Nachtnebel - Der Berg der Seelen

Es gibt 132 Antworten in diesem Thema, welches 21.150 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (28. September 2021 um 11:41) ist von Etiam.

  • Ich warte da mal noch weitere Kommentare ab, bevor ich etwas rausstreiche

    Jep. Ist eine gute Idee.

    Wenn ich da mal das Auenland aus Herr der Ringe zum Beispiel nehme - das ist auch mittelalterlich inspiriert, trotzdem haben die Hobbits verschiedene Zimmer in ihren Höhlen

    Ich vermute, du hast dir Beutelsend als Vorbild genommen, oder? Die hat ja tatsächlich viele Zimmer. Da ich mir nicht so richtig vorstellen konnte, dass Tolkien sich über das, was wir da diskutiert haben, keine Gedanken gemacht hat, hab ich zumindest mal im Fan-Wiki nachgeschaut. Da erklären sie die Größe so, dass Bilbo halt ein ziemliches Rich-kid war :). Sprich - meine Vermutung wäre, dass Beutelsend unrepräsentativ luxuriös war und die anderen Hobbithölen eher zweckmäßiger. Aber ehrlich gesagt habe ich keinen Plan und da ich die Bücher vor >10 Jahren gelesen habe, erinnere ich mich auch an keine entsprechenden Textstellen. Vielleicht fällt Thorsten oder kalkwiese noch was dazu ein?

  • Ich warte da mal noch weitere Kommentare ab, bevor ich etwas rausstreiche

    Jep. Ist eine gute Idee.

    Wenn ich da mal das Auenland aus Herr der Ringe zum Beispiel nehme - das ist auch mittelalterlich inspiriert, trotzdem haben die Hobbits verschiedene Zimmer in ihren Höhlen

    Ich vermute, du hast dir Beutelsend als Vorbild genommen, oder? Die hat ja tatsächlich viele Zimmer. Da ich mir nicht so richtig vorstellen konnte, dass Tolkien sich über das, was wir da diskutiert haben, keine Gedanken gemacht hat, hab ich zumindest mal im Fan-Wiki nachgeschaut. Da erklären sie die Größe so, dass Bilbo halt ein ziemliches Rich-kid war :). Sprich - meine Vermutung wäre, dass Beutelsend unrepräsentativ luxuriös war und die anderen Hobbithölen eher zweckmäßiger. Aber ehrlich gesagt habe ich keinen Plan und da ich die Bücher vor >10 Jahren gelesen habe, erinnere ich mich auch an keine entsprechenden Textstellen. Vielleicht fällt Thorsten oder kalkwiese noch was dazu ein?

    Okay, ich versuche mich mal schnell zu erinnern ... Den Hobbit habe ich noch nicht gelesen, aber Beutelsend lag ja etwas abgelesen, war wirklich recht gemütlich und groß, und die Sackheim-Beutlins waren richtig scharf drauf. Das muss schon so in die Richtung einer Villa gehen. Auf jeden Fall nichts, was ich bei jedem Hobbit erwarten würde. Und schon gar nicht bei einem ärmeren. Wie gesagt, wie es vor dem Herrn der Ringe aussieht - denn die Geschichte ist ja ein Sequel - kann ich gar nicht sagen. :pardon:

    Häupter auf meine Asche!

  • Sprich - meine Vermutung wäre, dass Beutelsend unrepräsentativ luxuriös war und die anderen Hobbithölen eher zweckmäßiger.

    Yep, Bilbo war - schon vor seiner Reise nach Erebor - einer der reichsten vor Ort. Man sieht ihn nie einer Arbeit nachgehen, er lebt von seinem Vermoegen, und es gibt eben auch Personal.

    Also - ja - Beutelsend ist das Gegenstueck einer gehobenen Villa., definitiv nichts was der 'normale' Hobbit haette.

    Das Auenland ist auch nicht wahnsinnig mittelalterlich inspiriert - diese Rolle fiel Rohan zu - kulturell und technologisch ist das Auenland eher englisches Landleben im 17. Jahrhundert.

  • Lieber Charon,

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    danke nochmal für den weiteren Kommentar :)

    Mittlerweile komme ich ein wenig durcheinander, wem ich schon was auf welchen Kommentar geantwortet habe. Soweit ich mich erinnere, hatte ich aber noch nicht erwähnt, dass ich Juu-kas Gedanken an Kaa-jas rettenden Einsatz jetzt aus Szene 6 gestrichen habe. Inzwischen kam doch mehrfach die Rückmeldung, dass das unpassend ist, also hab ich da mal den Rotstift angesetzt ^^'

    Ja, 'eigentlich' kann bei mir verschiedene Bedeutungen haben. Meistens: 'Die Welt ist noch im Aufbau, also tariere ich noch ein wenig aus, wer sich darin wie verhält, damit es passt' ...oder... 'Im Normalfall verhalten sie die Figuren nach einem bestimmten Muster, aber es gibt Ausnahmen, auf die ich aus Spoilergründen ungerne näher eingehe' ^^'

    Ich denke, ich werde bei Gelegenheit noch zwei Punkte in den Prolog einsetzen, wenn ich Kaa-ja über sein Volk blicken lasse: a) dass es ein friedliches Volk ist (mit Aufzählung einiger Eigenschaften, um dem Leser eine Erwartungshaltung an die Hand zu geben) und b) die Rolle der Wächter näher ausführen, wenn Kaa-ja ihnen zurückwinkt. Das ist früh und passt da sicher ganz gut hin.

    Ich kenne das aus manchen Mangas, dass die Autoren zwischen den Kapiteln so Random-Facts einbauen - vielleicht mache ich sowas auch irgendwann mal, basierend auf all die World-Building-Fragen, die hier so in den Kommentaren zusammen kommen XD

    Lieber Thorsten,

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    Danke für deinen Kommentar :)

    Ja, dass der Text auf den Pergamenten etwas plump rüberkommt ist schon ok und erfüllt im Großen ganzen seinen Zweck.

    Bezüglich des Beratungskomitees kam vom Novizen die gleiche Frage, daher hier mal Copy-Paste: Es gibt öffentliche und geschlossene Treffen. Die öffentlichen Treffen betreffen so Situationen wie in Szene 2+3, die in Szene 7 ist geschlossen, allerdings genießt Juu-ka das Privileg, der Sohn eines Mitglieds des Beratungskomitees zu sein. Dadurch ist ihm der Besuch da auch erlaubt, sofern er die Erlaubnis von seinem Vater bekommt. Und der hat in diesem Fall nach kurzem Überlegen zugestimmt. Kurz Umziehen und mit der Bürste durch die Haare fahren schafft man ja in ner knappen Minute. Da Araho weiß, dass Juu-ka sehr viel am Dorffrieden liegt, will er ihm hier die Teilnahme nicht verwehren.

    Zitat:

    Und ihr vermutet jetzt, die Übeltäter sind irgendwann zwischen diesem Zeitpunkt und dem Morgengrauen aktiv geworden, richtig?"

    -> Das ist keine Vermutung, das ist die einzig logische Schlussfolgerung wenn man die Aussage der Waechter glaubt. Wenn man das nicht tut (was auch nicht ganz unplausibel wäre) dann kann da natürlich schon zur Runde was passiert sein...

    Ja, technisch gesehen hast du Recht. Ich wollte hier noch so eine kleine Nuance der Höflichkeit einbringen, frei dem Motto - 'ich habe dir da richtig zugehört, nicht wahr?'

    Das "überschwänglich" hab ich mal gestrichen - 'aufgebracht' reicht hier wohl reichen, um die Stimme des Verwaltungsassistenten zu beschreiben.

    Lieber Etiam,

    Spoiler anzeigen

    Freut mich, dass die Szene gut funktioniert und hier entsprechend Spannung aufgebaut wird. Da musste ich im Vorfeld viel dran herumdoktern, damit die Zahnräder schön ineinandergreifen ^^

    Die Frage, was Juu-ka bei der Beratungssitzung zu suchen hat, haben so einige Leser hier gestellt^^ - ich verweise hier einfach mal auf die Passage, die ich Thorsten in diesem Post (bzw. Novize in einem früheren Post) dazu geschrieben habe.

    Lieber Novize,

    Spoiler anzeigen

    Nun. Ich kann dir versichern, dass das Haus von Araho, Juu-ka und seiner Mutter kleiner ist, als die Hobbit-Villa von Bilbo Beutlin :D ...tatsächlich würde es sogar Sinn ergeben, dass deren Haus etwas reicher ausgestattet ist, als die meisten anderen, da Araho ja eine recht hohe Position im Dorf hat. Das habe ich ja auch ein wenig beim Fachwerkhaus einfließen lassen, in dem Enso sich in Szene 4 mit seinen Freunden trifft. Auch Ensos Vater ist ja Teil des Beratungskomitees. Tatsächlich sollen die Häuser aber alle etwa gleichgroß sein. Ich denke mal, wenn man einfach nur den Gesamtraum im Haus der Handwerkerfamilie nimmt, dann wäre das für eine dreiköpfige Familie in unserer Zeit schon sehr eng gemessen. Vielleicht lasse ich mich irgendwann mal dazu hinreißen, ein Häuserplan für die einzelnen Schauplätze in der Geschichte zu skizzieren. Just for fun. ^^

  • Schauen wir mal, wie es weitergeht! :)

    (Wie immer gilt: Konstruktive Kritik etwa zu Rechtschreibung & Grammatik, Logikproblemen, überschwänglichem oder mangelndem Gebrauch verschiedener Stilmittel, u.a. ist hier ebenso gern gesehen, wie ein paar warme Worte, was euch gut gefällt, oder auch Anmerkungen dazu, worüber ihr gerne mehr erfahren wollt bzw. was so eure Erwartungen an den weiteren Verlauf der Geschichte ist.)


    Bisherige Beiträge

    Weltenbau-Beitrag - - - - - [Link]

    Prolog - - - - - - - - - - - - - -  [Link]

    1 - - - - - - - - - - - - - - - - - - [Link]

    2 - - - - - - - - - - - - - - - - - - [Link]

    3 - - - - - - - - - - - - - - - - - - [Link]

    4 - - - - - - - - - - - - - - - - - - [Link]

    5 - - - - - - - - - - - - - - - - - - [Link]

    6 - - - - - - - - - - - - - - - - - - [Link]

    7 - - - - - - - - - - - - - - - - - - [Link]


    Was bisher geschah:

    Spoiler anzeigen

    Kaa-ja, der allseits geliebte Älteste und Anführer des Kemonodorfes liegt im Sterben und hat unter Anwendung lebensverlängernder Maßnahmen noch etwa dreißig Tage zu leben. Die Führungsriege des Dorfes hat zu diesem Anlass eine Wahl zum neuen Dorfvorsteher verkündet, die in sieben Tagen abgehalten werden soll. Unter den Kandidaten befinden sich die Dorflehrerin Mi-ran, die Priesterin Lukit und die Kommandantin des Wächtertrupps Yuri.

    Der Handwerkslehrling Juu-ka und seine drei Freunde Li-hoi, Amai und Enso hegen derweil noch die Hoffnung, Kaa-ja vor seinem bevorstehenden Ableben bewahren zu können. Bestärkt wird ihre Hoffnung durch den Hinweis auf eine Heilquelle auf dem heiligen Berg Nachtnebel, die Enso mithilfe einer Wächterexpedition zu finden hofft. Während Li-hoi und Amai dieser Chance zuversichtlich entgegenblicken, hadert Juu-ka mit Ensos Plan, da das Betreten des Berges Erzählungen zufolge mit einer großen Gefahr für das Dorf einhergehen soll.

    Der Tag der Abstimmungsverkündung neigt sich dem Ende und zwischen Mi-ran und Lukit kommt es hinter verschlossenen Türen zu Spannungen. Juu-ka wird zwar Zeuge ihres Streits, behält diese Information aber für sich. Am nächsten Morgen spitzt sich die Lage dann noch weiter zu. Zuerst hängen an etlichen Haustüren im Dorf Drohbotschaften, die zu Lukits Wahl zum neuen Dorfvorstand auffordern, und dann erfährt die Führungsriege des Dorfes während einer Krisensitzung auch noch, dass der Schmiedemeister Alsadan mit einigen seiner Leute auf dem Weg zum Nachtnebel sein soll...

    8

    Eine tiefe Verunsicherung erfüllte die Halle. Für den Moment schien die Aufregung um die Pergamente vergessen und die Blicke der Anwesenden waren ungläubig auf den furchtsamen Verwaltungsassistenten gerichtet.

    Juu-ka klammerte sich mit einem kaum merklichen Kopfschütteln an die Tischkante, während sich sein Verstand erbittert gegen die unwirkliche Neuigkeit sträubte. 'Das muss ein Irrtum sein. Er muss da irgendetwas missverstanden haben...'

    Genta löste sich von seinem Stuhl, bewegte sich zaghaft um die Tischgruppe herum und ging vor dem zusammengesackten Assistenten langsam in die Hocke. Der alte Kemono legte seine Pfote auf die verschwitze Schulter des zittrigen Unglücksboten und sah ihm eindringlich in die Augen. "Bist du dir da ganz sicher, Porsk...?"

    Porsk raufte sich das Haar und senkte seinen leeren Blick zu Boden. Genta hatte ihn zumindest soweit beruhigen können, dass er seine blanke Panik überwunden hatte. "Als... als ich die Schmiede erreicht hatte, um Alsadan wegen unserer Sondersitzung Bescheid zu geben, da war es dort seltsam still. Ich... bin dann zu seinem Werkzimmer gegangen und als ich dort ankam, sah ich drei Schmiede um ein Schriftstück versammelt."

    Der Verwaltungsassistent hob den Kopf wieder und starrte Genta nervös an, während er mit bebender Stimme fortfuhr. " 'Komme bald wieder. Bin unterwegs, um Kaa-ja zu retten.' stand da drauf. Einer... der Schmiede legte mir nahe, dass Alsadan seinen Mitarbeitern letzten Abend Fragen gestellt hatte. F-Fragen wie... 'Würdest du alles tun, um Kaa-ja zu retten? Dann komm heute Nacht in den alten Lagerkeller.' Und ein anderer hatte seine Tochter Amai prahlen hören. Sie... sagte wohl etwas wie: 'Dieser blöde Berg wird uns ganz bestimmt nicht aufhalten'. D-dieser Schmied... er sagte mir auch, Alsadan hätte ähnliche Worte... nicht in dieser Klarheit, aber sinngemäß... während seiner Gespräche geäußert. Den Schmieden kam sein Verhalten schon etwas seltsam vor. Sie... hatten es aber als seine exzentrische Art der Trauerbewältigung abgetan. Doch... doch jetzt..." wimmerte Porsk und bedeutete Genta mit einem flehenden Blick, sofort etwas zu unternehmen.

    Yuri griff unverzüglich nach dem Speer, der hinter ihr an der Wand lehnte, stemmte sich mit der freien Pfote gegen die Tischplatte und richtete ihre autoritäre Stimme an den Wächter, der Lukit in die Halle begleitet hatte. "Euxis! Sag Nowa, er soll zeitweilig das Kommando des Wächtertrupps übernehmen! Ich werde bei den übrigen Schmieden zunächst alle verfügbaren Informationen zu Alsadans Plänen zusammensammeln und an die Zentrale weitergeben. Danach schnappe ich mir sechs unserer Leute und mache mich sofort auf den Weg zu den Lampions! Über die Käferwaldstraße sollten es für seine Gruppe etwa zwei Tagesmärsche sein, bis sie am Berg ist. Vielleicht können wir die Schmiede noch einholen, bevor sie eine Dummheit begehen!" Mit ihrer Waffe in der Pfote, schwang sich Yuri über den Tisch hinweg und spurtete sodann Richtung Ausgang.

    "Und wenn sie versuchen, sich durch den Wald durchzuschlagen??" rief Euxis ihr hinterher.

    "Dann werden es nur ihre Seelen zum Berg schaffen!" Mit diesen bitteren Worten übertrat Yuri die Schwelle des Hallendurchgangs und ließ die anderen Kemono hinter sich zurück.

    Juu-ka spürte, wie sich seine Kehle verkrampfte. 'Nein, so leichtsinnig können sie nicht gewesen sein. Sie haben die Straße genommen, ganz bestimmt!' Der junge Kemono rief sich in Erinnerung, dass es keinen schnelleren Dorfbewohner als Yuri gab, und versuchte sich davon zu überzeugen, dass die Kommandantin auch ihre Begleiter nach Schnelligkeit auswählen würde.

    Der vorsichtige Optimismus des jungen Kemono trat rasch wieder in den Hintergrund und Gedanken an sein gestriges Treffen mit Enso und den anderen drängten sich ihm auf. Hatte Amai ihrem Vater von Ensos Theorie mit den Märchengeschichten erzählt? Und hatte sie ihn von der Existenz einer Heilquelle auf dem Nachtnebel überzeugt? Dann wurde ihm plötzlich bewusst, dass Amai womöglich mit ihrem Vater mitgegangen war. Ein schmerzlicher Druck legte sich auf Juu-kas Herzen, während sich tiefe Schuldgefühle in ihm ausbreiteten. 'Amai... ich hätte es wissen müssen... dich im Auge behalten müssen... wie konnte ich nur so naiv sein...?? '

    Genta war unterdessen wieder an seinen Platz zurückgekehrt und bat nun auch Euxis und seine drei Mitarbeiter, sich dazu zu setzen. Kaa-jas erster Assistent war sichtlich darum bemüht, die Ruhe zu bewahren.

    Mi-ran tippte derweil ungeduldig mit der Pfote auf die Tischplatte. "Und wie erklären wir das jetzt den anderen Kemono im Dorf?"

    Genta nickte der Dorflehrerin mit einer knappen Kopfbewegung zu, überlegte kurz und wandte sich dann wieder Porsk zu. "Hat sich die Information über Alsadans Verschwinden schon über die Schmiede hinaus im Dorf verbreitet, weißt du das?"

    Porsk war unzweifelhaft anzusehen, dass er mit der ganzen Situation noch schwer zu kämpfen hatte. "Ich... ich weiß es nicht... ich glaube die Nachricht im Werkzimmer... die... die wurde erst kurz vor meiner Ankunft entdeckt."

    Genta atmete tief durch. "Geh bitte schnell wieder zur Schmiede zurück und trag den Kemono dort auf, Alsadans Verschwinden für sich zu behalten. Sollte sich rumsprechen, dass er den Nachtnebel betreten will, dann könnte die derzeitige Anspannung im Dorf schnell eskalieren." Sein Blick fuhr kurz durch die komplette Runde. " ...das gilt natürlich auch für alle hier Anwesenden."

    Porsk erhob sich augenblicklich von seinem Stuhl und sah Genta so entschlossen an, wie es ihm seine aktuelle Verfassung erlaubte. "Beten wir zum großen Kitsune, dass alles gut ausgeht!" Ohne weitere Zeit zu verlieren, eilte er hastig aus der Halle.

    Angestrengt stützte Genta die Ellenbogen auf dem Tisch ab und legte seine Stirn auf die geöffneten Pfoten, während er flüsternd versuchte, seine Gedanken zu sortieren. Er brauchte einen Moment und richtete den Blick dann auf das rechte Ende der Tischgruppe. "Euxis, du solltest jetzt zu Nowa gehen und eine deutlich strengere Bewachung des Tors veranlassen. Sag ihm auch, dass alle Wächter fortan ihre Waffen mit sich führen sollen. Wir haben keine Ahnung, wie der Berg reagieren wird, wenn Yuri Alsadan und seine Leute nicht rechtzeitig stoppen kann. Wir müssen auf alles gefasst sein."

    Auch Euxis erhob sich jetzt von seinem Platz und beäugte Genta mit einer gewissen Distanz. "Ich kann Nowa darum bitten, aber ohne Erklärungen wird er sich darauf nicht einlassen. Das heißt, er muss darüber Bescheid wissen, was los ist. Und am besten auch der ganze Wächtertrupp, damit wir uns auf die Möglichkeit eines Katastrophenfalls vernünftig vorbereiten können."

    Genta seufzte unzufrieden, bevor er dem Wächter einsichtig zunickte. "Ja... ja, natürlich."

    Euxis sah mahnend in die Runde, während er sich langsam Richtung Ausgang entfernte. "Es wird ohnehin nicht lange dauern, bis die Leute anfangen, Fragen zu stellen. Die verstärkten Sicherheitsvorkehrungen, Alsadans Verschwinden mit einem Schwung seiner Leute... überlegt euch schon mal gut, was ihr machen werdet, wenn die Kemono dahinter kommen." Seinen Worten folgte eine bedrückende Stille.

    Nachdem der Wächter schließlich nach draußen verschwunden war, formte Mi-ran ein bitteres Lächeln und sah an Ing-ra und Ki-jai vorbei auf die Priesterin. "Glücklicherweise sind die Leute aktuell ja noch durch gewisse andere Dinge abgelenkt."

    Lukit schien den scharfen Kommentar der Dorflehrerin allerdings nicht mitbekommen zu haben. Mit gesenktem Kopf, geschlossenen Augen und zusammengeführten Pfoten, war sie offenbar in ein Gebet vertieft. Ihr Körper zitterte schwach und ihre vorstehende Schnauze bewegte sich zu einem stillen Monolog leicht auf und ab.

    Ki-jai zögerte einen Moment. Dann legte sie ihre Pfote sanft auf Lukits Schulter und sprach die Priesterin vorsichtig an. "Lukit...? Alles in Ordnung?"

    Die Priesterin verblieb noch einen kurzen Moment in ihrer betenden Haltung, sah dann langsam auf und schaute Ki-jai tief besorgt in die Augen. "Ich... ich mache mir große Sorgen um die Ungläubigen im Dorf. Was soll aus ihnen werden, wenn der Zorn der Seelen über uns herfällt und sie der Schutz des großen Kitsune nicht erreichen kann?"

    Von der anderen Tischseite erreichte Lukit ein Aufmunterungsversuch der obersten Heilpraktikerin Zen-lo. "Ich bin sicher, der große Kitsune wird Alsadan zurückhalten, sodass Yuri ihn noch rechtzeitig erreichen und zur Vernunft bringen kann."

    Die Gesichtszüge der Priesterin hellten sich etwas auf. "Ja..." Dann rückte sie ihren Stuhl etwas zurecht und wandte sich entschlossenen Blickes an die gesamte Gruppe. "Lasst uns jetzt der Sache zuwenden, die uns hier eigentlich zusammengebracht hat."

    Genta schien noch über Euxis warnende Worte nachzudenken, während ihn die anderen Kemono erwartungsvoll ansahen. Dem Erntemeister fehlte offenbar die Geduld und wandte sich schließlich selbst an die Priesterin. "Also, Lukit! Hast du jetzt mit allen Messdienern und Gemeindemitgliedern sprechen können, die deiner Meinung nach zu diesem Pergament-Blödsinn fähig wären?"

    Lukit schloss die Augen während sie ihren Kopf schüttelte. "Die meisten von ihnen habe ich in ihren Häusern oder an ihren Arbeitsplätzen angetroffen. Und ich kann euch versichern, dass es darunter niemanden gab, der sich im Anflug einer geistigen Verwirrung an dieser Tat versündigt hat." In ihrer Stimme lag eine tiefe Überzeugung von dem, was sie sagte. "Ganz im Gegenteil zeigten sich unsere Brüder und Schwestern tief bestürzt und fürchten jetzt um den Frieden im Dorf. Auch wirkten sie sehr verunsichert, wie sie sich nun verhalten sollen."

    Die Priesterin schwieg einen kurzen Moment und signalisierte Mi-ran mit einem unauffälligen Blick, dass die folgenden Worte für sie bestimmt waren. "Ich vermute, da war eine verwirrte Seele außerhalb meiner Gemeinde am Werk, die ihren Frevel nun reumütig bedauert."

    Mi-ran entgegnete dem subtilen Vorwurf mit einer dezenten Provokation in ihrer Stimme. "Und hast du da auch jemand Bestimmten in Verdacht?"

    Die Priesterin sah Mi-ran für einen Augenblick beinahe etwas mitleidig an und wandte sich dann wieder an Genta, ohne ihr eine Antwort zu geben. "Geleitet von der Barmherzigkeit des großen Kitsune, werde ich das allgemeine Ärgernis um die Pergamentbotschaften besänftigen. Bitte dazu all unsere Brüder und Schwestern darum, heute Nachmittag zur mittleren Sonnensenke in den heiligen Garten zu kommen. Dort werde ich sie mit vielen Köstlichkeiten und besinnlicher Musik beglücken. Und wir werden gemeinsam für den verwirrten Unruhestifter beten. Wer auch immer es gewesen sein mag, wir werden dessen vernebelte Seele durch unsere Gebete reinigen und zurück auf den Pfad der Klarheit führen."

    Die Reaktionen auf Lukits Vorhaben waren gemischt. Während Zen-lo, Araho und Ki-jai mit einem zuversichtlichen Lächeln reagierten, verzog Ing-ra skeptisch seine Schnauze. "Na, ob das so 'ne gute Idee ist...? Ganz unabhängig davon, ob du oder deine Gemeinde in irgendeiner Weise in die Sache verwickelt seid. Da draußen gibt's ne Menge Leute, die gerade nicht gut auf den Tempel zu sprechen sind. Du hast's vorhin ja selbst erlebt. Für Kemono, die euch unter Verdacht haben, kann so 'ne Feier als purer Hohn rüberkommen."

    Juu-ka fragte sich unterdessen, ob die anderen Anwesenden eine Vorstellung davon hatten, wie angespannt die Beziehung zwischen Lukit und Mi-ran war. Und ob sie das Verhalten der beiden Frauen am heutigen Morgen im gleichen Licht sahen wie er. Auch beschäftigte ihn die Frage, weshalb Lukit davon absah, Mi-ran der Unruhestiftung zu beschuldigen, obwohl sie guten Grund dazu gehabt hätte.

    Mi-ran riss den jungen Kemono wieder aus seinen Gedanken heraus, als sie Lukit mit einer kräftigen und äußerst selbstbewussten Stimme ihren Zuspruch bekundete. "Ich finde das eine hervorragende Idee! Und ich werde gerne kommen, um dir Beistand zu leisten."

    Lukit schenkte der Dorflehrerin darauf ein beinahe übertrieben warmes Lächeln. "Das freut mich, Mi-ran."

  • Es geht schön spannend weiter. Die Art und Weise, wie die Runde Porsk Informationen aufnimmt, wirft bei mir ein paar Fragezeichen auf. Ansonsten hat's mir gut gefallen. Hier das, was mir so aufgefallen ist:

    Anmerkungen

    auf die verschwitze Schulter des zittrigen Unglücksboten

    Schwitzen die Kemono? Unter ihrem Fell? Frage, weil Katzen meines Wissens nicht am kompletten Körper schwitzen und vielleicht gibt's dafür ja auch einen (evolutionären) Grund.

    Gentas hatte ihn zumindest soweit beruhigen können

    Genta

    und sah Genta flehend an, sofort etwas zu unternehmen

    Ich weiß nicht, ob es "jemanden ansehen, etwas zu tun" so als Formulierung gibt.

    Yuri griff unverzüglich nach dem Speer, der hinter ihr an der Wand lehnte, stemmte sich mit der freien Pfote gegen die Tischplatte und richtete ihre autoritäre Stimme an den Wächter, der Lukit in die Halle begleitet hatte. "Euxis! Sag Nowa, er soll zeitweilig das Kommando des Wächtertrupps übernehmen! Ich schnappe mir sechs Wächter und gehe zu den Lampions!

    Da wäre mein Haupt-Punkt: Yuris Aktionismus erscheint mir vieeeel zu voreilig. Die ganze Runde müsste sich zum jetzigen Zeitpunkt eines fragen: WARUM ist Alsadan auf dem Weg zum Nachnebel? Wir haben die Situation als Leser ja lückenlos mitbekommen. Porsk hat etwas angedeutet, dass Alsadan Kaa-ja retten will, aber das kann die Runde eigentlich nicht verstehen, weil sie ja die Story mit dem Märchen gar nicht kennt. Nach meinem Empfinden müssten sie Porsk erstmal viel stärker ausfragen - und wenn der nichts weiß, müssten sie nochmal bei den Schmieden vorbei (ganz egal wie stark die Zeit drängt). Grund dafür: Wenn sie Alsadan verfolgen wollen, hilft es ungemein zu wissen, WAS er konkret vorhat (auch bzgl. Gefahrenpotential). Das Ganze kann ja damit enden, dass sie nicht mehr herausfinden, aber versuchen müssten sie's meiner Ansicht nach.

    "Dann werden es nur ihre Seelen zum Berg schaffen!" Mit diesen bitteren Worten übertrat Yuri die Schwelle des Hallendurchgangs und ließ die anderen Kemono hinter sich zurück.

    Schön formuliert!

    Hatte Amai ihrem Vater von Ensos Theorie mit den Märchengeschichten erzählt?

    Sollte weniger eine Frage als mehr eine Feststellung sein.

    Wir haben keine Ahnung, wie der Berg reagieren wird, wenn Yuri Alsadan und seine Leute nicht rechtzeitig stoppen kann. Wir müssen auf alles gefasst sein.

    Spätestens jetzt sollte Genta sich nochmal fragen, was Alsadan da eigentlich vor hat und ggf. die Schmiede befragen.

    Mit abgesenktem Kopf

    "mit gesenktem Kopf" würde für mich besser passen

    Kraft meines Amtes als irdische Vertreterin des großen Kitsune, werde ich das allgemeine Ärgernis um die Pergamentbotschaften besänftigen

    "Kraft meines Amtes" macht für mich eigentlich nur Sinn, wenn sie eine Anordnung gibt, für die nur sie ein Befugnis hat. Das erkenne ich hier auf den ersten Blick nicht.

    Mi-ran riss den jungen Kemono wieder aus seinen Gedanken heraus, als sie Lukit mit einer kräftigen und äußerst selbstbewussten Stimme ihren Zuspruch bekundete. "Ich finde das eine hervorragende Idee! Und ich werde gerne kommen, um dir Beistand zu leisten."


    Lukit schenkte der Dorflehrerin darauf ein warmes Lächeln. "Das freut mich, Mi-ran."

    Was hat Mi-ran denn jetzt schon wieder vor :)? Lukit traut ihr nicht - wie man in der vorherigen Szene gesehen hat. Warum antwortet sie mit einem warmen Lächeln und ist nicht misstrauisch? Sie mag ja an das Gute im Menschen glauben, macht aber nicht den Eindruck dumm zu sein ...

  • Lieber Novize,

    vielen Dank auch dieses Mal für die vielen wertvollen Hinweise! Anmerkungen, die ich nachfolgend nicht weiter kommentiere, habe ich angepasst und hoffe, dass die entsprechenden Stellen jetzt besser funktionieren.

    Zu den weiteren Punkten:

    Spoiler anzeigen

    Zitat

    Hatte Amai ihrem Vater von Ensos Theorie mit den Märchengeschichten erzählt?

    -> Sollte weniger eine Frage als mehr eine Feststellung sein.

    Aus Juu-kas Sicht die naheliegendste Erklärung, aber 100% sicher ist es nicht. Alsadans Aufbruch kann immer noch anders zusammenhängen und das weiß auch Juu-ka, daher bleibt es eine Frage und keine Feststellung.


    Zur verschwitzten Schulter:

    Die verschwitzte Schulter von Prosk hat hier natürlich eine symbolische Stressfunktion durch seine Eile und die seine Angst und fußt auf keinen biologisch/ evolutiven Grundgedanken. Dass Kemono im Gegensatz zu Katzen überhaupt schwitzen können, da hab ich mich der Freiheit bedient, die mir bei der Gestaltung einer Fantasie-Spezies erlaubt ist. Sollte ich irgendwann mal im Rahmen der Generalüberholung tiefer in die Körperfunktionen der Kemono einsteigen und zu dem Schluss kommen, dass Schwitzen zu problematischen Inkonsistenzen im Worldbuilding führt, dann kann ich es später ja immer noch rausnehmen.


    Zu den Reaktionen auf Porsk:

    Ja, das ist ein guter Punkt, den ich jetzt etwas angepasst habe. Ich habe Yuri jetzt in den Mund gelegt, dass sie zuvor noch alles Mögliche an Informationen bei den Schmieden einholen wird und diese vor ihrem Aufbruch an die Wächterzentrale weiter kommunizieren wird, sodass nicht nur Genta eine Ansprechstelle für weitere Maßnahmen hat, die das Dorf betreffen könnten, sondern auch die im Dorf verbleibenden Wächter, um sich entsprechend auf eine potenzielle Gefahr vorzubereiten.

    (man kann als Leser ja auch davon ausgehen, dass sich Genta selbst noch mit den Schmieden unterhalten wird, wenn die Beratungssitzung vorbei ist)

    Dass die Zeit offenbar drängt, hast du ja auch selbst schon angemerkt. Und das wollte ich hier auch rüberbringen. Jede Minute, die Yuri hier länger mit Gesprächen verbringt, könnte eine Minute zu spät sein. Also sollte wirklich nur das getan werden, was dieses Risiko wert ist. Bei der zusätzliche Befragung der Schmiede gehe ich mit dir d'accord. Informationen über Alsadans Pläne könnten dabei helfen, ihn schneller einzuholen. Der andere Punkt ist eine Zusammenstellung eines Teams und - was hier nicht erwähnt, sondern vom Leser mitgedacht werden sollte - die Zusammenstellung von Ausrüstung und eine kurze Strategiebesprechung zwischen Yuri und den Leuten, die sie mitnehmen wird. All das kostet wieder Zeit, was wiederum andere Handlungen teurer macht.

    Dass Genta Porsk nicht weiter befragt, sondern mit einer anderen Aufgabe betraut, sollte jetzt Sinn ergeben, da Yuri ja die Infos nochmal aus erster Hand einholt und weil Porsks andere Aufgabe auch drängt und er vermutlich sowieso schon die entscheidenden Informationen von dem, was er mitbekommen hat, ans Beratungskomitee übermittelt hat. Mit Mitarbeiter des Verwaltungsstabs sollte ihm ja auch klar sein, dass er alles an Informationen melden sollte, was Genta für seine weiteren Entscheidungen hilft.

    Eine Antwort auf die Frage, warum Alsadan zum Nachtnebel gegangen ist, gibt es ja defacto auch auf dem Schriftstück, dass Porsk in seinem Werkzimmer vorfindet: er will Kaa-ja retten. ...was dann ja auch noch ein weiteres Mal aus Porsks Bericht zu seinem Gesprächen mit den Schmieden hervorgeht.

    Inwieweit der Nachtnebel dabei helfen soll, dass wissen die Leute aus dem Beratungskomitee nicht - allerdings sollte es aus der Erzählweise von Porsk hervorgehen, dass er es auch nicht näher weiß. Die nicht ausgesprochene Vermutung der Anwesenden könnte hier ein blinder Aktionismus von Alsadan sein, den sie aus seinem emotionalen Verhalten schließen, das wir exemplarisch in Szene 3 präsentiert bekommen haben. Also wird ggf. gar nicht von ihm erwartet, dass er irgendetwas Konkretes in Erfahrung gebracht hat, das ihn jetzt zum Handeln gebracht hat, sondern Kaa-jas verbleibende Tage, die immer weniger zu werden drohen.


    Lukits Lächeln am Ende:

    Aus dem Kontext der Szene sollte eigentlich hervorgehen, dass dieses warme Lächeln eher ein Zeichen vom Selbstbewusstsein gegenüber Mi-ran sein soll und keine pure Freundlichkeitsgeste oder gar Naivität. Ich rekurriere auf Szene 6, in der Juu-ka Lukits Lächeln ja schon mal mit einer Provokation assoziiert hatte und auf Szene 3, wo es diesen ersten auffälligen Blickkontakt zwischen Mi-ran und Lukit gab, der gegeben der Situation auch ein gewisser Schlagabtausch zweier selbstbewusster Frauen sein sollte.

    Ich hatte die Befürchtung, dass ich dem Leser etwas zu viel vorkaue, wenn ich zu dem Lächeln noch explizit die Hintergedanken dazuschreibe. ...ich habs jetzt trotzdem mal mit ner zusätzlichen Anpassung so gemacht. Du kannst vor dem Hintergrund dieser Erklärung ja nochmal überlegen, ob es jetzt besser ist oder man es doch beim 'warmen Lächeln' allein lassen sollte :)

  • Ja, den Abschnitt fand ich auch gelungen - da bekommt man einen guten Eindruck von der Dynamik im Dorf.

    Unter Umstaenden wuerde ich mir ueberlegen, vorher und klarer rauszustellen was denn die Gefahr ist wenn irgendjemand unerlaubt auf dem Berg rumkraxelt - das war im Prolog schon angedeutet und wird hier auch im Text gebracht, aber ist eigentlich schon wichtig um diese ganze... Panik zu verstehen die umgreift.

    "Bist du dir da ganz sicher, Porsk...?"

    Okay, zu den Namen wuerde ich jetzt sagen - bisher waren die Kemono in einer asiatischen Phonologie gehalten, so eine Mischung aus Japanischem und Thai-Klang. Dieser Name mit dem 3-Konsonanten-Cluster -rsk passt da ueberhaupt nicht rein das klingt eher skandinavisch und wirft bei mir die Frage auf ob's ueberhaupt ein Konzept fuer die Namen gab (wie ich dachte) oder ob es alles Zufall ist...

    Der junge Kemono rief sich in Erinnerung, dass es keinen schnelleren Dorfbewohner als Yuri gab, und versuchte sich davon zu überzeugen, dass die Kommandantin auch ihre Begleiter nach Schnelligkeit auswählen würde.


    Als Juu-ka schließlich einen vorsichtigen Optimismus wagte

    Das ist redundant - erst lesen wie wie er einen vorsichtigen Optimismus wagt, dann lesen wir dass er einen vorsichtigen Optimismus wagt - was wir schon wissen.

    Da draußen gibt's ne Menge Leute, die gerade nicht gut auf den Tempel zu sprechen sind.

    Hm, ist das nicht zu stark? Die Kemono wirken wie ein netterm friedlicher Haufen - und wegen einer so kindischen Aktion - bei der alles andere als offensichtlich ist dass Lukit dahinter steht - so viel boeses Blut?

    • Offizieller Beitrag

    Eine tiefe Verunsicherung erfüllte die Halle. Für den Moment schien die Aufregung um die Pergamente vergessen und die Blicke der Anwesenden waren ungläubig auf den furchtsamen Verwaltungsassistenten gerichtet.

    Hi

    Also ich fand den Part eigentlich gut, mich haben nur zwei Sachen gestört.

    Beim Porsk waren mir ein bisschen zu oft "..." drin. Ich hab das schon verstanden, dass er aussetzer und so beim reden wegen der Panik hat. Aber die Dichte war mir so hoch, dass es den Lesefluss was kaputt gemacht hat.

    und das zweite ist eine Sache die ich persönlich nicht mag. Und zwar diese Wortwörtlichen Wiederholungen was wer gesagt hat. Das klingt in meinen Ohren immer unnatürlich als Bericht. :hmm:

    Ansonsten wie gesagt gut. Ich finde es zwar schade, dass wir nicht persönlich dem Strang des Schmiedes folgen sondern mit Juu-Ka zurückbleiben, aber mal schauen was noch so passiert.

    Ach ja eine Sache noch. Was ich etwas komisch fand, war dass dieser Rat da die Priesterin himself ihre Leute verhören lässt. (Außer ich habe es falsch gelesen). Ich weiß nicht ... das ist ja so, als wenn der Don seine Mafiosi verhören müsste. Der würde natürlich auch sagen, "Ne, die waren alle ganz lieb."
    ^^;
    Ich bin noch Müde, deswegen fehlen mir etwas die passenden Worte und ich musste auf dieses schräge Beispiel ausweichen xD Ich hoffe trotzdem man versteht was ich meine.

  • Du kannst vor dem Hintergrund dieser Erklärung ja nochmal überlegen, ob es jetzt besser ist oder man es doch beim 'warmen Lächeln' allein lassen sollte

    Ich persönlich finde die neue Formulierung besser - gerade weil du den Hintergedanken nicht dazu schreibst, sondern es indirekt andeutest.

    Beim Porsk waren mir ein bisschen zu oft "..." drin.

    Das war mir übrigens auch aufgefallen - würde also zustimmen. Ist zwar konsequent, nervt aber beim Lesen ^^

  • Lieber Thorsten,

    Spoiler anzeigen

    vielen Dank für das positive Feedback und die konstruktiven Anregungen!

    Ja, es trägt sicher zur Nachvollziehbarkeit der Ängste bei, wenn man vorab noch etwas auf die wahrgenommene Bedrohung durch den Nachtnebel eingeht. Ich könnte mir vorstellen, hier noch eine eindringlichere Warnung von Kaa-ja in den Prolog zu packen - vielleicht finde ich in den ersten Szenen ja auch noch die ein oder andere Gelegenheit, um dem Leser ein Gefühl dazu zu vermitteln.

    Deine Gedanken zur Namensgebung finde ich ganz interessant. In der Tat erlaubt sowas ja auch Rückschlüsse auf die Welt, in der sich die Geschichte abspielt. Um Verwirrungen unter den Lesern zu vermeiden, lasse ich die Namen bis zum Ende der Geschichte zunächst unverändert, behalte mir aber vor, sie in der Generalüberholung noch ggf. anzupassen.

    Die Stelle mit dem redundanten Optimismus hab ich jetzt so umgebaut, dass ich einen Kontrast daraus gebaut habe - das sollte jetzt besser funktionieren.

    Zitat

    Da draußen gibt's ne Menge Leute, die gerade nicht gut auf den Tempel zu sprechen sind.

    -> Hm, ist das nicht zu stark? Die Kemono wirken wie ein netterm friedlicher Haufen - und wegen einer so kindischen Aktion - bei der alles andere als offensichtlich ist dass Lukit dahinter steht - so viel boeses Blut?

    Ja, ich hatte im Vorfeld länger überlegt, was da über Nacht passieren soll. Mit den Pergamenten sollte eine Situation geschaffen werden, die ein eher friedlich-naives Volk, das doch sehr wenig Erfahrungen mit Konflikten hat, schon ein wenig überfordern kann. Wenn man die gesamte Persönlichkeitsspannbreite der Bevölkerung dort nimmt, dann gibt es Leute, die - wie du schon sagst - sowas eher harmlos bzw. als (bösen) Scherz auffassen, wie man am Verhalten der Führungsriege z.B. erkennen sollte (Lukit und Mi-rans Verhalten ist hier mal ausgenommen, da sie ja nochmal anders damit involviert sind). Aber es gibt in dem Dorf eben auch so einige Leute, die sich davon ernsthaft bedrängt fühlen und durchaus Angst bekommen, dass ihnen was passieren könnte, wenn sie der 'Drohung' nicht nachkommen. (ich hatte mich hier ein wenig am Gemüt älterer Menschen in unserer Welt vorgenommen, deren Sorgen wir als jüngere Menschen manchmal auch für übertrieben halten). Naja, und Angst kann in andere Formen umschlagen. Dabei habe ich auf 'größere' Ausschreitungen verzichtet, damit die Reaktionen eine gewisse Glaubwürdigkeit bewahren und den 'Höhepunkt' auf die in Szene 7 erwähnten Unruhen durch einige wenige Dorfbewohner vor Lukits Tempel begrenzt. Darauf wird ja hier durch Ing-ras Statement nochmal Bezug genommen.

    Hi Etiam,

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    Danke für deine Anmerkungen :)

    Ja, ein bisschen schlecht habe ich mich schon gefühlt, dass ich mit keinem deiner gewünschten Szenarien für diese Szene aufwarten konnte, die du im letzten Kommentar formuliert hast - aber die direkten Reaktionen der Führungsriege auf das Ende von Szene 7 konnte ich hier nicht aussparen - da musste ich die Figuren erstmal wieder neu positionieren, damit ich den Plot sinnvoll weiter stricken kann ^^

    Das Stottern und Zögern von Porsk habe ich jetzt dezent abgeschwächt. Weiter will ich es aber ungern reduzieren, weil er mir sonst zu abgeklärt wirkt. Der Kerl hat wirklich richtig Angst, wie schon am Ende von Szene 7 beschrieben. Selbst unter Gentas ruhiger Pfote kann ich ihn da nicht flüssig sprechen lassen ^^'

    Zitat:

    und das zweite ist eine Sache die ich persönlich nicht mag. Und zwar diese Wortwörtlichen Wiederholungen was wer gesagt hat. Das klingt in meinen Ohren immer unnatürlich als Bericht.

    -> Hier weiß ich tatsächlich nicht genau, was du meinst. Kannst du das vielleicht an einem Textbeispiel deutlich machen? dann schau ich mal, ob ich da was ändern kann.

    Was Lukits Befragungen angeht: Ja Lukit befragt ihre Leute tatsächlich selbst ohne Begleitung von externen Leuten. Ich verstehe deinen Punkt hier gut. Man kennt viele dieser Beispiele aus der Wirtschaft. Wenn z.B, Autokonzerne sich selbst kontrollieren sollen, ob sie Umweltauflagen einhalten und so^^

    Der Kontext ist hier aber etwas anders. So ist Lukit nicht als zwielichtige Gestalt im Dorf etabliert, sondern im Gegenteil eine moralische Instanz, die sich ganz den Werten ihrer Religion verschrieben hat. Das hatte ich auch mit ihrer Rhetorik klarzumachen versucht, die sie sogar im Streit mit Mi-ran in Szene 6 ruhig agieren lässt. Die Befragung durch Lukit hat also (aus den Augen der Führungsriege im Dorf) nicht den Charakter eines Vertuschungsrisikos, sondern man erhofft sich ganz im Gegenteil, dass Lukits Leute sich am ehesten ihrer Priesterin anvertrauen, falls sie Mist gebaut haben und die Führungsriege hofft weiter, dass Lukit die Persönlichkeitseigenschaften mitbringt, um die Situation dann zu befrieden - eine Kompetenz, auf deren Grundlage sie dann in Szene 8 ankündigt, die Wogen wieder glätten zu wollen - was auch immer sie da genau vorhat. Ob diese Wahrnehmungen aus dem Dorf gegenüber Lukit und ihren Leuten so stimmen ...das weiß man als Leser hier natürlich (noch) nicht.

    Ich hoffe, vor dem Hintergrund dieser Erläuterungen werden die Abläufe im Dorf etwas nachvollziehbarer - ggf. muss ich die dann noch etwas stärker im Text betonen.

    Lieber Novize,

    Spoiler anzeigen

    Danke für das weitere Feedback - gut, dann werd' ich die Stelle am Ende mal so lassen.

    Die 'Aussetzer' von Porsk habe ich dezent reduziert - möchte es aber ungern noch weiter zurücknehmen, da mir Porsk sonst nicht verängstigt genug wirkt.

  • Kaum zu fassen, mit dem Prolog ist das jetzt schon der zehnte Beitrag. Viel Spaß beim Lesen! :)

    (Wie immer gilt: Konstruktive Kritik etwa zu Rechtschreibung & Grammatik, Logikproblemen, überschwänglichem oder mangelndem Gebrauch verschiedener Stilmittel, u.a. ist hier ebenso gern gesehen, wie ein paar warme Worte, was euch gut gefällt, oder auch Anmerkungen dazu, worüber ihr gerne mehr erfahren wollt bzw. was so eure Erwartungen an den weiteren Verlauf der Geschichte ist.)


    Bisherige Beiträge

    Weltenbau-Beitrag - - - - - [Link]

    Prolog - - - - - - - - - - - - - -  [Link]

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    6 - - - - - - - - - - - - - - - - - - [Link]

    7 - - - - - - - - - - - - - - - - - - [Link]

    8 - - - - - - - - - - - - - - - - - - [Link]


    Was bisher geschah:

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    Kaa-ja, der allseits geliebte Älteste und Anführer des Kemonodorfes liegt im Sterben und hat unter Anwendung lebensverlängernder Maßnahmen noch etwa dreißig Tage zu leben. Die Führungsriege des Dorfes hat zu diesem Anlass eine Wahl zum neuen Dorfvorsteher verkündet, die in sechs Tagen abgehalten werden soll. Unter den Kandidaten befinden sich die Dorflehrerin Mi-ran, die Priesterin Lukit und die Kommandantin des Wächtertrupps Yuri.

    Der Handwerkslehrling Juu-ka und seine drei Freunde Li-hoi, Amai und Enso hegen derweil noch die Hoffnung, Kaa-ja vor seinem bevorstehenden Ableben bewahren zu können. Bestärkt wird ihre Hoffnung durch den Hinweis auf eine Heilquelle auf dem heiligen Berg Nachtnebel, die Enso mithilfe einer Wächterexpedition zu finden hofft. Während Li-hoi und Amai dieser Chance zuversichtlich entgegenblicken, hadert Juu-ka mit Ensos Plan, da das Betreten des Berges Erzählungen zufolge mit einer großen Gefahr für das Dorf einhergehen soll.

    Der Tag der Abstimmungsverkündung neigt sich dem Ende zu und zwischen Mi-ran und Lukit kommt es hinter verschlossenen Türen zu Spannungen. Juu-ka wird zwar Zeuge ihres Streits, behält diese Information aber für sich. Am nächsten Morgen spitzt sich die Lage noch weiter zu. Zuerst hängen an etlichen Haustüren Drohbotschaften, die zu Lukits Wahl zum neuen Dorfvorstand auffordern, und dann erfährt die Führungsriege des Dorfes auch noch, dass sich der Schmiedemeister Alsadan über Nacht auf den Weg zum Nachtnebel begeben hat, um dort nach einem Heilmittel für den Dorfältesten zu suchen.

    Die Führungsriege beschließt angesichts dieser Entwicklungen verschiedene Maßnahmen. Während Yuri Alsadans Verfolgung in Angriff nimmt, um ihn vom Betreten des Nachtnebels abzuhalten, kündigt Lukit eine große Versammlung in ihrem heiligen Garten an, um die verstimmten Gemüter der Dorfbewohner durch die Drohbotschaften zu besänftigen. Zudem beschließt Kaa-jas vorübergehender Vertreter Genta, Alsadans Verschwinden bis auf Weiteres vor den Dorfbewohnern geheim zu halten, um eine Panik zu verhindern...

    9

    Ein lauwarmer Wind fuhr durch Juu-kas Haar, während er an seinem Stand auf Kundschaft wartete. Kurz nach dem Ende der morgendlichen Sondersitzung des Beratungskomitees hatte Araho seinen Sohn darum gebeten, den Marktdienst zu übernehmen. Nicht nur zur Ausgabe ihrer Handwerksprodukte, sondern auch, um die allgemeine Stimmung der Kemono im Dorf einzufangen. Juu-ka bemühte sich darum, seinen beiden Aufgaben gewissenhaft nachzukommen, dennoch stellten sich zwischendurch immer wieder kürzere Phasen der Ablenkung ein, in denen er besorgt zum Nachtnebel oder zum Dorftor schaute.

    Seit Juu-ka davon erfahren hatte, dass Alsadan und seine Leute die Seelen des Berges zu erzürnen drohten, saß eine permanente Angst in seiner Brust. Zwar versuchte sich der junge Kemono immer wieder einzureden, dass Yuri den Schmiedetrupp noch rechtzeitig aufhalten würde, doch wirklich überzeugt war er davon nicht. Niemand wusste genau, wie groß Alsadans Vorsprung wirklich war. Zudem hatte Yuri noch einige Zeit damit zugebracht, die verbliebenen Kemono in der Schmiede zu befragen, bevor sie schließlich aufgebrochen war. Und soweit es Juu-ka in der frühen Mittagspause von seinem Vater erfahren hatte, gingen die Informationen aus Yuris Nachforschungen kaum über das hinaus, was Porsk ihnen bereits mitgeteilt hatte. Abgesehen von der bitteren Bestätigung, dass Amai tatsächlich nicht mehr da war, hatte Araho seinen Sohn lediglich darüber informieren können, dass Yuri das Gerücht um eine Heilquelle auf dem Nachtnebel aus Auslöser für Alsadans Unternehmung identifiziert hatte. Juu-ka hatte daraufhin überlegt, seinem Vater endlich von der ganzen Sache mit dem Märchenbuch zu erzählen. Allerdings war Araho ziemlich in Eile gewesen und hatte sich rasch wieder von seinem Sohn verabschiedet...

    Gedankenversunken hielt Juu-ka seinen Blick nun auf das Dorftor gerichtet und beobachtete einen Wächter dabei, wie er aufmerksam den rechten Flügel inspizierte. '...ich erzähl' ihm einfach später davon. Es wird sich schon eine Gelegenheit ergeben. Hmm... und Yuri? Hätte ich ihr vor ihrem Aufbruch vielleicht doch noch von dem Buch erzählen sollen? Aber wie hätte es ihr schon helfen sollen, um Alsadan aufzuhalten? Am Ende hätte das nur dazu geführt, dass Enso sich ihr als Begleitung aufgedrängt hätte. Und nach Amai auch noch Enso da draußen zu wissen... Und sowieso, das hätte doch alles nur wieder Zeit gekostet.'

    "Entschuldige bitte, der Griff meines Hammers ist mir gestern Abend durchgebrochen und ich bräuchte einen Neuen." Juu-ka schreckte kurz auf, als ihn eine raue, kräftige Stimme aus den Gedanken riss. Die großen braunen Handschuhe und die verdreckte Schürze vor seiner Brust wiesen den stämmigen Kunden mit dem kurzen gräulichen Fell unzweifelhaft als Mitarbeiter der Schmiede aus. Zusammen mit einem beschrifteten Leinenfetzen, legte der Besucher sein zerbrochenes Werkzeug auf Juu-kas Theke.

    Juu-ka hatte seine Gedanken inzwischen wieder beisammen und verbeugte sich vor dem Kunden. "E-einen Moment." Er warf einen kurzen Blick auf den Leinenfetzen, nickte kurz, als er Gentas Pfotenabdruck darauf sah, und kramte schließlich einen neuen Hammer aus der verwitterten Holzkiste neben sich hervor. "Hier bitte."

    Der Schmied nahm den Hammer entgegen, schwang ihn kurz durch die Luft und zeigte Juu-ka ein Lächeln. Ein schwaches Lächeln, von dem der junge Kemono ganz genau wusste, dass es aufgesetzt war. "Besten Dank. Schönen Tag noch." Und so plötzlich, wie der Kunde gekommen war, machte er sich auch wieder auf den Weg zurück zur Arbeit.

    Juu-ka hatte kurz mit dem Gedanken gespielt, den Schmied nach der Ausgabe des Hammers näher an die Theke zu bitten und mit ihm über Alsadan zu sprechen. Doch in aller Öffentlichkeit hätte der Schmied vermutlich nur den Ahnungslosen gespielt. Und falls nicht, wäre er damit das Risiko eingegangen, dass ein unbeteiligter Passant ein paar Informationen aufschnappte, die nicht für seine Ohren bestimmt waren. Also hatte Juu-ka den Gedanken schnell wieder verworfen.

    Der junge Kemono sah dem Schmied noch einen flüchtigen Augenblick hinterher, bevor er sich wieder seinen Aufgaben widmete und den zerbrochenen Hammer in eine leere Kiste mit der Aufschrift 'Reparatur' verstaute.

    Die Kundschaft an Juu-kas Handwerksstand hielt sich an diesem Vormittag in Grenzen. Abgesehen von dem Schmied waren noch zwei Kemono aus dem Verwaltungsviertel gekommen, um den Bau eines neuen Tisches in Auftrag zu geben, und ein paar Erntehelfer, denen er vier Flechtkörbe überreicht hatte. Auch insgesamt hatte Juu-ka den Eindruck gewonnen, dass der Marktplatz von weniger Besuchern aufgesucht wurde als üblich.

    Die Gespräche der vorbeiziehenden Kemono handelten oft von ihrer Arbeit und waren zumeist von einem bedrückten Unterton geprägt, der nicht selten mit sorgenvollen Bemerkungen über Kaa-jas Gesundheitszustand einherging. Wie befürchtet waren aber auch die Pergamente mit den roten Drohbotschaften ein häufig erwähntes Thema. Dabei wurden die verschiedensten Vermutungen geäußert, wer hinter der Aktion steckte und mit welcher Absicht sie durchgeführt wurde. Manche Dorfbewohner waren davon überzeugt, Lukit und ihre Messdiener hätten die Botschaften über Nacht selbst verbreitet. Einige von ihnen streuten das Gerücht, der große Kitsune hätte die Priesterin in einer Wahnvorstellung dazu angestiftet, andere sympathisierten dagegen mit der Aktion und stellten sie als wirkungsvolle Maßnahme dar, um eine unwillkommene Dorfführung unter Mi-ran oder Yuri zu verhindern. Letztere betonten dabei stets, selbst nichts mit der Sache zu tun zu haben. Auch Mi-ran und Yuri wurden zuweilen als Drahtzieher hinter der Aktion verdächtigt, mit dem Ziel, Lukit in Verruf zu bringen. Einige der vorbeiziehenden Kemono wagten zudem das Gedankenspiel, dass sich Lukits Kontrahenten für die Verteilung der Drohbotschaften zunächst zusammengetan hatten und sich als nächstes gegenseitig in den Rücken fallen würden.

    Angesichts der ungewohnt misstrauischen Gesprächsinhalte, fühlte sich Juu-ka zunehmend niedergeschlagen und vergegenwärtigte sich einmal mehr, wie wertvoll Kaa-jas integrativer Führungsstil all die Jahre für das Dorf gewesen war. Die Leute waren glücklich gewesen und sorglos ihrer Arbeit nachgegangen. Das Misstrauen, das er heute in den Stimmen verschiedenster Kemono ausmachte, war noch vor wenigen Tagen ein absoluter Ausnahmefall gewesen. Mittlerweile schien es sich allerdings wie eine Krankheit im Dorf auszubreiten. Er hoffte inständig, dass es Lukit am Nachmittag gelingen würde, die Wogen wieder etwas zu glätten.

    Juu-ka sah ein weiteres Mal zum Nachtnebel und betrachtete die Lichtkugeln in der Ferne. Soweit er es anhand der Unterhaltungen zwischen den Dorfbewohnern beurteilen konnte, hatte sich zumindest Alsadans Verschwinden noch nicht herumgesprochen. Auch der Marktstand der Schmiede gab keinen Hinweis darauf, dass sich ein großer Teil ihrer Belegschaft außerhalb des Dorfes befand. Das Warenangebot war unverändert und der etwas kurzgewachsene Kemono hinter der Theke präsentierte sich mit seiner typisch heiteren Art. So ließ er es sich auch an diesem Tag nicht nehmen, der Kundschaft wie immer eine seiner drei Lieblingsanekdoten mit auf den Weg zu geben: Die Geschichte, in der er aus einem Missverständnis heraus eine Schüssel anstelle eines Schlüssels angefertigt hatte, die Geschichte, in der er völlig übermüdet seine Stiefel mit seinen Handschuhen verwechselt hatte und - nicht zu vergessen - die Geschichte von seinem Hustenanfall, der damit endete, dass Alsadan eine dicke Fellkugel im Gesicht kleben hatte. Auch hatte Juu-ka keinen einzigen Kunden eine Frage stellen hören, die auf Alsadans Abwesenheit oder auf eine Unterbesetzung der Schmiede abgezielt hatte.

    Während der junge Kemono nachdenklich an seinem Stand verweilte, die Ellenbogen auf die Theke gelehnt und das Kinn in den Pfoten liegend, näherte sich ihm ein weiteres Gespräch. Mit gespitzten Ohren sah Juu-ka zur Straße hoch und machte zwei Wächter aus, die langsamen Schrittes auf den Marktplatz zusteuern. Zu seiner Erleichterung befand sich unter ihnen weder Euxis noch sein Kollege vom letzten Mal. Und trotz der Speere, die sie schräg an ihren Rücken befestigt hatten, wirkten diese Wächter insgesamt recht freundlich auf ihn.

    Der von Juu-kas Position aus gesehen hintere Wächter fiel durch ein schneeweißes Fleckenmuster auf seinem ansonsten haselnussbrauen Fell auf und kaute auf dem Bissen eines Brötchen herum, das er lässig in seiner rechten Pfote hielt. "...also Nowa kümmert sich jetzt jedenfalls um alles, solange Yuri unterwegs ist."

    Der andere, etwas kleinere Wächter, bot mit seinem dunkelbraunen, beinahe schwarzen Fell einen starken Kontrast zu seinem Kollegen. Juu-ka sah, wie er mit einer abwinkenden Geste reagierte und seufzend die Augen verdrehte. "Ausgerechnet. Der Typ ist viel zu brutal für diese Position. Hab' nie verstanden, weshalb Yuri ihm so sehr vertraut."

    Der gefleckte Wächter schmatzte munter weiter. "Hat wohl weniger was mit Vertrauen zu tun, als dass er einfach liefert. Denk nur mal an den Vorfall zurück, als die Mauer hinten im Ernteviertel eingerissen wurde und die Teufelskäfer eingefallen sind. Nowa hat sie mit seinen drei 'Speerspitzen' Euxis, Letton und Ota im Alleingang erledigt."

    Sein Partner schien von dieser Begründung nicht allzu überzeugt. "Naja, er hat sich dabei gut in Szene gesetzt. So schlimm waren diese Teufel nun auch wieder nicht. Wenn Yuri schnell genug da gewesen wäre, hätte sie Nowa nichts mehr übrig gelassen. Und die kleinen Viecher hätten selbst wir erledigen können. Die Königin war halt krass..."

    Gerade als das gesprächige Duo Juu-kas Marktstand passierte, lachte der Wächter mit dem Brötchen laut auf und spuckte seinem Kollegen dabei unbeabsichtigt ein paar Krümel ins Gesicht. "Hah! Ihren Kopf wollte Nowa als Trophäe vor seinem Haus auf einem Speer aufspießen! Da hat Yuri aber rebelliert!"

    Der Wächter mit dem dunklen Fell wirkte dezent angewidert. Ob wegen der Brötchenpartikel auf seiner Schnauze oder wegen der Bemerkung seines Partners, das vermochte Juu-ka nicht zu sagen. Während er das Gespräch weiterführte, leckte sich der vordere Wächter mehrmals über die Pfote und wischte sie daraufhin einmal gründlich über sein Gesicht. "Ja... zum Glück. Ich will nicht jeden morgen zum Training an so 'ner Bestie vorbeilaufen. Vor allen, wenn sie dann noch anfängt zu verrotten..."

    Nur wenige Augenblicke, nachdem der schwarzbraune Wächter die Pfote wieder heruntergenommen hatte, verpasste ihm der Gefleckte eine weitere Salve an feuchten Krümeln. "...und zu stinken! Hah!"

    Juu-ka empfand allmählich Mitleid mit dem Vorderen, der sich offenbar mit der feuchten Aussprache seines Partners arrangiert hatte. "Lass und versuchen, optimistisch zu bleiben. Wahrscheinlich fängt Yuri ...du weißt schon wen... rechtzeitig ab und bringt ihn in Fesseln wieder ins Dorf zurück. Dann gibt's drei Tage Hausarrest für ihn und die Sache ist wieder in Ordnung."

    Die Wächter entfernten sich langsam wieder vom Marktplatz und Juu-ka hörte den Gefleckten ein weiteres Mal laut auflachen. " ...in Fesseln!? Ich wüsste von keiner Fessel, die er nicht sprengen könnte! Hah!"

    Einige Kemono auf dem Marktplatz sahen den beiden Wächtern irritiert hinterher, taten ihre Unterhaltung aber als typisches Wächtergeschwätz ab und schienen sich nicht mehr weiter darum zu kümmern.

    Als das Gespräch der beiden Wächter Juu-kas Hörweite schließlich verlassen hatte, hallten plötzlich Euxis' mahnende Worte in seinen Erinnerungen nach: 'Es wird ohnehin nicht lange dauern, bis die Leute anfangen, Fragen zu stellen...' Juu-ka war sich sicher: Falls sich die Wächter weiterhin so offen über die aktuelle Problemlage unterhielten, dann würden sich Euxis' Befürchtungen schon sehr bald bewahrheiten. Doch Juu-ka beschäftigte auch, was die beiden Wächter über Nowa und die Käferkönigin erzählt hatten. Langsam aber sicher setze sich vor seinem inneren Auge ein Bild zusammen, das er seit dem Vorfall vor gut fünf Jahren tief in sein Unterbewusstsein verbannt hatte. Je mehr seine Erinnerungen an die Oberfläche gezerrt wurden, desto stärker spürte er den Druck in seinen Pfoten, mit dem er sie gegen das Westfenster seines damaligen Klassenzimmers gepresst hatte. Auf einen Schlag kam alles wieder in ihm hoch. Das brutale Gemetzel in der Ferne, das verängstige Gewimmer der Klassenkameraden, seine Schockstarre, bis Mi-ran ihn schließlich vom Fenster weggeholt hatte...

    Juu-kas Erinnerungen an den furchteinflößenden Vorfall vermischten sich zunehmend mit seinen Befürchtungen, was sich nach Alsadans Betreten des Nachtnebels im Dorf ereignen würde. Sein Gesicht wurde auf einmal kreidebleich und sein ganzer Körper begann heftig zu zittern. Vor seinem geistigen Auge sah er jetzt, wie unzählige Teufelsköniginnen die dicken Dorfmauern durchbrachen. Der Herzschlag des jungen Kemono erreichte augenblicklich die doppelte Geschwindigkeit und seine Kehle verkrampfte sich derart, dass er verzweifelt nach Luft rang. In einem panischen Fieberwahn sah Juu-ka die Ungeheuer erbarmungslos über die Kemono herfallen. Er sah, wie sie ihre Häuser zertrümmerten und die hilflos durcheinander rennenden Dorfbewohner mit ihren riesigen Maulscheren zerfetzten. Einen nach dem Anderen. Seine Kollegen, seine Freunde, seine Eltern. Niemand bleib verschont. Als Juu-ka dann den Punkt erreicht hatte, an dem er die gierigen blutverschmierten Mäuler der schwarzen Teufel über sich selbst herfallen sah, wurde dem jungen Kemono schließlich schwarz vor Augen. Gerade als er umzukippen drohte, packte ihn eine Pfote vorn an seinem Hemd. "Junge! Hey, Junge! Was ist los mit dir?"

    Juu-ka atmete schwer, keuchte regelrecht. Als seine verschwommene Sicht langsam wieder klarer wurde, zeigte sich ihm der besorgte Blick des Kemono vom Marktstand der Schmiede. "Junge! Sag doch was!"

    Doch Juu-ka sagte nichts, sondern drückte den Schmied wortlos mit beiden Armen ganz fest an sich.

    • Offizieller Beitrag

    Zitat:

    und das zweite ist eine Sache die ich persönlich nicht mag. Und zwar diese Wortwörtlichen Wiederholungen was wer gesagt hat. Das klingt in meinen Ohren immer unnatürlich als Bericht.


    -> Hier weiß ich tatsächlich nicht genau, was du meinst. Kannst du das vielleicht an einem Textbeispiel deutlich machen? dann schau ich mal, ob ich da was ändern kann.

    Das hier meinte ich.

    Einer... der Schmiede legte mir nahe, dass Alsadan seinen Mitarbeitern letzten Abend Fragen gestellt hatte. F-Fragen wie... 'Würdest du alles tun, um Kaa-ja zu retten? Dann komm heute Nacht in den alten Lagerkeller.' Und ein anderer hatte seine Tochter Amai prahlen hören. Sie... sagte wohl etwas wie: 'Dieser blöde Berg wird uns ganz bestimmt nicht aufhalten'.

    Da wird wortwörtlich gesagt, was jemand gesagt hat.
    Aber zumindest in meinem Sprachgebrauch zitiert man sehr selten andere Menschen Wort für Wort. Aber ich lese es öfters mal, aber in meinen Ohren klingt das immer unnatürlich ^^;

    Sein Gesicht wurde auf einmal kreidebleich und sein ganzer Körper begann heftig zu zittern.

    uff seine Reaktion ist schon heftig. Eindeutig ein Trauma. hm. Ich muss zugeben es hat mich überrascht, die ganze Zeit Juu-Kas Perspektive zu sehen und dann auf einem so ein Trauma zu erleben.

    Wie ich diesen Part einordnen soll weiß ich auch noch nicht. Der Anfang gefiel mir gut. Zum abwarten verdonnert, musste Juu-Ka hinter dem Thresen hocken, da hätte man ihn vielleicht noch was hibbeliger machen können. Du hast es schon angedeutet, aber ich glaube mich hätte so eine Version Wahnsinnig gemacht ^^;


    Nowa hat sie mit seinen drei 'Speerspitzen' Euxis, Letton und Ota im Alleingang erledigt."

    Das hier wirkt auf mich ein bissl aufgesetzt. Weiß nicht ob man sowas so sagen würde, aber an sich gefällt mir die Bezeichnung.

    Bis jetzt weiß ich noch nicht, wohin das alles geht, es bleibt nur abwarten.

  • @Juu-Ka

    denen er ein vier Flechtkörbe überreicht hatte

    Da fehlt was oder?

    Der Anfang gefiel mir gut. Zum abwarten verdonnert, musste Juu-Ka hinter dem Thresen hocken, da hätte man ihn vielleicht noch was hibbeliger machen können.

    Dem kann ich mich nur anschließen.

    Das hier wirkt auf mich ein bissl aufgesetzt.

    Eigentlich nicht, Angeber halt oder einfach nur Stolz.

    Bis jetzt weiß ich noch nicht, wohin das alles geht, es bleibt nur abwarten.

    Das drückt es aus.

    Du hättest die Möglichkeit gehabt in die Geschichte mal etwas fahrt reinzubringen aber wir erleben nur ein langes Gedankenspiel, das wohin führt?? Gut wir erfahren neues über Juu-ka und sein Trauma.

    Mir fehlt hier ein kurzer Anriss vom Schmied, seinen Verfolgern, oder das die Kids mal wieder etwas gemeinsam ....

    Nun gut warten wir mal.....

    :)

  • Lieber Etiam, lieber Kamar,

    lieben Dank für eure Anmerkungen zum nunmehr neunten Teil meiner kleinen Geschichte :)

    (Und danke für den Hinweis mit den Flechtkörben, Kamar - da war ein Wort zu viel reingerutscht ^^')

    Spoiler anzeigen

    Da ihr ja doch so einige Überschneidungen in euren Kommentaren habt, fasse ich meine Antwort dazu mal in einem Spoilerblock zusammen.

    Zunächst einmal danke Etiam, für die Erläuterung, was die Informationswiedergabe angeht. Ich verstehe deinen Punkt hier gut - es wirkt im Normalfall authentischer, wenn Geschehnisse mit eigenen Worten geschildert werden und auf die Weise auch die eigenen Gefühle zum Gesagten transportiert werden. So erhält der Leser gleich zwei Informationen auf einen Schlag. Andersherum fehlt dem Leser vermutlich die emotionale Information bei der wortgetreuen Wiedergabe. Aus diesem Grund sind die 'Zitate' von Porsk in Szene 8 auch eine Ausnahme, auf die ich auch nur sehr selten zurückzugreifen gedenke.

    Ich habe mich an der Stelle für solch eine Ausnahme entschieden, weil der Verwaltungsassistent Genta genau das wiedergeben will, was er gehört hat, sodass sich sein Chef ein unverzerrtes Bild von der Lage machen kann. Das heißt, die Stärke, die man sprachlich durch eine sinngemäße Inhaltswiedergabe hat (Inhalts + Gefühlsinformation), wurde hier von Porsk als eine Schwäche angesehen, da seine Information für Genta sonst weniger verlässlich hätte beurteilt werden können. Hiermit will ich im Subtext auch zum Ausdruck bringen, wie die Arbeitsweise in der Verwaltung in dem Dorf abläuft.

    Was Juu-kas Perspektive angeht - ja, der Leser erlebt die Geschichte aus den Augen dieser Figur, was zwangsläufig auch so einige Stellen mit sich bringt, in denen die Geschehnisse durch seine Gedankengänge eingefärbt bewertet werden. Ich denke bei der Komplexität der Geschehnisse im Dorf, bewahre ich mir auf diese Weise eine gewisse Ordnung, sodass man zusätzlich zu den verschiedenen Konfliktlinien nicht auch noch in die Sicht unterschiedlicher Figuren springt. Angenommen, ich würde zu Alsadan springen und eine Szene zeigen, dann zu Enso und seiner Recherche und dann vielleicht noch zu Mi-ran und würde dann auch all diese verschiedenen Perspektiven einnehmen, würde das bei meinen erzählerischen Fähigkeiten wohl in ein heilloses Chaos münden ^^' ..so hat man als Leser eine gewisse Verlässlichkeit bzw. eine Linie, die man nachverfolgt.

    Was Juu-kas Panikattacke angeht ..hm ja... ich hatte auch länger überlegt, wie ich das umsetze. Wichtig war es mir, durch die Unterhaltung der Wächter die Teufelskäfer näher einzuführen - dem Leser ein Gefühl zu geben, was diese Dorfmauern da eigentlich zurückhalten sollen und ggf. eine Gefahr in den Hintergrund zu platzieren, die später vielleicht nochmal eine Rolle spielen könnte. Nun stellte sich die Frage, wie Juu-ka auf eben dieses Gespräch reagiert.

    Eine Information, die der Leser bislang schon hatte ist die, dass unser Protagonist ja etwas ängstlich/ schreckhaft rüberkommt. Seine Erfahrung mit dem Käferangriff und das was er damals gesehen hat, soll dem Leser nun zumindest eine gewisse Vorstellung darüber geben, wo diese schreckhafte Art eigentlich so herkommt, bzw. wodurch sie sich in der Vergangenheit verstärkt haben könnte. Vielleicht ist früher ja auch noch mehr vorgefallen - das gilt es noch herauszustellen.

    Ein Ereignis, das eine Person so schreckhaft macht, wird häufig versucht, zu verdrängen - allerdings überschreiten die Wächter bei Juu-ka einen Kipppunkt, der die ganze Sache wieder hoch holt und die Reaktion, zusammen mit seiner Angst vor Alsadans Aktion löst dann diese Kettenreaktion zur Panikattacke aus.

    ...falls das an der Stelle zu plötzlich kommt, wäre noch die Überlegung anzustellen, Juu-kas schreckhafte Art in den vorigen Szenen ggf. etwas stärker zu zeigen bzw. auch schon mal anzuteasern, dass es da gewisse Gründe für gibt :)

    Was die hibbelige Reaktion angeht. Hm, also in der Psychologie gibt es zwei Varianten, wie Personen mit Stress umgehen - entweder, die lassen es raus, reagieren z.B. zappelig, laut, ggf. auch aggressiv - die anderen reagieren ganz gefasst, ruhig, verfallen ins grübeln und fressen die Dinge in sich rein. Juu-ka gehört zum zweiten Typ - daran habe ich sein Verhalten hier - und auch generell in dieser Geschichte orientiert.

    Zitat:

    Nowa hat sie mit seinen drei 'Speerspitzen' Euxis, Letton und Ota im Alleingang erledigt."

    -> ja, mit der Stelle bin ich auch nicht ganz zufrieden, allerdings wusste ich nicht, wie ich dem Leser hier die Informationen besser vermitteln soll die hier gegeben werden. Im authentischen Gespräch hätten die beiden Wächter die drei Namen hinter 'Speerspitzen' weggelassen, da ja jeder im Dorf weiß, wer damit gemeint ist. Der Leser weiß das allerdings nicht. Vielleicht kann man hier mit einer Fußnote arbeiten - sowas find ich aber irgendwie unschön und habe ich bisher ja auch nicht gemacht. Zum anderen steckt hinter 'Speerspitzen' ein spezieller Spitzname, deren Erklärung hier auch deplatziert gewirkt hätte. So sind Euxis und die anderen beiden die einzigen Wächter, die ständig mit ihren Speeren herumlaufen, während die anderen Wächter in der Regeln unbewaffnet durchs Dorf spazieren. Daher werden sie liebevoll 'Speerspitzen' genannt. ..ich weiß nicht, wenn du da ne schöne Idee hast, wie man das dezent in den Dialog der beiden verbauen kann, dann immer her damit. Ansonsten muss ich darauf vertrösten, dass der Spitzname an späterer Stelle eine Erläuterung erfährt ^^'

    Einen letzten Punkt habt ihr ja beide angesprochen und wird vielleicht auch von anderen Lesern so wahrgenommen - ich lasse mir recht viel Zeit, um die ganze Sache ins Laufen zu bringen, sodass man noch nicht ganz genau weiß, wohin die Reise gehen wird. Vielleicht ist das hier einfach ne Stilsache, dass ich meine Welt gerne umfassend vorstellen möchte und die Szenen immer mal wieder dazu nutze um das Dorfleben mit seinen Schauplätzen, Figuren und Arbeitsabläufen zu zeigen.

    Abseits davon hab ich mir natürlich einen recht großen 'Cast' an Figuren zurechtgelegt, die alle wie Zahnräder in die Handlung verwoben sind und es braucht natürlich entsprechend Raum, die Figuren an die richtigen Positionen zu bringen und die dazu benötigten Interaktionen stattfinden zu lassen. Der große 'Cast' führt dazu, dass die Mühlen möglicherweise etwas langsam anlaufen - wenn aber alles richtig anläuft, sollte ich hinterher einen entsprechenden Payoff bekommen, indem man später ganz viele spannende Figuren hat, die der Leser ausreichend gut kennengelernt hat, um eine gewisse Connection zu ihr aufzubauen. Somit ergeben sich dann eben auch viele Möglichkeiten für Handlungsverläufe, Wendungen und Twists.

    Was ich sagen kann - ohne zu spoilern - jede Szene ist (so zumindest meine Absicht^^) ein berechtigter Beitrag für das, worauf ich hier hinarbeite und ich bin mir fast sicher, dass es wiederum Logiklücken bzw. eine gewisse Beliebigkeit zur Folge hätte, wenn ich die Szenen nicht so aufbauen würde bzw. zu schnell an gewisse Plotpoints springen würde. Viele kleine Details sind nicht wahllos eingebaut, sondern erfüllen einen konkreten Zweck - teils auch für das große Ganze - und können später nochmal zu einem Aha-Effekt führen. Zum anderen lege ich viel Wert darauf, dass die Figuren entsprechend der natürlichen Gegebenheiten im Dorf handeln und, dass ich möglichst auf zufällige Inputs verzichte, die in die Story reingeworfen werden, um mehr Spannung zu erzeugen.

    Ich hoffe, ich konnte hier ein bisschen Klarheit reinbringen, welche Gedanken so hinter meiner Vorgehensweise stecken :)

  • Hallo Juu-Ka,

    zum Kapitel 9: die Panikattacke von Juu-Ka fand ich ganz gut, weil sie eindrücklich geschildert war und neugierig auf die Geschichte zu der Käferattacke macht. Im Prinzip finde ich auch die meisten anderen Abschnitte gelungen, weil nachvollziehbar ist, dass sie einen Zweck erfüllen oder noch erfüllen werden. In der Summe sind es dann aber doch viele aneinander gereihte Abschnitte, in denen sich die Handlung nicht weiterentwickelt, was das ganze für mich etwas langatmig erscheinen lässt. Man könnte überlegen - wenn man die Geschichte nochmal überarbeitet - solche Abschnitte eher auf die Kapitel zu verteilen, wenn es dafür passende Möglichkeiten gibt. Hier noch ein paar Details

    Anmerkungen

    Seit Juu-ka davon erfahren hatte, dass Alsadan und seine Leute die Seelen des Berges zu erzürnen drohten,

    In diesem Abschnitt wird recht lang nacherzählt, was sich seit dem letzten Kapitel ereignet hat. Ich finde Nacherzählungen immer rechts unspektakulär - schöner ist es, die Story live mitzuerleben. Daher würde ich persönlich versuchen, möglichst viel davon noch ins letzte Kapitel zu packen, oder den Block ab und zu mal unterbrechen und Juu-Ka etwas machen lassen.

    Juu-ka hatte kurz mit dem Gedanken gespielt, den Schmied nach der Ausgabe des Hammers näher an die Theke zu bitten

    Bei diesem Abschnitt war ich mir nicht sicher, ob er wirklich notwendig war

    andere sympathisierten dagegen mit der Aktion

    Ist diese Aktion in den Augen der Kemono nicht ziemlich eindeutig sowas wie "Gotteslästerung"? Im Prinzip wird ja die Authorität der Gottheit missbraucht. Damit müsste es doch eigentlich unredlich sein, damit zu sympathisieren?

    vergegenwärtigte sich einmal mehr, wie wertvoll Kaa-jas Führungsstil all die Jahre für das Dorf gewesen war.

    Die Idee finde ich gut, hier nochmal auf seinen Führungsstil einzugehen. Mir fehlt noch ein beschreibendes Wort. Was war an dem Stil so besonders? War er z.B. besonders integrativ, authoritär, einfühlsam?

    wirkten diese Wächter fast schon zutraulich auf ihn.

    Ist "zutraulich" ein sinnvolles Wort für einen Wächter? Würde für mich eher zu einem Haustier passen.

    Juu-kas Erinnerungen an den furchteinflößenden Vorfall vermischten sich zunehmend mit seinen Befürchtungen, was sich nach Alsadans Betreten des Nachtnebels im Dorf ereignen würde.

    Über die Befürchtungen, was passiert, wenn man den Nachtnebel betritt, ist der Leser bisher noch ziemlich im unklaren. Das hört sich für mich jetzt so an, als ob die Käfer irgendwas mit dem Nachtnebelberg zu tun haben. Ist das so gewollt?

    In einem panischen Fieberwahn sah Juu-ka die Ungeheuer erbarmungslos über die Kemono herfallen.

    Ist "Fieberwahn" hier sinnvoll gewählt? Das würde ich eher bei jemandem erwarten, der ... Fieber hat. Das wäre ja eher sowas wie eine Wahnvorstellung o.ä.

    Zusammen mit einem beschrifteten Leinenfetzen, legte der Besucher sein zerbrochenes Werkzeug auf Juu-kas Theke.

    Hier bekommen wir ein paar Infos zum Trading-System, aber ganz habe ich es nicht durchschaut. Es scheint kein Geld o.ä. ausgetauscht zu werden, aber ein Leinenfetzen, der von Genta signiert wurde (und der hat ja einen recht hohen Status). Entweder das ist sowas wie Geld (allerdings ist dann die Frage, wo man den Wert sieht), oder es ist nur eine Art Berechtigungsschein - das deutet auf ein etwas planwirtschaftlicheres System o.ä. hin.

    • Offizieller Beitrag

    Ist diese Aktion in den Augen der Kemono nicht ziemlich eindeutig sowas wie "Gotteslästerung"? Im Prinzip wird ja die Authorität der Gottheit missbraucht. Damit müsste es doch eigentlich unredlich sein, damit zu sympathisieren?

    Außer man hält es für baremünze denke ich :hmm:

    Aber darüber habe ich auch schon nachgedacht. Fand das Gedankenspiel aber dann doch recht interessant. Müsste man vielleicht auch wissen was für eine Wesenheit Kitsune ist. Also vom Gemüt her und so.

    Eigentlich nicht, Angeber halt oder einfach nur Stolz

    Ich sehe da keine Angeberei oder Stolz drinne :hmm: Das ist für mich einfach ein erklärneder Satz. Mehr nicht. Und für mich wirkt er halt nicht so, als ob ich ihn mit jemandem, der im Bilde ist so präzisieren würde.

    Andersherum fehlt dem Leser vermutlich die emotionale Information bei der wortgetreuen Wiedergabe.

    Aber die wird für mich auch hier wenig übermittelt. Weil ich stark davon ausgehe, dass der Bote es ganz anders betont, als der eigentliche Sprecher. Wenn er es auch noch so betonen würde, wäre es ja NOCH aufgesetzter.
    Vielleicht ist das auch geschmackssache. Weil ich hatte das schonmal in einer anderen Geschichte erwähnt, dass das für mich einfach etwas seltsam wirkt. Da kam aber ungefähr das gleiche wie hier. Und in der Geschichte war es noch viel heftiger, weil die Situation eigentlcih eine richtig schlimme war, für mich aber ziemlcih gekünstelt wirkte.

    Was Juu-kas Perspektive angeht - ja, der Leser erlebt die Geschichte aus den Augen dieser Figur, was zwangsläufig auch so einige Stellen mit sich bringt, in denen die Geschehnisse durch seine Gedankengänge eingefärbt bewertet werden. Ich denke bei der Komplexität der Geschehnisse im Dorf, bewahre ich mir auf diese Weise eine gewisse Ordnung, sodass man zusätzlich zu den verschiedenen Konfliktlinien nicht auch noch in die Sicht unterschiedlicher Figuren springt. Angenommen, ich würde zu Alsadan springen und eine Szene zeigen, dann zu Enso und seiner Recherche und dann vielleicht noch zu Mi-ran und würde dann auch all diese verschiedenen Perspektiven einnehmen, würde das bei meinen erzählerischen Fähigkeiten wohl in ein heilloses Chaos münden ^^' ..so hat man als Leser eine gewisse Verlässlichkeit bzw. eine Linie, die man nachverfolgt.

    Was die Perspektive angeht. Das sollte keine Kritik an dem Vorgehen sein, dass wir NUR Juu-Ka folgen. Ganz und gar nicht. Das sind entscheidungen, die trifft man am Anfang seiner Geschichte, wie man das aufziehen will und dann ist auch das meist Geschmackssache wie das ankommt. Ob man nun einen PoV oder dutzend hat. Beides kann funktionieren, oder in die Hose gehen.
    Was ich hier meinte war, dass ich es gerade viel spannender fände, die Geschichte aus den Augen von XY zu sehen.

    Wichtig war es mir, durch die Unterhaltung der Wächter die Teufelskäfer näher einzuführen

    Ok, ich verstehe den Gedanken.
    Hier kann ich nur für mich sprechen. Die Käfer waren MIR shcon sehr presänt. Ich habe versucht immer aufmerksam mitzulesen, welche Häppchen du einbaust und habe das mit den Käfern shcon zuvor notiert gehabt. Die Bedrohung war mir also vorher schon bewusst.

    ...falls das an der Stelle zu plötzlich kommt, wäre noch die Überlegung anzustellen, Juu-kas schreckhafte Art in den vorigen Szenen ggf. etwas stärker zu zeigen bzw. auch schon mal anzuteasern, dass es da gewisse Gründe für gibt

    Vielleicht bei Erwähnung der Käfer oder sowas andeuten. :hmm: Wie gesagt, es ist ja nicht so, als ob sie hier das erste mal erwähnt werrden.
    Juu-Kas bisherigen Charakter finde ich bis hier hin aber gut gelungen. Diese "ängstliche" wie du es beschreibst kommt rüber und man fühlt es.

    Was die hibbelige Reaktion angeht. Hm, also in der Psychologie gibt es zwei Varianten, wie Personen mit Stress umgehen - entweder, die lassen es raus, reagieren z.B. zappelig, laut, ggf. auch aggressiv - die anderen reagieren ganz gefasst, ruhig, verfallen ins grübeln und fressen die Dinge in sich rein. Juu-ka gehört zum zweiten Typ - daran habe ich sein Verhalten hier - und auch generell in dieser Geschichte orientiert.

    Ja, nur sehen wir die Person ja nicht nur von außen. Wir kennen auch ihr innenleben.
    Ich gebe zu Hibbelig war blöd von mir gewählt. Ich wollte damit aber nicht die Gestiken, sondern das innere Gemüt beschreiben.
    Sprich nach draußen hin kann er schon "ruhig" wirken.

    Ansonsten muss ich darauf vertrösten, dass der Spitzname an späterer Stelle eine Erläuterung erfährt ^^'

    Fänd ich net schlimm.

    Einen letzten Punkt habt ihr ja beide angesprochen und wird vielleicht auch von anderen Lesern so wahrgenommen - ich lasse mir recht viel Zeit, um die ganze Sache ins Laufen zu bringen, sodass man noch nicht ganz genau weiß, wohin die Reise gehen wird. Vielleicht ist das hier einfach ne Stilsache, dass ich meine Welt gerne umfassend vorstellen möchte und die Szenen immer mal wieder dazu nutze um das Dorfleben mit seinen Schauplätzen, Figuren und Arbeitsabläufen zu zeigen.


    Abseits davon hab ich mir natürlich einen recht großen 'Cast' an Figuren zurechtgelegt, die alle wie Zahnräder in die Handlung verwoben sind und es braucht natürlich entsprechend Raum, die Figuren an die richtigen Positionen zu bringen und die dazu benötigten Interaktionen stattfinden zu lassen. Der große 'Cast' führt dazu, dass die Mühlen möglicherweise etwas langsam anlaufen - wenn aber alles richtig anläuft, sollte ich hinterher einen entsprechenden Payoff bekommen, indem man später ganz viele spannende Figuren hat, die der Leser ausreichend gut kennengelernt hat, um eine gewisse Connection zu ihr aufzubauen. Somit ergeben sich dann eben auch viele Möglichkeiten für Handlungsverläufe, Wendungen und Twists.


    Was ich sagen kann - ohne zu spoilern - jede Szene ist (so zumindest meine Absicht^^) ein berechtigter Beitrag für das, worauf ich hier hinarbeite und ich bin mir fast sicher, dass es wiederum Logiklücken bzw. eine gewisse Beliebigkeit zur Folge hätte, wenn ich die Szenen nicht so aufbauen würde bzw. zu schnell an gewisse Plotpoints springen würde. Viele kleine Details sind nicht wahllos eingebaut, sondern erfüllen einen konkreten Zweck - teils auch für das große Ganze - und können später nochmal zu einem Aha-Effekt führen. Zum anderen lege ich viel Wert darauf, dass die Figuren entsprechend der natürlichen Gegebenheiten im Dorf handeln und, dass ich möglichst auf zufällige Inputs verzichte, die in die Story reingeworfen werden, um mehr Spannung zu erzeugen.

    Ich hoffe, ich konnte hier ein bisschen Klarheit reinbringen, welche Gedanken so hinter meiner Vorgehensweise stecken

    hierzu vielleicht noch eine kurze Sache:
    Ich finde deine Geschichte bis hier hin spannend. Elemente wie der Nebelberg und die Legenden um das Schlimme, was auch immer geschehen mag, wenn man ihm zu nahe kommt fand ich interessant aufgebaut und nun mit dem Aufbruch des Schmied sehr gut in Szene gesetzt.

    Die Wahl fand ich bisher so ... joa ... aber seit der Nächtlichen Aktion mit dem leinenfetzen bin ich auch hier gespannt dabei.

    Manchmal habe ich nur das Gefühl wir treten auf der Stelle und das hat nicht mal wirklcih was mit der Geschwindigkeit zu tun, sondern mit dem was gezeigt wird ... :hmm: Ich bin mir aber bei dem Punkt auch noch nicht ganz sicher :hmm:

  • Lieber Novize,

    besten Dank für deinen umfassenden Kommentar, der mir wieder einen guten Eindruck in die Leserperspektive gibt.

    Spoiler anzeigen

    Ja, dein Eindruck mit den Längen kommt hier glaube ich dadurch zustande, dass sich für Juu-ka - und gewissermaßen auch für den Leser - in kurzer Zeit recht viele Geschehnisse im Dorf ergeben, die hier jetzt erstmal alle verarbeitet und in ihrer Bedeutung einsortiert werden - diese Einsortierung, die hier Juu-ka vornimmt, bremst dann gewissermaßen den Lesefluss etwas. Die Punkte auf die vergangenen Kapitel aufgeteilt einzustreuen ist wahrscheinlich etwas schwierig, weil die Gedanken ja erst durch die Geschehnisse ausgelöst werden. Entsprechend wären sie später wohl wieder etwas fehl am Platz. Ggf. kann man die Szene später nochmal in den ersten Teil mit Juu-kas gedanklicher Aufarbeitung und den zweiten Teil mit der Geschichte zum Käferangriff und Juu.kas Panikattacke aufsplitten. Ich könnte mir vorstellen, dass es schon etwas anders rübergekommen wäre, wenn ich die hier getrennt vorgestellt hätte. Nichtsdestotrotz schau ich mal, was sich da für die Generalüberholung so machen lässt. Der Punkt wurde ja schon von Etiam und Kamar mit anderen Worten angemerkt und hat somit einen festen Platz in meinem Hinterkopf.


    Zitat:

    Juu-ka hatte kurz mit dem Gedanken gespielt, den Schmied nach der Ausgabe des Hammers näher an die Theke zu bitten

    -> Bei diesem Abschnitt war ich mir nicht sicher, ob er wirklich notwendig war

    Ja, den hatte ich zunächst auf auf der Liste der Kürzungskandidaten. Ich hatte die Befürchtung, dem Leser würde hier ansonsten eine Reaktion von Juu-ka auf den Schmied in Bezug auf Alsadans Aufbruch fehlen. So nach dem Motto, da steht einer der Schmiede vor ihm, der ein Geheimnis mit sich rumträgt - will man den nicht mal ansprechen?

    ...ich lass es erstmal drin, werds aber dann wohl streichen, wenn das noch von anderer Seite als überflüssig empfunden wird.


    Zitat:

    andere sympathisierten dagegen mit der Aktion

    -> Ist diese Aktion in den Augen der Kemono nicht ziemlich eindeutig sowas wie "Gotteslästerung"? Im Prinzip wird ja die Authorität der Gottheit missbraucht. Damit müsste es doch eigentlich unredlich sein, damit zu sympathisieren?

    Joa, man hat es in der Geschichte ja schon etliche Male erlebt, dass der Name Gottes für viele verwerfliche Dinge instrumentalisiert wurde und die Leute teilweise trotzdem felsenfest in ihrem Glauben dahinter standen. Ob's jetzt Kreuzzüge, Inquisitionen, Glaubenskriege sind. Da kann man dem Leser glaube ich schon verkaufen, dass es einige wenige Kemono im Dorf gibt, die auch etwas fundamentalistischer in ihrem Denken sind. Das Denkmuster im konkreten Fall funktioniert dann etwas so: 'Also der große Kitsune wäre sicher nicht erfreut darüber, wenn man hier jetzt eine gottlose Dorfführung bekommt' (dabei schwingt natürlich auch der Gedanken mit, dass Mi-ran eher konträr zu dieser Religion eingestellt sind und Yuri jetzt auch nicht als brennende Anhängerin der Religion im Dorf bekannt ist)


    Zitat:

    vergegenwärtigte sich einmal mehr, wie wertvoll Kaa-jas Führungsstil all die Jahre für das Dorf gewesen war.

    -> Die Idee finde ich gut, hier nochmal auf seinen Führungsstil einzugehen. Mir fehlt noch ein beschreibendes Wort. Was war an dem Stil so besonders? War er z.B. besonders integrativ, authoritär, einfühlsam?

    Danke für den Hinweis. Hier wollte mir in der Tat nicht der passende Begriff einfallen. Integrativ passt aber gut - baue ich ein :)


    Zitat:

    wirkten diese Wächter fast schon zutraulich auf ihn.

    -> Ist "zutraulich" ein sinnvolles Wort für einen Wächter? Würde für mich eher zu einem Haustier passen.

    so einen 100-prozentig passenden Begriff habe ich hier nicht gefunden. Ich habs mal gegen 'insgesamt recht freundlich' ersetzt. Das sollte wohl gehen.


    Zitat:

    Juu-kas Erinnerungen an den furchteinflößenden Vorfall vermischten sich zunehmend mit seinen Befürchtungen, was sich nach Alsadans Betreten des Nachtnebels im Dorf ereignen würde.

    -> Über die Befürchtungen, was passiert, wenn man den Nachtnebel betritt, ist der Leser bisher noch ziemlich im unklaren. Das hört sich für mich jetzt so an, als ob die Käfer irgendwas mit dem Nachtnebelberg zu tun haben. Ist das so gewollt?

    Die Absicht war hier folgende: Grundsätzlich wird immer schwer vor dem Nachtnebel gewarnt, allerdings weiß niemand so genau, was denn tatsächlich passieren würde, wenn der Nachtnebel tatsächlich betreten würde. Und gerade das Ungewisse kann ja oft besondere Ängste hervorrufen. Die Furcht davor ist den Kemono aber schon von klein auf anerzogen worden und durch diese ungewisse Konsequenzen haben die meisten Kemono ihre größten Ängste in die Folgen projiziert. Manche haben große Angst vor einem Gewitter und stellen sich vor, dass der Zorn der Seelen ein apokalyptisches Unwetter wäre, andere haben wiederum große Angst vor den Teufelskäfern, weil sie vielleicht einen dieser Angriffe miterlebt haben. Juu-ka gehört da zur letzteren Gruppe. Die anerzogene Angst potenziert dann eben das, wovor man sich fürchtet und so wird aus einer Käferkönigin eine ganze Horde.


    Zitat:

    In einem panischen Fieberwahn sah Juu-ka die Ungeheuer erbarmungslos über die Kemono herfallen.

    -> Ist "Fieberwahn" hier sinnvoll gewählt? Das würde ich eher bei jemandem erwarten, der ... Fieber hat. Das wäre ja eher sowas wie eine Wahnvorstellung o.ä.

    ..hm, sehen das andere auch so? Wahnvorstellung finde ich als Begriff wieder etwas zu stark an dem Punkt.


    Zitat:

    Zusammen mit einem beschrifteten Leinenfetzen, legte der Besucher sein zerbrochenes Werkzeug auf Juu-kas Theke.

    -> Hier bekommen wir ein paar Infos zum Trading-System, aber ganz habe ich es nicht durchschaut. Es scheint kein Geld o.ä. ausgetauscht zu werden, aber ein Leinenfetzen, der von Genta signiert wurde (und der hat ja einen recht hohen Status). Entweder das ist sowas wie Geld (allerdings ist dann die Frage, wo man den Wert sieht), oder es ist nur eine Art Berechtigungsschein - das deutet auf ein etwas planwirtschaftlicheres System o.ä. hin.

    Ja, ich wollte die Szene mal nutzen, um diesen Aspekt des Worldbuildings mal groß einzubauen. Planwirtschaft beschreibt es wahrscheinlich schon ganz gut, wobei der vergleichsweise große Verwaltungsapparat im Dorf immer genau nachhält, wer was braucht, welche Mengen an Ressourcen beschafft werden müssen, etc. Bei der vergleichsweise kleinen Einwohnerzahl stelle ich mir vor, dass man das ganz gut bewerkstelligt bekommt. Der Leinenfetzen fungiert hier also in der Tat als eine Art Berechtigungsschein/ Quittung.

    Hey Etiam,

    Dann hüpfe ich aus Ymir mal gerade wieder zu den Kemono :D


    Spoiler anzeigen

    Zitat:

    Was die Perspektive angeht. Das sollte keine Kritik an dem Vorgehen sein, dass wir NUR Juu-Ka folgen. Ganz und gar nicht. Das sind entscheidungen, die trifft man am Anfang seiner Geschichte, wie man das aufziehen will und dann ist auch das meist Geschmackssache wie das ankommt. Ob man nun einen PoV oder dutzend hat. Beides kann funktionieren, oder in die Hose gehen. Was ich hier meinte war, dass ich es gerade viel spannender fände, die Geschichte aus den Augen von XY zu sehen.

    Ja, da war ich nicht so ganz sicher, wie ich deine Anmerkungen einsortieren sollte ^^ Aber ja, anstelle 'mit der Kamera auf die Action draufzuhalten', verfolge ich hier den Weg, mit der Ungewissheit zu arbeiten. Der Leser weiß jetzt: Da ist möglicherweise jemand unterwegs, um das Dorf ins Verderben zu stürzen und es kann jeder zeit etwas passieren ...oder es passiert am Ende doch nichts, weil Alsadan aufgehalten wird oder der Berg doch nicht so schlimm ist...? Auf jeden Fall habe ich so eine Situation schon ganz bewusst eingebaut und hilft der Geschichte sich so zu entfalten, wie ich mir das denke :)


    Zitat:

    Hier kann ich nur für mich sprechen. Die Käfer waren MIR shcon sehr presänt. Ich habe versucht immer aufmerksam mitzulesen, welche Häppchen du einbaust und habe das mit den Käfern shcon zuvor notiert gehabt. Die Bedrohung war mir also vorher schon bewusst.

    ...jetzt weißt du noch ein bisschen mehr über sie und auch, dass sie definitiv schon mal ins Dorf eingefallen sind :D


    Zitat:

    Vielleicht bei Erwähnung der Käfer oder sowas andeuten. :hmm: Wie gesagt, es ist ja nicht so, als ob sie hier das erste mal erwähnt werrden. Juu-Kas bisherigen Charakter finde ich bis hier hin aber gut gelungen. Diese "ängstliche" wie du es beschreibst kommt rüber und man fühlt es.

    ...hmm. Ich würde sagen, die reine Erwähnung der Käfer wie etwa bei den Kandidaturreden in Szene 3 reichen da nicht ganz aus, um diesen Kipppunkt in Juu-ka auszulösen, dass die verdrängten Gedanken wieder hochkommen. Hier kommt ja die Angst wegen des Nachtnebels mit der konkreten Geschichte zum Vorfall zusammen, den er erlebt hat.

    ...ein unangenehmes Zucken oder so kann man an den anderen Stellen aber vielleicht noch ergänzen, sodass man ganz subtil merkt: das ist irgendwas. Ich merks mir mal für die Generalüberholung.


    Zitat:

    Ja, nur sehen wir die Person ja nicht nur von außen. Wir kennen auch ihr innenleben.

    Ich gebe zu Hibbelig war blöd von mir gewählt. Ich wollte damit aber nicht die Gestiken, sondern das innere Gemüt beschreiben. Sprich nach draußen hin kann er schon "ruhig" wirken.

    Ah okay. Mja, ich habe versucht, das durch seine vielen Gedanken abzubilden, die er sich macht. Noch stärker wollte ich das eigentlich nicht ausgestalten, da man dann ggf. den Lesefluss noch weiter ausbremst bzw. stärkere Kritik dahingehend kommt, dass es mit der Geschichte nicht voran geht. Da muss man wohl das richtige Maß finden.


    Zitat:

    Manchmal habe ich nur das Gefühl wir treten auf der Stelle und das hat nicht mal wirklcih was mit der Geschwindigkeit zu tun, sondern mit dem was gezeigt wird ... :hmm: Ich bin mir aber bei dem Punkt auch noch nicht ganz sicher :hmm:

    Hier kann ich eigentlich nur um Geduld werben und mich beherrschen, nicht meine Planung zu spoilern ^^'

  • Zu 9:

    Das ist eine Szene wo eher weniger passiert - auf der anderen Seite, um Atmosphaere zu entwickeln ist mir wieder zu wenig davon eingefangen, man hoert keine Dorfgeraeusche, sieht keine anderen Marktstaende, riecht nicht das Dorf...

    Wozu dient das Kapitel? Irgendwie sollte es vielleicht mehr einer Idee innerhalb der Story dienen statt dahinzuplaetschern?

    Beim Lesen sind mir zwei Dinge aufgefallen - ein inhaltliches und ein technisches.

    Inhaltlich - das Dorf ist ja immer noch sehr klein - wieso kennt Juu-ka die Kemono die an seinen Stand kommen nicht alle? Er ist ja da geboren, nie rausgekommen - selbst wenn er nicht auf die Namen kommt, sollte er 'die Frau vom XY' oder 'der Typ der auf der Weihnachtsfeier so betrunken war' oder so im Kopf haben.

    Und wieso fertigen Handwerker auf Vorrat und gehen auf einen Markt - es waere viel einfacher wenn sie einfach in der Werkstatt warten bis jemand kommt und was bestellt - dann haben sie erstens mehr Zeit, und zweitens stellen sie dann das her was gebraucht wird statt raten zu muessen. Der Markt ist historisch eines der Dinge die die Stadt vom Dorf trennen - in der Stadt kann man einen Markt halten weil das ganze Umland der Stadt dort verkauft - inklusive der Doerfer im Einzugsbereich und reisender Haendler. Auf dem Dorf lohnt sich kein Markt.

    Das erzaehltechnische Problem - ich habe den Eindruck Du fasst gerne zusammen und interpretierst was passiert bevor Du das erzaehlst. Ich hatte das schon ein paar Mal angemerkt, aber in diesem Kapitel ist es wirklich haeufig. Ich finde das beim Lesen irritierend, weil ich lieber dem Geschehen folgen will - das ist wie einen Spoiler zu bekommen was im naechsten Abschnitt passieren wird. Ich merke das mal mit einem (Z&I) ('Zusammenfassung/Interpretation') bei den Zitaten an :)


    uu-ka bemühte sich darum, seinen beiden Aufgaben gewissenhaft nachzukommen, dennoch stellten sich zwischendurch immer wieder kürzere Phasen der Ablenkung ein, in denen er besorgt zum Nachtnebel oder zum Dorftor schaute.

    'stellten sich Phasen der Ablenkung ein' ist schon recht geschraubt formuliert...

    Seit Juu-ka davon erfahren hatte, dass Alsadan und seine Leute die Seelen des Berges zu erzürnen drohten, saß eine permanente Angst in seiner Brust.

    Z&I - wir erfahren zuerst dass er Angst hat und warum, dann kommt wie's sich fuer ihn anfuehlt.

    Die großen braunen Handschuhe und die verdreckte Schürze vor seiner Brust wiesen den stämmigen Kunden mit dem kurzen gräulichen Fell unzweifelhaft als Mitarbeiter der Schmiede aus.

    Wie oben - wieso kennt er den nicht besser? Wieso muss er seine Kleidung anschauen um zu verstehen wo er hingehoert?

    Die Kundschaft an Juu-kas Handwerksstand hielt sich an diesem Vormittag in Grenzen.

    Wundert mich nicht...

    Angesichts der ungewohnt misstrauischen Gesprächsinhalte, fühlte sich Juu-ka zunehmend niedergeschlagen und vergegenwärtigte sich einmal mehr, wie wertvoll Kaa-jas integrativer Führungsstil all die Jahre für das Dorf gewesen war.

    Z&I - hier koenntest Du statt dessen einem konkreten Gedanken folgen - etwa wie er sich vorstellt wie Kaa-ja auf die Plakataktion reagiert haette.

    Juu-kas Erinnerungen an den furchteinflößenden Vorfall vermischten sich zunehmend mit seinen Befürchtungen, was sich nach Alsadans Betreten des Nachtnebels im Dorf ereignen würde. Sein Gesicht wurde auf einmal kreidebleich und sein ganzer Körper begann heftig zu zittern. Vor seinem geistigen Auge sah er jetzt, wie unzählige Teufelsköniginnen die dicken Dorfmauern durchbrachen. Der Herzschlag des jungen Kemono erreichte augenblicklich die doppelte Geschwindigkeit und seine Kehle verkrampfte sich derart, dass er verzweifelt nach Luft rang. In einem panischen Fieberwahn sah Juu-ka die Ungeheuer erbarmungslos über die Kemono herfallen. Er sah, wie sie ihre Häuser zertrümmerten und die hilflos durcheinander rennenden Dorfbewohner mit ihren riesigen Maulscheren zerfetzten. Einen nach dem Anderen. Seine Kollegen, seine Freunde, seine Eltern.

    Z&I - wir erfahren erst dass sich Erinnerungen und Befuerchtungen mischen - und das nimmt dem folgenden Panikanfall die Schaerfe, denn wir wissen ja schon was es ist. Die Szene wuerde ohne spoiler vorneweg viel eindringlicher wirken finde ich.

  • Lieber Thorsten,

    vielen Dank für die gedankenanregenden Anmerkungen :)

    Spoiler anzeigen

    Die Szene erschien mir insgesamt schon etwas zu lang, als dass ich sie mit noch weiteren Umgebungsbeschreibungen unterfüttern wollte. Ich könnte mir aber ganz gut vorstellen, die Szene vor der Stelle mit den Wächtern zu splitten, sodass ich anschließend wieder den Raum habe, um etwas mehr Leben reinzubringen, wie etwa durch eine Beschreibung der weiteren Stände auf dem Marktplatz oder durch einige Ausführungen über die Funktion dieses Platzes, um einen anderen deiner Kritikpunkte zu adressieren.

    Wozu dient diese Szene 9? Zunächst wollte ich etwas Tempo rausnehmen, nachdem der Leser zuletzt mit zwei neuen Konfliktlinien konfrontiert wurde - den Pergamenten und Alsadans Verschwinden - das ganze etwas sortieren und mit mehr Worldbuilding verweben. Zum anderen soll der Leser (aus Juu-kas Perspektive) verschiedene Informationen einfangen, die der besseren Nachvollziehbarkeit der Handlung dienen, die sich in den kommenden Szenen anschließend wird. Inwieweit mir das hier gelingt, lässt sich wohl erst in den nächsten Wochen hinreichend beurteilen. Ich kann aber versichern, dass ich hier nichts aus eigener Ideenlosigkeit für die weitere Handlung eingebaut habe. Das folgt hier schon alles einem Plan.


    Zitat:

    Inhaltlich - das Dorf ist ja immer noch sehr klein - wieso kennt Juu-ka die Kemono die an seinen Stand kommen nicht alle? Er ist ja da geboren, nie rausgekommen - selbst wenn er nicht auf die Namen kommt, sollte er 'die Frau vom XY' oder 'der Typ der auf der Weihnachtsfeier so betrunken war' oder so im Kopf haben.

    Ja, das ist in der Tat ein Punkt, der mich selbst auch schon beschäftigt hat. Theoretisch hätte ich in den vergangenen Kapiteln wahrscheinlich viel häufiger konkrete Namen verwenden müssen, wenn Juu-ka irgendwelchen Nebenfiguren begegnet, allerdings bin ich meist auf die Berufsbezeichnung ausgewichen, damit der Leser hier eine bessere Vorstellung von den Begegnungen bekommt. 'Er sah einen Schmied' vermittelt da eine bessere Vorstellung als 'Er sah Fritz'. Ich werd in der Generalüberholung mal schauen, inwieweit man aus solchen Stellen 'Er sah den Schmied Fritz' machen kann, ohne dass es sperrig wirkt. Manchmal sind Namen ja auch ziemlich nebensächlich und ihre Nennung kann sogar auf die falsche Fährte führen, da sie der Figur mehr Relevanz beimisst, als sie eigentlich hat.

    ...was die konkrete Begegnung mit dem Schmied am Marktstand angeht, wollte ich mit der Bekleidung zeigen, wie Juu-ka aus seinen Gedanken rausgerissen wird. Während er seine Gedanken wieder sammelt, fällt ihm zuerst die markante Bekleidung des Kunden auf und aktiviert den Gedanken 'Schmied' ...seine Gedanken sortieren sich dann weiter und konstruieren schließlich die konkrete Person. Mit diesem Prozess wollte ich dem Leser zudem eine Vorstellung davon geben, wie so ein Schmied in dem Dorf grob aussieht.


    Zitat:

    Und wieso fertigen Handwerker auf Vorrat und gehen auf einen Markt - es waere viel einfacher wenn sie einfach in der Werkstatt warten bis jemand kommt und was bestellt - dann haben sie erstens mehr Zeit, und zweitens stellen sie dann das her was gebraucht wird statt raten zu muessen. Der Markt ist historisch eines der Dinge die die Stadt vom Dorf trennen - in der Stadt kann man einen Markt halten weil das ganze Umland der Stadt dort verkauft - inklusive der Doerfer im Einzugsbereich und reisender Haendler. Auf dem Dorf lohnt sich kein Markt.

    Zugegeben, das Dorf ist nicht sehr groß und der vergleich zu einer Innenstadt mit den Wohnhäusern in den Vororten drumherum mag (etwas) hinken, trotzdem spart es Laufwege, wenn man an einem zentralen Platz alles bekommt, was man so braucht. Vielleicht wird diese Funktion hier deutlicher, wenn ich beschreibe, wie die Leute zu verschiedenen Ständen gehen und sozusagen auf einen Schlag ihre Nahrung beim Erntestand einsammeln, ein paar Heilkräuter am benachbarten Medizinerstand und danach noch ein paar Pergamente bei den Handwerkern. Das wäre hier die erste Funktion des Marktplatzes. Die zweite Funktion ist eine soziale, die aber hier aber nicht sehr deutlich werden kann, weil die Unsicherheit im Dorf so einige Kemono in den Häusern hält. D.h. eigentlich ist der Platz ein zentraler Punkt, wo man zwischendurch in einer Arbeitspausen zusammenkommt und miteinander quatscht, während man hier und da mal an einem Stand etwas mitnimmt. Genau darauf rekurrieren dann Textstellen, die dem Leser von geringen Besucherzahlen berichten.


    Zitat:

    Das erzaehltechnische Problem - ich habe den Eindruck Du fasst gerne zusammen und interpretierst was passiert bevor Du das erzaehlst. Ich hatte das schon ein paar Mal angemerkt, aber in diesem Kapitel ist es wirklich haeufig. Ich finde das beim Lesen irritierend, weil ich lieber dem Geschehen folgen will - das ist wie einen Spoiler zu bekommen was im naechsten Abschnitt passieren wird. Ich merke das mal mit einem (Z&I) ('Zusammenfassung/Interpretation') bei den Zitaten an :)

    Hm... ich bin nicht ganz sicher, ob ich diesen Punkt und deine entsprechend erläuterten Beispiele richtig verstehe. Nehmen wir mal exemplarisch den ersten von dir zitierten Fall:

    Zitat

    Seit Juu-ka davon erfahren hatte, dass Alsadan und seine Leute die Seelen des Berges zu erzürnen drohten, saß eine permanente Angst in seiner Brust.

    -> Z&I - wir erfahren zuerst dass er Angst hat und warum, dann kommt wie's sich fuer ihn anfuehlt.

    Also in meinen Augen berichte ich im ersten Schritt ein Ereignis (Alsadans Aufbruch) und im zweiten Schritt die Folge dieses Ereignisses für unseren Protagonisten (Permanente Angst), dem ich eine Erklärung vorausschickte (Drohung die Seelen zu erzürnen). Ich verstehe deinen Punkt hier so, dass du empfiehlst, die vorausgeschickte Erklärung rauszunehmen, damit der Leser selbst darauf kommen muss, woher diese Angst kommt. Oder würdest du soweit gehen und das ganze nur auf die Angstschilderung reduzieren, sodass der Leser noch weniger erklärenden Kontext hat?

    Ich möchte mit solchen Stellen vermeiden, dass der Leser in eine Lage kommt, in der eine mangelnde Nachvollziehbarkeit des Erzählten zu Verwirrung führt. Möglicherweise gibt es verschiedene Typen von Lesern - solche, die viel zwischen den Zeilen lesen und sich die Informationen des bereits Geschehenen gut im Hinterkopf behalten - da kann man dann viele Erklärungen rausnehmen - und solche, denen sowas weniger gut gelingt und denen es hilft, immer mal wieder Erklärungen einzubauen. Vor dem Hintergrund wäre dann die Frage, an welches Publikum man den Schreibstil anpasst, oder geht diese Frage an dem Punkt vorbei, den du hier eigentlich ansprichst?