Ein Held mit Schwert? Und das soll neu sein?
Nun, die Reihenfolge im Titel ist mit Bedacht gewählt... alles Weitere findet sich hier:
Wortgefechte - Ein Schwert und sein Held
Viel Vergnügen!
1
Ich hab das sehr wohl gesehen!, ertönte plötzlich die vertraute Stimme in seinem Kopf. Hör endlich auf, dieses dämliche Stück Holz anzugaffen!
Der Held hatte so etwas schon erwartet und war daher auf die unvermeidliche Diskussion vorbereitet.
Und hör auf, über deine dummen "Argumente" nachzudenken! Die hab ich mir längst angesehen und sie sind absolut nichtig. Du brauchst ihn nicht! Du hast doch mich!
War ja klar, dass er seine Gedanken mal wieder nicht geheim halten konnte.
„Ich finde schon, dass ich gute Gründe habe“, sagte der Held zu dem letzten Schluck in seinem Steinkrug.
Das Gasthaus war fast leer und insofern warf ihm der missmutig dreinblickende, glatzköpfige Gnom am Nebentisch einen vielsagenden Blick zu. Der Held war es jedoch gewohnt, mit seinen scheinbaren Selbstgesprächen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und beachtete den Gnom daher nicht im Mindesten.
„Klar bist du sehr nützlich, sobald es hart auf hart kommt, aber… -
Sehr nützlich?! Ein UNÜBERTROFFEN wäre wohl eher angebracht!
„Wie du meinst…“, seufzte der Held und ließ das Dünnbier in seinem Krug kreisen. „Jedenfalls finde ich, dass es ja nicht immer gleich zum Nahkampf kommen muss. Jemanden aus der Ferne zu erledigen oder zumindest zu schwächen, erscheint mir doch sehr sinnvoll."
Wenn es UNBEDINGT sein muss, kannst du ja auch MICH werfen. Ich halte das zwar für eine total dämliche Idee, aber wenn der Herr jetzt plötzlich einen auf Fernkämpfer machen will, bitte!, erwiderte die Stimme dezent zickig.
„Himmel, es ist doch nur ein Bogen! Jetzt hab dich nicht so! Ich werde dich doch trotzdem oft genug benutzen.“
Der Gnom am Nebentisch erhob sich mit einem Schnauben und flüchtete kopfschüttelnd ans andere Ende des Gasthauses. Dies verschaffte dem Helden nun einen gänzlich freien Blick auf den prächtigen Ebenholzbogen, welcher quer über dem Rücken des dritten Gastes hing. Der Kleidung nach zu urteilen war es wohl eine Elfe, der Bogen war vermutlich sogar magisch.
Oh, ich bin ja sooo toll! Ich kann PFEILE verschießen! Oh!, zeterte es erneut.
Der Held konnte nicht anders und ließ seine Schwertscheide gegen das Tischbein knallen.
AU! Das tat weh, du Trottel!, fluchte die Stimme in seinem Kopf.
„Dann hör auf, blöd zu sein! Wenn ich mir einen Bogen besorgen will, dann tu ich das auch!“
Ein Moment gekränkter Stille. Der Held genoss ihn und leerte laut schlürfend seinen Krug.
„Dann werde ich jetzt mal den örtlichen Bogenmacher aufsuchen“, trällerte er schließlich und klimperte mit einem kleinen Säckchen an seinem Gürtel.
Der ist heute bestimmt nicht da!
Der Held lachte nur und verließ das Gasthaus.
Kurze Zeit später konnte er das hämische Grinsen seines Schwertes förmlich sehen, denn der Bogenmacher war tatsächlich gerade nicht zugegen.
- Fortsetztung folgt -