihr freizulegen. Die Puppe legte er zuvor vorsichtig neben sich und grub weiter, aber nicht mehr hektisch suchend, sondern der letzten Ehre würdig. Das schwarze Haar der Hochelbin hatte sich um ihr Gesicht gelegt, wie ein Rahmen um ein Gemälde. Fahlalla sah aus, als würde sie nur schlafen. Daig spielte kurz mit dem Gedanken sie anzustoßen und zu wecken, aber der eisige Schlaf war der Tod, den man ihr nur nicht ansah. Obwohl es ein unheimlicher Anblick hätte sein müssen, empfand Daig nichts anderes als stille Faszination, gepaart mit unendlicher Trauer. Mars Mutter war eine wunderschöne Frau gewesen, und war es immer noch. Die Eiskristalle schimmerten auf ihrer Haut und das weiße Kleid, welches sie getragen hatte, paarte sich mit ihrer kalten, blassen Haut, als stammten sie aus einer Feder.
    Kein Wort hätte ihre Schönheit beschreiben können, genauso wie die ihrer Tochter.
    Daig blieb eine ganze Weile neben ihr sitzen und schaute die Puppe an, die sicherlich für Mar gewesen war.
    Aus dem Schweigen heraus wurde tiefer Hass geboren, der das Herz von Daig befiel. Am liebsten wäre er in seiner Drachengestalt in das Schlafgemach von Horoldt geflogen und hätte ihm den Kopf vom Hals gebissen, aber das brachte niemanden etwas. Er musste dafür sorgen, dass alle mitbekamen, was für ein König er war, oder besser gesagt, was für ein König er eben nicht war.
    Das Szenario, welches sich dem Eisdrachen eröffnete, konnte nur eines gewesen sein: Horoldt hatte Fahlalla von der Mauer gestoßen und der mysteriöse Wachmann schien ihn bei seinem Rundgang dabei beobachtet zu haben. Entweder hatte Mars Mutter ihn zur Rede gestellt oder direkt als falschen König entlarvt. Aber was sollte Daig machen? Er konnte kaum zurückkehren und ihnen den Leichnam auf den Tisch legen. Allein wenn Mar dies herausgefunden hätte … welche Wahrheit war leichter für sie zu verkraften? Die Geschichte, dass sich Fahlalla für sie schämte und irgendwo lebte oder, dass sie von ihrer Mutter geliebt, aber diese so grausam getötet wurde? Daig schüttelte seinen Kopf. Natürlich war die Wahrheit leichter zu verkraften. Lieber eine Mutter gehabt haben, die einen geliebt hatte, als eine, die es eben nicht tat und für die das Kind metaphorisch gestorben war.
    „Das wirst du bereuen, Horoldt. Mit jeder Faser deiner falschen Haarpracht, wirst du das bereuen!“, knurrte Daig und schnappte sich die Puppe. Er hatte nicht vor Fahlallas Körper dort liegen zu lassen, aber bevor man sie gebührend bestatten konnte, musste erst der Armleuchter vom Thron verschwinden und wenn es einen falschen König gab, dann musste es auch einen richtigen geben. Daig konnte nur hoffen, dass diesem nicht das gleiche Schicksal zu Teil geworden war, wie seiner Schwester.
    Wütend verwandelte er sich wieder in einen Drachen und flog zurück auf die Mauer. Mit festen Schritten lief er zurück ins Schloss, wo nichts mehr in davon abhalten konnte, Horoldt zu vernichten. Auf die eine oder andere Weise, aber davonkommen würde er ihm nicht.
    Die Sonne ging bereits auf, als Daig das Zimmer betrat und alle anderen alarmbereit aufschreckten. Unter Daigs Augen hatten sich dunkle Ränder gebildet, sein Blick war ernst und eine Maske der Wut hatte sich über seine Mimik gelegt. Seine Vettern, genauso wie Raken, kamen nicht umhin zu bemerken, dass ein anderer in der Tür stand, als der lustig, heitere Drachenprinz, der Gewalt immer gescheut hatte, um für alles einen friedfertigen Weg zu finden. Daig war fertig mit Reden und wollte Blut sehen. Immer, wenn er sich versuchte zu beruhigen, kam ihm der Anblick von Fahlalla in den Sinn, und dass man ihre Stimme nicht mehr hören konnte. Was hätte sie wohl ihrer Tochter alles erzählt? Was hätte sie wohl alles unternommen, um ihrer Tochter zu helfen? Sie konnte es nicht mehr, aber Daig schon.
    „Konntest du nicht schlafen und hast dir etwas zum Kuscheln geholte?“, fragte Cloud, als er die Puppe in Daigs Hand bemerkte. Der Eisdrache fletschte seine Zähne und ein tiefes Knurren kam über seine Lippen, während sein Kopf aprubt zu Cloud herumfuhr.
    „O-Okay, keine Witze ...“, dementierte der Waldwächter und hob abwehrend seine Hände.
    „Daig, ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen, aber du machst mir Angst!“, sprach Onyx und schaute die anderen an.
    „Das ist auch gut so“, antwortete Daig. „Wenn ihr mich fürchtet, obwohl ihr mich anders kennt. Wie sehr wird sich jemand vor mir fürchten, der mich nicht kennt?“
    Alle drei schluckten einmal trocken und standen aus den Betten auf. Daig erzählte ihnen nicht, was er in den Tiefen der Klippen gefunden hatte. Noch nicht.
    Daig hatte nun fast zwei Nächte nicht mehr geschlafen und man konnte es ihm deutlich ansehen, dass er davon mitgenommen war, aber er verweigerte jede Ruhe. Er konnte nicht ruhen.
    Er musste seinen Plan verwirklichen, der bereits am Morgen im vollen Gange war.
    Der König ließ das Fest herrichten und lud all die Hochelben ein, die Rang und Namen hatten. All die Händler, entfernten Verwandten, die auf dem Berg lebten und gerne nahmen sie daran teil, weil sie ja sonst nichts taten.
    Daig und die anderen sahen dabei zu, wie diese ins Schloss kamen und viele Mischwesen zu Dienern abdegradiert wurden, um alle zu bedienen. Darunter auch Mar, die nicht nur Horoldt seinen Verdauungstrank reichen, sondern auch dafür sorgen sollte, dass die Weinbecher stets gefüllt blieben.
    „Bald“, dachte Daig und wollte sich von den anderen davonschleichen, während Horoldt seine Diener scheuchte.

    • Offizieller Beitrag

    Kelamith: ganz am Anfang habe iwann erwähnt, dass Levia bei der Erschaffung darauf geachtet hatte, dass die Verwandlung von Mensch zu Drache und umgedreht auf "magische" Weise geschieht und sie somit ihre Kleidung anbehalten. Also nicht wie bei Hulk :rofl:
    Klar, bei dem Sturz hat sie sich einige Knochen gebrochen ... allerdings wollte ich angesichts der Situ auf eine Beschreibung, wie "verdrehter Kopf" verzichten :S Aber auf die Art des Todes gehe ich später genauer ein, wenn sie geborgen wird ;)

  • Gibt es nicht doch noch eine Möglichkeit Mars Mutter wiederaufzutauen oder so? ;(
    Ich freue mich schon richtig darauf diesen Verräter entlarvt zu lesen ... Muhaha das wird schön :spiteful:

    Spring - und lass dir auf dem Weg nach unten Flügel wachsen ~R.B

    Sometimes you have to be your own hero.

  • Post 66:

    Zitat

    Sie liefen gemeinsam zu Lagerplatz und beide hielten kurz inne, bevor sie in ihren Zelten verschwanden

    zum

    Zitat

    Während Levia das gebündelte Temperament war, machte Amoria den Eindruck, dass die ominösen Pilze der Gruppe, fest zu ihrem Speiseplan gehörten.

    Das Komma würd ich wegmachen.

    Zitat

    Mit einem kräftigen Ruck, stemmte sie die Tür auf und wurde umgehend von einem rosafarbenen Nebel verschluckt.

    Das auch

    Zitat

    „Hmm“, stöhnte die Göttin der Liebe nur und rief ihre Wolke zu sich, die im Gebrauch, Levias Schale ähnelte

    Das auch

    Zitat

    Ein versteinertes Herz kann nicht einmal ich so einfach auftauen, selbst wenn der Fluch nicht auf ihm lege.

    läge

    Post 71:

    Zitat

    Die werden sich umgucken, wenn Eure neue Wesen anklopfen.“

    neuen

    Post 75:

    Zitat

    Man hörte kein Vogelgesang, nur die lauten Rufe von Kröten durchschnitten die Stille

    keinen

    Zitat

    Die Äste der toten Bäume, ragten in den verdunkelten Himmel,

    Das Komma würd ich wieder wegmachen

    So, tut mir leid, dass das so spät kam, das meiste dümpelte bereits seit Mittwoch rum :S

    Magie hat etwas einzigartiges: Sie berührt alle Sinne. Sie ist wie ein Geruch, der sich nicht wirklich wahrnehmen lässt, wie Sand, der durch Fingerrillen rinnt. Sie ist ein Geschmack auf der Zunge, der sich nicht benennen lässt, und wie ein Lied, dessen Melodie einem nicht im Kopf bleiben will.
    So lernte Aer die flüchtigste aller Künste kennen: Das Weben von Zaubern, das Formen der Magie.

    Die Schatten der Magie

  • Fahlhallas Tod habe ich bereits befürchtet ;( Gieriger fetter Hochelb, du hast es ihm gestohlen. Seinen Thron! Ob der echte König wohl noch am Leben ist? Mit ihm wäre es wesentlich leichter, die Intrige aufzudecken. nur, wer würde ihm glauben? Sind ja alle überzeugt, Horold bereits vor sich zu haben. Nachher ist es der mysteriöse Wachmann, der in Wirklichkeit keiner ist :D
    Aber eins steht fest, Daig wird das Ganze schon richten. jetzt schreib zu und sag uns wie :stick:

    • Offizieller Beitrag

    Onyx bemerkte das im Augenwinkel und hielt ihn fest. Bei der Frage, was er vorhatte, antwortete Daig nur damit, dass er noch mehr Beweise brauchte. Deshalb sollten sie Horoldt ablenken, während er sich in seine Gemächer begeben wollte. Onyx war von dieser Idee nicht begeistert, ebenso Raken und Cloud, aber bei einem Blick in Daigs Augen getrauten es sich die drei nicht einmal mehr ein Wiederwort zu leisten.
    Keiner der drei hatte eine Erklärung dafür, warum der Jüngste von ihnen plötzlich geradezu besessen davon war, den König zu vernichten. Gut, sie verstanden, dass ein Eingreifen nötig war, aber Daig verzichtete auf Schlaf, verweigerte Nahrung, wie ein geschlagenes Tier.
    So schlich er sich erneut durch die Flure des Schlosses und suchte die Gemächer des Königs. Wieder an den Wachen vorbei und in vermummter Gestalt.
    Schnell hatte er die besagten Räumlichkeiten gefunden und verschwand hinter einer Tür, die ihn genau in das Schlafgemach führte.
    Horoldt schien das Essen nicht einmal im Bett zu lassen, worauf die leeren Teller überall auf seinen Anrichten hinwiesen. Seine Kleidung brauchte anscheinend so viel Platz, dass ein riesiger Schrank an der Wand prangte, ganz zu schweigen von dem Bett, welches die doppelte Größe hatte als üblich.
    Außerdem waren die vielen Perücken nicht zu übersehen.
    Daig durchsuchte die Schränke, die Kommoden und schaute sogar unter seinem Bett nach, aber er konnte nichts finden, was Horoldt ganz sicher überführen würde.
    Während Daig unter den Schränken nachschaute, bemerkte er nicht, wie die Tür zu dem Zimmer aufging. Erst als er von hinten angetippt wurde und sich erschrocken den Kopf stieß, bemerkte er eine Person hinter sich. Panisch fuhr er herum, aber anstatt einer Wache gegenüber zu knien, stand Mar mit verschränkten Armen vor ihm und musterte den Eisdrachen ausgiebig.
    „Was macht Ihr hier?“, fragte sie fordernd, wobei sie sich die Antwort denken konnte.
    „I-Ich? Ich suche nach Hinweisen, um deine Geschichte zu stützen.“
    „Und warum fragt Ihr mich dann nicht selbst, anstatt Euch in den Schlafzimmern herumzuschleichen, wo Ihr nichts finden werdet?“
    „Nichts finden?“
    „Es ist ja nicht so, als hätte ich nicht schon alles abgesucht.“
    Daig richtete sich auf und rieb sich seinen Kopf dabei.
    „Ich kann aber nicht mit dem Finger auf ihn zeigen und einfach anklagen. Durch Rakens und meine Anwesenheit könnten wir Gebrauch vom Vendgesetz machen, aber das funktioniert nicht ohne Beweise.“
    Mar schaute Daig fragend an. Sie war klug, aber von Politik hatte sie keinen Schimmer. Das fand sie auch alles viel zu langweilig. Da bastelte sie doch lieber an ihren Erfindungen herum, als Frau der Tat, nicht der Worte und kreierte Tränke.
    „Was ist das Vendgesetz?“
    „Unter den Königreichen wurde einst einmal ein Pakt geschlossen, um Kriege untereinander aus dem Weg zu gehen. Verhielt sich ein König daneben, sagen wir, er unterjocht brutal und ungerecht sein Volk oder erhebt unlauterer Steuern, dann können andere Könige bestimmen, dass man diesen König zum Wohle Aonas absetzt. Dazu müssen zwei Könige mindestens ihr Wort erheben und den besagten König anklagen. Aber ohne Beweise funktioniert das nicht, da könnte ja jeder kommen. Ich bin zwar nur Thronerbe, stehe aber repräsentativ für meinen Vater, den ich später darüber unterrichten muss und er wird mir sicher nicht widersprechen, wenn ich ihm das alles erzähle.“
    Nach seiner Erklärung suchte Daig weiter und Mar blieb paralysiert im Raum stehen.
    „Soll … soll das heißen, es gibt eine reelle Chance Horoldt vom Thron zu werfen und das ohne Blut zu vergießen?“, stammelte sie und Hoffnung keimte in ihr auf.
    „Ja“, antwortete Daig und schaute unter die Perücken.
    „Was ist, wenn ich beweisen könnte, dass er kein Hochelb ist?“, warf Mar ein und Daig drehte sich noch mit den falschen Haaren zu ihr um.
    „Kannst du das?“
    Mar nickte, aber schien dann doch nicht ganz so selbstsicher dabei.
    „Kannst du oder kannst du nicht?“
    Plötzlich drangen Stimmen aus dem Flur und beide erstarrten zu Steinsäulen.
    Der Türknauf wackelte schon, als Daig Mar schnappte und noch mit der Perücke in der Hand, die Tür zum Schrank öffnete, damit sich beide darin verstecken konnten. Mit angelehnter Tür beobachtete Daig, wie Horoldt das Zimmer mit zwei Kammerzofen betrat. Er wollte sich anscheinend für das Fest ankleiden lassen, allein schaffte das der Betrügerkönig nicht mehr, was niemanden bei seinem Umfang überraschte.
    „Ich wähle mein blaues Gewand für heute. Ich will unter all den Hochelben herausstechen“, moserte Horoldt, als er sich vor seinem Spiegel positioniert hatte. Die beiden schmalen Frauen nickten, die ebenfalls Mischwesen waren. Mar kannte die beiden Frauen. Schon des Öfteren waren sie zusammen in eine Zelle gesperrt worden. Ihre angeekelten Gesichter konnten sie kaum verbergen, als sie anfingen den König seine anderen Gewänder abzunehmen, bis er nur noch in weißer Unterwäsche dastand, die allerdings auch schon von Flecken übersät war, weil er beim Essen häufiger gekleckert hatte.
    „Siehst du was?“, flüsterte Mar und Daig nickte.
    „Ja, aber das möchte niemand sehen. Das ist ja ekelhaft“, wimmerte er und schaute auf Mar hinunter, die sich in der Ecke des Schrankes zusammengekauert hatte.
    „Darf ich Euch eine Frage stellen?“
    „Jetzt?“
    „Ja.“
    „Dann stell sie“, murmelte Daig und musste seine Augen von Horoldt abwenden, bevor ihm das Essen von den Vortagen wieder hochkam.
    „Warum tut Ihr das alles? Ich meine, jetzt wo ihr alle wisst, dass sich der Amboss nicht in unserem Besitz befindet, könntet ihr auch einfach gehen.“
    „Weil es nicht in unserer Familie liegt, dass wir Ungerechtigkeiten dulden. Frag Onyx. Er hat die Riesen vor einem tyrannischen Herrscher befreit, der Lola, eine Wassernymphe und seine zukünftige Frau, einsperren wollte. Und Cloud tötete eine Göttin zum Wohle der letzten Waldnymphe. Raken hingegen legte sich mit seinem Vater an, der ihm die Heirat mit meiner Base Ferda verweigern wollte.“
    „Ich verstehe ...“, flüsterte Mar und riss dann ihre Augen auf. „Ja, aber Moment mal. Diese ganzen Taten stehen immer in Verbindung mit Frauen.“
    Daig zuckte zusammen. Aus dieser Perspektive hatte er es sich noch gar nicht betrachtet. Mar hatte Recht. Eine illustre Tatsache, die den Eisdrachen ins Schwitzen brachte und das lag nicht nur am stickigen Schrank.
    „Das mag jetzt so aussehen, aber ...“
    „Tut Ihr das für mich?“, schoss sie leise hinterher.
    „Also …“
    „Ja oder nein?“
    „Ehm, ich, also ...“
    „Holt mir mein Gewand!“, fauchte Horoldt einer der Zofen an, die sich dem Schrank näherte und Daigs Kopf schaute panisch hin und her. Was tun? Würde die Zofe sie verraten? Wie konnte er den Umstand erklären, dass er sich mit Mar im Schrank versteckt hatte? Er ließ sich nach hinten plumpsen und schaute sich um. Mar stand auch die Angst ins Gesicht geschrieben, als die Frau dabei war die Tür zu öffnen – aber aus anderen Gründen, als man vermutet hätte.
    „Küss mich!“, sagte sie plötzlich und Daigs Gesicht wurde fahl.
    „Na los, mach schon!“, befahl die kleine Erfinderin geradezu forsch. Daig sah entgeistert – nein, das reicht nicht ganz als Umschreibung – überrumpelt und kalkweiß wurde er.

  • Zitat

    „Küss mich!“, sagte sie plötzlich und Daigs Gesicht wurde fahl.
    „Na los, mach schon!“, befahl die kleine Erfinderin geradezu forsch. Daig sah entgeistert – nein, das reicht nicht ganz als Umschreibung – überrumpelt und kalkweiß wurde er.

    :rofl:
    Ich glaube das hat sich Daig ein wenig anders vorgestellt :D
    Jedenfalls werden die dienerinnen schon nichts sagen, wenn sie die beiden knutschend im Schrank vofinden ... so viel romantisches Verstämdniss hat denke ich jeder ^^

    Spring - und lass dir auf dem Weg nach unten Flügel wachsen ~R.B

    Sometimes you have to be your own hero.

  • :D Hehe, sie hat es rausbekommen. Und jetzt nutzt sie die Situation aus :D Aber ist ein Eisdrache, der ein Mischwesen im Kleiderschrank des Königs küsst nicht genauso schlimm, wie einer, der sich einfach mit ihr zusammen darin versteckt? :huh: Mal schauen, was jetzt kommt :thumbsup:

    • Offizieller Beitrag

    [font='Comic Sans MS, sans-serif'][size=12]Mar hingegen umfasste kurzerhand seine Wangen und küsste ihn, womit der Eisdrache eindeutig überfordert war. Die Schranktür ging auf und die Zofe blickte auf beide hinunter. Mit überraschter Miene erkannte sie Mar, und auch Daig war ihr durch die Vorbereitungen für das Fest nicht unbekannt.
    Mar ließ von Daig ab und hob ihren Zeigefinger an ihre Lippen, um sie zum Schweigen aufzufordern.
    Die Zofe grinste nur, rollte mit ihren Augen und griff über Daig hinweg, um das verlangte blaue Gewand herauszuholen und schloss die Tür wieder.
    „Ging doch ...“, seufzte Mar und Daigs Kopf drehte sich langsam von der Tür wieder zu ihr.
    „W-Was war denn das?“, stotterte er und Mar lächelte.
    „Wisst Ihr, wobei nun ein „Du“ angebracht wäre, das Lustige an solch einem großen Schloss ist: es kann so viele Gesetze geben wie es will, sie werden ja doch gebrochen. Damit die Wachen, und so manche Zofe, etwas Zweisamkeit genießen können, verstecken sie sich hier öfters in den Schränken. Sie sind groß, dunkel und man läuft nicht gleich Gefahr erwischt zu werden, egal was man darin tut“, antwortete sie leise und Daig nickte benommen.
    „Aha, aha … ja, das leuchtet ein.“
    „Ich sagte doch, wir Mischwesen halten zusammen.“
    „Aber wenn ihr alle so zusammenhaltet, wäre es dann nicht auch ohne Kuss gegangen? Nicht, dass ich mich beschweren wollte, aber ...“
    „Natürlich“, zischte Mar, „aber so ist es viel amüsanter und außerdem habe ich mit noch keinem Mann im Schrank gesessen. Zu erzählen, dass es rein … zufällig gewesen war, wäre mir peinlich.“
    „Du benutzt mich?“, wimmerte Daig gespielt schockiert.
    „Ehm, äh … in gewisser Weise … ja. Du bist ein Prinz, ich nur eine Dienerin. Die werden sich das Maul über uns zerreißen, aber … aber ich kann zumindest behaupten, dass es keine Wache war … mit der ich mich im Schrank versteckt habe.“
    „Und da heißt es immer, die Männer seien eiskalt und berechnend.“
    Mar zuckte mit ihren Schultern und es war an der Zeit, sich dem eigentlichen Problem zu widmen.
    Daig schaute wieder aus dem Türspalt und beobachtete, wie man Horoldt anzog und die beiden Frauen alle Mühe damit hatten, das mit Rüschen besetze Hemd und die Hose zu schließen. Als die andere Zofe in die Nähe der Perücke kam, wurde Horoldt ausfällig und schimpfte, dass niemand außer ihm sein Haar anzufassen hätte. Da dämmerte es Daig, als er sich auch die Perücke näher betrachtete, die er immer noch, und mittlerweile verkrampft, in Händen hielt.
    „Wann fing das an?“, wandte sich Daig leise an Mar.
    „Was?“
    „Mit den Perücken.“
    „Oh das, und ich dachte schon du meinst das mit dem im Schrank verstecken. Also, das muss schon vor meiner Geburt so gewesen sein. Wanemir trug diese Dinger schon, weil es sein Sohn plötzlich tat und er es irgendwie interessant fand.“
    „Horoldt hat demnach damit angefangen?“
    „Ja, anscheinend.“
    „Was meintest du damit, dass du vielleicht beweisen könntest, dass er kein Hochelb ist?“, hakte Daig noch einmal nach, nachdem diese Tatsachen angesichts der Situation untergegangen war. Aber wer konnte es ihm verübeln?
    „Du weißt doch bestimmt von dem Verdauungstrank, den ich ihm zubereite.“
    „Ja, das hatte er schon einmal erwähnt.“
    „Ich bereite ihn aus verschiedenen zwergischen Edelsteinen, Wasser, Wein und Kräutern zu, bei deren Mischung ein Elixier entsteht, dass bei Mischwesen eine seltsame Wirkung zeigt. Sie verstärkt die Seite in der Person, die zuvor etwas versteckter war. Das heißt, wenn er selbst ein Mischwesen ist, aber man es ihm nicht ansieht, da eine Seite dominanter ist als die andere, dann bewirkt das Elixier genau das Gegenteil und die rezessivere Seite tritt zum Vorschein.“
    „Ah ja, ich verstehe kein Wort“
    Mar seufzte.
    „Warum glaubst du, ist er als Hochelb so fett?“
    „Zwerge sind aber nicht fett … stabil höchstens, kräftig allenfalls.“
    „Ja, aber die Zwerge sind aktiv, sie schuften in ihren Bergwerken, kämpfen, laufen lange Strecken in ihren Tunneln, aber unser König bewegt sich gerade einmal von seinem Bett in den Thronsaal. Und selbst dafür sollte ich mir eine einfacherer Transportmöglichkeit einfallen lassen. Außerdem, seit ich ihm das Mittel verabreiche, hat sich sein Körper so verändert und seinen Appetit gesteigert. Vor drei Jahren war er noch so schlank wie ein Hochelb eben ist.“
    Daig schaute Mar entgeistert an. Sie hatte dem König ein Mittel zusammengebraut, dass ihn so massiv verändert hatte und er bemerkte es nicht einmal. Dennoch stützte ihre Methode das, was Daig ahnte. Horoldt war ganz sicher ein Mischwesen. Noch einmal schaute er sich die Perücke an und dann wieder Mar, deren Haar selbst im dunklen Schrank rot schimmerte. Bei ihrem Anblick musste er plötzlich daran denken, dass er Fahlalla gefunden hatte. Eine Tatsache, die ihre Anwesenheit ihn etwas vergessen ließ, ebenso seine Wut. Mar hatte solch ein aufgewecktes Wesen, dass er selbst seine Erschöpfung nicht mehr spürte. Sie überraschte ihn immer wieder, aber meist so, dass seine Gedanken Purzelbäume schlugen und er sie festhalten musste, bevor sie ihm gänzlich entglitten. Ihn bedrückte dennoch, dass er die Wahrheit über den Verbleib ihrer Mutter kannte, aber er musste dieses Wissen zurückhalten. Es ihr in diesem Moment zu sagen, wäre eine sicherlich ganz schlechte Idee gewesen, solange sie sich nur zuflüstern konnten und versteckten mussten.
    Kurz darauf war Horoldt fertig angekleidet und verließ sein Zimmer wieder in Begleitung der beiden Zofen, wobei die eine einen lächelnden Blick zurück in Richtung Schrank warf und diesem zuzwinkerte.
    Die Tür schloss sich und eine andere ging auf.
    Daig atmete einmal tief durch, als er den Hauch von frischer Luft einatmete. Wobei „frisch“ zu viel der Worte war, denn in Horoldts Zimmer roch es wie in der Schlossküche, aber es war angenehmer, als zwischen seinen Kleidern zu sitzen.
    Mar krabbelte auch aus dem Schrank und richtete sich wieder auf.
    „Ich muss los und mich umziehen“, stieß sie aus und ging zur Tür. Jetzt hatte Daig die Gelegenheit es ihr zu sagen, jetzt wo sie wieder alleine waren.
    „Mar?“
    „Ja?“ Sie drehte sich noch einmal um.
    Ihre großen grünen Augen schauten ihn an. Das Gesicht glich dem ihrer Mutter, auch ihre zarten Hände mit denen sie den Türknauf umfasste. Er konnte es nicht. Nicht so. Gerade noch lachte sie mit ihm gemeinsam im Schrank, und dann sollte er das zerstören? Nein. Es musste einen anderen Moment dafür geben.
    Daig lächelte gezwungen.
    „Schon gut, es ist nichts.“
    „Dann werde ich mal gehen.“
    Er nickte und sie nickte. Wieder wollte sie gerade zur Tür hinaus, aber Daig nahm all seinen Mut zusammen.
    „Ach, und Mar?“
    „Ja?“
    „Ja, was ich noch sagen wollte ...“ Es war nicht sehr viel Mut, was er zusammenbekommen hatte. Mar lächelte und ging noch einmal auf ihn zu. Mit der Hand, die gerade noch den Türknauf hielt, umfasste sie seine linke Wange und gab ihn einen Kuss auf diese.
    „Danke, dass ihr das für uns tut. Und dieser diente nun nicht der Tarnung.“
    Mit einem Blick so sanft wie die Morgenröte, strich sie über seine Schulter und ließ ihre Hand durch seine gleiten, die nach ihr fassen wollte, aber sie musste gehen, bevor man nach ihr suchen ging. Also verließ Mar das Zimmer und Daig vergaß fast völlig, dass er immer noch in Horoldts Gemach stand.

  • Zitat

    Damit die Wachen, und so manche Zofe, etwas Zweisamkeit genießen können, verstecken sie sich hier öfters in den Schränken. Sie sind groß, dunkel und man läuft nicht gleich Gefahr _ erwischt zu werden, egal was man darin tut“, antwortete sie leise und Daig nickte benommen.


    + in

    Zitat

    „Und da heißt es immer, die Männer seien eiskalt und berechnet.“


    berechnend

    Haha, sie nutzt die Gelegenheit, um Daig zu küssen, hab ich es mir doch gedacht :thumbsup: Ich sehs schon, die beiden werden sich prächtig verstehen ^^ Und Horoldt nimmt nun die "stämmigen" Eigenschaften eines Zwerges an. Und was soll das mit den Perücken? Muss er verstecken, dass seine Haare ganz untypisch für einen Hochelben sind? Rot vielleicht? :D