Ethnien - Diskussion bei fiktiven Serien

Es gibt 68 Antworten in diesem Thema, welches 6.798 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (3. April 2024 um 08:17) ist von Thorsten.

  • Mit welcher Erklärung eigentlich? Bei weißen Personen wird auch nicht gesagt "das ist ein Thema für realistische Literatur, wieso muss man das Thema weiße Hautfarben "bearbeiten"?

    Das Thema Hautfarbe (weiß oder andere) wird meiner Meinung nach in den Texten, die ich schreibe, nicht besprochen. Es wird nicht mal erwähnt. (Theoretisch könnten die Protas alles Asiaten sein oder? Aber der Leser nimmt automatisch an, dass sie ihm ähneln).

    Ich habe sehr gerne die Bücher von Toni Morrison gelesen, in denen zu 99% nur Schwarze vorkommen. (worüber sich noch keiner aufgeregt hat ... weil wenn ein Schwarzer das macht ist es offenbar ja gut). Ich habe mich ehrlich gesagt nie wirklich für die Probleme von Schwarzen interessiert, und noch dazu finde ich einige ihrer Thesen grenzwertig, aber vor allem finde ich, dass sie einfach genial schreibt und darum lese ich ihre Bücher sehr gerne. Und ich denke, das ist der Punkt. Ein guter Autor sollte einfach tolle Geschichten schreiben. Über was er dann schreibt, kann er sich selbst aussuchen. (und zwar komplett und ohne jede Einschränkung).

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Ein guter Autor sollte einfach tolle Geschichten schreiben.

    Interessant in diesem Zusammenhang:

    Ich habe bisher bei keinem Buch, das ich gelesen habe im Vorfeld nachgefragt, aus welcher Ecke der Autor stammt. Werde ich auch in Zukunft nicht tun, weil: Ein gutes Buch ist ein gutes Buch. Und damit ist alles gesagt...

  • Natürlich muss sich keiner dafür rechtfertigen welche Themen man (nicht) einbringt, aber demnach gäbe es aber auch keinen Grund dafür Serien dafür zu kritisieren Personen mit anderer Hautfarbe einzubringen, speziell dann, wenn Rassismus (zumindest auf die Hautfarbe bezogen) keine Rolle spielt. Genauso wie andere Sexualitäten nicht erst dann eine Existenzberechtigung haben, wenn man Homophobie ansprechen möchte.
    Finde es da immer fragwürdig, dass Medien vorgeworfen wird, sie wolle bloß um jeden Preis Quoten erfüllen (nicht unbedingt von dir hier, aber allgemein), als würden am Set oder Drehbuch keine farbigen oder queeren Personen mitarbeiten, die das eventuell so haben wollten und deren Absichten dementsprechend "ehrlicher" sind, als nur eine gewisse Quote einzubringen.

    Ich kann mich noch an meine Kindheit und Jugend erinnern, als man geradezu mit Heterosexualität erschlagen wurde, und das waren teilweise romantische Beziehungen, die die gesamte Handlung überschattet haben... oder in vielen Büchern und Filmen sehr unangenehm dargestellt waren (vor allem, weil die Darstellung gezeichnet war).
    Wenn ein Autor die Romance zum Zentrum der Handlung machen möchte, ist das natürlich an sich in Ordnung so, man bekommt jedoch selten, eigentlich nie, den Vorwurf an verschiedenen Medien, man wolle bloß eine Quote an heterosexuellen Personen oder Beziehungen erfüllen. Heterosexualität ist demnach auch kein Thema, das bearbeitet wird, sondern ein normaler Teil der Welt. Es wird nur dann offensichtlich, wenn es eine einzelne farbige oder queere Person ist, die kaum eine Rolle in der Story ausfüllt.

  • aber demnach gäbe es aber auch keinen Grund dafür Serien dafür zu kritisieren Personen mit anderer Hautfarbe einzubringen, speziell dann, wenn Rassismus (zumindest auf die Hautfarbe bezogen) keine Rolle spielt.

    Tja - Plausibilitaet?

    Dunkelhaeutige Elfen gehen halt einfach nicht konform mit der Lichtsymbolik von Tolkien, eine diverse Bevoelkerung mit sechs verschiedenen Ethnien in einem kleinen abgelegenen Bergdorf schreit foermlich nach einer Erklaerung, und wenn die Story die nicht liefert draengt sich der Verdacht auf dass es halt doch die Quote ist - und eine 'historische' Serie die mal eben Sklaverei ausradiert und dunkelhaeutige Menschen in die Regierung und den Adel befoerdert gibt jedem das warme Gefuehl 'war doch alles okay damals' - ob das nun so sinnvoll ist?

    Heterosexualität ist demnach auch kein Thema, das bearbeitet wird, sondern ein normaler Teil der Welt.

    Fantasy mal aussen vor gelassen weil das halt so ausgestaltet werden kann wie der Autor das mag (nur eine Hautfarbe, Gestaltwandler mit beliebiger Sexualitaet, asexuelle Wesen,...) - in dem Mass wie ein Werk die reale Welt abbildet geht's auch um Proportionen.

    Wenn ich auf die Website der mittelfinnischen Bibliothek schaue, dann sehe ich dunkelhaeutige Menschen, welche mit asiatischem Einschlag, alle moeglichen. Wenn ich dort hingehe sehe ich praktisch nur Finnen - es sind eben nicht 80% der Bibliotheksgaenger dunkelhaeutig.

    Offensichtlich bildet die Webseite hier nicht die Realitaet vor Ort ab sondern etwas anderes - das kann man gut oder schlecht finden, aber mit dem Argument dass hier ein normaler Teil der Welt gezeigt wird kommt man nicht recht weiter.

    ***

    Ich will jetzt nicht jede einzelne Kritik an einer Serie oder einem Buch verteidigen - mein Punkt ist nur 'kommt in der Realitaet vor, muss also in Kunst auch rein' ist viel zu kurz gegriffen - es gibt meines Erachtens vollkommen legitime Kritikpunkte.

  • Ist das besondere an der Hautfarbenthematik nicht, dass man sie in filmischer Umsetzung von Fantasy gar nicht vermeiden kann, gerade weil sie aktuell überall zum Thema gemacht wird? In einem Film mit nur weißen Schauspielern über eine fiktive Welt muss sich die Produktion (weniger die Story) rechtfertigen, warum Minderheiten (falls der Film in Europa oder Amerika produziert wird) nicht beteiligt sind. In einem Film mit Diversität bzgl. Ethnien muss sich die Story rechtfertigen, warum das sinnvoll ist. Bei vielen anderen Themen (Sexualität) ist das eher nicht so, da kann man fast problemlos das komplett ausblenden, ohne das es überhaupt auffällt.

    Witzig finde ich auch, dass man bzgl. Hautfarbe eine Erklärung in der Story haben möchte, die zu unserem realen Weltwissen passt. Bei Dingen, die weniger offensichtlich sind, wie einem Zusammenhang zwischen Ernährung und Körpergröße, fällt es viel leichter, historische Plausibilität zu ignorieren. Vermutlich würde ein Film, der alle körperlichen Merkmale zufällig verteilt, floppen. Also wenn eine blonde Weiße mit einem rothaarigen Weißen ein dunkelhäutiges Kind bekäme, weil die Hautfarbe halt ausgewürfelt und nicht vererbt wird (normalerweise würde man(n) hier anfangen Fragen zu stellen :rofl: ). Gleiches Prinzip für Stimmhöhe/-klang, Körpergröße und Statur etc. In meinem Kopf entspinnt sich hier allerdings eine völlig abgedrehte Story, in der die Völker der Welt gegen den großen, magischen Würfler rebellieren und die Wiedereinführung der Evolution fordern... (Ist ja nicht zuletzt für den ersten elfischen Kleintierzüchterverein entscheidend).

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Ist das besondere an der Hautfarbenthematik nicht, dass man sie in filmischer Umsetzung von Fantasy gar nicht vermeiden kann, gerade weil sie aktuell überall zum Thema gemacht wird?

    Du kannst es nicht so richtig vermeiden weil man es eben offensichtlich sieht. Ein Charakter kann im Film erzaehlt werden ohne seine sexuellen Vorlieben zu erwaehnen, jeder kann sich dazu dann vorstellen was man moechte - aber er kann halt nicht erzaehlt werden ohne dass man die Hautfarbe sieht (es sei denn es ist ein Stormtrooper...)

    Aber Geschlecht ist z.B. auch so ein Merkmal das schwer zu verstecken ist - und da gehen genauso Debatten darum wer mehr Sprechtext hat,...

    Witzig finde ich auch, dass man bzgl. Hautfarbe eine Erklärung in der Story haben möchte, die zu unserem realen Weltwissen passt.

    Ich glaube das stimmt so nicht (fuer mich zumindest nicht) - ich moechte - wie eigentlich bei jeder Form von Weltenbau - davon ausgehen koennen dass es 'wie in der realen Welt' ist oder es extra erklaert haben. Offensichtliche Dinge 'anders als in der realen Welt' ohne Erklaerung finde ich - im Buch wie im Film - einen handwerklichen Fehler.

    Bei Dingen, die weniger offensichtlich sind, wie einem Zusammenhang zwischen Ernährung und Körpergröße, fällt es viel leichter, historische Plausibilität zu ignorieren.

    Man muss den Cast nur mal laecheln sehen und dann mit finnischen Schulabschlussphotos aus dem spaeten 19 Jahrhundert vergleichen - Zaehne waren halt historisch eher Baustelle.

    Wie bei der Koerpergroesse auch - selbst Leute die sich historisch auskennen gehen ja normalerweise nicht akribisch ran und vergleichen Film mit Wirklichkeit (okay, wenn unser Doktorandenhaufen zusammen im Kino war haben wir schon mal 'finden sie alle Physik-Fehler in diesem SciFi Film' als Wettbewerb gespielt...). Die 'willing suspension of disbelief' ist immer noch ein Konzept das fuer die Rezeption von finktionalen Werken relevant ist - nur hat halt jeder seine Grenzen was er noch stehen lassen will... ich kenne auch Leute die sich wegwerfen weil ein Pferd in LotR mit einem hannoveranischen Zaum aufgezaeumt ist... persoenlich ist mir das nie aufgefallen.

    Ich denke in Deinem Wuerfel-Beispiel - wenn jemand das ohne irgend eine Erklaerung so macht wuerde man vermuten dass es ein Fehler ist, wenn er es erklaert und es story-intern dann Sinn ergibt waere das als Plot voellig okay.

  • Witzig finde ich auch, dass man bzgl. Hautfarbe eine Erklärung in der Story haben möchte, die zu unserem realen Weltwissen passt. Bei Dingen, die weniger offensichtlich sind, wie einem Zusammenhang zwischen Ernährung und Körpergröße, fällt es viel leichter, historische Plausibilität zu ignorieren. Vermutlich würde ein Film, der alle körperlichen Merkmale zufällig verteilt, floppen. Also wenn eine blonde Weiße mit einem rothaarigen Weißen ein dunkelhäutiges Kind bekäme, weil die Hautfarbe halt ausgewürfelt und nicht vererbt wird (normalerweise würde man(n) hier anfangen Fragen zu stellen :rofl: ). Gleiches Prinzip für Stimmhöhe/-klang, Körpergröße und Statur etc. In meinem Kopf entspinnt sich hier allerdings eine völlig abgedrehte Story, in der die Völker der Welt gegen den großen, magischen Würfler rebellieren und die Wiedereinführung der Evolution fordern... (Ist ja nicht zuletzt für den ersten elfischen Kleintierzüchterverein entscheidend).

    Das wäre witzig zu lesen. :rofl:

    Aber ja okay, das versteh ich. An sich geht's jetzt aber nicht nur um die Hautfarbe. Es ist halt schade, dass exakt dieselbe Kultur haben, man speziell in Städten solcher Fantasyländer POC Personen sieht und oft wohl keinerlei eigene Kultur in das Land eingebracht haben und noch ausüben. Das gilt nicht nur für Personen, die eine dunklere Hautfarbe haben. In Europa gibt es nunmal einen Mix aus kulturellen Bräuchen, von Ländern die zu der Zeit primär von "weißen" (also europäischen) Menschen beiheimatet und geschaffen wurden.
    Wenn es andere Kulturen gibt, sind das "die Zwergenkultur", "die Elfenkultur" etc.


    aber demnach gäbe es aber auch keinen Grund dafür Serien dafür zu kritisieren Personen mit anderer Hautfarbe einzubringen, speziell dann, wenn Rassismus (zumindest auf die Hautfarbe bezogen) keine Rolle spielt.

    Tja - Plausibilitaet?

    Dunkelhaeutige Elfen gehen halt einfach nicht konform mit der Lichtsymbolik von Tolkien, eine diverse Bevoelkerung mit sechs verschiedenen Ethnien in einem kleinen abgelegenen Bergdorf schreit foermlich nach einer Erklaerung, und wenn die Story die nicht liefert draengt sich der Verdacht auf dass es halt doch die Quote ist - und eine 'historische' Serie die mal eben Sklaverei ausradiert und dunkelhaeutige Menschen in die Regierung und den Adel befoerdert gibt jedem das warme Gefuehl 'war doch alles okay damals' - ob das nun so sinnvoll ist?

    Naja ja, ein wenig Erklärung wäre schon nett gewesen, schon alleine deshalb weil es dem Setting und der Welt mehr Tiefe verleiht.

    Da ich nicht vorrangig Tolkien-Fan bin, sondern durch DnD und co. den Zugang zur High Fantasy habe (nicht unbedingt nur zur rein Mittelalterlicher, die meisten dieser Settings sind eher Rennaisance / allgemein vorindustriell mit bisschen Hang zum Steampunk), frag ich mich ohnehin wieso dunkelhäutige Elfen die Leute so aufregen.
    Ich spiele in den letzten Wochen Baldur's Gate 1 & 2 und Khalid ist auch ein dunkelhäutiger Halbelf, Jaheira war da ebenso etwas dünkler dargestellt, und es existiert eine gesamte, arabische Kultur von Menschen und anderen. Damals hat es anscheinend niemanden gestört, heute ist das halt das Internet, das über alles Mögliche wütend wird. ^^"

    Wie sehr es zu Tolkien passen würde, dass es dunkelhäutige Elfen könnte, weiß ich nicht. Vor allem in den Filmen sehen wir nur die Elfen aus dem Norden, weil sich die Geschehnisse dort abspielen. Das heißt nicht automatisch, dass es ausgeschlossen ist, dass sie sich anderswo auch niederließen oder in anderen Teilen der Welt ebenso Elfen und Zwerge existieren könnten?
    Aber ich glaube, darüber weißt du eher Bescheid, inwiefern diese in Tolkiens Canon existieren könnten.


    Vielleicht wär's halt passender gewesen ein komplett neues Universum aufzubauen und eine eigene High Fantasy-Serie zu produzieren, anstatt sich auf Tolkien zu berufen, aber mit dem Bezug zu Tolkien hat man sofort das Interesse von den Leuten gewonnen, muss es aber dann auch den Fans Recht machen (was meist ohnehin nie vollkommen schafft).

    Ansonsten muss man in einem Fantasysetting nicht automatisch dieselbe Historie der realen Welt nachspielen und dunkelhäutige Personen versklaven. Das kann man so machen, aber zwingend notwendig ist es halt nicht. Genauso wie zum Beispiel das DnD-Setting entschlossen hat, und ich gerne übernommen habe, dass kein Rassismus gegen Personen anderer Hautfarben existiert, sondern gegen bestimmte Fantasyrassen, und es in den meisten Teilen der Welt wenig bis keinen Sexismus und Queerphobia gibt.
    Historische Settings hingegen sollten natürlich nie Sklaverei ausradieren.

    Bei Dingen, die weniger offensichtlich sind, wie einem Zusammenhang zwischen Ernährung und Körpergröße, fällt es viel leichter, historische Plausibilität zu ignorieren.

    Man muss den Cast nur mal laecheln sehen und dann mit finnischen Schulabschlussphotos aus dem spaeten 19 Jahrhundert vergleichen - Zaehne waren halt historisch eher Baustelle.

    Also Zähne sollen angeblich gar nicht so schlecht gewesen sein, bevor verarbeiteter Einfachzucker in Massen auf dem Markt kam, und ich hab gelesen, dass erste Zahnpasten und Bürsten bereits im alten Mesopotamien entstanden sind. Bloß wenn dann mal ein Zahn kaputt war, kam man natürlich nicht so leicht an Zahnersatz.


    Zitat

    Ich will jetzt nicht jede einzelne Kritik an einer Serie oder einem Buch verteidigen - mein Punkt ist nur 'kommt in der Realitaet vor, muss also in Kunst auch rein' ist viel zu kurz gegriffen - es gibt meines Erachtens vollkommen legitime Kritikpunkte.

    Es muss sowieso nichts, aber ich meine... man kann halt?
    Außerdem erweitert es oft die Perspektiven, die man in Geschichten einbringen kann, wenn nicht jeder Hauptcharakter ein weißer, heterosexueller Junge / Mädchen, oder Mann / Frau ist.

  • Ich habe sehr gerne die Bücher von Toni Morrison gelesen, in denen zu 99% nur Schwarze vorkommen. (worüber sich noch keiner aufgeregt hat ... weil wenn ein Schwarzer das macht ist es offenbar ja gut).

    Ich hab letztens ein Quiz gemacht, bei dem es um das Wissen zu/über Alltagsrassismus ging. Da wurde mir wieder vor Augen geführt, dass Rassismus mit der Zusammensetzung der Bevölkerung zu tun hat. Konkret: der Ausdruck "Kartoffel" für einen Deutschen ist nicht rassistisch, weil Deutsche keine Minderheit seien (was in Deutschland stimmt). Jetzt habe ich mich ein bisschen in einen Artikel über Rassismus verloren... für interessierte: Quarks ... stimmt so wohl auch nicht bzw. wenn es in die Forschung zu Rassismus geht, gibt es einige verschiedene Definitionen.

    Mein Punkt zu dem Zitat ist folgender: Es spielt keine Rolle, dass Morrison afroamerikanischer Abstammung war, sondern der Hintergrund des amerikanischen Rassismus, der Schwarzen die Repräsentation & Teilhabe im allgemeinen öffentlichen Leben verwehrt hat. Dadurch kann man sich auf den Standpunkt stellen, dass ein Werk, dass nur Charaktere einer häufig diskriminierten Minderheit zeigt, nicht diskriminierend-rassistisch gegenüber Weißen ist, weil im größeren Kontext diese dadurch nicht diskriminiert werden. Ein Werk dagegen, dass keine schwarzen Charaktere zeigt, würde dann in diesem Kontext eher als rassistisch angesehen, weil es Schwarze auch an dieser Stelle ausschließt.

    Ja, mir ist auch bewusst, was für eine seltsame Logik das ist. Die funktioniert für Filme ein bisschen besser, weil man hier auf die Job-Chancen von Schauspielern ausweichen kann: eine Film ohne schwarze Charaktere bedeutet schlechtere Job-Chancen für schwarze Schauspieler, weil letzere aufgrund ihrer Hautfarbe von einem sehr speziellen Arbeitsmarkt ausgeschlossen werden (maW sie werden diskriminiert). Mir ist auch bewusst, dass man bei einer solchen Argumentation die fiktionale (oder reale) Welt völlig außer Acht lässt, wie Thorsten glaube ich auch schon kritisiert hat (ethisch diverser Cast in historischen Serien des viktorianischen Englands?).

    Es kann auch immer noch sein, dass Werke von Morrison beleidigend gegenüber Weißen, Asiaten oder Arabern sind, das will ich gar nicht ausschließen. Es wäre nur nach dieser Auffassung von Rassismus eben kein Rassismus, sondern "bloß" eine normale Beleidigung.

    Wie sehr es zu Tolkien passen würde, dass es dunkelhäutige Elfen könnte, weiß ich nicht. Vor allem in den Filmen sehen wir nur die Elfen aus dem Norden, weil sich die Geschehnisse dort abspielen.

    Aus meiner Sicht passen dunkelhäutige Elfen nicht so gut zu Tolkien. Seine gesammten Werke ziehen eine relativ klare Trennung zwischen Gut und Böse durch, die sich mit einer Symbolik von Licht vs Dunkelheit deckt. Daher sind Orks lichtscheu und Sauron muss magisch den Himmel verdunkeln, damit diese nicht davonlaufen und sich verstecken (etwas vereinfacht gesagt). Primär geht es bei Tolkien um innere Werte wie Freundschaft, Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Natur bzw. deren Zerstörung durch Industrialisierung (sieht man in Isengart und später im Auenland) und das eigene Verhältnis zu Macht (die magischen Ringe heißen ja wörtlich "die Ringe der Macht") und die Guten weisen die Versuchung der magischen, vielleicht grenzenlosen Macht zurück (etwa Gandalf als Frodo ihm den Ring anbietet). Also Hintergrund ist ein eher christlich geprägtes Setting an Werten, die fantastisch ausgestaltet werden. Ein Nebenprodukt dieses Settings und der relativ strikten Zweiteilung in Gut-Böse/Hell-Dunkel, in der niemand neutral bleiben können (auch die Ents nicht) ist leider, dass sich dunkelhäutige & asiatisch aussehende Menschen auf Seitens des Bösen befinden.

    Meine Beispiele sind jetzt fast ausschließlich aus "Der Herr der Ringe", finden sich aber ähnlich und zumindest in der Grundtendenz auch im Silmarillion.

    Persönlich finde ich in der Amazon-Serie "Die Ringe der Macht" den einen (?) dunkelhäutigen Elfen und die eine (?) dunkelhäutige Zwergin allerdings überhaupt nicht störend. Die Serie ist meiner Meinung nach so schlecht, dass das keine Rolle spielt... äh... vielleicht etwas weniger polemisch: also sie ist von Tolkiens Schöpfung & Symbolik soweit weg, dass das keine Rolle mehr spielt. ^^

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Es muss sowieso nichts, aber ich meine... man kann halt?
    Außerdem erweitert es oft die Perspektiven, die man in Geschichten einbringen kann, wenn nicht jeder Hauptcharakter ein weißer, heterosexueller Junge / Mädchen, oder Mann / Frau ist.

    Koennen tut man vieles...

    ich wuerde generell sagen - wenn es zur Geschichte passt, sie bereichert, den Plot vertieft - immer gerne. Wenn es nicht zur Geschichte passt, vom Plot ablenkt oder wie ein Fremdkoerper wirkt - bitte nicht.

    Was das Erweitern der Perspektive angeht... wenn Sex in der Geschichte vorkommt, ja - nur kann das schnell (wie bei jeder Sex-Szene) unangenehm fuer den Leser werden wenn es expliziter wird und der Leser halt nicht auf diese Art Sex steht - und da kann das 'Erweitern' auch umschlagen und ein Hindernis bilden dass sich der Leser mit dem Protagonisten identifiziert. Sollte man im Kopf haben...

    Was die Hautfarbe angeht - ich haenge nicht der These an dass Menschen substanziell anders denken oder empfinden wenn sie eine andere Hautfarbe haben - grade in einer Fantasywelt koennen die Erfahrungen halt auch anders geartet sein (in Lee's 'War of Vis' sind es die hellhaeutigen Tieflaender die Unterdrueckung kennen...). Also auch da - wenn es die Story bereichert, also unterschiedliche Kulturen und ihre Mischung zeigt - gerne. Wenn es einfach so draufgeklatscht ist - bitte nicht.

    Ja, mir ist auch bewusst, was für eine seltsame Logik das ist.

    Das ist Identitaetspolitik vs. Humanismus - ersteres macht nur Sinn wenn man die Sache mit der fundamentalen Gleichheit der Menschen vorher rausschmeisst.:(