Nachdem es schon wieder Herbst wird, ist es fuer mich Zeit mit dem Entwurf zu der naechsten Winterfolge unserer Fantasy-Serie zu beginnen, die wir dann wahrscheinlich im neuen Jahr abdrehen werden (zumindest die Aussenszenen). Nachdem wir wieder eine ansehnliche Mannschaft an Statisten brauchen werden, ist es gut das Konzept frueh zu haben.
Wie auch bei den anderen Episoden sind wir hier im Forum mehr an inhaltlichem Feedback interessiert als an Stil, Grammatik oder Rechtschreibung weil das primaere Ziel der Geschichte ist, die Grundlage fuer ein Drehbuch zu werden. Wir sind in diesem Stadium auch fuer neue Ideen fuer den Plot oder Aenderungen offen (das ist generell leichter bevor man gefilmt hat...) - aber immer unter dem Vorbehalt dass wir es nachher verfilmen muessen - und manche Dinge koennen wir einfach nicht machen.
So - fuer alle die Clíodhna bis jetzt verfolgt haben - hier ist Folge 7.
(Und wer einen schnellen Ueberblick ueber die Geschichte bisher haben moechte - hier ist die Website zur Serie.)
Viel Spass!
Der Trollschatz
Wolken drängten sich von den nahen Bergen heran, dunkle, graue Wolken, wie eine Armee von Riesen die in den Krieg gegen das letzte, schwache Tageslicht zogen. Es würde mehr Schnee geben, und schon bald. Vielleicht schon vor Einbruch der Nacht.
Bradach zog den Mantel enger um die Schultern, rieb sich kurz die frostigen Hände und kniff dann die Augen enger zusammen um den frischen Schnee am Waldrand nach Spuren abzusuchen. Der Talboden von Gleann an Phéine lag unter ihm ausgebreitet, Reihen über Reihen von dicht verschneiten Kiefern und Fichten, nur unterbrochen von kahlen Birken und dem makellosen Weiß eines zugefrorenen Sees in der Entfernung. Aber keine Spur...
Er fluchte leise. Es war nicht mehr viel Zeit bis es dunkel werden würde und die Schatten im Wald so dicht werden würden daß eine weitere Jagd unmöglich war. Wenn er wenigstens eine Spur finden könnte - ein Elch war viel zu schwer um nicht tief durch die Schneedecke zu brechen. Und wenn er einen Elch erwischen konnte... Fleisch für seine Familie fast bis zum Ende des Winters. Ein Fell das im Sommer gegerbt werden könnte. Leder, das verkauft werden konnte. Und Elche gab es reichlich im Tal - aber auch ein geschickter Bogenschütze mußte es schaffen, nahe genug an sie heranzukommen damit der Pfeil töten konnte.
In Gedanken schalt er sich. Davon, daß er Phantasien nachhing was er mit einem Elch anfangen konnte wurde auch niemand satt. Er hatte gehofft, auf die Klippe zu steigen würde ihm zeigen wo im Tal er Beute machen könnte, aber das war wieder eine enttäuschte Hoffnung mehr. Das Licht würde noch ein wenig reichen um im Wald sein Glück zu versuchen - bevor er mit leeren Händen ins Dorf zurückkam. Aber zumindest diesen Versuch war er seiner Familie schuldig.
Mit halb erstarrten Fingern löste er die Schneeschuhe von seinen Füßen und schlang sie sich neben Bogen und Köcher auf den Rücken, dann macht er sich vorsichtig daran, über die Felsen abzusteigen.
Die Klippe war nicht steil, keine senkrechte Felswand die man nur mit einem Seil hätte überwinden können, sondern eher eine wirre Treppe die von Felsen gebildet wurde - oft war es nur ein Schritt bis zum nächsttieferen Felsband, aber an manchen Stellen fiel der Fels auch mehr als zwei Mann hoch ab. Und der lose Schnee machte jeden Schritt trügerisch.
Seine Finger brannten, wann immer er den verharschten Stein berühren mußte, und Bradach verzog das Gesicht, als Schnee in seine Stiefel drang. Aber jetzt war es zu spät um umzukehren, er war schon auf halbem Weg zum Wald unter ihm...
Und dann passierte es. Mit einem Mal gab der Schnee unter ihm nach, einen Moment lang schrammte seine rechte Hand noch über harten Stein, dann verlor sie den Halt und für einen endlosen Moment lang sah er das Grau der Wolken über sich. Dann preßte ein dumpfer Aufschlag seinen Atem aus der Brust, und ein scharfes Knacken drang an sein Ohr. In einer Schneewächte glitt er weiter nach unten, kurz sah er dunklen Wald, dann wieder ein dumpfer Aufprall, Schneebrochen die sein Gesicht trafen.
Dann Stille. Leises Rieseln von Eiskristallen die sein Gesicht trafen und auf seiner Haut brannten, seinen Blick verschwimmen ließen. Stöhnend blinzelte er, bis das Bild klarer wurde. Über ihm ragte die Klippe in den grauen Himmel, und neben ihm lag ein Gewirr aus Wurzeln und Moos, das sein wilder Fall wohl aus der Wand gerissen hatte.
Er versuchte seine Arme zu bewegen, und für einen Moment sprang ihn Panik an als nichts passierte, doch dann gab der harte Schnee nach, und mit gefühllosen Händen schob er die weiße Masse von seinem Oberkörper und seinen Beinen, dann zog er sich vorsichtig in eine kauernde Stellung hoch.
Nichts gebrochen wie es aussah - aber sein rechtes Knie schmerzte höllisch, und jeder Atemzug tat weh. Die Pfeile waren über den Schnee verstreut, einer entzweigebrochen - der Bogen? Was war mit dem Bogen? Ein Seufzer der Erleichterung verließ ihn, als er sah daß die Waffe unbeschädigt war.
Dann hielt er inne. Da war etwas gewesen... Seine Augen suchten die Stelle ab, wo sie ein Glitzern gesehen hatten das da nicht hingehörte. Dort, wo der Wurzelstrunk heruntergekommen war.
Und dann sah er es - halb aus dem Schnee ragte etwas goldenes auf, glänzend, so wie nur ein einziges Metall glänzen kann. Warm und hell, trotz des grauen Himmels.
Ein Ring. Ein goldener Ring.