An alle Späteinsteiger (und alten Hasen): Ich habe die Geschichte überarbeitet. Vieles (vor allem was heftig kritisiert wurde) habe ich umgeschreiben oder komplett gelöscht. Teilweise mögen die Kommentare vielleicht jetzt nicht mehr passen, dafür ist jetzt die Geschichte schöner. Weitere großflächige Korrekturmaßnahmen sind aber nicht geplant.
Viel Spaß beim lesen.
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- Die Ankunft -
Ich erwachte im Chaos. Schüsse krachten, Kugeln peitschten durch die Luft, Schreie ertönten und gutturales Knurren war überall um mich herum. Ich verstand die Welt nicht mehr. Eben noch saß ich im Klassenraum, atmete staubige Luft, machte meine Weiterbildung, und als nächstes wachte ich hier im Krieg auf.
Zischend atmete ich ein und mein Brustkorb verkrampfte sich. Als ich keuchend einatmete, bemerkte ich grüne, gemusterte Kleidung an mir. Wirkte fast schon wie eine Uniform. Die hatte jedoch schon einiges abbekommen und war zerrissen und blutbefleckt. Meine Haut darunter war aber makellos und rein, - nur schien das nicht mein eigener Körper zu sein.
Der Schmerz und der Schock jagten durch meine Venen und ließen mich erneut zurücksacken. Neben mir wurde ein Schnellfeuergewehr abgefeuert, bevor stampfende Schritte sich wieder eilig entfernten. Der ganze Lärm ließ meine Ohren dröhnen.
Als ich nach oben blickte, sah ich blauen Himmel und die Sonne. Alles sah genauso aus, wie ich es kannte, aber war irgendwie unscharf. Wo immer ich hier auch war, der Ort war mir völlig unbekannt. Im Augenwinkel konnte ich Farn und Palmen erkennen. Auch war die Luft schwer, klebrigwarm und feucht. Ich hasste solches Wetter, aber ich war wohl in den Tropen gelandet, da gehörte das scheinbar dazu.
Der Gefechtslärm schien nicht abzunehmen und von überall her zu kommen. Aber anscheinend betraf es mich nicht unmittelbar. Ich schloss erschöpft die Augen, dem irrwitzigen Gedanken nach, dass ich gleich wieder aufwachen würde und dass alles nur ein böser Traum war. Ich war immer noch in diesen dämlichen Schulraum in dieser dämlichen Weiterbildungseinrichtung, in die mich die Arbeitsagentur gedrängt hatte. Gleich würde ich mir wieder sterbenslangweiliges Gefasel anhören und diese unglaublich beschränkten Mitschüler ertragen müssen.
Plötzlich ertönten mehrere satte Einschläge von Kugeln und neben mir schlug ein schwerer Körper zu Boden. Ich schlug die Augen auf und blickte in das geöffnete Antlitz eines mannsgroßen Dinosauriers.
Mir fiel die Kinnlade runter und das im Liegen.
Ein Echsenmaul mit fingerdicken Zähnen, ein rostroter schuppiger Körper mit überdimensionalen Beinen und verkümmerten Ärmchen, - das Ding war auf jeden Fall ein Dino.
Der Lärm der wilden Schießerei verstummte langsam und laute Kommandos wurden gebrüllt. Schwere Schritte näherten sich mir und gaben der Echse einen saftigen Tritt in die Seite. Scheinbar um zu testen, ob er wirklich tot ist.
Dann geschah einen Moment lang nichts bis plötzlich ein interessiertes Schnauben ertönte. Eine Hand streckte sich in mein Gesichtsfeld und wollte mir offenbar aufhelfen.
Zögernd kam ich der Aufforderung nach und wurde mit überraschender Kraft nach oben gezogen.
„Ah, ein neuer Rekrut“, ertönte eine satte, selbstzufriedene Stimme.
„Ein was?“, stotterte ich. Ich hatte immer noch leichte Probleme mit dem Sehen. Alles was weiter weg war als drei Meter verwischte total. Egal wie sehr ich die Augen zusammenkniff oder blinzelte, es wurde nicht besser. Ich konnte gerade einmal erkennen, dass wir auf so etwas wie einer Lichtung waren, die von hohen Palmenwäldern umgeben war. Auf der Wiese lagen vereinzelnd bunte Kadaver, vermutlich weitere Dinos. Überall liefen Soldaten rum, die so ähnlich gekleidet waren wie der Typ neben mir. Oder wie ich selbst, wie ich zu meinem eigenen Erschrecken feststellte.
Der Kerl bückte sich, zog ein klobiges Sturmgewehr aus dem Dreck, überprüfte es kurz und drückte es mir in die Hände.
„Ein Rekrut bist du. Warte bis im Lager, dort wird man dir alles erklären. Schon ein Gewehr abgefeuert?“
„Nein?“, würgte ich stammelnd hervor.
„Macht nichts. Wird man dir alles noch beibringen. Nur für den Fall, hier noch eine Kurzeinweisung. Das hier gegen die Schulter drücken, Atem anhalten und abdrücken. Auf Rückschlag gefasst machen. Ansonsten halte den Lauf bitte Richtung Boden. Alles klar?“, erklärte mir der Soldat schnell das Ding, das keiner bekannten Waffe glich, die ich jemals im Fernsehen gesehen hatte.
Als ich unbeholfen nickte und das Teil unglücklich in meinen Händen drehte, winkte der Soldat einer weiter weg stehenden Person zu. „He, Sergeant, wir haben hier einen neuen Rekruten.“
„Und ich hab vier Leichen, zwei sind endgültig platt“, brüllte er zurück und rief im selben Atemzug anderen Soldaten Befehle zu, die ich nicht verstand. Das Rauschen in meinen Ohren übertönte alles. Als ich zögernd den ersten Schritt machte und meinen neuen Führer folgen wollte, begannen sich auch noch rotschwarze Flecken vor mein Sichtfeld zu schieben.
Ich machte zwei schnelle Ausfallschritte nach links, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Dieser Körper schien völlig anderes zu funktionieren, als ich es gewohnt war.
„Oh, man. Traurig“, stöhnte der Sergeant auf, als ich mich wankend näherte. Er winkte zwei andere Soldaten zu sich, die bereits Bahren aufklappten und zwei Körper aufluden, die für mich tot aussahen. Für die Soldaten scheinbar nicht, denn sie bewegten sie äußerst vorsichtig. Jedoch legten sie keine Verbände an, oder versuchten sonst wie die Blutung der klaffenden Wunden zu schließen, was mir wiederum Rätsel aufgab. Schweigend beobachtete ich, wie andere Soldaten zwei Gewehre samt Ausrüstung auf die Körper legten, die Tragen anhoben und an mir vorbeigingen.
„Komm, Neuling“, meinte der Soldat, der mich zuerst gefunden hatte und schlug mir kräftig auf den Rücken. „Ab nach Hause.“
Kurz blickte Hoffnung in mir auf, bevor mir aufging, dass er mit Sicherheit nicht mein Zuhause gemeint hatte. Zögernd ging ich ihm hinterher und musste aufpassen, dass ich nicht umknickte. Nicht nur der neue Körper machte mir Probleme, sondern auch der ungewohnte Untergrund. Dennoch versuchte ich sofort, trotz des Schwindelgefühls, mit den Soldaten Schritt zu halten.