Absätze innerhalb der wörtlichen Rede?

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.303 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (2. Juni 2017 um 07:50) ist von Miri.

  • Hallo, Leute.
    Ich schreibe gerade an einem Abschnitt, in dem ein Charakter eine Geschichte erzählt. Dem entsprechend hat der Charakter einen großen Redeanteil und seine wörtliche Rede erstreckt sich über mehrere Seiten. Für die Übersicht habe da bisher Absätze drin gesetzt, als wäre es jeder andere Text auch. Normalerweise gehe ich sowas ja aus dem Weg, aber hier sehe ich gerade keine andere Möglichkeit, weil man sonst endloslange Textblöcke vor sich hätte.
    Habt ihr auch mal so einen Part geschrieben? Oder in einem Buch gelesen? Und wenn ja, wie habt ihr oder der Autor des Buches das gelöst?

    Das würde mich jetzt wirklich interessieren. D:

    Häupter auf meine Asche!

  • kalkwiese: Ziemlich viele. Möchtest du praktische Beispiele? Dann editiere ich ein paar in diesen Post.

    Beispiel 1:

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    Estis seufzte gedehnt. „Er ist der einzige, der meine Musik wirklich versteht. Keiner mochte diesen Schmerz, diese Sehnsucht, aber Cudu verstand und spürte es. Ich habe oft für ihn gespielt, öfter als für irgendjemand anderen.
    Vor ein paar Jahren … also vor mittlerweile vielen Jahren, da spielte ich Cudu eine neue Melodie vor – und Cudu schlief ein. In seinem ganzen Leben hatte Cudu nicht einmal geschlafen, doch die Melodie verbannte seinen Geist in das Reich der Träume. [...]

    Wenn du inhaltlich einen neuen Block beginnst, fällt ein Absatz inmitten von wörtlicher Rede eigentlich kaum auf oder wirkt sogar besser, da er sich vom Rest absetzt.


    Beispiel 2:

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    „Der Aswang überlistete uns. In Gestalt eines einfachen Geschenkes schlich er sich in unsere Reihen. Ich war töricht. Über die Jahre hatte ich fast die alten Legenden vergessen, und so auch die Erzählungen über die Seelenspiegel der Aswang, und als solchen konnte ich ihn nicht erkennen. Bald gewann er Einfluss auf meinen Verstand, und als er sich nicht länger zu Verstecken brauchte, durchschritt er mit Hilfe seines Spiegels das Tor zu unserer Welt.
    Doch das reichte dem Aswang nicht. Was er will, ist, seiner gesamten … Verwandtschaft Einlass in unsere Welt zu verschaffen, doch dazu brauchte er Wissen, Wissen, dass nur ich ihm geben konnte. [...]

    Ebenso lässt sich auch eine Wendung betonen, auch wenn das hier nicht das beste Beispiel dafür ist.

    Auf die Schnelle habe ich leider nur zwei Parts gefunden, ich weiß aber, dass ich noch etliche Stellen habe, finde sie nur leider nicht. Ansonsten lässt sich dieses Schema einige wenige Male pro Geschichte anwenden:

    "Textblock 1"
    "*Beliebiger Text", fügte XY (zögerlich, nach einigen Sekunden des Schweigens) an. "Textblock 2"

    Hier dient der Absatz zur Betonung einer kurzen zeitlichen Differenz des Gesagten einer Person, lockert den Text optisch auf und unterteilt ihn in zwei Blöcke, die sich eventuell leichter lesen lassen.

    Ich finde, solange man es nicht zu oft macht, stört ein Absatz in der wörtlichen Rede nicht. Er kann sogar mehr als nur zweckdienlich sein, sondern auch zu einem interessanten Dialogaufbau beitragen.
    Ich hoffe, du kannst irgendwas damit anfangen. Ich würde nicht unbedingt nach einer neuen Lösung suchen, sondern diesen Absatz interessant einsetzen.

    Magie hat etwas einzigartiges: Sie berührt alle Sinne. Sie ist wie ein Geruch, der sich nicht wirklich wahrnehmen lässt, wie Sand, der durch Fingerrillen rinnt. Sie ist ein Geschmack auf der Zunge, der sich nicht benennen lässt, und wie ein Lied, dessen Melodie einem nicht im Kopf bleiben will.
    So lernte Aer die flüchtigste aller Künste kennen: Das Weben von Zaubern, das Formen der Magie.

    Die Schatten der Magie

  • Einmal bin ich in die Verlegenheit gekommen, dass sich ein Monolog stark gestreckt hat. In dem Fall habe ich auch Absätze in die wörtliche Rede gemacht. So kenne ich es auch aus Büchern.
    Wobei ich bei einem Autoren gesehen habe, dass er diese Absätze mit extra Anführungszeichen trennt. Das fand ich verwirrend, weil man dadurch den Eindruck gekriegt hat, dass eine andere Figur spricht. Welche von beiden Varianten sprachlich richtig ist, weiß ich nicht :hmm: Ich finde die erste übersichtlicher.

  • Danke @Myrtana222 @Skadi
    Ich habe in meinem Fall eine alte Kurzgeschichte verwurstet, die ich mal für mein Universum geschrieben habe - nur dass sie jetzt von einer Person erzählt wird. Das sind zwei A4-Seiten geworden. D: Da jeden Absatz so zu nutzen, wie du es vorgeschlagen hast, Myrtana, schaffe ich wohl leider nicht. Ich versuche aber, es so gut ich kann aufzulockern, mit bspw. Reaktionen der Zuhörer oder Gesten und Kommentaren des erzählenden Charakters. :)

    Häupter auf meine Asche!

  • Also ich habe mir darüber ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht XD
    Wenn ich viel wörtliche Rede schreibe, dann mache ich automatisch Absätze rein, weil ich finde, dass es dem Leser hilft besser folgen zu können. Die Textwand ist schon eher ... naja nich so cool XD

    Ansonsten sehe ich das wie Myr. ich hab gestern wieder Rachel gelesen (wer hätte es gedacht XD) und Kim Harrison lockert lange Gespräche auch mit Beobachtungen Gedanken und Gefühlen von Rachel auf.
    Aber gut, soweit warst du jetzt ja auch schon ^^°

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Ich würde auch einfach in die wörtliche Rede Absätze machen. Ich finde nicht, dass man hier die wörtliche Rede anders als "normalen" Text behandeln sollte.

    Die Anführungszeichen würde ich auch ganz normal setzen, also am Anfang und am Ende der wörtlichen Rede, nicht am Anfang / Ende der einzelnen Absätze; das würde nur verwirren.

    Alternativ könnte ich mir vorstellen, die wörtliche Rede insgesamt abzusetzen. Also wenn Charakter X am Lagerfeuer Abends noch eine längere Geschichte erzählt, die evtl. vom Stil her anders ist als seine sonstigen Redebeiträge, dann könnte ein Satz den bisherigen Teil abschließen und nach einer (oder mehreren) Leerzeilen beginnt direkt (ohne Anführungszeichen) die Erzählung.

    Spoiler anzeigen

    Mit getragener Stimme begann der Alte seine Erzählung.

    In den Tagen als Gormathon noch jung und voller Kraft war...


    ODER EBEN:

    Mit getragener Stimme begann der Alte seine Erzählung: "In den Tagen als Gormathon noch jung und voller Kraft war... [usw. mit Absätzen etc.]"

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Ich denke auch, dass Absätze hier kein Fehler wären, sondern das ganze Gerede nur besser zu unterteilen helfen.
    Hab noch nie eine Figur so lange ununterbrochen reden lassen; denk das könnte (so interessant die Geschichte auch sein mag) auf den Leser einschläfernd wirken. Normalerweise baue ich einige kleine Unterbrechungen ein. Der Prota reibt sich etwa verlegen den Nacken, lässt den Blick über die Zuhörer schweifen, oder irgend jemand fällt ihm ins Wort etc.
    @ Skadi: immer neue Anführungszeichen? In der selben Rede??? Ich glaub, dieses Buch hätt ich nach 3 Seiten in die Ecke geworfen ?( .

    Adler erheben sich in die Lüfte
    aber Wiesel werden nicht in Flugzeugturbinen gesogen

  • Danke, Leute. Ich bin mir jetzt sicher, wie ich da rangehe.

    Ich finde nicht, dass man hier die wörtliche Rede anders als "normalen" Text behandeln sollte.

    Ja, für mich fühlt es sich auch natürlicher an, dort einfach Absätze zu setzen. In meinem alten Geschichten-Thread hatte das aber mal jemanden an einer Stelle rausgeworfen. :hmm: Da fand ich das Thema dann interessant genug für diesen Thread. :D

    Alternativ könnte ich mir vorstellen, die wörtliche Rede insgesamt abzusetzen.

    Das habe ich auch schon überlegt (zumal es eine der ganz seltenen Gelegenheiten ist, von meinem personalen Erzähler zu einem Ich-Erzähler zu hüpfen. :D Einfach weil ich es kann und es in dem Kontext nicht unpassend wirken würde). Aber da habe ich nochmal überlegt, was ich mit der Szene eigentlich erreichen will und habe die Idee dann verworfen. Ich will an der Stelle Charaktere weiter ausbauen, die sonst etwas kurz kamen (durch Reaktionen, Fragen, Antworten, wasweißich xD). Vielleicht mal an einer anderen Stelle.


    Der Prota reibt sich etwa verlegen den Nacken, lässt den Blick über die Zuhörer schweifen, oder irgend jemand fällt ihm ins Wort etc.

    Sowieso, genau. Auf die Weise kann man auch die Beziehungen der Charaktere recht gut darstellen. :)

    Häupter auf meine Asche!

  • @ Skadi: immer neue Anführungszeichen? In der selben Rede??? Ich glaub, dieses Buch hätt ich nach 3 Seiten in die Ecke geworfen ?( .

    Ja, allerdings hat der Autor das nicht in jedem Fall konsequent durchgezogen. Manchmal hat er auch auf die Anführungszeichen verzichtet. Ein Prinzip konnte ich nicht erkennen. Die Buchreihe hat 3 Bände mit je 700 Seiten; Mit der Zeit lernt man das einzuschätzen. Am Anfang ist man aber schnell mal verwirrt :/

  • In "unsere Seelen bei Nacht" verwendet der Autor gar keine Anführungszeichen und oft steht auch kein "sagte bla" dahinter.
    War am Anfang auch tierisch anstrengend, aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Zu mal das Buch nur 150 Seiten hatte und die Story wirklich niedlich war :)

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    - F. Scott Fitzgerald