Nachtnebel - Der Berg der Seelen

Es gibt 132 Antworten in diesem Thema, welches 21.673 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (28. September 2021 um 11:41) ist von Etiam.

  • Vor dem Hintergrund wäre dann die Frage, an welches Publikum man den Schreibstil anpasst, oder geht diese Frage an dem Punkt vorbei, den du hier eigentlich ansprichst?

    Teilweise.

    Einmal stimmt das schon - die Idee zum Nachtnebel zu reisen war bisher DAS zentrale Ereignis das in der Geschichte passiert ist, und natuerlich habe ich das im Kopf und finde es eigenartig, da nochmal eine Erklaerung dazu zu bekommen (und kann mir ehrlich gesagt auch keinen Leser mit einer Aufmerksamkeitsspanne vorstellen der diese praktisch einzige konkrete Entwicklung der Geschichte verpasst hat und hier die Erinnerung braucht).

    Aber das andere ist (das ist so mein Thema in diesem Forum) - nahe dran am Protagonisten bleiben. Den Leser miterleben lassen was der Protagonist erlebt.

    Du bringst uns nicht Juu-ka nahe, was er erlebt und fuelt, sondern wir hoeren erst mal die Stimme seines Psychologen der uns als Leser erlaeutert was und warum Juu-ja fuehlt. Und das schafft immer Distanz in der Geschichte - und gibt eben schon den Spoiler, ich weiss durch den Kommentar des Psychologen schon was im naechsten Abschnitt passieren wird und warum es passiert - warum soll ich das dann noch lesen? Bringt ja nix neues...

    Nachvollziehbarkeit von Gefuehlen scheinst Du meines Erachtens als Wert zu ueberschaetzen - Menschen reagieren einfach manchmal unlogisch, Kemono wahrscheinlich auch, selbst ein Psychologe koennte nicht immer sagen warum jemand was tut - im Gegenteil absolut cool ist es, vom Autor auf einen Trip mitgenommen zu werden den man mit dem Protagonisten erlebt - und wo man sich dann nachher zuruecklehnt und fragt - huh - eigentlich war das voll schraeg - warum denkt der denn soo *gruebel*? ('The catcher in the rye' ist da ein Beispiel das ich gerne zitiere).

    (Bevor Du Dich wunderst - das war jetzt eher zugespitzt foruliert um den Punkt moeglichst scharf rauszubringen :) )

  • So, heut gibt's wieder ein weiteres kleines Stück vom großen Kuchen.

    ( Thorsten Vielen Dank nochmal für die zusätzlichen Erläuterungen. Dein letzter Kommentar wirft ein paar grundlegende Fragen zum Erzählungsstil auf - ich werde mich damit nochmal intensiver befassen, wenn die Überarbeitung des großen Ganzen ansteht)

    (Wie immer gilt: Konstruktive Kritik etwa zu Rechtschreibung & Grammatik, Logikproblemen, überschwänglichem oder mangelndem Gebrauch verschiedener Stilmittel, u.a. ist hier ebenso gern gesehen, wie ein paar warme Worte, was euch gut gefällt, oder auch Anmerkungen dazu, worüber ihr gerne mehr erfahren wollt bzw. was so eure Erwartungen an den weiteren Verlauf der Geschichte ist. - ich freue mich übrigens auch sehr über Kommentare zu bereits weiter zurückliegenden Kapiteln, falls jemand erst vor kurzem eingestiegen ist oder beim 'zurückblättern' etwas entdeckt hat :))


    Bisherige Beiträge

    Weltenbau-Beitrag - - - - - [Link]

    Prolog - - - - - - - - - - - - - -  [Link]

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    Was bisher geschah:

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    Kaa-ja, der allseits geliebte Älteste und Anführer des Kemonodorfes liegt im Sterben und hat unter Anwendung lebensverlängernder Maßnahmen noch etwa dreißig Tage zu leben. Die Führungsriege des Dorfes hat zu diesem Anlass eine Wahl zum neuen Dorfvorsteher verkündet, die in sechs Tagen abgehalten werden soll. Unter den Kandidaten befinden sich die Dorflehrerin Mi-ran, die Priesterin Lukit und die Kommandantin des Wächtertrupps Yuri.

    Der Handwerkslehrling Juu-ka und seine drei Freunde Li-hoi, Amai und Enso hegen derweil noch die Hoffnung, Kaa-ja vor seinem bevorstehenden Ableben bewahren zu können. Bestärkt wird ihre Hoffnung durch den Hinweis auf eine Heilquelle auf dem heiligen Berg Nachtnebel, die Enso mithilfe einer Wächterexpedition zu finden hofft. Während Li-hoi und Amai dieser Chance zuversichtlich entgegenblicken, hadert Juu-ka mit Ensos Plan, da das Betreten des Berges Erzählungen zufolge mit einer großen Gefahr für das Dorf einhergehen soll.

    Der Tag der Abstimmungsverkündung neigt sich dem Ende zu und zwischen Mi-ran und Lukit kommt es hinter verschlossenen Türen zu Spannungen. Juu-ka wird zwar Zeuge ihres Streits, behält diese Information aber für sich. Am nächsten Morgen spitzt sich die Lage noch weiter zu. Zuerst hängen an etlichen Haustüren Drohbotschaften, die zu Lukits Wahl zum neuen Dorfvorstand auffordern, und dann erfährt die Führungsriege des Dorfes auch noch, dass sich der Schmiedemeister Alsadan über Nacht auf den Weg zum Nachtnebel begeben hat, um dort nach einem Heilmittel für den Dorfältesten zu suchen.

    Die Führungsriege beschließt angesichts dieser Entwicklungen verschiedene Maßnahmen. Während Yuri Alsadans Verfolgung in Angriff nimmt, um ihn vom Betreten des Nachtnebels abzuhalten, kündigt Lukit eine große Versammlung in ihrem heiligen Garten an, um die verstimmten Gemüter der Dorfbewohner durch die Drohbotschaften zu besänftigen. Zudem beschließt Kaa-jas vorübergehender Vertreter Genta, Alsadans Verschwinden bis auf Weiteres vor den Dorfbewohnern geheim zu halten, um eine Panik zu verhindern...

    10

    Nach seinem Marktdienst hatte Juu-ka gerade noch genug Zeit, um gemeinsam mit seinen Eltern ein paar Brote zu essen. Viel Appetit hatte er nicht, allerdings fühlte er sich nach dem kurzen Aussetzer hinter dem Handwerksstand ziemlich ausgelaugt und kam mit der deftigen Mahlzeit wieder etwas zu Kräften. Auf Arahos Frage nach seiner Arbeit, berichtete ihm der junge Kemono von den wenigen Kunden und den Gesprächen der vorbeiziehenden Dorfbewohnern. Die Unterhaltung der beiden Wächter und die sich daran anschließende Panikattacke sparte er bewusst aus, um seinen Eltern keinen unnötigen Kummer zu bereiten.

    Kurz nachdem die Handwerkerfamilie das Geschirr für das Abendessen zur Seite geräumt und die Kräuterpaste zusammen mit dem restlichen Roggenlaib zurück in den Küchenschrank verstaut hatte, verließen die drei Kemono gemeinsam das Haus. Juu-ka und Araho machten sich auf dem Weg zum heiligen Garten, während Juu-kas Mutter für einen baldigen Kundentermin in den Betrieb zurückkehrte.

    Die kräftige Frühlingssonne stand genau zwischen dem Zenit und den westlich gelegenen Baumkronen des Käferwaldes, als der Handwerksmeister und sein Sohn vom Wächterviertel auf das Tempelgelände abbogen. Bereits aus einiger Entfernung sahen sie die Priesterin allein und mit gefalteten Pfoten vor der vergoldeten Fuchsstatue knien. Sie schien völlig in ein Gebet vertieft und regte sich kein Stück, als die beiden Handwerker neben ihr zum Stillstand kamen. Lukits Augen waren geschlossen und mit flüsternder Stimme bat sie den großen Kitsune darum, ihr die richtigen Worte in den Mund zu legen, sobald sie vom Podium aus zu den Besuchern sprechen würde.

    Aus dem Hintergrund ertönten die scheppernden Schritte von Eisen beschlagenen Stiefeln. Juu-ka drehte sich instinktiv um und blickte in die strengen Gesichter zweier herannahender Wächter. Erst als die mürrischen Gestalten auch den Handwerksmeister neben ihm bemerkten, entspannten sich ihre Gesichtszüge wieder. "Araho! Wie ich sehe, hast du deinen Sohn mitgebracht."

    Juu-ka musterte den grauweiß befellten Wächter und seine hellbraue Partnerin mit einer leichten Nervosität, während sie Araho in ein kurzes Gespräch über die nahe gelegene Holzfällernische an der Käferwaldstraße verwickelten.

    Lukit erhob sich schließlich aus ihrem Gebet und ehrte die goldene Gottesskulptur mit einer kurzen Verbeugung, bevor sie sich der kleinen Gesprächsgruppe zuwandte. Ihr langes kunstvolles Gewand glitt dabei sanft über den sauberen Erdboden. "Ich bin euch wirklich dankbar für eure Fürsorge, aber es ist wirklich nicht nötig, dass ihr immer sofort in Erscheinung tretet. Der große Kitsune hält seine Pfote bereits schützend über mich."

    Die Wächterin mit dem hellbraunen Fell entgegnete Lukit in einem aufrichtig besorgten Ton. "Auch der große Kitsune erwischt mal einen nachlässigen Moment. Und als erfahrene Wächterin kann ich dir sagen, dass du heute Mittag mindestens zweimal grob angegangen worden wärst, wenn wir nicht in deiner Nähe gewesen wären. Einige Kemono sind momentan einfach ziemlich aufgebracht."

    Araho versuchte sich gerade in das Gespräch einzuklinken, doch Lukit kam ihm zuvor. "Und genau diese Gemüter werde ich heute wieder beruhigen. Ihr werdet sehen." Die Priesterin erklärte das Gespräch für beendet, kehrte den Wachen und den beiden Handwerkern ihren Rücken zu und verschwand schließlich hinter dem Tempelgebäude Richtung Garten.

    Der Wächter mit dem grauweißen Fell seufzte entnervt und setze sich ebenfalls in Bewegung. In seiner Vorwärtsbewegung bedachte er seine Partnerin mit einer knappen Kopfbewegung. "Lass uns gehen. Nowa hat uns mit aller Deutlichkeit aufgetragen, sie nicht aus den Augen zu lassen." Die Wächterin säuselte ein unmotiviertes 'Ja' und ließ Juu-ka und Araho schließlich wortlos zurück.

    Als anschließend auch die beiden Handwerker am Tempelgebäude vorbei auf die Gartenfläche abgebogen waren, eröffnete sich ihnen ein eindrucksvolles Bild. Obwohl sich die Szenerie noch im Aufbau befand, bekamen die beiden Kemono bereits eine gute Vorstellung davon, wie sehr sich Lukit für ihre Gäste ins Zeug legte.

    Juu-kas Blick strich zunächst über etliche mit Sitzkissen bestückte Holzbänke bis hin zum schmuckvollen Podium, in dessen Frontseite ein aufwendiger Holzschnitt des großen Kitsune eingearbeitet war. Neben dem breiten Podium war zu beiden Seiten ein Messdiener damit beschäftigt, weiße Porzellanvasen mit aufgeblühten Azurrosen zu bestücken. Auf dem Podium selbst errichteten derweil zwei kräftige Helfer Lukits prachtvolle Harfe, die farblich perfekt zur benachbarten Blumendekoration passte. Der würzige Duft von Weihrauch machte ihn weiter auf die strahlenden Zinngefässe aufmerksam, die von zwei Kemono in hellen Seidengewändern Richtung Podium getragen wurden und dabei eine schmale Rauchspur hinter sich herzogen. Ein Anflug von Begeisterung überkam den jungen Kemono, als er schließlich die vielen Leckereien entdeckte, die auf kleinen runden Tischen neben den Holzbänken verteilt standen. Viele verschiedene Sorten an Obstkuchen, reichlich gefüllte Schalen mit Salbeiplätzchen, dicht aufgefächerte Minzröllchen-Rondelle und noch viele weitere Leckereien, an denen sich bereits einige der Gäste genüsslich verköstigten.

    Nach und nach trafen immer mehr Kemono ein. Einige beäugten die feierlich hergerichtete Gartenfläche mit einem gewissen Misstrauen, anderen entlockte sie ein verzücktes 'Ohh' oder ein erstauntes 'Toll'. Man sah Kinder über die Köstlichkeiten am Rande der Sitzbänke herfallen und Erwachsene, die sich auf den Sitzbänken niederließen, um sich in ausufernde Diskussionen zu vertiefen. Manche lauschten auch einfach nur dem Klang der Harfe, an der Lukit begonnen hatte, ein paar sakrale Melodien zu zupfen. Die beiden Wachen, die sich unweit der Priesterin im Hintergrund positioniert hatten, wirkten dabei schon fast befremdlich.

    Im hinteren Bereich der Bankreihen erblicken Juu-ka und Araho die winkenden Arme dreier Handwerkskollegen, die sich dort um einen der Tische versammelt hatten. Vater und Sohn ließen nicht lange auf sich warten und folgten dem Wink, der sie wenig später in ein herzliches Gespräch über die Vorzüge von Sandsteinen gegenüber Kalksteinen involvierte.

    Juu-kas Interesse an diesem Thema hielt sich aktuell in Grenzen, daher lenkte er seine Aufmerksamkeit schon nach kurzer Zeit auf den Eingangsbereich des Gartens, um direkt darüber im Bilde zu sein, falls ein paar Unruhestifter das Gelände betreten sollten.

    Es vergingen noch einige Minuten, in denen Kemono aus sämtlichen Vierteln des Dorfes in den Garten eintraten. Unruhestifter machte Juu-ka dabei nicht aus, trotzdem zuckte er bei einem Ankömmling erschrocken zusammen: Nowa, der wuchtige Übergangskommandant des Wächtertrupps, der mit seinem grimmigen Blick, dem abgewetzten borstigen Fell und der zerkratzten Stahlrüstung gänzlich deplatziert an diesem Ort des Friedens wirkte. Seine reine Präsenz riss so manchen Kemono unsanft aus der lieblichen Trance zu Lukits Harfenspiel heraus. Als besonders furchteinflößend empfand Juu-ka die riesige schwarze Streitaxt, die mit zahlreichen Schlangenastriemen an seinem Rücken befestigt war. Furchteinflößend, ja, auf der anderen Seite hielt es Juu-ka für sehr unwahrscheinlich, dass es bei Nowas Anwesenheit jemand wagen würde, einen Streit vom Zaun zu brechen. Von dieser Warte aus betrachtet empfand der junge Kemono sogar eine gewisse Erleichterung. Zumindest für den kurzen Augenblick bis er die vier Wächter bemerkte, die den muskulösen Hünen mit dem dunkelgrauen Fell flankierten. Die beiden Wächterinnen links von ihm, Ota und Elyss, kannte Juu-ka nur flüchtig vom Sehen her. Die anderen beiden jagten ihm dagegen fast noch einen größeren Schrecken ein als ihr zeitweiliger Kommandant: Euxis und Letton. Augenblicklich drängte sich ihm wieder die Erinnerung an den gestrigen Abend auf, mitsamt der Speerspitze, die ihn nur knapp verfehlt hatte.

    "Hey, Juu-ka, alles in Ordnung? Du wirkst etwas blass." hörte der junge Kemono seinen Vater fragen, während er den fünf Wächtern dabei zusah, wie sie langsam auf ihre beiden Kollegen im Hintergrund zusteuerten. Erst Arahos warme Pfote in seinem Nacken holte die Aufmerksamkeit des jungen Kemono wieder zurück an den Tisch, wo er inzwischen auch die Blicke der anderen drei Handwerker auf sich gezogen hatte.

    Einer von ihnen bemühte sich Juu-ka gegenüber um ein ausgelassenes Lächeln, während er seinen rechten Daumen unauffällig in Richtung der Wächtertruppe wies. "Na, Junge, macht er dir Angst?"

    Juu-ka sah ihn mit großen Augen an und nickte zaghaft. "Ja... irgendwie schon."

    Der Blick eines weiteren Handwerkers fuhr zur Wächtertruppe rüber... "Yuri muss sich wirklich große Sorgen um Lukit machen, wenn sie ihr dickes Ungeheuer herschickt." ...und wandte sich dann wieder an Araho. "Apropos. Ich habe Yuri heute noch gar nicht gesehen. Ist sie wieder zu einem Außeneinsatz unterwegs? Hätte gedacht, dass sie erstmal diese Geschichte mit den Zetteln klären will."

    Araho nickte knapp, begleitet von einem Seufzer. "Ja... als wir uns heute morgen in der großen Halle wegen der Pergamente versammelt hatten, kam... ein Außenposten von ihr in die Halle gestürmt und hat uns berichtet, dass zwei ihrer Leute in der Erzhöhle verschüttet wurden. Sie hat sich den Außenposten und drei weitere Wächter geschnappt, ist direkt losgerannt und hat Nowa zeitweilig das Kommando übertragen. Alsadan... hat sich ihr dabei ebenfalls angeschlossen."

    Juu-ka war für einen Augenblick sichtlich irritiert über die Aussage seines Vaters. Die Handwerkerkollegen reagierten dagegen tief besorgt auf dessen Schilderungen und erkundigten sich nach mehr Details über den Vorfall.

    Araho vermied es, die vom Beratungskomitee erdachte Notlüge weiter ausschmücken zu müssen und beantwortete die meisten Nachfragen damit, dass der Außenposten vor seinem Aufbruch mit Yuri sehr vage in seinen Ausführungen gewesen sei. Um nicht in unnötige Erklärungsnot zu geraten, bat er seine Kollegen zudem um Vertraulichkeit über den Vorfall. Schließlich würde alles wieder gut werden und man wolle das Dorf ja nicht unnötig beunruhigen.

    Die Sitzplätze füllten sich allmählich und schon bald waren vergleichbar viele Kemono anwesend, wie zur Sondersitzung des Beratungskomitees am vorangegangenen Tag. Auf Arahos Vorschlag hin, setzten sich auch die fünf Handwerker in Bewegung, um noch eine Bank zu ergattern, die genug Platz für die gesamte Gruppe bot.

    Juu-ka war nicht unglücklich darüber, dass sich ihre Bank am Randbereich des Publikums befand. So gelangte er schnell an einen Tisch, der noch reichlich Plätzchen für ihn bereithielt. Vor allem bot sich ihm dadurch aber auch die Möglichkeit, schnell aus der Menge zu entkommen, falls es trotz des einschüchternden Wächteraufgebots doch noch zu Tumulten kommen sollte.

    "Hey, Juu! Hey!"

    Der junge Kemono fuhr rasch aus seinen Gedanken hoch und sah wieder zum Eingangsbereich des Gartens, wo sich Li-hoi von seiner Mutter gelöst hatte und in bester Laune auf die Handwerkergruppe zugelaufen kam. Juu-ka winkte seinem Freund lächelnd zu, behielt zugleich aber auch Mi-ran im Auge, die skeptisch zum Podium schaute.

    Juu-ka wusste nicht, inwieweit Mi-ran ihren Sohn bereits über die aktuelle Lage im Dorf informiert hatte, daher entschied er sich für einen unverfänglichen Gesprächseinstieg, nachdem ihn sein fuchsfarbener Freund mit einem lässigen Pfotenschlag begrüßt hatte.

    "Na, wie läuft es mit deinem Nachhilfeunterricht? Kommen deine Schüler gut mit?" fragte Juu-ka, während er seinen Kopf leicht zur Seite neigte.

    Li-hoi entgegnete ihm mit einem Grinsen und einen hoch gereckten Daumen. "Alles super! Zahlenlehre, Kräuterkunde, Schriftsprache... die kommen mit allem ausgezeichnet zurecht!"

    Das Gespräch der beiden Freunde zog sich noch ein wenig hin und schwenkte zunächst zur eigenen Schulzeit, bevor es dann um ihre jüngsten Ausbildungserfahrungen ging. Mi-ran hatte unterdessen eine Plauderei mit Araho begonnen, von der Juu-ka allerdings kaum etwas mitbekam.

    Zum Ende ihrer Unterhaltung erfuhr der junge Kemono noch, dass sich Enso gegen einen Besuch von Lukits Veranstaltung entschieden hatte, um stattdessen seine Recherchen in der Bibliothek voranzutreiben. Juu-kas Gedanken drifteten dabei langsam wieder zu Alsadan und Amai ab, zerstreuten sich allerdings wieder, als Li-hoi ihm kräftig auf den Rücken klopfte, um sich fürs Erste von ihm zu verabschieden.

    Da die Bank mit den fünf Handwerkern bereits voll besetzt war, ließen sich Li-hoi und Mi-ran zwei Schritte weiter auf die benachbarte Bank neben drei älteren Damen nieder. Juu-ka musste grinsen, als sie Li-hoi wie aus einem Reflex heraus ein Stück Apfelkuchen anboten.

    Schließlich ließ Lukit ihr Harfenspiel verklingen und verkündete damit den unmittelbar bevorstehenden Beginn ihrer Ansprache. Auf den Besucherrängen wurde es schlagartig ruhiger und die Aufmerksamkeit der anwesenden Kemono richtete sich nach vorn.

    Die Priesterin schob zunächst ihr schweres Instrument an die Seite und trat daraufhin fast bis an die vordere Kante ihres Podiums. Von dort aus ließ sie einen besonnenen und zugleich erfreuten Blick über das Publikum schweifen und eröffnete ihre Ansprache mit einer - für ihre Verhältnisse - ungewöhnlich kraftvollen Stimme.

    "Liebe Brüder, liebe Schwestern! Ich bin hocherfreut, dass ihr alle so zahlreich gekommen seid. Es sind schwere Tage und wir alle tragen viel Kummer in unseren Herzen! Doch ich versichere euch allen, dank der Barmherzigkeit des großen Kitsune werden sich unsere Sorgen schon bald vollkommen in Wohlgefallen aufgelöst haben! Ich bitte euch, hört mich an, was ich euch heute zu sagen habe!"

  • Kapitel 10 hat mich etwas zwiegespalten zurückgelassen. Zum einen fand ich, dass viele Beschreibungen die Atmosphäre der Szene wirklich sehr gut eingefangen haben. Auf der anderen Seite ist es jetzt der zweite Teil in Folge, bei dem relativ wenig an Handlung passiert. Im Prinzip wäre so eine detaillierte Beschreibung der Szene stimmungstechnisch schon gerechtfertigt, wenn es jetzt im Garten zum großen Showdown kommt. Aber selbst dann fände ich, dass manche Absätze für ihre Länge relativ wenig Information und Stimmung transportieren. Vielleicht könnte man ja mit der ein- oder anderen Andeutung noch etwas mehr Neugierde beim Leser für das Kommende wecken? Diese Kritik ist jetzt aber sehr subjektiv (damit nicht repräsentativ) und ich bin was das angeht auch alles andere als erfahren. Vor allem hat jeder Leser da andere Vorlieben, deshalb macht es sicher Sinn an der Stelle mal andere Lesermeinungen abzuwarten.

    Hier meine Anmerkungen:

    Spoiler anzeigen

    Erst als die mürrischen Gestalten auch den Handwerksmeister neben ihm bemerkten, entspannten sich ihre Gesichtszüge wieder

    Wie kommt es, dass

    1. die Wächter erstmal nur Juu-Ka sehen?

    2. sie Juu-Ka kritisch im Blick haben, seinen Vater aber nicht? Was "befürchten" sie von Juu-Ka?

    Ein Anflug von Begeisterung überkam den jungen Kemono, als er schließlich die vielen Leckereien entdeckte, die auf kleinen runden Tischen neben den Holzbänken verteilt standen.

    Ich dachte er hat gerade erst gegessen und eigentlich keinen Hunger ^^

    Als besonders furchteinflößend empfand Juu-ka die riesige schwarze Streitaxt, die mit zahlreichen Schlangenastriemen an seinem Rücken befestigt war.

    Ich bin mir nicht ganz sicher, welches Bild von einer Streitaxt du da im Kopf hast. Im Prinzip ist die "Klinge" ja in der Größe überschaubar und groß würde die Axt dann nur, falls sie einen langen Griff (als Stangenwaffe) hat - das wäre dann aber eher "lang" statt "riesig". Es gibt in manchen Darstellungen diese riesigen doppelschneidigen Streitäxte, die aber glaube ich völlig unrealistisch und im Kampf nutzlos sind. Falls hier jemand bessere historische Waffen-Kenntnisse hat, korrigiert mich aber bitte.

    Araho vermied es, seine Notlüge weiter ausschmücken zu müssen

    Hier hätten sich die guys vielleicht bei der Besprechung auf EINE Version von Notlüge einigen sollen ^^

    Der junge Kemono fuhr rasch aus seinen Gedanken hoch und sah wieder zum Eingangsbereich des Gartens, wo sich Li-hoi von seiner Mutter gelöst hatte und in bester Laune auf die Handwerkergruppe zugelaufen kam. Juu-ka winkte seinem Freund lächelnd zu, behielt zugleich aber auch Mi-ran im Auge, die skeptisch zum Podium schaute.


    Juu-ka wusste nicht, inwieweit Mi-ran ihren Sohn bereits über die aktuelle Lage im Dorf informiert hatte, daher entschied er sich für einen unverfänglichen Gesprächseinstieg, nachdem ihn sein fuchsfarbener Freund mit einem lässigen Pfotenschlag begrüßt hatte.

    "Na, wie läuft es mit deinem Nachhilfeunterricht? Kommen deine Schüler gut mit?" fragte Juu-ka, während er seinen Kopf leicht zur Seite neigte.


    Li-hoi entgegnete ihm mit einem Grinsen und einen hoch gereckten Daumen. "Alles super! Zahlenlehre, Kräuterkunde, Schriftsprache... die kommen mit allem ausgezeichnet zurecht!"


    Das Gespräch der beiden Freunde zog sich noch ein wenig hin und schwenkte zunächst zur eigenen Schulzeit, bevor es dann um ihre jüngsten Ausbildungserfahrungen ging. Mi-ran hatte unterdessen eine Plauderei mit Araho begonnen, von der Juu-ka allerdings kaum etwas mitbekam.

    Das wäre jetzt für mich so ein Beispiel von einem Absatz, der aus meiner persönlichen Sicht relativ wenig Stimmung und Information vermittelt, dafür aber viel Lesezeit frisst.

  • Hm, ich bin da bei Novize - das ist recht lang (und manchmal ein bisschen holprig) dafuer dass gar nicht so wahnsinnig viel passiert.

    Mein Kleinkram noch anbei:


    während Juu-kas Mutter für einen baldigen Kundentermin in den Betrieb zurückkehrte.

    Nach dem Abendessen? Nachdem der Markttag ereignislos war, ist im Betrieb so viel zu tun dass sie Abendschicht machen muss? Komisch...

    Erst als die mürrischen Gestalten auch den Handwerksmeister neben ihm bemerkten, entspannten sich ihre Gesichtszüge wieder.

    Was genau hatten sie denn von juu-Ka zu befuerchten? Irgendwie seltsam, diese Schilderung.

    Araho versuchte sich gerade wieder in das Gespräch einzuklinken

    Wieso 'wieder' - er hat ja vorher gar nicht am Gespraech teilgenommen...

    Nachdem sie sich einige Schritte von den vier Kemono entfernt hatte, verschwand sie schließlich hinter dem Tempelgebäude Richtung Garten.

    Also... irgendwie komisch, Zu detailliert, dass sie ein paar Schritte geht ehe sie verschwindet - der Leser muss nicht ueber jeden Schritt von Lukit informiert werden, dass sie um die Ecke geht reicht eigentlich.

    eröffnete sich ihnen ein eindrucksvolles Bild. Obwohl sich die Szenerie noch im Aufbau befand, bekamen die beiden Kemono bereits eine gute Vorstellung davon, wie sehr sich Lukit für ihre Gäste ins Zeug legte.

    Interpretation vor Schilderung...

    Die anderen beiden jagten ihm dagegen fast noch einen größeren Schrecken ein als ihr zeitweiliger Kommandant

    Juu-kaa hat echt Angst vor den Waechtern?! Wieso?! Er hat doch gar keinen Grund dazu, eigentich dienen die doch dazu ihn zu beschuetzen, oder?

  • Lieber Novize, lieber Thorsten,

    lieben Dank für die vielen Anmerkungen und die 'Geduld' für die etwas weniger ereignisreichen Kapitel ^^'

    Ich verstehe, dass es den Leser dazu bringen kann, die Geschichte irgendwann zur Seite zu legen, wenn ihm auf einer etwas längeren Strecke keine Szenen präsentiert werden, die der Handlung einen Ruck in eine bestimmte Richtung geben. Andererseits halte ich noch immer an der Überzeugung fest, dass viele dieser Informationen, die ich in diesem und dem letzten Kapitel vermittele, dem Gesamtwerk besser tun als wenn ich sie weglasse. Denn dann werden sicherlich Anmerkungen kommen, dass späteren Szene nicht nachvollziehbar wirken, ruckhaft und undurchdacht wirken. Die Längen kommen dann womöglich dadurch zustande, dass ich diese Informationen mit einem nachvollziehbaren Tagesablauf transportiere und mit Beschreibungen, die dem Worldbuilding dienen.

    Ob diese Überzeugung gerechtfertigt ist, muss man vielleicht nochmal gründlich überlegen, wenn das Werk am Ende in seiner Gesamtheit steht.

    Novize

    Was genau noch in dieser Gartenszene passiert will ich aus Spoilergründen natürlich nicht verraten. Warten wir es mal ab, ob diese detaillierten Beschreibungen von Juu-kas Ankunft gerechtfertigt sein werden :)

    Das mit der Neugierde hatte ich tatsächlich auch versucht (z.B. mit der Einführung der Figur Nowa), offenbar ist das aber nicht so ganz gelungen. Ich werd im Nachhinein noch mal überlegen, ob man etwas einstreuen kann, das zur Story passt.


    Zitat:

    Erst als die mürrischen Gestalten auch den Handwerksmeister neben ihm bemerkten, entspannten sich ihre Gesichtszüge wieder

    -> Wie kommt es, dass

    1. die Wächter erstmal nur Juu-Ka sehen?

    2. sie Juu-Ka kritisch im Blick haben, seinen Vater aber nicht? Was "befürchten" sie von Juu-Ka?

    Versuche in dieser Szene mal die Perspektive der Wächter einzunehmen. Wir erfahren ja ein paar Zeilen später, dass sie eher entnervt von Lukits Schutz sind. Dementsprechend schauen sie vielleicht nicht wegen Juu-ka so mürrisch, sondern, wegen ihrer Aufgabe, bei der die Priesterin offenbar nicht so kooperiert, wie es von den Wächtern gewünscht wird. So erleben wir ja, dass sie sich nach ihrer kurzen Unterredung wieder von ihren Beschützern entfernt und zum hinterherlaufen zwingt.

    Arahos Anblick signalisiert den Wächtern, dass hier ein Mitglied der Führungsriege steht, der mit Sicherheit kein Ärger machen wird - das entspannt die Gesichtszüge. Allerdings erblicken sie erst Juu-ka, der sich den beiden Wächtern ja zugewandt hat und direkt einen Augenkontakt herstellt. Im Gegensatz zu Araho kennen die Wächter Juu-ka weniger gut und können daher auch weniger einschätzen, ob er vielleicht Ärger machen könnte. Gerade falls sich unter den Wächtern rumgesprochen haben sollte, dass er am vergangenen Abend verdächtig im Busch saß und viiiielleicht ja etwas mit den Pergamenten zutun haben könnte. ...erst nach Juu-ka bemerken die Wächter Araho, der ja noch mit dem Rücken zugewandt neben Lukit steht.


    Zitat:

    Ein Anflug von Begeisterung überkam den jungen Kemono, als er schließlich die vielen Leckereien entdeckte, die auf kleinen runden Tischen neben den Holzbänken verteilt standen.

    -> Ich dachte er hat gerade erst gegessen und eigentlich keinen Hunger ^^

    Hier wird dir mit einem schönes Beispiel gezeigt, dass Hunger und Appetit zwei unterschiedliche Dinge sind ;)


    Zitat:

    Als besonders furchteinflößend empfand Juu-ka die riesige schwarze Streitaxt, die mit zahlreichen Schlangenastriemen an seinem Rücken befestigt war.

    -> Ich bin mir nicht ganz sicher, welches Bild von einer Streitaxt du da im Kopf hast. Im Prinzip ist die "Klinge" ja in der Größe überschaubar und groß würde die Axt dann nur, falls sie einen langen Griff (als Stangenwaffe) hat - das wäre dann aber eher "lang" statt "riesig". Es gibt in manchen Darstellungen diese riesigen doppelschneidigen Streitäxte, die aber glaube ich völlig unrealistisch und im Kampf nutzlos sind. Falls hier jemand bessere historische Waffen-Kenntnisse hat, korrigiert mich aber bitte.

    Ich hab mir die Waffe ungefähr so, wie auf diesem Bild vorgestellt: Gimli

    Wobei die Waffe mit ihrem längeren Griff schräg am Rücken befestigt ist - diese schräge Haltung der Waffen habe ich ja schon in Szene 9 eingeführt

    Zitat:

    Araho vermied es, seine Notlüge weiter ausschmücken zu müssen

    -> Hier hätten sich die guys vielleicht bei der Besprechung auf EINE Version von Notlüge einigen sollen ^^

    Haben sie auch. Ich hab die Stelle nochmal entsprechend angepasst.


    Zitat:

    Der junge Kemono fuhr rasch aus seinen Gedanken hoch und sah wieder zum Eingangsbereich des Gartens, wo sich Li-hoi von seiner Mutter gelöst hatte und in bester Laune auf die Handwerkergruppe zugelaufen kam. Juu-ka winkte seinem Freund lächelnd zu, behielt zugleich aber auch Mi-ran im Auge, die skeptisch zum Podium schaute. [...]
    -> Das Gespräch der beiden Freunde zog sich noch ein wenig hin und schwenkte zunächst zur eigenen Schulzeit, bevor es dann um ihre jüngsten Ausbildungserfahrungen ging. Mi-ran hatte unterdessen eine Plauderei mit Araho begonnen, von der Juu-ka allerdings kaum etwas mitbekam.

    Das wäre jetzt für mich so ein Beispiel von einem Absatz, der aus meiner persönlichen Sicht relativ wenig Stimmung und Information vermittelt, dafür aber viel Lesezeit frisst.

    Ja, hier war es mir ein wichtiges Anliegen Mi-ran und Li-hoi noch eine kleine Szene zu geben, damit ihre Anwesenheit gut im Kopf des Leser verankert bleibt. Vielleicht hat das noch eine Bewandtnis für die folgenden Szenen ;)

    Thorsten
    Zitat:
    während Juu-kas Mutter für einen baldigen Kundentermin in den Betrieb zurückkehrte.

    -> Nach dem Abendessen? Nachdem der Markttag ereignislos war, ist im Betrieb so viel zu tun dass sie Abendschicht machen muss? Komisch...

    (1) Wer sagt etwas von Abendessen? Die Veranstaltung im Garten war ja in der vorletzten Szene vor den Nachmittag angekündigt und das sollte vom Sonnenstand auch so passen. (2) sagt der Termin kaum etwas darüber aus, wie viel im Betrieb noch los ist, (3) habe ich nirgendwo in der Geschichte explizit gesagt, ob und wann der Betrieb am Tag seine Pforten schließt. Vor dem Hintergrund leuchtet mir diese Kritikpunkt nicht so recht ein.


    Zitat:

    Erst als die mürrischen Gestalten auch den Handwerksmeister neben ihm bemerkten, entspannten sich ihre Gesichtszüge wieder. Was genau hatten sie denn von juu-Ka zu befuerchten? Irgendwie seltsam, diese Schilderung.

    Da die gleiche Anmerkung vom Novizen kam, kopiere ich meine Antwort hier nochmal rein: Versuche in dieser Szene mal die Perspektive der Wächter einzunehmen. Wir erfahren ja ein paar Zeilen später, dass sie eher entnervt von Lukits Schutz sind. Dementsprechend schauen sie vielleicht nicht wegen Juu-ka so mürrisch, sondern, wegen ihrer Aufgabe, bei der die Priesterin offenbar nicht so kooperiert, wie es von den Wächtern gewünscht wird. So erleben wir ja, dass sie sich nach ihrer kurzen Unterredung wieder von ihren Beschützern entfernt und zum hinterherlaufen zwingt.

    Arahos Anblick signalisiert den Wächtern, dass hier ein Mitglied der Führungsriege steht, der mit Sicherheit kein Ärger machen wird - das entspannt die Gesichtszüge. Allerdings erblicken sie erst Juu-ka, der sich den beiden Wächtern ja zugewandt hat und direkt einen Augenkontakt herstellt. Im Gegensatz zu Araho kennen die Wächter Juu-ka weniger gut und können daher auch weniger einschätzen, ob er vielleicht Ärger machen könnte. Gerade falls sich unter den Wächtern rumgesprochen haben sollte, dass er am vergangenen Abend verdächtig im Busch saß und viiiielleicht ja etwas mit den Pergamenten zutun haben könnte. ...erst nach Juu-ka bemerken die Wächter Araho, der ja noch mit dem Rücken zugewandt neben Lukit steht.


    Zitat:

    Araho versuchte sich gerade wieder in das Gespräch einzuklinken

    -> Wieso 'wieder' - er hat ja vorher gar nicht am Gespraech teilgenommen...

    Haste recht, hab ich angepasst :)


    Zitat:
    Nachdem sie sich einige Schritte von den vier Kemono entfernt hatte, verschwand sie schließlich hinter dem Tempelgebäude Richtung Garten.

    -> Also... irgendwie komisch, Zu detailliert, dass sie ein paar Schritte geht ehe sie verschwindet - der Leser muss nicht ueber jeden Schritt von Lukit informiert werden, dass sie um die Ecke geht reicht eigentlich.

    Joa, die Schritte sollten dem Leser nochmal ein Detail zum Aufbau des Tempelgeländes vermitteln - hier: wie weit man von der Statue in den Garten braucht. Aber ja, ist nen Kürzungskandidat, den ich dann mal rausgenommen habe


    Zitat:
    Die anderen beiden jagten ihm dagegen fast noch einen größeren Schrecken ein als ihr zeitweiliger Kommandant

    -> Juu-ka hat echt Angst vor den Waechtern?! Wieso?! Er hat doch gar keinen Grund dazu, eigentich dienen die doch dazu ihn zu beschuetzen, oder?

    Den Kommentar hätte ich jetzt nicht erwartet, da die Erklärung der Angst doch wieder eine 'Interpretation' wäre, wenn ich deinem Kommentar zum letzten Kapitel richtig verstanden habe. Aus dem Grund hatte ich die Erklärung extra aus der

    Erstfassung dieses Kapitels rausgenommen. (hab's nu wieder reingenommen)

    Um die Erklärung hier nochmal deutlicher zu machen: Stell dir vor, du wärst gestern Abend als junger schreckhafter Kerl mit einem überschaubaren Selbstbewusstsein von der Polizei aufgegabelt worden und die Gesetzeshüter hätten dir plötzlich unvermittelt ihre Pistole ins Gesicht gehalten. Der Partner des Polizistin schießt sogar und verfehlt dich absichtlich knapp. Wie regierst du emotional, wenn sie dir am nächsten Tag wieder über den Weg laufen...? Vor dem Hintergrund find ich seine Reaktion eigentlich nachvollziehbar.

  • Wer sagt etwas von Abendessen?

    Du - in diesem Abschnitt (der zumindest hochgradig missverstaendlich ist wenn was anderes gemeint sein sollte):

    Kurz nachdem die Handwerkerfamilie das Geschirr für das Abendessen zur Seite geräumt und die Kräuterpaste zusammen mit dem restlichen Roggenlaib zurück in den Küchenschrank verstaut hatte

    Um die Erklärung hier nochmal deutlicher zu machen: Stell dir vor, du wärst gestern Abend als junger schreckhafter Kerl mit einem überschaubaren Selbstbewusstsein von der Polizei aufgegabelt worden und die Gesetzeshüter hätten dir plötzlich unvermittelt ihre Pistole ins Gesicht gehalten. Der Partner des Polizistin schießt sogar und verfehlt dich absichtlich knapp. Wie regierst du emotional, wenn sie dir am nächsten Tag wieder über den Weg laufen...? Vor dem Hintergrund find ich seine Reaktion eigentlich nachvollziehbar.


    Nee - weil Deine Erklaerung in einer Stadt zieht. Aber nicht auf dem Dorf. Weil... da kennt jeder jeden - eben nicht nur in der Rolle als Dorfpolizist, sondern auch privat. Man sieht sich zu Weihnachtsfeiern, Familienfeiern, man laeuft sich so ueber den Weg, man packt mal an wenn der andere was schweres zu tun hat, man passt mal auf die Kinder auf...

    Deine Kemono verhalten sich als wuerden sie in einer anonymen Stadt leben - aber das tun sie eben nicht, sie leben in einer sehr beschaulichen kleinen Umgebung.

    Und natuerlich hat der Dorfpolizist die Dorfjugend schon hundertmal dabei erwischt dass sie Unfug gemacht hat, sie verwarnt, oder auch den Eltern Bescheid gesagt - oder eben auch drueber gelacht.

    In einem Dorfkontext ist es sehr seltsam wenn er echt vor jemandem Angst hat, den er seit seiner Jugend kennen sollte und der ihm staendig ueber den Weg laufen sollte.

    Den Kommentar hätte ich jetzt nicht erwartet, da die Erklärung der Angst doch wieder eine 'Interpretation' wäre, wenn ich deinem Kommentar zum letzten Kapitel richtig verstanden habe.

    *seufz* Ich fuerchte wir reden immer noch aneinander vorbei.

    Es gibt - in einem Dorfkontext - keinen leicht zu erratenden Grund den ich mir als Leser denken koennte warum er tatsaechlich Angst haben sollte - statt dass ihm die Sache einfach peinlich ist, oder er Scheu zeigt, oder so.

    Es gibt einen sehr offensichtlichen Grund warum er sich um jemanden sorgen sollte der unterwegs zum Berg ist.

    Das macht die Sache schon unterscheidlich.

    Mein Kommentar zielte aber schon viel auf das wie - wenn die Interpretation als Spoiler vor der Beschreibung kommt, dann ist die Beschreibung nicht mehr so spannend. Das bedeutet nicht dass die Interpretation nie kommen sollte, oder immer stoert - aber wenn sie kommt, dann ist sie als Nachgedanke hinter der Beschreibung eines Geschehens wirkungsvoller.

    Andererseits halte ich noch immer an der Überzeugung fest, dass viele dieser Informationen, die ich in diesem und dem letzten Kapitel vermittele, dem Gesamtwerk besser tun als wenn ich sie weglasse.

    Wir sind an einem Teil der Geschichte, wo man... gerne wo anders waere.

    Es gibt zwei Handlungsstraenge mit mehr Action - der grosse ist die Gruppe die zum Nachtnebel unterwegs ist. Da waere man gerne dabei, aber die Geschichte bleibt zu Hause bei dem Kemono der sich Sorgen macht. Fuer einen Spannungsbogen ist das... zumindest eine ungewoehnliche Wahl.

    Der kleine ist, wer denn nun fuer Lukit plakatiert hat. Ehrlich gesagt haelt sich mein Interesse daran - im Vergleich zu der Detektivarbeit mit der Geschichte und der Reise zum Berg - in engen Grenzen, weil es letztlich eine Dorfposse ist (und recht offenkundig scheint wer am ehesten davon profitiert...) - aber auch hier macht die Geschichte wenig Anstalten die Sache aufzunehmen.

    In Kapitel 10 sitzen wir also auf einer Feier waehrend anderswo interessante Dinge passieren. Das kann man als Erzaehler schon machen, aber sollte vielleicht aufpassen dass diese Konstruktion auch haelt, denn so tragfaehig wie der klassische Spannungsbogen ist sie nicht automatisch, da muessen Stimmung etc. dann einfach sitzen um einen Ausgleich zu schaffen.

    Das waere meines Erachtens der Problemkreis in den Du hier steuerst - weniger ob die Info dem Werk guttut oder nicht.

  • @Juu-Ka

    In Kapitel 10 sitzen wir also auf einer Feier waehrend anderswo interessante Dinge passieren

    Das ist wohl wahr und der gute Juu-Ka kommt, samt seinen Freunden, einfach nicht in die Gänge. Falls das überhaupt noch was angedacht ist.

    Ich möchte ja nicht unhöflich sein aber ich glaube, das was du hier machst, nennt man Info Dump, der zu nichts führt außer den Leser zu langweilen, weil er deine Hintergrundgedanken nicht kennt.

    Das wäre jetzt so ein Punkt wo ich mir ernsthaft überlege, weiterlesen oder beiseite legen. Weil du hast Erwartungen geweckt und jetzt schweifst du in endlose Belanglosigkeiten ab.

    Schließlich ließ Lukit ihr Harfenspiel verklingen und verkündete

    Interessiert mich das? Ehrlich gesagt nö, nicht im geringsten. Was passiert mit denen die sich aufgemacht haben, was mit den Verfolgern, was macht die Gruppe Jugendlicher, rotten die sich jetzt zusammen oder "hafn di nu Shit in de Bux", wie es mein Onkel immer sagte? Juu-kas Ängste würden besser in einer aufregenden Szene passen als auf "Liebe Leute lasst euch mal sagen...." Veranstaltung.

    Ja, hier war es mir ein wichtiges Anliegen Mi-ran und Li-hoi noch eine kleine Szene zu geben, damit ihre Anwesenheit gut im Kopf des Leser verankert bleibt.

    Hast du dich mal gefragt wie viele Namen du in diesem Kapitel verwendet hast? Welche spielen eine Rolle und welche davon sollte ich mir merken? Ich als Leser..., puh, ähh, nein....

    Das ließe sich bestimmt eleganter lösen.

    Ruhige Szenen sind ja mal ganz schön, damit man mal verschnaufen kann, aber verd......t noch einmal, dahinten ist die Kac.. e am dampfen und ich als Leser darf da nicht hin. :chainsaw:

    Und natuerlich hat der Dorfpolizist die Dorfjugend schon hundertmal dabei erwischt dass sie Unfug gemacht hat, sie verwarnt, oder auch den Eltern Bescheid gesagt - oder eben auch drueber gelacht.

    Unser Dorf hatte, wo wir dorthin gezogen sind, an die fünfhundert Einwohner. Du wirst nicht glauben wie schnell ich die alle kannte. Da war ich zehn und ich behaupte jetzt einmal das ich kein Jahr brauchte um zu wissen wo jeder hingehörte. Dorf halt. Gemeinschaft groß geschrieben und die Welt war klein. Wirtshaus, Feiern, Maibaum aufstellen, Feuerwehr, Schützen, Angler usw.


    Aber jeder erzählt seine Geschichte wie er es mag.

    Sorry für die harten Worte aber ich weiß nicht wie ich es sonst sagen sollte. :)

  • Naja gut, ich denke, die Botschaft ist dann doch recht eindeutig :)

    Da habe ich mich wohl einfach verschätzt, was für den Leser interessant ist und mich zu sehr darin vertieft, wie ich die große Erzählung Stück für Stück voranbringen kann. Wenn ich mir die weiteren 13 vorgeschrieben Kapitel ansehe, wird die Geschichte in Anbetracht eurer Kommentare definitiv zu langsam vorankommen und dann wohl auch nicht den erhofften Impact bringen.

    Von daher: Es war ne interessante Zeit und ich bin dankbar, dass ihr euch mit dieser Geschichte auseinandergesetzt habt, aber hier ist dann der Punkt gekommen, wo ich mich in die lange Riege der abgebrochenen Geschichten einreihen muss.

    LG Juu

  • Da habe ich mich wohl einfach verschätzt, was für den Leser interessant ist und mich zu sehr darin vertieft, wie ich die große Erzählung Stück für Stück voranbringen kann.

    Also, zumindest von meiner Seite ging's darum, Dir den Problemkreis bewusst zu machen in den Du steuerst, nicht den Entwurf schon komplett fuer untauglich zu erklaeren

    Das kann man als Erzaehler schon machen, aber sollte vielleicht aufpassen dass diese Konstruktion auch haelt

    Daher... musst Du wissen was Du mit der Info machst, aber ich habe nicht das gemeint was Du offenbar verstanden hast. :huh:

  • Hey, Juu-Ka

    als eine, die wirklich gut nachfühlen kann, wie es dir im Moment mit deiner Entscheidung geht, möchte ich dir Mut machen, das Projekt erstmal zur Seite zu legen und durchzuatmen. Ich bin mir sicher, dass sich die Enttäuschung (und eventuell aufgekommener Ärger) bald legen werden und du in Ruhe nochmal über all das nachdenken kannst. Ich hatte beim Abbruch meiner Geschichte auch noch sechzehn Kapitel, die es nie ins Forum geschafft haben, und ich steckte bis zur Halskrause voller Frust. Aber schon ein paar Tage später war ich wild entschlossen, mich da nochmal ranzusetzen und all die vielen Vorschläge meiner Leser in einer neuen Version irgendwie zu berücksichtigen. Natürlich ist man als Autor dann in Sorge, inwieweit das danach noch die eigene Geschichte ist, aber mir ging es gut mit diesem Entschluss und ich merke, wie ich langsam anfange, mit den Hufen zu scharren.

    Lange Rede - kurzer Sinn: Lass dir Zeit und denk nochmal in Ruhe nach. "Abgebrochen" lässt sich jederzeit umändern in "pausiert" und ich wünsch dir, dass auch du zu diesem Schritt irgendwann dein Ja findest.

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Juu-Ka,

    für mich kam dein Entschluss, die Geschichte abzubrechen, recht überraschend. Auf den ersten Blick scheinen die Probleme, die sich aufgetan haben, eher erzähltechnischer Natur zu sein. Ich kann nur von dem sprechen, was schon veröffentlicht ist, aber da haben sich m.E. noch keine unlösbaren Probleme aufgetan. Ich würde mal behaupten - ohne selbst Erfahrung zu haben - dass die Probleme, in die du hier läufst für die ersten längeren Geschichten, die man schreibt, völlig normal sind. Ich persönlich rechne zumindest fest damit, dass ich mit meiner längeren Geschichte früher oder später mal in ein ähnliches Problem laufe und dann hoffentlich die Motivation habe, das zu beheben ^^. Aber an dem "hoffentlich" siehst du schon, dass ich auch den Frust nachvollziehen kann, der sich aufbaut, wenn man überwiegend negative Kritik zu einer Arbeit bekommt, in die man viel investiert hat. Am Ende kannst natürlich nur du wirklich beurteilen, ob das Abbrechen der Geschichte Sinn macht. In dem Zusammenhang kann ich mich nur an das anschließen, was Tariq gesagt hat und noch ergänzend empfehlen: nachdem du etwas Abstand gewonnen hast, um die Dinge ganz nüchtern zu betrachten:

    1. Vergleich immer den Aufwand, den du schon in die Geschichte hinein gesteckt hast mit dem der Änderung

    2. Brich die Geschichte nicht (nur!) ab, weil sie einzelnen Lesern nicht gefällt, sondern nur dann, wenn du (auch) selbst von der Kritik überzeugt bist

    Falls du die Probleme, die für dich einen Abbruch rechtfertigen, hier diskutieren willst, bin ich auch gerne bereit mit über Lösungen nachzudenken.

  • @Juu-Ka

    Nun, deinen Entschluss habe ich mit bedauern aufgenommen. Ich kann mich da aber den anderen nur anschließen. Vor allem @Tariq die auch ihre super Geschichte hoffentlich nur pausieren lässt. :pupillen: :)

    Aber das Problem haben viele und ihr beiden seit, zumindest mir, einen großen Schritt voraus. Ihr habt es gewagt euch mit eurer Geschichte dem kritischen Lesern zu stellen. Wow, echt mutig.

    Also, zumindest von meiner Seite ging's darum, Dir den Problemkreis bewusst zu machen in den Du steuerst, nicht den Entwurf schon komplett fuer untauglich zu erklaeren

    als eine, die wirklich gut nachfühlen kann, wie es dir im Moment mit deiner Entscheidung geht, möchte ich dir Mut machen, das Projekt erstmal zur Seite zu legen und durchzuatmen. Ich bin mir sicher, dass sich die Enttäuschung (und eventuell aufgekommener Ärger) bald legen werden und du in Ruhe nochmal über all das nachdenken kannst.

    Auf den ersten Blick scheinen die Probleme, die sich aufgetan haben, eher erzähltechnischer Natur zu sein. Ich kann nur von dem sprechen, was schon veröffentlicht ist, aber da haben sich m.E. noch keine unlösbaren Probleme aufgetan.

    So sehe ich das auch. Werfe nicht die Flinte ins Korn.

    Es ist aber nun einmal etwas anderes, was man und wie man es erzählen möchte und wie der Leser darauf reagiert. Wenn ich das hier so sehe und lese, müsste ich wohl meine Geschichte komplett umschreiben, damit sich hier überhaupt einer damit beschäftigen würde oder nicht schon nach wenigen Seiten die Lust am lesen verliert, weil zu langatmig. Darum versuche ich mich ja auch in den Kurzgeschichten, um mich möglichst aufs Wesentliche zu beschränken. Und irgendwann meine Geschichte soweit zu bringen, das jemand sie lesen würde.

    Hoffe das du Juu-ka nicht in die Verbannung schickst. :)

    Hoffe du hast deine eigenen Worte nicht vergessen.

    Vielen Dank nochmal für die zusätzlichen Erläuterungen. Dein letzter Kommentar wirft ein paar grundlegende Fragen zum Erzählungsstil auf - ich werde mich damit nochmal intensiver befassen, wenn die Überarbeitung des großen Ganzen ansteht)

    :)

    • Offizieller Beitrag

    Hey Juu-Ka

    Ich würde es auch sehr schade finden, wenn du dieses Projekt abbrichst. Ich denke schon dass es potentail hat. Vielleicht reicht eine zusätzliche Erzählperspektive schon, dann musst du an Juu-Kas Parts vielleicht nicht mehr so viel ändern.
    Hat den Vorteil, dass du vielleicht (ich kenne ja nicht das große Ganze) nicht den ganzen Plot überarbeiten musst. Weil dass du dir bei den einzelnen Geschehnissen was gedacht hast merkt man ja. Man ist nur leider nie na genug dran:/

    Ich hoffe zumindest du hast diese Geschichte noch nicht aufgegeben ^^ Und falls du Hilfe brauchst, stehe ich auch gerne zur verfügung :D

    LG Etiam