Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 1.823 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (23. Dezember 2023 um 14:44) ist von Miri.

  • Das schwarze Schloss


    Es war einmal ein schwarzes Schloss,

    fast wie eine Stadt so groß.

    Darin wohnte nur ein Mann,

    der mit andren gar nicht kann.


    Er wollte nicht mit andren teilen,

    immer nur allein verweilen.

    Nicht mal einen Schoßhund hatte er

    und auch keine Ratten mehr.


    Alle waren schon vergiftet,

    und im Fluss davongetriftet.

    Keine Fliege an der Wand,

    lebte mehr in diesem Land.


    Nach und nach die Pflanzen starben,

    auch die Früchte ihm verdarben,

    bis der Mann ganz schwach und dürr

    doch mal ging vor seine Tür.


    Und dort halfen ihm die Bauern,

    von denen er dachte sie würden lauern.

    Sie gaben ihm Brot, sie gaben ihm Wein

    und schenkten immer wieder ein.


    Ein einsames Lächeln verirrte sich

    nach all den Jahren auf sein Gesicht.

    Und kurz darauf öffnet er das Tor,

    dass nie zu öffnen er einst schwor.


    Er ließ die vielen Menschen ein,

    und auch Hund und Katz und Schwein.

    Kaum war das geschehn,

    konnte man ein Wunder sehn.


    Zurück kamen nun auch die Fliegen

    und die Ratten und die Ziegen,

    schnell schon war alles wieder grün,

    man sah die ersten Bäume blühn.


    Und die Moral von der Geschicht?

    Ganz alleine geht es nicht.


    Alex C. Weiss

    Alex C. Weiss

  • Heyho Alex C. Weiss

    Bei einer solchen zielgerichteten Wortschlichtheit kann ich nur noch eines machen: Meinen Hut ziehen.

    Chapeau

    Ich halte es für eine große Kunst, Dinge so einfach auf einen Punkt zu bringen. Dein Gedicht kann man jedem vorlesen - und jeder wird verstehen, worum es geht.

    Perfekt.

    :thumbup: :thumbup: :thumbup:

  • Alex C. Weiss

    Ich muss echt sagen dein Gedicht ist ganz große Klasse! :thumbup: :thumbup:

    Man wird richtig mit hinein gezogen und fühlt mit, was meiner Meinung nach sehr wichtig bei Gedichten ist, aber schwer zu erreichen. Ich kann mich dem lieben @ Der Wanderer nur anschließen, ich ziehe meinen Hut vor dir

    Grüße Vinni

  • vinni

    Vielen, vielen Dank. Das freut mich so sehr. Poesie ist neben Fantasy wirklich eins meiner liebsten Hobbys. Ich mach das schon sehr sehr lange, habe aber erst vor kurzem angefangen anderen die Ergebnisse zu zeigen. Vorher hab ich einfach nur für mich gedichtet. Von daher ist es für mich etwas Besonderes Rückmeldung zu bekommen und so eine positive ist natürlich besonders schön. Der Wanderer war ja auch schon so freundlich in seiner Rückmeldung.

    Alex C. Weiss

  • Heyho Alex C. Weiss

    Ich weiß sehr gut, wie schwer es ist, die passenden Worte zu finden. Und im Gedicht "Das schwarze Schloß" ist für mich ganz deutlich, daß Du die Erzählung klar vor Augen hattest.

    Um das Reimschema "rund" zu halten, hast Du jedoch zweimal die Zeit gewechselt...nein, wechseln müssen, damit es passte.

    Würde jemand wie Reich-Ranicki wahrscheinlich als "grauenhaft...absolut grauenhaft!!!" bezeichnen. Mir ist sowas ziemlich wumpe. Und Reich-Ranicki ist glücklicherweise verblichen.

    ;)

    Darin wohnte nur ein Mann,


    der mit andren gar nicht kann.

    Und kurz darauf öffnet er das Tor,


    dass nie zu öffnen er einst schwor.

    Hier mache ich mal einen Vorschlag:

    "Und öffnet kurz darauf das Tor,

    das nie zu öffnen er einst schwor."

    Simple Wortumstellung, anderer Klang im Reim. Runder.

    De Entscheidung ist natürlich Deine.

  • Arm und reich


    Es war einmal ein armer Mann,

    der etwas Geld beim Spiel gewann.

    Und kaum war er ein wenig reicher,

    kamen zu ihm schon die Schleicher.

    Sie schlichen leis um ihn herum,

    und drehten ihm die Worte um,

    erzählten was er hören wollte,

    und schwiegen, wo man nicht schweigen sollte.

    Von diesem Tag an wusst er nicht,

    wer mag mich nun, wer mag mich nicht.

    Wer sagt die Wahrheit? Wer lügt mich an?

    Drum war er arm, der reiche Mann.


    Alex C. Weiss


    Hier noch eine Kostprobe meiner Dichterei. Jetzt weiß ich nicht, wie es am Besten ist? Neuen Beitrag für neues Gedicht? Oder passt das hier mit rein?

    Liebe Grüße

    Alex C. Weiss

  • Heyho Alex C. Weiss

    Wenn Du noch mehr Gedichte veröffentlichen willst, würde ich hier unter "Eigene Gedichte & Poesie" einen neuen Thread aufmachen, in dem Du Deine Gedichte gebündelt vorstellen kannst.

    "Arm und reich" gefällt mir sehr, ist von seiner Art auch sicher mit "Das schwarze Schloß" verwandt. Aber "Arm und reich" werden jetzt nur noch diejenigen lesen, die sich schon für das erste Gedicht interessiert haben. Und das auch nur, wenn Du sie, wie mich, direkt angesprochen hast.

    Sonst kriegt das keiner mit.

  • Man kann vielleicht sagen, wie du erwähnt hast, dass alles Lebendige verschwunden ist...und somit auch die Farbe in seinem Leben.

    Er wurde grau im Inneren und sein Leben im Äußeren auch.

    Erst die Vielfalt und weg von der Einsamkeit, rauß in die große Welt und auch "zulassen", vertrauen usw. und SEHEN wie das Leben sein kann, haben ihm ein Neuanfang gewährt. Das Bunte kam hinein und steckte ihn an:)

  • Hier noch eine Kostprobe meiner Dichterei. Jetzt weiß ich nicht, wie es am Besten ist? Neuen Beitrag für neues Gedicht? Oder passt das hier mit rein?

    Du kannst den Namen deines Thread hier auch einfach ändern in „Gesammelte Werke“ oder so. Dann ist jedem klar, dass es hier mehr zu holen gibt als „nur“ ein Gedicht, zumal der Thread mit jeden Podt ja wieder ganz oben landet (sofern du nicht schon einen neuen Thread aufgemacht hast. Wenn dem so ist, ignoriere meinen Hinweis xD)

    Back To Topic: Ich mag beide Gedichte in ihrer Einfachheit und Klarheit! Die Botschaft, die du vermitteln möchtest ist klar ersichtlich und wird durch deine sehr bildhafte Erzählweise klasse ergänzt! :D

    Sie haben einen eingängigen Rhythmus und lassen sich deshalb sehr fließend lesen :)

    Ich mag außerdem, dass beide Gedichte eher gesellschaftskritisch sind :) es geht weniger um das lyrische ich und was in ihm vorgeht, als vielmehr um gesellschaftliche Beobachtungen :thumbup:

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald