Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 2.276 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (18. Dezember 2023 um 19:34) ist von Jup1tera.

  • Hallo, ihr Lieben :)

    Heute möchte ich ein sehr ernstes Gedicht mit euch teilen.

    Viel Spaß damit

    Euer Thráin


    Hilfeschrei

    Schwere Schatten liegen

    auf meiner Seele und obwohl

    ich sie schon so oft vertrieben

    drücken sie mich durch ein totes Tor

    Hinab in Abgründe starrend schwarz

    und feindlich gesinnt

    Gedanken wie brennendes Harz

    Schicksalsblut an meinen Augen gerinnt

    Die Schatten ziehen an meinem Leib

    drohen mich zu zerreißen

    ersticken meinen Hilfeschrei

    Niemand hört hin, vielleicht bin ich zu leise

    Ich stürze immer weiter

    in diesem Loch bis ich den Fall nicht mehr

    spüren kann. Nichts, nur mein stetes Scheitern

    Dämonen fressen meine Sinne leer

    Dämonen fressen meine Sinne leer

    Fressen meine Augen aus

    Fressen von mir immer mehr

    Verschlingen mich

    Verschlingen mich

    Wir sind Blätter im Wind verweht

    Balancieren auf der Reißleine

    Schattenjäger, deren Licht vergeht

    Zähnebleckend Biester im Scheine

    Unserer Aufgabe unbewusst

    Torkelnd trottbetrunken gehen wir

    Getrieben von Seelendurst

    Blind aneinander vorbei

    Aneinander vorbei

    Jeder von uns kennt sie

    Die Monster zähnebleckend

    Die Gedanken alles fressend

    Die Lippen, zugenäht sind sie

    Jeder von uns schreit um Hilfe

    Doch dringt es nicht nach außen

    Jeder von uns will Hilfe

    doch lässt nicht zu, dass man ihn hört

    Dämonen fressen meine Sinne leer

    fressen meine Augen aus

    fressen von mir immer mehr

    Immer mehr

    Fressen mich.

    Auch uns're Leiber baumeln hoch an einem Baum

    Wir hängen nicht am Leben, doch an einem Traum

    Wir hängen nicht am Galgen und an keinem Strick

    Sondern am Glauben an Gerechtigkeit und Glück

    Saltatio Mortis - »Nur ein Traum«

    Einmal editiert, zuletzt von Thráin (27. August 2021 um 10:35)

  • Hallo Thráin ,

    ich finde das Gedicht wirklich gut gelungen, aber auch erschreckend. Ich glaube jeder von uns kann dieses Gefühl, das hier beschrieben wird, ein wenig nachvollziehen, auf die eine oder andere Art. Nach Hilfe schreien, aber niemand hört es. Die Verzweiflung wird größer. Ich selbst habe im Moment das Gefühl, zu einem bestimmten Menschen nicht durchzudringen, dass er mein Schreien nicht hört, nicht reagiert. Irre, zu was die Verzweiflung einen dann treibt und manchmal erreicht man nur das Gegenteil. Ich weiß dass das hier nicht gemeint ist, aber daran musste ich bei dem Gedicht denken.

    PS: Wenn ich solche Gedichte hier im Forum lese, frage ich mich schon manchmal, in wie weit das Fiktion oder Realität ist. Ich hoffe dir geht es gut und wenn du einen solchen ausstößt, dass dein Hilfeschrei gehört wird.

  • Hallo Dinteyra ,

    vielen Dank für dein Feedback! Das verstehe ich voll und ganz und in einem gewissen Rahmen gehört es ja auch dazu - zu mal man ja in Gedichte erst mal interpretieren darf, was man möchte ^^

    Zu deinem PS, also ich habe aktuell eine recht schwere Zeit, habe mit Depressionen und ein paar anderen Problemen zu kämpfen und daraus ist dieses Gedicht entstanden. Also einen gewissen realen Kern hat das Gedicht, aber es ist auch ein Thema, mit dem ich mich schon häufiger beschäftigt habe :)

    Auch uns're Leiber baumeln hoch an einem Baum

    Wir hängen nicht am Leben, doch an einem Traum

    Wir hängen nicht am Galgen und an keinem Strick

    Sondern am Glauben an Gerechtigkeit und Glück

    Saltatio Mortis - »Nur ein Traum«

  • Heyho Thráin

    Schwermütig, sehr schwermütig. Ein bißchen was dagegen:

    Wenn finstre Wolken am Himmel stehen

    seh ich das Licht dahinter

    nur weil es früher dunkel wird

    ist lange noch nicht Winter.

    Gedanken zieh'n wie Wolken hin

    entfernt von uns und doch so nah

    was mich betrübt, in dunkler Zeit

    es wird im Lichte hell und klar.

    Oh, fürchte nichts

    was finst're Nacht Dir bringen mag

    den was gerade noch geträumt

    weicht stets dem Licht am neuen Tag.

  • Hey Der Wanderer ,

    vielen Dank für deine aufbauenden Zeilen! <3 Hat mich sehr gerührt

    Auch uns're Leiber baumeln hoch an einem Baum

    Wir hängen nicht am Leben, doch an einem Traum

    Wir hängen nicht am Galgen und an keinem Strick

    Sondern am Glauben an Gerechtigkeit und Glück

    Saltatio Mortis - »Nur ein Traum«

  • Heyho Thráin

    Ich hatte gehofft, ein wenig Licht für Dich zu erzeugen mit meiner schmalen Dichtkunst - denn die Dunkelheit Deines Gedichtes war mir beim Lesen nur schwer erträglich.

    Da sind ein paar Erinnerungen wieder aufgetaucht bei mir und das Feeling, mit denen sie verbunden waren - und für beides mußte ein Wortzauber gewoben werden, um sie wieder verschwinden zu lassen.

    Klingt vielleicht komisch, aber so sehe ich das.

  • Hey!

    Was für ein Gedicht... Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich weiß nur, dass ich etwas dazu sagen möchte.

    Schon der Titel "Hilfeschrei" gehört zu den alarmierendsten Überschriften, die ich je gelesen habe. Und dennoch habe ich das Gefühl, dass auch irgendwie Hoffnung mit reinschwingt. Denn, wenn man schreit, ist man laut. Wenn man laut ist, besteht die Chance, dass man Aufmerksamkeit und schließlich Hilfe bekommt.

    Generell ist der Titel ideal für das, was du gedichtet hast. Denn du beschreibst eine Szene, die grauenhaft ist. Depressionen sind immer grauenhaft. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Und wenn man schreit und offenbart, wie es einem geht, zeigt man immer auch etwas Hässliches. Nichts ist schlimmer als die Beschönigung von Depressionen - in meinen Augen. Deswegen möchte ich dir nur sagen: Danke für deinen Mut! So etwas Persönliches zu zeigen, zeugt von Tapferkeit. Und die Tatsache, dass du aus all dem Schmerz das hier erschaffen hast, macht deutlich, was für eine Künstlerin du bist! <3

  • Der Wanderer vielen Dank! Tut mir leid, dass ich so etwas damit bei dir ausgelöst habe, aber dein Lichtzauber war sehr schön! Danke dir dafür <3

    Seemonster Hey, danke dir für dein tolles Feedback! Das Problem an Depressionen ist es ja, überhaupt erst einen Hilfeschrei auszusenden - das ist zumindest, was mir so unfassbar schwer fällt. Das und sich selber aufgerappelt zu bekommen, etwas dafür (bzw. dagegen) zu tun. Und danke dir für deine Worte, und du hast recht, das Gedicht ist sehr persönlich und es war absolut nicht leicht, es anderen zugänglich zu machen. Die Zeilen befanden sich tatsächlich schnell auf dem Papier, aber auch nur, weil man ja prinzipiell erst mal nur für sich selber schreibt. <3

    Eine Kleinigkeit (Es ist absolut nicht schlimm und ich fühle mich nicht angegriffen, musste eher schmunzeln): Wenn man mich als das bezeichnen möchte, was du am Ende deiner Nachricht getan hast (dafür auch nochmal danke!!), dann bin ich doch eher ein Künstler, und keine Künstlerin^^

    Auch uns're Leiber baumeln hoch an einem Baum

    Wir hängen nicht am Leben, doch an einem Traum

    Wir hängen nicht am Galgen und an keinem Strick

    Sondern am Glauben an Gerechtigkeit und Glück

    Saltatio Mortis - »Nur ein Traum«

  • @Thráin

    Dein Gedicht ist sehr sehr bewegend. Jeder, der schon einmal in dieser Finsternis existieren musste, kann sich sicher darin wiederfinden.

    Ich finde es immer ein wenig schwierig bei solchen Gedichten zu antworten und möchte es dennoch gerne. Man weiß ja nicht genau, ob der Künstler dies nun aus einer tatsächlichen Notlage, einer vergangenen Notlage oder weil er sich in eine andere Rolle eingefühlt hat, geschrieben hat.

    Es ruft auf jeden Fall Mitgefühl in mir hervor und ich möchte jedem, der gerade so etwas durchleben muss, viel Kraft wünschen.


    Alex C. Weiss

  • Ich bin gerade sehr froh, dass dieser Thread nochmal hochgeholt wurde - sehr bewegend, Schwermut und Poesie passen so verdammt gut zusammen :pupillen:

    Der Wanderer wie genial ist bitte deine aufmunternde Antwort auf das Gedicht??

    nur weil es früher dunkel wird

    ist lange noch nicht Winter.

    sowas liebe ich ja, geht irgendwie direkt durch und durch bei mir :D


    Danke euch beiden für diese tollen Gedichte :love:

    Gruß

    Lilly

  • Hinab
    in Abgründe starrend schwarz... Ich habe mal gehört: "Schaust du zu tief ins Dunkle, schaut das Dunkle zurück". Hat mich jetzt daran erinnert :)

    Für mich repräsentiert das Gedicht die Stelle aus der Bibel ..."und wie ich wander durchs finstere Tal...". Sowas wie eine spirituelle Krise oder die dunkle Nacht der Seele, Depressionen usw. Wie auch immer man es nennen mag. Es ist auffressend wie du schreibst.

    Man ist quasi wie ein Erimit, der mit seiner kleinen Laterne nur seine nächsten 2 Schritte beleuchten kann und ansonsten mitten in der Dunkelheit ist und wie du erwähnst, mit Verzweiflung, Kämpfen und Isolation usw. zu kämpfen hat.

    Die Innere Stimme wird zum Feind, den man selbst mal erschaffen hat. Der sich abspaltet und ziemlich real wird.

    Was die "Dämonen" oder negativen Gedankenkonstrukte wollen, ist ja, dass man alleine ist. Dass man aufgibt.

    Ich sage da immer : Dein Inneres hat noch Hoffnung (uns vielleicht einen Plan ;)) , sonst wärst du schon tot beid er ganzen Last.

    Hast es sehr schön geschrieben und sehr extrem dargestellt.

    Und vielleicht noch ein Zitat : "Der Weg zu guten Vorsätzen ist mit der Hölle gepflastert"