So, nun beginnt ein neues Kapitel, welches euch wieder zu Sila und nach Keltaren zurück führen wird. In diesem Kapitel werde ich auch noch einmal auf die Weissagung zu sprechen kommen, wobei ich diese noch einmal deutlich machen werde, wie es sich @Jennagon gewünscht hatte (wobei das ohnehin geplant gewesen war).
Aber nun viel Spaß beim lesen.
Die Hinrichtung
Sila dachte, dass sie noch in dieser Nacht verurteilt und hingerichtet werden würde, doch letztlich wurde sie von dem Gardisten, Aren, in die Kerker in den dunklen Tiefen des Schlosses von Keltaren gesperrt und an Armen und Beinen an die Wand gekettet. Allerdings ließen ihr die Fesseln noch so viel Bewegungsfreiheit, dass sie sich wenigstens auf den kalten Steinboden setzten konnte und nicht die gesamte Zeit an der Wand stehen musste.
Dort saß sie nun schon seit Stunden und starrte durch die eisernen Gitterstäbe auf die graue Steinwand, welche sich gegenüber ihrer Zelle befand. Mit ihrem Rücken lehnte sie an der Mauer in ihrer Gefängniszelle. Sie hatte ihren schwarzen Umhang fest um sich geschlungen, so konnte sie sich vor der Feuchtigkeit und der Kälte, die in diesen Gewölben durch jede noch so kleine Ritze kroch, schützen.
Sila wusste, was auf sie zukam, dennoch war sie die Stille in den verlassenen Kerkern leid. Ihr war furchtbar langweilig und sie wünschte sich sehnlichst ihre Waffen zurück. Diese waren ihr bei ihrer Festnahme abgenommen worden. Wenn sie diese hätte, könnte sie sich auch problemlos aus ihrem Gefängnis befreien und abhauen, ohne dass einer der Gardisten etwas davon mitbekommen würde. Es würde ihnen erst am nächsten Morgen auffallen, oder vielmehr dann, wenn die Königin bereit war ihr Urteil über sie zu verhängen. Sollte sie sich befreien können, würde sie schleunigst das Weite suchen und nach Hause in die Assassinen-Burg zurückkehren und darauf hoffen, dass sie von Larakon nicht umgebracht wurde für diesen verpatzten Auftrag. Da dieser ohne Probleme vermuten konnte, dass sie alle Geheimnisse der Assassinen preisgegeben haben könnte, was sie allerdings niemals tun würde. Schließlich würde sie damit ihre Familie verraten und hintergehen. Für sie war die Loyalität und Freunden und Familie das wichtigste was es gab, vor allem war es das einzige, was sie hatte im Leben.
Zumindest sollte sie genauso vorgehen, wenn sie es schaffen wollte aus diesen Kerkern zu entkommen. Allerdings musste sie sich selber eingestehen, dass es sie vielmehr interessieren würde, wer diese Frau gewesen war, die sie an die Gardisten verraten und damit ihrem Leben ein jähes Ende bereitet hatte.
Sila konnte sich einfach nicht vorstellen, dass es innerhalb der Stadtmauern von Keltaren auch nur einen Einwohner gab, der mit Stolz behaupten würde, dass sein König ein warmherziger Mann gewesen war und deswegen seine Treue verdient hatte. Bei dem Elend, welches in Keltaren vorherrschte, war es ihr einfach unverständlich das jemand loyal zu diesem König stehen konnte. Ebenso konnte sie nicht nachvollziehen, wie sich jemand gegen sie stellte, wo sie den Menschen doch eigentlich nur einen Gefallen getan hatte, in dem sie den König beseitig hatte. So ein Scheusal sollte im Normalfall wirklich niemand vermissen, wenn man sie nach ihrer persönlichen Meinung fragte. Für Sila war es auch schon schleierhaft gewesen, warum dieser Mann verheiratet gewesen war und trotzdem noch Mätressen hatte, die teilweise noch Kinder waren. Was fanden diese Frauen nur an ihm? Sila konnte es sich nur so erklären, dass die Frauen von der Macht und dem Geld wie magisch angezogen worden waren, denn der tote König hatte in seinem Leben nun wirklich keinen brauchbaren Charakterzug an sich, der ihn sympathisch erscheinen ließ.
Die junge Assassinin schüttelte bei diesen Überlegungen mit dem Kopf. Ihr war bewusst, dass sie sich eigentlich über weit wichtigere Sachen Gedanken machen sollte, wie beispielsweise ihren bevorstehenden Tod, aber wenn sie ehrlich mit sich selbst sein wollte, musste sie zugeben, dass sie sich damit nicht auseinandersetzen wollte. Allerdings war sie sich durchaus bewusst, dass, wenn die Königin sie nicht hinrichten lassen würde, sie in die Erz-Minen verfrachtet werden würde, wo sie durch die grausame Folter der Wachen einen qualvolleren Tod erleiden würde, als es eine einfache Hinrichtung ihr ermöglichen könnte. Denn letztendlich würde sie sterben. Es war nur eine Frage der Zeit und der Art, wie sie das Antlitz der Welt verlassen würde.
Entweder würde sie in den Lagern sterben auf menschenverachtende Weise oder Larakon schickte einen der anderen Assassinen nach ihr aus, der dafür sorgen würde, dass sie nichts über die Burg und deren Geheimnisse, Auftraggebern und dem legendären Netzwerk der Assassinen, welches sich durch das ganze Land erstreckte, preisgeben konnte.
Sila wusste, dass sie in naher Zukunft sterben würde, einzig das ‚wie‘ variierte dabei.