Die größte Macht - Eine Geschichte im Universum von das schwarze Auge

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 12.593 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (20. August 2017 um 17:06) ist von bigbadwolf.

  • Diese Geschichte habe ich vor einiger Zeit für einen Kurzgeschichten-Wettbewerb des Orkenspalter-Forums verfasst. Es spielt in Aventurien, genauer auf den Zyklopeninseln.

    DAS SCHWARZE AUGE, AVENTURIEN, DERE, MYRANOR, THARUN, UTHURIA und RIESLAND sind eingetragene Marken der Significant Fantasy Medienrechte GbR. Ich hoffe, ihr habt Spaß damit! Und ich hoffe, ihr könnt der Geschichte folgen... Im zweifelsfall zu unklaren Begriffen einfach fragen. :)


    „Die meisten Leute glauben, das Volk der Orks bestünde nur aus tumben Totschlägern. Damit tut man ihnen aber Unrecht, sie haben auch skrupellose Rauschkrauthändler, Giftmischer, Intriganten und Götzenpriester“
    -Der Hesindegeweihte Hesindian Babek, 1024 BF


    „Was soll das heißen, du hast in deiner Sippe einen Schamanenschüler, der ständig versucht Überlieferungen zu seinen Gunsten zu ändern, einen Gravesh-Priester, der Waffen sabotiert um verhasste Krieger loszuwerden, einen Rikaii-Priester, der einen Krieger unter Rauschmittel setzt um ihn zu bespringen als wäre er ein Tier-das-Orks-gebärt und der Krieger will dir auch noch den Häuptlingsstand streitig machen? Schlag doch einfach alle tot! Oder warte. Schick sie zu mir… Für so kluge Gesellen habe ich eine bessere Verwendung…“
    -Der Aikar Brazoragh zu einem verzweifelten Häuptling, 1033 BF

    „Niemandem, das erzählst du niemandem, hast du verstanden? Das war eine einmalige Sache!“, brüllte Khaidach, selbsternannter Häuptling ihrer Gruppe, was bei Shardur, dem Rikai-Priester nur ein müdes Augenrollen hervorrief.
    „Das sagst du jedes Mal. Und würdest du nicht jedes Mal so rumschreien, hättest du sogar eine Chance, dass die anderen es überhören würden.“
    Der Rikaii-Priester betrachtete seinen Geliebten. Der war ein stattlicher Krieger, aber nicht der Hellste. Ein Hüne von einem Ork, muskelbepackt, glänzendes schwarzes Fell, kräftige weiße Hauer… Mutig im Kampf, aber nicht in der Liebe. Aber ein paar Pilze und Kräuter versetzten ihn meist in die richtige Stimmung.
    „Wo ist das Problem? Wenn mich eure Sprache nicht täuscht, nennt ihr eure Weibchen „Tiere-die-Orks-gebären, ist ein Mann da nicht ein viel geeigneter Umgang für einen Angehörigen der höchsten Kaste? Ich meine…“, ertönte die Stimme des Menschen von der anderen Seite des Feuers.
    Erneut verdrehte Shardur die Augen. Er hatte es also geschafft, die anderen zu wecken. Schon brüllte Khaidach los: „Schnauze, Ergoch! Sonst reiß ich dir die Zunge raus und stopfe sie in deinen Rachen, damit du daran erstickst!“
    Ein Jammer! dachte sich der Rikaii-Priester und begann, in seinem Rucksack zu wühlen. Wenn er jemals nach Hause zurück kommen wollte, musste sich die Lage schnell beruhigen. Er fror etwas in seinem schweißnassen Pelz, aber das war ein geringer Preis für diese Nacht.
    „Wie willst du dann finden, weshalb ihr gekommen seid?“
    Wäre der Ergoch doch nur nicht so frech! Der war wohl Priester eines Gottes der Menschen namens Hesinde gewesen, ehe er in orkische Sklaverei geriet. Und auch jetzt schrieb er ständig mit Kohle auf Birkenrinde und ließ sich davon durch nichts abbringen, das diesen kostbaren Sklaven nicht schwer beschädigen würde.
    Khaidach ging schon mit entschlossenen Schritten auf den Ergoch zu. „Jetzt reicht es! Wir finden schon eine andere Glatthaut, die lesen kann!“
    Aber eben das würden sie nicht. Shardur wusste das, der Krieger, bedauerlicherweise Anführer, oder, wie er es lieber hörte, Häuptling ihrer Gruppe leider nicht.
    „Aureliani, Zyklopäisch, Bosparano, dazu Imperiale Zeichen und die Kusliker? Das will ich sehen!“, meinte die Glatthaut weiterhin frech und machte sich ein paar Notizen.
    „Khaidach!“, rief der Diener Rikais, „Meinst du nicht, du hättest viel mehr Spaß, wenn du vorher ein paar von denen essen würdest?“ und hielt dem Okwach einige getrocknete Pilze aus seinem schwindenden Vorrat hin.
    „Gute Idee, her damit!“, knurrte der und kam zu Shardur herüber. Die Dosis war großzügig gewählt, sehr großzügig und bald schnarchte der Hüne zufrieden in den Armen des Priesters.
    „Den hast du gut im Griff!“, grinste die freche Glatthaut ihm zu. Langsam bekam auch Shardur Lust, der die Zunge herauszureißen.
    „Hör endlich mir diesem Schreiben auf!“, rief ein weiterer Ork, Burchai, ihr Schamane und entriss dem Ergoch die Rinde.
    Das war zwecklos, wie Shardur wusste. Sie würde sich einfach neue suchen. Er verstand ja, dass alle von diesem frechen Sklaven zur Weißglut getrieben wurden, die sich vor drei Priestern und einem Okwach der verdorbenen Schrift bediente, aber er und Girkush, der Gravesh-Priester, ließen sich doch auch nicht so leicht aus der Fassung bringen! Sie brauchten die Glatthaut, bis sie gefunden hatten, weswegen der Aikar Brazoragh selbst sie auf diese Inseln geschickt hatte, eben weil kein Ork von Ehre die verdammte Schrift erlernen würde. Oder sogar mehrere. Und bedauerlicherweise wusste auch der Sklave das nur zu genau.
    „Kann man hier nicht einmal eine Nacht durchschlafen, ohne von Liebesgegrunze und dem Schwachsinn des Ergoch geweckt zu werden? Nur ein Mal?“, stöhnte nun auch Girkush. Shardur beschloss, nicht darauf zu antworten und genoss es, den Krieger in den Armen zu halten und sich von diesem und dem Feuer wärmen zu lassen. Er schloss die Augen. Der Ergoch hatte in einem Punkt Recht. Was wollte man schon mit einem Tier-das-Orks-gebärt?


    Viel zu schnell war die Nacht vorbei und nach Khaidachs obligatorischen Drohungen gegen die anderen Orks, niemandem etwas von ihr zu erzählen und einer Aufzählung von Verstümmelungen, die jeden erwartete, der es doch tat, setzten sie den Weg fort. Shardur hatteHunger. Auf diesen Inseln hier gab es nur Schafe, Fische und Felsen, dazu die allgegenwärtigen Glatthäute, die selbst aber noch nie Orks gesehen haben schienen. Es erforderter sein ganzes Geschick hier ein paar essbare Pflanzen zu finden, doch um seinen Gott zu ehren, oder vielmehr um von Brazoragh, dem Gott der tierischen Fruchtbarkeit unabhängig zu sein, aß der Rikaii-Priester niemals Fleisch.
    „Wie weit ist es noch bis zu dieser verdammten Höhle?“, murmelte der Krieger, dem der Tairachi sogleich antwortete: „Wir hätten vor zwei Tagen ankommen sollen. Und wir wären angekommen, wenn du mich den Weg hättest suchen lassen. Ich kann mich an jede Kleinigkeit der Karte erinnern, die uns der Aikar gezeigt hat!“
    „Schnauze, ich bin der Häuptling hier, ich führe uns an!“
    „Und ich bin der Schamane, ich bin unser Gedächtnis! Würdest du auf mich hören, dann wären wir schon auf dem Weg nach Hause“. Die beiden Orks stellten sich einander gegenüber, dass ihre Nasen sich fast berührten, ihre Stimmen waren gefährlich ruhig.
    Während Shardur noch überlegte, wie er die Situation entschärfen könnte gelang das ausgerechnet dem Ergoch.
    „Fragen wir doch einfach den Hirten da nach dem Weg, er kennt die Gegend sicher gut“ Erst jetzt fiel den vier Orks die Glatthaut auf einem nahen Hügel auf, die über einige Schafe wachte.
    „Findet nicht unser weiser Schamane den Weg?“, fragte Khaidach ironisch.
    „Dafür müsste ich wissen, wo wir sind!“, zischte der Angesprochene wütend.
    Der Krieger grinste: „Mal sehen, ob die Glatthaut uns nicht nützlicher ist!“ Und stapfte auf diese zu. Shardur zuckte innerlich zusammen. Diese Beleidigung würde Burchai nicht ungesühnt lassen. Wieder wäre es an ihm, Frieden zu stiften. Der Aikar hatte gut daran getan, ihn mitzuschicken, das musste sich der Priester eingestehen. Nur die Kräuter und Pilze und das Bier seines Gottes konnten verhindern, dass die Schwarzpelze sich einander an die Gurgel gingen statt den Glatthäuten.
    Geistesgegenwärtig schob er den Ergoch vor sich her. Der trug mit Abstand die größte Last ihrer Gruppe, obwohl er der schmächtigste war, darum musste man ihn bisweilen etwas antreiben, damit er Schritt hielt. Der Hirte wartete nervös auf die Orks und ihren Sklaven. Er hatte einen Stab und eine Steinschleuder, wie ein Goblin. Keine Bedrohung für Khaidach mit seiner Byakka, einer zweischneidigen Axt, und dem Kettenhemd mit Helm. Burchai sprach sie an und verwendete das Garethi, die vermeintliche Sprache dieser schwächlichen Kreaturen: „Sag uns, wo es hier zur Kulthöhle des Brazoragh, den deine Vorfahren Ras´Ragh nannten!“
    Die Glatthaut schaute bloß dumm, als hätte sie sich gewundert, dass diese bewaffneten Pelzwesen sprechen konnten.
    „Wirst du wohl antworten, du verdammter…!“, fuhr Khaidach sie auf Ologhaijan an, außer Acht lassend, dass sie diese Sprache wohl kaum beherrschte.
    Doch der freche Ergoch redete ihm einfach dazwischen: „Lasst es mich auf Zyklopäisch, der Sprache dieser Gegend, versuchen“
    Den finsteren Blick des Kriegers ignorierend, begann er mit seinem Artgenossen zu sprechen. „er weiß, wo so eine Höhle ist, aber er will wissen, was wir da wollen“, übersetzte der Ergoch in die Sprache der Orks.
    „Sag ihm, wir wollen den Schriften seiner Ahnen entreißen, wie sie sich unserem höchsten Gott Brazoragh weihten, damit unserer Häuptling der Häuptlinge, der Aikar Brazoragh es schaffen kann, andere Orks mit der Kraft dieses Gottes zu erfüllen!“
    Der Ergoch grinste nur: „Du bist der Anführer!“ und begann der anderen Glatthaut zu übersetzten. Viel zu breitwillig und fröhlich! Shardur hatte ein böses Gefühl. Gleich würde wieder etwas schief laufen! Der Hirte begann aufgeregt, ja zornig zu reden. Der Sklave meinte: „Frei übersetzt: Ihr könnt ihn mal am Arsch lecken.“
    „Ach ja? Der soll mal aufpassen!“, brüllte Khaidach zornig und holte mit der Axt aus. „Nicht!“, riefen der Rikaii-Priester und der Schamane wie aus einem Mund, doch es war zu spät. Der Hirtenstab, eilig zum Schutz gehoben, zerbrach und die Byakka fuhr in die Schulter des Mannes, der schreiend zu Boden fiel.
    „Aber ihr braucht ihn doch…“, murmelte ihre Glatthaut schuldbewusst und erschrocken. Was aber im Zorngebrüll Burchais unterging. „Du elender Sohn eines Greifen und eines Einhorns! Die Glatthäute hier wissen noch nicht, dass wir ihre Feinde sind und wenn sie es erfahren, wird alles noch schwieriger! Und wer soll uns den Weg beschreiben, wenn er tot ist? Du weißt, wie empfindlich Glatthäute sind! Shardur, versuch sie wieder zusammenzuflicken!“ Das Gebrüll wurde prompt mit noch Lauterem beantwortet: „Wie hast du mich gerade genannt? Außerdem gebe ich hier die Befehle, verstanden?“ Wieder starrten sich selbsternannter Häuptling und Schamane in die Augen.
    „Ich sage dir, irgendwann wird es nur auf uns beide hinauslaufen, aber bei mir brauchst du nichts zu versuchen. Ich paare mich nur mit Tieren-die-Orks-gebären“, raunte Girkush Shardur zu. Die Anspielung war deutlich. Khaidach nahm nie eine der Tiere-die-Orks-gebären, die er als Okwach vom Häuptling verliehen bekam, er ließ sie nur Arbeiten verrichten, wie Ergoch. Für Shardur galt das natürlich auch, aber er war Rikaii-Priester. Schon als Kind hatte er einiges an Begeisterung für Pflanzen und Heilkunst aufgebracht, war schwächlich und klein gewesen. Es war selbst für einen Ork eine harte Kindheit gewesen. Als er als Priester in die Kaste der Okwach aufgestiegen war, hatte er fortan kein Fleisch mehr gegessen. Bei einem Rikai-Priester wunderten sich die meisten Orks über gar nichts. Bei einem Krieger jedoch standen die Dinge anders.
    Nach einiger bedrohlicher Stille, befahl endlich der selbsternannte Häuptling: „Shardur, flick ihn wieder zusammen!“
    Und erst jetzt setzte er sich resignierend in Bewegung. Hätte er sofort dem Schamanen gehorcht, wäre alles nur noch schlimmer geworden.
    Die Wunde blutete stark, war aber weniger schwer, als sie aussah. Er hütete sich aber davor, das auch zu sagen. Aus seinem Rucksack holte er Wirselsalbe und Nähzeug hervor, dazu einen Verband und machte sich an die Arbeit. „Ergoch, sag dem Schwachkopf, dass er stillhalten soll!“, schnauzte er den Sklaven an. Der war an diesem Elend schuld und sollte dafür büßen! Noch immer betroffen übersetzte der die Worte. Und das ohne freche Bemerkung oder Besserwisserei! Sie sollten öfter Glatthäute gerben. Shardur grinste zufrieden. Dann murmelte er: „Mal sehen: Knochen eingekerbt und angebrochen, Fleisch durchschnitten, aber… nein, keine wichtige Ader verletzt. Hm, ein paar Fussel, die müssen raus!“
    Das leise Sprechen, wenn er sich konzentrieren musste, war eine alte Angewohnheit und half auch etwas dabei. Er griff zu einer Pinzette und begann für einen Ork behutsam, die Fusseln aus der Wunde zu fischen. Die Glatthaut zitterte, jammerte und zuckte. Selbst in Shardurs Augen war es eine schwache, erbärmliche Rasse. Wie sollte das erst werden, wenn er zum nähen kam? Es wurde schlimmer, der Hirte zappelte und wimmerte nun.
    „Kann ihn jemand festhalten?“, fragte er ungehalten und der Sklave kam ging neben ihm auf die Knie.
    „Nicht du, verdammt, du könntest kein Vögelchen mit gebrochenem Flügeln festhalten, Ergoch! Was ist, ich denke, er soll leben?“
    Als Antwort gab Khaidach nur ein „Pfff“, von sich. Natürlich, welcher Krieger würde sich schon dazu herablassen, bei der Verarztung einer Glatthaut zu helfen? Burchai meinte nur böse grinsend: „Glatthäute fasse ich nur zum opfern an!“
    Nur Girkush kam schulterzuckend herüber. „Handwerk ist Handwerk“, erklärte er und presste den Hirten auf den Boden, damit der Rikai-Priester ihn behandeln konnte. Der Schamane erhob die Stimme: „Wie sieht es aus?“ und er antwortete ihm: „Er wird durchkommen, der Stab hat den mächtigen Schlag unseres Häuptlings so weit verlangsamt, dass er keine tödliche Verletzung erhielt“
    Am Ende strich er etwas von seiner kostbaren Salbe auf den Verband und wickelte den um die Schulter des Verwundeten. So eine Verschwendung für eine Glatthaut! Aber er musste ein paar Tage durchhalten, um sie zu dieser Kulthöhle zu führen.
    Ein lautes Blöken, gefolgt vom Geräusch aufprallenden Fleischs ließ ihn zusammenzucken. Er erblickte eines der Schafe des Hirten, durchbohrt von einem Wurfspeer. „Mittagessen!“, verkündete Khaidach grinsend und ließ die rechte Hand wieder sinken. Gutes Stichwort! Shardur durchwühlte das Gepäck der Glatthaut und fand neben Schleudersteinen und einem Schlafsack etwas altes Fladenbrot und weiße Würfel von bröckelig-weicher Konsistenz. „Was ist das, Ergoch?“
    „Schafskäse. Er wird aus der Milch der Schafe gemacht“, erklärte dieser. Milch, die Nahrung der Säuglinge, das passte zu den Glatthäuten! Andererseits war es kein Fleisch… Aber es kam von Tieren. Missmutig warf Shardur den Käse davon. Zumindest würde er vom Brot heute mal satt werden.

    Einmal editiert, zuletzt von Windweber (10. November 2016 um 10:19)

  • Ich habe leider viel zu wenig Ahnung von der Orkkultur, um irgendetwas zum Inhalt sagen zu können. Daher kann ich nur sagen, dass es sich dadurch, dass alles so chaotisch zugeht, recht amüsant liest. Auch wenn der Text wenig Handlung hat, ist er doch kurzweilig.
    Das Zitat des Hesindegeweihten gefällt mir :D

    Sag ihm, wir wollen den Schriften seiner Ahnen entreißen, wie sie sich unserem höchsten Gott Brazoragh weihten, damit unserer Häuptling der Häuptlinge, der Aikar Brazoragh es schaffen kann, andere Orks mit der Kraft dieses Gottes zu erfüllen!“

    Der Satz ist für mich etwas unverständlich. Wie sich wer Brazoragh weihte? Die Inselbewohner?

    Aufgefallen ist mir auch, dass es teilweise etwas verwirrend, nicht falsch, ist, wenn der Mensch mal als er, mal als sie, es (?) bezeichnet wird. Ist natürlich grammatikalisch korrekt, man könnte höchstens überlegen ob man durchgehend bei z.B. Glatthaut bleibt.

  • In DSA können Götter ihre Diener mit sogennanter Karmaenergie ausstatten, damit kann man kleine Wunder wirken. Ein alter Vertrag verbietet aber eigentlich, dass ein Gott das "einfach" so macht, ein bereits Geweihter (Individuum mit Karmaenergie) muss den Anwärter mit einem solchen Wunder Ordinieren. Die dafür nötige Liturgie wird auch Primärliturgie genannt. Bei Brazoragh, dem höchsten der Orkgötter, ging diese Primärliturgie verloren, er hat nur einen Diener mit diesen besonderen Kräften, den Aikar Brazoragh ("Gesannter des Brazoragh", Häuptling der Häuptlinge), dem fehlt aber das Wissen im diese Primärliturgie. Da Orks niemals etwas schreiben, ja die Schrift als frevelhaft verdammen, findet sich auch keine Überlieferung. Früher haben aber auch Menschen dem Gott Brazoragh gehuldigt, so auch auf den Zyklopeninseln. Und die schreiben. Ist das verständlich?


    2. Teil


    Nun endlich hatten sie wieder Orientierung. Die neue Glatthaut, kurzerhand zum Ergoch erklärt, wies ihnen den Weg, auch wenn sie sich, schwer beladen und verwundet wie sie nun war, nur langsam vorwärts bewegte. Vor sich scheuchten sie ein paar Schafe her. Diese wandelnden Fleisch- und Blutopfer, wie der sie nannte, waren Burchais Idee gewesen. Eigentlich sehr klug, so mussten sie keine Zeit mehr auf Jagd verschwenden.
    „Kalchas sagt, wir müssen in dieses Wäldchen“, übersetzte ihr alter Ergoch auf einem hohen Hügel und zeigte auf das Besagte in einigen Meilen Entfernung. Khaidach, an den die Übersetzung gerichtet war, ließ sich nicht anmerken, ob er sie verstanden hatte.
    Shardur fragte ihn stattdessen: „Wie heißt du, Ergoch? Ich muss euch ja auseinanderhalten können“ „Jacopo“, antwortete der einsilbig. Gut, wenn die Sklaven schon Namen brauchten zeigte das den Wohlstand einer Sippe!, dachte der Priester lächelnd bei sich.
    Die Sonne ging unter, als sie den Hain erreichten. Hier gäbe es genug Feuerholz und der neue Sklave stand kurz vor dem Zusammenbruch. Wäre ja schade, ihn zu verlieren! Dann müssten sie wieder ziellos umherirren, damit ihr Anführer nicht zugeben musste, dass er den Weg nicht kannte.
    „Hier wäre ein guter Platz für das Nachtlager und ich finde hier vielleicht noch ein paar Pilze und Kräuter“, meinte Shardur darum vorsichtig. Khaidach nickte wortlos und ließ sich auf dem Boden nieder. Die Arbeit war Aufgabe der Anderen, vor allem der Ergoch. Shardur und Girkush sammelten mit den Glatthäuten schnell etwas Holz, auch Burchai war sich dafür wie üblich, wie ihr Anführer, zu fein. Bald prasselte ein munteres Feuer und der Gravesh-Priester begann Schafsfleisch in Stücke zu schneiden und auf Stöcke zu spießen, um sie später über der Glut braten zu können. Shardur selbst hingegen ging in das Gehölz, den Blick, auf der Suche nach Essbaren, Heil- und Rauschkräutern auf den Boden gerichtet. Da gesellte sich der Schamane zu ihm. „Ich begleite dich.“ Das überraschte den Rikaii-Priester sehr. Nach dem langen, anstrengenden Tag wollte der andere Ork noch weiterlaufen?
    „Was hältst du von Khaidach? Nicht viel, wo du ihn doch wie ein Tier-das-Orks-gebärt bespringst?“, frage der, als sie außer Hörweite des Lagers waren.
    „Er ist ein stattlicher Krieger. Nicht der Hellste, aber zum denken haben die Krieger ja auch uns Priester“
    „Nicht der Hellste?“, stieß Burchai hervor, „Er wird uns noch alle umbringen oder den Auftrag verderben, den uns der Aikar gab! Er ist für die Aufgabe ungeeignet, meinst du nicht?“
    „Wir brauchen einen Krieger, was wären wir Orks ohne Krieger? Und gäbe es einen besseren Krieger?“, antwortete er unsicher.
    „Ja, einen, der sich besser im Griff hat und unsere Ratschläge besser befolgt. Mit so einem könnten wir Erfolg haben. Oder notfalls auch ohne einen“
    Nun musste der Rikai-Priester lachen. „Willst du ihn herausfordern und erschlagen? Ich gebe dir einen Rat: Bleib bei deinen alten Geschichten und überlass das Kämpfen den Kriegern.“ „Ich will ihn nicht herausfordern. Es gibt mehr als diesen einen Weg, jemanden unschädlich zu machen“
    „Du willst, dass ich ihn vergifte, oder? Schlag dir das aus dem Kopf! Ich diene Rausch, Heilung und Feldfrucht und ich mag Khaidach, auch wenn er Fehler hat! Ich denke, du willst dich eh nur an ihm rächen, weil er dich heute beleidigt hat“
    Nun wurde Shardur zum ersten Mal seit langem wütend.
    „Na gut! Ich werde nicht vergessen, dass du dich gegen mich gestellt hast!“, spie der Tairachi noch hervor und machte sich zornig auf den Rückweg. Natürlich! Bist du nicht für sie, bist du gegen sie! Jetzt habe ich den Salat! dachte Shardur missmutig und suchte weiter. Würde er jetzt loslaufen und Khaidach hiervon berichten, würde der ihm ohnehin nicht glauben und wenn, dann verlören sie ihren Schamanen und den würden sie vermutlich auch noch brauchen. Sein Wissen war einfach zu umfangreich, um es einfach wegzuwerfen.
    Der Duft von gebratenem Fleisch lag schon in der Luft, als Shardur zurückkam. Die Ergoch mussten warten, bis sich die Okwach satt gegessen hatten, ehe auch sie etwas bekamen und auch Shardur knabberte eher lustlos an den Wurzeln, die er gefunden hatte. Alles hier entwickelte sich zum Schlimmeren! Wie sollten sie die Anleitung für das Weiheritual finden, wenn sie nicht wenigstens ein bisschen zusammenhielten? Die beiden Sklaven taten das doch auch und sie kamen nicht, wie die Orks, aus einer Sippe oder auch nur einem Stamm. Jacopo schaute sich die Wunde des Kalchas noch einmal an, dann teilte er seine magere Essensration noch mit ihm, obwohl er im Moment sicher stärker wäre und ihm seine noch wegnehmen könnte. Gut, so weit wie die schwächlichen Glatthäute musste man ja nicht gleich gehen, aber man könnte aufhören, wegen einer Beleidigung gleich Mordpläne zu schmieden!
    Der Tairachi fesselte die Sklaven für die Nacht mit Lederriemen, Shardur überprüfte danach, ob sie nicht zu fest saßen. Dies hatte er sich zur Angewohnheit gemacht, weil der Schamane zwar gut fesseln konnte, dies aber üblicherweise nur für Opferzeremonien tat. Dabei war es sogar gewünscht, dass die Opfer Schmerzen hatten, aber hier wäre es äußerst nachteilig, wenn man ihnen nach einer Nacht ohne Blutzirkulation die Hände oder Füße amputieren müsste. Doch heute saßen die Fesseln nicht zu straff, auch wenn Jacopo es ihm wie jeden Abend weismachen wollte. Er hoffte noch immer darauf, fliehen zu können, wohl um seinen Schamanen das bringen zu können, was er in all der Zeit aufgeschrieben hatte. Shardur war das egal, weder lockerte er die Fesseln, noch bestrafte er die Lüge.
    „Na, haben es die Ergoch kuschelig?“, fragte Burchai giftig. „Sie werden die Nacht mit allen Gliedmaßen überstehen, aber wenn du sie morgen tragen willst, ziehe ich die Fesseln etwas an!“, zischte er zurück und begann, seinen Rucksack nach Rauschkräutern zu durchsuchen. Viel hatte er nicht mehr. Schweren Herzens beschloss er heute allein zu schlafen und sich die leidenschaftliche Nacht für ein andermal aufzuheben. Der sonst schweigsame Girkush erhob die Stimme: „Burchai, erzählst du uns eine Geschichte?“ Der Schamane schaute erst verwundert, dachte kurz nach und begann dann zu sprechen: „Es lebte einst ein Häuptling in unserer Sippe, der…“
    Doch der Rikaii-Priester hörte nur mit halbem Ohr zu. Er vermisste die endlosen Steppen seiner Heimat, die Pflanzen, die er besser kannte als die anderen Orks der Sippe, seinen alten Lehrmeister, der seit Jahren ein Greis, doch mit seinem Kräuterwissen und Shardurs Hilfe dem Tod trotzte. Er wurde erst wieder hellhörig, als der sagenhafte Häuptling die Ratschläge seiner Priester in den Wind schlug und so großes Unheil über seinen Stamm brachte. All das wurde erst wieder besser, als ein junger Okwach ihn erschlug und seinen Platz einnahm. Unter seiner Führung begann ein kupfernes[1] Zeitalter, vor allem, weil er immer tat, was die Priester, allen voran der Schamane, ihm rieten. Khaidach lächelte glücklich über den letztlich guten Ausgang der Geschichte.
    „Ist das alles wirklich passiert?“, fragte er schläfrig und naiv und selten hatte sich Shardur so zu ihm hingezogen gefühlt.
    „Ja“, antwortete der Schamane, „genau so war das, und wir Diener Tairachs bewahren dieses Wissen ewig, damit unsere Sippen daraus lernen können. Brazoragh sorgt dafür, dass schlechte Häuptlinge sterben. Willst du mir unterstellen, ich würde Geschichten verändern oder erfinden?“
    „Nein, so hinterhältig und falsch bist nicht einmal du…“, murmelte der Krieger, ehe er einschlief. Er hatte weder die Beleidigung noch die Botschaft des Priesters verstanden, Shardur aber sehr wohl. Schon wollte er aufstehen und dem Tairachi seinerseits eine Warnung zukommen lassen, da nährte sich donnernd Hufgetrampel. Alle vier Orks sprangen auf, Khaidach mit seiner Byakka in den Pranken, Girkush mit dem Arbach, dem geflammten Säbel der Orks, Burchai mit einem Opferdolch aus Vulkanglas. Shardur wurde sich seiner fehlenden Bewaffnung nur allzu bewusst, sein Knüppel steckte irgendwo in den Tiefen seines Rucksacks, und versuchte unauffällig hinter den anderen in Deckung zu gehen. Es brach ein Wesen aus dem Wald, groß wie ein Oger. Seine Füße waren Hufe, sein Haupt das eines Stieres. Es starte die Orks an. Ehrfürchtig senkten die ihre Waffen. Ein Minotaur, ein Kind Brazoraghs!
    Ihr feiern mit uns?“, fragte er auf gebrochenem Garethi.
    „Was für eine Ehre!“, rief der Schamane aus, „Er lädt uns zu seinem Stamm zum feiern ein!“ Und ihr selbsternannter Häuptling, selbst keiner Menschensprache mächtig, grinste fröhlich, als er die Übersetzung hörte.
    Ja, wir wollen mit dir feiern!“, antwortete Burchai. Rasch nahmen sie den Sklaven die Fesseln ab und folgten dem Stiermann durch den Wald, bis zu einer Lichtung. Dort hatten sich schon einige andere Minotauren versammelt, allerdings nicht nur… Ein Riese mit nur einem Auge auf der Stirn bot den mit Abstand eindruckvollsten Anblick, allerdings gab es auch bocksbeinige Glatthäute mit Hirschgeweihen, winzige Glatthäute mit Flügeln auf dem Rücken und andere Absonderlichkeiten. Alle tanzten wie wild um ein großes Feuer in der Mitte der Lichtung. Aus merkwürdigen, bauchigen Gefäßen mit schlanken Hals, an dem zwei runde Griffe saßen wurde eine rote Flüssigkeit in Kelche gefüllt und an die Anwesenden verteilt.
    „Was ist das hier für eine Scheiiiiii…“, brüllte Khaidach, ehe ervon einer Bocksbeinigen gepackt und um das Feuer gewirbelt wurde. Er riss seine Axt aus dem Gürtel, als sie mit dem Rücken zu ihm, den Hintern schüttelnd, tanzte, holte aus, da berührte eine der winzigen Schmetterlingsgeflügelten die Waffe und sie verschwand zugunsten eines Blumenstraußes. Die Waffe konnte der Rikai-Priester in einer Wiese am Rande der Lichtung ausmachen, wo jetzt ein paar Blumen fehlten. Als sich die Glatthautfrau mit dem Geweih wieder umdrehte, erblickte sie den Straus in den Händen des irritierten Kriegers, jauchzte glücklich auf, schnappte sie aus seiner Hand und fiel ihm um den Hals. Und dann presste sie ihre Lippen gegen seine Hauer, als wollte sie seinen Atem stehlen! Doch als sie ihn losließ stand der Okwach noch aufrecht.
    „Feen“, spuckte der Schamane hervor, „Das ist das einzig schlechte an Minotauren: Sie schließen schnell Freundschaft mit diesen Kreaturen! Äh, Shardur, wo gehst du hin?“
    Der Rikaii-Priester hielt kur inne und blickte zurück.
    „Was von dem roten Zeug holen. So wie sich hier alle aufführen muss es ein gutes Rauschmittel sein!“
    Er war schon immer Pragmatiker gewesen. Wenn die Schreckkatze sieben Leben hat, muss man die Schreckkatze eben siebenmal erschlagen, diese alte orkische Weisheit war seine Liebste.
    Da entdeckte er Kalchas, der verzweifelt in seiner Muttersprache auf verschiedene Gäste der Feier einredete.
    Ah, das hast du geplant, Glatthaut! Du hoffst, dass die dich befreien. Dann hoffe mal, dass Khaidach das nicht rauskriegt.
    Er grinste breit und griff einen der Kelche, als er ihm angeboten wurde. Der Inhalt schmeckte überhaupt nicht nach Blut, wie er erwartet hatte, sondern süß-sauer.
    Ein Getränk für Menschen, aber zumindest ohne etwas Tierisches.
    Nach einer größeren Anzahl von diesen Kelchen begann die Flüssigkeit zu wirken. Er wankte zu Jacopo um ihn zu fragen, was das für ein Zeug war.
    Wein, das Zeug heißt Wein“, erklärte er, das Garethi-Wort nutzend, weil es im Ologhaijan keines dafür gab. „Hat das was mit eurem Wort für weinen zu tun?“
    „Vermutlich, Shardur, vermutlich schon“, traurig nippte auch der Ergoch an seinem Kelch. Er schien auch Heimweh zu haben. Es dauerte etwas, bis der Ork feststellte, dass er Mitleid mit einem Glatthautsklaven hatte und es unterdrückte. Etwas eifersüchtig sah er der Bocksbeinigen zu, die Khaidachs Schläge und Griffe als wilden Tanzstil missverstand, ihm auswich oder sich ihm elegant entwand, um ihn daraufhin wieder im Takt der Trommeln, die einige andere Bocksbeinige schlugen, in die Arme zu fallen und ihn herumzuwirbeln.
    „Helft mir gefälligst, ihr nichtsnutzigen Feiglinge!“, schrie er fast schon verzweifelt, soweit es sein fehlender Atem noch zuließ. Girkush wollte schon seinen Weinkelch wegstellen und dem Hilferuf nachkommen, da meinte der Schamane: „Das würde ich an deiner Stelle lassen!“
    Ob die negativen Konsequenzen davon aber von ihm oder den Feen ausgingen ließ er offen. So saßen die drei Priester in seltener Eintracht nebeneinander, tranken Wein und sahen ihrem selbsternannten Häuptling beim tanzen zu.


    [1] Kupfer ist das wertvollste Metall überhaupt für Orks

  • In DSA können Götter ihre Diener mit sogennanter Karmaenergie ausstatten, damit kann man kleine Wunder wirken. Ein alter Vertrag verbietet aber eigentlich, dass ein Gott das "einfach" so macht, ein bereits Geweihter (Individuum mit Karmaenergie) muss den Anwärter mit einem solchen Wunder Ordinieren

    Mir war nicht bewusst, dass das Mysterium von Kha sich auch auf die bloße Ausstattung Sterblicher mit KE bezieht. So ist es mir jedenfalls klar, danke ^^
    Je nachdem an wen sich deine Geschichte richtet könnte man dazu natürlich einen kleinen erklärenden Satz (aus Sicht des erzählenden Charakters natürlich) einfügen.

    Die Orks wirken wie eine ziemliche Chaotentruppe, was vermutlich beabsichtigt ist :D
    Das mit dem Herausfordern könnte der Schamane sich nochmal überlegen. Ich meine wenn der Häuptling nicht mal einen Schlag landet, sondern "tanzt", kann es mit seiner Kampfstärke ja nicht so weit her sein :D oder er hat einfach einen sehr rahjagefälligen Kampfstil.
    Bin gespannt ob die Orks bei der ganzen Kulturüberflutung am Ende als halbe Zyklopäer zurückkehren x)

  • Feen haben halt gewaltige magische Kräfte und sind aus Sicht der Derer etwas verrückt. Mit irdischen Waffen jedenfalls sind sie kaum zu schlagen. Zudem verstehen sie auch nicht, was Derer (Leute von Dere) so tun. Angriffe kennen sie nicht unbedingt. Und ja - es ist eine ziemliche Chaotentruppe. :D

    Teil III

    „Niemandem! Das erzählt ihr niemandem, habt ihr verstanden? Diese Nacht hat niemals stattgefunden! Bei Brazoragh, ich schwöre, dass ich euch mit eurer eigenen Wirbelsäule erschlage, wenn ihr das erzählt!“ Khaidachs Gebrüll erfüllte das ganze Wäldchen.
    „Irgendwie kommen mir die Worte bekannt vor…“, flüsterte Girkush leise und zumindest Burchai erlaubte sich ein leises Lächeln.
    Der Morgen war schon weit vorangeschritten, als sie erwachten, die einen vom Zechen berauscht, der andere vom Tanzen erschöpft. Nur der Schamane war wach geblieben und hatte die Ergoch an der Flucht gehindert. So fest, wie er Kalchas gefesselt hatte, hatte er wohl geahnt, dass er diese Begegnung geplant hatte. Allerdings hatte sich keine Fee dazu herabgelassen, ihm zu helfen. Nun massierte er seine Handgelenke und wartete Schicksal ergeben auf die Weiterreise. Erbärmlich! Wie schnell die meisten Glatthäute doch aufgeben. Jacopo war da ganz anders. Er hatte noch Lebenswillen und den Wunsch zur Flucht. Zwei Dinge, die in orkischer Sklaverei zugegebenermaßen nur schwer zusammengingen.
    Zu seiner Freude hatte Shardur heute morgen noch ein paar halbvolle Amphoren, wie Jacopo die Dinger nannte, gefunden und sie mit einiger Mühe auf die Schafe gebunden. Bis zum Mittag wurde kaum gesprochen. Viel zu sehr machte Katzenjammer und Muskelkater den Orks zu schaffen.
    „Kalchas sagt, der Höhleneingang wäre noch einen Tag von hier. Aber er wird von einigen Söldnern bewacht. Irgendein Geweihter des Praios hat wohl in einem Orakel, dem in Balträa nehme ich an,erfahren, dass er diesen Ort lieber schützen sollte.“, meinte ihr alter Ergoch „Macht nichts, mit ein paar Glatthäuten werde ich fertig. Mir ist sowieso danach, ein paar umzubringen!“, knurrte der Krieger zur Antwort.
    „Könnten wir eine Rast machen, um ihm für diese wertvolle Information zu danken?“, fragte Jacopo vorsichtig.
    „Wir machen Rast, aber nur, weil MIR alles wehtut, nicht wegen eines verdammten Ergochs, sag ihm das!“
    Pflichtbewusst schien der Sklave zu übersetzten.
    Bald saßen alle auf einigen Felsen und aßen kalte Fleischspieße. Shardur sah in die Runde und dachte darüber nach, warum der Aikar Brazoragh ausgerechnet sie losgeschickt hatte. Normalerweise entsandten Orks für solche Aufgaben eine größere Gruppe Krieger, vielleicht begleitet von einem Schamanen. Sie waren drei Priester, einer davon ein Schamane und nur ein Krieger. Vermutlich befolgte ihr Häuptling der Häuptlinge eine Prophezeiung: Ein Diener, ein Repräsentant für jeden der vier großen Orkgötter sollten das Ritual suchen, mit dem es möglich war, Diener des Höchsten dieser Götter zu weihen, wie es mit manchen Gravesh-Priestern und den Hochschamanen des Tairach geschah. So musste es wohl sein. Warum ausgerechnet der Ergoch Jacopo sie begleitete, war klar: Er konnte viele Sprachen sprechen und Schriften lesen. Kein echter Ork würde Schreiben lernen, Schrift war etwas verdorbenes, darum lernten die Schamanen auch die ganze Geschichte ihrer Sippe, Generation für Generation, auswendig, damit sie nicht in Vergessenheit geriet. Etwas an dieser Überlieferung zu ändern galt als der schlimmste Frevel, den ein Schamane begehen konnte. Irgendwann einmal schienen die Glatthäute dieser Inseln einmal Brazoragh, dem stärksten Gott, gehuldigt zu haben. Die Minotauren waren der letzte notwendige Beweis dafür für Shardur. Sie entstanden nur in einem Brazoragh gefälligem Ritual. In dieser Höhle sollte zumindest ein Teil des Rituals enthalten sein, eingemeißelt in die Wand,mit dem die Glatthäute ihre Priester geweiht hatten und dies sollte dem Aikar auf seiner Suche nach dem Ritual der Orks helfen. Dass sie dafür Wissen der Ahnen der Glatthäute stehlen mussten war schon eine Schande!
    Burchai wand sich an Girkush.
    „Sieh, ich habe ein Stück rotes Vulkanglas gefunden. Rotes Vulkanglas! Was könnte man daraus für ein Tairach gefälliges Opfermesser machen!“ Tatsächlich hielt der Schamane einen roten Stein in der Hand.
    „Es ist zu klein dafür…“, murmelte der Gravesh-Priester interessiert, „Vielleicht suchen wir ein größeres Stück?“
    Im nächsten Moment waren die beiden schon hinter dem nächsten Hügel verschwunden. „Pah, Tairachis und ihre Farbe Rot!“, meinte Khaidach gelangweilt, „Aber wenn die beiden meinen.“ Dann erhob sich der Krieger, ging zu den Ergoch und begann sie zu fesseln, ehe er zum andern Ork zurückkehrte. „Sag mal, hast du noch solche Pilze?“, fragte er fast schon schüchtern. „Ein paar wenige sind noch da“, antwortete der Rikai-Priester ein freudiges Lächeln unterdrückend und kramte in seinem Rucksack. Schnell hatte das Rauschmittel die Stimmung gelockert…

    Schwer atmend lagen die beiden Orks nebeneinander.
    „Weißt du…“, begann Khaidach zögernd, „Im Grunde weiß doch jeder im Stamm schon, was mit mir los ist, oder?“
    Natürlich, du brüllst ja bei jeder Gelegenheit rum, dass niemand es sagen darf!, dachte Shardur, sagte aber einfach nur: „Ja“
    „Dann verstecken wir uns einfach nicht mehr? Wenn jemand was sagt oder nur blöd schaut, schlage ich ihm den Schädel ein. Ganz einfach.“
    Der Priester war überrascht. Was für ein plötzlicher Sinneswandel. Ja, manchmal war die Welt einfach. Und den meisten Orks könnte der Krieger wirklich einfach den Schädel einschlagen. Und den anderen könnte man vor einem Duell immer noch ein paar Rauschkräuter spendieren. Natürlich ohne Khaidach etwas zu sagen, er wäre zu stolz für solche Tricks. So könnte er sogar Häuptling werden. Zwar lebte er in diesem Amt gefährlich, aber der Respekt der Anderen würde ihm das Leben leichter machen. Und der Stolz würde jede Demütigung vergessen machen. Außerdem hätte er dann ein eigenes Riychart, eines der großen Rundzelte, in dem die Orks lebten. Zwar hatten sie beide bereits eigene, durch Lederbahnen abgetrennte Räume, aber die schützten weder sie vor den Geräuschen der anderen Orks im Zelt, noch umgekehrt.
    Die andern beiden Priester rissen ihn aus seinen Tagträumen.
    „Nichts mehr gefunden!“, erklärte der Schamane leichthin, die Knochenkeule lässig auf der Schulter. Allzu enttäuscht wirkte er glücklicherweise nicht. Schlecht gelaunt würde er nur noch gefährlicher.
    Bald setzten sie ihren Weg fort. Es begann zu regnen.
    „Schlechtes Wetter für die Jahreszeit. Es ist auch kälter geworden. Könnten wir Opfer der Zeitanomalien geworden sein, die für Feenhaine und Globulen typisch sind?“, dachte Jacopo laut, wobei er das Garethi-Wort „Zeitanomalie“ in seinem Ologhaijan-Satz einstreute.
    Zeit-anno-mal-nie, was soll das heißen, Ergoch?“, knurrte Khaidach bedrohlich, er witterte scheinbar eine Beleidigung. Jacopo schien glücklich, etwas erklären zu dürfen. „A-no-ma-lie. Etwas Ungewöhnliches, das anders läuft als sonst. In Feenwelten kann es passieren, dass nur ein paar Stunden vergehen, während es auf Dere Tage sind. Oder umgekehrt“ „Was redest du für einen Schwachsinn? Zeit vergeht überall gleich!“
    Der Krieger schien zornig, dass man ihn so veralbern wollte. Ausgerechnet Burchai stellte sich vor den Sklaven.
    „Feen ist alles zuzutrauen. Sie haben den Verstand eines Goblinkindes und die Macht eines Nicht-Gottes. Sie kommen auf die dümmsten Ideen und haben die Macht, sie umzusetzen. Ich habe mir die Sonne angesehen. Wir sind im Sommer hier angekommen, jetzt ist schon Herbst. Obwohl wir unter deiner Führung einige Tage sinnlos umhergeirrt sind, dürfte das nicht sein!“ Der Ergoch war wieder ganz der Alte, begeistert schrieb er auf ein Rindenstück, das er aus den Tiefen seiner Last hervorkramte. Die vier Orks ignorierten das einfach. Geduld war nicht die größte Stärke ihrer Rasse, aber sobald sie hatten, was sie brauchten, und das würde vielleicht schon morgen sein, konnten sie ihn guten Gewissens erschlagen. Er war zwar eigentlich Eigentum des Aikar, aber zumindest die Priester waren klug genug, um den Verlust als Unfall hinzustellen und ein paar Glatthäute als Ersatz mitzubringen.
    „Faszinierend ist das, höchst faszinierend!“, murmelte Jacopo vor sich hin und hob die Vorfreude seiner derzeitigen Besitzer auf sein baldiges Ende noch. Derart freche Glatthäute traf man selten. Obwohl Shardur sich eingestehen musste, dass er ihn irgendwie mochte. Sein Mut war beeindruckend!
    Es wurde Abend und kalt. Es regnete immer noch. Die beiden Sklaven zitterten, den Orks mit ihrem schwarzen Pelz und ihrer Zähigkeit machte das natürlich weniger aus. Auch wenn ihr Pelz nass war. Das Feuer qualmte erbärmlich, weil das Holz nass war. Girkush blickte missmutig drein.
    „Rauch ist der Schmerzensschrei des Feuers, es raucht nur, wenn es zu wenig Nahrung oder Luft hat oder das Holz zu nass ist“, erklärte der Gravesh-Priester ungefragt.
    „Ist Feuer für euch etwas Lebendes, ein Tier?“, fragte Jacopo sofort. „Nein, höchstens für die Olochtai, aber die sind selber Tiere. Nein, aber es ist fast ein Tier: Es atmet, frisst und vermehrt sich. In der Glut schläft es, um karge Zeiten zu überstehen“
    „Faszinierend! Was für eine interessante Sicht!“ Der Sklave schrieb schon wieder! Dann fragte er noch: „Was kannst du mir noch über das Feuer verraten?“
    „Das Schwache wird durch das Feuer verbrannt, das Starke wird geformt. Es ist ein Geschenk unseres Gottes Gravesh, damit wir Stahl schmieden, unsere Riycharts wärmen und unser Essen braten könne. Doch sag, Ergoch, bist du stark oder schwach?“
    Girkush nahm einen brennenden Ast aus dem Feuer und begann, damit nach dem Sklaven zu schlagen, der erschrocken zurückwich. Der Graveshi setzte nach.
    „Na, stark oder schwach?“, fragte er höhnisch. Khaidach lachte und selbst Burchai erlaubte sich ein Grinsen. Zur Herstellung des Friedens zwischen den Orks einer Sippe gab es nichts Besseres, als zusammen ein paar Ergoch zu schikanieren. Lachend trieb der Priester den Sklaven zurück ins Lager und begann dort ein paar Stücke Fleisch auf einen Stock zu spießen. Shardur wartete geduldig, bis es fertig war und Khaidach aß. Es wäre respektlos, ja todessehnsüchtig gewesen, vor dem „Häuptling“ zu essen, auch wenn der heute nur Fleisch zu sich nahm und man selbst erst getrocknetes und dann eingeweichtes Menschenbrot mit ein paar Wurzeln herunterwürgte.
    Der Regen wurde schlimmer, das Feuer begann zu verlöschen. Alle sechs Mitglieder der Gruppe hatten sich zusammengekauert und versuchten, sich an der verlöschenden Glut zu wärmen.
    „Gib mir deine Byakka, Khaidach! Wenn es morgen zu einem Kampf kommt, sollte sie besser scharf sein. Dein letzter Hieb damit hat diese Glatthaut kaum eingekerbt“
    Dieser Einfall gefiel dem großen Ork sofort und er reichte die Axt zum Priester herüber, der sie entgegennahm und mit dem Schleifstein bearbeitete. Das gleichmäßige, schabende Geräusch machte schläfrig. Burchai fesselte schnell noch die Glatthäute, dann legten sie sich in den Schlamm. Sie waren Orks, ob sengende Hitze oder eisiger Regen, sie ertrugen alle Prüfungen, die ihnen ihr Gott Brazoragh auferlegte. Das Geräusch begleitete Shardur in den Schlaf. Er spürte auch Khaidach, der sich ihm nun näherte, ganz ohne Rauschkräuter! Scheinbar wollte er den anderen wirklich zeigen, was nun Sache war. Vielleicht fror er aber auch nur. Wie herrlich sein nasser Pelz doch duftete…

  • Zu Anfang des Abschnitts hast du ein paar kleine Rechtschreibfehler drinnen

    Nun massierte er seine Handgelenke und wartete Schicksal ergeben

    schicksalsergeben

    Wie schnell die meisten Glatthäute doch aufgeben.

    aufgaben

    Sie entstanden nur in einem Brazoragh gefälligem Ritual.

    gefälligen


    In dieser Höhle sollte zumindest ein Teil des Rituals enthalten sein, eingemeißelt in die Wand,

    ´Hatte es mir bisher in Form von Schriftrollen oder so vorgestellt, da im ersten Abschnitt von Schriften die Rede ist.

    Der berüchtigte Zeitunterschied x) ist ja fast schon Klischee.
    Alles in allem wirkt die Gruppe auf mich hier deutlich harmonischer und auch das Piesacken mit dem heißen Stock hat für mich etwas spielerisches. Ich weiß nicht woran genau es liegt.
    Die Einstellungsänderung des Häuptlings ist nicht unnachvollziehbar, ich hätte aber eher erwartet, dass sie in umgekehrter Reihenfolge vonstatten geht. Also erst die Annäherung ohne Rauschkräuter (vermutlich unter irgendeinem Vorwand) und dann das Eingeständnis.

  • Ja, Rechtschreibung war noch nie meine Stärke. Word verhindert zwar das Allerschlimmste, aber leider nicht alles...

    Aber vielen Dank für die Kritiken bisher! Schließlich kann man sich nur durch konstruktive Kritk weiterentwickeln. Haltet euch da nicht zurück. Obwohl die Geschichte ja auch nicht ganz neu ist und schon ihre zwei Jahre auf dem Buckel hat.

    Abschließender Teil

    Es war noch immer bewölkt und kühl, aber zumindest regnete es nicht mehr. Beide Sklaven husteten und waren noch langsamer als sonst. Verweichlichte Glatthäute! Kaum mussten sie mal eine Nacht bei kalten Regen im Schlamm verbringen wurden sie gleich krank! Bei der nächsten Rast würde Shardur ihnen einen Kräutersud geben, der ihre Heilung beschleunigte. Er hatte keine Lust, das, das die Sklaven trugen, auf dem Rückweg selbst zu tragen. Sie hätten eben noch ein paar orkische Unfreie mitnehmen sollen. Oder ein paar Goblins. Die waren dumm und feige, aber zäh wie gekochtes Leder. Nicht ganz so zäh wie ein Ork natürlich, nur eben zäher als eine Glatthaut, was ja auch keine Kunst war.
    „Kalchas sagt…“, Jacopo unterbrach seinen Satz für einen Hustenanfall, „Er sagt, die Höhle ist hinter dem nächsten Hügel“
    Khaidach nickte nur. „Fessel die Ergochs, Burchai!“, befahl er und der Schamane kam dem nach. Daraufhin krochen die vier Schwarzpelze vorsichtig auf die Hügelkuppe.
    „Zwei? Das sind nur zwei!“, raunte Khaidach fröhlich.
    „Nur weil du nicht weiter als bis zwei zählen kannst, heißt das nicht, dass da nicht mehr Glatthäute wären“, zischte Burchai zurück. Man konnte tatsächlich nur zwei Glatthäute sehen. Sie waren mit überlangen, riesigen Zweihandäxten bewaffnet und trugen lange Dolche am Gürtel. Harnische, Beinschienen, Handschuhe und Helme mit einem Haarkamm, der wie die Irokesen aussahen, die von den Mitgliedern des Stammes der Tascharshai getragen wurden. Schwere Schilde lagen neben ihnen. Sie saßen an einem Feuer und unterhielten sich. Zornig funkelten die beiden streitenden Orks sich an.
    „Zwei. Es gibt nur zwei Schlafsäcke in dem Zelt vor der Höhle!“, flüsterte Shardur leise, ehe ein Streit entstehen konnte. Khaidach grinste zufrieden.
    „Du hast doch gesehen, was passiert, wenn die Glatthäute mal draußen schlafen müssen. Dann geht auch keine Gefahr mehr von ihnen aus.“
    Wütend starrte der Schamane zu ihm herüber, als wäre es etwas Schlechtes, dass er entdeckt hatte, dass sie sicher in der Überzahl wären.
    „Ich schlage vor, wir überrennen sie einfach, bevor sie noch Verstärkung bekommen. Glatthäute sind nur in großen Mengen gefährlich, was sie von Goblins unterscheidet: Die sind nie gefährlich!“, Khaidach kicherte über seinen eigenen Witz, „Dann bringen wir die freche Glatthaut rein, die ließt vor und übersetzt was da steht, Burchai lernt es auswendig, wir schneiden ihr die Kehle durch und schon geht es nach Hause!“
    Für die Verhältnisse des Kriegers war das ein hervorragend durchdachter Plan und er könnte aufgehen, wenn sie die Männer überraschten.
    Vorsichtig und lautlos zog der Rikaii-Priester seinen schweren Knüppel aus dem Rucksack. Kämpfen war so gar nicht seine Sache. Hätte sein Meister seine besonderen, unter Orks so seltenen Begabungen nicht entdeckt und ihn ausgebildet, wäre er ein Grishik, also ein Bauer oder sogar ein Ergoch geworden und so Teil der niedersten Kasten. Nun gehörte er zu den Okwach, der höchsten Kaste, sah man von der von Häuptling und Schamane ab. Er gehörte auf die Äcker, um die Bauern anzuleiten oder in sein Zelt um Verwundete und Kranke zu versorgen, aber nicht auf ein Schlachtfeld! Er würde sich einfach etwas zurückhalten, Khaidach und Girkush, der als Priester des Schmiedegottes wenigstens etwas Ahnung von Waffen hatte, würden den Großteil der Arbeit schon erledigen. Burchai und er selbst würden mit Opferdolch und Knüppel ohnehin nicht viel ausrichten können.
    „Ich kann übrigens nicht nur bis zwei zählen“, flüsterte Khaidach voller Vorfreude auf den Kampf, „Pass auf! Ich zähle bis drei, dann greifen wir an!“
    Alle vier spannten sich an.
    „Eins“
    Shardur zitterte leicht, seine Hände wurden feucht und krampften sich um den Knüppel.
    „Zwei“
    Rikaii, ich bin der einzige Ork auf dieser Welt, der nicht gerne kämpft. Warum hast du ausgerechnet mich hierher geführt?, dachte er bei sich. Die Götter hatten schon einen merkwürdigen Sinn für Humor.
    „Drei! Ai Kattach![1]“, brüllte ihr Anführer den traditionellen Kampfschrei der Schwarzpelze. Der sollte das letzte sein, was die Feinde in ihrem irdischen Leben hören sollten und wer Ologhaijan sprach, der verstand das auch. Alle vier sprangen auf und wollten lossprinten. Zumindest dachte Shardur das. Je zwei kräftige Hände packten seine Arme und hielten ihn fest.
    „Du willst doch nicht diesem Wahnsinn folgen, oder?“, flüsterte der Schamane in sein Ohr. Er versuchte sich loszureißen, aber gegen die vereinten Kräfte eines erfahrenen Schmiedes und eines Tairachis, der oft Opfer festhalten musste, ehe er sie zu Tode folterte, hatte der Rikai-Priester keine Chance. Ein übles Gefühl breitete sich in seinem Magen aus – was hatten die beiden vor?
    Ganz im Brazoragh gefälligem Rausch fiel Khaidach über die Überraschten Glatthäute her, die schnell nach ihren langen Äxten griffen und deren Lange Stoßdornen abwehbereit hoben. Geschickt wich der Krieger diesen aus, schlug eine zur Seite und Stieß dem Träger den Stoßdorn seiner Byakka in den Hals. Er ging röchelnd zu Boden. Hoffnung keimte in Shardur auf. Einer gegen einen. Das konnte der Okwach gewinnen. Er hatte sicher schon zwei Dutzend Duelle siegreich bestanden. Drei Dinge zusammen bewiesen das: Er war ein Ork, er gehörte zu den Elite-Kriegern und er lebte noch. Die andere Glatthaut hob vor Zorn brüllend ihre übergroße Axt und schlug zu. Khaidach hob seine eigene Waffe zur Parade, um den Schlag abzulenken und ins Leere gehen zu lassen. Die schwere Klinge des Gegners ging nieder… Und die der Stiel der Orkwaffe zerbrach! Einfach so, direkt unter dem Kopf. Die Klinge fuhr in die Schulter des Schwarzpelzes, dessen dichtes Fell und Kettenhemd das Schlimmste verhinderten. Aber nun war er unbewaffnet! Shardurs Eingeweide krampften sich zusammen. Die Glatthaut sah ihre Chance und setzte nach. Der Ork wich aus, einmal, zweimal, dann fiel er schwer getroffen zu Boden. Erbarmungslos fuhr der Stoßdorn in seinen Hals und der stolze Krieger ging zu Tairach, auf die Blutsteppe, ins Reich der Toten.
    Dann stürmte der Axtkämpfer, noch immer zornig, auf sie zu.
    „Alles vergeht, alles verfault, ihr verderbenden Kräfte, hört mich an! Weicht von diesem Ort, ihr Geister der Erde und bringt so Verderben über unsere Feinde!“, rief der Schamane, dann schleuderte er seine Knochenkeule nach der Glatthaut. Plötzlich zerfiel der Schaft der überlangen Axt zu morschen Holzsplittern, die ledernen Schnallen der Rüstung der Glatthaut lösten sich auf, sodass die Panzerung klappert von ihr fiel. Das Gras um sie verwelkte, die Blumen verdorrten. Shardur hatte von diesem finsterem Ritual gehört, wie fast alle Rikai-Priester: Rikais Verderben wurde es genannt, im Grunde war es genau das, ein Verderben von allem, wofür Rikai stand.
    „Girkush, bring es zu Ende!“, befahl der Tairachi, als sein Vernichtungswerk getan war. Der Priester des Schmiedegottes ging langsam auf die vor Angst bleiche Glatthaut zu. Die hob ihren Dolch aus den zahlreichen Lederresten seiner Ausrüstung auf und hob ihn abwehrbereit. Wie tapfer manche von denen sein konnten! Der Ork schlug zu, die Glatthaut lenkte den Schlag ab und versuchte, die höhere Reichweite des Arbach zu unterlaufen. Die zur Faust beballte Linke Girkushs empfing sie und ließ ihren Kiefer hörbar brechen. Ohnmächtig stürzte sie zu Boden.
    „Lastenträger?“, fragte der Priester den Schamanen. „Nein, Krieger sind schlechte Ergoch. Töte ihn, wir suchen uns vielleicht noch einen Hirten“, antwortete der leichthin und wandte sich um, um die Sklaven zu holen, während der Graveshi den Säbel auf den Hals seines Gegners niederfahren ließ.
    Shardur eilte zu seinem Geliebten, besah die Wunde und wusste, dass er nichts mehr für ihn tun konnte. Die Axt seines toten Gefährten lag genau außerhalb des Todeskreises des Rituals. Er ließ einen verzweifelten Schrei zum Himmel fahren. Dreimal atmete er tief durch. Der Schmerz schien ihm schier die Brust zerreißen zu wollen. „Nimm ihn gut auf, Tairach, er war ein großer Krieger“, betete er kurz, dann fiel sein Blick wieder auf die Waffe.
    „Du elendes untreues Ding!“, zischte er und wollte den abgebrochenen Axtkopf von sich schleudern. Da sah er es. Ein glatter Schnitt ging in den Stiel, etwa bis zur Hälfte, nur der Rest war gebrochen. Wie konnte das sein? Plötzlich wurde es ihm klar. Girkush, der mit Burchai Vulkanglas suchen ging, wie Burchai ihn beim Kräutersuchen begleitet hatte. In diesem Abend hatte der Schamane ihn von einem Giftmord am Krieger überzeugen wollen. Dann der letzte Abend. Er hörte wieder das Geräusch einer Waffe, die geschärft wurde, dass ihn und Khaidach in den Schlaf begleitet hatte.
    Diese hinterhältigen, ehrlosen Einhörner!, dachte er.
    Er durfte sich jetzt nichts anmerken lassen, oder es wäre auch um ihn geschehen. Er erhob sich.
    „Alles in Ordnung?“, fragte ihn Burchai süffisant, die Sklaven vor sich hertreibend. Sie trugen noch immer ihre Handfesseln, nur die an den Füßen hatte der Schamane gelöst.
    Aha, ohne Krieger traust du dir wohl nicht zu, sie unter Kontrolle halten zu können, Feigling? Trotz dieses Gedankens spie er aus: „Ja, er war doch nur ein Tier-das-Orks-gebärt mit Eiern! Er hat nur einen guten, letzten Kampf gefochten und ich habe seiner noch schnell gedacht. Bringen wir unseren Auftrag zu Ende!“
    Dann betraten die fünf die Höhle und entzündeten Fackeln. Es war ein langer Weg durch verschlungene Gänge, nur darauf ausgelegt, dass Eindringlinge sich hier verirrten. Dutzende Sackgassen, ständig Winkel. „Labyrinth“, nannte Jacopo das Bauwerk, dass sie gefunden hatten und er hatte auch gleich eine nützliche Idee: Ein langer Faden aus dem Gepäck des Gravesh-Priesters würde ihnen den Weg nach draußen weisen. Aus einer alten Legende, so sagte er, hätte er diesen Einfall. Ein Held der Menschen drang damit in ein anderes Labyrinth ein und erschlug einen Minotaur, um seine entführte Geliebte zu retten. Einerseits fragte sich Shardur, warum sich jemand so eine Arbeit wegen eines Tieres-das-Glatthäute-gebärt machen sollte, andererseits wurde so erneut der Wert alter Legenden bewiesen, die die Tairachis bewahrten. Wenn sie doch sonst auch Gutes täten! Aber sie waren, wie die meisten Orks, nur machthungrig und manchmal hinterhältig. Burchai hatte das bewiesen.
    Sie erreichten einen großen Raum. Hier stand die Statue eines riesigen Minotaur, vor ihm ein Altar, braun verkrustet von uraltem Opferblut. Die Wände links und rechts von ihm waren bedeckt mit eingemeißelten Schriftzeichen.
    „Lies, Glatthaut, lies!“, befahl der Schamane und stieß Jacopo zu den Zeichen hin. Und er begann die Fremde Sprache vorzulesen, die der von Kalchas ähnlich klang. Dann übersetzte er. Immer wieder, bis Burchai sicher war, sich alles eingeprägt zu haben. Die Fackeln waren schon bedrohlich heruntergebrannt und Flackerten, warfen unstete Schatten an die Wand. Sie folgten der Schnur ins freie. Der erste Teil des Geheimnisses um das Weiheritual des Brazoragh war den Ahnen der Glatthäute entrissen, die ihn einst als Ras´Ragh verehrt hatten.
    Sie hatten wieder das Wäldchen erreicht, alle erschöpft vom Gewaltmarsch. Sie hatten möglichst schnell möglichst viel Raum zwischen sich und die Höhle bringen wollen, bevor dort noch mehr rachsüchtige Glatthäute erschienen. Nun mussten sie nur noch zurück zu der Bucht, wo die Seefahrenden Glatthäute aus dem Süden sie abgesetzt hatten. Eine fürstliche Belohnung war ihnen für diesen Transport versprochen worden. Sicher warteten sie schon lange sehnsüchtig auf die Rückkehr ihrer schwarzpelzigen Fracht.

    Shardur lief traurig durch das Gehölz und suchte. Er musste ja pflanzliche Nahrung für sich finden. Und wenn er noch etwas anderes fand, dann umso besser. Bald kehrte er an das Lagerfeuer zurück.
    Burchai kaute schon und meinte zu den anderen Orks: „Hört mal, was haltet ihr davon, wenn ich die Worte etwas verändere? Ich meine, schaut mal: Brazoragh ist schon der mächtigste Gott der Welt der Lebenden, seine Diener sind hier auch die mächtigsten. Die Krieger dienen ihm alle und beherrschen alles. Gravesh und Tairach waren schon seit ewigen Zeiten die einzigen unserer Götter, die manche ihrer Diener mit ihrer Macht erfüllten. Wenn Brazoragh das jetzt auch wieder tut, verlieren wir Priester stark an Macht. Auch ihr, die Diener Rikais. Willst du etwa zu den Priestern des letzten Gottes gehören, der keine besonderen Kräfte verleiht, Shardur? Weißt du, was das bedeutet? Niemand kann den Dienern Brazoraghs absprechen, dass sie alles beherrschen und den Häuptlingen, dass sie seine Priester sind. Wie Rikai kann er im Augenblick aber noch keine besonderen Kräfte verleihen. Kannst du mir folgen? Wenn er es aber tut, zeichnen sich alle Priester durch besondere Kräfte aus, nur ihr, die ihr bisher auf Brazoragh verweisen konntet, nicht. Bald wird dann die Frage aufkommen, warum ihr überhaupt Priester und keine Bauern seit“
    Shardur hörte die Rede. Er wusste, dass es Burchai einzig darum ging, die Macht der Tairachis zu schützen, ihren Vorteil gegenüber den Häuptlingen, die stets zugleich Priester des Brazoraghs waren und neben denen sie die Sippen und Stämme regierten, zu erhalten, dennoch nickte er. „Du hast Recht. Wenn auch Girkush dieser Meinung ist, soll es so geschehen“ Burchai lächelte: „Er ist dieser Meinung“
    Natürlich war er das! Er war ja der ausführende Arm bei Khaidachs Ermordung, dem Repräsentanten Brazoraghs in ihrer Gruppe, gewesen und hatte den Stiel der Axt eingesägt.
    Bald schnarchten die zwei vor sich hin.
    Am nächsten Morgen aßen sie kalte Fleischspieße. Für die Ergochs war nicht mehr genug übrig, dafür hatte Shardur gesorgt und einiges der Nahrung in der letzten Nacht vergraben. Er hegte keinen Groll gegen sie.
    Bald krümmten sich Burchai und Girkush am Boden, erbrachen und stöhnten vor Magenkrämpfen.
    „Shardur, tu was, wir sind krank!“, stöhnte der Schamane.
    „Ihr seid nicht krank“, meinte der Rikaii-Priester leichthin.
    „Was soll das heißen, schau uns doch an, verdammt!“, stieß der Graveshi hervor.
    „Erinnerst du dich noch an den Abend, Burchai, als du mich überzeugen wolltest, Khaidach zu vergiften? Du hast es auch ohne meine Hilfe geschafft, ihn zu ermorden. Nicht im Zweikampf wie ein Ork, sondern durch hinterhältige Sabotage wie eine Glatthaut. Nun kannst du das Tairach erklären!“
    Da blitzte Erkenntnis in den Augen des Schamanen auf.
    „Du hinterhältiger, verdammter Sohn einer Glatthaut und eines Goblins! Du…“
    „Nutze deinen letzten Atem lieber für ein Gebet!“, fuhr Shardur dazwischen. Der Tairachi stöhnte: „Ohne mich kannst du die Worte nicht dem Aikar bringen. Du kannst nie wieder nach Hause!“
    „Ihr habt mein zu Hause ins Totenreich geschickt. Der Zorn des Aikar hat keinen Schrecken mehr für mich. Er wird mich genau da hin bringen: Nach Hause!“
    Niemand sprach mehr ein Wort, bis die beiden Sterbenden zu Tairach gegangen waren.
    „Faszinierend, Liebe unter Orks, bis über den Tod hinaus! Und das auch noch zwischen zwei Männern!“, ertönte die Stimme der frechen Glatthaut.
    „Warum seid ihr noch da? Sag Kalchas, dass ihr frei seid. Verschwindet!“, schnauzte Shardur und warf der Glatthaut den Opferdolch des Schamanen zu, damit sie ihre Fesseln durchschneiden konnte. Die Rache hatte seinen Schmerz nicht wie gehofft gelindert.
    „Mein zyklopäischer Freund ist sich so klar wie ich, dass er Zeuge von etwas ganz Besonderem geworden ist. Solche Liebe wie bei dir zu Khaidach habe ich bei Menschen fast nie gesehen. Und nun bei einem Schwarzpelz, einer blutrünstigen Bestie ohne Gefühle und Verstand, wie alle denken!“
    „Jacopo, Schnauze!“, befahl der Ork und ließ sich auf den Boden nieder.
    Der nun freie Ergoch kam zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Es tut mir Leid. Was wirst du jetzt tun?“
    „Ich weiß es nicht. Es ist doch auch egal, oder? Mein Weg in diesem Leben führt nur noch zu Tairach. Und zu Khaidach. Was kümmert es dich?“
    „Wir haben heute die größte Macht gesehen, das berührt jeden“, meinte Jacopo.
    „Die Macht Brazoraghs?“, fragte der Rikaii-Priester.
    „Nein. Wahre Liebe ist die größte Macht. Sie überwindet gesellschaftliche Fesseln, Gewalt, Hinterhalt und am Ende sogar den Tod. Möge Hesinde unser beider Völker diese Einsicht schenken. Lebe wohl, Shardur!“ Ein letztes Mal drückte die Glatthaut seine Schulter und die Sklaven, denen er die Freiheit geschenkt hatte, gingen ihrer Wege und ließen ihn allein trauernd zurück.
    Als sie schon fast außer Hörweite waren, vernahm er noch einmal Jacopos Stimme.
    „Faszinierend! Wahre Liebe unter Orks! Was für eine Entdeckung!“


    [1] Keine Gefangenen!

  • Schön und klassisch komponierte Geschichte, ganz im aventurischen Sinne gewinnen am Ende die Guten ^^
    Als DSA-Fan fühle ich mich gut unterhalten und das Eine oder Andere von der orkischen Göttern *HUST*, ich meine natürlich Götzen, war mir auch nicht mehr ganz gegenwärtig. Ich habe richtig Lust bekommen mal wieder ein Abenteuer im Orkenreich zu halten, danke für die Inspiration.

    -------------------
    Tom Stark
    zum Lesen geeignet

  • Ich bin noch nicht ganz durch, habe in der Mittagspause etwas gestöbert. Am Anfang hatte ich etwas Schwierigkeiten wegen der Vielzahl an Charakteren und Namen, da musste ich mich erst orientieren. Aber man kommt in deinen Stil rein und dann wird es flüssiger :)
    Du charakterisierst durch Handlungen und Dialoge, sowas mag ich immer gerne.

    Ich werds auf jeden Fall noch fertig lesen.

    Lg
    Rael

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • So, zu Anfang noch mal ein paar Formalia

    Er hatte keine Lust, das, das die Sklaven trugen, auf dem Rückweg selbst zu tragen.

    keine Lust das, was die ... (glaube ich, bin mir mit der Kommasetzung hier selbst nicht sicher)

    Und die der Stiel der Orkwaffe zerbrach!

    die

    sodass die Panzerung klappert von ihr fiel.

    klappernd


    Der Verrat ist beidee Male schön umgesetzt. Gefällt mir soweit ganz gut. Auch wenn der Hesinde-Geweihte der eigentliche Held der Story ist :D

  • Ich habe den ersten Teil gelesen und muss wirklich sagen: Solide geschrieben. Ich bin nicht mehr unbedingt ein Fan von diesem (Elben-Zwerge-)Ork-Zeug, aber bis jetzt hast du alles richtig gemacht. Versuch bitte etwas außerhalb dieser Genregrenzen, ich würde es mir ansehen!

    Magie hat etwas einzigartiges: Sie berührt alle Sinne. Sie ist wie ein Geruch, der sich nicht wirklich wahrnehmen lässt, wie Sand, der durch Fingerrillen rinnt. Sie ist ein Geschmack auf der Zunge, der sich nicht benennen lässt, und wie ein Lied, dessen Melodie einem nicht im Kopf bleiben will.
    So lernte Aer die flüchtigste aller Künste kennen: Das Weben von Zaubern, das Formen der Magie.

    Die Schatten der Magie

  • beidee

    beide

    (Nur ein Scherz! Ich bin dankbar für deine Hinweise!) :)

    @Myrtana222 Tatsächlich plane ich schon länger etwas, das ich Flintpunk nennen würde. Eine Welt mit steinzeitlicher Technologie aber auch großartigen Hochkulturen vergleichbar mit den irdischen Azteken, Maya oder Inka. Neben Menschen soll es dort nur eine Art Neandertaler geben, die als Barbarenstämme oder Sklaven leben... Muss ich jetzt wohl wirklich mal umsetzen. ;) Danke für das Lob!

  • Hallo Windweber
    Also ich muss sagen, diese Geschichte gefällt mir bis hierhin außerordentlich gut.
    Okay, da sind ein paar Buchstaben hier und da am Ende von Wörten zuviel oder zu wenig, und es gibt ein paar Wortwiederholungen, aber das macht die Hast beim Aufschreiben und wird sicher beseitigt beim nächsten Lesen ;)

    Inhaltlich muss ich sagen, dass ich mich mit Orks so gar nicht auskenne und sie bisher auch nicht sonderlich mochte, aber diese hier? Die mag ich. Du beschreibst das Lagerleben sehr schön und ich fühlte mich mitgenommen in das Chaos, das viele Wesen in unwirtlichen Situationen auf engem Raum unweigerlich mit sich bringen.

    Das einzige Problem, dass ich hatte, waren die unfassbar vielen fremden Begriffe, aber das hat mir trotzdem nicht den Spaß am Lesen genommen und der Spannung auch nicht nennenswert Abbruch getan.

    Also - ich bin gespannt auf mehr von dir.
    Lieben Gruß
    Shaylee

    PS: Im Spoiler findest du ein paar Anmerkungen - es sind zwar um die zehn, aber verteilt auf alle vier Teile der Geschichte, also wirklich nicht viel ;)


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    Langsam bekam auch Shardur Lust, der die Zunge herauszureißen.

    Burchai, ihr Schamane und entriss dem Ergoch die Rinde.
    Das war zwecklos, wie Shardur wusste. Sie würde sich einfach neue suchen.

    „Wirst du wohl antworten, du verdammter…!“, fuhr Khaidach sie auf Ologhaijan an, außer Acht lassend, dass sie diese Sprache wohl kaum beherrschte.

    Nach diesem Absatz war ich restlos verwirrt. Ist die Glatthaut nun eine Mann oder eine Frau oder was eigentlich? ^^ Im Grunde ist es für den Fortgang der Geschichte nicht wichtig, das zu wissen, aber man denkt darüber nach und das lenkt von der eigentlichen Handlung ab.

    Sag uns, wo es hier zur Kulthöhle des Brazoragh geht, den deine Vorfahren Ras´Ragh nannten!“

    Kein echter Ork würde Schreiben lernen, Schrift war etwas verdorbenes, darum lernten die Schamanen auch die ganze Geschichte ihrer Sippe, Generation für Generation, auswendig, damit sie nicht in Vergessenheit geriet.

    Mich würde hier ganz kurz eine Erläuterung interessieren, warum Schrift bei den Orks als verdorben gilt.

    Natürlich ohne Khaidach etwas zu sagen, er wäre zu stolz für solche Tricks. So könnte er sogar wirklich Häuptling werden.

    Ist Khaidach den nicht Häuptling - also der selbsternannte. Oder irre ich mich da. Fall ich mich nicht irre, würde ich dir das wirklich oben vorschlagen, weil es Bezug nimmt auf das "selbsternannt".

    Die andern beiden Priester rissen ihn aus seinen Tagträumen.

    Schwer atmend lagen die beiden Orks nebeneinander.

    Du erwähnst in diesem Abschnitt nicht, dass irgendjemand aufgestanden wäre. Und plötzlich laufen sie gemeinsam. Ich vermute der ganze Abschnitt ab "Schwer atmend..." ist der Tagtraum, aber das würde ich kennzeichnen mit "Er dachte an den Morgen zurück...", "Seine Gedanken schweiften ab zu..." oder so etwas.

    Nicht ganz so zäh wie ein Ork natürlich, nur eben zäher als eine Glatthaut, was ja auch keine Kunst war.

    Der Satz holpert für mich, es gibt aber zwei Möglichkeiten, wie du das ändern kannst.
    1. das "ja" durch ein "allerdings ersetzen.
    2. zäher als eine Glatthaut - was ja aber auch keine Kunst war.

    Ganz im Brazoragh gefälligem Rausch fiel Khaidach über die überraschten Glatthäute her, die schnell nach ihren langen Äxten griffen und deren lange Stoßdornen abwehbereit hoben. Geschickt wich der Krieger diesen aus, schlug eine zur Seite und stieß dem Träger den Stoßdorn seiner Byakka in den Hals.

    Nur ein paar Großbuchstaben zuviel ;)

    Ein Held der Menschen drang damit in ein anderes Labyrinth ein und erschlug einen Minotaur, um seine entführte Geliebte zu retten. Einerseits fragte sich Shardur, warum sich jemand so eine Arbeit wegen eines Tieres-das-Glatthäute-gebärt machen sollte, andererseits wurde so erneut der Wert alter Legenden bewiesen, die die Tairachis bewahrten. Wenn sie doch sonst auch Gutes täten! Aber sie waren, wie die meisten Orks, nur machthungrig und manchmal hinterhältig.

    Dieser Vergleich zur griechischen Mythologie gefällt mir außerordentlich gut. Du hast das so schön beiläufig einfließen lassen und ich mag Ariadne sowieso :)

  • Nach diesem Absatz war ich restlos verwirrt. Ist die Glatthaut nun eine Mann oder eine Frau oder was eigentlich?

    Glatthaut ist das orkische Wort für Menschen. Orks haben in DSA (wie auch Goblins) einen Pelz, was sie von den "nackten" Menschen abhebt. In der Geschichte kommt aber keine einzige Frau vor. Bei den Orks gelten diese auch höchstens als wertvoller Besitz, nichteinmal Mitglieder der eigenen oder einer anderen kulturschaffenden Spezies - darum die Bezeichnung "Tier das Orks gebärt".

    Mich würde hier ganz kurz eine Erläuterung interessieren, warum Schrift bei den Orks als verdorben gilt.

    Das wird im DSA-Hintergund meines Wissens nicht näher erklärt. Wenn ich raten müsste: Jede Sippe wird vom Schamanen und dem Häuptling geleitet. Der Schamane lernt die ganze Geschichte der Sippe Wort für Wort auswendig, bis an ihren Anbeginn. Aus seinen Erzählungen leitet der Häuptling Wisungen ab, er legt sie aus. Ruchlose Schamanen können das ausnutzen, indem sie die Geschichten abändern - in furchtbares Verbrechen. Würden dir Orks aber Schrift verwenden, stünden die Schamanen bald sehr blöd da. Ihre Machtposition wäre verloren. Darum dürften sie die Schrift so ablehnen.

    Ist Khaidach den nicht Häuptling - also der selbsternannte.

    Nur der kleinen Gruppe, nicht der Sippe der vier. Zu Hause im Orkland sitzt der wahre Häuptling, der noch über ihm steht.

  • Hi Windweber. Hab bis jetzt deinen ersten Teil gelesen. Über das Zitat musste ich gleich schon mal schmunzeln :) Eine schöne Darstellung der Orks :D Den ersten Abschnitt musste ich gleich nochmal lesen, weil ich die Figuren durcheinander gebracht habe. Aber beim zweiten Anlauf hat's dann geklappt. Die Figuren find ich sehr gut dargestellt. Besonders die Stelle, vo der Glatthaut sein freches Mundwek abhanden kommt, hat mir gefallen - auch wenn mir der Hirte etwas leid tat. Zur falschen Zeit am falschen Ort. Die Bezeichnung 'Glatthaut' finde ich irgendwie niedlich, vielleicht weil sie weiblich ist. Dann wird von einem Menschen als 'sie' gesprochen. Auch die Darstellung mit der Milch als Babynahrung fand ich toll. Schön, den Menschen mal aus der Sicht eines Orks zu sehen :)
    Auch schön, dass die Orks sich durch ihre Dickschädel einfach selbst in die blödesten Lagen bringen. Würden sie ihre Angst vor der Schrift überwinden, sässen sie jetzt nicht so in der Tinte. Ist das einfach ein Aberglaube der Orks oder wären ihre Götter wütend, wenn sie schreiben lernen würden?
    Im Grossen und Ganzen gefällt mir die Geschichte, ich les den Rest auch noch - nur jetzt ist Schlafenszeit.
    Etwas verwirrend ist es mit all den Begriffen und gewöhnungbedürftigen Namen, aber eben, man gewöhnt sich dran :P

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

  • Ist das einfach ein Aberglaube der Orks oder wären ihre Götter wütend, wenn sie schreiben lernen würden?

    Da hatten wir es hier schon mal:

    Das wird im DSA-Hintergund meines Wissens nicht näher erklärt. Wenn ich raten müsste: Jede Sippe wird vom Schamanen und dem Häuptling geleitet. Der Schamane lernt die ganze Geschichte der Sippe Wort für Wort auswendig, bis an ihren Anbeginn. Aus seinen Erzählungen leitet der Häuptling Wisungen ab, er legt sie aus. Ruchlose Schamanen können das ausnutzen, indem sie die Geschichten abändern - in furchtbares Verbrechen. Würden dir Orks aber Schrift verwenden, stünden die Schamanen bald sehr blöd da. Ihre Machtposition wäre verloren. Darum dürften sie die Schrift so ablehnen.

    Das ist aber nur so eine Spekulation von mir - also dass das der Grund ist. Die Infos über Häuptling und Schamanen stimmen. ;)

  • Ach so, wie hinterhältig :evil:
    Hab die Geschichte jetzt zu Ende gelesen. Zwischendurch hab ich schon gedacht, wie du da weiterschreibst. Ob die ihre Mission einfach erfüllen und wieder nach Hause gehen. Aber der Tod vom Häuptling fand ich super. Und auch, dass der Rikai-Priester die anderen beiden vergiftet hat. Die freche Glatthaut gefällt mir wirklich besonders gut, den mag ich. Schön, dass er am Schluss noch lebt :)
    Am Anfang hatte ich, wie gesagt, etwas Mühe dir zu folgen, aber die anderen Teile waren tiptop. Da kennt man die Figuren schon etwas und ist in der Geschichte angekommen. Nur einmal war ich noch verwirrt, weil zwei direkte Reden gleich hintereinander kommen (den Fehler mach ich selber manchmal...) und man dann meint, ein anderer spricht.

    Zitat von Windweber

    „Na, haben es die Ergoch kuschelig?“, fragte Burchai giftig. „Sie werden die Nacht mit allen Gliedmaßen überstehen, aber wenn du sie morgen tragen willst, ziehe ich die Fesseln etwas an!“, zischte er zurück und begann, seinen Rucksack nach Rauschkräutern zu durchsuchen.

    Da könntest du Rikai Priester oder seinen Namen anstelle von er schreiben, zum Beispiel, dann ist es klarer.

    Hat mir auf jeden Fall gefallen. Ein sehr schönes Ende, wenn auch tragisch.

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

  • Also zunächst einmal: Wahnsinnig gut geschrieben. Tolle Charaktere, tolle Haupthandlung, abwechslungsreiche Nebenthemen, großartig "gezeichnete" Dialoge.
    Sollte ich mich nun allerdings hier unbeliebt machen, dann bitte meinen Beitrag löschen, denn ich kann einfach nicht gut über Rechtschreibfehler hinweglesen. Deshalb habe ich jetzt mal alles zusammengesammelt, was mir in deiner ansonsten sehr gelungenen Geschichte aufgefallen ist. Falls das jetzt jemandem sauer aufstößt, dann bitte löschen und mir kurz Bescheid geben.
    Die Korrekturen sind keinesfalls negativ gemeint, sondern sollen die Geschichte nur noch weiter verbessern und sie zukünftigen Lesern besser zugänglich machen.

    „Tiere-die-Orks-gebären, ist ein Mann da nicht ein viel geeigneter Umgang für einen Angehörigen der höchsten Kaste?

    In diesem Fall: ein viel geeigneterer Umgang

    Langsam bekam auch Shardur Lust, der die Zunge herauszureißen.

    Da fehlt ein Wort dazwischen.

    „Sag uns, wo es hier zur Kulthöhle des Brazoragh, den deine Vorfahren Ras´Ragh nannten!“

    Nach Brazoragh fehlt: geht

    damit unserer Häuptling der Häuptlinge

    unser

    Viel zu breitwillig und fröhlich!

    Ein lustiges Wort... aber du meinst sicher "bereitwillig".

    „Kann ihn jemand festhalten?“, fragte er ungehalten und der Sklave kam ging neben ihm auf die Knie.

    eventuell Wort zu viel?

    den Blick, auf der Suche nach Essbaren, Heil- und Rauschkräutern

    klein schreiben, soweit ich weiß

    „Was hältst du von Khaidach? Nicht viel, wo du ihn doch wie ein Tier-das-Orks-gebärt bespringst?“, frage der, als sie außer Hörweite des Lagers waren.

    fragte

    „Er ist ein stattlicher Krieger. Nicht der Hellste, aber zum denken haben die Krieger ja auch uns Priester“

    groß schreiben

    Schon wollte er aufstehen und dem Tairachi seinerseits eine Warnung zukommen lassen, da nährte sich donnernd Hufgetrampel.

    näherte

    Es starte die Orks an.

    starrte

    Als sich die Glatthautfrau mit dem Geweih wieder umdrehte, erblickte sie den Straus in den Händen des irritierten Kriegers,

    Strauß

    Der Rikaii-Priester hielt kur inne und blickte zurück.

    kurz

    So wie sich hier alle aufführen muss es ein gutes Rauschmittel sein!“

    dazwischen ein Komma

    So saßen die drei Priester in seltener Eintracht nebeneinander, tranken Wein und sahen ihrem selbsternannten Häuptling beim tanzen zu.

    groß schreiben


    Das waren jetzt die ersten zwei Teile deiner Geschichte. Bitte eine Rückmeldung, ob ich beim Weiterlesen auf Fehler achten darf.
    Und nochmal: Das ist nur als Hilfe gedacht und in keiner Weise böse gemeint.

  • Also zunächst einmal: Wahnsinnig gut geschrieben. Tolle Charaktere, tolle Haupthandlung, abwechslungsreiche Nebenthemen, großartig "gezeichnete" Dialoge.

    :blush: Ich werde ja ganz rot. Danke

    Sollte ich mich nun allerdings hier unbeliebt machen, dann bitte meinen Beitrag löschen, denn ich kann einfach nicht gut über Rechtschreibfehler hinweglesen.

    Neinm nein. Ich "mecker" da ja auch, wenn ich etwas finde. Wirklich jede Art von (konstruktiver) Kritik ist immer willkommen. :)