Guten Abend allerseits ,
seit kurzer Zeit versuche ich wieder regelmäßiger zu lesen und zu schreiben. Anfang des Monats hab ich mit ein paar Kurzgeschichten angefangen, einige davon so kurz, dass es schon eher Flash Fiction ist. Das Ziel ist es für mich nach speziellen Vorgaben (eine Art Challenge, die ich auf Instagram fand) den ganzen Monat über Kurzgeschichten/Flash Fiction zu verfassen. Und ich dachte mir, vielleicht haben ja Leute bock über mich her zu fallen und meinen Mumpitz zu zerpflücken, lol. Daher mache ich jetzt mal hier diesen Thread auf in dem ich alle meine Kurzgeschichten sammeln werde. Sie werden nicht zwingend zusammenhängend sein und passen auch nicht unbedingt alle ins gleiche Genre. Fragen und Anmerkungen jeder Art sind gern gesehen. Noch kurz zur Information, ich schreib das alles so ungeplant wie möglich und poste hier die erste unbearbeitete Fassung jeweils, zumindest für das was ich diesen Monat verfasse erstmal. Am Monatsende werde ich mir dann alles nochmal zu Gemüte führen und eventuelle Anpassungen vornehmen, danach sehen wir weiter
Inhaltsverzeichnis
Write a flash-fiction titled "The Vampire's Family":
Die Familie des Vampirs
Froh darüber vor dem Beginn des Unwetters daheim eingetroffen zu sein, trat ich in die Eingangshalle. Ich lächelte süffisant als es nur wenige Sekunden später draußen herein brach. Bruno, unser Doberman, kam mir entgegen, deutlich zu laut bellend. Ich ermahnte ihn, streng aber fair: „Hör auf, Bruno. Sei still.“ Zügig schritt ich die Treppenstufen hinauf und gelangte in den Flur. Bruno tapste flott an mir vorbei und war rasch fort. Ich nahm eine Kerze aus der Wandhalterung und entzündete sie. Selbst bis hier her drang der Geruch aus dem Speisesaal. Es duftete famos. Guter Dinge schlenderte ich den Flur entlang und vernahm ein Geräusch. Die Zimmer der Kinder lagen in der Nähe. „Sie würden doch wohl keinen Unfug aushecken?“ Es war eindeutig eine Unterredung im Gange. In einem der Gemächer war es hell. Ich stellte meine Kerze in eine Wandhalterung und näherte mich. Sie sprachen sehr leise, ich konnte kaum etwas verstehen. Die Zimmertür war einen Spalt weit geöffnet. Das Licht einer Kerze war deutlich zu sehen. Rickard und Brunhilde diskutierten flüsternd über ein Geschenk. Ich glaube sie sprachen über den Jahrestag ihrer Mutter und mir. Schmunzelnd ging ich weiter den Flur entlang: "Die beiden sind wirklich putzig." Im Speisesaal angekommen war der Tisch bereits gedeckt und das Essen angerichtet. Bruno lag gemütlich vor dem Kaminfeuer. Ich stellte mich für einen Moment daneben und genoss die Wärme. Mit einer Pfote spielte Bruno im Halbschlaf am unteren Ende meines Umhangs und knurrte leise. "Hör auf, Bruno. Sei still", ermahnte ich ihn streng aber fair. Ich nahm ein Weinglas aus dem Regal und schenkte mir aus der Flasche, die auf dem Tisch stand, ein. Lächelnd sah ich zu Victoria, meiner lieben Gattin, hinüber als sie ins Zimmer eintrat. Ich rückte ihren Stuhl zurecht und sie nahm Platz. Es war eine Weile her, dass wir beide allein gespeist haben. Sie sah hinreißend aus in ihrem neuen schwarzen Kleid. Das Knistern des Feuers und die Regentropfen die sanft gegen das Fenster prasselten sorgten für ein herrliches Klangbild. Es war eine magische Atmosphäre. Wir begannen zu speisen. Es war beinahe wie früher, als unsere Romanze ihren Anfang nahm. „Du hast dich heute richtig schick gemacht“, sagte Victoria und ich erwiderte: „Das kann ich nur zurück geben meine Teuerste.“ Ihr Lächeln war traumhaft, doch irgendwie steif.
Bruno, vom Gewitter aufgeweckt, bellte laut in Richtung des Fensters, als wollte er die Blitze verjagen. Ich sah ihn an und ermahnte ihn erneut streng aber fair:“Hör auf, Bruno. Sei still.“ Dann wandte ich mich wieder von ihm ab und mein Blick blieb am Fenster hängen. In der nassen Scheibe, glaubte ich für einen kurzen Moment, mein Antlitz zu erblicken. Es war verschwommen, doch weil es meine Augen so wahrnahmen. Nach mehrmaligem Blinzeln besserte sich meine Sicht und ich erkannte, dass sich das Gemälde meiner Selbst, das hinter mir an der Wand, spiegelte. Als ein kleiner, unbekannter Künstler es einst malte, schien ich aus irgendeinem Grund traurig zu sein, zumindest wirkte mein Gesicht dort so. Vielleicht hätte es meine Stimmung aufgehellt, wenn er stattdessen die ganze Familie gemalt hätte. Ich wandte mich von diesen Gedanken ab. Mein Blick schweifte zu meiner liebsten Victoria hinüber. Ihre Porzellanhaut war herrlich, das Gesicht makellos, eine klassische Schönheit. Niemand würde mir die Dame meines Herzens je wegnehmen können. Auf dem Flur konnte ich die Kinder hören, die gerade vorbei liefen. Es war sehr dumpf, das Donnern und der prasselnde Regen übertönten sie. Victoria warf ihnen einen liebevollen Blick zu. „Ich hoffe ihr habt süße Träume, meine Kleinen“, sagte sie fröhlich lächelnd und sanft winkend. „Vergesst nicht morgen zeitig aufzustehen, wir haben viel vor“, ergänzte ich meine bessere Hälfte. Ich stand auf, nahm eine Kerze vom Tisch, entzündete sie und reichte sie Rickard. „Und jetzt geht hurtig ins Bett. Denkt daran, das euer Vater morgen stolz sein können möchte.“ Sie nickten eifrig. Einen Augenblick lang sah ich ihnen hinterher. „Ich habe großartige Kinder. Sie werden eines Tages stattliche Herrschaften sein.“ Sie verschwanden im Flur und auch das Licht war nicht mehr zu erkennen. Ich wandte mich wieder um und versuchte meine Augen an die Helligkeit des Speisesaals zu gewöhnen. Victoria saß in der Hocke neben dem Kaminfeuer und streichelte sehr zärtlich unseren Bruno. Ich lachte und sah sie fasziniert an. „Du hast dich gut an ihn gewöhnt“, sprach ich und kam einige Schritte näher. „Zwar hat es mich Mühe gekostet, aber er ist ein sehr braver Junge und gehört zur Familie“, erwiderte sie und ihr liebevoller Blick sagte mehr als tausende Worte. Immer schon war ich der Distanzierte gegenüber anderen Menschen und sie konnte Tieren nicht viel abgewinnen. Wir sind beide aneinander gewachsen. Es war ein schöner Abend gewesen und ich führte Victoria elegant an der Hand in Richtung des Flures. „Geh schon vor, mein Liebster. Ich folge sogleich“, hauchte sie mir ins Ohr und ich konnte ihre weichen Lippen auf meiner Wange spüren. Ich strich ihr hübsches Haar hinters Ohr, willigte ein und schritt hinaus.
Das Gewitter hatte nachgelassen, also entschloss ich mich hinaus in den Garten hinter dem Haus zu gehen. Es war fürchterlich still im Haus, doch ließ ich mir nicht die Laune verderben. Als ich vor die Hintertür trat, flogen vier Raben, eben noch auf dem Zaun sitzend, schlagartig davon. Ich ging ein paar Schritte und als ich die Grabsteine an der Mauer erreichte, entdeckte ich die Schaufel. Ich hatte sie zuvor dort stehen lassen. Vor dem schlichtesten Grabstein war ein Loch gegraben. Knochen lagen daneben, zu klein um von einem Menschen zu sein. Der Regen begann wieder heftiger zu werden. Mir war als hätte ich Bruno bellen hören. Ohne mich vom Grabstein abzuwenden, sagte ich reflexartig und in Gedanken versunken: „Hör auf, Bruno. Sei still. Lass mich ein paar Minuten die Ruhe genießen.“ Vor dem vierten und prächtigsten Grabstein kniete ich nieder. Sanft strich ich darüber. Er war kalt, wie ihre Porzellanhaut.
Edit: Ich habe mich jetzt dazu entschieden, zumindest die erste Kurzgeschichte schon mal zu editieren. Die neue Version befindet sich jetzt statt der alten im Spoiler.
Dämonischer Gruß
Astrael Xardaban