"Die Soldaten die im alten Kastell stationiert sind, sind übervorsichtig was die Zisternen angeht", brummte Wulfgar schließlich. "Sie haben ganz offensichtlich die Sorge daß jemand die vergiften könnte."
"Das ergibt Sinn...", kommentierte Ketran und nickte. "Wenn die Stadt kein Wasser hat, dann kann sie keiner Belagerung standhalten."
Auch Perren nickte zustimmend.
"Von Sorgen um die Zisternen habe ich hier immer wieder mal gehört, das ist fast normal für Festungen", sagte er. "Mal ist es eine Giftmischerin, mal ein paar Pathonanbeter, mal die ausländischen Händler die planen etwas ins Wasser zu kippen..."
"Wenn die Städter also glauben würden daß die Eloraner...", begann Tanred vorsichtig, aber Wulfgar schüttelte schon den Kopf bevor er ausreden konnte.
"Die Garde trinkt auch aus den Zisternen - die würden sich selber vergiften. Solche Gerüchte betreffen immer nur eine kleine Gruppe die ihr eigenes Wasser hat. Jemanden den man ohnehin fürchtet oder verachtet."
"Könnten wir die überhaupt Zisternen vergiften?", fragte Perren, zu Branwen gewandt.
"Falls du in Kauf nehmen willst daß tausende der guten Bürger verrecken bevor das Wasser für die Soldaten knapp wird...", kommentierte Wulfgar leise während Branwen den Kopf schüttelte.
"Ich kenne ein Gift, wenn ich ein kleines Fläschchen davon in einen Eintopf schütte, dann sterben alle die davon essen", antwortete die alte Frau. "Die gleiche Menge in eine Zisterne - und niemand bekommt auch nur Bauchschmerzen. Die Zisternen sind unterirdische Seen, ich müßte fässerweise Gift hineinkippen - und das auch noch unauffällig. Selbst wenn ich die Substanz in so einer Menge hätte wäre das nicht machbar."
"Aber ein stärkeres Gift?", beharrte Perren auf der Idee.
Branwen zuckte mit den Schultern.
"Ein Alchemist könnte es vielleicht tun", sagte sie unsicher. "Ich weiß es nicht... Auf der anderen Seite habe ich Gerüchte gehört daß es in der Stadt einen Alchemisten geben soll. Oder einen Magier - keine Ahnung ob es die gleiche Person sein soll oder zwei verschiedene."
"Fret hat auch so etwas gehört", bestätigte Ketran. "Ein Apotheker oder Alchemist der sich mit verbotenen Formeln beschäftigt und nach einem Lebenselixier sucht. Oder ein Magier der Dämonen heraufbeschwört um die ewige Jugend zu gewinnen."
"Kann da irgend etwas dran sein?", fragte Wulfgar skeptisch. "Man sollte meinen daß es die Inquisition auch in Terred gibt - und sie hat einen Ruf, jeden der mit dieser Magie experimentiert schnell zu finden und blutig eines besseren zu belehren..."
Tanreds Herzschlag beschleunigte sich als die Inquisition erwähnt wurde - wie die Femerichter war der geheime Trupp des ädonitischen Klerus der Magier und Praktiker verbotener Riten ausfindig machte und tötete das Thema von vielen Geschichten - aber welche davon wahr waren konnte niemand sagen. Nur daß Wulfgar die Sache für wahr genug zu halten schien...
"Vermutlich nicht...", seufzte Perren. "Vermutlich ist es nur ein Apotheker der auch Geschäfte unter der Hand macht - Gifte verkauft, Drogen oder Liebestränke... und der Rest ist eben Gerücht."
Der Prinzipal nickte zu sich selbst.
"Ein Magier in Terred - der würde uns schon helfen wenn wir ihn finden und auf unsere Seite bringen könnten...", murmelte er.