Eine spannende und schön geschriebene Szene
Ein paar Vorschläge
ZitatAls er den Marktplatz seiner alten Heimat betrat, war nichts mehr so, wie an jenem Tag. Die Stände und dahinter liegenden Häuser waren unbeschädigt. Es war sonnig und warm. Doch kein Laut durchdrang die seltsame Szenerie. Niemand war zu sehen und auch sonst schien der Ort menschenleer. Schwebend in der Luft hingen Kisten, Früchte und Geschirr, als hätte die Schwerkraft selbst, über die hier angebotenen Waren, ihre Herrschaft aufgegeben. Hängende Stoffe wurden nicht zu Boden gezogen, sondern tänzelten mit einer unheimlichen Anmut im Raum.
Erst als Tjelvar ausatmete und Luftblasen aus seiner Nase emporstiegen, verstand er.
Ich bin unter Wasser.
Ich muss gestehen, dass ich am Anfang nicht verstanden habe, warum die Szenerie als seltsam beurteilt wird. Vielleicht wäre es geschickt, wenn die Beurteilung, dass es seltsam ist nach hinten gestellt oder komplett rausgenommen wird. Die Seltsamartigkeit könntest du durch Tjelvars Gefühle/Gedanken vermitteln.
Der unterstrichene Satz ist etwas merkwürdig, was an der Passivkonstruktion hängen mag. Von wem sollten sie denn zu Boden gezogen werden?
ZitatFür den Bruchteil einer Sekunde bekam er es mit der Panik zu tun, doch realisierte er schnell, dass er nicht zu ertrinken drohte. Atmen und Bewegen fiel ihm so leicht wie an Land.
Womöglich könntest du die Panik zeigen? Die Realisation würde ich in einen zweiten Satz packen, damit die Spannung höher ist.
Andere Frage: Wie kann man sich unter Wasser genauso leicht bewegen wie an Land? Wenn die Gegenstände wabern und so schweben, sollte sich nicht an seinem Körper auch etwas tun? Ich dachte irgendwie an den Aquaman-Film, wo die Körper sich anders unter Wasser verhalten, als an Land.
ZitatTjelvar zog die Stirn kraus.
Meckern auf hohem Niveau, aber ich tu es trotzdem: Kleiner Perspektivenbruch. Du bist in seiner Perspektive und normalerweise, wenn man überlegt, denkt man sich nicht "Ich ziehe nun die Stirn kraus", außer man schauspielert oder Ähnliches.
ZitatMit einem Mal gewann die Stimme an Tiefe und Dunkel.
Meinst du Dunkelheit?
ZitatDas Wasser um Tjelvar begann zu sprudeln, ja gar zu sieden. Die Hitze hüllte ihn ein, doch verbrannte sie ihn nicht.
Wie fühlt sich das an? Gute Möglichkeit, um ein paar Sinneswahrnehmungen unter zu bringen
ZitatWie zuvor in seinen Armen eroberte die Hitze nun seinen gesamten Körper. Die glühenden Spieße durchbohrten ihn von innen heraus. Er schrie, doch wurde der Schrei von der See erstickt. Er strampelte, versuchte zu entkommen.
Der Schmerz ebbte nicht ab. Das brodelnde Wasser um ihn herum, brannte nun auf seiner Haut. Die Qual war überwältigend und drohte sein Bewusstsein zu verschlingen. Wäre da nicht das gleißende Licht, des Auges, das ihn wachhielt. Unaufhaltsam näherte er sich der brennenden Kugel. Wie ein Fisch, der seiner Welt entrissen wurde und zu lange auf dem Trockenen lag, zappelte Tjelvar und versuchte, den Schmerz abzuschütteln. Doch mit jeder Bewegung wurde er schwächer.
Okay, ich habe eine kleine Reizüberflutung Ich musste die Stelle ein paar Mal lesen, um zu verstehen.
Vorhin hieß es, dass die Wärme ihm nichts ausmacht, bzw. dass es nicht schmerzt. Habe ich etwas verpasst? Falls sich etwas in der Wahrnehmung der Wärme ändert, dann das eventuell sagen/beschreiben, sodass es klar wird, dass der Zustand einer Sache sich nun verändert.
Ich verstehe nicht genau, wie er sich der Kugel nähert. Oder nähert sich die Kugel ihm?
Den Vergleich mit dem Fisch finde ich sehr gut. Allerdings ist das ein Bildbruch, da er ja nicht im Trockenen liegt sondern im Wasser ist, oder?
ZitatIst das nicht jede Folter wert?
Ist das sein Gedanke? Der Gedanke der Stimme? Oder der Gedanke der Erzählinstanz?
ZitatKurz vor der Wasseroberfläche stoppte der Auftrieb abrupt. Tjelvar schaute nach oben und das riesige Auge füllte sein gesamtes Sichtfeld aus.
Es schien nur wenige Meter über dem spiegelglatten Wasser zu schweben.
Ich war schon seit einer Weile nicht mehr schwimmen, ich gebe es zu Erkennt man die Wasseroberfläche, also dass man sich ihr nähert, wenn man unterhalb des Wassers ist? Ich bin gerade unsicher, wie man das wahrnimmt. Vielleicht muss ich mal wieder schwimmen gehen und das ausprobieren.
Der dritte Satz scheint ein kleiner Perspektivenbruch zu sein. Das erkennt Tjelvar unter Wasser safe nicht, wie viele Meter das Auge über dem Wasser schwebt.
Bei dem unterstrichenen fehlt ein Verb. ZitatDer Schmerz hatte nachgelassen, doch war er nicht gänzlich verschwunden. Weiterhin, mit jedem Herzschlag, pulsierte das Feuer in ihm. Vielleicht nur eine Verschnaufpause.
Ich finde die Idee mit dem Aufschrecken richtig gut. Ein kleiner Jumpscare Allerdings ist "Ein Donner, lauter als jeder Donner" etwas unelegant und reißt mich ein wenig aus dem Lesefluss. Man erinnert sich in der Regel nicht an all die lauten Donner, die man je gehört hat. Daher denkt man sich auch eher nicht "Huch, das war nun der lauteste Donner, den ich je gehört habe!" Vielleicht könntest du auf eine andere Art den ohrenbetäubenden Donner beschreiben. ZitatEin Donner, lauter als jeder Donner, den Tjelvar jemals vernommen hatte, zerriss die Schleier des Schlafes. Mit einem Ruck saß er kerzengerade im Bett. Der Wind peitschte wild um das Zelt herum und das Wetter draußen schien unwirtlich.
Ist das Wetter draußen unwirtlich oder scheint es nur so?
Ich schlage Folgendes vor, um die Spannung aufrechtzuhalten. Den unterstrichenen Satz eventuell umschreiben. Ich finde, er wirkt bisschen lose zwischen den anderen. ZitatTjelvars Gedanken rasten. Keuchend betrachtete er seine Hände. Seine Arme und Beine kribbelten. Als er sich an die Stirn fasste, spürte er
deutlichden Schweiß auf ihr. So etwas hatte er noch nie geträumt.
Unnötig zu sagen, aber ich tue es trotzdem: Das sind alles lediglich Vorschläge, bzw. Beobachtungen. Was du letztendlich damit machst, liegt natürlich in deinem eigenen Ermessen