Das Erbe des Hexenmeisters

Riku stützte die Ellenbogen auf den Tisch und beugte sich mit genervtem Gesichtsausdruck nach vorne. „Der macht schon den ganzen Nachmittag lang nur solche Andeutungen.“
„Weil ich auch nicht sonderlich viel weiß“ erwiderte der Fuchs scharf. „Cora, kein Jungmagier wird aus einer Laune heraus zur Extraktion verurteilt! – selbst in einem so speziellen Fall wie deinem nicht. Wie kommst du darauf, dass dem so wäre? Und wieso kommen deine Freunde auf eine so bescheuert Idee, ein Polizeirevier zu überfallen!? Ich dachte, Miles wäre endlich ein wenig Vernunft zu eigen geworden! Diesen Mist für euch auszubaden, wird nicht einfach werden!“ Vorwurfsvoll blickte er sie an, doch das schlechte Gewissen, dass er bei ihr erzeugen wollte, stellte sich nicht ein.
„Moment mal ... nicht verurteilt?“, hakte Cora nach, ohne auf den Rest seiner Worte einzugehen. „Aber Siggert wollte doch ... Der Magierrat sieht in mir eine Bedrohung. Ich dachte ...“
Sie unterbrach sich, da Blacky nur energisch den Kopf schüttelte.
„Dein Fall ist besorgniserregend, ja. Da deine Schuld aber nicht bewiesen werden kann und ich zudem nicht glaube, dass du wirklich die beiden Menschen ermordet haben sollst, wurde ich dir als Vertrauter zugeteilt, um dich weiter zu beobachten. Ich werde dich auf Schritt und Tritt begleiten und auf dich aufpassen. Sollte mir etwas geschehen, wird dies als Beweis deiner Schuld interpretiert werden. Jedenfalls war das der Plan, bevor ihr diese dumme, unnötige und völlig undurchdachte Ausbruchsaktion durchgeführt habt!“
„Aber die Gerkenhal sagte, der Magierrat will mich loswerden!“, fuhr Cora dazwischen. „Sie meinte, ich sei gefährlich und die wollten mich lieber aus dem Weg schaffen, als ein weiteres Mal unfähig dazustehen , so wie damals bei der Sache mit dem Hexenmeister. Und Siggert hält sich auch nicht an die Vorschriften, er ...“
„Stopp!“, fuhr Blacky dazwischen. „Langsam. Wer hat dir das gesagt?“
„Sabine Gerkenhal!“, ereiferte sich Cora. „Eine Polizistin in Siggerts Abteilung. Nichtmagierin, blond, kurzes Haar, recht garstig und ohne Humor. Sie meint, sie erforscht das Verhalten der Schatten und sie erzählte etwas von irgendeinem Komplott im Magierrat und sie sagte auch, dass man mich gegen das Gesetz extrahieren wollte, weswegen sie Miles und Flip bat, mich zu befreien!“
„Sie wurden also dazu angestiftet?“
„Ja!“
Danach verfiel der Fuchs in ein grübelndes Schweigen, während Cora unruhig daneben hockte und wartete. Auch Flip und Miles hatten die Sache mit dem Magierrat als wahrscheinlich erachtet. Dass ihre magischen Kräfte niemals in Gefahr schwebten, bezweifelte sie stark. Andererseits traute sie dem schwarzen Fuchs weit mehr über den Weg, als dieser paranoiden Polizistin.
„Du lügst doch nicht, oder?“, fragte sie, als der Fuchs nach einer Minute immer noch nicht antwortete. „Miles sagte, du lügst ständig.“
Pikiert drehte ihr Blacky den schmalen Kopf zu. „So, sagt er das, hm?“ Einen Moment dachte sie, er würde die Aussage so stehen lassen, doch dann fuhr er fort. „Ehrlich gesagt, ich kenne die Lage im Magierrat derzeit nicht, aber die Sorge, dass Inspektor Siggert dich entgegen dem Gesetz extrahiert hätte, teile ich. Der Mann ist gefährlich und es wäre nicht das erste Mal, dass er versucht, sich die Kräfte eines anderen anzueignen. Wir können es ihm nicht beweisen, aber was er in Bewegung gesetzt hat, um den angeblich entführten Waisenjungen Felix Asberg wiederzufinden, stieß mir und auch einigen anderen ganz übel auf. Besonders, nachdem ihr alle ausgesagt habt, dass er zusammen mit dem Hexenmeister ... verschwunden sei.“ Stirnrunzelnd hob er die Augenbrauen, eine Geste, die Cora bei ihm nicht zu deuten wusste. „Ich glaube nicht, dass er ein schlechter Mensch ist, ich stelle nur von Zeit zu Zeit seine Methoden infrage, mit denen er für Ordnung sorgen will. Aber genug davon. Um den Inspektor kümmere ich mich schon. Und auch diese Sabine Gerkenhal werde ich mal unter die Lupe nehmen. Ihr Verdacht besorgt mich. Vielleicht war ihr Handeln nicht so überstürzt wie zuerst gedacht ...“ Er unterbrach sich, als er Coras Blick bemerkte. Beschwichtigend sagte er: „Aber darum solltest du dir jetzt keine Gedanken machen. Ich werde die Sache regeln. Du wirst erstmal mit deinem Bruder ins Zentrale Verwaltungsamt der Magischen Gesellschaft gehen und ihn anmelden.“
Cora meinte sich verhört zu haben. Sie wollte gerade Einspruch erheben, aber diesmal kam Riku ihr zuvor.
„Wofür denn anmelden?“, fragte er etwas ungehalten. „Für die Schule? Könntet ihr mir vorher vielleicht etwas genauer erklären, worum es geht? Okay, ich bin ein Magier und dazu einer, den man Medium nennt und meine große Schwester und wer weiß in unserer Familie noch ebenso – das ist schon abgefahren genug –, aber was ist diese Extraktion und wer dieser Inspektor? Und was soll dieser spezielle Fall sein, um den es bei Cora geht? Ich hab schon irgendwie verstanden, dass sie angeblich Herrn Hagedorn und diesen Jungen umgebracht haben soll, aber ...“
„Riku, hol mal die Pizza aus dem Ofen.“ Blacky drehte ein Ohr in Richtung der Küchenzeile, die sich direkt hinter dem jungen Magier befand.
„Gleich, erst will ich wissen ...“
„Die Pizza, Riku“, schloss sich auch Cora an, weil sie keine Lust hatte, die ganze Geschichte für ihren Bruder noch mal zu erzählen. Für den musste die Existenz von Magie doch fürs Erste ein ausreichend großer Kloß zum Schlucken sein.
„Aber das ist nicht fair! Ihr habt mir noch gar nicht gesa...“
„Die Pizza, Kleiner!“, sagte Blacky streng. „Sie verbrennt sonst. Und wir beiden können sie schlecht rausholen.“
„Nenn mich nicht Kleiner!“, sagte Riku, erhob sich aber von seinem Platz. „Es reicht schon, dass sie mich in der Schule damit aufziehen. Außerdem bist du viel kleiner als ich.“
Blacky entblößte scharfe Reißzähne. „Willst du wetten, Welpe?“
Cora beobachtete, wie ihr Bruder kurz zusammenzuckte und sich dann hastig dem Ofen zuwandte. Der Moment, auf den sie gewartet hatte.
„Das mit dem Amt ist jetzt nicht dein, Ernst, oder?“, wandte sie sich wieder an den Fuchs, der bei dem vorwurfsvollen Unterton in ihrer Stimme nur gelangweilt die Augenbrauen hob. „Ich kann doch jetzt nicht einfach ins Magieramt spazieren, während Siggerts Leute mich suchen! Zudem wäre ich mal ganz froh, wenn sich jemand meinen Arm anschauen könnte. Der ist gebrochen und muss behandelt werden!“
„Dein Arm ist nicht gebrochen“, erwiderte Blacky schlicht. „Nur eine einzige, riesengroße Prellung. Bei der Größe muss es sich wie ein Bruch anfühlen, aber Yolanda meinte, es ist noch alles heil. Wird vermutlich die nächsten Wochen höllisch weh tun und du musst vorsichtig sein, wie du dich bewegst. Zum Glück brauchst du den Arm nicht, um deinen Bruder zum Amt zu begleiten.“
„Ich werd doch jetzt nicht den Babysitter machen und mich um so eine Kinderkacke kümmern!“, fauchte sie den Fuchs entgegen, während Riku das Blech mit der Pizza auf dem Tisch abstellte und sich daran machte, sie mit Messer und Gabel zu halbieren. „Ich will meine Freunde sehen! Und ich will verdammt noch mal wissen, was eigentlich los ist und wer es da auf mich abgesehen hat!“
„Ich habe aber leider keine Ahnung, wo sich Miles und Philipp derzeit aufhalten. Siggert hat ...“
„Dann begleite ich dich eben! Mama oder Nicki können mit Riku zum Amt gehen. Ich komme mit dir mit und ...“
„Und das wirst du nicht tun, weil es besser ist, dich erstmal von Siggert fernzuhalten, bis ich die Sache geklärt habe“, polterte Blacky nun seinerseits zurück.
Wütend schlug Cora ihre rechte Faust auf den Tisch, worauf Riku abermals zusammenzuckte. „Das kann doch nicht dein Ernst sein!“, fauchte sie. „Du willst mir doch nicht schon wieder sagen, dass ich mich da raushalten und euch das regeln lassen soll? Ich bin kein Kind mehr und ich will hier nicht rumhocken und andere darüber entscheiden lassen, wie mein Schicksal aussieht. Falls du es vergessen hast: Hätten wir uns deiner tollen Anweisung damals nicht widersetzt, wäre deine liebe Frau Wasabi vermutlich gestorben!“
Blacky überraschte sie einmal mehr mit seiner Antwort. „Nein“, sagte er schlicht.
„Wie nein?“
„Es macht eh keinen Sinn, dich und deine Freunde irgendwie schützen zu wollen, ihr tut ja doch was ihr wollt. Da kann ich mich euch besser anschließen und aufpassen, dass ihr keinen Unfug anstellt. Und jetzt sollten wir das vorerst Thema einstellen und was essen. Ich habe Hunger.“
Riku, der gerade seine Pizzahälfte auf seinem Teller ablud, ließ das Besteck sinken und wandte sich Frau Wasabis Küchenschränken zu. „Dich habe ich beinahe vergessen“, sagte er entschuldigend. „Ich glaube, die Frau hatte hier irgendwo Katzenfutter stehen.“
„Katzenfutter!?“, echote Blacky empört, worauf Riku seine Suche erschrocken einstellte. „Würdest du Katzenfutter essen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, zog er sich Rikus Teller samt Pizza heran und biss ein großes Stück heraus.
„H-hey!“, rief der Junge und zog den Teller mitsamt dranhängenden Fuchs zurück an seinen Platz. „Lass das! Das ist meine Hälfte!“
„Was kann ich dafür, wenn du nicht weißt, wie man eine Pizza drittelt?“, erwiderte Blacky ungerührt und riss ein weiteres Stück aus der Pizza, wobei er Zwiebeln und Käse auf dem Tisch verteilte.
Hilfesuchend sah Riku seine große Schwester an. „Cora! Tu etwas!“
Die Gezeitenruferin schmunzelte nur, bevor sie selbst nach ihrer Pizza griff und zu essen begann.

@melli Ganz ehrlich, ich glaube, die Geschichte hab ich schon lange verhauen
Ich weiß auch nicht, vielleicht versuche ich mich zu sehr zu verbiegen. Erst heißt es, es zieht sich und es passiert nichts, dann passiert was und alles ist zu plötzlich. Ich glaube, ich denke inzwischen mehr in Dimensionen "was braucht die Geschichte" als in "was ist authentisch".
Andererseits bist du auch ein wenig ungeduldig. Der Kampf ist sieben Seiten her und ich hab eben mit Coras Sicht eingesetzt (weil ich nach Möglichkeit versuchen wollte, auch nur bei ihr zu bleiben) und schon wird ein Sichtwechsel verlangt. Ich kann die Szene doch nicht einfach irgendwo in der Mitte unterbrechen, das geht auch nicht.
Was Riku angeht: Der Junge ist schon ne ganze Weile länger wach und hat auch schon ein wenig mit Blacky gesprochen (hatte gehofft, dass das durch die paar Andeutungen klar wird, aber anscheinend ist es das nicht) - weil ich das Ganze alles unmöglich nochmal alles erzählen kann und sich alles dann noch mehr ziehen würde und ich Sätze wie "sie erzählten Riku alles" in Geschichten absolut verabscheue. Deswegen ist das Meiste schon geschehen, während Cora schlief und Riku ist schon ein wenig gefasster. Werde das noch mal deutlicher machen.

Vermutlich hetze ich gerade zu viel. Hab mir den Kommi "es zieht sich zu stark" wohl zu sehr zu herzen genommen x)

Leute,
wie ihr sicher gemerkt habt, geht es in dieser Geschichte seit über einem halben Jahr nicht weiter Ich habe jetzt lange überlegt, was ich machen soll. Einerseits gab es das Feedback, dass diese Geschichte eine ganz andere Stimmung als der erste Band hat, das aber als nicht schlimm sogar als gut empfunden wurde, auf der anderen Seite war ich immer wieder unzufrieden und hatte das Gefühl, ich verkorkse die Geschichte um meine drei Jungmagier - auch wenn ich die Parts an sich immer wieder beim Lesen als gut empfand.

Ich habe jetzt schweren Herzens die Entscheidung getroffen, diese Geschichte nochmal ganz von vorne zu schreiben Ja, das ist für mich nicht gerade einfach, da ich schon 200 A4 Seiten habe, und gerade, weil es mir aufgrund von manchen Szenen echt schwierig fällt, wirklich alles in die Tonne zu treten (der Kampf mit den Schatten jetzt vom Ende zum Beispiel ), aber ich glaube, dass es sein muss. Die humoristischen Teile sind viel zu stark in den Hintergrund gerückt und irgendwie bin ich mit den Gedanken nur beim dritten Band (den ich momentan eigentlich viel lieber schreiben würde, weil ich voller Vorfreude auf die Story - aus Flips sicht - und die humoristischen Parts bin *muss sich zusammenreißen, nicht zu spoilern*). Allerdings kann ich nicht Band 3 als Band 2 schreiben, weil die Protas da 21 sein werden und ich noch ein paar Vorraussetzungen schaffen muss und der Sprung einfach zu groß wird.

Da ich nicht möchte, dass Band 2 wirklich so vollkommen anders oder einfach nur ein blöder Filler wird, habe ich mich entschlossen, das ganze Projekt nochmal zu überdenken und mir neue Quellen füpr humoristische Parts auszudenken, damit diese Geschichte ein würdiger Nachfolger von Band 1 werden kann.

Ich möchte mich an dieser Stelle einmal ganz dolle bei euch allen Bedanken, dass ihr dieser Geschichten bis hierher treu geblieben seid und immer fleißig mitgelesen und kommentiert habt, das hat mir wirklich sehr geholfen, also vielen lieben Dank Ich hoffe deshalb, dass ihr diesen Thread jetzt nicht als "umsonst gelesen" ansieht oder traurig seid, dass ich hier aufhöre. Manchmal braucht es einen Neustart, manchmal macht man Fehler und manchmal muss man alles nochmal verwerfen, damit etwas Besseres entstehen kann. Ich sehe dieses Projekt deshalb als einen ersten Versuch für Band zwei an, in dem ich Sachen ausprobiert habe, die aber nicht geklappt haben, wie es geplant war. Daraus möchte ich lernen und es beim nächsten Mal besser machen. Und ich hoffe, dass ihr auch beim nächsten Versuch wieder mit dabei seid, auch wenn ich hier aufhöre.