Tränen
Tränen. Wir Menschen verbinden dieses Wort mit tiefer
Trauer, doch es steckt so viel mehr hinter diesem Wort. Wenn jemand sagt, es
laufen im Tränen die Wangen runter, dann denkt jeder sofort, dass diese Person
weint, obwohl dies nicht immer so ist. Sie haben so viele Ursprünge.
Es gibt
Menschen die weinen, wenn sie glücklich sind. Sie sind so unendlich glücklich,
dass sie es nicht anders zeigen können, als zu weinen.
Dann gibt es noch die Tränen der Erleichterung. Wenn man denkt, man hat einen geliebten Menschen
verloren und nach endlosen Momenten der Unwissenheit herausfindet, dass dieser
noch lebt, dann lässt man seinen Gefühlen freien Lauf. Diese Form der Tränen
ist eine Mischung aus Freude und Erleichterung und, wie ich denke, eine der
schönsten Formen, denn sie entsteht durch eine der besten Eigenschaften des
Menschen; der Fähigkeit zu lieben. Zu dieser Form zählt auch das Weinen aus
Mitgefühl. Wenn einen etwas so sehr rührt, einen so sehr mitfühlen lässt, dass
es einen zu Tränen rührt, so ist dies einfach wunderbar, denn der Mensch, der
dies tut, ist nicht selbstlos und kalt, sondern liebevoll und warm.
Es gibt auch Momente, in denen man so voller Hass ist, dass
man nicht anders kann, als zu weinen. Doch diese Fälle verbinden sich meist mit
der Trauer. Wenn man zusieht, wie ein geliebter Mensch ermordet wird, so ist
man so blind vor Wut und Hass auf den Täter, dass einem zum Weinen zumute ist,
doch zu dieser unendlichen Wut mischt sich auch still und leise die Trauer –
der häufigste Grund, aus dem wir weinen.
Doch ich denke, dass das Weinen aus Verzweiflung der
schlimmste Grund ist. Man fühlt sich so allein gelassen von der Welt, man
verliert seinen Mut und seine Hoffnung und dieses Gefühl schnürt einem die
Kehle zu und sorgt, ohne das man etwas dagegen tun könnte, dafür, dass einem
Tränen in die Augen steigen.
So ist es auch bei mir: Das Schicksal drohte mir alles zu nehmen, was ich besaß, aber dies war nicht das Schlimmste. Das Schrecklichste an dieser Situation war, dass ich nichts dagegen unternehmen
konnte, dass meine Liebsten Höllenqualen erleiden mussten und dies allein wegen
mir. Die erste Träne der Verzweiflung löste sich aus meinem Augenwinkel und es war unmöglich für mich etwas dagegen
zu tun.