Wortgefechte - Ein Schwert und sein Held

Es gibt 426 Antworten in diesem Thema, welches 108.847 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (21. August 2023 um 00:03) ist von bigbadwolf.

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    Die Langeweile bringt mich um! …hach, schön wär’s!“, hallte die magisch erzeugte Stimme von den rankenbewachsenen, feuchten Steinmauern wider, während noch der Lärm des letzten Geschosses verklang.

    Der soll nicht so ein Theater machen!, platzte dem Schwert der metaphorische Kragen. ICH war jahrelang in einem Flussb –

    „Fast Vierhundertdreißig Jahre! Mutter hat mich gewarnt, einmal zu oft »Ja« zu sagen…“, lamentierte der Magier weiter.

    Oh… na gut…

    Ohne die fast pausenlosen Versuche, ihn in ein Häufchen Asche zu verwandeln, hätte der Held wohl mehr Mitleid für sein trübsinniges Gegenüber empfunden. Der vermutlich durch irgendeine Form von Magie an diese unterirdische, versteckte Krypta gebundene Mumienmagier schien eigentlich gar kein so übler Kerl zu sein, doch zwang ihn ebenjene Bindung dazu, sein muffiges Domizil mit tödlicher Präzision zu verteidigen. Ein weiteres magisches Geschoss zischte knapp an ihm vorbei und schlug donnernd in ein friedfertiges Büschel Unkraut hinter ihm ein.

    Hey!, stutzte die Stimme plötzlich. Woher weiß er denn so genau, wie lange er schon hier ist?

    „Unsere Sprache verfügt über etwa Einhundertsiebenundzwanzigtausend Wörter, wobei ich allerdings nicht restlos sicher bin, ob ich nicht ein paar hundert unabsichtlich doppelt gezählt habe…“, fuhr der sorgsam eingewickelte Mumienmagier abwesend fort, während er einen Blitzstrahl in Richtung des Helden schoss, welcher von einer der meisterhaft gefertigten Statuen, hinter denen er sich versteckte, abprallte und über einen verworrenen Weg seinen Erzeuger heimsuchte – was dieser jedoch nicht einmal zu registrieren schien.

    „Sagt, woher wisst Ihr, wie lang Ihr bereits an diesem Ort existiert?“, fragte der Held nun tatsächlich in Ermangelung anderer Optionen.

    „Die Wand hinter mir zählt nahezu Einhundertsiebenundfünfzigtausend Kerben.“

    Diese schlichte Erklärung schmerzte den Helden fast mehr als der Frostspeer, welcher ihn beim Betreten der Krypta gestreift hatte.

    Armes Schwein!, bekräftigte die Stimme in seinem Kopf.

    „Schaut mich nicht mehr an, mein nächster Zauber ist der »Basiliskenblick«!“, rief der Mumienmagier erschrocken.

    Perplex tat der Held wie ihm geheißen.

    Bedank dich wenigstens!, forderte das Schwert.

    „Äh… danke… schätze ich“, rief der Held lautstark über den Singsang hinter ihm hinweg, als ihm bewusst wurde, welchen Ursprungs sein steinerner Schutz sein musste.

    Ich frage mich ja ernsthaft, ob ich auch von dem Zauber betroffen wäre, grübelte die Stimme.

    „Willst du es herausfinden und wieder mal für ein paar Jahre in einem Stein feststecken?“

    Fürwahr eine miserable Idee, gab ihm das Schwert kurzum Recht. Zumal noch mit DER Gesellschaft.

    „So übel ist er doch gar nicht.“

    Ich meinte dich.

    „Vielen Dank, werter Herr!“, rief die Mumie und ging direkt in den nächsten Zauberspruch über.

    „Ich werf‘ dich gleich!“, drohte der Held, während er sich zur Seite warf, um einem Flammenstrahl zu entgehen.

    „Nicht!“, rief die Mumie. „Ich habe »Rodins Racherüstung« auf mich gewirkt. Ich will nicht schon wieder jahrelang allein sein!“

    Maaan! Er hilft uns sogar, ihn zu besiegen und du schaffst es trotzdem nicht. Das ist so erniedrigend, klagte das Schwert.

    „Dieses Gespräch ist meine größte Freude seit… seit… stellt euch vor: Eine verirrte Ratte bedeutet wochenlanges Vergnügen für mich!“, lachte der Magier in einem Anflug von Wahnsinn und begann sogleich mit der nächsten Beschwörungsformel.

    Ein Strahl lebenskraftentziehender Energie schoss knapp am Ohr des Helden vorbei und hinterließ einen hohen Pfeifton.

    „Ihr scheint Eures Daseins überdrüssig. Wenn wir die Schriftrollen aus Eurem Gefängnis entfernen, wird bestimmt auch Eure magische Verbindung enden“, versuchte der Held ihn wieder zu beruhigen.

    „Dann macht mich doch endlich fertig!“, herrschte ihn der Magier plötzlich an.

    Das ist doch mal eine angenehme Abwechslung vom ständigen »Verschont mich!« und »Ich werde Euer Tod sein!«, meinte das Schwert belustigt.

    „So einfach ist das nun auch wieder nicht!“, schoss der Held böse zurück.

    „Wusstet Ihr schon“, fuhr die Mumie abwesend fort, „dass Münzen wirklich hervorragend geeignete Wettobjekte sind? Ich habe es empirisch mit Dreißigmillionen Würfen belegt!“

    „Das ist nicht Euer Ernst?!“, rutschte dem Helden heraus.

    „Nun, zugegebenermaßen musste ich nach etwa Zweiundzwanzigmillionen Würfen aufgrund der Abnutzungserscheinungen eine neue, jedoch formgleiche Münze nehmen, aber ich versichere Euch –“

    Versprich mir, dass du niemals ein Untoter wirst!, verlangte die Stimme lautstark in seinem Kopf. Schon gar nicht in so einer nasskalten Gruft.

    „Hatte ich auch ni - Moment mal!“, stutzte der Held.

    Stimmt!, meinte die Stimme. Naja… also…

    „Raus aus meinem Kopf!“, brummte er beiläufig, während er über seine weitere Wortwahl nachdachte.

    „Diese Schriften, welche zu schützen Ihr an diesen Ort gebunden wurdet, müssen unweigerlich zerfallen sein bei all der jahrhundertelangen Nässe in dieser Krypta!“, versuchte der Held den Magier zu überzeugen.

    Als Antwort schlugen weitere Energiekugeln ein und zerstörten einen Teil der Statuen um ihn herum.

    Sag mal, was machen wir dann eigentlich noch hier?, merkte die Stimme scharfsinnig an.

    „Da ist in der Tat etwas dran“, gab der Held nach einer Weile zu.

    „Oh nein, ihr wollt schon gehen?“, realisierte der Magier den Inhalt der Diskussion.

    „Nein! Tut mir das nicht an!“, jammerte er, während er einen weiteren Blitz über den Helden hinwegsausen ließ. „Bleibt doch noch ein paar Monate… oder bringt mir als Gesellschaft… eine Kröte vielleicht? Bitte? Ich hatte lange keine Kröte mehr… oder lasst zumindest euer sprechendes Schwert hier!“

    UNTERSTEH DICH!

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    Inspiriert durch "Naruto Shippuden - Der Kampf gegen die Kage"

  • 65 a

    „Jetzt biege ich schon seit Stunden nur noch nach rechts ab und habe dennoch nicht den Ausgang erreicht!“, klagte der junge Held.

    Ich hab dir doch gesagt, dass du das schon beim Eingang machen musst. Jetzt bist du wahrscheinlich schon weiter von der Außenmauer entfernt als… als –

    „Ja, ja“, winkte der Held ab, stemmte die Hände in die schmal gewordenen Hüften und schaute senkrecht nach oben. Abgesehen von ihren wärmenden Strahlen schien die Sonne keinerlei Anteil an seinem Leid zu nehmen.

    Schon wieder ein halber Tag rum. Jetzt lass dir langsam mal was einfallen, ich will hier nicht das nächste Jahrzehnt mit deinem Skelett kuscheln, nörgelte die Stimme. Fehlt ja nicht mehr viel.

    „Wenn du dich in ein saftiges Schwein verwandeln kannst, nur zu!“, gab der junge Held entnervt zurück.

    Seit mehreren Sonnen befand sich der junge Held nun in diesem ungewöhnlichen Freiluftlabyrinth und die resultierende Proviantknappheit ließ ihn zunehmend abnehmen. Immerhin hatte er geistesgegenwärtig jegliches saugfähige Material, welches er mit sich führte, dem letzten Regen ausgesetzt, sodass er zumindest noch ein paar Tropfen Wasser hatte.

    Hey, das war meine glorreiche Idee!, meldete sich die Stimme.

    „Du wolltest auch, dass ich auf einem der Riesenhirschkäfer von vorhin die Wände hinaufreite!“

    Wenn die Viecher von oben angreifen, müssen sie ja wohl auch irgendwie da hoch gekommen sein, argumentierte das Schwert wiederholt. Und du könntest dir einen guten Überblick verschaffen, wo wir eigentlich sind.

    „Und dann soll ich wohl auf den Wänden entlangbalancieren, bis ich vor Erschöpfung abstürze?“

    Hey! Wie du wieder runter kommst, ist eine ganz andere – Luft anhalten!, unterbrach sich das magische Schwert plötzlich.

    Einen Moment später wusste der junge Held auch, warum. Ein dünnes Band im Sonnenschein golden glitzernden Staubes begann ihn zu umströmen. Mit angehaltenem Atem steuerte er eilig auf den Ursprung der betäubenden Sporen zu.

    Vertikal, bitte! Sonst stoße ich bloß wieder überall an...

    Mit erhobenem Schwert stürmte der junge Held um die Ecke. Etwas ließ ihn straucheln und er knallte der Länge nach auf den moosbewachsenen Steinboden, sein Schwert noch immer in Händen.

    Hoch! Hoch!, spornte ihn die Stimme an. Ich will nicht bei den Pilzen versauern!

    „Das ist aber ein ausgesprochen hässlicher Mykonid!“, lachte jemand lauthals auf ihn herab.

    Irritiert schielte der junge Held nach oben und blickte in ein vergnügtes Paar wild wuchernder Augenbrauen, unter welchen gerade noch zwei Augen Platz hatten.

    „Jetzt hilf dem Jungen schon auf, Toralf!“, beschwerte sich eine weitere Person aus dem Hintergrund.

    Verunsichert griff er nach der angebotenen Hand und ließ sich aufhelfen.

  • 65 b

    Während sich der junge Held den Dreck abwischte, scharte sich fast ein Dutzend Personen um ihn. Die meisten von ihnen waren derart gut gerüstet, dass sie beinahe komplett aus Metall zu bestehen schienen. Fast alle trugen mächtige Helme mit heruntergeklappten Visieren. Lediglich die Gesichter der buschigen Augenbraue und das eines Gnoms mit Lederkappe und Brille waren sichtbar. Der Gnom machte sich gerade daran, den heimtückischen Stolperdraht, welcher ihn zu Fall gebracht hatte, wieder aufzusammeln. Hinter dem ganzen Metall der Umstehenden sah der junge Held die teils rauchenden Überreste einer kleinen Kolonie blauer Mykoniden.

    „Sei gegrüßt, junger Recke!“, ergriff die Augenbraue lautstark das Wort und hob zum Zeichen einen kleinen Kriegshammer mit langem Stiel. Jetzt, wo der junge Held sein Gesicht nicht nur aus dem Augenwinkel heraus sah, fiel ihm auf, dass der Mann mit Leichtigkeit sein Urgroßvater hätte sein können. Mit seinem warmherzigen, zahnlückigen Grinsen, seinem schief sitzenden, verbeulten Topfhelm, welchen eine schreiend bunte Vogelfeder zierte, wirkte er wie eine Heldengestalt aus farbenfroh geschilderten Kindergeschichten.

    „Seid gegrüßt!“, erwiderte der junge Held endlich. „Seid Ihr etwa der Anführer dieses schlagkräftigen Dutzends?“

    Erneut brandete verhaltenes Gelächter auf und der alte Mann winkte ab.

    „Wenn ich das behauptete, würde der junge Alberich hier meine Knochen zu Mehl zermahlen. Zurecht, muss ich eingestehen“, zwinkert der Alte einer der glänzenden Rüstungen zu.

    Die gemeinte Rüstung öffnete ihr Visier, sodass ein faltiges, weißbärtiges Gesicht zum Vorschein kam. „Seid Euch versichert, dass Toralf der einzige hier ist, welcher mich rechtens als »jung« bezeichnen darf“, raunte er dem jungen Helden halblaut zu.

    „Ich danke Euch jedenfalls, dass Ihr die Mykoniden beseitigt habt!“, entgegnete er nachdenklich und musterte erneut den Greis mit den opulenten Brauen. Die schwer gerüsteten Krieger machten sich daran, ein Lager zu errichten, obgleich die Sonne den Zenit erst kürzlich überschritten hatte.

    Ich würde das lieber nicht anbringen, riet ihm die Stimme. Der haut dich bestimmt windelweich.

    Du sollst nicht ständig in meinen Gedanken herumwühlen, murrte er lautlos.

    „Mit Verlaub, Ihr wirkt auf mich ein wenig zu… ähm“, setzte er an, um dann doch innezuhalten.

    Ich hab dich gewarnt, besserwisserte das Schwert.

    „Zu alt, Bursche?“, zwinkerte er dem jungen Helden freundlich zu. „Zu alt für einen Helden, ja?“

    Maaan, ich glaube, er verhaut dich doch nicht.

    Stattdessen schien der alte Mann es gewohnt zu sein, diese Frage zu beantworten.

    „Junge Helden sterben nicht selten jung durch ihren ungezügelten Übermut – nicht persönlich gemeint, mein Bester – und ich lebe ja noch, also kann ich noch das eine oder andere vollbringen. Wo ist denn da der Unterschied?“

    Wo er Recht hat…, gab das Schwert zu.

    Aber er hat doch gar nicht mehr die nötige Kraft, sich aus brisanten Lagen herauszuschlagen, grübelte der junge Held.

    Und du hast nicht den nötigen Grips dazu, rügte ihn die Stimme. Deshalb hat er seine kräftigen Kumpels und du hast mich.

    Du bist ja auch schon uralt, klar weißt du in vielen Dingen besser Bescheid als ich!

    Und wo ist DA jetzt der Unterschied?

    Der junge Held räusperte sich. „Ähm, ich weiß nicht. Habt Ihr denn einen besonderen, respekteinflößenden Namen? Vielleicht habe ich ja schon von Euch und Euren Mitstreitern gehört?“

    Ich bin der Tüchtige Toralf!“, strahlte der alte Mann mit vor stolz geschwellter Brust.

    Das klingt aber lahm, seufzte die Stimme nach einem Moment peinlicher Stille.

    Der alte Krieger schien den nachdenklichen Blick des jungen Helden zu bemerken.

    „Tüchtigkeit ist doch etwas sehr… Erstrebenswertes und… Respektverdienendes!“, insistierte er.

    Klingt trotzdem lahm. Versprich mir, dass du niemals so wirst!, forderte das magische Schwert und funkelte böse seine Gedanken an.

    „Sicher, sicher“, beeilte er sich, an beide gleichzeitig gewandt. „Allerdings… fehlt dieser Tugend etwas der… wie soll ich sagen… der »heldenhafte Unterton«.“

    „Siehst du, Toralf? Genau das hatte ich dir damit sagen wollen“, rief der Gnom aus dem Hintergrund.

    „Zu meiner Zeit galt diese Eigenschaft sehr viel“, beharrte der Alte. „Dann bin ich eben ein Held für die Angehörigen meiner Generation“, entschied er.

    Dann gehen ihm aber bald die Bewunderer aus, warf das Schwert ein.

    „Dann beeil dich lieber ein bisschen mit dem Heldsein“, erklang eine weitere Stimme aus dem Hintergrund, „solange deine Glieder noch nicht so steif sind wie dein Denken.“

    Inzwischen war eine kleine Feuerstelle eingerichtet worden und der Gnom begann - in Ermangelung von Holz - mit einem Zauberspruch Wasser in einem Kessel zu erhitzen.

    „Habt ihr denn nun eigentlich einen Namen als Gruppe?“, wollte der junge Held erneut wissen, als er sich mit Toralf an die Feuerstelle hockte.

    „Nee, haben wir nicht. Wozu auch? Wir können doch auch so kräftig anpacken und gute Taten vollbringen.“

    „Naja, wir überlassen ihm die angeschlagenen Feinde“, warf der Gnom zwischen zwei Feuerzaubern ein, „aber er kennt so einige Kniffe und tut, was er kann!“

    „Natürlich!“, rief Toralf mit unerwartet starker Stimme. „Damals habe ich sogar im riesigen Verlies des Reiches N’Ahwidaad überlebt!“

    Aus dem Augenrollen des Gnoms ließ sich schlussfolgern, dass Toralf diese Geschichte wohl schon des Öfteren zum Besten gegeben hatte.

    Verlies N’Ahwidaad , echt?, schien die Stimme zu staunen.

    Was denn? Du kennst diesen Ort?, dachte der junge Held interessiert.

    Nie gehört.

    Also manchmal gehst du mir echt –!

    „Bist du eigentlich auch auf Schlangen gestoßen, Bursche? Wir wurden nämlich gestern von einem ganzen Haufen sozialer Äthervipern angegriffen. Die haben dem jungen Theobar glatt einen Finger abgebissen.“

    „Ähm…, »soziale« Vipern?“, fragte er irritiert.

    „Schlangen sind eigentlich für eine solitäre Lebensweise bekannt“, erklärte er, „aber diese Art bevorzugt anscheinend Gesellschaft… jetzt sind sie jedenfalls glücklich vereint – in unseren Mägen.“

    In euren -?

    „Ihr habt sie gegessen?!“, unterstrich er die Verblüffung des Schwertes.

    „Ja, klar. Mit Kresse und Thymian. Ziemlich lecker.“

    Ist das nicht sowas wie Kannibalismus zweiten Grades?, folgerte die Stimme schaudernd.

    „Ähm… also… nein, keine Schlangen, äh… nur drei Riesenhirschkäfer“, stammelte der junge Held vollkommen überrumpelt.

    „Oh, gut. Ihr habt also bereits gegessen?“

    „Nein… äh… was?“

    „Riesenhirschkäfermedaillons geben zusammen mit Spuckkraut und eingeweichtem Brot eine hervorragende Mahlzeit ab!“, erklärte Toralf mit vor freudiger Erregung bebenden Augenbrauen. Sogar die eindeutige Miene des jungen Helden konnte seiner Begeisterung nichts anhaben, sodass er fröhlich weitererzählte.

    „Damals im Verlies musste ich mich wochenlang von irgendetwas ernähren und mit der Zeit wurde ich kreativer bei der Nahrungsbeschaffung.“

    „Ich nehme an, das ging über Insekten und kleine Echsen hinaus…“, traute sich der junge Held den Mund zu öffnen.

    „Nun, ich musste ja bei Kräften bleiben gegen die Werratten und den einen oder anderen Betrachter… die sind übrigens echt nahrhaft, wusstest du das?“

    Denk mal an die Augenstiele, merkte die Stimme an und machte ein würgendes Geräusch.

    „Und was war mit den… den Augen?“, nahm er all seinen Mut zusammen.

    „Um Himmels Willen, Bursche! Die sind doch magisch! Viel zu kostbar, um sie zu verzehren!“, erklärte Toralf mit erhobenem Zeigefinger.

    Der junge Held und sein Schwert atmeten erleichtert aus.

    „Wobei sie, wenn man sie zusammen mit anderen Lebensmitteln lagert, ihr spezielles Aroma abgeben.“

    Also ich habe ja keine Ahnung von Essen und so, aber das hört sich selbst für mich widerwärtig an, schüttelte sich das Schwert.

    „Hey, Toralf, schaltete sich der Gnom erneut ein, „gib mir mal deine Feuerdose.“

    „Hast wohl wieder deinen Magieverbrauch unterschätzt, was?“, neckte ihn Toralf, holte das in triefnasse Tücher eingewickelte Behältnis hervor und reichte es ihm.

    Der junge Held wurde nun Zeuge, wie der Gnom die etwa faustgroße Blechdose unter den Kessel stellte und ihren Deckel aus sicherer Entfernung mit der Spitze eines Dolches aufhebelte. Sofort loderte ein beachtliches Feuer aus der kleinen Dose empor und umzüngelte den Kessel.

    „Feuerelementarinnereien“, beantwortete Toralf die offensichtliche Frage.

    Dabei sieht der Typ so harmlos aus, kam das Schwert kaum aus dem Staunen heraus.

    Inzwischen begannen zwei der Gepanzerten, die Mykoniden in handliche Portionen zu zerteilen. Die naheliegende Schlussfolgerung schlug dem jungen Helden erneut auf den Magen.

    „Theobar!“, rief Toralf plötzlich. „Das Wasser kocht gleich. Ich denke, du kannst jetzt die Ghultorsos holen.“

    Als er sich dem jungen Helden wieder zuwandte, schien ihn dessen grünlich angelaufenes Gesicht doch ein wenig zu beunruhigen.

    „Keine Sorge, die Torsos sind nur zur Aufbewahrung gedacht. Wir verwenden nur, was die Ghule hirnlos in sich reingestopft haben. Da ist wirklich nichts dabei, die können ja nichts mehr verdauen. Vorher gründlich unter Wasser abschrubben, sonst ist da doch nichts dran“, zuckte er mit den Schultern.

    Was passiert dann eigentlich mit den Ghulen, wenn die sich vollgestopft haben? Platzen die Ghule dann nicht irgendwann?, schien sich die Stimme nun doch für das ganze Thema zu interessieren.

    Der junge Held reichte die Frage folgsam, wenngleich mit äußerst ungutem Gefühl weiter.

    „Nö, oben rein, unten raus.“

    Na, hoffentlich haben die vorher gut gekaut…, grinste das Schwert.

  • Habe jetzt alle gelesen und schaue immer mal wieder ob du nicht schon ein neues Kapitel geschrieben hast.

    Finde diese "Wortgefechte" echt genial. Toll geschrieben sind die und die Grundidee ist einfach nur klasse. Sprechende "schlagfertige" Waffe. Dann das ganze sehr stark in Richtung Humor zu schreiben ist genial. Fast alle der Kapitel haben mich zum lachen gebracht. Eine tolle kleine Erheiterung im Alltag :)

    Danke dir!

  • 66 a

    „BRATEN! BRATEN! BRATEN!“, rief er dem jungen Helden ins Ohr.

    Die müssen sich den ganzen Tag nur mit Essen beschäftigen, raunte die Stimme in seinem Kopf, die sind bestimmt fett wie die Mastgänse.

    „Ich frage mich ja, wo sie ihn gehalten haben…“, überlegte er. „Doch wohl kaum bei der Küchenmagd, oder?“

    So, wie ich euch Humanoide kenne, hätte er dann sicher den Weg in den Kochtopf gefunden.

    „POLIEREN! BRATEN! POLIEREN!“

    Der kleine, bunte Vogel begann nun aufgeregt, auf dem jungen Helden herumzuturnen und hopste geschäftig von Schulter zu Schulter. Bei jedem Sprung streifte er leicht seinen Kopf und ahmte mit schriller Stimme ein weiteres Wort nach, welches er wohl in seinem Zuhause aufgeschnappt hatte. Die Worte Beere, Pflaume und Backen hatten den jungen Helden die erste Hälfte der Rückreise unterhalten. Nun schien der Vogel sein ganzes Können präsentieren zu wollen.

    Dieses Geplapper nervt… na , vielen Dank auch!, motzte das Schwert.

    „Dann halt dich gefälligst aus meinem Gedanken raus!“, belehrte er seine magische Waffe.

    Ich weiß wenigstens, wovon ich spreche und krakele nicht irgendwelchen unzusammenhängenden Stuss herum!

    „Das stimmt wohl, es ist nie unzusammenhängender Stuss“, pflichtete er grinsend bei.

    „BEERE! BACKEN! STUTE!“, ergänzte der aufgeregte Vogel seine eigene Aufzählung.

    Stute? Hat er was von den Stallknechten aufgeschnappt?

    „Ich kann mich keiner Pferde auf dem Anwesen entsinnen“, entgegnete der junge Held nachdenklich und trat aus dem Wald heraus auf einen der vielen Äcker, welche das Gut seines Auftraggebers umgaben. Die Sonne warf bereits lange Schatten und der Südwind führte angenehm kühlende Luft heran.

    „POLIEREN! BRATEN! STUTE!“, tönte es hopsender Weise.

    „Ich frage mich ja, ob alle Vögel sprechen können, wenn man sie darin unterrichtet.“

    Wozu das denn?

    „Tiere haben doch ein gutes Gespür, vielleicht könnte man ihm Warnrufe beibringen, wenn Gefahr droht…“, sinnierte er.

    Ich habe dir auch schon über meine magische Wahrnehmung den Hintern gerettet… hey, wage es ja nicht, mich mit diesem schwätzenden Springspatz zu vergleichen!

    „BEERE! BEERE! LOCH!“, piepste der Vogel plötzlich und wurde starr.

    Der junge Held konnte gerade noch sein Gewicht verlagern, als auch schon sein Fuß durch die scheinbar feste Erde sackte und er glücklich, wenngleich schmerzhaft neben der eingebrochenen Stelle in den Dreck fiel.

    Was ist das denn für ein Vogel?!, rief der junge Held perplex, rappelte sich wieder auf und versicherte sich seiner Unverletztheit.

    IST es ein Vogel?, ergänzte das Schwert geheimnisvoll.

    „Ist es ein verzauberter Mensch?“, argwöhnte der junge Held.

    Es IST ein Vogel, Dumpfbacke…

    „BACKEN!“

    Warum musste ich nur an jemand derart Leichtgläubigen und den bekloppten Vogel einer geschwätzigen Landadel-Küchenmagd geraten…, seufzte die Stimme.

    „LOCH! BACKEN POLIEREN!“

    Held und Schwert tauschten einen flüchtigen mentalen Blick.

    Moooment…, setzte die Stimme heiter an.

    „Der Vogel muss zurück zu seinen Besitzern.“

    Sicher, dass du diesen Herrschaften noch ins Gesicht sehen kannst?, feixte das Schwert.

    „Ich hole nur schnell die Belohnung ab und… wieso kennst du dich eigentlich mit so etwas aus?“, fragte der junge Held unwirsch und ging zielstrebig auf das große Haupttor des Gutshofes zu.

    Vorbesitzer.

    „War ja klar“, schüttelte er den Kopf.

    Und wieso kennst DU – ?

    „Ach, halt bloß die Klappe!“

  • 66 b

    „Dieser Speisesaal ist wahrhaft beeindruckend“, sagte er mit aufgesetztem Staunen.

    Sofort verloren sich der Gastgeber und seine Gemahlin in vielfältigen Aufzählungen und Beschreibungen der übrigen Räumlichkeiten ihres Guts.

    Wozu brauchen Menschen überhaupt so viel persönlichen Platz?, fragte die Stimme in den kollektiven Monolog hinein. Ich brauche doch auch keine größere Scheide. Darin würde ich bloß unbequem herumrutschen… und schließlich findet mein wahres Leben draußen statt, schloss sie entschieden.

    Stimmt, ich kann ja schließlich auch nicht von zu Hause aus arbeiten, pflichtete der junge Held seinem magischen Schwert nachdenklich bei und ließ erneut den Blick schweifen.

    Obgleich er die Regeln nicht kannte, ertappte der junge Held sich nun schon zum dritten Mal dabei, wie er den in einiger Entfernung stehenden Spieltisch musterte. Die anfangs symmetrische Aufstellung der schwarzen und weißen Schnitzfiguren im Spielbereich hatte sich inzwischen zu einer vermutlich strategisch motivierten Formation hin verwandelt. Bei den Spielern schien es sich ihrer Kleidung nach zu urteilen um einen stoisch wirkenden Diener, welcher gerade ein Glas Brandy leerte, und eine untersetzte, gemütlich aussehende Zofe zu handeln.

    Das kapierst du doch sowieso nicht, meinte die Stimme. Sorg lieber dafür, dass wir hier bald rauskommen. Irgendwas behagt mir hier überhaupt nicht…

    Beinahe konnte der junge Held spüren, wie es sein Schwert fröstelte.

    Unvermittelt unterbrach der Gastgeber den tiefgreifenden Gedankenaustausch mit der Eröffnung des Dankesmahls für die Rettung des Hausvogels. Die Übergabe des plappernden Gesellen war glücklicherweise ohne unangenehme Einwürfe vonstattengegangen. Mittlerweile hatten die Bediensteten Platten voller dampfender, köstlich duftender Speisen aufgetischt. Allenfalls das ihm unbekannte Tischbesteck bereitete dem jungen Helden Kopfzerbrechen und er bat mental um spontanen Beistand.

    Ich?! Mit solch mickrigen Messerchen will ich nichts zu tun haben!, echauffierte sich die Stimme erwartungsgemäß ablehnend.

    „Ihr seht mir wirklich wie ein starker, muskulöser Held aus“, holte ihn der Gastgeber wieder aus seinen Gedanken zurück.

    „Ja, mein Liebster, ein stattlicher Held, fürwahr“, pflichtete ihm seine Gemahlin erneut bei.

    Dem Schwert entfuhr ein würgendes Geräusch.

    „Ich danke Ihnen“, entgegnete der junge Held zum gefühlt hundertsten Mal. Glaube ich, fügte er in Gedanken an und bemühte sich, den Gastgeber weder mimisch noch gestisch zu einer Fortführung der Konversation oder anderen Aufmerksamkeiten zu verleiten. Stattdessen wandte er sich wieder mit teils vorgetäuschtem Interesse dem Spiel zu, welches sich in einiger Entfernung entfaltete. Während der Diener sich keinen Fingerbreit bewegt hatte, musterte die Zofe das Spielfeld soeben mit sichtlichem Unbehagen und kratzte sich geistesabwesend am Knie.

    „Unser Butler Dio ist weit und breit der beste Schachspieler!“, erklärte der Gastgeber sofort.

    „Mitnichten, Master Simmons“, hallte Dios Antwort durch den Speisesaal.

    Das war doch… hat er gerade -?, platzte die Stimme beunruhigt heraus.

    Ja, hat er, bestätigte der junge Held sofort und wartete kurz, dass der Nachhall verklingen konnte. Die ausbleibende Reaktion der anderen Anwesenden schien seinen Verdacht weiter zu erhärten.

    „Euer Butler scheint weit mehr als dieses Spiel gemeistert zu haben“, merkte der junge Held mit einem Seitenblick auf Dio an. „Euer ehrenwertes Geschlecht scheint ja überaus… fähige Leute in seinem Dienst zu haben.“

    „Ehrenwertes…?“, wiederholte der Gastgeber verdutzt.

    Seine Gemahlin beugte sich zu ihm herüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr, woraufhin sich seine Miene erhellte.

    „Ah, Ihr spracht von Pedro „Drachentöter“ Simmons, meinem Urgroßvater. Ja, seither zieht meine Familie allerlei Bedienstete mit besonderen… äh, Qualitäten an.“

    „Mit Verlaub, Telepathie scheint mir keine sehr verbreitete Qualität unter Butlern zu sein“, entgegnete der junge Held vielsagend.

    Ein hilfloses, leicht dümmliches Lächeln war die einzige Antwort des Gastgebers, ehe erneut die Stimme des Butlers Dio erklang, diesmal jedoch auf eher… menschliche Weise.

    „Müht euch nicht, Master Simmons, der Knabe ist von hellem Geiste und auch seine Klinge weiß zu ergründen.“

    Das Schwert begann regelrecht in seiner Scheide zu beben.

    Einen Moment lang blickte der Gastgeber unsicher von Dio zum jungen Helden und wieder zurück, ehe er recht schmallippig seufzte, Dio unbehaglich zunickte und ein Gespräch mit seiner Gemahlin begann.

    Pass bloß auf! Der macht dich mit einer Handbewegung kalt!, warnte die Stimme angsterfüllt.

    „Ein Fingerschnippen wäre hinreichend“, vernahm der junge Held und Dio zitierte ihn unauffällig zu sich.

    Sich der möglichen Tragweite einer Verweigerung bewusst, setzte sich der junge Held ohne Umschweife neben den unauffälligen Mann.

    „Hört und schweigt“, sagte Dio. Die Worte hatten schier übermenschliches Gewicht und führten eine unausgesprochene Drohung mit sich, welche für Jahrhunderte nachhallen würde. Sich der telepathischen Fähigkeiten dieser Kreatur bewusst, vermieden es Schwert und Held gleichsam auch nur irgendetwas laut zu denken.

    „Vor euch steht…“ – Dio räusperte sich förmlich – „sitzt Diothephalobrandoryus, der Blaue.“

    Dio, der Eisdrache hatte vor etwas mehr als Einhundert Jahren Zuflucht im Anwesen der Simmons gefunden, nachdem Pedro Simmons, damals noch ein unbekannter, wenngleich wackerer Recke, ihn in einem heroischen Kampf „erschlug“. Der angeblich tote Drache versank der Erzählung nach im See auf den Ländereien des Herrscherhauses Ness. Seitdem gab es wohl immer mal wieder Spinner, die behaupten, sie hätten einen Drachen oder sonst ein Ungeheuer im See erspäht.

    „Eigentlich hat Pedro mir dieses Spiel hier zuerst beigebracht und seit er vor 64 Jahren starb, hatte ich kaum noch einen würdigen Gegner“, seufzte Dio mit einigem Bedauern. „War eine gute Zeit, er hat mich oft in meinem Hort besucht…“

    Er machte einen weiteren Zug, schlug dabei eine Figur der Zofe und zerbröselte sie mühelos zu Holzmehl, was die Anspannung seiner Kontrahentin nicht gerade verringerte.

    „Wird es nicht manchmal langweilig?“, wagte der junge Held zu fragen.

    „Was schlagt Ihr vor, Knabe? Vielleicht einen fairen, sportlichen Wettkampf?“

    Ein Blick auf den Holzmehlhaufen neben dem Spieltisch genügte als Antwort.

    „Nein, ich verlebe hier meine Zeit unauffällig und stelle mich sozusagen tot. Wenn mir danach ist, vertreibe ich den einen oder anderen Wegelagerer. Derzeit treiben mich keine Reichtums- oder Machtgelüste, ich möchte lediglich… wie hieß das gleich noch?“, grübelte er kurz.

    Entspannen?, schlug das Schwert leise vor.

    „Genau. Entspannen“, wiederholte Dio zufrieden und eine weitere Figur zerbarst unter seinem Griff.

    Eine Zeitlang sahen die beiden zu, wie die Holzfiguren ihr pulvriges Ende fanden.

    Braucht Ihr nicht Unmengen an Futter?, fragte die Stimme plötzlich.

    Du scheinst dich ja langsam ganz gut an ihn zu gewöhnen, dachte der junge Held und wollte die Frage gerade aus Gewohnheit weiterreichen, erinnerte sich dann aber, wer sein Gegenüber war.

    „Nicht in dieser Gestalt."

    Die Zofe gab die Partie kopfschüttelnd auf und entfernte sich mit einem höflichen Knicks.

    "Schon mal Mensch gegessen?“, fragte der Drache unvermittelt.

    Der junge Held schüttelte langsam den Kopf.

    Nur geschnitten, warf die Stimme zögerlich ein.

    „Schmeckt furchtbar… , aber die Knochen kann man schön knuspern“, ergänzte er leichthin und knirschte genussvoll mit den Zähnen.

  • Heyho bigbadwolf

    wie immer schick zu lesen, nur hier hat's bei mir im Fluss etwas gehakt:

    vonstattengegangen

    Ist das...echt...ein Wort? Gefühlsmäßig würde ich's in "vonstatten gegangen" trennen, aber wer bin schon ich als Vertreter der alten Schule, daß ich damit recht hätte...?

    Und

    „Mit Verlaub, Telepathie scheint mir keine sehr verbreitete Qualität unter Butlern zu sein“, entgegnete er vielsagend.

    Spricht da im Kontext jetzt der Held?

    Ich geh' mal davon aus - aber richtig deutlich wird das hier nicht.

    Cheers.

  • Hallo, bigbadwolf , nach einigen Jahren, ist es bei mir ruhig genug geworden, um mal deine Kurzgeschichten zu kommentieren.

    Mitgelesen habe ich bei dir immer mal wieder. So ziemlich das einzige, was ich so hier gemacht habe von Zeit zu Zeit. Ich bin alle Teile durch und kommentiere jetzt mal als Sammlung.

    Teil 54:
    Am Anfang gefiel mir der Teil, aber dann nicht mehr. Die Weihnachtsanspielung empfand ich wohl etwas als Stilbruch. Aber vom Schreibstil her gut.

    Teil 55:

    Mit dem Teil konnte ich, obgleich gut geschrieben, von allen neuen Teilen am Wenigsten anfangen.

    Teil 56:
    Gefiel mir gut. Am Anfang hatte man gleich ein schönes Kopfkino. Sehr sympatisch. Gut geschrieben. Vor allen das Ende gefiel mir. Kurz, knapp und gut pointiert.

    Teil 57:

    Den Teil empfand ich als etwas blass. Trotz eines ganz guten Gedichtes und der Anspielung auf einen nervigen Bogen.

    Teil 58:

    Der Teil gefiel mir außerordentlich gut. Das nervige Kind konnte man sich gut vorstellen. Und die Kommentare vom Schwert (und Helden) dazu waren wirklich witzig. Der Teil ist dir wirklich gut gelungen. Wirklich schön geschrieben.

    Teil 59:
    Mit dem Teil wurde ich rigendwie nicht warm. Zwar waren die Charaktere durchweg sympatisch, aber irgendwie sprang der Funke bei mir nicht über, auch nicht der Humor.

    Teil 60:

    Auch mit dem Teil wurde ich nicht recht warm. Die Zelda-Anspielung ging auch vollkommen an mir vorbei. Selbst beim zweiten Lesen.

    Teil 61:
    Hier leider dasselbe Bild (um im Kontext zu bleiben).

    Teil 62:
    Hier geht es gleich abenteuermäßig zur Sache, und man fühlt sich tatsächlich etwas wie in einer Quest. Sehr gut gelungen. Wenig Witz aber dafür Aktion. Gefiel mir gut der Teil. Obwohl ich mir einen Hauch mehr Erklärungen/Beschreibungen gewünscht habe.

    Teil 63:
    Sehr gute Wortgefechte. Schöner Humor. Geiel mir gut. Auch gute Beschreibungen. Nur mit dem Ende wurde ich nicht recht warm. Trotz Beschreibungen hatte ich ein leichtes Rätsel im Kopf, was genau da gerade abgeht.

    Teil 64:
    Irgendwie fand ich das schon ziemlich witzig. War auch recht gut geschrieben. Etwas mehr Beschreibungen wären vielleicht noch schön gewesen. Aber so passte es auch.

    Teil 65:
    Ich hatte etwas Probleme hier mitzukommen. Leider muss ich auch gestehen, dass ich die Beschreibungen teilweise recht wiederlich fand. Wenig Humor, der mir gefiel.

    Teil 66:

    Zwischendurch schon komisch. Meistens fühlte ich mich wie beim Teil 65. Also nicht so ganz mein Fall. Obwohl Beschreibungen und Text jetzt definitiv ausreichend waren.


    ------------------------------------------------------------------------------------------

    Unterm Strch: Immer noch lesenswert. Sehr kurzweilig, meistens recht witzig. Und immer noch sehr sympatische Charaktere und ein schöner, klarer Schreibstil. Gefällt mir gut.

  • 67 (auch aus dem Schreibwettbewerb Ende 2022)

    Der Eingang der Höhle wirkte, als hätte er seinem Bewohner nur widerwillig gedient. Die steinernen Wände waren an vielen Stellen von handbreiten Furchen und Rissen durchzogen, herausgebrochene Felsvorsprünge waren wie lästige Kiesel in den Boden gestampft worden und der junge Held konnte seine Furcht nur schwer im Zaum halten. Allein die Vorstellung, wie gigantisch die Zähne und Klauen sein mochten, welche –

    Hübsch hier.

    Die vertraute Stimme in seinem Kopf schien eine gänzlich andere Sichtweise zu haben.

    Das intelligente, magische Schwert an seiner Hüfte, mit welchem er erst vor wenigen Zehntagen schmerzliche Bekanntschaft gemacht hatte, war im gleichen Maße hilf- und lehrreich wie auch lebensgefährlich. Für gewöhnlich stellte sich erst in heiklen Situationen heraus, welcher Aspekt derzeit überwog und der junge Held hatte sich daran gewöhnt, hastig erteilte Anweisungen des Schwertes sofort und widerspruchslos umzusetzen.

    „Und du meinst wirklich, dass ich dieser Aufgabe gewachsen bin?“, fragte er erneut lautlos und schaffte es nicht einmal, das Zittern aus seinen Gedanken zu verbannen.

    Keine Sorge. Mach den Kopf leer, riet das magische Schwert mit fürsorglicher Stimme. Tu einfach, was ich sage.

    Der junge Held musste zugeben, dass diese Strategie ihn bisher stets am Leben erhalten hatte, obwohl die Aufträge der letzten Zehntage seine eigenen Fähigkeiten teils bei Weitem überstiegen hatten. Ebenso war seine Anwesenheit in dieser Drachenhöhle zustande gekommen. Seine Gedanken reisten einige Tage zurück.

    „Er bringe mir die Eier des Thix… Thilax… Thiaxil…“, hatte Fürst Eugen Theribor stotternd versucht einen Auftrag zu erteilen, doch keiner seiner prächtig behangenen Berater hatte Interesse daran gezeigt, den Fürsten aus seinem Silbenmartyrium zu erretten.

    Ich kenne den Namen Thilixantrodyon, war ein leises Grübeln in seinen Gedanken aufgetaucht…

    „Thilixantrodyon, mein Fürst?“, hatte der junge Held sofort die Chance ergriffen, diese hochwohlgeborene Peinlichkeit zu beenden.

    „Natürlich! Was erdreistet Ihr Euch, meine Worte dumm zu wiederholen?“, war dieser sofort aus der Haut gefahren.

    „Sollen wir nicht lieber gehen?“, hatte er mental mit seinem Schwert kommuniziert.

    Kommt gar nicht in Frage. Ich hab seit Äonen keinen Drachen mehr besiegt.

    „Bringt mir die Eier des Drachen! Nun geht mir aus den Augen!“

    Jetzt hör auf, darüber nachzudenken und konzentrier dich!, holte ihn die Stimme in die Gegenwart zurück. Ich habe keine Lust, jahrhundertelang von einem Drachenwanst platt gedrückt zu werden.

    „Musst du dich ständig in meinem Kopf breit machen?“, ärgerte sich der junge Held.

    Hey, ich wohne hier.

    „Aber doch nicht – “, setzte er an, aber schlagartig weitete sich der Durchgang zu einer immensen Höhle, sodass er ehrfürchtig verstummte.

    Da der nur trübes Licht abstrahlende Ring an seinem Finger kaum zehn Fuß vor ihm erhellte, war bislang nichts in Sicht gekommen, was ihm begründete Ehrfurcht hätte abringen können, doch allein die Vorstellung des im Dunklen lauernden Ungetüms ließ den jungen Helden erbeben.

    Merkst du irgendwas?, fragte das Schwert ungerührt.

    „Was meinst du?“, entgegnete er verwirrt. Er lauschte angestrengt, spähte in die undurchdringliche Dunkelheit, seine Nerven zum Zerreißen angespannt.

    Und dann fiel es ihm auf.

    Nichts.

    „Ist er vielleicht auf der Jagd?“, mutmaßte er lautlos.

    Diese Viecher jagen meines Wissens nur alle paar Jahre, selbst die Gefräßigeren nur alle paar Monate, gab die Stimme zu bedenken.

    Mit schier unendlicher Vorsicht wagte sich der junge Held weiter in die Stille hinein. Beinahe hätte er aufgeschrien, als etwas am Rand der Lichtsphäre auftauchte. Minutenlang verharrte er in Schreckensstarre.

    Wenn er dich bemerkt hätte, wärst du längst verdaut.

    Diese unerfreuliche, wenngleich zutreffende Bemerkung seiner Waffe befreite ihn aus seiner Paralyse und er schlich lautlos vorwärts. Voller Unbehagen musste er feststellen, dass die Luft mit jedem Schritt wärmer wurde.

    „Das könnte sein Hinterlauf sein“, dachte der junge Held angsterfüllt, da der Lichtschein nicht einmal genügte, den Bauch des Drachen zu beleuchten.

    Halt! Schau ihn dir genau an!, rief die Stimme plötzlich beunruhigt.

    Von der heftigen Reaktion seiner magischen Waffe wie gelähmt, blieb ihm nichts anderes übrig. Quälend langsam verstrich die Zeit und er rechnete in jedem Augenblick mit einem aus der Dunkelheit zuschnappenden mächtigen Maul oder einem sengenden Feuerstrahl, welcher ihn in glimmende Asche verwandelte.

    Das ist sooo ungerecht!, klagte die Stimme unverhofft.

    „Was denn?“, dachte er irritiert.

    Jetzt beweg dich schon, seufzte das Schwert missmutig, ich gehe mal wieder leer aus… und du vermutlich auch.

    Vollends verwirrt war der verängstigte junge Held gezwungen, auf weitere Erklärungen zu warten.

    Ist dir nicht aufgefallen, dass sich der Fleischberg nicht im Mindesten bewegt und keinerlei Geräusch von sich gibt?, belehrte es ihn ungeduldig.

    „Oh!“, entfuhr es ihm und er zuckte zusammen als er seine Stimme durch die gigantische Höhle hallen hörte.

    Na los! Wir haben die Spielverderber wohl knapp verpasst und wenn du mal wieder Glück hast, haben sie nur das Gold mitgenommen.

    Etwas weniger vorsichtig umrundete der junge Held den auf der Seite liegenden, frischen Drachenkadaver, musste jedoch feststellen, dass nirgends auch nur ein einziges Drachenei zu finden war. Ehrfürchtig glitt sein Blick die Umrisse des stachelbewehrten Drachenschwanzes entlang, welcher wie zum tödlichen Schlag erhoben dalag. Viele Schuppen waren gesplittert, das rote, von Waffen aller Art malträtierte Fleisch an vielen Stellen freigelegt.

    Das ist ja gar kein Weibchen!, rief die Stimme überrascht.

    Auch dem jungen Helden fiel plötzlich auf, wo er da gerade hinsah und er wandte den Blick ab. In seinem Kopf jedoch regte sich ein Optimismus, welcher nicht der seine war.

    Hey, wir sollen doch Dracheneier mitbringen.

    „Ja? Und was…? DAS IST NICHT DEIN ERNST!“

    Jetzt mach schon. Du bist jung und brauchst das Geld!

  • Hi, bigbadwolf , den Teil hatte ich auch beim Schreibwettbewerb gelesen. Jetzt aber gerade wieder.

    Allerdings habe ich eine kleine Logiklücke gefunden, vielleicht kannst du ja meine Zweifel ausräumen.

    Also der Drache ist männlich, diese Thlixdingsta sind aber Dracheneier von weiblichen Tieren. Das Schwert hat ja entsprechend reagiert.

    Du hast den Fürsten sehr aggressiv und herrschsüchtig beschrieben.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass er positiv reagiert, wenn er ein Paar Hoden bekommt.

    Er war auch sehr humorlos. Vermutlich wird er sehr ungnädig reagieren. Das Schwert verfügt über eine ganz gute Menschenkenntnis und viel Erfahrung und müsste eigentlich den Held warnen. Nicht ermuntern.

    Oder überseh ich da was oder überinterpretiere? :huh:

  • Schreibfeder Es ist halt ein nicht erfüllbarer Auftrag und die Aussage des Schwertes darf auch gern als übertrieben, zynisch oder schlicht unbekümmert aufgefasst werden. Zudem ist es hier noch ein junger Held und wenn der Fürst ihn tatsächlich kalt macht, wäre das Schwert sicher beim nächsten Träger gelandet…

    Oder so.

  • Ich bin aktuell auf der Suche nach einem schönen Cover für das nun tatsächlich in Planung befindliche Buch zu den Wortgefechten.

    Wenn jemand Lust hätte, mich dabei zu unterstützen, würde mich das sehr freuen.

    Hallo hier :) Ich liebe Cover und ich könnte was versuchen. Aber du müsstest mir ungefähr sagen, was du dir vorstellst. (Schwert im Zentrum?) Wie soll das aussehen?

    Oder wenn du was bastelst, würde ich meinen Senf dazu geben?

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Gaaaaaaanz lieben Dank euch.

    Ich hab mal einen ersten Entwurf für Vorder- und Rückseite gemacht.

    Genauere farbliche Vorstellungen bzw. ob von Hand oder digital bzw., welche „Stifte“ man nimmt, hab ich noch nicht.

    Da bin ich für jegliche Anregungen dankbar.