Hallo nochmal
wie im Vorstellungsthread erwähnt, arbeite ich da an etwas und das schon seit Jahren. Allerdings hat sich die Geschichte immer wieder verändert, mal mehr, mal weniger - jedenfalls bin ich mit der Richtung, in die sie sich momentan entwickelt, ganz zufrieden und würde jetzt gerne wissen, wie euer Eindruck so ist. Mittlerweile habe ich hier ja ein bisschen gestöbert und glaube, dass ich viel von euch lernen kann.
Also, es gibt keinen Prolog, jedenfalls noch nicht, da bin ich mir noch nicht ganz einig mit mir selbst, es geht direkt mit dem ersten Kapitel los. Das ist auch sofort ziemlich lang und genau das ist eins meiner Probleme damit. Ich habe das Gefühl, dass ich dem Leser am Anfang so viel über meine Welt erklären muss und um ihn nicht zu bombardieren, versuche ich das langsam zu machen. Das führt natürlich dazu, dass es mit der eigentlichen Handlung sehr schleppend losgeht.
Naja, ihr kriegt erstmal einen Teil des ersten Kapitels und ich würde eben vor allem gerne wissen, wie das Tempo für euch ist und ob es zu viel, zu wenig Information für den Anfang ist. Aber alles andere darf natürlich auch gerne kritisiert werden
Bitteschön, freigegeben zum zerpflücken
Edit 14.4.19: Ich habe endlich einen Prolog für die Story. Ich bin sehr gespannt, was ihr zur Informationsfülle sagt. Könnt ihr schon Schlüsse ziehen, oder ist überhaupt nichts zu verstehen? Mir ist er vom Gefühl her etwas zu kurz, aber irgendwie ließ er sich sowieso schon sehr schwer schreiben, deswegen lasse ich ihn jetzt fürs erste wie er ist und gebe ihn frei zum zerpflücken
Prolog
Das alte Gemäuer lag in beinahe völliger Dunkelheit. Die Magierin, die durch die Gänge eilte war in einen dicken Mantel gehüllt, den sie krampfhaft um sich schlang, als würde sie bitter frieren. Eigentlich hatte der Sommer die Insel mittlerweile im warmen Griff, doch die dicken Mauern hielten hartnäckig an der Kälte des Winters fest.
Sie hatte einen langjährigen Freund um ein Treffen gebeten. Nein, er war nicht nur ein Freund, sondern ihr Mentor, ihr Vorbild, zu dem sie sich seit vielen Jahren nie öffentlich hatte bekennen dürfen. Zu gefährlich wäre es, wenn jemand den Zusammenhang zwischen ihnen beiden sehen und ihn mit vergangenen Ereignissen verknüpfen würde. Sie hatten damals Stillschweigen über all dies vereinbart und in den Jahren, in denen der Orden sich gewandelt hatte, konnten sie so die anderen Magier einiges vergessen lassen. So knapp waren sie damals davongekommen und hätte sich heute jemand daran erinnert, würde ihnen einiges angelastet werden. Im schlimmsten Fall würde ein vollständiges Magieverbot ausgesprochen und sie beide würden in einem Kerker landen.
Aber in den letzten Tagen hatte sie einige beunruhigende Nachrichten erhalten. Etwas war in Gang gesetzt worden, von dem sie gehofft hatte, dass es sich noch einige Jahre ruhig verhielt, bis sie und ihr Meister bereit waren. Doch offenbar hatten die Götter andere Pläne mit ihnen. Jedenfalls verlangte die Situation nun, ihr Schweigen zu brechen und wieder persönlichen Kontakt aufzunehmen.
Weder Mond noch Sterne erhellten die glatten Mauern in dieser Nacht, als die Magiern ins Freie trat. Es war, als würden sie sich weigern, ihr bei ihrem Vorhaben Licht zu spenden. Eine zweite Gestalt, ebenso in ein dunkles Gewand gehüllt, streifte durch den angrenzenden Kräutergarten, stockte aber und sah zu der Magierin auf, als sie ihre Präsenz wahrnahm. Wortlos begrüßten sich beide und einigten sich genauso stumm, den Weg in richtung Obstgarten einzuschlagen. Eine ganze Weile schwiegen sie in Übereinstimmung miteinander, bis sie weit genug in die Tiefen des Gartens vorgedrungen waren, um wirklich ungestört zu sein. Dann erst brach die Frau das Schweigen.
»Meinen Glückwunsch zu Eurer Ernennung!« Ihre Stimme klang dünn, als hätte ein starker Wind sie fortgerissen, gerade als die Worte den Mund verlassen hatten. »Ich hatte noch keine Gelegenheit, es auszusprechen.«
»Ich danke Euch. Es ist mehr Arbeit als ich dachte«, gab er lächelnd zu, doch sie reagierte nicht darauf.
»Es ist möglich, dass ich Euch noch mehr Arbeit bescheren werde«, antwortete sie nach einer erneuten Weile des Schweigens. »Ein altes Problem ist aufgetreten.«
Die Züge des Mannes verfinsterten sich sofort. Unwillkürlich raffte er seinen Mantel enger um sich. »Seid Ihr sicher?«
»Mein Späher hat mir berichtet, dass er auf dem Weg nach Banria ist. Das war vor sechs Tagen. Das bedeutet...«
»...er könnte bereits dort sein«, vollendete er grimmig ihren Satz. »Das heißt, wir müssen so schnell wie möglich handeln.«
»Das ist nicht alles«, murmelte die Frau. »Ich habe Gerüchte gehört, dass unsere alte Freundin aus ihrem Exil nach Akraves zurückkehren möchte.«
»Glaubt Ihr, es gibt einen Zusammenhang?«
»Es wäre ein wirklich seltsamer Zufall«, gab sie zu. »Unsere Druckmittel scheinen jedenfalls nicht mehr auszureichen, um beide in Schach zu halten. Wenn Ihr in Eurer neuen Position bleiben wollt, müssen wir etwas unternehmen.«
Er nickte bedächtig. »Falls der Zentaur es tatsächlich auf das Mädchen abgesehen hat, wird er bereits mit ihr in Kontakt getreten sein. Das können wir nicht mehr verhindern. Aber ich kenne Mittel und Wege, ihn daran zu hindern, in Banria zu bleiben. Das werden Ihr erledigen müssen.«
Die Magierin stimmte ihm stumm zu. »Ich muss mich sowieso auf den Weg ins Land machen. Noch habe ich keinen neuen Schüler ausgewählt.«
»Das bringt mich auf eine weitere Idee«, murmelte er nachdenklich. »Falls der Schaden schon angerichtet ist, bringt das Mädchen her. Sollte der Zentaur ihr seine Version der Geschichte erzählen, und bleibt sie weiter allein bei ihrer Familie, dann haben wir ein großes Problem. Und was ist mit dem Bruder?«
»Weiterhin keine magische Begabung bei ihm festzustellen. Er wird uns nicht gefährlich werden, aber die Idee für das Mädchen gefällt mir. So hätten wir sie bei uns und könnten die Kontrolle aufrecht erhalten. Und vielleicht sogar noch viel mehr!« Ihre Augen begannen unverhohlen zu leuchten, als sie ihm diesen Ansatz eines Vorschlags unterbreitete.
»Geduld, meine Liebe.« Mit beschwichtigendem Lächeln sah er auf sie herab. »Ihr könnt Euch darauf verlassen, dass ich alles tun werden, um dem Orden die Stärke wiederzubringen, die er unter meinem Vorgänger verloren hat. Und ja, vielleicht ist jetzt tatsächlich die Zeit gekommen. Vielleicht können wir mehrere Probleme auf einmal lösen und sie für immer zum Schweigen bringen.«
Kapitel 1.1
Geschickt setzte Flora das letzte Zahnrad an seinen Platz in der Konstruktion, griff nach einem winzigen Schraubendreher und zog die drei Schrauben fest, die dem gesamten System ihren endgültigen Halt gaben. Vorsichtig drehte sie an dem Rädchen, an dem sie die ganzen Monate über mit einem Faden ein keines Papierschildchen mit der Aufschrift Nicht anfassen! befestigt hatte. Es war die Schraube, mit der sie das System aufzog, ihm Energie einverleibte, damit es endlich zum Leben erwachte. Mit Stolz beobachtete sie, wie ihr Werk begann, sich zu bewegen, wie die feinen Zahnrädchen reibungslos ineinandergriffen und ihren Dienst aufnahmen. Flora genoss das leise Ticken, das an ihr Ohr drang, schöner als die schönste Melodie. Es war die erste Uhr, die sie selbst konstruiert und gebaut hatte und obwohl es eigentlich nur ein alltäglicher Gegenstand war – jeder Uhrmacher hätte wahrscheinlich die Hälfte der Zeit benötigt, ach was, ein Drittel – platzte sie beinahe vor Stolz. Jetzt würde sich zeigen, ob ihre Berechnungen korrekt waren und die Uhr auch richtig ging.
»Was hast du da, Flora?«
Erschrocken zuckte sie zusammen, als die Stimme ihres Bruders ganz nah an ihrem Ohr ertönte. »Lysander! Bist du wahnsinnig, beinahe hätte ich sie fallen lassen!«
»Das Chaos um dich herum sagt alles, du hast wieder gebastelt. Lass das bloß nicht Vater sehen. Was ist es diesmal?«
Er verließ den Platz hinter ihr und umrundete den Tisch, sodass er sich ihr gegenüber setzen konnte. Vorsichtig legte er ein paar Teile beiseite, um die Arme auf dem Tisch aufstützen zu können.
»Nur eine Uhr«, murmelte Flora und begann, das Chaos zumindest notdürftig zu beseitigen. Lysander griff nach ihrem Werk und drehte es vorsichtig, um es von allen Seiten zu betrachten. »Sie ist schön. Ein echtes Kunstwerk«, meinte er beeindruckt. »Aber weißt du, was ihr noch fehlt?«
Natürlich wusste Flora es. »Das Glas. Ich hatte noch keine Gelegenheit, unbemerkt eins zu machen. Vater war in letzter Zeit fast rund um die Uhr in der Werkstatt.«
Emilian, der Vater der beiden Geschwister, verdiente sich seinen Lebensunterhalt mit der Glasbläserei, die er wiederum von seinem Vater übernommen hatte und seit jeher war die Familie angesehen und geachtet in Banria für ihre kunstvollen Werke. Emilian liebte Glas und hatte sowohl seine Fähigkeiten, als auch seine Leidenschaft für den Beruf an seinen Sohn weitergegeben. Lysander wurde ihm immer ähnlicher, je mehr er sich entwickelte und dazulernte und Flora war sich sicher, dass er die Glasbläserei eines Tages genauso erfolgreich weiterführen würde, wie Emilian. Sie selbst dagegen war eher ungeschickt mit dem heiklen Material. Natürlich musste sie ebenfalls in der Werkstatt helfen, aber ihr Vater ließ sie nur die groben Arbeiten erledigen. Für die Feinheiten holte er Lysander oder erledigte sie selbst. Es war nicht so, dass Flora nicht handwerklich geschickt war, aber das Glas und sie hatten sich in den achtzehn Jahren, die sie nun zusammen unter einem Dach lebten, nicht miteinander angefreundet. Sie verbrachte viel Zeit mit ihren eigenen Basteleien, Konstruktionen und vor allem komplizierten Berechnungen, mit deren Hilfe sie jedes ihrer Werke genaustens plante. Emilian sah es nicht gerne, wenn sie stundenlang über ihren Formeln brütete oder oben in ihrem Zimmer Chaos veranstaltete, um etwas zu basteln, das in seinem Sinne keinen Nutzen hatte. Sie solle sich lieber darauf konzentrieren, ihre Geschicklichkeit beim Glas auszubauen, sagte er immer. Zwar war seine Nachfolge mit Lysander bereits gesichert, aber er sorgte sich um die Zukunft seiner Tochter. In seinen Augen hatte Flora keine Fähigkeiten, die sie ihren Lebensunterhalt verdienen ließen, wenn er einmal nicht mehr war, aber Flora war der Meinung, dass sein Horizont einfach nicht weit genug über Öllampe und Blasebalg hinausreichte, um ihre Möglichkeiten zu sehen.
»Ich werde dir ein Uhrenglas machen«, sagte Lysander, als er ihr die Uhr zurückgab. »Ein wirklich schönes.«
Dankbar lächelte Flora ihm zu und nannte ihm die benötigten Maße. Lysander hatte es viel leichter, in der Werkstatt etwas abzuzweigen, selbst wenn es nur ein kleines Teil war.
»Und jetzt komm, Vater hat schon zweimal nach dir gerufen und ist wahrscheinlich schon stinkwütend. Du sollst für ihn auf dem Markt ein paar Besorgungen machen.«
Flora seufzte und holte eine große Holzkiste unter dem Tisch hervor, in der sie alle Kleinteile fein säuberlich in die dazu vorgesehenen Fächer verstaute. Sie war nicht erpicht darauf, einkaufen zu gehen, aber es war immer noch besser, als in der Werkstatt ständig von Emilian beobachtet und korrigiert zu werden.
Lysander folgte ihr die beiden schmalen Holztreppen des Hauses hinunter ins Erdgeschoss, wo nach vorne zur Straße der Laden und dahinter die Werkstatt lag. Der kleine, verwinkelte und vollgestellte Laden war eigentlich mehr zu Ausstellungszwecken gedacht, als dass die Leute wirklich kamen um Einzelstücke zu kaufen. Manchmal kam es vor, aber das waren in der Regel Reisende, die sich teure verschnörkelte Erinnerungsstücke kaufen konnten. Der Großteil der Kundschaft bestand aus den Reichen der Stadt und denen, die es werden wollten. Sie kamen in den Laden, um sich Emilians angepriesene Fähigkeiten anzusehen und bestellten dann ein Sortiment an beispielsweise schmuckvoll verzierten Gläsern, oder Lampenschirmen. Alchimisten in der Stadt kamen, um sich Fläschchen in sonderbaren Formen anfertigen zu lassen und die ein oder andere Frau spazierte in den Laden, um die Ketten von Glasperlen zu bewundern, die Emilian und Lysander gelegentlich herstellten.
Das Haus war aus Stein und Holz gebaut und hatte neben dem Erdgeschoss ein Obergeschoss, sowie den Dachboden, wo sich Floras Zimmer befand. Lysander und Emilian lebten im ersten Stock und dort befanden sich auch die kleine Küche und ein Bad. Fließendes Wasser gab es allerdings nur, wenn man vorher unten im Hof eine Pumpe betätigte und warm war es nur an Sommertagen oder wenn man vorher den großen Kessel anheizte, der ebenfalls im Hof stand. Der Garten dahinter zeigte sich verwildert und mit sich eigenständig vermehrenden Blumen geschmückt, aber Flora mochte ihn so wie er war.
Die beiden Geschwister kamen unten in der Werkstatt an, wo Emilian kurz aufblickte, als er den beiden gewahr wurde und dann seine Arbeit fortsetzte. »Im Laden liegt ein Zettel, Flora. Geh und besorge alles. Lysander, komm her und hilf mir.«
Flora nickte in seine Richtung, aber sie bezweifelte, dass ihr Vater es sah. Lysander warf ihr einen vielsagenden Blick zu, dann ging er Emilian zur Hand. Alle drei wussten, dass seine Augen nicht mehr die besten waren, aber da Emilian sich weigerte, das zu akzeptieren und sich eine Brille anfertigen zu lassen, waren die beiden Geschwister machtlos.
Resigniert betrat Flora den Laden. Auf dem hölzernen Tresen lag eine lange Liste mit Dingen, die sie besorgen sollte, angefangen beim Wocheneinkauf bis hin zu speziellen Strukturzangen, die sie beim Schmied bestellen sollte. Sie nahm einen Stapel Leinenbeutel mit, die unter dem Tresen lagerten und machte sich auf den Weg.
Banria zeigte sich heute sonnig und friedlich. Emilians Glasbläserei lag relativ am Rande der Stadt, die sich, von zwei Seiten eingerahmt, sanft einen Hügel hinab zum Seeufer erstreckte. Der Bonacian war der größte See in Kilados und teilte das von Norden nach Süden lang gestreckte Land in zwei etwa gleich große Hälften. Selbst an klaren Tagen konnte man von Banria aus nicht das andere Ufer sehen. An der anderen Seite, also oben auf dem Hügel, wurde die Stadt von einem dichten Wald begrenzt.
Da Floras Zuhause ganz oben auf dem Hügel lag, musste sie die meiste Zeit bergab, um nach unten zum Hafen zu gelangen und hatte einen herrlichen Ausblick auf die Stadt und den See. Es schien, als seien gerade neue Schiffe eingetroffen, erkennbar an den vielen leuchtend weißen Segeln. Vielleicht waren sie sogar vom Meer gekommen. Banria war eine bedeutende Handelsstadt und seine Bewohner profitierten alle von der günstigen Lage.
Flora merkte, dass sie ihr Ziel fast erreicht hatte, als ihr der betörende Duft gebratener Quefas in die Nase stieg. Die Seefahrer brachten die kleinen schmackhaften Meerestiere von ihren Reisen mit und Flora liebte sie dafür. Es war ihr von vornherein klar gewesen, dass sie nicht würde widerstehen können, also kaufte sie als erstes ohne allzu schlechtes Gewissen eine Tüte Quefas, band ihre langen roten Haare nach hinten, damit sie nicht in der Soße hingen, und schlenderte eine Weile über den Markt. Die Gemüsestände und alles Weitere ließ sie fürs erste links liegen. Einkaufen konnte sie später immer noch und sie hatte keine Lust, die vollgepackten Taschen über den ganzen Markt zu schleppen. Ihr Zeil war der Hafen, wo die Schiffe angekommen waren und Flora war neugierig, welche Leute welcher Rassen an Land gegangen waren. Der Großteil der Bevölkerung von Banria bestand aus Menschen, wie in den meisten Städten Kilaods', aber zum Handeln kamen die vielen verschiedenen Rassen und die Städte der Menschen. Elben, Zwerge, Zentauren, sogar Elfen tanzten zwischen den Ständen umher und ließen sich Waren aufschwatzen.