Die weinende Göttin

@ Rika,
genau so ist es! Freut mich, dass es dir gefällt.

LG
Kirisha

Und hier geht´s weiter:
Rainbow: Eine Stelle habe ich vorsorglich geändert, damit du nicht darüber stolperst... du wirst sie wahrscheinlich erkennen

Pirina erschrak. Ängstlich trippelte sie an sie heran und strich ihr vorsichtig über die Haare. Areshva zuckte zusammen, erzeugte eine Druckwelle mit einem Finger und schleuderte Pirina von sich.
„Hau ab!“
„Ich will dir nur helfen.“
„Beim Horn der Dämonen! Hilf anderen. Ich verschwinde von hier.“
„Du willst gehen?!“
Areshva beachtete sie schon nicht mehr. Langsam stand sie auf, schwerfällig, als lastete das Unglück der ganzen Welt auf ihr.
Pirina überfiel eine gräßliche Angst. Sie durfte Areshva nicht verlieren. Sie mußte bei ihr bleiben! Wie konnte sie das anstellen? Wie sich so an Areshva binden, daß sie sich nicht wieder trennen könnten?
„Darf ich deine Schülerin werden?“
Areshva schnaubte.
„Nein!“
Die Lippen fest zusammengepreßt, die Hände zu Fäusten geballt, ging sie vorwärts. Pirina ließ jedoch nicht locker. Das durfte sie nicht. Dafür war die Sache viel zu wichtig.
„Bitte!“, bettelte sie. „Erlaub es doch! Ich würde dir überallhin folgen und alles tun, was du willst! Bitte, bitte! Das ist mein größter und mein einziger Wunsch!“
„Schlag dir endlich die Flausen aus dem Kopf!“ Areshva blitzte sie an. „Und sag mir, wer ihn umgebracht hat!“
Ich weiß nicht, wollte Pirina schon sagen, sah aber an dem düsteren, lodernden Ausdruck in Areshvas Augen, daß sie viel zuviel nicht wußte und diese Antwort für die Zauberin nicht ausreichend sein würde, also dachte sie scharf nach und erwiderte dann: „Also, das war sicher irgendwer aus Darghessa, denn die haben ihn ja bei der Geiselübergabe gefangen genommen.“
Areshva zuckte zusammen, als hätte sie einen Schlag abbekommen. Sie atmete plötzlich so hart und schwer, daß Pirina sich vor dem zu fürchten begann, was sie ausbrütete.
„Warum fragst du danach?“
„Weil ich ihn rächen werde“, sagte Areshva langsam und ballte die Fäuste hart, bis die Knöchel weiß wurden. „Ich schwöre: Ich zerschmettere Darghessa, ich erschlage alle Darghessaner, vom Fürsten bis zum allerkleinsten Baby! Dieses ganze verfluchte Drecksnest, das mache ich dem Erdboden gleich, und ich verschone niemanden! Nicht mal einen Hund, nicht mal eine Ratte!!!“
Pirina sank unter ihren Worten in sich zusammen, als ob sie selbst dieses allerkleinste Baby wäre, das Areshva erschlagen wollte.
„Na?“, fragte Areshva von oben herab. „Willst du immer noch meine Schülerin sein?“
Damit machte sie kehrt und verließ den Tempel. Sie ging mit schleppenden Schritten, als würde sie gleich zusammenbrechen, fand den Weg zurück in den Krankensaal und warf sich bäuchlings auf ihr Bett. Ihr Gesicht vergrub sie in den Armen.
Pirina schlich ihr nach und setzte sich mutlos an ihre Seite. Geraume Zeit saß sie da nur und streichelte Areshva vorsichtig über die Flügel. Die Augenblicke schlichen dahin in unendlicher Langsamkeit, während ihre Gedanken immer wieder um die Frage kreisten, wie sie die Zauberin überreden könnte, sie mitzunehmen. Sie hatte keine Wahl. Sie mußte mit ihr gehen. Schon allein, damit sie nicht Darghessa überfiele. Pirina mußte sie daran hindern. Sie mußte ihr beibringen, was gut und was falsch war. Wahrscheinlich deshalb sollten die Aminarinnen die Retterin begleiten. Weil sie ihr erstmal den Weg zeigen mußten. Weil sie ihr erstmal beibringen mußten, was ihre Aufgabe war. Auch wenn Pirina gerade noch nicht sehr klar war, wie sie das anfangen sollte.
„Ich will immer noch deine Schülerin sein, wenn ich bloß darf!“, flüsterte sie nach einer halben Unendlichkeit. Areshva wühlte den Kopf ein Stück aus den Kissen und bedachte sie mit einem bösen Blick.
„Eine Schülerin muß ihrer Lehrmeisterin bedingungslose Treue und Gehorsam schwören. Du würdest tun müssen, was ich dir befehle, ob es dir gefällt oder nicht.“
„Aber genau das will ich ja!“
„Du hast noch immer nicht begriffen, was ich dir befehlen werde? Geh in den Nähraum und zerstöre das Spinnrad.“
„Das... das nagelneue Spinnrad?“
„Genau.“
„Warum?“
„Eulenfurz und Krötendreck! Ich will sehen, ob du mir gehorsam sein könntest!“
„Aber das kannst du nicht machen! Thessa ist so stolz... alle sind so froh, daß es endlich aufwärts mit uns geht!“
Areshva zog eine höhnische Grimasse.
„Hab ich es nicht gewußt? Pirina, dieser Befehl ist harmlos. Ich würde dir noch ganz andere Dinge befehlen, die so schrecklich sind, daß du sie dir gar nicht vorstellen kannst. Ich habe etwas vor, bei dem ich keine Gesellschaft gebrauchen kann. Schon gar nicht ein hilfloses kleines Mädchen wie dich. Du würdest mich nur stören! Glaub mir, du willst nicht sehen, was ich tun werde, und du bist hier bei deinen Leuten viel besser aufgehoben.”
In diesem Moment wußte Pirina, was sie tun mußte. Sie sprang vom Bett hoch und rannte quer durch den Saal bis in den Tempel hinein. Schwer atmend näherte sie sich dem Spinnrad. Es sah sauber und perfekt zusammengezimmert und ehrfurchtgebietend aus. Und sehr teuer.
Sie zögerte. Ach... Sie war keine von denen, die mutwillig Spielzeug gegen die Wand schmissen oder die absichtlich auf Sandkuchen traten. Oh nein, sie war ordentlich, und sie war artig. Ein Spinnrad zerstören! Ein Gerät, das den Erwachsenen gehörte, mit dem sie wollene Pullover herstellen wollten...! Pirina schluckte heftig. Das konnte sie doch nicht...
Aber es gab wichtigere Sachen als Pullover. Sie mußte das können. Heftig biß sie die Zähne zusammen, hob einen Stuhl, zögerte... hob ihn höher, hielt ihn über ihren Kopf... ganz schön schwer... sie zögerte... Er war wirklich schwer, sie konnte ihn nicht so lange halten... aber das durfte sie doch nicht...
Ein Krachen. Es polterte, wummste und knackte fürchterlich. Ein armseliger Haufen kaputter Hölzer stapelte sich vor dem Mädchen. Pirina warf sich auf den Boden und heulte.
„Was war das für ein Krach?“
Thessa kam hereingelaufen. Gefolgt von allen anderen. Mitten im Eingang blieben sie stehen. Erstickte Schreie zerrissen die Luft.
„Pirina! Bist du von allen guten Geistern verlassen?!“
„Das ist der schlechte Einfluß von dieser schwarzhaarigen Hexe, mit der sie dauernd zusammenhängt!“
„Sie bringt Unglück über uns!“
An diesem Tag bezog die kleine Pirina eine Tracht Prügel, die sich gewaschen hatte.

Hi Windweber!
Also die Flüche sind nicht wirklich original von mir, die habe ich jetzt gerade spontan modifiziert. Auf Inspiration von Rainbow. Wirken sie nicht zu kindlich? Auf der anderen Seite fangen sie mir an zu gefallen. Areshva ist als ehemalige Priesterschülerin in einer Umgebung aufgewachsen, in der Vulgarismen verpönt sind. Deswegen passen die modifizierten Flüche vielleicht sogar ganz gut, weil sie ihr eine individuelle Note geben.
Und machtlos ist sie ganz bestimmt nicht. Das wird sich noch zeigen.
Natürlich ist sie auch keine Göttin, sondern wird nur von Pirina zu sehr glorifiziert.

@ Rainbow: Da hast tatsächlich Wiederholungen gefunden, Danke. Das kreide ich anderen immer gern als erstes an, aber in eigenen Texten sehe ich es einfach nicht.

Zum Alter von Pirina:
SIe ist ungefähr neun. Später im Text thematisiere ich das noch. Sollte ich das schon früher machen?
Klar ist sie viel zu jung, um eine qualifizierte "Beraterin" sein zu können. Das hat mir ja gerade gefallen, dieses Mißverhältnis von der etwas arroganten, aggressiven Areshva und der naiven und durch ihre Sektenprophetin völlig verblendeten lieben kleinen Pirina.
Ich dachte: ein Waisenkind, das erzogen ist, blind dem Sektenguru zu glauben und zu gehorchen, egal wie dämlich dessen Vorhersagen auch sein mögen, das könnte doch plausibel sein. Zumal Kinder sich ja leicht zu Dummheiten verführen lassen.
Vielleicht sollte ich den Vergleich mit dem Sandkasten ändern, weil man bei "Sandkasten" eventuell glaubt, sie ist vielleicht erst fünf? Am besten wird wohl sein, ich schreibe das Alter direkt in den Text.

Danke schön @Rainbow für deine Aufklärung. Ich hinke, wie du gemerkt hast, internettechnisch stets der Meute hinterher, hoffe aber irgendwann halbwegs auf dem aktuellen Stand anzukommen. Ähm... hättest du Lust mir zu erklären, wie man einen dieser dicken SPOILER setzt, das habe ich nämlich ebenfalls noch nicht geschnallt...?

Hallo @Aurelia, hat mich gefreut, von dir zu hören. Du bist die erste, die mangelnde Infos aus der Vorgeschicht anmerkt. Ich hatte gehofft, dass es keiner merkt. Aber anscheinend muss ich da noch etwas ausführlicher werden. Diese Geschichte ist nämlich der 2. Teil einer anderen Geschichte und dort wird die ganze Vorgeschichte ausführlich beschrieben.

Stellt euch vor, ich habe tatsächlich soeben eine Zusage von einem Verlag für die Veröffentlichung des 1. Teils dieser Geschichte bekommen (!!!) und gestern schickten sie mir einen ellenlangen Vertrag. Darin steht, dass ich ab sofort nichts von dieser Story mehr "veröffentlichen" darf, auch nicht die Fortsetzung. Denn wenn ich Glück habe und es sollte laufen, dann würden sie auch die Fortsetzung noch bringen.

Deshalb poste ich jetzt also nicht weiter, obwohl ich natürlich schon gespannt bin, ob ihr Areshvas weiteren Handlungen nachvollziehen könnt. Wer sich dafür interessiert, kann mir aber gerne eine PN schicken.

LG
Kirisha

Hi @Rainbow und @Windweber,
danke für eure Erläuterungen, das werde ich gleich mal ausprobieren.

Bis zum Verkaufen des Buches wird es wohl noch dauern. Momentan feilscht mein Agent noch mit dem Verlag um die Konditionen (Wieviel der Verlag bekommt und wieviel der Agent und was dann noch für mich bleibt.) Ich habe da nicht so viel zu sagen... aber was soll ich auch sagen, ich bin ja total froh, dass sie es überhaupt mit mir versuchen wollen. Danach gibt es bestimmt noch eine Runde Überarbeitungen. Aber ich halte euch auf dem Laufenden.

Gibt es jemanden, der Lust hätte, von mir die nächsten Abschnitte per PN zu bekommen und dann die Kommentare so wie bisher in diesem Thread zu posten? (Oder auch nichts zu posten, sondern einfach nur zu lesen? Das soll also keine Verpflichtung sein, ich freu mich auch über stille Leser).

LG

Kirisha