Es gibt 323 Antworten in diesem Thema, welches 76.113 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (31. Oktober 2018 um 10:36) ist von Tariq.

  • Kapitel 8 - Teil 5

    Hinter ihnen stand auf einmal eine große, weibliche Person, die mit einem Karren unterwegs war, welcher von einem Tier gezogen wurde. Dieses sah wie ein Rehbock aus, aber mindestens doppelt so groß, hatte einen buschigen Schwanz und war nicht weniger faszinierend, wie seine Herrin.
    So ein Wesen, wie diese Frau, hatte noch keiner der drei je gesehen. Sie sah aus wie eine gewöhnliche Frau, doch hatte sie hellbraunes Fell am ganzen Körper und einen Schwanz mit buschigem Ende, vergleichbar mit dem, eines Löwen. Aus ihrem lockigen langen dunkelgrünen Haar ragten zwei Hörner, ähnlich denen einer Ziege. Sie trug sehr spärliche schwarze Bekleidung, welche Ähnlichkeiten mit einem Bikini hatte, aber aus robustem Material zu sein schien.
    Grazil näherte sich das Wesen ihnen, beugte sich über Tempestas und betrachtete mit großen glänzenden roten Augen die Wunde.
    »Ja, kein Zweifel – er wurde von einer Nubs-Zmei gebissen«, stellte die Unbekannte fest und sah die anderen ernst an.
    »Was – was bedeutet das nun für ihn? Was können wir tun?«, fragte Jiyuu und warf ihr einen erwartungsvollen Blick zu.
    »Tut mir leid ... ihr solltet von eurem Freund langsam Abschied nehmen. Das Gift wirkt sehr schnell«, sagte sie bedauernd, wandte sich ab und wollte gehen.
    »Warte!«, rief May, worauf sich die Fremde wieder zu ihr umdrehte. »Gibt es denn gar nichts, was wir tun können!? Ein Gegengift? Irgendetwas!?«, fragte sie eindringlich.
    Das Wesen überlegte kurz und näherte sich Tempestas erneut. Zack und Jiyuu traten beiseite und ließen sie zu ihm. Sie kniete sich nieder und sah sich die Wunde an seinem rechten Arm noch einmal genauer an.
    »Wie lange ist es jetzt her, dass er gebissen wurde?«, fragte sie, während sie eines seiner Augen öffnete und seine Pupille betrachtete.
    »Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass ich etwas gesehen habe, als Tempestas mich vorhin an der Felswand hochgezogen hat. Doch das ging so schnell – ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob…«, versuchte Jiyuu zu erklären.
    »Wann!? Wie lange ist das jetzt her?«, drängte ihn die Frau.
    Jiyuu überlegte kurz. »Das war ... vor ungefähr drei Stunden. Was meint ihr?«, wandte er sich an May und Zack.
    »Was?!« Das Wesen fuhr entsetzt hoch und blickte sie zweifelnd an. »Dann müsste er schon längst tot sein!«, meinte sie skeptisch.
    Die drei sahen sie entrüstet an.
    »Was genau ist euer Freund? Er ist nicht menschlich, oder?«, fragte sie mit ruhiger Stimme.
    »Nein, er ist – er ist etwas Besonderes«, meinte May und sah die Frau bittend an.
    »Skoryy!«, rief diese nun und pfiff mit den Fingern nach dem Tier, welches sogleich mit dem Zugkarren zu ihr kam. »Gut, dann ist es vielleicht noch nicht zu spät. Ihr beiden – los, hebt ihn auf den Wagen!«, wies sie Zack und Jiyuu an.
    »Ich danke dir!«, sagte May und blickte zu Tempestas hinunter, der schnell und schwer atmete und immer noch nicht ansprechbar war.
    Jiyuu und Zack hoben ihn zu zweit vorsichtig auf den Karren, auf welchem sich ein kleines Fass und zwei Säcke voller Nüsse und getrockneter Früchte befanden, die die Frau auf die Seite schob.
    May setzte sich zu ihm auf den Wagen und deckte ihn mit ihrem Umhang zu.
    »Weiter flussabwärts sollten wir etwas finden können, dass ihm hilft. Hoffentlich hält er so lange durch!« Die Fremde sprang hinunter und gab dem Tier einen Befehl, woraufhin es den Karren den Fluss entlangzog.

    Die drei vertrauten darauf, dass die Frau wusste, was sie tat. Eine Alternative hatten sie nicht.
    »Ihr habt Glück. Wenn nicht jemand die Brücke weiter nördlich von hier zerstört hätte, hätten sich unsere Wege nicht gekreuzt«, erwähnte sie.
    »Glück im Unglück, was? Wie ist dein Name?«, wollte Zack wissen.
    »Etwas forsch, mich nach meinem Namen zu fragen, ohne sich davor selbst vorzustellen«, sprach sie und warf Zack einen flüchtigen Blick zu.
    Zack grinste geniert. »Ähm, entschuldige. Ich bin …«
    »Man nennt mich Yarkiy«, unterbrach sie ihn, ohne ihn anzusehen.
    »Oh, freut mich, Yarkiy! Ich bin Zachary, aber du darfst mich auch Zack nennen. Die Schönheit auf dem Wagen, die sich um Tempestas kümmert, heißt May, und der Typ mit dem finsteren Blick dort drüben ist Jiyuu«, erklärte Zack ihr.
    Yarkiy blickte kurz zu Zack hinüber und wandte sich wieder desinteressiert ab.
    »Wir sind da«, meinte sie schließlich, hielt den Wagen an und begann, von einem nahegelegenen Strauch rote Beeren zu pflücken. »Steht nicht herum, helft mit!«, rief sie den beiden Männern auffordernd zu.
    Jiyuu und Zack machten sich ohne zu zögern an die Arbeit.
    »Und die helfen ihm? Sehen wie gewöhnliche Waldbeeren aus«, meinte Zack beim Anblick dieser und wollte eine probieren.
    »Du darfst die unter keinen Umständen essen!«, fuhr Yarkiy ihn an. »Die sind extrem giftig! Wascht euch danach sofort die Hände!«, mahnte sie die beiden.
    »Und die willst du Tempestas geben?«, fragte Jiyuu verwundert.
    Sie nickte. »Man muss Gift mit Gift bekämpfen – das ist die einzige Möglichkeit. Gebt her!«, sagte sie fordernd und sammelte die Beeren von Jiyuu und Zack ein. Sie holte ein Tuch aus der Satteltasche des Zugtiers und legte die Beeren darauf. »Ich befürchte, dass es schon zu spät ist und ihm jetzt nicht mehr helfen wird, aber schaden kann es auch nicht. Normalerweise ist man bei einem Nubs-Zmei-Biss spätestens nach einer Stunde tot, wenn man nicht sofort ein Gegengift verabreicht bekommt«, meinte Yarkiy nüchtern. Sie faltete das Tuch zusammen und schlug mit einem Stein darauf ein, sodass die Beeren zerdrückt wurden. »Aber wenn er anders ist, dann sollten wir es auf jeden Fall versuchen.«
    »Ja, bitte«, sagte May und legte ihre Hand behutsam auf Tempestas’ Stirn, welche sich extrem heiß anfühlte.
    Yarkiy nahm das zusammengelegte Tuch mit dessen Inhalt vorsichtig hoch und stieg damit auf den Karren. »Er muss soviel wie möglich davon schlucken, verstanden?«, erklärte sie May unmissverständlich.
    »Ja«, meinte diese entschlossen und hob Tempestas’ Kopf auf ihren Schoß. »Hey, Tempestas! Hörst du? Du musst das hier nehmen!«, versuchte sie ihn zu wecken, doch dieser reagierte nicht auf ihre Stimme.
    Zack und Jiyuu sahen von der Seite des Wagens angespannt zu.
    »Er wacht nicht auf! Absolut keine Regung! Wie sollen wir ihn dazu bringen, die Beeren zu schlucken?«, fragte May verzweifelt.
    »Warte!« Zack sprang entschlossen auf den Wagen und nahm Yarkiy das Tuch mit dem Beerenbrei aus der Hand.
    »May, du musst seinen Kopf nach vorne neigen. Wenn sein Nacken überstreckt ist, gelangt das Zeug womöglich noch in seine Atemwege!«, wies er sie an.
    Sofort tat sie, was Zack sagte, während dieser das Tuch wie eine Spritztüte zusammendrehte.
    »Meinst du so?«, fragte sie unsicher.
    »Perfekt!«, entgegnete Zack, nahm sich Tempestas’ Dolch zur Hand und ritzte unten ein Loch in das Tuch. »So, jetzt wär’s echt toll, wenn Tempestas mal "Aah“ sagen könnte«, seufzte Zack und versuchte, dessen Mund mit seinen Fingern zu öffnen.
    »Weiß er, was er da tut?«, fragte Jiyuu skeptisch, während er alles beobachtete.
    »Ich hoffe es. Er studiert immerhin Medizin – jedenfalls dann, wenn er mal nicht vor seinem Computer sitzt«, entgegnete May und stütze Tempestas Kopf.
    »Okay – hoffen wir mal, dass das jetzt funktioniert!«, rief Zack und stopfte das Tuch mit dem Loch voran so tief in Tempestas’ Mundhöhle, wie dieser das zuließ und begann schließlich die Masse wie aus einer Tube langsam hineinzudrücken.
    »Ich – ich glaube, er schluckt es nicht hinunter!« May wurde langsam nervös und blickte Zack erwartungsvoll an.
    Dieser überlegte kurz. »Jiyuu, ich brauche einen dünnen, biegsamen Zweig oder Ast – oder etwas in der Art!«, rief er bestimmend.
    »Ja!« Jiyuu, sah sich um und reichte Zack den erstbesten Ast, den er finden konnte. »Geht der?«, fragte er ihn verunsichert.
    »Muss gehen!«, erwiderte dieser und schob ein Ende des Astes vorsichtig in Tempestas’ Mund.
    »Willst du den Beerenbrei damit hinunterschieben?«, fragte Yarkiy fasziniert und starrte ihn verwundert an.
    »Nein…«, antwortete Zack, während er konzentriert den Ast immer weiter hinein führte.
    Plötzlich zuckte Tempestas, woraufhin Zack den Ast wieder hinauszog.
    »Geschafft!«, rief er erleichtert.
    »Ja, ich glaub, er hat es hinuntergeschluckt«, meinte May erleichtert und warf Zack einen begeisterten Blick zu.
    »Ich hab’ einen Schluckreflex ausgelöst, indem ich mit dem Ast die Schleimhäute im Bereich des Zungengrundes und der Rachenhinterwand ein wenig gereizt habe«, erklärte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Hört sich unangenehm an«, sagte Yarkiy und verzog ihr Gesicht.
    »So, und das Ganze jetzt noch einmal, dann ist das Zeug weg!«, rief Zack und wiederholte den Vorgang mit dem Rest der Beeren.
    »Du bist ganz schön klug. Interessant – so hätte ich dich anfangs gar nicht eingeschätzt«, gestand Yarkiy, während sie Zack über die Schultern schaute.
    »Nur gut, dass es jetzt in der Praxis wirklich so funktioniert hat, wie in der Theorie. Gemacht hab’ ich das noch nie«, erwiderte Zack erleichtert.
    »Wie lange dauert es jetzt, bis es hilft?«, fragte May und sah Yarkiy an, die unwissend den Kopf schüttelte.
    »Ob es überhaupt hilft, werden wir erst sehen. Wenn er die Nacht überlebt, sieht es gut aus«, meinte diese, öffnete das in Beerensaft getränkte Tuch, legte es auf die Bisswunde und wickelte es um seinen Arm. »So, mehr können wir jetzt nicht tun. Wir müssen erst einmal abwarten.«
    »Können wir seine Temperatur nicht noch irgendwie senken?«, wandte sich May an Zack.
    »Nein!«, rief Yarkiy, nahm eine Felldecke vom Rücken ihres Zugtiers und breitete sie über Tempestas aus. »Sein Körper muss nun kämpfen und die Hitze verstärkt die Wirkung des Gegengifts«, erklärte sie.
    »Ist das nicht gefährlich? Er hat bestimmt um die vierzig Grad Fieber«, erwiderte May und sah Zack verwirrt an.
    »Eigentlich ja, aber sie wird schon wissen, wovon sie spricht …«, meinte dieser, sprang vom Karren und begab sich zum Fluss, um sich die Hände zu waschen.
    »Warum, glaubt ihr, hat er nichts gesagt?«, fragte Jiyuu unerwartet. »Ich meine, er wird doch wohl mitbekommen haben, dass ihn dieses Ding gebissen hat, oder?« Er blickte May fragend an, doch diese wusste keine Antwort.
    »Ja, sehr schlau war das nicht«, meinte Yarkiy und nahm einen Sack mit Früchten vom Wagen. »Hier, esst! Ihr müsst hungrig sein«, bot sie ihnen an.
    »Danke!«, rief Zack erfreut und bediente sich sofort ungeniert.
    May hob Tempestas’ Kopf vorsichtig hoch und schob ihre Tasche darunter, damit sein Nacken etwas gestützt war.
    »Oje, meine Beine sind taub geworden. Das habe ich gar nicht bemerkt«, seufzte sie. »Curaris, bleibst du bei ihm?«, fragte sie dann das Murmur, das die ganze Zeit auf ihrer Schulter gesessen hatte. Dieses zwinkerte einige Male mit seinen großen runden Augen und ließ sich dann auf Tempestas’ Brust nieder. Traurig sah es ihn an und schmiegte sich an ihn.
    »Gib bitte Bescheid, wenn irgendetwas ist, okay?«, bat sie das Tierchen, das zustimmend gluckste.
    »May, komm her und iss etwas!«, rief Zack ihr auffordernd zu.
    Sie setzte sich zu den anderen neben dem Wagen auf den Boden und Yarkiy reichte ihr eine runde violette Frucht.
    »Eigentlich hab’ ich gar keinen Hunger«, meinte sie nachdenklich und lehnte sich mit dem Rücken an ein Rad des Zugkarrens.
    »Du solltest unbedingt etwas essen. Wenn Tempestas aufwacht, wird er bestimmt gleich aufbrechen wollen und dann solltest du bei Kräften sein«, meinte Jiyuu und lächelte ihr zu.
    Nach kurzem Zögern nickte May zustimmend und machte einen großen Bissen von der saftigen Frucht.
    »Was auch immer du vorhin gemacht hast, war ganz schön beeindruckend! Hätt’ ich dir nicht zugetraut«, lobte Jiyuu Zack.
    »Da staunst du, was?«, entgegnete dieser frech und grinste. »Nein, Spaß beiseite. Mein Alter will, dass ich seine Arztpraxis übernehme. Ich häng' mich da zwar nicht voll rein, aber schlecht bin ich auch nicht ... denk ich.«
    »Der ernsthafte Zack gefällt mir jedenfalls besser«, meinte Jiyuu und stand auf. Er ging zum Wagen, blickte über die Seitenwand und beobachtete Tempestas.
    Dieser atmete schwer, zitterte am ganzen Leib und war schweißgebadet.
    »Ich erinnere mich jetzt wieder an den Ausdruck in deinem Gesicht, bevor du mich nach oben gezogen hast. Du hast gewusst, dass du gebissen wirst, wenn du mir hilfst, nicht wahr?«, murmelte Jiyuu leise und ballte eine Faust. »Das – das hättest du nicht …« Er verstummte und seine Anspannung löste sich wieder. »Ich danke dir, mein Freund«, sprach er dann mit ruhigem Ton.
    »Geht es ihm besser?«, fragte May.
    Jiyuu schüttelte den Kopf. »Noch nicht«, entgegnete er bedrückt.
    »Jetzt können wir nur abwarten«, meinte Yarkiy und blickte in den Himmel hinauf zu den vorüberziehenden Wolken.
    »Du hast uns sehr geholfen, vielen Dank!«, bedankte sich May erneut bei ihr. »Falls wir dich irgendwie aufhalten sollten…«
    »Schon gut!«, unterbrach Yarkiy sie. »Ihr haltet mich nicht auf. Ich habe eigentlich nichts Bestimmtes vor und außerdem hat euer Freund meine Neugierde geweckt. Dass jemand so lange nach dem Biss einer Nubs-Zmei noch atmet, ist erstaunlich. Ein gewöhnlicher Mensch wäre bereits nach einigen Minuten umgekippt und spätestens nach einer Stunde an den Folgen des Giftes gestorben«, meinte sie fasziniert.
    »Wo wir gerade bei dem Thema sind – was genau bist du eigentlich?«, fragte Jiyuu sie direkt.
    Yarkiy lachte auf. »Also ihr habt wirklich nicht die höflichste Art, jemandem Fragen zu stellen«, sagte sie amüsiert.
    »Das ist wahr«, warf May ein und starrte Zack streng an, der gerade dabei war, eine Frucht nach der anderen zu verschlingen.
    »Ich …«, wollte Jiyuu sich entschuldigen, doch Yarkiy fiel ihm ins Wort.
    »Ich bin eine Okhrana – ihr seid wohl noch nie welchen begegnet. Nun ja, das wundert mich eigentlich nicht sonderlich«, meinte sie und lächelte. »Leute, wie ihr es seid, kommen selten in solch tiefe Waldgebiete und wir Okhrana verlassen so gut wie nie diesen Wald«, erklärte sie, stand auf, befreite ihr Tier von dem Zuggeschirr und strich sanft über sein Fell. Sie führte es zum Fluss, damit es trinken und sich danach die Beine vertreten konnte.
    »Wie viele Okhrana leben in diesem Wald?«, wollte May wissen.
    »Nicht viele. Unser Volk war nie besonders groß. Es sind bestimmt nicht mehr als zweihundert«, entgegnete sie.
    »Dann sollte man euch besser unter Naturschutz stellen«, meinte Zack scherzhaft.
    »Unter was?«, fragte Yarkiy verwirrt nach.
    »Zachary, du Idiot – sie ist doch kein Tier!«, rief May und schüttelte den Kopf.
    »Das war doch nicht böse gemeint! Sei doch nicht immer so ernst, May! Komm schon – sei jetzt nicht sauer!«, bettelte er sie an, doch diese ging nicht weiter auf ihn ein.
    »Ich bin müde, ich leg mich etwas hin. Bitte weckt mich, wenn sich Tempestas’ Zustand verändert, ja?«, bat sie die anderen und ging hinüber auf die andere Seite des Wagens, lehnte sich an einen Baum und schloss ihre Augen.
    »Du kannst es nicht lassen, nicht wahr? Du und deine vorlaute Klappe!«, meinte Jiyuu vorwurfsvoll, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen, als er bemerkte, wie Zack May mit Hundeaugen hinterhergeblickt hatte.
    »Schnauze!«, keifte Zack zurück, nahm sich noch eine Frucht aus dem Sack, und begann, beleidigt zu essen.

    Nicht allzu weit von ihnen entfernt saßen die Ferremetu in den Baumwipfeln.
    ›Gut gemacht, Silva!‹, lobte ihn Inrigat. ›Nur, ob es noch rechtzeitig war, wird sich erst zeigen. Was meinst du?‹, fragte sie skeptisch.
    ›Bei einer Kreatur wie ihm schwer zu sagen. Aber wenn er jetzt noch nicht verreckt ist, wird er es vielleicht überleben‹, entgegnete Silva.
    ›Ich muss mir eingestehen, dass es doch ein wenig ergötzend ist, so schwache Individuen bei ihrem Kampf ums Überleben zu beobachten.‹ Eremus fand die Situation amüsant und machte sich nicht im geringsten Sorgen um die Erfüllung ihres Auftrags.
    ›Beobachtet die Situation weiterhin aufmerksam. Wenn das Gift ihm das Leben nimmt, kann uns jedenfalls keiner Vorwürfe machen‹, meinte Inrigat rechtfertigend. ›Dennoch wäre es zu schade, wenn wir unseren Auftrag nicht erfüllen können. Lasst uns sehen, was der Körper einer Todeskrähe auszuhalten im Stande ist.‹

    ----------------------------------------

    Jetzt geht's los!

  • Okay ich habe wieder Hoffnung @kijkou
    :)

    Spoiler anzeigen

    Ich dachte, du wolltest meinen Tempestas jetzt sterben lassen ;(
    Ich fiebere richtig mit, weil... nein, er darf nicht sterben!

    Mensch, da hat mich Zack ja mal überrascht. Kann er gerne häufiger machen ;)

    Zitat von kijkou

    »Dann sollte man euch besser unter Naturschutz stellen«, meinte Zack scherzhaft.

    :dash: da ist er wieder, der alte Zack. Keine Wunder, dass May immer so böse auf ihn ist!
    Manieren, Junge!! MANIEREN!

    Zitat von kijkou

    Lasst uns sehen, was der Körper einer Todeskrähe auszuhalten im Stande ist.‹

    Schon irgendwie komisch, zu lesen, wie viel Spaß ihnen das Leiden von Menschen bereitet. Aber nichts anderes hätte ich erwartet...
    Nichtsdestotrotz... Lasst meinen Tempi zu Frieden!!! :dwarf:

    Zitat von kijkou

    Yarkiy

    Schöner Name übrigens :blush:

    Kann weiter gehen!!

    Fehler habe ich wieder nicht gesucht ;)

    LG :)

  • Guten Morgen Lady ^^

    Habt vielen Dank, MyLady! *Handkuss*

    LG ^^

  • Hey, ich bin auch noch da!!! Wartet auf mich! :panik:

    Spoiler anzeigen


    Erstmal - puh, es war nicht Inrigat, die sie hier angesprochen hat.
    Zweitens - puh, es ist jemand, der helfen kann!
    Drittens - puh, Zack hat einen Pluspunkt gewonnen! :rofl:

    Toller Abschnitt, @kijkou. Hast du super beschrieben, die Sorge um den Gefährten. Man leidet richtig mit. Gut zu wissen, dass du Tempestas noch brauchst. :D

    »Ich erinnere mich jetzt wieder an den Ausdruck in deinem Gesicht, bevor du mich nach oben gezogen hast. Du hast gewusst, dass du gebissen wirst, wenn du mir hilfst, nicht wahr?«, murmelte Jiyuu leise und ballte eine Faust. »Das – das hättest du nicht …« Er verstummte und seine Anspannung löste sich wieder. »Ich danke dir, mein Freund«, sprach er dann mit ruhigem Ton.

    Hier hab ich kurz gestutzt. Jiyuu hing unten an dem Ast, denn Tempestas musste ihn ja hochziehen. Und das Schlangennest war oben neben dem Stamm der Pflanze. Hat Jiyuu das wirklich gesehen? Schwer vorstellbar. Wenn er es nicht sehen konnte - dann ist die Deutung von Tempestas' Gesichtsausdruck während des Hochziehens schon sehr prophetisch. Dass er angestrengt aussieht, eine roten Kopf hat oder schnauft vor Anstrengung, ist verständlich. Aber daraus zu schließen, dass er von etwas gebissen wurde? :hmm:
    Wie wäre es, wenn du Tempestas kurz zurückzucken lässt, während ihm z.B. erschrocken "Mist, Schlangen!" oder sowas rausrutscht, gerade so, dass Jiyuu es versteht. Dann wüsste Jiyuu mit Sicherheit, dass der Biss in dem Moment passiert ist. Nur so eine Idee... :/

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Huhu @Tariq ^^

    Liebe Grüße ^^

  • Hey, @kijkou

    Ich bin auch mal wieder dazu gekommen, weiterzulesen und hui, ich hab ja schon viel verpasst!

    Spoiler anzeigen

    Kapitel Vier, Teil 2:

    »Ich geh’ mit!«, fiel Jiyuu Tempestas geradewegs ins Wort. »Ich – ich hab’ auch Durst. Ich begleite sie.« Er warf May einen flüchtigen Blick zu, wandte sich jedoch wieder ab, bevor sie etwas bemerkt hatte.

    Jaja. Ist da etwa jemand verschossen in May? :D (war zumindest mein erster Gedanke)

    Währenddessen stupste May Jiyuu zaghaft an. »Danke«, flüsterte sie.
    »Huh?« Dieser wusste gerade nicht, was sie meinte.
    »Vorhin – dieser Wurm …«, entgegnete sie dann.
    Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu und lächelte selbstsicher. »Deswegen bin ich doch schließlich mitgekommen.«
    »Ach so? Ich dachte, weil du durstig warst«, meinte May neckisch und sah ihn erwartungsvoll an.
    Ausweichend sah er sich um. »Ja, das auch, aber …«

    Wuih, some sympathy! Cute! :love:
    "Ja also ich wollte auch was trinken, aber eigentlich bin ich nur mitgekommen, um dich zu beschützen... Aber eigentlich steh ich auf dich." Männer :rolleyes:

    Es war ein sonnen­gebräunter, muskulöser Mann mittleren Alters mit kurz geschorenem schwarzen Haar und einem Kinnbart. Er hatte dichte, markante Augenbrauen und durchdringende dunkle Augen. Unter seinem rechten Auge befand sich eine wellenförmig nach unten verlaufende Narbe.
    Ein anderer war sehr korpulent und groß gebaut. Seine braunen Haare waren gewellt und schulterlang. Er hatte müde und gelangweilt aussehende blaue Augen mit tiefen dunklen Ringen darunter und trug große goldene Ohrringe, die seine Ohrläppchen durch ihr Gewicht in die Länge gezogen hatten.

    Also irgendwie erinnern mich deine Leute immer an alte Ägypter... xD Frag mich nicht, wieso.

    War insgesamt ein sehr schön geschriebenes Kapitel und ich hab genossen, es zu lesen :thumbup:

    Spoiler anzeigen

    Kapitel Vier, Teil 3:

    »Nun ja, ich bin eigentlich so gut wie ständig auf Reisen und komme daher sehr häufig an dieser Stadt vorbei. Warum fragst du?«, wollte er wissen.
    »Ach, nur so. Da dich der Mann in dem Gasthaus gekannt hat, hab’ ich mir so etwas schon gedacht«, meinte sie fröhlich.

    Also da hab ich mich auch gefragt, warum May das fragt... Ich dachte, Tempestas hätte gesagt, dass er den Wirt und das Gasthaus sehr gut kennt und sie deswegen in dieses Gasthaus gehen. :hmm: Deswegen ist die Frage ja etwas überflüssig irgendwie :hmm:

    Dieser Teil von Kapitel Vier war ja allgemein etwas ruhiger, aber darf ja auch mal sein :D Schön zu lesen war´s auf jeden Fall ^^

    Spoiler anzeigen

    Kapitel Vier, Teil 4:

    Momentan war ihr einfach alles zu viel. Diese Insel und all ihre seltsamen Dinge, die Machtlosigkeit, die sie hier gefangen hielt, und die Unwissenheit über den Verbleib ihrer Freundinnen – all das musste sie hinnehmen und konnte nichts weiter tun, als dieses Spiel mitzuspielen. Und jetzt hatten sie auch noch diese Männer belästigt und einen kurzen Augenblick hatte sie panische Angst, dass sie Jiyuu etwas antun würden, nur weil er sie schützen wollte. Die Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie wusste nicht, warum sie nicht wollte, dass er es sieht. Sie wollte momentan einfach alleine sein, also verharrte sie schweigend im Bett.

    Die arme May... :/ Tut mir echt leid. Und dann auch noch von betrunkenen Raufbolden angegrapscht zu werden...
    Aber Jiyuu war ja rechtzeitig zur Stelle :D Damit dürfte er in ihrem Ansehen stark gestiegen sein. :thumbup: Und er wird seiner Rolle aus Teil 2 des Kapitels erneut gerecht.

    Ich mochte diesen Teil ebenfalls wieder sehr gern, weil du schön anschaulich beschreiben kannst und man keine Schwierigkeiten hat, deinem Text zu folgen. :thumbup:

    Spoiler anzeigen

    Kapitel Vier, Teil 5 + 6

    Also du wolltest ja wissen, ob diese actionreichen Szenen so passen und ich kann nur sagen: :thumbup:
    Sind dir gut gelungen und man konnte gut mit dem Kampf zwischen Jiyuu und diesem Hünen mitfiebern- der arme Jiyuu hat mir so leid getan.
    Ich frage mich, wieso der Hüne ihn so dumm von der Seite angeredet hat und was er denn über Jiyuu weiß, denn irgendwoher scheint er ihn ja zu kennen...


    Also mehr wird ich später lesen, muss jetzt auch mal wieder was tun :D


    LG
    Blue

    Chaos sagt, Halvars dunkle Seite sei harmlos gegen mich...

    As I´m an Amazone, I need a :jennagorn:

    ~~~ 100 words a day keep the doctor away. ~~~


  • Hi Blue ^^

    Wow, krasser Lese-Marathon =O


    Liebe Grüße <3

  • Kapitel 8 - Teil 6


    Mittlerweile war es Abend geworden und sie hatten ein Feuer gemacht.
    Jiyuu und Zack sahen abwechselnd nach Tempestas, dessen Zustand immer noch unverändert war.
    »Wenn ihr wollt, könnt ihr euch hinlegen. Ihr seht erschöpft aus. Ich sehe nach eurem Freund«, bot Yarkiy ihnen an.
    »Das wäre echt nett von dir«, gähnte Zack. Völlig geschafft ließ sich zurückfallen, schloss seine Augen und war kurze Zeit später auch schon eingeschlafen.
    »Und was ist mit dir? Willst du dich nicht ausruhen?«, fragte Yarkiy Jiyuu nach einer Weile, da dieser immer noch grübelnd am Feuer saß. »Ich halte die Augen offen – du musst dir keine Sorgen machen.«
    »Danke, das ist wirklich freundlich. Ich befürchte aber fast, dass ich nicht schlafen kann, solang es ihm nicht besser geht. Ich fühl’ mich in gewisser Weise verantwortlich.« Jiyuu beobachtete bedrückt die Flammen, die um das Holz tänzelten. »Wenn er mir nicht hätte zur Hilfe kommen müssen, dann wäre das erst gar nicht passiert …« seufzte er. »Es ist nicht gut für andere, in meiner Nähe zu sein.«
    »Schwachsinn!«
    Jiyuu sprang auf. Es war Tempestas Stimme, die ihm widersprach.
    »Du ... du machst dir immer noch ... viel zu viele Gedanken …« Seine Stimme war schwach und er musste sich aufs Atmen konzentrieren.
    »Tempestas! Wie fühlst du dich?«, fragte Jiyuu und kletterte zu ihm auf den Karren.
    Auch Yarkiy beobachtete ihn aufmerksam.
    »Nicht …« Tempestas verkrampfte sich und knirschte mit den Zähnen. »Nicht … gut …« Er schloss die Augen wieder. »Keine … Luft …«
    »Sein Kampf ist noch nicht vorüber.« Yarkiy sprang auf den Wagen, drängte Jiyuu zur Seite und schlug die Felldecke zurück. »Die Wirkung des Gegengifts setzt erst jetzt ein. So etwas habe ich noch nie erlebt. Er dürfte auf das Gift sowie auf das Gegengift verspätet reagieren«, meinte sie kritisch.
    Tempestas’ Körper verkrampfte sich noch mehr und er konnte nur sehr angestrengt atmen.
    Das kleine Murmur flitzte besorgt hin und her.
    »Sollen wir die anderen wecken?«, fragte Jiyuu beunruhigt.
    »Wozu? Sie können nichts tun.« Yarkiy legte ihr Ohr an Tempestas’ Brust, lauschte kurz und tastete seinen Hals ab. »Dreh ihn zur Seite!«, wies sie Jiyuu bestimmt an, was dieser sofort tat.
    »Wieso bekommt er keine Luft?«, fragte er angespannt.
    Yarkiy antwortete jedoch nicht, sondern setzte stattdessen ihren Finger ein Stück unterhalb Tempestas’ Kehlkopf an seinen Hals. An dieser Stelle drückte sie dann kurz aber kraftvoll hinein, woraufhin dieser eine rote Flüssigkeit aushustete.
    »Blut!?« fragte Jiyuu schockiert.
    »Nein, das ist von den Beeren.« Yarkiy schlug Tempestas wiederholt auf den Rücken, der nun wieder leichter atmen konnte.
    »Ist das normal?«, hakte Jiyuu weiter nach. »Wird er wieder ges…?«
    »Was ist passiert!?« May war aufgewacht und begab sich sofort zu ihnen.
    Tempestas rollte sich nun aus eigener Kraft auf seinen Rücken zurück. Sein Blick war verschwommen und sein Atem zitterte. »Es – es tut mir leid«, keuchte er.
    »Was meinst du?«, fragte May sanft.
    Tempestas lächelte schwach. »Dass ihr euch Sorgen gemacht habt …«, hauchte er mit schwacher Stimme. »Und dass ich uns aufhalte …«
    »Scheiß drauf!«, rief Zack, der inzwischen auch wieder hellwach war. »Mach dir erst mal nur darüber Gedanken, wieder fit zu werden!«
    »Er hat recht!«, rief May. »Du musst dich jetzt nur auf dich konzentrieren.«
    Tempestas nickte schwach und schloss seine Augen wieder. »Verstanden«, flüsterte er.
    »Lasst ihn sich ausruhen – er soll schlafen!« Yarkiy deutete ihnen, dass sie Abstand nehmen sollten. »Ich denke, ihm geht es bald besser. Lasst ihm etwas Zeit. Ihr könnt euch später unterhalten.«
    Jiyuu war erleichtert und atmete auf.
    »Er wird wieder«, meinte May zu ihm.
    »Ja.« Er nickte zufrieden. »Ich hab’ mir wirklich Sorgen gemacht«, hauchte er.
    »Noch mal gutgegangen!«, rief Zack erfreut. »Jetzt sollten wir alle wieder besser schlafen können.«
    »Eine sehr gute Idee. Nutzt die Gelegenheit.« Yarkiy legte sich ans Feuer. Ähnlich wie eine Katze rollte sie sich seitlich zusammen und schloss ihre Augen.
    Jiyuu konnte seinen Blick nicht von Tempestas lösen.
    »Hast du überhaupt schon etwas geschlafen?«, fragte May ihn.
    »Noch nicht, aber …« Er versuchte ein Gähnen zu unterdrücken, was ihm aber nicht gelang.
    »Dann leg dich doch hin. Du bist doch auch erschöpft und kannst jetzt sowieso nichts für ihn tun. Morgen geht es ihm bestimmt wieder besser.« Sie lächelte zuversichtlich.
    »Aber sollte nicht jemand wach bleiben und aufpassen? Ich meine, wir wissen doch nichts über diesen Wald. Kann doch sein, dass hier irgendwelche Bestien lauern und nur darauf warten, bis wir eingeschlafen sind.« Er blickte besorgt in die Dunkelheit des Waldes.
    »Ich bin sicher, dann hätte Yarkiy etwas erwähnt, meinst du nicht? Wenn es dich beruhigt – ich bleib noch ein bisschen munter. Ich hab’ vorhin schon ganz schön lange geschlafen. Außerdem ist Curaris ja auch noch hier.« Sie setzte sich neben Tempestas auf den Karren. »Jetzt schlaf’ schon, sonst kippst du uns auch noch um!«, drängte sie ihn.
    Nachgiebig nickte Jiyuu und ließ sich dann ebenfalls nahe dem Feuer nieder. Eine Weile starrte er noch in die Flammen, bis ihm schließlich die Augen zufielen.
    May blickte hinauf in den Nachthimmel. Diesmal waren keine Sterne zu sehen. Nicht einmal das Mondlicht konnte durch die Wolkendecke dringen.
    Sie blickte hinüber zu Tempestas, der immer noch stark schwitzte, aber schon etwas ruhiger atmete. Das kleine Murmur hatte es sich auf ihrem Schoß gemütlich gemacht.
    »Du hast dir auch große Sorgen gemacht, nicht wahr?«, sagte sie leise und streichelte Curaris sanft hinter den Ohren. »Was meinst du – wieso hat er uns nichts gesagt?«
    Das Murmur blickte zu ihr hoch und zwinkerte mit seinen großen Augen, machte ein trauriges Gesicht und hüpfte auf und ab.
    »Wenn ich dich nur verstehen könnte«, seufzte May lächelnd und lehnte sich zurück. Als das Feuer beinahe erloschen war, legte sie noch Holz nach und ging danach ebenfalls schlafen.

    Früh am Morgen schreckte May hoch, als jemand ihre Hand packte.
    »Wach auf!« Yarkiy deutet auf den Zugkarren. »Er ist bei Bewusstsein«, flüsterte sie.
    »Ist er – hat er etwas gesagt?«, fragte May und rappelte sich auf.
    »Ich habe nicht mit ihm gesprochen – ich dachte, ich wecke dich gleich auf«, meinte sie.
    »Ich danke dir.« May näherte sich langsam dem Wagen und blickte über die Seitenwand. »Hey …«, sagte sie sanft. »Geht’s dir besser?«
    Tempestas nickte. »Heute ist das Wetter schön«, sprach er leise.
    May lächelte. »Als ob das wichtig wäre …« Sie seufzte.
    Yarkiy hatte nun auch Zack und Jiyuu geweckt.
    »Wie geht’s ihm?«, wollte Zack wissen und begab sich gefolgt von Jiyuu ebenfalls zum Karren.
    »Mir geht es bald wieder gut – macht euch bitte keine Sorgen mehr«, meinte Tempestas mit noch schwacher Stimme.
    »Du solltest viel Flüssigkeit zu dir nehmen!«, wies ihn Yarkiy an, drückte May eine Schale Wasser in die Hand und kletterte zu ihm auf den Zugkarren. Sie packte ihn unter den Armen und richtete ihn auf. »Trink das!«, sagte sie streng, nahm May die Schale wieder ab und gab ihm zu trinken.
    »Ich danke Euch.« Tempestas blickte zu Yarkiy hoch. »Eine Okhrana seid Ihr, nicht wahr?«
    Yarkiy ließ ihn wieder vorsichtig nach unten. »Ich sehe, du bist jemand, der etwas mehr Ahnung hat, als die anderen. Und was ist mit dir? Du bist kein Mensch, soviel ist sicher«, sagte sie feststellend.
    »Das stimmt.« Er lächelte schwach. »Ich bin kein Mensch …«
    »Sag mal, kannst du uns vielleicht verraten, wieso du uns eigentlich nichts gesagt hast!?«, brüllte Zack unerwartet los.
    »Zack …« May wollte ihn zunächst zurückhalten, hielt aber inne.
    »Du hättest draufgehen können, verdammt! Wenn du früher was gesagt hättest, wärst du jetzt vielleicht nicht in so `nem beschissenen Zustand! Was zum Teufel hast …!?«
    »Du hast recht«, unterbrach Tempestas Zack, der ihn daraufhin perplex anstarrte.
    »Wie jetzt?«, fragte er verwirrt.
    »Ich hätte etwas sagen müssen, als ich gemerkt habe, dass das Gift Wirkung zeigt«, sagte Tempestas schuldbewusst.
    »Was!?« Zack schüttelte den Kopf. »Du hättest uns sofort was sagen müssen, nachdem dich dieses Ding gebissen hat! Oder willst du mir erzählen, dass du das nicht mitbekommen hast!?«
    »Zack – lass gut sein.« May seufzte.
    »Es tut mir leid. Ich habe die Situation unterschätzt«, meinte Tempestas sachlich und atmete tief durch. »Gegen Schlangengifte ist mein Körper üblicherweise immun. Ich hätte nicht erwartet, dass es Auswirkungen haben, geschweige denn eine so immense Wirkung zeigen würde...«
    »Das geht so nicht weiter!«, rief May plötzlich aufgelöst.
    Alle sahen sie überrascht an.
    »Das funktioniert einfach nicht! Wir müssen uns doch gegenseitig aufeinander verlassen können!«
    Zack wollte sie beruhigen und legte seine Hand auf ihre Schulter, doch sie riss sich sofort wieder los.
    »Wir werden gemeinsam noch einen weiten Weg zurücklegen müssen, oder etwa nicht!? Wie sollen wir mit allen Schwierigkeiten – mit all diesen schrecklichen Kreaturen, die uns töten wollen und mit diesem ganzen Mist fertig werden, wenn wir uns nicht gegenseitig vertrauen!?«
    »May …« Tempestas nickte einsichtig.
    »Jeder hat Geheimnisse, über die er nicht gerne spricht – das ist mir klar.« Sie sprach wieder ruhiger. »Aber wesentliche Dinge, die uns beeinflussen oder uns beschäftigen, müssen wir einander doch anvertrauen können. Ohne gegenseitiges Vertrauen, werden wir es bestimmt nicht schaffen, alle von diesen Armreifen zu finden. Wir sind doch Freunde, oder nicht?« Sie warf erst Tempestas und dann Jiyuu einen fragenden Blick zu. »Oder!?«, hakte sie nach.
    »Ja, das sind wir«, bestätigte Tempestas mit sanfter Stimme.
    May wandte sich nun Jiyuu zu und wartete auf eine Reaktion.
    Dieser sah zu May hinüber und blickte in ihre grünen, ausdrucksvollen Augen. Mit einem überzeugten Kopfnicken und einem Lächeln beantwortete er schließlich ihre Frage.

    ----------------------------------------------------

    Kapitel 9

  • @kijkou

    Spoiler anzeigen

    Er lebt... Er lebt... Er leeeeebt :panik:

    Aber fraglich ist natürlich jetzt, wenn er doch immun gegen das Gift ist, warum es gewirkt hat. Ob es daran liegt, dass er den Armreif schon einige Male benutzt hat?

    Ich mag Yarkiy. Ich hoffe, sie wird die Truppe noch nichts so bald verlasse. :)

    Und verletzt du auch nur ein einziges wieder meinen Tempestas... :orc:

    Kann weiter gehen!

    LG <3

  • Hey @kijkou,

    Ich bin wieder fleißig am Weiterlesen, dass ich mal wieder auf den aktuellen Stand komme! ^^

    Spoiler anzeigen

    Kapitel Vier, Teil Sieben:

    »Ich finde es überaus merkwürdig, dass dieser Mons Corit davon zu wissen schien …«

    Ja, das fand ich auch merkwürdig...

    Es war der muskulöse Mann mit dem Kinnbart und der auffälligen Narbe unter dem Auge – es war Mons Corit, einer der Ferremetu.

    Wie intrigant! Ich hatte die Ferremetu irgendwie gar nicht mehr aufm Schirm... xD Deswegen hat mich das jetzt überrascht. Aber jetzt im Nachhinein so- ja klar, damit wurden sie ja beauftragt.

    Spoiler anzeigen

    Kapitel 5, Teil 1:


    Es schlief auf seiner Hand weiter und eine kleine Blase hing an seiner Stupsnase, die beim Atmen ständig größer und wieder kleiner wurde.

    Ach, wie cute :love:

    »Dies ist ein hervorragender Ort – hier können wir Euch gut im Auge behalten. Einem ShiNoTori ist alles zuzutrauen! Ich würde Euch ja sofort eigenhändig in den Kopf schießen, aber ich will keinen Ärger mit meinem Vorgesetzten. Ihr müsst Euch also noch ein wenig gedulden, bis man Euren toten Körper dem Vieh zum Fraß vorwirft«, meinte der ältere der beiden Sicherheitsleute abfällig und wandte sich ab.
    Tempestas seufzte. ›Nun, vielleicht ist es wirklich besser so …‹ Er lehnte seinen Kopf an den Mast und blickte gedanken­schwer in den Himmel.

    OMG, what just happened?
    Ich bin geschockt und ich versteh´s nicht! Aber gut, ich werde mal weiterlesen... Bin gespannt, ob sich das noch aufklärt und vor allem WIE es sich noch aufklärt und wie es dazu gekommen ist. Diese Ferremetu sind wirklich gerissen :hmm:
    Ich blick noch nicht ganz durch, aber das kommt schon noch xD

    Spoiler anzeigen

    Kapitel 5, Teil 2:

    Langsam kommt n bisschen Hektik und Action rein, was?
    Aber puh, der arme Tempestas hatte ja richtig Glück, dass sie ihn nicht hingerichtet haben, sondern ihn nur mit einer Ohrfeige der Stadt verwiesen haben...
    Wobei ich sagen muss, ich weiß nicht, was ich von Tempestas halten soll. Irgendwie ist er mir suspekt, seit er in der Geschichte das erste Mal aufgetreten ist. Kann ihn noch nicht einordnen, aber das wird sich im Laufe der Geschichte ja noch zeigen.

    Ansonsten hoffe ich, dass May, Jiyuu und Zack ihren "Freund" wiederfinden und das Abenteuer weitergehen kann.


    Mehr lese ich später, muss jetzt wieder was tun... obwohl ich so gerne gleich weiterlesen würde X/


    LG Blue

    Chaos sagt, Halvars dunkle Seite sei harmlos gegen mich...

    As I´m an Amazone, I need a :jennagorn:

    ~~~ 100 words a day keep the doctor away. ~~~


  • Hallo ihr beiden ^^

    Danke euch und viele liebe Grüße <3

  • Kapitel 9 - Teil 1

    Strenge Sanktionen
    Erste Erfolge

    »Eure Majestät, ule! Eure Hoheit, ule!« Jarule, der treue kleine Diener des Königs, kam in den Thronsaal gelaufen. »Ihr habt nach mir verlangt, Eure Exzellenz, ule?!«
    »So ist es!« Aquila stand inmitten des Saals. Er drehte Jarule den Rücken zu und begab sich zu seinem goldenen Thron. Gelangweilt seufzte er und setzte sich.
    Sofort folgte ihm der kleine Diener und verneigte sich ehrfürchtig, als der König seine Aufmerksamkeit wieder auf ihn richtete.
    »Was kann ich für Euch tun, Eure Herrlichkeit, ule?«, fragte der Zwerg ergeben.
    »Wo ist Mons Corit? Ich will einen Lagebericht!«, forderte der König und warf Jarule einen erwartungsvollen Blick zu.
    »Ich werde ihn sofort rufen lassen, ule!«, entgegnete dieser, verneigte sich abermals und wollte sich auf den Weg machen.
    »Das wird nicht nötig sein!«, ertönte plötzlich eine Stimme von dem großen Balkon, der vom Thronsaal aus begehbar war. Es war Mons Corit, der soeben gelandet war und wieder die Gestalt eines Menschen angenommen hatte. Mit aufrechtem Gang trat er ein. »Ich habe vernommen, dass Ihr Jarule zu Euch beordert habt, Eure Hoheit. Das hat mein Interesse geweckt.« Er näherte sich dem königlichen Thron und verneigte sich.
    »Wunderbar! Du kommst wie gerufen«, lobte Aquila ihn. »Nun, ich bin schon sehr gespannt. Unterrichte mich – wie vertreiben sich unsere Schützlinge ihre Zeit? Bitte, Mons Corit, sei so gut und befriedige meine Neugierde!« Seine Augen funkelten wissbegierig und er grinste amüsiert. Das Kinn auf seine rechte Hand gestützt blickte den Ferremetu erwartungsvoll an.
    »Nun, die vier befinden sich derzeit in einem Tal inmitten des Nubs Gebirges«, berichtete dieser kurz und bündig.
    »Und was führt sie dorthin? Nicht so zurückhaltend – erzähle mir mehr!«, verlangte der König, lehnte sich aufmerksam zurück und schlug seine Beine über­einander.
    »Im Augenblick rasten sie nahe einem Fluss, Eure Hoheit. Sie sind dabei, das Gebirge auf der Suche nach Armreifen zu durchstreifen, haben sich aber vorgenommen, pünktlich zu Beginn der Feierlichkeiten in sechs Tagen in Memoria einzutreffen.« Mons Corit ging auf und ab, während er Aquila berichtete.
    »War ihre Suche denn schon erfolgreich?«, hakte der König weiter nach und beugte sich interessiert nach vorne.
    »Bisher nicht, Eure Hoheit«, entgegnete der muskulöse Mann.
    Aquila erhob sich plötzlich. »Nun gut. Behaltet sie weiterhin gut im Auge und unterrichtet mich, sofern unverhoffte Ereignisse eintreten sollten.« Er schritt an Mons und Jarule vorbei und drehte sich zu ihnen um. »Ich kann es kaum noch erwarten, sie in unserer Stadt willkommen zu heißen.« Er grinste verschlagen, eilte dann aus dem Thronsaal und ließ die beiden dort zurück.

    »Was genau geht in diesem Gebirge vor sich, ule?«, fragte Jarule misstrauisch, nachdem Aquila nicht mehr in Sichtweite war.
    »Ich weiß nicht, was du meinst.« Mons Corit verschränkte seine Arme und blickte respektlos auf den Kleinen hinab.
    »Das weißt du sehr wohl, ule. Verkauf’ mich nicht für dumm, ule! Du hast vorhin etwas verschwiegen, ule!«, fauchte dieser.
    »Eine belanglose Begebenheit, nichts weiter!« Er wollte sich wieder auf den Balkon begeben.
    »Soll ich den König nach seiner Meinung über den Belang dieser Begebenheit fragen, ule?«, drohte ihm der Zwerg.
    Mons Corit drehte sich gereizt um. »Es gab Schwierigkeiten mit der verdammten Todeskrähe!«, keifte er den Zwerg an. »Wäre beinahe verreckt – wegen eines lächerlichen Schlangenbisses. Aber die Situation ist längst wieder unter Kontrolle, daher habe ich es nicht als erwähnenswert erachtet.«
    »Ist sie das, ule?«, fragte Jarule zweifelnd. »Ihr Kreaturen habt nicht die geringste Vorstellung davon, ule, was es für Seine Majestät bedeutet, das Leben dieses Individuums eigenhändig auszulöschen, ule. Der König würde es niemals verzeihen, wenn ihr durch eure einfältige Unachtsamkeit dessen Tod verschulden würdet, ule – und ihn somit um den Genuss bringt, ule, zuzusehen, wie diese Plage ihr Leben aushaucht, ule!«
    Mons Corit verließ den Thronsaal und stieg auf die Brüstung des Balkons. Er drehte sich um und warf Jarule einen strengen Blick zu.
    »Es ist unser Auftrag, dafür Sorge zu tragen, dass diese vier Personen sicher in dieser Stadt ankommen. Wenn ihr uns, den Ferremetu, einen Auftrag erteilt, könnt ihr Gewissheit haben, dass dieser auch ausgeführt wird. Wir versagen niemals – ausnahmslos!« Er stürzte sich rückwärts vom Balkon, nahm im freien Fall erneut die Gestalt eines Falken an, breitete seine Schwingen aus und segelte über die Dächer Memorias, bis seine Erscheinung in der Ferne verblasste.


    Im kühlen klaren Wasser des Flusses, der sich durch das Tal inmitten des Nubs Gebirges schlängelte, war May gerade dabei, das Tuch zu waschen, welches Yarkiy am Vortag für das Gegengift benutzt hatte. Unterdessen behielt sie die dunklen Silhouetten in der Flussmitte im Auge. Sie hatte nicht vergessen, dass Tempestas irgendwelche Kreaturen erwähnt hatte, bevor er zusammengebrochen war. Behutsam drückte sie das Tuch aus, faltete es zusammen und begab sich zum Zugkarren, auf dem sich ihr Weggefährte immer noch erholte. Sanft legte sie es auf seine Stirn. »Du hast immer noch Fieber«, meinte sie besorgt.
    »Hmm. Wirklich erstaunlich, dass dieses Gift derart Wirkung gezeigt hat. Ich war selbst ganz überrascht.« Tempestas Stimme war schon etwas gefestigter, doch man konnte hören, dass er noch nicht annähernd bei Kräften war. »Üblicherweise bin ich selbst gegen starke Gifte nahezu immun. Aber vielleicht …« Er hielt inne und überlegte kurz. »Diese Frau im Steinbruch – sie hat mich irgendwie betäubt. Es wäre möglich, dass mein Körper deswegen geschwächt war.« Er blickte mit gerunzelter Stirn zu May auf. »Es tut mir jedenfalls sehr leid, dass ich nichts gesagt habe. Ich möchte keine Geheimnisse haben – nicht vor euch.« Er lächelte angestrengt.
    »Na, wie geht’s unserem Patienten?« Zack blickte prüfend über die Seitenwand des Wagens.
    »Ich habe gehört, du hast mir das Gegengift verabreicht?« Tempestas streckte ihm seine Hand entgegen.
    Zack packte diese und drückte sie. »War keine große Sache«, meinte er ernst.
    »Wie gut, dass uns ein Mann der Medizin begleitet«, sagte Tempestas froh.
    »Ja, kann sein. Aber auch, wenn ich nicht Medizin studieren würde, hätt’ ich nicht zugelassen, dass du uns einfach so wegstirbst! Irgendeine Lösung wär uns bestimmt eingefallen. Wenn es nicht geklappt hätte, dir den Scheiß oral zu verabreichen, hätten wir dir eben einen Einlauf verpasst«, meinte Zack forsch.
    Tempestas nickte. »Da – da bin ich aber beruhigt«, meinte er ein wenig beunruhigt. Er blickte in den Himmel. »Wir sollten langsam wieder aufbrechen. Ich habe uns schon mehr als genug Zeit gekostet«, sagte er ernst und wollte sich aufsetzen, doch May drückte ihn sofort wieder nieder.
    »Nichts da! Solange du Fieber hast, ist das eine ganz schlechte Idee«, meinte sie streng und schüttelte den Kopf.
    »Von hier aus sollten wir mindestens vier Tage für den Weg nach Memoria einplanen. Wir haben also mit heute nur noch sechs Tage, bevor das Fest beginnt, somit müssen wir das Nubs Gebirge in spätestens zwei Tagen verlassen.« Tempestas holte tief Luft, da das viele Sprechen ihn anstrengte.
    »Mann, du machst ja jetzt schon schlapp! Bist du dir sicher, dass du das packen würdest?« Zack sah ihn zweifelnd an.
    »Wir hatten doch vor, die Gegend hier abzusuchen. Wenn wir jetzt abbrechen, müssen wir uns erneut hierher begeben. Macht euch um mich keine Gedanken. Das Gegengift hat längst seine Wirkung gezeigt und das Fieber ist bestimmt auch bald wieder weg.« Er richtete sich schließlich auf und lächelte zuversichtlich.

    »Ich halte das ebenfalls für keine gute Idee!«, rief Yarkiy, die gerade mit Jiyuu aus dem Wald kam. Sie schleppten ein junges Viridis-Porcus an, das sie zuvor erlegt hatten und trugen es zu der mittlerweile erloschenen Feuerstelle.
    »Bist du wieder bei Kräften?«, fragte Jiyuu leicht verwundert.
    Tempestas nickte. »Ich habe mich genug ausgeruht. Es wird Zeit …«
    »Nein, ist er nicht. Er ist nicht mal annähernd fit, will aber schon wieder los«, fiel ihm May kopfschüttelnd ins Wort.
    »Wo müsst ihr denn so dringend hin?«, fragte Yarkiy neugierig.
    »Tja, wenn wir das wüssten!«, rief Zack und zuckte mit den Achseln. »Wir suchen ganz bestimmte Armreife, die eigentlich überall sein könnten.« Er seufzte und kratzte sich am Kopf.
    »Armreife?«, fragte Yarkiy verwundert, während sie neues Holz für ein Feuer aufstapelte. »Wozu sucht ihr Armreife?«
    »So einen wie den.« Tempestas zeigte auf den Reif, den er bereits besaß.
    Yarkiy näherte sich ihm und nahm diesen genau in Augenschein. »Hmm. So einen ähnlichen habe ich schon einmal gesehen«, sagte sie dann.
    »Wo!?«, fragten alle vier wie aus einem Munde.
    »Das ist jetzt schon sehr, sehr lange her. Es ist unwahrscheinlich, dass er sich dort noch irgendwo befindet – auch wenn so gut wie nie Menschen in dieses Gebiet kommen – allein schon durch die ganzen seismischen Aktivitäten …«, meinte sie kritisch.
    »Wo hast du ihn denn gesehen?«, fragte Jiyuu dennoch interessiert.
    »Ganz am südwestlichen Fuß des Gebirges.« Sie blickte die vier abwechselnd mit ernster Miene an. »Dort ist es nicht ungefährlich. Ich habe diesen seltsamen Reif inmitten eines Geysir‑Feldes zufällig entdeckt«, meinte sie.
    »Warum hast du ihn nicht mitgenommen, als du ihn gefunden hast?«, fragte Zack und setzte das Holz, das Yarkiy aufgetürmt hatte, in Brand.
    »Weil er mir unheimlich war. Von ihm ist eine merkwürdige Energie ausgegangen und er hat rot geschimmert«, erklärte sie.
    »Das muss der Armreif sein, der mit dem Element Feuer beseelt ist.« Tempestas rutschte nah vor an den Rand des Wagens. »Lasst uns so schnell es geht aufbrechen und keine Zeit verlieren!« Er stand auf, doch nur einen kurzen Augenblick später taumelte er und musste sich schließlich an der Seitenwand des Zugkarrens abstützten.
    »Siehst du!? Das kommt gar nicht in Frage! Du bist noch viel zu geschwächt, um jetzt schon aufzubrechen«, meinte May mit verschränkten Armen.
    »Hat doch keinen Sinn, wenn du dich nicht mal auf den Beinen halten kannst. Setz dich wieder hin, Mann! Du hast immer noch Fieber. Werd’ erst wieder ganz gesund«, wies Zack ihn zurecht.
    »Mir geht es bestimmt bald wieder gut«, entgegnete er unbeholfen, ließ sich im Gras nieder und lehnte sich an das Wagenrad. »Ich will uns doch nur nicht unnötig aufhalten …«
    »Du bist der letzte, der uns aufhält!«, entgegnete Jiyuu und hockte sich zu ihm. »Ohne dich wären wir erst gar nicht so weit gekommen, also nimm dir die Zeit, die du brauchst, um wieder voll und ganz zu Kräften zu kommen.«
    Tempestas nickte einsichtig. »In Ordnung.«
    »Wenn ihr so in Eile seid, dann macht euch doch zu dritt auf die Suche nach diesem Armreif«, warf Yarkiy ein. »Ich habe, wie gesagt, keine bestimmten Pläne und könnte ihm einstweilen hier Gesellschaft leisten, wenn es euch recht ist«, bot sie an.
    Die vier warfen sich unentschlossene Blicke zu.
    »Ja, du wärst sicher die perfekte Babysitterin!«, lachte Zack. »Wenn er nicht artig ist, nimmst du ihn einfach auf die Hörner!«
    Yarkiy blickte ihn verdutzt an.
    »Nimm ihn nicht ernst«, sagte May. »Wenn er nicht gerade Doktor spielt, geht ihm nur Blödsinn durch den Kopf.«
    »Hey, das war gemein, May!«, beschwerte sich Zack und stach sein Schwert in das erlegte Viridis-Porcus.
    »Wenn ihr gehen wollt, solltet ihr das tun«, wandte sich Tempestas an Jiyuu. »Ich bin mir sicher, dass die beiden in deiner Begleitung in guten Händen sind. Seid aber bitte trotzdem vorsichtig.«
    »Meinst du?«, fragte Jiyuu ihn verwundert. »Aber ich kenne mich genau so wenig aus, wie die beiden ...«

    »Du schaffst das. Verlass dich auf deine Instinkte, dann sollte es keine Probleme geben«, entgegnete dieser.
    »Und du kommst hier klar?«
    Tempestas lächelte. »Mach dir um mich keine Gedanken, ich bin schon bald wieder auf den Beinen. Ich warte einfach so lange hier auf euch.«
    »Macht es dir gar nichts aus, hier zurückzubleiben?« Jiyuu sah ihn besorgt an und wartete auf Tempestas’ Antwort.
    Dieser blickte hinauf in den Himmel. »Sicher wäre es mir lieber, euch zu begleiten, doch das wäre wohl unvernünftig, nicht wahr?«
    »Also sollen wir wirklich zu dritt los und den Armreif suchen?«, fragte May, die ein wenig mitgehört hatte, während sie dabei war, mit Yarkiy und Zack das Essen vorzubereiten. »Finden wir dort ohne Tempestas’ Hilfe hin?«
    »Das ist nicht schwer. Ihr müsst lediglich den Fluss überqueren und dessen Verlauf folgen, dann gelangt ihr früher oder später zu den Geysir-Feldern«, erklärte Yarkiy. »Aber ihr müsst wirklich achtsam sein. Diese Ebene gleicht der untersten Ebene des Ud – nur Hitze und Dampf. Ein gefährlicher Ort, wo man leicht sein Leben lassen kann, wenn man unachtsam ist oder auch nur einen falschen Schritt macht. Wollt ihr das wirklich riskieren? Für einen Armreif?«
    »Wir müssen«, meinte May ernst. »Es ist der einzige Weg, wie wir je wieder in unsere Heimat zurückkehren können.«
    »Das scheint euch wirklich wichtig zu sein. Nun ja, ich werde mich, so gut es geht, um euren Freund hier kümmern und ihr könnt euch beruhigt auf die Suche machen.« Yarkiy stieg auf den Zugkarren, holte die Felldecke und ließ sie von oben in Tempestas’ Schoß fallen.
    »Bitte, keine Umstände.« Dieser blickte zu ihr hoch, umschlang die Decke mit seinen Armen und lächelte unbeholfen.
    »Zudecken!«, wies ihn Yarkiy streng an. »Wenn ich sage, ich achte einstweilen auf dich, dann mache ich das auch richtig!« Sie durchbohrte ihn förmlich mit ihrem entschlossenen Blick.
    »Schon gut, schon gut!« Er hüllte sich in die Decke ein. »Ich danke dir für deine Fürsorge.«
    »Gut.« Yarkiy sprang vom Wagen.
    »Ich hab’ das Gefühl, die zwei werden sich prima verstehen«, meinte Zack amüsiert zu Jiyuu.
    Dieser zuckte mit den Achseln, holte einen Spieß mit dem bereits garen Fleisch und reichte ihn Tempestas. »Hier! Iss ordentlich, dass du wieder zu Kräften kommst!«, meinte er freundlich.
    Tempestas nickte und nahm die Mahlzeit entgegen.


    -------------------------------------------------------------

    Weiter geht's

    -------------------------------------------------------------

    Yarkiy
    Realistic
    Manga
  • So, @kijkou, ich teil den Kommi mal in die von dir vorgegebenen Teile.

    Der Part im Thronsaal

    Hm...
    Also heute fand ich das ständige "ule" zum ersten Mal nervig. Es war mir einfach zu viel diesmal. Und es nimmt mMn Jarule ein bisschen Charisma, denn der clevere kleine Mann hat was auf der Kirsche, und das andauernde "ule" lässt ihn für mich ein bisschen lächerlich wirken. Schade. Dass er zwei und zwei zusammenzählen kann, hat er bewiesen, als er Mons Corit auf den Zahn gefühlt hat. Und mit seiner Drohung hat er auch eindrucksvoll gezeigt, dass er notfalls weiß, wo er den Hebel ansetzen muss. Ich bin ein bisschen besorgt, dass du einen Clown aus ihm machst.
    Mons Corit - wie immer. Solide. Kein Wort zu viel. Erhaben über den König, auch, wenn der biestig zu ihm ist.
    Aquila - bescheuert wie immer. Er spricht in diesem Teil so geschraubt wie mein Schwager, wenn er zu viel Bier hatte. Der braucht da auch immer vier Sätze, um das zu sagen, was er sonst in einem unterbringt, so umständlich drückt er sich aus. :rofl:

    Ein bisschen gewundert habe ich mich, dass Mons Corit kommt, um Neuigkeiten zu erfahren. Dabei ist er doch der, der sie Auqila bringen soll und auch kann, weil er mit den anderen drei Ferremetu ja telepathisch in Verbindung steht. Hab ich da was verwechselt?

    Sofort folgte der kleine Diener ihm und verneigte sich ehrfürchtig, als ihm der König wieder seine Aufmerksamkeit schenkte.

    Vorschlag: "Sofort folgte ihm der kleine Diener und verneigte sich ehrfürchtig, als der König seine Aufmerksamkeit wieder auf ihn richtete."

    »Mein hier anwesender treuer Diener hätte nicht in Erwägung gezogen, dass es sinnvoll gewesen wäre, dich ebenfalls zu informieren.«

    Gehobene Sprache ist okay in diesen kreisen, aber ich fürchte, hier lässt du es den König doch ein wenig übertreiben. :rofl: Wenn man den Satz nochmal lesen muss, um dahinterzukommen, was er eigentlich gemeint hat ...

    Der Part im Tal

    Ja, ich glaub schon, dass Tempestas da ein schlechtes gewissen hat, die Truppe aufzuhalten. Aber ein bisschen Einsicht, dass es zu früh ist, wäre nicht schlecht. Zumal er ja eine nette Gesellschafterin hat, die bereit ist, ihn zu umsorgen. ^^
    Die Nachricht, dass ein zweiter Armreif in nicht allzu großer Entfernung zu finden sein könnte, ist natürlich toll. Ein bisschen Bauchgrummeln verursacht das Wissen, dass sie den Weg ohne den Einzigen finden müssen, der sich da auskennt - Tempestas. Klingt fast so, als würden da neue Probleme lauern. :/

    Ich hoffe, du nimmst mir mein Gemecker nicht übel, kij, aber du willst ja wissen, was wir davon halten. Oder? :huh:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • So, jetzt ich @kijkou
    Tatsächlich muss ich heute meckern :/
    Nicht böse sein bitte!!

    Spoiler anzeigen
    Zitat von kijkou

    »Ich habe vernommen, dass Ihr Jarule zu Euch beordert habt, Eure Hoheit. Das hat mein Interesse geweckt.« Er näherte sich dem königlichen Thron. »So habe ich mich ebenfalls auf den Weg gemacht, um in Erfahrung zu bringen, ob es Neuigkeiten gibt, Eure Majestät«, erklärte er und verneigte sich.Das hier ergibt für mich so überhaupt gar keinen Sinn. Aquila will doch von Corit Infos haben und nicht anders herum. Und ich denke auch, dass der Ferremetu nicht in der Position ist, Informationen vom König zu fordern...
    »Sehr vorbildlich!«, lobte Aquila ihn. Aufgrund meines vorhergehenden Kommentares, ist das für mich auch nicht nachvollziehbar. Normalerweise müsste Aquila ihn jetzt tadeln und selber fordern »Mein hier anwesender treuer Diener hätte nicht in Erwägung gezogen, dass es sinnvoll gewesen wäre, dich ebenfalls zu informieren.« Er warf Jarule einen missbilligenden Blick zu.Wieso auch? Er hat doch nur Jarule rufen lassen und nicht beide oder? Bitte berichtige mich, wenn das vorher mal gesagt wurde...Und wenn der König sagt, "Du" kommst her, dann gehst auch nur "Du" hin xD. Keine Ahnung, vielleicht bin ich heute auch nur etwas kleinkariert...
    »Aber, Eure Herrlichkeit, ule! Ich …«ich an seiner Stelle hätte Aquila jetzt eine gescheuert xD
    »Schweig!«, fuhr Aquila Jarule ins Wort, der erschrocken zurückzuckte.
    »Ule ule ule ule ule …«, stotterte er, bis der König drohend seine Hand hob.
    »Nun, ich bin schon sehr gespannt. Unterrichte mich! Wie vertreiben sich unsere Schützlinge ihre Zeit? Bitte, Mons Corit, sei so gut und befriedige meine Neugierde!« sowas in der Art gleich an den Anfang! Aquilas Augen funkelten wissbegierig und er grinste amüsiert. Das Kinn auf seine rechte Hand gestützt blickte er den Ferremetu erwartungsvoll an.


    Den zweiten Abschnitt fand ich ganz gut. Jarule lässt sich also doch nicht so schnell einschüchtern ;)
    Das beruhigt mich.

    Der Rest war für mich sehr angenehm zu lesen. Das Tempestas besorgt ist, merkt man und das kann ich verstehen. Schließlich ist er der Einzige, der sich dort auskennt...

    Zitat von kijkou

    »Wir suchen ganz bestimmte Armreife, die eigentlich überall sein könnten.« Er seufzte und kratzte sich am Kopf.
    »Armreife?«, fragte Yarkiy verwundert, während sie neues Holz für ein Feuer aufstapelte. »Wozu sucht ihr Armreife

    Schätze mal, die Wortwiederholung lässt sich schwer vermeiden. Das stört mich auch überhaupt nicht in dem Zusammenhang :)
    Aber fehlt da nicht überall ein "n".
    Ich weiß nicht, ob man es auch so nennen kann, aber davor hast du auch immer Armreifen geschrieben. Das sieht schöner aus, wenn es sich so durchzieht :P

    Oh man, für meine Verhältnisse habe ich ganz schön gemeckert ;(
    Bitte verzeih deiner Lady <3

    Ansonsten, hübsches Kapitel. Und jetzt lass die drei aufbrechen :D

    LG ^^^^

  • @LadyK

    Sorry, liebe Lady, aber hier muss ich @kijkou in Schutz nehmen. „Der Armreif" ist richtig. Und die Mehrzahl heißt "Armreife". Hat nix mit dem Reifen vom Fahrzeug zu tun. ;)
    http://www.canoo.net/inflection/armreif:N:M

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Meine liebe @Tariq, My @LadyK!
    Ich danke euch wie immer für eure Kommis und fürs Lesen :)

    Danke euch beiden!
    Ganz liebe Grüße <3

  • Zitat von Tariq

    Sorry, liebe Lady, aber hier muss ich @kijkou in Schutz nehmen. „Der Armreif" ist richtig. Und die Mehrzahl heißt "Armreife". Hat nix mit dem Reifen vom Fahrzeug zu tun.
    canoo.net/inflection/armreif:N:M

    Wieder etwas gelernt!! :D

    Wie gesagt, ich wusste das nicht. Aber es sieht einfach hübscher aus, wenn es überall gleich geschrieben wird. Also eventuell je nach Richtigkeit ändern ^^

  • Und weiter im Text :D
    Da fällt mir ein - welche Yarkiy hat euch besser gefallen? :stick:


    Kapitel 9 - Teil 2

    Alle aßen sie ausreichend und stärkten sich, wonach sich May, Zack und Jiyuu bereit zum Aufbruch machten.
    »Würdest du sie begleiten? Hm? Ja? Wunderbar«, murmelte Tempestas fröhlich vor sich hin. »Curaris begleitet euch!«, rief er dann. »Nur für alle Fälle. Sollte sich jemand von euch verletzen, ist es gut, wenn Curaris bei euch ist.« Er lächelte und kraulte das kleine Murmur, welches sich zum Abschied an sein Gesicht schmiegte und sich anschließend auf Mays Schulter niederließ.
    »Danke, Tempestas. Erhol’ dich bitte gut in der Zwischenzeit«, meinte sie.
    »Wenn ihr weiter in Richtung Süden geht, müsstet ihr den Fluss überqueren können, sofern dort die Brücke nicht ebenfalls zerstört worden ist. Danach ist es nicht mehr weit. In spätestens drei Stunden solltet ihr die Geysir-Felder erreicht haben«, erklärte Yarkiy.
    »Klingt nicht allzu kompliziert.« Zack nahm den großen Rucksack auf den Rücken. »Macht es dir was aus, wenn wir ein wenig Proviant mitnehmen? Ich will zwar den Rucksack nicht schleppen, aber es kann ja sein, dass es eine Weile dauert, bis wir den Armreif gefunden haben«, wandte er sich an Tempestas. »Du hast hier ja noch einiges an Futter übrig.« Er grinste.
    »Macht nur!«, meinte dieser amüsiert.
    »Wir beeilen uns mit der Suche und kommen, so schnell es geht, zurück.« Jiyuu warf Tempestas einen entschlossenen Blick zu und befestigte sein Schwert am Schultergurt, dann brachen sie auf.
    »Wehe, du erholst dich in der Zwischenzeit nicht!«, rief Zack noch zurück und bald schon waren sie nicht mehr zu sehen.

    »Hey! Versuche, etwas zu schlafen – auch wenn du nicht müde bist.« Yarkiy stellte sich vor Tempestas und versperrte ihm die Sicht, da dieser immer noch verträumt in die Richtung starrte, in die sich die anderen drei auf den Weg gemacht hatten.
    Er blickte zu ihr hoch. »Du kennst dich hier gut aus, nicht wahr?«
    »Ja, wieso fragst du? Was möchtest du wissen?« Yarkiy setzte sich neben ihn ins Gras.
    »Auf dem Weg zu den Geysiren – welche Gefahren lauern dort auf sie?« Seine Miene war ernst und man konnte ihm seine Sorge ansehen.
    Yarkiy lachte auf. »Die drei können sich wirklich glücklich schätzen, dich an ihrer Seite zu haben. Mach dir keine Sorgen! Gefährlich wird es nur, wenn sie auf den Geysir-Feldern unvorsichtig sein sollten. Sicher, unterwegs gibt es die üblichen Bedrohungen – kleinere Raubtiere, die überall lauern, aber nichts ungewöhnlich Beunruhigendes«, versicherte sie ihm.
    Tempestas legte nachdenklich seine Stirn in Falten. »Seit wann treiben sich eigentlich Nozhukusa im Nubs Gebirge herum?«, wollte er wissen.
    »Seid ihr etwa einem begegnet?«, fragte Yarkiy überrascht, worauf er nickte.
    »Oben im Norden bei einem verlassenen Steinbruch«, erzählte er.
    Sie verschränkte ihre Arme. »Hmm – ja einige sind über die Jahre hinweg von Aniveûs hierher ins Nubs Gebirge gewandert. Andere Okhrana haben behauptet, dass ihre Nahrung dort knapp wurde. Sie halten sich tagsüber in den Höhlen­systemen im Berginneren auf und kommen meist nur nachts raus, um zu jagen.«
    »Also hier unten haben sie nichts zu befürchten – gut.« Tempestas lehnte seinen Kopf nach hinten an das Wagenrad und schloss beruhigt seine Augen.

    Die Ferremetu verfolgten die drei, die sich nun auf den Weg gemacht hatten, den Armreif zu suchen und waren unentschlossen, wie sie weiter vorgehen sollten.
    ›Wollen wir die Todeskrähe tatsächlich unbeaufsichtigt lassen? Ist das nicht zu riskant?‹, fragte Inrigat die beiden anderen.
    ›Dabei warst du es doch, meine ästimierte Inrigat, die beinahe den Tod dieses Individuums verschuldet hat, oder irre ich mich diesbezüglich etwa?‹, sprach Eremus, der Junge der Ferremetu.
    ›Keiner hätte vorausahnen können, dass sich diese dämliche Todeskrähe von einer Nubs-Zmei beißen lässt. Du musst zugeben, dass es eine hervorragende Idee war, ihn mit dem Speichel des Nachtdorndrachens zu betäuben. Dass es ihn derart schwächen würde, war unvorhersehbar‹, verteidigte sich Inrigat.
    ›Die Okhrana ist bei ihm, also brauchen wir uns keine Sorgen um ihn zu machen‹, warf Silva ein.
    ›Ist sie vertrauenswürdig?‹, fragte Inrigat.
    ›Soweit ich das beurteilen kann, ja. Die Okhrana sind ein sehr stolzes und ehrliches Volk. Wenn diese Okhrana-Frau nicht hätte helfen wollen, hätte sie es nicht getan‹, erklärte Silva.
    ›Seht, sie nähern sich der Brücke!‹, unterrichtete Eremus die beiden. Dieser hatte die Ziele stets aufmerksam im Auge behalten.
    ›Ob sie es wohl schaffen, hinüber zu gelangen, ohne ins Wasser zu fallen …‹, meinte Silva amüsiert.
    ›Für die Myasuzuba wäre es zweifellos ein lukullischer Genuss, doch dies könnte unsere Obliegenheiten obstruieren‹, sprach Eremus.
    ›Genug jetzt! Beobachtet sie!‹, wies die Ferremetu-Frau die beiden zurecht und reduzierte ihre Flughöhe, um die drei besser im Blick zu haben.

    Diese hatten die Brücke nun fast erreicht, bei welcher es sich eigentlich nur um einen sehr großer Baumstamm handelte, der hier platziert wurde, um den Fluss gefahrlos überqueren zu können. Von der Oberseite war Holz abgetragen worden, um den Stamm zu ebnen und an den Ufern war er mit Seilen und Pflöcken befestigt.
    Nachdem sie auf die andere Seite gelangt waren, folgten sie dem Flussverlauf weiter nach Süden, so wie Yarkiy es ihnen beschrieben hatte.
    Ungefähr eine Stunde später erreichten sie die Ebene, auf der sich unzählige Geysire befanden, die sehr aktiv zu sein schienen. Überall stieg heißer Dampf auf und gelegentlich eruptierte eine der Heißwasserquellen. Durch den Dampf, der beinahe die ganze Ebene bedeckte, konnte man kaum weiter, als zwei bis drei Meter sehen.
    Langsam und vorsichtig tasteten sie sich immer weiter in die Geysir-Hölle vor.
    »Man kann hier nicht das Geringste erkennen. Hier etwas zu finden, ist unmöglich!«, rief Jiyuu demotiviert.
    »Eure komischen Anhänger haben sich auch noch nicht gemeldet?«, fragte Zack die beiden.
    May schüttelte den Kopf. »Bisher wäre mir nichts aufgefallen. Was ist mit deinem? Hast du etwas bemerkt?«, fragte sie Jiyuu, der vor ihnen ging.
    »Bisher noch nicht. Ich sehe ständig nach, ob es schimmert oder ähnliches, doch bis jetzt – woah!!«
    Plötzlich schoss direkt vor ihm eine heiße Wasserfontäne in die Luft.
    »Da-das war knapp!«, meinte er erleichtert. »Wir sollten unbedingt dicht zusammenbleiben.«
    »Meinst du, damit wir gleich alle auf einmal gekocht werden?«, fragte Zack ironisch und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Ja, Zack, genau deswegen«, entgegnete Jiyuu und seufzte.
    Sie gingen vorsichtig weiter, bis May auf einmal anhielt.
    »Wartet einen Moment!« Sie deutete auf ihr Adlerfedern-Amulett, das in einem schwachen Rot schimmerte.
    Jiyuu sah sofort nach seinem Anhänger, welcher ebenfalls leuchtete. »Der Armreif muss ganz in der Nähe sein«, sagte er erfreut.
    »Nur wo, ist die Frage.« Zack blickte sich um.
    »Bleibt mal hier stehen – ich möchte etwas überprüfen.« Jiyuu ging ein Stück weiter und machte dann einen großen Bogen um May und Zack, wobei er das Amulett im Auge behielt. Er umkreiste sie und hielt schließlich an. »Ich glaube, in dieser Richtung leuchtet es stärker!«, rief er den beiden zu, als er etwa drei Meter weiter rechts von ihnen stand.
    »Dann lasst uns mal in diese Richtung weitergehen. Wär’ echt der Hammer, wenn wir den Armreif gleich finden würden!«, rief Zack begeistert und umarmte May vor Freude.
    »Ich freue mich ja auch, Zack!«, lachte sie. »Komm, lass uns nachsehen!«, meinte sie dann und drückte ihn sanft von sich weg.
    Ein Stück weiter vorne kamen sie an eine Stelle, an der sich ein breiter Riss im Boden befand, aus dem es dampfte.
    »Das Amulett schimmert hier deutlich stärker.« May blickte Jiyuu und Zack abwechselnd an.
    Zack machte sich groß und stellte sich auf die Zehenspitzen, um aus sicherer Distanz in den Riss hineinsehen zu können. Dieser schien sehr tief zu sein. »Nein, bitte sag, dass der Armreif nicht irgendwo da unten liegt«, meinte er, sank verzweifelt auf die Knie und seufzte.
    Jiyuu näherte sich vorsichtig dem Erdspalt und fuhr mit einer schnellen Handbewegung durch den Dampf, der von unten aufstieg.
    »Hmm. Scheint nicht allzu heiß zu sein.« Er blickte in den Abgrund hinunter, wobei der Dampf, der nach Schwefel roch, ihm ins Gesicht stieg. Aufgrund des Dunstes und der Dunkelheit in diesem knapp über einen halben Meter breiten Spalt konnte er kaum etwas erkennen.
    Nun blickten auch die beiden anderen hinunter.
    »Da! Da hat was aufgeblitzt!« May deutete auf etwas, das sich in ungefähr zwei Metern Tiefe befand.
    »Ja, jetzt hab’ ich es auch gesehen«, meinte Jiyuu und blickte May daraufhin ratlos an.
    »Wie sollen wir da je `rankommen?«, fragte Zack resigniert. »Hinunterklettern können wir vergessen – viel zu eng.«
    »Vielleicht geht es ... ich glaube, ich pass’ da rein.« May legte ihren Umhang, die Tasche und den Bogen ab und setzte sich an den Rand der Erdspalte.
    »Nein, das ist viel zu riskant!« Jiyuu packte Mays Arm. »Ich lass’ dich da sicher nicht alleine runterklettern. Man kann kaum etwas erkennen – und was, wenn du abrutschst!?«
    »Aber wir brauchen diesen Armreif!«, entgegnete sie.
    »Wir können uns nicht einmal sicher sein, ob es sich überhaupt um den Armreif handelt, der da unten liegt – und dafür ist das Risiko einfach zu groß!«, beharrte Jiyuu auf seiner Entscheidung.
    »Er hat recht. Vergiss das! Es muss einen anderen Weg geben«, meinte Zack ernst.
    May seufzte. »Mir fällt keine andere Möglichkeit ein. Risiko hin oder her – ich bezweifle, dass wir einen anderen Weg finden werden, wieder nach Hause zu kommen, als diesen Gott um Hilfe zu bitten. Wenn es einen normalen Weg geben würde, hier wegzukommen, wäre uns diese Insel und vor allem ihre teilweise unglaublichen Bewohner doch bekannt!«
    Plötzlich gluckste das kleine Murmur aufgeregt los, sauste um sie herum und verschwand im Abgrund.
    »Curaris!«, rief May ihm erschrocken nach.

    Die drei blickten wie gebannt nach unten, doch außer dem Dampf, der aus der Dunkelheit aufstieg, war nichts zu erkennen.
    »Oh Mann, Tempestas bringt uns um …«, murmelte Zack und biss sich angespannt auf die Unterlippe.
    »Das ist nicht gut …« May machte sich bereit, hinunterzuklettern und dem kleinen Murmur zu folgen.
    »Da!!«, rief Jiyuu.
    Curaris schwebte langsam wieder nach oben. Das Tierchen hatte den Armreif bei sich, der beinahe um seinen ganzen Körper passte.
    »Curaris, du bist genial!«, rief May begeistert.
    Das kleine Murmur ließ sich erschöpft auf ihrem Schoß nieder, denn der Armreif hatte ein ganz schönes Gewicht für ein so kleines Wesen. Er bestand aus einem rot glänzenden, gesteinsähnlichen Material und war mit undefinierbaren Gravuren verziert. May nahm ihn dem Murmur behutsam ab.
    »Sei bloß vorsichtig – du weißt doch noch, was Tempestas gesagt hat. Wenn du ihn einmal anlegst, bekommst du ihn nicht mehr ab«, warnte Zack sie.
    Sie nickte. »Wir bringen ihn erst mal zu ihm, würde ich sagen.« Sie stand auf und steckte ihn vorsichtig in ihre Tasche.
    »Gut, machen wir uns gleich auf den Rückweg.« Jiyuu lächelte zufrieden.
    »Wollen wir vorher noch etwas essen?«, fragte Zack und deutete auf den Rucksack, den er mitgenommen hatte.
    »Du kannst gerne noch hierbleiben, wenn du willst – ich möchte Tempestas ungern warten lassen«, entgegnete Jiyuu ernst und machte sich auf.
    »Er hat recht, Zack. Unsere letzte Mahlzeit liegt vielleicht gerade mal vier Stunden zurück. Gedulde dich bitte noch ein wenig, ja?« May klopfte ihm spielerisch auf den Bauch. »Du Vielfraß«, murmelte sie lächelnd und folgte Jiyuu.
    »Das heißt, ich hab’ den schweren Rucksack die ganze Zeit völlig umsonst mit mir rumgeschleppt?«, seufzte Zack, ließ den Kopf hängen und setzte sich auch endlich in Bewegung.
    Mittlerweile war es fast komplett windstill geworden. Der Dampf, der von den Geysiren aufstieg, blieb in der Luft stehen und bildete einen dichten Dunst­schleier.
    Jiyuu hielt an. »Wartet! Was ist das?«
    Aus der Ferne war ein Geräusch zu hören. Es klang wie das Galoppieren eines Tiers, das sich ihnen rasch näherte.
    Jiyuu zog entschlossen sein Schwert und stellte sich schützend vor May und Zack, die sich verunsicherte Blicke zuwarfen.
    »Da ... kommt irgendwas.« Zack nahm nun ebenfalls eine abwartende, defensive Haltung ein.
    Das Geräusch der Hufe des sich schnell fortbewegenden Tiers näherte sich ihnen und seine Gestalt zeichnete sich in den dichten Dunstschwaden ab.
    Das kleine Murmur versteckte sich hinter May, die die Silhouette angespannt fixierte. Jiyuu holte mit seinem Zweihänder aus und als es aus dem Nebel stürmte, zog er das Schwert schwungvoll durch.

    --------------- :P -----------------

  • Klasse, @kijkou, gefällt mir, hab nix zu meckern. Kann weitergehen. ^^

    Yarkij? Hm, ich denke, die Manga-Version mag ich mehr. Ich kann sie mir einfach schlecht mit Fell vorstellen. :pardon:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Also ich fand den Abschnitt auch sehr gut. Spannend und tolle Aktionen! Von mir kommt auch kein Gemecker :)

    Mir gefällt wie @Tariq auch die Manga-Version besser. :thumbup:

    Kann weiter gehen!

    LG ^^