Es gibt 237 Antworten in diesem Thema, welches 20.334 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (11. Juli 2024 um 10:52) ist von Rainbow.

  • Also, mir gefaellt das sehr gut - da kannst Du wieder voll Deine Staerke beim Schreiben ausspielen - so die Zwischentoene und Untertoene bei scheinbar alltaeglichen Szenen einfangen, die wachsende Verzweiflung von Emilia (ich hatte gar nicht in Erinnerung dass sie Kent heisst...) und all das - sowas liegt Dir so richtig.

    Wir haben im Übrigen auch immer mal wieder Bedarf an Empfangsmitarbeitern, sollte das für Sie ebenfalls in Frage kommen.

    Das ist ja schon ein starkes Stueck- ist das hier eine gewollte Provokation? Wird ja auch so empfunden...

  • Liebe Rainbow

    Sehr schön! Hab nichts zu meckern. Passiert zwar nicht viel, aber dann doch. Großes ino!


    Spoiler anzeigen
  • Ganz lieben Dank, Kirisha  Thorsten und Sensenbach für euer Feedback :danke:

    Kirisha

    Das ist eins deiner fesselndsten Kapitel.

    Egal, wie oft du sowas sagst. ich hörs immer wieder gern :)

    Dann die beiden Bilder die von der Wand verschwunden sind ... jedes kleine Detail trägt zu der Atmosphäre bei und schafft ein Bild davon wie es wohl früher auf diesem Arbeitsplatz zugegangen sein könnte ohne dass du es explizit erzählst. Also ... Hut ab. Ich finde es toll.

    Ich hab in dem Moment wirklich selbst in diesem Zimmer gesessen und das alles kristallkar vor mir gesehen. Manchmal schon ein bisschen unheimlich, wenn man so einen Film fährt. Fast, als hätte man das selbst erlebt und bräuchte es nur noch aufschreiben.

    Auch Emilias abgrundtiefe Verzweiflung als sie merkt dass sie die Stelle nicht bekommt. Toll eingefangen. Ich habe da richtig mit ihr mitgelitten. (Kann mich auch noch an solch ein Vorstellungsgespräch erinnern und an genau den Punkt wo ich gemerkt habe dass sie mich nicht nehmen obwohl es nie einer klar ausgesprochen hat).

    Als ich das geschrieben habe, hatte ich tatsächlich ziemlich Stress mit meiner damaligen Chefin, weshalb mir das von der Grundstimmung schon ziemlich leicht fiel, das zu schreiben. Obwohl ich in der Realität natürlich nicht zu solch radikalen Maßnahmen gegriffen habe, wie es Emilia tut :rofl:(obwohl mir der Gedanke ein ums andere mal schon gekommen war :D)

    Und jetzt? Hilfe ... es geht los! ELIAAAS! (Ich weiß. Er wird wieder zu spät kommen.

    Abwarten :gamer:.... oder weiterlesen :)

    Thorsten

    Und diese Betrachtungen machen es dann wieder sehr konkret und koerperlich - ich frage mich ob man diese Narben nicht anders - feinstofflicher - sehen koennte, als einen Schatten der auf dem Licht der Fluegel an der Stelle liegt oder so?

    Bei dem Beschreibungen irrlichtert meine Vorstellung halt immer vom feinstofflichen, eher aetherischen zum konkret koerperlichen und wieder zurueck...

    Ja, dieser Widerspruch zieht sich ja im Grunde durch das ganze Buch. Wie können sich die Engel in ihrer feinstofflichen Erscheinung gegenseitig berühren? Wie können sie während der Versammlung auf Stühlen Platz nehmen, wie können sie Kleidung tragen? Oder Waffen führen etc. Wenn man es genau nimmt, wäre das alles nicht möglich. Würde ich das konsequent durchziehen, wären sie nichts anderes, als ...keine Ahnung. Licht? Ein Luftzug? Oder sowas wie ein Hologramm?

    Ich verstehe deinen Punkt hier aber sehr gut. Man könnte versuchen, es zumindest geschickter zu formulieren, um den Leser den Widerspruch nicht so deutlich herauslesen zu lassen. Ich befürchte nur, wie gesagt, dass sich das ohnehin noch an diversen anderen Stellen finden lässt. :hmm:

    Also, mir gefaellt das sehr gut - da kannst Du wieder voll Deine Staerke beim Schreiben ausspielen - so die Zwischentoene und Untertoene bei scheinbar alltaeglichen Szenen einfangen, die wachsende Verzweiflung von Emilia (ich hatte gar nicht in Erinnerung dass sie Kent heisst...) und all das - sowas liegt Dir so richtig.

    Ja, solche Teile fallen mir auch bedeutend leichter zu schreiben, als die trockenen Engel-Versammlungen :rofl:

    Das ist ja schon ein starkes Stueck- ist das hier eine gewollte Provokation? Wird ja auch so empfunden...

    Du hast recht. Es liest sich wie eine Provokation, aber ich glaube nicht, dass Dr. Gundlach das selbst bemerkt. Er hält sich einfach für toll und vielleicht hätte er Emilia gerne in seiner "Sammlung" hübscher, junger Empfangsmitarbeiterinnen. Womöglich glaubt er sogar, dass er ihr hiermit ein grandioses Angebot gemacht hat. :rofl:

    Sensenbach

    Sehr schön! Hab nichts zu meckern. Passiert zwar nicht viel, aber dann doch. Großes ino!

    Danke dir. Freut mich, dass es dir gefallen hat. Ich nehme am, du meintest "großes Kino" :rofl:

    Zitat:

    "Verheißung (Verheißung ist ja eher etwas positives anderes Synonym?)"

    Hm. Ich war davon ausgegangen, es ist sowas wie ein Versprechen, eine Ankündigung, ein in Aussicht stellen. Aber du hast recht, dass das aus biblischer Sicht tendenziell eher positiv behaftet ist. :hmm:

    Zitat:

    (Beim letzten Mal kam die Bedrohung eher von unten. Warum wachen sie auf dem Dach?).

    Witzig. Kirisha hatte das auch angemerkt. Dabei kam die Bedrohung oder vielmehr der Angriff in der Klinik ja gar nicht vorrangig aus dem Keller. Die Dämonen waren zu dem Zeitpunkt, als Freddy da rein ist ja schon überall in dem Gebäude. Du erinnerst dich, dass Freddy ja auch zuerst dem Trugbild einer scheinbar heilen Welt erlegen ist, als er da reinmarschierte. Und dann kamen die Dämonen quasi von überall her. Aber ja. Der stillgelegte Zellentrakt des alten Klinikteils war von Silas anfangs genutzt worden, um Lia dort gefangenzuhalten. Ich denke es ist das, was euch in Erinnerung geblieben ist. :hmm:

    Ich frage mich nun, ob ich das deutlicher schreiben muss, oder ob die "Sicherung des Gebäudes" vom Dach aus nicht vielmehr ausreicht, um klarzumachen, dass der Schutzzauber sich auf das gesamte Haus (also auch den Keller) bezieht. Oder wäre er strategisch klug, einen weiteren Engel da unten zu platzieren? Ich wollte es eigentlich nicht unnötig verkomplizieren.

    Zitat:

    Yeah. Endlich!

    Ich habe geahnt, dass ihr alle darauf wartet :D

    Dann will ich euch mal zeigen, wie es weitergeht...

    Kapitel 11.1

    „Emilia! Bei allen Erzengeln. Komm zu dir. Wir müssen hier raus...!
    Zitternd sog Emilia die Luft ein, die um sie herum zu flirren schien, als befände sie sich inmitten eines lodernden Flammenmeeres. Hitze tobte in ihr, fraß sich durch ihre Eingeweide. Jeder Muskel in ihrem Körper schien zum Zerreißen gespannt. Ihr Herz raste. Schwer atmend versuchte sie, sich aufzurichten.
    Rote Spritzer auf weißem Untergrund ... umgeworfene Möbel ... Feuer tanzte vor ihren Augen ... ein regloser Körper ... vornüber gebeut auf dem Schreibtisch. Blut ... überall Blut.
    Was...?!
    Ein Hustenanfall zwang sie in die Knie. Der Qualm, welcher von den brennenden Vorhängen ausging, fraß sich in ihre Lungen. Verschwommen erkannte sie Selith, der auf den schwer Verletzten Professor zustürzte, während sich nur wenige Schritte von ihr entfernt die Umrisse von Micah und Elias abzeichneten.
    Kommt nicht näher!, schoss es in ihren Geist, als sie die Engel sah. Micah näherte sich von der einen Seite, lauernd und bedächtig, als würde er ein verschrecktes Tier einfangen wollen. Von der anderen Seite trat Elias mit ausgestreckter Hand auf sie zu. Seine Finger leuchteten und das grelle Licht, das von ihm ausging, signalisierte seine Kampfbereitschaft.
    „Emilia, ...“, vernahm sie jetzt erneut seine Stimme. „Du musst dich beruhigen. Es ist ... alles in Ordnung.“
    Das kurze Zögern in seiner Stimme entging ihr nicht. Ebenso, wie der Unglaube, der sich in seinen Zügen spiegelte, als er sich langsam, Schritt für Schritt an sie herantastete. Schreie drangen an ihr Ohr. Hysterisch. Laut. Kreischend. Ihr Blick schnellte zu der Tür, die lose in den Angeln hing. Eine flimmernde Barriere hielt die Menschen auf der anderen Seite in Schach und verhinderte ihr Eintreten.
    Töte sie! ... Töte sie alle! Sie sind es nicht wert. Sie haben es nicht verdient, zu leben.
    Die Worte kamen tief aus ihr selbst. Ein seltsam vertrautes Flüstern. Verwirrend und beruhigend zugleich.
    Es ist ganz leicht! Tu es, Lia!
    „Emilia, hör mir jetzt gut zu. Du musst dagegen ankämpfen, hörst du mich? Wehr dich dagegen. Das hier bist nicht du!“, sprach Elias weiter in bestimmendem Ton auf sie ein. Das Leuchten, das ihn umgab, trat nun deutlicher hervor und die machtvolle Aura seiner Erscheinung ließ Emilia ungewollt vor ihm zurückweichen. Seine Augen hafteten an ihr. Der silberne Glanz seiner Iriden verflüssigte sich. „Gib mir deine Hand, Emilia. Alles wird wieder gut. Vertrau mir...“
    Er lügt! ... Er ist nichts als ein Heuchler! ... Er will dich kontrollieren ... einsperren...
    Emilia hielt sich die Hände vor die Ohren, presste ihren Schädel so fest zusammen, als könne es ihr gelingen, die Stimmen dadurch zu vertreiben. Hektisch schüttelte sie den Kopf, während sich ihre Augen mit Tränen füllten. Verzweifelt sah sie zum Fenster, wo die Fliege nach wie vor einen Weg ins Freie suchte...
    Selith wandte sich zu ihnen um, sein Blick traf den von Micah. Bedauern spiegelte sich in seinem Gesicht, als er mit einer knappen Geste signalisierte, dass für den Professor offenbar jede Hilfe zu spät kam.
    Er ist tot! Ich ... Ich habe ihn getötet.
    Das Atmen fiel ihr schwer. Ein tonnenschweres Gewicht lag mit einem Mal auf ihrer Brust, drückte ihre Lungen zusammen. Kraftlos ließ sie die zitternden Hände sinken. Erst jetzt nahm sie wahr, dass Blut daran klebte. Angewidert sah sie an sich herunter.
    Blut ... überall Blut ...
    Elias war fast bei ihr. „Du musst dich beruhigen“, wiederholte er die Worte von zuvor wie ein Mantra. „Alles ist gut...“
    Nichts ist gut... gar nichts ist gut...Es wird nie wieder alles gut sein!
    Mehr reflexartig bewegte sie sich auf ihn zu, hob die Arme, um ihn auf Abstand zu halten. Die Luft begann zu flirren. Ein sonderbares Knistern breitete sich zwischen ihnen aus. Elias erstarrte in der Bewegung, als sei er am Boden festgewachsen. Mit einem Anflug von Fassungslosigkeit starrte er sie an, während sich ein schmerzhafter Ausdruck auf seinem Gesicht ausbreitete.
    „Bleib, wo du bist“, hörte sie sich sagen, erschrocken darüber, wie tonlos ihre eigene Stimme klang. Der grelle Schein, der Elias zuvor noch umgeben hatte, begann kaum merklich zu flackern. Über seine Hände, welche er nach wie vor in Emilias Richtung gestreckt hielt, wanderten nun dunkle Linien, die sich wie splitterndes Glas seinen Arm hinaufzogen.
    „Was tust du?“ Entsetzen gepaart mit einer Art grausamen Erkenntnis breitete sich auf seinen Zügen aus, als er seine durchscheinende Haut betrachtete, die nun von einem verästelten Geflecht schwarzer Schatten überwuchert wurde.
    „Im Namen des Allmächtigen. Emilia hör auf damit!“, schrie Micah sie nun an und startete einen hilflosen Versuch, zu Elias vorzudringen. Doch mit einer einzigen flüchtigen Bewegung gelang es Emilia, den Engel von den Füßen zu reißen und ihn gegen die Wand zu schleudern.
    Selith, der sich noch immer in Höhe des Schreibtisches befand, wich nun ebenfalls vor ihr zurück. Mit zwei Schritten war er bei Micah, um ihm aufzuhelfen.
    „Corat, Aragel! ... Wir brauchen euch hier. – Schnell!“, rief er und ließ Emilia dabei keine Sekunde aus den Augen. Ihre Nasenflügel blähten sich, während sie hektisch um Luft rang. Raus! Sie musste hier raus!... Die Tür!
    Ohne darüber nachzudenken, setze sie sich in Bewegung und steuerte auf den Ausgang zu. Dabei bewegte sie sich so schnell, dass es sie selbst in Staunen versetzte. Der wabernde Vorhang aus göttlicher Energie zuckte nur einmal kurz auf, als Emilia die Barriere überwand. Wärme flutete ihre Glieder, als fließe die Kraft, die der magischen Begrenzung anhaftete, regelrecht durch sie hindurch. Sie nahm diese in sich auf und spürte, wie sie sich in ihrem Körper verteilte. Eine neue, unerwartete Stärke breitete sich in ihr aus. Nie zuvor hatte sie sich derart überlegen gefühlt. Ungebändigt und wild.
    Kaum trat sie auf den Flur hinaus, wichen die Menschen vor ihr zurück. Verängstigt starrten sie in ihre Richtung, pressten sich so gut es ging an die Wand, um ihr aus dem Weg zu gehen. Emilia schenkte ihnen keine Beachtung. Von ihnen würde keine Gefahr ausgehen. Das traf jedoch nicht auf die beiden Engel zu, welche gerade um die Ecke bogen und am Ende des Gangs zum Stehen kamen: Corat und Aragel.
    Corats Blick haftete an ihr. So intensiv und durchdringend, dass Emilia bereits ahnte, was er vorhatte. Seine Augen verfärbten sich, nahmen einen bedeutend helleren Ton an, während er sie fixierte. Die Luft schien wie elektrisiert, als er seine mentalen Fähigkeiten auf den Weg schickte. Emilia konnte die feinen Schwingungen förmlich spüren, die in ihren Geist einzudringen versuchten. Doch fiel es ihr nicht sonderlich schwer, sie daran zu hindern. Wenn sie auch nicht wusste, wie es ihr gelang, prallte der Angriff ganz einfach an ihr ab. Es kostete sie nicht vielmehr als eine einfache Bewegung mit dem Kopf und die geballte Ladung göttlicher Energie wanderte zurück zu ihrem Verursacher.
    Kurz darauf stieß Corat einen gequälten Laut aus, fasste sich an die Schläfen und sackte dann zusammen, um sich am Boden zu winden. Es war so leicht. ZU leicht.
    Aragels Züge verfinsterten sich, als er den Blick von seinem Kameraden nahm und sich nun ihr zuwendete. Der Speer in seiner Hand leuchtete auf, während er ihn geübt zwischen seinen Fingern kreisen ließ.
    „Emilia!“, schrie jemand hinter ihr. Elias!
    Nur kurz sah sie über die Schulter, erblickte die drei Engel, die sich von hinten näherten, bevor sie sich hastig wieder Aragel zuwandte. Doch der kurze Moment ihrer Unaufmerksamkeit hatte gereicht, um dem drahtigen Engel mit dem lädierten Flügel einen Vorteil zu verschaffen. Ein greller Lichtblitz explodierte vor ihren Augen. Hitze fraß sich durch jede Faser ihres Körpers und der Schmerz nahm von Sekunde zu Sekunde zu. Ihre Beine gaben nach und der Boden kam näher. Ihr Kopf schlug hart auf. Alles um sie herum versank in trübem Licht.
    „Ich hab` sie!“, vernahm sie eine Stimme direkt über sich. Sie klang wie ein weit entferntes Echo. Dumpf und Verzerrt. Sie wollte sich wehren. Startete einen hilflosen Versuch, sich aufzurichten. Doch jegliche Kraft schien sie verlassen zu haben. Dann wurde es dunkel um sie herum.

  • Hier geht es wahnsinnig spannend weiter. Im ersten Moment habe ich das Gefühl dass Emilia sehr starke Kräfte entwickelt und tatsächlich wie Elias auch meint nicht ganz bei sich ist. Ich war wirklich gespannt wie es sich entwickelt. Es schien ja zuerst als ob sie alle Abwehr überwindet. Doch zuletzt hat Elias sie dann doch eingefangen. Ist das nun gut oder schlecht?

    Oh je. Arme Emilia. Und armer Elias. Ich ahne Böses. Beide haben nicht einhalten können was sie hätten müssen (sind irgendwie "schuldlos" in eine schwere "Sünde" gerutscht) und werden die Konsequenzen zu spüren bekommen. Ich möchte jetzt nicht in ihrer Haut stecken.

    Wieder ein sehr starker Abschnitt!<3

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince

  • Das ist eine sehr schoene Szene geworden, die Veraenderung in Emilia ist sehr subtil eingefangen und auch die Selbstverstaendlichkeit mit der sie ihre neuen Kraefte verwendet.

    Besonders stark fand ich das Bild mit der Fliege die einen Ausweg sucht:thumbsup:

    Nur einen Satz hab' ich mir fuer eine Anmerkung kopiert

    Seine Finger leuchteten und das grelle Licht, das von ihm ausging, signalisierte seine Kampfbereitschaft.

    Hier wuerde ich eher eine Beobachtung wie das Licht auf sie wirkt bringen als die Interpretation - das Licht wirkte bedrohlich oder zu grell, oder... der ganze Abschnitt ist eigentlich sehr unmittelbar, direkt, gut-feeling - da passt eine kuehle Interpretation nicht so dazu finde ich.

  • Liebe Rainbow

    Der letzte Abschnitt hat mir grossen Spaß gemacht. Jetzt bin ich gespannt, was du für uns geplant hast. Emila ist eine Mörderin und ein super krasser Sith Lord geworden, die mit Engeln kegeln spielt. Das ist alles ja kaum wieder zu flicken, ausserdem gefallen mir mächtige dunkle Magierinnen. Ich hab schon eine Idee, wer das wieder grade biegen könnte…

    Spoiler anzeigen
  • Ganz lieben Dank, Kirisha  Thorsten und Sensenbach für euer Feedback. :danke:

    Wie ihr an den Herzen sehen konntet, die ich euphorisch verteilt habe, hat es mich wirklich sehr gefreut, dass dieser Part so gut angekommen ist. :)

    Nochmal zu dem Professor

    Ich habe es in dem Part ja so geschrieben, dass Emilia davon ausgeht, dass der Professort tot ist. ich fand das irgendwie schockierender und endgültiger. Allerdings ist mir auch klar, dass eine derartige Schuld nicht einfach weggewischt werden kann. Es würde irgendwie nicht passen, Emilia WIRKLICH zur Mörderin werden zu lassen. Ich bin mir halt nicht sicher, ob man einen Mord so einfach verzeihen kann. Vor allem, weil sie ja eigentlich nachher doch wieder bei den guten mitspielen soll. Insofern war mein Plan, dass sich später herausstellt, dass der Professor knapp üerlebt hat. Ich meine, nach der ganzen Aktion bleibt eigentlich noch genug Drama, denke ich. :hmm:

    Was ist eure Meinung dazu? Findet ihr, der Professor sollte tot bleiben mit allen Konsequenzen? Oder wäre es eleganter, Emilia zunächst nur in dem Glauben zu lassen und ihn dann aber überleben zu lassen.

    Lasst mich gerne mal an euren Gedanken teilhaben, wenn ihr mögt.

    LG
    Rainbow

  • Was ist eure Meinung dazu? Findet ihr, der Professor sollte tot bleiben mit allen Konsequenzen? Oder wäre es eleganter, Emilia zunächst nur in dem Glauben zu lassen und ihn dann aber überleben zu lassen.

    Ich votiere klar fuer ersteres - Du neigst dazu eher zu nett zu sein, aber wir haben es hier mit daemonischen Kraeften zu tun, da darf ruhig auch mal schlimmes passieren.

    Ethisch sehe ich das nicht wie einen Mord - Emilia ist nicht mit dem Vorsatz reingegangen ihn zu toeten, es war auch keine Affekttat die sie haette ahnen koennen - es war eher fahrlaessige Toetung, sie hatte diese Kraefte in sich und haette das Risiko ahnen muessen (Elias hat sich ja weiss Gott den Mund fusselig geredet), aber zu keinem Zeitpunkt die bewusste Absicht sie zu verwenden.

    Vermutlicjh bereut sie auch - nach christlicher Theologie wuerde ihr unter diesen Umstaenden eigentlich vergeben werden, fuer den Weg in die Hoelle braucht es schon eine Absicht Boeses zu tun...

    (Ausserdem - wenn sie in die Hoelle geht muss Elias mit, der ist an der Misere genauso schuld...)

  • Taten können auch mal echte Konsequenzen haben, daher töte ihn! Es wird dann zwar etwas schwieriger beim Schreiben, aber viel Aufregender für den Leser, da hier viel mehr auf dem Spiel steht. Das heißt, wenn Emilia ihre Kräfte nicht unter Kontrolle kriegt, wird es noch mehr Tote geben.

  • töte ihn!

    Wow seid ihr alle brutal. Aber ich glaube als guter Autor muss man dem Leser Ohrfeigen klatschen. (womit ich auch immer meine Probleme habe). Dann zieht es tiefer rein. Darum wäre ich auch dafür.

    (Ausserdem - wenn sie in die Hoelle geht muss Elias mit, der ist an der Misere genauso schuld...)

    Ich vermute: Genau diese Reise steht den beiden auch bevor :huh:

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince

  • Zum Professor...

    Ich votiere klar fuer ersteres -

    Taten können auch mal echte Konsequenzen haben, daher töte ihn!

    Aber ich glaube als guter Autor muss man dem Leser Ohrfeigen klatschen

    Ich glaube, damit wäre die Sache entschieden :) Ich hatte schon damit gerechnet, dass ihr das so sehen würdet und Ja, ich muss mich dahingehend vielleicht mehr trauen. Also, danke für eure Rückmeldungen. Somit ist der Professor jetzt Geschichte :xeno: ( :pardon:)

    Wir machen mal weiter mit einem recht kurzen Part :)

    Kapitel 12

    Ein Wind kam auf. Die Wolken verdichteten sich und schoben sich vom Sturm geplagt über den wintergrauen Himmel. Das letzte Licht der fahlen Sonne erlosch. Düsternis legte sich wie ein dunkles Tuch über das klösterliche Gemäuer. Aufgescheucht stoben die Krähen um die Ruine. Ihr Kreischen verband sich mit dem Heulen der Böen, die über das Land peitschten.
    Tief im Erdreich, begraben unter Trümmern und Gestein erklang der beschwörende Kanon. Das grausame Lied der Verdammnis.
    Umringt von den teuflischen Schatten schwebte der Pentokrator. Mit geballter Kraft trafen die dämonischen Schwingungen auf die Einfassung. Funken stoben umher, ließen das Siegel gefährlich aufleuchten.
    Plötzlich schoss ein blendender Strahl aus dem Buch, dessen Lichtkegel sich an der Decke des Gewölbes verlor. Das grelle Farbspiel warf zuckende Schatten an die Wände, tauchte die Höhle in ein Meer aus Blitzen. Ächzend stöhnte das alte Gemäuer unter der Entladung der tosenden Mächte. Der Boden bebte und die aufkommenden Böen ließen feinen Staub durch die Luft wehen.
    Kurz wichen die in Kutten gewandeten Wesen zurück, bevor sie mit ihrer Beschwörung fortfuhren. Lauter nun. In immer schneller werdendem Rhythmus.
    Nach und nach wurde der magische Schein schwächer. Noch immer hielt das Siegel stand. In stillem Aufbegehren loderte es an derselben Stelle wie zuvor. Doch plötzlich traten Flammen aus dem Erdreich empor. Sie schlugen den halbverwesten Mönchen erbarmungslos entgegen.
    Die Runen auf dem Einband des Pentokrators schienen sich unter der Hitze zu verformen. Langsam lösten sie sich von dem dunklen Leder und erhoben sich in die Luft. Ein knappes Stück über dem Buch schwebend, fügten sie sich zu einer leuchtenden Kugel zusammen. Knisternd schwoll diese an, wummerte im Takt eines viel zu schnellen Herzschlags, bis sich das kreisrunde Gebilde neuformierte. Eine einzige Rune, glühend und pulsierend, schwebte nun über dem Buch. Eine Rune, die alles überstrahlte.
    Die unentwegt auf sie niedergehende dämonische Energie prallte an ihr ab. Als sei der Bann erneuert und das magische Siegel mit ungebrochener Kraft wiedergeborgen worden.
    Stille kehrte ein. Der Sprechgesang verstummte und eines der Wesen trat hervor. Langsam, beinahe bedächtig schob die Kreatur die Kapuze zurück und ließ ihren kalten Blick über das Geschehen wandern. Dann wandte sie sich zu den anderen um.
    Aus dunklen Augenhöhlen loderte es in bösartigem Frohlocken auf, als die krächzende Stimme von den Wänden widerhallte:
    Ihre Macht ist erwacht...

  • Das ist sehr stimmungsvoll geworden und mit sehr starken Bildern wie im 3-D-Kino. Ich habe mich gefühlt als ob ich mittendrin sitze. Das Böse ist also erwacht ... man hat es ja schon geahnt aber nun zeigst du es nochmal ganz klar. Sehr gut! Emilias Attacke auf den Professor war demnach nur das Vorspiel. Ich bin sehr gespannt wie es nun weitergeht!

    Kleinkram:

    mit ungebrochener Kraft wiedergeborgen worden

    das "wiedergeborgen" hat mich ein wenig rausgerissen. Da würde ich entweder zu "geborgen" oder zu "wiedergeboren" tendieren. Dass etwas öfter als einmal geborgen wird klingt für mich irgendwie seltsam.

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince

  • Der letzte Abschnitt hat mir gut gefallen. Sehr stimmungsvoll und du hast es nicht übertrieben. Was ich mich gefragt habe: Gibt es eine direkte Verbindung zwischen dem Ritual und dem Erwachen von Emilias Macht?

  • Danke Kirisha  Sensenbach und Thorsten für die Rückmeldungen. :danke:

    Kirisha

    das "wiedergeborgen" hat mich ein wenig rausgerissen. Da würde ich entweder zu "geborgen" oder zu "wiedergeboren" tendieren. Dass etwas öfter als einmal geborgen wird klingt für mich irgendwie seltsam.

    Ich glaube, das fällt in die Kategorie "Hanseknogge" und ist ganz einfach ein blöder Verschreiber meinerseits :rofl:Natürlich soll es "wiedergeboren" heißen. (Mist, jetzt hätte ich es beinahe wieder falsch geschrieben . Oh Mann!)

    Sensenbach

    Gibt es eine direkte Verbindung zwischen dem Ritual und dem Erwachen von Emilias Macht?

    Eigentlich war das so nicht gedacht. Aber mir ist schon klar, dass sich das so lesen könnte. Ich dachte ja vielmehr, dass der Pentokrator auf Emilias Kräfte reagiert und das Siegel, mit dem er verschlossen ist dadurch neue Macht tankt. Das wird auch mitunter der Grund sein, warum die Seelenfresser so ein Interesse an ihr haben werden. Weil sie ja nunmal der Schlüssel ist, mit dem sie den Pentokrator für sich wieder nutzbar machen können. Aber im Grunde ist es eigentlich nicht so wichtig, wie man das hier als Leser auffasst, denke ich. Vielleicht lasse ich dazu aber später noch eine Erklärung einfließen. :hmm:

    Thorsten

    Wie darf ich mir eine vom Sturm geplagte Wolke vorstellen? ?(

    Das war eine poetische Anwandlung meinerseits. :pardon: Für mich sieht das so aus, wenn die Wolken durch den Wind über den Himmel geschoben werden wie willenlose Gespielen ... okay, das war jetzt auch wieder poetisch :rofl:Aber so in etwa meine ich das. Das würde halt bedeuten, dass die Wolken sich plagen lassen können, als hätten sie Gefühle...insofern ja...ist das eben eine Form von Personifikation? Schade, dass du nichts damit anfangen kannst. Ich mag sowas ab und an ja ganz gerne.

    LG
    Rainbow

  • Aber so in etwa meine ich das. Das würde halt bedeuten, dass die Wolken sich plagen lassen können, als hätten sie Gefühle...insofern ja...ist das eben eine Form von Personifikation? Schade, dass du nichts damit anfangen kannst. Ich mag sowas ab und an ja ganz gerne.

    Nein, es ist nicht die Personifikation an sich was mich irritiert... ich kann schon mit Personifikationen und solchen Bildern, aber irgendwie... kommt mir das ein unpassendes Bild vor.

    Ich bin ein eifriger Beobachter von Wind und Wolken (grade seit ich vor einigen Jahren mal ein Wettersystem fuer einen Flugsimulator programmiert habe) und ich renne bei jedem tollen Wolkenbild mit der Kamera raus...

    Dein Bild hier legt irgendwie nahe dass eine Wolke unter dem Wind leidet - aber das tut sie ja nicht, die ist ja nicht am Boden fest und wird vom Wind rumgewirbelt sondern gehoert dazu, die ist in ihrem Element. Und der Begriff Plage erinnert mich eher an die Wolken von Moskitos die draussen rumschwirren...

    In Sturmwolken kann ich halt kein Leiden sehen, sondern wilde Schoenheit... Wenn ich mir eine leidende Wolke vorstelle, dann ist der Himmel bleigrau und die Sonne nur durch einen Schleier zu sehen und die Wolken darunter bekommen kaum noch genug Thermik um zu existieren...

    Bin vielleicht nur ich... mach' Dir keinen Kopf drum.

  • Mit dem nächsten Part schwenken wir wieder zu Dagon. :)

    Ich hätte diesen Teil eigentlich schon früher einflechten müssen, um den Handlungsstrang zeitig foranzutreiben... Aber wie das eben so ist, bei einem solchen Projekt, haut man gerne erstmal raus, was man schon hat und von dem man glaubt, dass es gut und vorzeigbar ist.

    Das hier ist bisher nur ein Entwurf und ich bin mir sicher, dass man da noch was rausholen kann. Eure Meinungen sind deshalb an der Stelle sehr wichtig für mich.

    Und los geht`s:

    Kapitel 13

    Schwer atmend trat Dagon aus dem Dickicht.
    Übersäht von Wunden, die ihm die Dornen des toten Geästs in die Haut gerissen hatte, vermochte er sich kaum mehr auf den Beinen zu halten. Knöcheltief versank er in dem schlammigen Morast, bis er nach einer Ewigkeit endlich wieder festen Boden unter den Füßen spürte. Abgekämpft sank er auf den Felsvorsprung, der sich vor ihm auftat.
    Das höhergelegene Plateau bot eine faszinierende und zugleich ernüchternde Aussicht. Unter dem sternlosen Himmel, der am Horizont in einem blutgetränkten Streifen versank, erstreckte sich die in trübes Dämmerlicht getauchte Landschaft bis zum Horizont. Von Schnee und Eis bedeckte Wälder, oder das, was von ihnen noch übriggeblieben war, ragten zwischen felsigen Schluchten auf, die mit kochenden Lavaströmen gefüllt waren. Zäher Nebel waberte über dem Sumpf zu Dagons Rechten, mit dessen tückischen Morastlöchern er bereits Bekanntschaft gemacht hatte. Und zu seiner linken ragten steile Felsformationen in die Höhe, die mit Concaven überwuchert waren. Die schwarzen Schlingpflanzen krochen wie Schlagen an dem nackten Stein empor und erinnerten ihn nach einem kurzen Blick zu seinem, von nässenden Blasen übersäten Arm daran, dass es besser war, ihnen nicht zu nah zu kommen. Eingeschlossen unter der schimmernden Kuppel, welche die Grenzlinie dieser Dimension darstellte, wirkte das alles inszeniert und auf schaurige Weise nur einem Zwecke dienend: Seinen Aufenthalt hier so leidvoll wie möglich zu gestalten.
    Dieser Ort folgte keinen Gesetzmäßigkeiten. Nichts war verlässlich. Weder der Boden unter seinen Füßen, noch die Vegetation ringsum. Genauso wenig wie die Luft, die ihn umgab. Jeder Strauch, jede unscheinbare Wasserstelle. Alles hier war feindselig und konnte sich binnen weniger Augenblicke gegen ihn wenden.
    Doch eine Sache beunruhigte ihn noch weitaus mehr. Und das war die Präsenz von etwas, das in der Sprache der Dämonen als Elyeison bezeichnet wurde: Das abgrundtief Böse.
    Obwohl es im Verborgenen lauerte, spürte Dagon, wie es ihm mit seinen klammen Fingern den Nacken hinaufstrich und die Krallen nach ihm ausstreckte. Er fühlte das grenzenlose Chaos. Die Zerstörung. Den entfesselten Wahnsinn. Wie ein unsichtbares Flimmern, das sich rings um ihn herum immer weiter ausbreitete. Pulsierend. Lebendig. Hungrig.
    Der Boden begann zu vibrieren, noch bevor das Grollen an sein Ohr drang. Bedrohlich schob sich ein finsterer Schatten über das Land. Er wollte sich in die Höhe stemmen, in der Nähe der Felsen Schutz suchen. Doch seine geschundenen Muskeln verweigerten ihren Dienst. Schmerz durchfuhr seine Glieder. Der Gedanke, erneut die Flucht zu ergreifen, drückte ihn mit lähmend zu Boden.
    Kraftlos blieb er liegen, sah auf das Tal herab, dessen Anblick sich veränderte. Dort, wo eben noch tiefster Winter geherrscht hatte, schlugen mit einem Mal Flammen aus dem Boden. Einem Hölleninferno gleich breiteten sie sich in rasender Geschwindigkeit aus und ließen das Eis dahinschmelzen. Die Lavaströme verwandelten sich in einen reißenden Fluss aus mächtigen Wassermassen, wohingegen die abseits gelegene Moorlandschaft mit ihren brodelnden Quellen binnen weniger Augenblicke austrocknete. Zurück blieb ein zerfurchter Boden, der aufriss und alles mit sich in die Tiefe zog. Eine Wolke aus Dreck und Staub wirbelte auf und peitschte in kräftigen Böen über ihn hinfort.
    Darum bemüht, dem herumwirbelnden Sandsturm zu entgehen, schlang er die Arme um den Kopf und kauerte sich zusammen. Angestrengt presste er die Luft aus seinen Lungen und keuchte gegen die Enge in seiner Kehle an. Er konnte sich nicht erinnern, jemals einen Atemzug genommen zu haben, doch schien er an diesem Ort auf ungnädige Weise dazu verdammt zu sein. Als ob der menschliche, von Zerfall gezeichnete Körper, in dem er steckte, nicht schon ausreichte, ihm seine Unterlegenheit vor Augen zu führen.
    Er will mir eine Lektion erteilen! Mich dafür büßen lassen, was ich getan habe...
    Sein abfälliges Schnaufen endete in einem Hustenanfall, der ihn zu Boden zwang. Geschüttelt von Krämpfen fand er sich mit dem Gesicht auf den felsigen Grund gepresst und grub seine Finger so tief in den rauen Stein, dass sie zu bluten begannen. Erst, als der Sturm nach einer gefühlten Ewigkeit nachließ, und sich der umherfliegende Staub legte, drehte er sich schwerfällig auf den Rücken. Dreck knirschte zwischen seinen Zähnen und es dauerte, bis er seine verklebten Lider öffnen konnte. Er blinzelte gegen den Schleier an, der seine Sicht beeinträchtigte und sah in den trüben Himmel, über dem sich die Barriere abzeichnete. Die vorbeihuschenden Schatten der Wächter verschmolzen mit den Wellen, die sich auf der Oberfläche des Schildes kräuselten. Es schien, als wollten die Grenzhüter ihn verhöhnen. Ihm zurufen, dass er ein Narr war, anzunehmen, ihnen entkommen zu können. Seinem Schicksal zu entgehen. Seinem Schicksal...
    Du bist Besonders, Dagon .... du verrätst nicht nur die Menschen, sondern dein eigenes Reich ebenso...
    Wieder und wieder vernahm er die Sätze, die ihm die Haut von den Knochen brannten. Und mit jedem Mal, da er sie hörte, brachten sie einen Teil seiner Erinnerung zurück. Setzte sich das Puzzle Stück für Stück zusammen, das ein Bild von dem ergab, wer er einst gewesen war.
    Die Menschen, sie brauchen nicht MICH. Was sie brauchen ist ein Gott, der die Augen nicht verschließt ... sie brauchen einen VATER! Keinen allmächtigen Herrscher, der sich hinter seiner Regentschaft verschanzt...All das Leid...all der Hass. Es muss etwas geschehen. JETZT!
    Erschöpft wandte er sich ab, fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. Müdigkeit lähmte seine Gedanken.
    Ausruhen ... nur einen kurzen Moment...
    Doch das hohe Krächzen, das von fern an sein Ohr drang, ließ seinen Wunsch unerfüllt. Der Blick zur Seite verschaffte ihm die ungnädige Gewissheit: Eine Schar Serpyien kreiste über dem abgestorbenen Waldstück, das sich am Fuße des Felsens befand. Lichterloh erhellten sie den Himmel, als sie kreischend umherflogen. Sie suchten ihn noch immer. Er musste hier verschwinden. Deckung finden. Doch seine Kraftreserven waren aufgebraucht. Selbst, wenn er gewollt hätte, wäre er nicht dazu in der Lage gewesen, sich von hier fortzubewegen.
    Dunkelheit hüllte ihn ein. Die Geräusche verklangen und die spitzen Schreie der Serpyien verzerrten sich zu einem dumpfen Dröhnen. Einem Kriegshorn gleich, dessen Hall aus der Ferne zu ihm herübergetragen wurde. Die Finsternis griff nach ihm. Sie zog ihn hinab. Alles um ihn herum verschwamm...
    Er befindet sich am Fuße des Gebirges Begamir. Neben ihm seine treuen Gefolgsleute. Abtrünnige, wie er selbst. Bereit, die letzte Schlacht auszutragen. Der Himmel reißt auf und das blendend grelle Licht der himmlischen Krieger sticht in seinen Augen. Tausend Klingen lodern in wildem Sturm auf. Funken sprühend treffen sie aufeinander, während das Kampfgeschrei zu einer Melodie des Wahnsinns anschwillt. Berauscht durch die Aussicht auf den Sieg ... Angetrieben durch grenzenlose Wut und seinen ungebrochenen Stolz bringt er seine Gegner zu Fall. Sein göttliches Licht verblasst. Wird schwächer und schwächer. Dunkle Macht nimmt von ihm Besitz. Die Schatten greifen nach ihm. Sein Schwert liegt schwer in seiner Hand. Es gehorcht ihm nicht mehr. Schmerz jagt seinen Arm hinauf, als der Pentokrator Feuer fängt.
    Der Boden zu seinen Füßen reißt auf.
    Er fällt.
    Hinab in die unendlichen Tiefen der Verdammnis.
    In die ewige Finsternis.
    Kälte hüllt ihn ein. Er fühlt nichts mehr.
    Nichts, außer dem lodernden Zorn, der jeden Gedanken in ein Meer aus rachsüchtiger Vergeltung taucht.
    Blinde Zerstörung, die ihn aufrechthält, ihn mit Genugtuung erfüllt. Grausame Schreie dringen an sein Ohr. Bettelndes Wehklagen.
    Verzweiflung.
    WAHNSINN.

    Hastig fuhr er auf. Geblendet durch den hellen Schein einer undefinierbaren Lichtquelle, schirmte Dagon seine Augen ab. Die Schreie der Serpyien waren verklungen. Der Sturm hatte sich gelegt.
    Leuchtend umschwirrten ihn die grellen Partikel, die sich nun zusammenfügten und zu einer Kugel formten. Schnell rutschte er auf dem Boden fort, versuchte Abstand zwischen sich und das leuchtende Gebilde zu bringen. Doch ging eine sonderbare Anziehung davon aus. Die Wärme, welche die Kugel absandte, hüllte ihn ein und legte sich wie ein feiner Film auf seine Haut. Neue Kraft fuhr durch seine Glieder und das sonderbare Gefühl von ... Verbundenheit.
    Langsam hob er den Arm, streckte dem Licht seine Hand entgegen. Mit schief gelegtem Kopf beobachtete er, wie die Strahlen seine Finger berührten. Sich an ihn schmiegten. Vertraut. Tröstend. Kurz blitzte ein Bild vor seinen Augen auf.
    Ein von purer Energie gezeichneter Umriss, so funkelnd, wie das Licht tausender Sterne.
    Prächtige Tatzen...schwarz glänzendes Fell...Zähne so scharf wie Dolche.
    Der Moment währte nicht lange. Dann war die Erinnerung verflogen. Dagon zuckte zurück. Mit vor Schreck geweiteten Augen sah er ungläubig zu der Lichtquelle, die noch immer vor ihm schwebte.
    Einen Augenblick lang verharrte sie noch in dieser Position, bevor sie sich zurückzog und in dem undurchdringlichen Dickicht verschwand. Mit ihr war auch die Kälte in seinem Inneren verflogen. Und als er an sich herunterblickte sah er, dass das Silbergeflecht der Narbe auf seiner Brust zu leuchten begonnen hatte. Es pulsierte, als gebe es seinem verloren geglaubten Herz einen neuen Takt vor. Neue Stärke flammte in ihn auf. Beschwingt kam er auf die Beine, klopfte den feinen Staub von sich ab. Erneut drang der Schrei der Serpyien an sein Ohr.
    Kurz dachte er nach. Dann bückte er sich nach einem langen massiven Ast, der an seinem Ende spitz zulief. Sein Mund verzog sich zu einem schiefen Grinsen, als er sich den Kreaturen zuwandte.
    „Kommt, ihr Bestien! Wir haben nicht bis in alle Ewigkeit Zeit. “

  • Jetzt bin ich endlich (wieder?) auf dem aktuellen Stand und kann live mitlesen. Ein bisschen schade ist es allerdings schon, denn jetzt muss ich mich gedulden, bevor es weiter geht. Und das gerade an einer so spannenden Stelle.

    Ein paar Gedanken:

    Insgesamt finde ich, dass der dritte Band deiner Geschichte etwas später in Fahrt kommt, als die Vorherigen. Man wartet lange Zeit, dass etwas Aufregendes passiert und leidet förmlich mit Emilia mit. Ich denke dass es so von dir beabsichtigt ist und da dieser Band ja nicht alleine steht, ist es auch in Ordnung.

    Ich habe ja schon einmal geschrieben, dass ich Elias sehr distanziert fand (auch das hattest du so beabsichtigt). Er hat sich nun daraus heraus entwickelt, was ich gut fand und es wurde noch einmal seine Sicht auf die Dinge erklärt. Ein bisschen plötzlich war sein Wandel vielleicht, obwohl man ihm die Sorge und den Wunsch nach Abstand immer noch anmerkt.

    Deine Stärke sind auf jeden Fall Szenen, die in dieser Welt spielen. Als Emilia ihren alten Arbeitsort wieder aufgesucht hat, konnte ich mir alles so wunderbar vorstellen. Dieser Detailreichtum fehlt mir manchmal, wenn du die Hallen und Versammlungsorte der Engel beschreibst. Vermutlich liegt es aber daran, dass diese einfach leerer sind, nicht so emotional aufgeladen wie unsere Lebensräume. Die Engel stellst du ja auch als eher kühl und fremd dar (wobei sie mir manchmal im Gegenteil zu deinen Beschreibungen in ihren Handlungen sehr menschlich vorkommen.)

    Und das war die Präsenz von etwas, das in der Sprache der Dämonen als Elyeison bezeichnet wurde: Das abgrundtief Böse.

    Klingt wie Kyrie Eleison. Absicht oder nicht?:pupillen:

    Vielen Dank für die schönen Lesestunden und ich freue mich auf mehr.

    Lg Din

  • Liebe Rainbow

    Dagon macht Urlaub in einer Welt mit unangenehmen Wetter und hat einen richtig miesen Tag. Bin gespannt, ob und wie er da rausfindet. Ob er etwas davon mitbekommt, was grade mit Emila geschieht? Was ist das für ein Licht, das ihm neue Stärke gibt. We will see.


    Spoiler anzeigen


  • Danke, Dinteyra und Sensenbach für eure Rückmeldungen :)

    Dinteyra

    Jetzt bin ich endlich (wieder?) auf dem aktuellen Stand und kann live mitlesen. Ein bisschen schade ist es allerdings schon, denn jetzt muss ich mich gedulden, bevor es weiter geht. Und das gerade an einer so spannenden Stelle.

    Wie cool! Ich freue mich. Dann kannst du jetzt live an dem Wahnsinn dieses Entstehungsprozesses teilhaben :rofl:

    Insgesamt finde ich, dass der dritte Band deiner Geschichte etwas später in Fahrt kommt, als die Vorherigen. Man wartet lange Zeit, dass etwas Aufregendes passiert und leidet förmlich mit Emilia mit. Ich denke dass es so von dir beabsichtigt ist und da dieser Band ja nicht alleine steht, ist es auch in Ordnung.

    Ja, das war von Anfang an meine Befürchtung. Dass es eben zu lange dauert, bis sich Spannung aufbaut und die Handlung endlich in Fahrt kommt. Aber irgendwie musste ich das auch alles aufbauen :hmm: Ich muss mal sehen, wenn das alles steht, ob ich mich eventuell von der einen oder anderen Szene trennen kann.

    Ich habe ja schon einmal geschrieben, dass ich Elias sehr distanziert fand (auch das hattest du so beabsichtigt). Er hat sich nun daraus heraus entwickelt, was ich gut fand und es wurde noch einmal seine Sicht auf die Dinge erklärt. Ein bisschen plötzlich war sein Wandel vielleicht, obwohl man ihm die Sorge und den Wunsch nach Abstand immer noch anmerkt.

    Ja. Keine Ahnung, ob ich mir damit einen Gefallen getan habe, Elias zu Beginn des dritten Bandes diesen Rollenwechsel vollziehen zu lassen. Aber irgendwie fand ich die Idee ganz cool, dass er halt auch mit den Folgen zu kämpfen hat...und dass das Emilias Situation anfangs auch noch verschlimmert. Ich muss mal sehen, wie das nachher im Gesamtkontext wirkt. Und an ein paar Nuancen kann ich nachträglich sicher noch feilen, um Dinge plausibler zu machen.

    Deine Stärke sind auf jeden Fall Szenen, die in dieser Welt spielen. Als Emilia ihren alten Arbeitsort wieder aufgesucht hat, konnte ich mir alles so wunderbar vorstellen. Dieser Detailreichtum fehlt mir manchmal, wenn du die Hallen und Versammlungsorte der Engel beschreibst.

    Es freut mich, dass dir die Emilia-Szene gefallen hat. Ich mag sie auch sehr gerne :) Bei den Szenen im himmlischen Reich fehlt natürlich ein bisschen die Leichtikeit im Erzählstil. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum mir diese Szenen nicht so sehr liegen. Ich hab dann beim Schreiben manchmal das Gefühl, einen Maulkorb zu tragen, weil ich nicht so kann, wie ich eigentlich will.

    ermutlich liegt es aber daran, dass diese einfach leerer sind, nicht so emotional aufgeladen wie unsere Lebensräume. Die Engel stellst du ja auch als eher kühl und fremd dar (

    Genau. Das ist mitunter ein Problem für mich.

    Klingt wie Kyrie Eleison. Absicht oder nicht?

    Äh, nein! :)

    Das war einfach so eine Wortschöpfung. Vielleicht fällt mir noch was Besseres ein. Mal sehen.

    Vielen Dank für die schönen Lesestunden und ich freue mich auf mehr.

    Ganz lieben Dank nochmal für deine Rückmeldung und dass du dich so tapfer durch diese ganzen Threadseiten gelesen hast. Ich freue mich natürlich, wenn du mir als Leserin erhalten bleibst, wenn du jetzt auch zwischendruch ein Weilchen wirst warten müssen :pardon:

    Sensenbach

    Dagon macht Urlaub in einer Welt mit unangenehmen Wetter und hat einen richtig miesen Tag.

    Oh je. Wenn das die Quintessenz ist, muss ich, glaube ich, nochmal ran. :rofl:

    Bin gespannt, ob und wie er da rausfindet.

    Keine Idee? Auch nicht eine klitzekleine? :D

    Ob er etwas davon mitbekommt, was grade mit Emila geschieht?

    Wie ich ja sagte, gehört dieser Teil hier eigentlich weiter an den Anfang. Zu diesem Zeitpunkt, als das hier spielt, sind Emilias Kräfte wahrscheinlich eher noch nicht erwacht. Aber du hast recht! Das wird dann im nächsten Dagon Part Thema sein.

    Was ist das für ein Licht, das ihm neue Stärke gibt. We will see.

    Das Licht spielte ja schon zu Beginn eine Rolle und erscheint ihm in dieser Welt immer wieder. Langsam checkt er aber selbst, was es damit auf sich hat. Zumindest hat er eine Ahnung. Ob der Leser das ebenfalls checkt...da bin ich mir nicht so sicher. Irgenwie muss ich mir noch was überlegen, wie ich da noch ein paar Hinweise streue. :hmm:

    Ansonsten Danke wie immer für die Textarbeit. Ich schaue mir deine Anmerkungen auf jeden Fall nochmal an.

    LG
    Rainbow