Nachdem Thorsten mir die Feinheiten hinter den Übersetzungen von Der Herr der Ringe erläutert hat, habe ich die Trilogie bestellt (Ich hatte in der Krege-Übersetzung eh nur den ersten Band zur Hand.) und das Projekt erstmal pausiert.
Gerade lese ich stattdessen ein Buch, das ich neulich als verspätetes Geburtstagsgeschenk bekommen habe: ella minnow pea - A novel without letters von Mark Dunn.
Der Titel ist der Name der Hauptfigur, der Titelzusatz ist mehrdeutig: Einerseits ist das Buch ein Briefroman, andererseits handelt die Geschichte von einem fiktiven Inselstaat, in dem nach und nach Buchstaben des Alphabets verboten werden. Da auf der Insel Nollop dem Dichter Nollop gehuldigt wird (Darum hat man auch die Nation nach ihm benannt, wie Bolivien das mit Bolivar gemacht hat), versteht man es als sein göttliches Zeichen, wenn von seinem Monument ein Buchstabe herunterfällt. Und an diesem Monument ist das legendäre nollop'sche Pangramm angebracht: "The quick brown fox jumps over the lazy dog.", das alle 26 Buchstaben des Alphabets mit möglichst wenig Wiederholung enthält. Es könnte also jedem Buchstaben an den Kragen gehen ...
Die Menschen sind gezwungen, ihre Sprache und ihre Schriften anzupassen, damit sie nicht erst verwarnt, dann öffentlich bestraft oder schließlich verbannt werden.
Und so schrumpft das Alphabet im Buch immer weiter. Als "D" verschwand, wurde plötzlich mehr present tense verwendet. Manche Figuren schaffen es trotz Limitierungen flüssige Texte zu schreiben, manche haben damit mehr Probleme. Den Nollopianern kommt zugute, dass sie kulturell bedingt alle sehr formal und eloquent sprechen und das Land technologisch etwas unterentwickelt ist, warum es normal ist, sich Briefe zu schreiben.
Dieses sprachliche Korsett, dass der Geschichte da angezogen wird, wird bisher sehr sehr schön umgesetzt. Damit hat die Geschichte wieder mehr so einen dichterischen Charakter, wenn das Sinn ergibt. Bisher ist es eine Geschichte über Redefreiheit, ein autokratisches Regime und wie die Leute unter diesem Umständen zueinander stehen oder eben nicht.
Wie elegant oder plakativ das am Ende dann eigentlich ist, dass kann ich wohl erst nach der anderen Hälfte beurteilen. Aber interessant ist es schonmal.