Es gibt 201 Antworten in diesem Thema, welches 14.990 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (13. Mai 2024 um 18:10) ist von Sensenbach.

  • Danke Thorsten und Etiam für euer Feedback und den Austausch zum letzten Part :danke:

    Ist natürlich immer ein bisschen schwierig, wenn so ein Kapitel zerhackt wird. Vielleicht hätte sich die eine oder andere Frage im Zusammenhang geklärt. Nach dieser Diskussion um Sirius Charakterdarstellung bin ich jetzt umso gespannter, wie wohl die Fortsetzung wahrgenommen wird.

    Aber nun erstmal zum aktuellen Part:

    Thorsten

    Das hatte ich beim Lesen als stark empfunden (obwohl das auch so ein Gedanke waere der zu Dagon passen koennte...)

    Okay, dann passt das ja schon mal :)

    Im Grunde fühlt sich Sirius in seiner ohnehin schon vorhandenen Tendenz zum Bösen hiermit nur ein weiteres Mal bestätigt. Ich denke, ein Gedankengang wie dieser hier passt insofern ganz gut und ist vielleicht auch ein Stück weit menschlich. Wenn deine Überzeugung durch ein bestimmtes Vorkommnis bestärkt wird, wächst sie ja dadurch nur. (als "unbewusst" hatte ich das im Übrigen nicht geplant)

    .. aber hier wird das wieder zunichte gemacht. Hier wird Sirius vom Philosophen der eine Rechtfertigung fuer seine Taten sieht zum erbaermlichen Handlanger der selbst seine Belohnung nur als vage Wunschvorstellung (also unrealistisch) empfindet und eigentlich ohne jede sinnvolle Idee trotzdem boeses tut.

    Ich sehe es nicht so, dass er eine "Rechtfertigung" braucht. Er fühlt sich ganz einfach bestätigt in seiner Annahme, dass die Engel sich nicht wirklich für die Menschen interessieren. Dass den Menschen die Erinnerung genommen wurde und es nun genauso weitergeht, wie zuvor. Der gleiche Trott, das gleiche Leid...es hat sich eben nichts geändert. Ich finde, dafür muss man jetzt kein Philosoph sein, um zu diesem Schluss zu kommen :hmm:

    Eigentlich habe ich diese Szene bewusst so gestrickt, dass sein Gedankengang nachvollziehbar bleibt. Im Grunde fällt es nicht schwer, ihm hier ein Stück weit zuzustimmen.

    Und dass er nunmal leider "nur" ein Handlanger des Bösen ist (eigentlich ja auch keine wirklich gloreiche Alternative) erklärt er damit, dass ihm das noch immer lieber ist, als dem Guten hinterherhecheln zu müssen. Er sieht für sich darin keine Erfüllung, keine Perspektive. Er rechnet sich auf der anderen Seite ganz einfach größere Chancen aus, eines Tages über Macht und Einfluss zu verfügen. Dagon hat ihn ja bereits ein bisschen an seiner Macht teilhaben lassen (deshalb die Zeichen auf dem Arm), er hat Sirius eine besondere Stellung verpasst, usw. Er ist also schon in den Genuss gekommen, was es heißt, sich über die Menschen und die Engel zu erheben.

    Und nun, nach Dagons Verschwinden, muss er sich neu sortieren. Er muss sich mit den Seelenfressern arrangieren und ausloten, wie er seine Position festigen kann. Er weiß halt auch um die Grausamkeit dieser Kreaturen und dass sie womöglich anders ticken, als es Dagon getan hat, den er ja auf gewisse Weise verehrt hat. Eventuell wird das im nächsten Part deutlicher werden.

    Generell schilderst du in diesem Abschnitt sehr ausfuehrlich - es geht damit los dass er erst seine Jacke nimmt und dann eine Taschenlampe, wir lesen von Kartons etc.


    Soll wohl irgendwie eine desolate Horrorstimmung einfangen, aber wir bekommen das ja direkt nach Dagons magischer Tour de Force serviert, und im Kontrast wirkt es dann sehr banal.


    Also, ist hier nicht langweilig oder so, es ist mir halt aufgefallen und ich frage mich welchen Zweck du damit verfolgst.

    Zunächst mal finde ich diesen Kontrast eigentlich gar nicht schlimm :hmm: Dass Dagons aktuelle Situation jetzt nicht mit der von Sirius zu vergleichen ist, liegt ja auf der Hand. Der eine befindet sich in seiner ganz persönlichen Hölle, irgendeiner anderen Dimonesion, von der man noch nicht genau weiß, wo das überhaupt ist...und Sirius ist auf der Erde.

    Insofern verfolge ich hier keinen bestimmten "Zweck" mit dieser Darstellung. Sie ergibt sich ganz einfach :pardon:

    Vielleicht nochmal kurz zu der Kapitelabfolge. In der ursprünglichen Fassung kam die Dagon-Einführung ja erst recht spät. Nämlich erst NACH der Verhandlung und NACH dem Freddy-Part und NACH Elias Ausflug zu der Ruine des Klosters. Ich hatte mir aber ja überlegt, diese Kapitelabfolge etwas umzustellen und die Dagon-Perspektive bereits etwas früher einzuführen. Dann würden diese beiden Parts hier auch nicht diekt aufeinanderfolgen.

    und letzlich ist Sirius nur ein Handlanger der an Komplexitaet den Hauptpersonen nicht den Rang ablaufen sollte, deshalb... wuerde ich es fuer sinnvoller halten wenn er klar als Opportunist markiert wird und die Philosophie des Boesen eher Dagon ueberlassen wird.

    Echt? Das wundert mich jetzt ehrlich gesagt ein bisschen, das von dir zu hören :)

    Die letzten jahre hier im Forum haben es mich eigentlich gelehrt (um nicht zu sagen, es wurde mir eingetrichtert :rofl: ), dass eine gewisse Vielschichtigkeit der Charaktere gewünscht wird. Dass es nunmal nicht ausreicht jemanden einfach nur als böse darzustellen, sondern man sich mit dem inneren Konflikt, der Motivation usw. auseinandersetzen muss. Das habe ich hier bei Sirius meines Erachtens gemacht, weil es irgendwie auch unausweichlich war. Seine Lebensumstände haben sich ja schließlich auch wieder geändert...er muss sich einer neuen Herausforderung stellen. Es knüpt nicht einfach in Band 2 an, weshalb man ein Stück weit zumindest darauf eingehen muss, wie es jetzt in ihm aussieht, welche Ängste und Befürchtungen er hat, was seine Hoffnung ist usw.

    Natuerlich kann man auch jemanden wie Sirius als zerrissenen, richtig komplizierten Charakter anlegen der unbewusste Entscheidungen faellt und sein schlechtes Gewissen dass dann aufkeimt mit philosophischen Ueberlegungen verbraemt.

    So "kompliziert" sollte er eigentlich gar nicht rüberkommen :hmm: Wie gesagt, für mich war es absolut klar, dass ich hier auf sein Innenleben zumindest etwas eingehen muss, um ihn nicht wie eine leere, charakterlose Hülle rüberkommenzulassen. Jemanden, der einfach tut. Natürlich muss er seine Umwelt ja irgendwie wahrnehmen, Dinge gedanklich kommentieren usw. Sonst bräuchte ich ja nicht aus seiner Perspektive zu schreiben.

    Okay, es mag natürlich sein, dass dir der Charakter einfach nicht so gut gefällt, wie ich ihn angelegt habe. Dann tut es mir leid :pardon:


    Etiam

    Ich hatte es aus eine Mischung aus Rebell und Eigennutz verstanden.

    Ja, so in etwa hatte ich es mir auch gedacht :)

    Rebell gegen den Himmel. Seine Abneigung dahingehend wird ja beschrieben. Somit ist eine Tendenz zur anderen Seite schon mal klar.

    Jep!

    Und das "Philosophische" hatte ich einfach nur als Selbstbestätigung verstanden, um das zu rechtfertigen was er tut. HÄTTE er noch einen Grund gebraucht, DANN ... aber er hatte sich ja schon längst entschieden.

    Genau so war es gedacht.

    Das war für mich das klassische Unterbewusstseins blabla

    Wie gesagt, für mich spielte sich dieser Gedankengang nicht "unterbewusst" ab. Ich denke schon, dass Sirius darüber ganz klar reflektiert und sich ganz einfach bestätigt sieht in seiner Überzeugung. An die Verstrickung unterbewusster Vorgänge und deren Einfluss auf Sirius Verhalten würde ich mich hier tatsächlich nicht heranwagen...das wäre dann selbst mir ein bisschen zu komplex. :rofl:Da würde ich Thorsten zustimmen, dass derartige Schilderungen eher den Hauptprotagonisten vorbehalten bleiben sollten.

    LG

    Rainbow

  • Moooment

    Die letzten jahre hier im Forum haben es mich eigentlich gelehrt (um nicht zu sagen, es wurde mir eingetrichtert :rofl: ), dass eine gewisse Vielschichtigkeit der Charaktere gewünscht wird.

    Meine Bemerkung bezog sich aber speziell auf 'relativ zu den anderen'

    Elias ist ein recht einfacher Charakter - wie man halt als Engel so ist - fiese Anwandlungen hat er nicht, selbst in der Rebellion versucht er, noch besser als die anderen Engel zu sein, und generell ist er ziemlich vorhersehbar.

    Der ist aber einer Deiner Hauptcharaktere, wir sollen ja als Leser die Beziehung zwischen Emilia und Elias nachvollziehen und uns daran freuen.

    Wie Du vielleicht schon an dem einen oder anderen Kommentar gemerkt hast, besteht eine gewisse Gefahr daran dass ihm von Dagon der Rang abgelaufen wird - der ist naemlich - als Boeser mit Stil - richtig interessant und macht Spass zu lesen - auch weil er weniger vorhersehbar ist.

    Wenn Du aber jetzt auch Sirius noch als Charakter aufbaust der interessanter (weil komplexer und ambivalenter) als Elias ist, dann torpedierst Du Deine Geschichte zwischen Elias und Emilia irgendwann wirklich.

    DAS ist der Punkt den ich anmerken will - NICHT dass komplexe Charaktere schlecht sind oder dass mir Sirius nicht gefallen wuerde. Im Gegenteil, Deine Probleme fangen an wenn mir Sirius richtig zu gefallen beginnt...

    Du koenntest die Sache auch angehen indem Du Elias vielschichtiger und widerspruechlicher gestaltest - nur wuerde das an dieser Stelle der Geschichte richtig viel Arbeit machen...

  • Liebe Rainbow

    Hier mein Betrag zu Post 132.

    Ein sehr wortgewaltiger Abschnitt in dem einiges mit Dagon geschieht. Starke Rückblende! Mir gefällt die Schreibweise hier sehr gut, sie passt zu den Ereignissen. Ich kann mir die Vorgänge beinahe wie in einem Film vorstellen. Gut gemacht!


    Spoiler anzeigen

    Dagons Erwachen

    Dagon fuhr hoch.

    Eine bleierne Schwere lag auf ihm. Benommen blinzelte er gegen den trüben Schleier an, der ihm die Sicht nahm.

    Nur langsam klarte das Bild vor seinen Augen auf und er fand zu sich.

    Kalte Böen peitschten über ihn fort (besser: hinweg?). Von Eis durchzogener Hagel prasselte auf ihn nieder (Hagel ist ja eigentlich Eis) und hatte ihn bereits unter einer weißen Schicht vergraben.

    Was war geschehen? Wo war er?

    Augenblicklich blitzten die Bilder vor seinen Augen auf, die das Grauen wiederkehren ließen:

    Sein Sturz in die Verdammnis...Flammende Fangarme, die ihn festhielten, ihn dem Feuer zum Fraß vorwarfen, während sich die Zeit auflöste und ihm die Unendlichkeit den Verstand raubte...

    Ihm schwindelte und die weiße Landschaft verschwamm mit dem nachtschwarzen Himmel zu einem Kaleidoskop (Ich bin mir nicht sicher ob sich Kaleidoskop nicht nur auf das gleichnamige Gerät bezieht) aus Schatten und Licht.

    Schwarz und Weiß.

    Weiß und Schwarz.

    Hastig sog er die eiskalte Luft ein. Mit jedem Atemzug schlitzte sie ihm die Kehle auf (Das ist mir too much), als bestünde sie aus tausend messerscharfen Klingen.

    Darum bemüht, in dem pulvrigen Schnee Halt zu finden, stieß er sich vom Boden ab, doch die Leichtigkeit seiner Bewegungen war der Trägheit eines beengenden Körpers gewichen. Stechender Schmerz durchfuhr ihn, als ramme ihm jemand ein glühendes Eisen in den Rücken.

    Was im Namen Luzifers...?

    Ein Blick genügte, die unausgesprochene Frage zu beantworten: Seine Schwingen.

    Von verbrannten Stellen gezeichnet, hingen sie wie ein löchriger Lederumhang an ihm herab. Der Versuch sie zu bewegen, ließ ihn gequält aufstöhnen. Mit zusammengepressten Zähnen betrachtete er das Blut, das aus den Wunden unterhalb seiner Schulterblätter sickerte. Träge tropfte es neben ihm zu Boden und färbte den Schnee dunkel.

    Die sich ausbreitende Schwärze auf dem hellen Grund verästelte sich, und erinnerte an das Geflecht aus Adern, das unter seiner blassen Haut hervorschimmerte. (Damit meinst du das Blut auf dem Schnee. Oder? "Heller Grund" hat mich stutzen lassen. Gibt es noch ein anderes Synonym für Schnee?)

    Benommen verfolgte er die dunklen Linien auf seinem Unterarm. Sie schienen sich zu bewegen, dünnen Schlangen gleich, die sich an ihm hinaufwanden. (Bin mir nicht sicher was sich da bewegt. Die "dunklen Linien" sind Blut? Manchmal muß man eine Wortwiederholung einfach zulassen)

    Sein Blick wanderte zu dem zerrissenen Hemd, das lose um seinen Oberkörper flatterte und blieb schließlich an der Narbe auf seiner Brust hängen: Ein schimmerndes Mahnmal, das aus der Dunkelheit hervorstach.

    Bedächtig fuhr er mit dem Finger darüber.

    Umgehend spürte er das warme Glühen in seinem Inneren, das wie ein monotones Pochen in ihm widerhallte. Schwerfällig und holprig, einem zweiten Herzschlag gleich, der nicht sein eigener war.

    Fest presste er die Lider zusammen, atmete gegen die Enge in seiner Kehle an, bevor die Erinnerung ihn mit sich riss:

    Als er die Augen aufschlägt, kniet er zwischen den Trümmern der Kapelle. Der Engel liegt mit verrenkten Flügeln nur wenige Schritte von ihm entfernt. Obwohl er sie nicht sehen kann, fühlt er ihre Anwesenheit. Langsam dreht er den Kopf zur Seite. Schwankend bewegt sie sich auf ihn zu, beide Hände um den Schaft des Schwertes geschlungen. Sie kann es kaum halten... es ist zu schwer für sie.

    Sein Blick heftet sich auf die Waffe. Er erkennt sie sofort.

    Der breite Griff mit der leicht geschwungenen Parierstange, die Schneide, die je nach Lichteinfall in einem bronzenen Ton leuchtet, und dem rechtmäßigen Besitzer den verschnörkelten Schriftzug offenbart: Jerameel.

    SEIN Schwert.

    Das Schwert des Auserwählten!

    Der Allmächtige selbst hatte es ihm überreicht in jener Nacht vor über dreitausend Jahren. Im himmlischen Feuer geschmiedet, so hieß es, sollte es nur für einen Zweck bestimmt sein:

    Seinem Herrn zu dienen, um das Böse endgültig zu besiegen.

    Die Ironie hinter dieser Erkenntnis lässt ihm ein Lächeln auf die Lippen treten, als sich das Mädchen Schritt für Schritt auf ihn zubewegt...Ihre Hände zittern...

    Sie zögert. Er sieht, wie sie sich windet...mit sich kämpft ...

    TU ES...!, hallt seine Stimme in ihm nach, mit der er sie auffordert, zu beenden, was beendet werden muss...

    Der Schmerz reißt ihn entzwei, als sich Jerameel in seine Brust bohrt, sich das Licht Gottes durch seine Adern frisst...ihn verzehrt.

    Das Letzte, was er sieht, sind braune Augen. Sie füllen sich mit Tränen...lassen ihn nicht los...bis er in Dunkelheit ertrinkt.

    Sehr geil!

    Ein Geräusch ließ ihn hochschrecken. Das dämmrige Licht war undurchdringlicher Schwärze gewichen.

    Kurz rang er darum, die Orientierung wiederzuerlangen. Wie viel Zeit mochte vergangen sein?

    Er lauschte seinem Herzschlag. Nur ganz leicht noch vernahm er das warme Glühen in seiner Brust. Stattdessen schien sich die Kälte mehr und mehr in ihm auszubreiten.

    Mit jedem Augenblick der verging, spürte er, wie er schwächer wurde. Als seien die verbliebenen Reste seiner kläglichen Existenz ins tosende Meer geschüttet worden, wo sie von den Wellen hin- und hergetragen wurden, um zu verwässern... sich nach und nach aufzulösen.

    Bei den Schwingen des Zeramons.

    Wo auch immer er hier gelandet war, er musste zusehen, dass er von hier fortkam, und zwar schnell.

    Er wollte sich vom Boden abstoßen, die Flügel entfalten, um sich in die Lüfte zu erheben, doch der Schmerz, der durch seine Glieder jagte, fesselte ihn an Ort und Stelle.

    Darum bemüht, die Qualen auszublenden, die ihm sein geschundener Körper bescherte, kämpfte er sich Schritt für Schritt vorwärts. Er stolperte durch den kniehohen Schnee, fiel und rappelte sich mühsam wieder auf.

    Ein plötzliches Grollen in der Ferne ließ ihn innehalten. Abrupt blieb er stehen, legte den Kopf schief und horchte.

    Der Boden unter seinen Füßen vibrierte.

    Schnee prasselte von den Bäumen auf ihn nieder.

    Dann war es wieder still. Nur das Tosen des Windes war zu hören.

    Langsam ging er weiter.

    Mit den Händen schirmte er seine Augen ab, versuchte, in dem heillosen Chaos etwas erkennen zu können, doch dieser Ort schien sich gegen ihn verschworen zu haben. Der Hagel ging in Schnee über. Wie eine undurchdringliche Wand wehten ihm die dicken Flocken nun entgegen und je weiter er voranschritt, desto tiefer versank er in den weißen Massen.

    Nach und nach klarte die Sicht auf, der Wind wurde weniger und er konnte ein Ufer erkennen, das linksseitig von einer wabernden Wand umgeben war. Die Mauer aus purer Energie verlor sich in den Weiten des Waldes. Den Kopf in den Nacken gelegt folgte Dagons Blick dem mächtigen Schild, der sich bis weit über die Baumwipfel erstreckte, wo er sich in Form einer riesigen Kuppel über den Nachthimmel wölbte.

    Überall dort, wo Blätter oder umherfliegende Äste mit dem magischen Wall in Berührung kamen, blitzte es auf und ein unheilvolles Knistern durchbrach die Stille.

    Das kurze Zischen, das von einem verbrannten Geruch begleitet wurde, ließ erahnen, was ihn erwartete, sollte er es wagen, die Grenze überschreiten zu wollen.

    Nun sah er auch die dunklen Schatten, die sich auf der anderen Seite abzeichneten.

    Wächter...

    Gezwungen, ihr dämonisches Dasein an dem Übergang zur ewigen Verdammnis zu fristen, geiferten sie danach, sich jeden noch so kleinen Funken Lebensenergie einzuverleiben.

    Die Barriere ohne brauchbaren Plan, noch dazu in seiner jetzigen Verfassung, überwinden zu wollen, hieße, von der Übermacht jener Kreaturen in Stücke gerissen zu werden.

    Wäre er im Vollbesitz seiner Fähigkeiten, er hätte es umgehend versucht. Aber so, wie die Dinge jetzt standen, konnte er von Glück reden, wenn er dieser Atmosphäre (Hier habe ich gestutzt. Meinst du wirklich "Atmosphäre"?) noch eine Weile standhielt.

    Es muss einen anderen Weg geben...

    Er sah sich um.

    Bläulich schimmernd hoben sich die Reflektionen der Barriere von der spiegelglatten Oberfläche des Sees ab, welcher wie ein ausgebreitetes samtschwarzes Tuch vor ihm lag.

    Im Schein des Lichtes glitzerte das Weiß des Schnees als bestünde es aus tausenden von Diamanten, doch die friedvolle Idylle vermochte ihn nicht zu täuschen. Lediglich ein Narr würde annehmen, dass auch nur irgendetwas an diesem Ort echt wäre.

    Vorsichtig näherte er sich dem See. Das von Raureif überzogene Laub, raschelte unter seinen Füßen. Feine Eiskristalle bedeckten das Ufer, doch das Wasser schien sich den eisigen Temperaturen nicht beugen zu wollen.

    Du kennst die Gesetze nicht, die hier herrschen...Bleib wachsam!

    Beim Wetter bin ich mir nicht sicher. Es scheint mir manchmal zu stürmen und dann wirkt es wieder windstill mit glitzerndem Schnee.

    Kräuselnde Wellen stießen sanft gegen seine Fußspitzen, als er sich herunterbeugte.

    Unscharf zeichneten sich die Umrisse seines Spiegelbildes vor ihm ab.

    Das nachtfarbene Haar, von Schneeflocken durchzogen, kräuselte sich in seinem Nacken und aus dem blassen Gesicht sahen ihm ein paar Augen entgegen, die wie flüssiges Silber aus der Dunkelheit hervorblitzten. Hell und strahlend...

    Wie die Klinge Jerameels.

    Übelkeit stieg in ihm hoch und er spürte, wie seine Hände zu zittern begannen. In einem Anflug angewiderten Entsetzens griff er nach einem Stein und warf ihn in das Wasser. Tropfen spritzten in alle Richtungen und sein Spiegelbild löste sich auf. Noch bevor es sich wieder zusammensetzen konnte, stieß er sich vom Boden ab und atmete in heftigen Zügen die eiskalte Luft ein, die sich unerbittlich in seine Lungen fraß.

    Den Kopf mit den Händen fest umklammert, stolperte er am Ufer entlang. Als könne es ihm gelingen, damit den rasenden Gedanken Einhalt zu gebieten, die ihn wie feige Angreifer aus dem Nichts attackierten.

    Du bist besonders, Dagon! ...

    Du verrätst nicht nur die Menschen, sondern dein eigenes Reich ebenso...

    Die Worte, die der ´Allmächtige` an ihn gerichtet hatte, hallten in ihm wider. Wie Säure fraß sich die Erinnerung an seine letzte Aussprache mit dem sogenannten Schöpfer über den Himmel und die Erde durch seine Eingeweide und verschmolzen mit dem Schmerz der pochenden Narbe auf seiner Brust.

    „Du hast keine Macht mehr über mich...“, presste er mühsam hervor, darum ringend, sich an das Letzte zu klammern, was ihm geblieben war. Sein Stolz.

    Unbarmherzig blies ihm der Wind entgegen, während ihm die eisige Kälte ins Gesicht schnitt, als wolle ihn der Zorn Gottes persönlich in seine Schranken weisen.

    Das unheilvolle Grollen, welches sich nun aus der Ferne näherte, ließ seine Annahme zu einer schaurigen Realität werden.

    Die Erde erzitterte, als würde sich etwas Großes durch den Wald bewegen und dabei die Bäume zur Seite pflügen.

    Holz splitterte und Äste brachen. Irgendetwas schob das Totholz beiseite.

    Hektisch blickte er sich um. Versuchte in der Schwärze des in Dunkelheit liegenden Forstes etwas zu erkennen. Seine beeinträchtigten Sinne arbeiteten nur langsam, weshalb es einen Moment dauerte, bis er die Gefahr lokalisieren konnte.

    Doch dann sah er es.

    Ein seltsam flimmernder Schatten der direkt auf ihn zukam und die Landschaft verschluckte.

    Die hochgewachsenen Tannen kippten beiseite, zerfielen zu Staub, der vom Wind davongetragen wurde. Anstelle von Eiskristallen rieselten jetzt dicke Ascheflocken herab. Wie angekokeltes Papier (Stilbruch: verbranntes Pergament?) flogen sie durch die Luft und fielen träge auf seine Schultern.

    Die weißen Massen schmolzen dahin, legten den darunterliegenden Furchen durchzogenen Boden (holprig) frei.

    Er strauchelte und landete auf dem Weg. Kochende Hitze stieg aus dem Erdreich empor.

    Mit einem Satz war er wieder auf den Beinen, betrachtete seine Handfläche, die von Brandblasen übersäht waren.

    Schwerfällig stützte er sich gegen einen nahestehenden Baumstumpf, bevor er sich davon abstieß und sich erneut in Bewegung setzte.

    Was auch immer es war, das sich da aus dem Wald näherte. Er würde nicht abwarten, um es aus der Nähe zu betrachten.

    Über seine eigenen Füße stolpernd schleppte er sich den Pfad zurück, den er entlanggekommen war. Der See blubberte und warf schäumende Blasen. Schwüler Dunst hing in der Luft. Risse gruben sich immer tiefer in den steinigen Untergrund, die sich wie kleine Rinnsale mit schwelender Lava füllten.

    Das Grollen hinter ihm kam näher.

    Beinahe schon glaubte er, den heißen Atem der Verdammnis in seinem Nacken spüren zu können.

    Endlich näherte er sich der Stelle, an der er vorhin zu sich gekommen war.

    Er erkannte die Bäume, die mit ihren eigenwillig verformten Ästen unter einer dicken Eisschicht vergraben gewesen waren. Nun, da der Schnee weggeschmolzen war, ragten deren Kronen wie ineinandergeschlungene Arme gen Himmel. Der Wind ließ sie hin- und herschaukeln, wodurch es aussah, als seien sie zum Leben erwacht.

    Höllenglut und Dämonenasche..

    Einen zweiten Blick riskierend, stellte sich heraus, dass dies mehr als nur eine optische Täuschung war.

    Mit schaurigem Entsetzen nahm er zur Kenntnis, wie die Rinde aufplatzte und das morsche Holz nachgab. Teile des Baums wurden regelrecht weggesprengt und darunter kamen klauenbesetzte Schwingen zum Vorschein. Kurz darauf zeichnete sich ein spitzer Schnabel ab, der zu dem Schädel eines mit Schuppen gepanzerten Körpers gehörte.

    Eine Serpyie ... Nein! ... Viele davon...

    Wild und ungestüm tobte das Krächzen der geflügelten Kreaturen über die Anhöhe. Immer mehr davon gruben sich aus den hölzernen Riesen und erhoben sich, nach Beute geifernd, in den Nachthimmel, wo sie sich brennenden Fackeln gleich entzündeten.

    Ihre flammenden Schwingen zuckten wie ein Funkenregen über das sternlose Firmament und zogen einen Schweif orange-roten Lichts hinter sich her.

    Es blieb ihm keine Zeit den Flug der Serpyien weiter zu verfolgen.

    Der Boden unter ihm brach auf. Glühende Bäche schossen darunter hervor, verbanden sich in Sekundenschnelle zu einem brodelnden Feuermeer.

    Er rannte. So gut in seine wackligen Beine tragen konnten. Sprang über die Abgründe, welche den steinigen Untergrund aufspalteten. Rutschte ab. Fing sich wieder.

    Mühsam rettete er sich auf ein Felsplateau, das ein Stück hervorragte, bevor es von dem kochend heißen Strom umspült wurde. Immer mehr Gesteinsbrocken lösten sich und die Insel schrumpfte zusehends unter dem steigenden Pegel der vernichtenden Fluten.

    Das Geschrei der Serpyien hallte in seinen Ohren. Von überall her drang es wie ein tosendes Echo auf ihn nieder.

    Sie hatten ihn entdeckt.

    In wilder Verzweiflung sah er sich um. Die sengende Hitze brannte in seinen Lungen. Von Schweiß durchtränkt, klebte das Hemd auf seiner Haut, als wolle es damit verschmelzen. Schmerz fraß sich durch seine Glieder.

    Der von lodernder Glut durchzogene Fluss rauschte an ihm vorbei und stürzte ein Stück weiter in den Abgrund, welchen das Beben in das Erdreich gerissen hatte.

    Ein halb entwurzelter Baum stand an der Klippe. Die Wurzeln tief in einen etwas höhergelegenen Felsvorsprung gegraben, war er bislang noch nicht der Lava zum Opfer gefallen. Mit seinen morschen Ästen ragte er über den Rand der Schlucht, an der Dagon ein helles Leuchten ausmachen konnte.

    Es schwebte auf der Stelle und durchbrach mit seinen Strahlen die Dunkelheit, als wolle es ihm den Weg zeigen.

    Kurz zögerte er. Dann breitete er, einer inneren Stimme folgend, seine Schwingen aus und stieß sich mit letzter Kraft ab. Nur zwei Flügelschläge, zu mehr war er nicht imstande. Doch der Schwung reichte aus, ihn über die brodelnden Massen zu dem Baum hinüberzutragen. Der Ast, an den er sich klammerte ächzte unter seinem Gewicht, während die Lava an ihm vorbei in die Tiefe stürzte.

    Unter ihm rumorte und blubberte es. Flammen stiegen aus dem Graben empor, formten sich in dem dunstigen Qualm zu dämonischen Fratzen, die sich auf dem Weg nach oben auflösten.

    Ein Blick über die Schulter verriet ihm, dass das Felsplateau, auf dem er zuvor noch gestanden hatte überschwemmt worden war.

    Es gab keinen Weg zurück.

    Mit einem unerwarteten Ruck gab der Baum nach und rutschte ein Stück über den Abhang. Es fehlte nicht mehr viel und die Wurzel würde endgültig nachgeben. Das bedrohliche Ächzen des Astwerks ließ ihn einen Moment den Atem anhalten. Dann sah er die lodernde Gestalt des herannahenden Flugdämons, der im Sturzflug auf den Baum zusteuerte. Ein zweiter näherte sich von der Seite. Schon bald würden sie ihn erreicht haben.

    Plötzlich wurde er sich wieder des Lichtes gewahr. In einiger Entfernung schwebte es die gegenüberliegende Felswand entlang, die von Concarven überwuchert war. Wie schlangenartiges Getier wanden sich die schwarzen Schlingpflanzen mit ihrem giftigen Blattwerk an dem rauen Stein empor.

    Als sich der pulsierende Schein des Lichtes näherte, wich das rankende Gewächs zurück und gab den Blick auf eine Spalte frei, die unter dem wuchernden dunklen Teppich verborgen gewesen war.

    Das war die Chance. Seine einzige womöglich.

    Begleitet von einem hohen Schrei landete die erste Serpyie in der Krone des Baums und entzündete das trockene Holz, aus welchem augenblicklich orange-gelbe Flammen emporzuckten. Kurz darauf gab die Wurzel endgültig nach und der Stamm kippte nach vorne über

    den Abhang.

    Er fiel. Stürzte ein Stück in die Tiefe, bevor er seine Schwingen entfaltete und sich im Gleitflug bis zu der kleinen Höhle tragen ließ.

    Gegen den kantigen Stein schlitternd, prallte er von dem Eingang ab und konnte sich eben noch an den Ranken festhalten, die ihm augenblicklich die Haut verätzten. Ein Knurren entstieg seiner Kehle, als er sich daran hochzog, um das letzte Stück bis zu dem Felseingang zu überbrücken. Endlich hatte er es geschafft. Stöhnend ließ er sich auf den kühlen Boden sinken. Von außen hörte er das heillose Gekrächze der Serpyien. Ihre Versuche, ihm zu folgen scheiterten an den Concarven, die ihr Territorium zurückerobert und ihre Ranken binnen weniger Augenblicke wieder zu einer undurchdringlichen Wand verwoben hatten.

    Kraftlos wandte er seinen Blick ab und schloss erschöpft die Augen, bevor ihn eine Welle der Wut und des Zorns überkam.

    Es hieß, wenn Engel fallen, dann fallen sie unter Qualen. Denn sie haben das Antlitz Gottes gesehen und werden es nie wieder zu Gesicht bekommen. Doch wenn gefallene Engel erneut fielen...was war dann? Verzehnfachte sich ihre Qual? Oder verhundertfachte sie sich gar?

    Sein markerschütternder Schrei hallte durch die Höhle, verzerrte sich zu einem grausamen Echo, das von allen Seiten auf ihn niederging.

    Zitternd richtete er sich auf, stützte sich an der Wand ab, um auf die Knie zu kommen.

    „War das schon alles, VATER?“, schleuderte er seine Worte voller Abscheu heraus. „Sag mir! ... War das schon alles?“

    Ungewollt kippte er zu Seite. Die Wände rückten näher. Alles drehte sich. Stille legte sich wie ein bleierner Vorhang über ihn, bevor er zusammenbrach und er sich seiner Erschöpfung hingab.

  • Danke nochmal für euer Fedback Thorsten und Sensenbach

    Thorsten

    Meine Bemerkung bezog sich aber speziell auf 'relativ zu den anderen'

    Ja, okay. Jetzt verstehe ich, was du meinst.

    Wenn Du aber jetzt auch Sirius noch als Charakter aufbaust der interessanter (weil komplexer und ambivalenter) als Elias ist, dann torpedierst Du Deine Geschichte zwischen Elias und Emilia irgendwann wirklich.

    Ich hoffe jetzt einfach mal, dass das nicht passieren wird. Sirius ist und bleibt ein Nebencharakter...so wahnsinnig viel Raum wird er auch im weiteren Verluf auch nicht bekommen.

    Du koenntest die Sache auch angehen indem Du Elias vielschichtiger und widerspruechlicher gestaltest - nur wuerde das an dieser Stelle der Geschichte richtig viel Arbeit machen...

    Eigentlich gefällt mir Elias so, wie er ist. Mein Eindruck war auch, dass es sehr wohl Leser gibt/gab, die mit Elias sympathisieren. Und dass er als Vertreter der guten Seite zunächst mal weniger interessant daherkommt, ist für mich nachvollziehbar. Was ich aber im Moment auf jeden Fall feststelle ist, dass meine Geschichte (obwohl schon zig mal überarbeitet und angepaast) nach wie vor jede Menge Potenzial für weitere Verbesserungen bietet. Insofern ist jetzt nicht völlig ausgeschlossen, dass ich mir beizeiten die Mühe machen werde, Elias noch etwas mehr Tiefe zu verpassen.

    Sensenbach

    Ein sehr wortgewaltiger Abschnitt in dem einiges mit Dagon geschieht. Starke Rückblende! Mir gefällt die Schreibweise hier sehr gut, sie passt zu den Ereignissen. Ich kann mir die Vorgänge beinahe wie in einem Film vorstellen. Gut gemacht!

    Danke :) Das freut mich natürlich.

    Deine Anmerkungen werden allesamt geprüft und fließen dann selbstverständlich in meine Überarbeitung ein. Wie immer sehr hilfreich :danke:

    Okay, ich bin jetzt natürlich leicht verunsichert, was den nächsten Sirius-Part betrifft. Vor allem, was ja seine Motivation/Intention betrifft, sich weiterhin der dunklen Seite zu verschreiben. Ich könnte mir vorstellen, dass ich hier eventuell noch einmal nachjustieren muss, um das deutlicher zu machen und um Widersprüchlichkeiten zu vermeiden. Ich zeig euch jetzt erstmal, was ich so habe :)

    Über eure Meinung, Feedback, Verbesserungsvorschläge freue ich mich wie immer sehr...

    Kapitel 8: Sirius (Teil 2)


    Ein unkontrollierbares Zittern stieg in Sirius auf. Das Wesen hatte ihn gewittert und ließ nun den Kopf in seine Richtung wandern. Stechender Schmerz durchfuhr ihn. Einer glühenden Nadel gleich drang die Stimme des übergroßen Schattens in seinen Geist.
    Folgt mir!
    Kurz verharrte die Gestalt in der Bewegung. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und tauchte in die Finsternis des Gewölbes ein. Tiefer und tiefer führte der schmale Pfad unter die Erde. Nur der Verwesungsgestank, den der Seelenfresser hinter sich herzog und das gelegentliche Aufblitzen seiner Silhouette verrieten, welchen Weg er nahm.
    Darum bemüht, ihm auf den Fersen zu bleiben, stolperte Sirius über den unebenen Höhlenboden. Mehr als einmal wäre er dabei um ein Haar in der Dunkelheit gegen die hervorstehenden Gesteinsbrocken gestoßen, die aus der Decke herausragten, weshalb er erleichtert aufatmete, als der Gang breiter und die Luft frischer wurde.
    Ein leichter Wind drang durch die Öffnung, welche nach draußen führte. Gebückt folgte Sirius seinem Begleiter durch den schmalen Spalt in der Felswand und nahm einen tiefen Atemzug, da er ins Freie trat. Die hereinbrechende Dämmerung tauchte den Himmel in ein sternenloses Grau, das mit den umherstehenden Felsformationen und Gebüschen verschwamm. Nur wenige Schritte von ihm entfernt stand eine weitere Gestalt, ebenso in eine bodenlange Kutte gewandet, das Gesicht von der übergroßen Kapuze verdeckt. Lediglich ein paar leichenblasse Finger ragten aus den Ärmeln hervor, zu Klauen verformt, die viel zu langen Nägel schwarz angelaufen.
    Sein Gefühl sagte ihm, dass er es mit dem Anführer zu tun hatte.
    Cogan!
    Sirius blieb stehen. Dann senkte er den Blick und deutete eine unterwürfige Verbeugung an, wobei sein Herz in viel zu schnellem Rhythmus gegen seine Brust schlug.
    Er wusste nicht, warum er ausgerechnet in diesem Moment an Dagon denken musste.
    Der Dämonenfürst war auf seine Art grausam, rachsüchtig und unberechenbar gewesen. Doch trotz seiner dämonischen Herkunft hatte Sirius immer geglaubt, dass da irgendwo tief in ihm noch ein Funke Mitgefühl schlummerte. Eine stille Melancholie, die ihm obgleich seiner zerrissenen und von Hass zerfurchten Persönlichkeit, ein gewisses Charisma verlieh. Ihm wäre er ohne Zweifel überallhin gefolgt. Bei den Seelenfressern hingegen, war er sich da noch nicht so sicher.
    Denn obwohl die als ´schwarze Teufel` verschrienen abartigen Kreaturen mit ihrer Vorliebe für den Verzehr menschlicher Seelen bis vor kurzem noch Dagons Armee angehört hatten, so waren durch dessen Verschwinden die Machtverhältnisse neu geordnet worden.
    Die Aussicht darauf, dass nun niemand mehr über diesen Wesen stand, der ihnen Einhalt gebieten konnte und sie außerdem im Besitz des Pentokrators waren, verursachte in Sirius ein seltsames Gefühl von Beklommenheit.
    „Der Irdische“, kündigte der Schatten, der ihn im Empfang genommen hatte, sein Erscheinen an, woraufhin sich die Gestalt vor ihm umdrehte.
    „Cogan!“, brachte Sirius hervor und versuchte dabei, die Magensäure hinunterzuwürgen, die ihm die Kehle hinaufsteigen wollte. „Es ist ... eine Weile her...“
    „´Zeit` hat für uns nicht die gleiche Bewandtnis, wie für Euch Irdische“, vernahm Sirius den kehligen Klang der Worte, die mit dem Abendwind zu ihm herübergetragen wurden. Es hatte den Anschein, als läge eine Tonne Staub auf den Stimmbändern seines Gegenübers, weshalb es nicht mehr als ein Krächzen war, das bei ihm ankam.
    In dem Moment schob der Dämon die Kapuze zurück und entblößte den eingefallenen Schädel des Ordensbruders, an dessen Seele er sich labte. Tot und doch wieder nicht.
    Bei allen bösen Geistern, schoss es Sirius durch den Kopf. Auf die Schnelle versuchte er den Verwesungsgrad des menschlichen Körpers abzuschätzen.
    Aus leeren milchig-gelben Augen, blickte der Seelenfresser auf ihn herab. Seine Lippen verzogen sich zu einem angedeuteten Grinsen. Wie trockenes Pergament riss die Haut und Blut quoll aus den offenen Wunden hervor. Die Zähne des dahinsiechenden Geistlichen verfärbten sich daraufhin dunkelrot und stellten einen abscheulichen Kontrast zu seinem leichenblassen Gesicht dar.
    Der schaurige Anblick sorgte dafür, dass sich Sirius Magen zusammenzog.
    „Wie ich sehe, habt ihr ohne Komplikationen hergefunden“, vernahm er Cogans unheimliche Reibeisenstimme, woraufhin dieser auf Sirius Unterarm deutete. Die Siegel bewegten sich nur noch schwach unter seiner Haut. Auch das Leuchten trat nicht mehr so deutlich hervor.
    „Selbst wenn Ihr nicht mehr auf den Schutz Eures Herrn bauen könnt, so hat er Euch zumindest einen Teil seiner Macht überlassen...als hätte er geahnt, dass Ihr dadurch einen nicht unbeachtlichen Wert erlangt.“
    Sirius konnte sich nicht helfen, aber die Worte, -oder vielmehr, die Art und Weise, wie Cogan sie sagte-, ließen ihn wachsam werden.
    Plötzlich verspürte er den Drang, die Ärmel seines Hemdes herunterzuziehen, um die Quelle dunkler Magie, derer er sich bediente, aus dem Sichtfeld des Dämons verschwinden zu lassen.
    „Ich gehe davon aus, dass Euch niemand gefolgt ist?“, fragte dieser nun und wandte endlich den Blick von Sirius Arm ab, um ihm wieder in die Augen zu sehen.
    Sirius brachte nur ein Kopfschütteln zustande. Er spürte, wie etwas an ihm zerrte. Etwas, das sein Herz berührte und mit langen, eiskalten Fingern seine Seele streifte, um jegliche Wärme aus ihm herauszuziehen.
    „Habt Ihr getan, was Euch aufgetragen wurde?“, hallten Cogans Worte in ihm wider, wie ein schauriges Echo.
    „Ja. Ich habe die Übergänge, die Ihr mir nanntet, markiert. Sie sind nun miteinander verbunden“, hörte Sirius sich antworten. Seine Stimme klang seltsam fremd in seinen Ohren. Beinahe so, als gehöre sie nicht ihm selbst.
    Mit zunehmender Nervosität rief er sich zur Ordnung. Verdammt! Das war nicht seine erste Berichterstattung. Er musste sich zusammenreißen. „Ich ... ich habe außerdem ausreichend Spuren hinterlassen“, schob er hinterher. „Das dürfte sie eine Weile beschäftigen.“
    Die Frage, welcher Sinn hinter dem Auftrag steckte, brannte ihm auf den Lippen, doch schluckte er sie herunter. Dämonen waren nicht besonders auskunftsfreudig, was ihre Pläne betraf und wenn ihm daran gelegen war, Cogan nicht zu verärgern, tat er gut daran, seine Neugierde für`s erste im Zaum zu halten.
    Einen kurzen Moment wartete er, ob Cogan etwas sagen würde, doch als sich das Schweigen ausdehnte und die Stille unbehaglich wurde, setzte er schließlich erneut an:
    „Es dürfte Euch interessieren, dass der Rat zusammengekommen ist“, informierte er den Seelenfresser. „Offenbar hat man den Ort der Zusammenkunft kurzfristig geändert. Es kursieren Gerüchte, dass das Treffen in Corderian stattgefunden haben soll.“
    Wieder verging einige Zeit, bis der Dämon reagierte. „Die Fürsten sind vorsichtig geworden“, sagte er dann. „Ihre Furcht wird uns den Weg ebnen.“ Er wandte sich ab und trat auf die vor ihm liegende Felsformation zu, die von Sträuchern und wucherndem Efeu umgeben war. Offenbar erwartete er, dass Sirius ihm folgte.
    Ein Blick über die Schulter verriet diesem, dass der schwarze Schatten, der am Höhleneingang stehengeblieben war, Verstärkung bekommen hatte. Zwei weitere Kuttenträger standen nun neben ihm und gerade trat ein dritter durch den Spalt, um nach draußen zu gelangen.
    Darum bemüht, die Panik niederzukämpfen, welche die Anwesenheit der Dämonen in ihm auslöste, sah er wieder zu Cogan hinüber. Dann setzte er sich langsam in Bewegung, um diesem zu folgen.
    „Sie ... sie rechnen mit einem Vergeltungsschlag“, griff Sirius die Worte des Seelenfressers auf und wischte dabei unauffällig seine schweißnassen Hände an der Hose ab.
    „Ja, das tun sie“, setzte Cogan an. „Doch gehen sie nach wie vor davon aus, dass wir durch ihre Pforten schreiten werden wie geladene Gäste.“ Dem monotonen Klang seiner Stimme war keinerlei Gefühlsregung zu entnehmen. Dann jedoch legte sich ein Ausdruck auf seine leichenblassen Züge, welcher Sirius an jemanden erinnerte, der obgleich einer Gesichtslähmung zu lachen versuchte. Das Bild wirkte grotesk, wie ein Gemälde, das dem Surrealismus entsprang. Ähnlich eines jener Werke, bei dem der Künstler einer eigenen Logik folgend Körperteile an Stellen anbrachte, wo sie nichts zu suchen hatten oder die Gesichter auf obskure Weise zerfließen ließen.
    Die von Totenflecken gezeichnete Hand des Seelenfressers wanderte in die Höhe. „Niemand wird auch nur in Erwägung ziehen, dass wir bereits hier sind. Oder sollte ich vielmehr sagen: Immer noch?“
    Ungläubig sah Sirius ihn an. Dann folgte sein Blick dem ausgestreckten, knorrigen Finger des Dämons. Die Stelle, auf die der Seelenfresser zeigte, flirrte wie heißer Wüstensand in der Mittagssonne. Plötzlich schoben sich die Sträucher beiseite. Sirius trat einen Schritt näher heran und dann noch einen. Schließlich überbrückte er auch das letzte Stück, um unmittelbar neben Cogan zum Stehen zu kommen.
    Im ersten Moment glaubte er, seinen Augen nicht zu trauen. Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er die Lichter der Großstadt sah, die unter ihnen aufblitzten.
    Mit einem Mal traf ihn die ernüchternde Erkenntnis:
    Wir sind auf der Erde!
    Deshalb haben sie von den Ordensbrüdern Besitz ergriffen ... die Seelen der Geistlichen überdecken ihre dämonische Präsenz ... auf die Weise werden die Engel ihrer Anwesenheit nicht gewahr!
    Sirius meinte, einen Anflug von Schadenfreude über das Gesicht des Dämons huschen zu sehen, als dieser seinen gebieterischen Blick über die Anhöhe schweifen ließ.
    „Wir befinden uns direkt unter ihnen ... genau, wie das Buch, nach dem sie so eifrig suchen. Es ist zum Greifen nah ... sie stehen förmlich direkt davor, doch sehen sie es nicht.“
    „Ich ... ich hörte, der Pentokrator sei unbrauchbar“, wandte Sirius ein und stellte zu seiner eigenen Verwunderung fest, dass er sich in diesem Moment sehnlichst wünschte, es würde auch so bleiben.
    „Ein Umstand, der nicht von langer Dauer sein wird...“, gab Cogan zurück. „Das Siegel, mit dem Dagon ihn belegt hat, schwindet mit seiner Lebensenergie. Wo immer er sich jetzt befindet ... Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Verbindung endgültig bricht und das Buch seine Gefolgschaft ändert.“
    Das Siegel schwindet mit seiner Lebensenergie ... es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Verbindung bricht ...
    Cogans Worte flatterten durch Sirius Geist. Sie bestätigten ihn in der Annahme, dass der Dämonenfürst noch lebte. Einen kurzen Moment flammte Hoffnung in ihm auf. War es möglich, dass es für Dagon eine, wenn auch verschwindend kleine, Chance auf eine Wiederkehr gab?
    Wenn er zurückkäme...
    Die Unberührtheit, mit der Cogan auf ihn herabsah, ließ ihn zu der Erkenntnis kommen, dass von den Seelenfressern dahingehend keine Hilfe zu erwarten war. Im Gegenteil! Sie brauchten nichts anderes tun, als darauf zu warten, dass sich Dagons Lebensenergie verflüchtigte. Dann könnten sie über den Petokrator verfügen ... und besäßen die Macht Gottes.
    Sirius musste schlucken. Ihm wurde heiß und kalt zugleich, während seine Kopfhaut zu prickeln begann. Beinahe glaubte er zu spüren, wie sich sein Innerstes verkrampfte, als die toten Augen des Seelenfressers ihn fixierten und dieser sich erneut an ihn wandte:
    „Was wisst Ihr über die Frau? Die für ihn Bestimmte?“
    Der plötzliche Themenwechsel sorgte dafür, dass Sirius sein Gegenüber einen Moment verwirrt ansah, bevor er sich sammelte und zu einer Antwort ansetzte:
    „Nach allem, was ich über sie in Erfahrung bringen konnte, hat der Rat über sie entschieden. Man hält sie in ihrer Wohnung fest ... bewacht von einer Gruppe Engel.“
    „In ihrer Wohnung?“, echote Cogan ungläubig. „Wie viele sind es?“
    „Nicht viele“, antwortete Sirius. Fünf vielleicht, oder sechs. Sie wechseln sich ab.“
    „Fünf oder sechs ... “ wiederholte der Seelenfresser die Worte in abfälligem Ton. „Diese Narren!“
    „Ich verstehe nicht...“, brachte Sirius hervor.
    „Ihre Signatur ist geschädigt. Dafür habe ich selbst gesorgt, als ich in ihren Geist eingedrungen bin“, klärte Cogan ihn auf. Das machte es der dämonischen Energie leicht, sich an sie zu binden...“
    Fragend sah Sirius ihn an. Er verstand noch immer nicht.
    „Als Dagon aus dieser Welt verbannt wurde, nahm sie seine Kräfte in sich auf“, half der Seelenfresser ihm auf die Sprünge. „Seine Macht wurde ihm entrissen und an die Sterbliche weitergegeben. Somit trägt sie nicht nur seine Magie, sondern auch einen nicht unbeachtlichen Teil seiner Lebenskraft in sich ... Sie ist sein Anker. Die Verbindung, die ihn derzeit noch am Leben hält. Genau, wie Ihr es seid.“ Er deutete auf Sirius Arm.
    Dessen Mund wurde staubtrocken. Eine schreckliche Vorahnung machte sich in ihm breit.
    „Ich ... ich bin nur ein unbedeutender Irdischer. Das hier ist ... ist nichts“, stammelte er und zeigte an sich herunter. „Es ist lediglich ein Bruchteil der Macht, an der Dagon mich teilhaben ließ. Gerade mal ausreichend für Illusionszauber oder einfache Banne. Mehr nicht. Ihr glaubt doch nicht, dass...“
    „Er hatte Euch auserkoren seine zweite Legion anzuführen“, unterbrach der Dämon Sirius. „Er hielt Euch für fähig genug, seine Pläne von der Erde aus voranzutreiben. Er zeichnete Euch. Gab Euch sein Blut... Womöglich befindet sich in Eurem Geist ja ein Hinweis. Der Schlüssel, der uns hilft, das Siegel zu brechen...“
    „Die Frau ... Sie ist der Schlüssel. Nicht ich! Ihr setzt auf den Falschen....“, presste Sirius mühsam hervor.
    „Ihr habt recht. Sie ist noch weitaus wichtiger für die Sache, als Ihr es seid. Und auch sie wird bald schon die Gelegenheit bekommen, ihre neu gewonnenen Kräfte in unseren Dienst zu stellen...“
    „Sie wird bewacht ... Ihr kommt nicht an Sie heran. Ich kann sie beschatten ... sie herauslocken ... Ihr braucht mich!“
    „Sie wird von ganz alleine zu uns kommen“, erwiderte der Dämon mit einem selbstgefälligen Ausdruck im Gesicht. Ohne Hast beugte er sich zu Sirius herab.
    „Was habt Ihr vor? Was ... was wollt Ihr von mir?“, entfuhr es diesem.
    Hektisch wandte er sich um und erblickte die grausamen Gestalten, die sich vom Höhleneingang näherten. Verzweifelt sah er zu Cogan auf.
    „Ihr werdet uns einen Dienst erweisen“, sprach der Dämon und streckte seine Hand aus. Unfähig sich zu bewegen, beobachtete Sirius, wie sich die furchtbar verformten Finger in sein Sichtfeld schoben. Langsam senkten sie sich auf seinen Kopf.
    Schmerz flammte in ihm auf. Sein qualvoller Schrei hallte wie ein Echo von den Felswänden wider.
    Die schwarzen Gestalten reihten sich um ihn. Murmelnd schlossen sie den Kreis, während die grausamen Laute, die aus Sirius Kehle drangen, ihren Sprechgesang untermalten.
    Dann wurde es still.
    Sirius entkräfteter Körper sank auf die Knie. Kurz darauf fiel er zur Seite und blieb regungslos liegen.

  • So liebe Rainbow

    Weiter geht es. Ganz interessanter Abschnitt. Du nutzt oft "dieser, jener oder welcher", für mich liest sich das manchmal etwas gestelzt.

    Spoiler anzeigen

    Sirius (Teil 1)


    Polizeisirenen drangen aus der Ferne in das kleine Appartement.

    Mit versteinerter Miene blickte Sirius durch das Fenster hinunter, in den von Häuserwänden umgebenen Hinterhof. Die Mauern waren mit Graffitis beschmiert und an den überlaufenden Müllcontainern, bedienten sich die Ratten.

    Seufzend ließ er die Gardine los und wandte sich ab (von was?), als ein glühender Schmerz seinen Unterarm hinauffuhr. Hörbar sog er die Luft ein, während er die Symbole auf seiner Haut betrachtete. Die ineinander verschnörkelten Zeichen verformten sich und brannten wie flüssiges Feuer, das sich durch seine Venen fraß.

    Den Kopf in den Nacken gelegt, atmete er aus und vernahm das vertraute Gefühl des machtvollen Nachklangs dämonischer Energie, die ihn durchfuhr.

    Es war soweit.

    Viel zu lange hatte er gewartet. Sich versteckt gehalten. Den flüsternden Stimmen gelauscht und die Zeichen gedeutet. Darauf hoffend, dass sich seine Vorkehrungen als nützlich erweisen würden.

    Mit wenigen Schritten durchquerte er das spärlich möblierte Zimmer und griff nach seiner Jacke, die über der Lehne des Sofas hing. Die Taschenlampe, welche direkt daneben lag, nahm er ebenfalls an sich, bevor er die Wohnungstür öffnete und hinaus in den Korridor trat.

    Während er abschloss, sah er sich wachsam um. Kindergeschrei drang aus einer der vielen Nachbarwohnungen. Ansonsten war es still wie in einem Grab (Kindergeschrei aber "still wie einem Grab?). Zu beiden Seiten des langgezogenen (wie kann ein Flur langgezogen sein? einfach "lang") Flurs stapelten sich Tüten mit Altpapier, leere Pizzakartons und ausrangierte Möbelstücke. Eilig marschierte (wie ein Soldat? Meinst du "eilen"? Er eilte den Gang…) er den Gang entlang, von dessen Wänden die Tapete in Streifen herabhing und steuerte auf die Treppe zu, die ins Erdgeschoss führte. In einigem Abstand (Er …), schob er sich an einem Mann vorbei, der zusammengekauert auf dem oberen Treppenabsatz lag. Eine leere Whiskyflasche im Arm, schlief er seinen Rausch aus.

    (Ich habe den Eindruck du willst unbedingt vermeiden einen Satz mit "er" oder "Sirius/ anzufangen. Die dadurch entstehenden Sätze fühlen sich für mich manchmal seltsam an.)


    Dem ´Invitium Novum` sei Dank!, dachte Sirius bei sich, während er begleitet von einem abfälligen Schnaufen den Betrunkenen betrachtete und das trostlose Bild der Umgebung auf sich wirken ließ.

    Es hatte sich nichts geändert. Rein gar nichts. Nach wie vor ließen die Engel die Irdischen im Dreck leben. Der ´Tag des Vergessens` war weder zum Schutze der Menschheit einberufen worden, noch dafür, ihre Qualen zu lindern. Er sollte einzig dafür sorgen, dass alles genauso blieb, wie es seit Anbeginn der Zeit war.

    Wenn er noch einen guten Grund gebraucht hätte, um sich für eine Seite zu entscheiden- jener der himmlischen Mächte oder jener der Dämonen- dann wäre ihm die Wahl an diesem Tag abgenommen worden. (Passt die Zeit, nicht eher ins Knjunktiv?)

    Was immer die Zukunft bringen mochte. Lieber war er bereit, sich auf die Herrschaft der Finsternis einzulassen, der vagen Wunschvorstellung folgend, eines Tages den gerechten Lohn für seine treue Gefolgschaft zu ernten, statt weiterhin wie ein Wurm am Haken zu zappeln. In der unwiderruflichen Gewissheit, bis in alle Ewigkeit im Schatten des erhabenen, göttlichen Lichts zu baumeln ("Im Schatten des Lichts" ist seltsam oder poetisch).

    Das warme Prickeln auf seinen Armen riss ihn aus den trüben Gedanken. Bedächtig fuhr er über die eintätowierten Linien, die sich unter seiner Berührung verformten.

    Augenblicklich spürte er die Kraft, die in ihm schlummerte, da er von Dagon gezeichnet worden war. Einzig diesem Umstand, und dem Tropfen Dämonenblut, mit dem dieser seine Seele an sich gebunden hatte, verdankte er, dass er noch er selbst war. (liest sich hölzern). Dass man ihm seine Erinnerungen nicht hatte nehmen können.

    Da Sirius nach wie vor von den Kräften seines Herrn zehren konnte, ging er davon aus (war er sicher), dass der Dämon noch existierte, wenn er auch nicht wusste, wie genau diese Existenz aussah, geschweige denn, wo er sein verbanntes Dasein fristete (Dieser Satz hat zu viele Kommas).

    Knarzend ächzten (Doppelt. Entweder knarzen oder ächzen) die Holzstufen unter seinen Füßen, als er sich hinab begab. Auf dem Weg holte er den Schlüssel aus seiner Hosentasche und machte schließlich vor der schweren Metalltüre halt, die zu den Kellerräumen führte.

    Kaum hatte er sie geöffnet, drang ihm der Geruch von Öl entgegen, der sich mit der abgestandenen Luft verband, die aus dem feuchten Mauerwerk kroch.

    Das wenige Licht, das von außen durch die Lüftungsschlitze fiel, reichte, um sich in dem Gang orientieren zu können. Gegenüber der nackten Betonwand, welche (Ich weiß du willst "die die" vermeiden, aber welche ist sehr gestelzt) die eine Längsseite des Kellers einnahm, reihten sich mehrere Holzverschläge aneinander. Vor jenem, der sich am hinteren Ende unter einem spinnenbehangenen Fenster befand, blieb er stehen und entriegelte das kleine Vorhängeschloss. Quietschend schwang die wacklige Lattenkonstruktion auf und Sirius trat in den abgetrennten Raum ein, der bis oben mit Krempel vollgestellt war. In einem kaputten Einkaufswagen stapelten sich überquellende Getränkekisten. Darum verteilt standen bis unter die Decke jede Menge Kartons, die bedrohlich wankten, als er sich daran vorbeischob. Endlich erreichte er die schwere Platte, die das Loch im Boden verdeckte und schob sie ächzend beiseite.

    Zugegeben. Das heruntergekommene Appartement in dem ehemaligen Industriepark war nicht seine erste Wahl gewesen, doch ließen sich gewisse Vorzüge nicht von der Hand weisen.

    Immerhin verfügte nicht jedes Bauwerk über einen strategisch günstigen Zugang zu den magischen Übergängen, welche die Dämonen als Limare bezeichneten. Das fein gesponnene Netzwerk aus Energie, so hieß es, erstreckte sich über den gesamten Globus und verband eine Vielzahl an Knotenpunkten in der Welt der Irdischen. Mit dem Wissen über deren Standort und der Nutzbarmachung entsprechender dunkler Kräfte war es möglich, sich durch das Überschreiten der Grenzlinien an jeden beliebigen Ort zu begeben.

    Schon vor Jahren hatte Sirius von der Erforschung jener obskurer Energiefelder gehört, die sich einer scheinbaren Ordnung folgend kreuz und queer auf der Weltkarte verteilen sollen, doch war bis zuletzt nie ein wissenschaftlicher Beweis für deren Existenz erbracht worden. Natürlich nicht! Paranormaler Schwachsinn hatte es stattdessen geheißen, womit die Logik wieder einmal über das Okkulte siegte und die Menschen an dem festhalten konnten, was sie kannten und ihnen ein Gefühl von Sicherheit gab.

    Rücklings stieg Sirius die Leiter hinab, die ihn über einen schmalen Schacht in die Kanalisation führte. Begleitet von einem platschenden Geräusch landete er in dem knöcheltiefen Wasser, das den Boden bedeckte. Durch den oberen Spalt drang nur ein kleiner Lichtstreifen, der sich in dem Halbdunkel des Kanals verlor.

    Rasch nahm Sirius die Taschenlampe aus seiner Hosentasche und schaltete sie ein, um damit den vor ihm liegenden Tunnel abzuleuchten.

    Die Frage danach, wo genau er auf das Versteck der Seelenfresser stoßen würde, schwirrte durch seine Gedanken (Satz ist seltsam "danach" passt nicht). In welcher der vielen Zwischendimensionen mochten sie sich aufhalten?

    Wenn es stimmte, was er von Dagon wusste, waren die Grenzlinien zur Welt der Irdischen gegen dämonische Aktivität gesichert, weshalb sie sich der Übergänge nicht zu bedienen vermochten, ohne dabei einen Alarm auszulösen.

    Sirius war ein Mensch, hatte Dagon ihm erklärt (Warum muss Dagon Sirius erklären, dass er ein Mensch ist?). Er hatte eine Seele und blieb somit für die Wachposten unsichtbar.

    Aus diesem Grund waren ihm schon früher von dem Dämonenfürst Aufgaben übertragen worden, die das Springen von einem Punkt der Erde zu einem anderen erforderlich gemacht hatten.

    Den Vorteil, welcher sich dahinter verbarg, hatten sich die Seelenfresser nach Dagons Verschwinden zunutze gemacht und Sirius hoffte inständig, dass das ausreichen würde, um ihn in den Augen dieser teuflischen Kreaturen zu einem Verbündeten zu machen.

    Einen tiefen Atemzug nehmend, setzte er sich langsam in Bewegung, und folgte dem Weg, der nur sporadisch durch eine Art Notbeleuchtung erhellt wurde.

    Sein Blick wanderte zu seinem Arm, auf dem die Linien nun deutlicher hervortraten. In dem schummrigen Licht hoben sie sich von seiner blassen Haut ab, als wollten sie ihm den Weg zeigen.

    Er nahm die Energie wahr, die ihn ausfüllte. Sie trieb ihn an, flüsterte ihm zu, weiterzugehen. Voll und ganz auf die Schwingungen konzentriert, die ihn durchströmten, sah er die hellen und ineinander verästelten Adern, die sich in dem Gestein der Tunnelwände abzeichneten. Wie zart fluoreszierende dünne Streifen zogen sie sich durch das Gewölbe.

    Es ist nicht mehr weit...

    Das Gefühl kleiner Stromstöße, die durch seinen Körper jagten, kündigen den Übergang an. Irgendwo hier musste er sein.

    Sein Herzschlag beschleunigte sich. Plötzlich schälte sich direkt vor ihm ein Licht aus der Dunkelheit heraus. Schimmernd, wie ein hauchdünner Vorhang hob sich der flackernde Schein von der düsteren Umgebung ab.

    Kurz blitzte es auf, als er die magische Grenze überschritt. Keinen Wimpernschlag später hatte er die Schwelle passiert. Seine Augen brauchten einen Moment, um sich an die neuen Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Offenbar hatte die Taschenlampe ihren Geist aufgegeben, weshalb er sie achtlos beiseite warf.

    Der Tunnel mit dem Kanal war verschwunden. Stattdessen befand er sich jetzt in einer Art Höhle. Umgeben von felsigem Gestein ragen hier und da Stalagniten ? aus dem Boden hervor, die in dem Dämmerlicht dunkle Schatten an die Wände werfen. Abartiger Gestank, schlimmer, als jener, der zuvor die Kanalisation erfüllt hatte, umwehte ihn. Gegen das Gefühl von Übelkeit ankämpfend, schlug er sich die Hand vor Mund und Nase. Dabei bemühte er sich, den Geruch von Verwesung auszublenden, der schwer und feucht in der Luft hing wie ein von Maden zerfressener Kadaver (Der Kadaver hängt in der Luft?).

    Plötzlich trat eine Gestalt aus dem Nichts hervor. Gekleidet in eine bodenlange Robe mit nach vorne gezogener Kapuze, blieb ihr wahres Aussehen im Verborgenen. Einzig die Aura, welche sie umgab, zeugte davon, dass es sich um kein irdisches Wesen handelte.

    Sirius Nackenhaare stellen sich auf. Sein Instinkt schrie ihm zu, sich auf der Stelle umzudrehen und davonzulaufen, doch er kämpfte dagegen an.

    Ruhig bleiben! Bleib ruhig!

    Schon einige Male war er mit Dämonen in Kontakt gekommen, Aber keine der gottverdammten Kreaturen jagte ihm einen derartigen Schauer den Rücken herab, wie diese hier.

    Obwohl sie sich üblicherweise in der Gestalt körperloser Schatten mit flammenden Augen zeigten, wusste er sofort, dass es sich bei den vor sich hinvegetierenden Überresten des halbtoten Ordensbruders um einen Seelenfresser handelte. Die eisige Kälte des Todes strömte förmlich aus ihm heraus und tauchte alles um ihn herum in abgründige Trostlosigkeit.

  • Du nutzt oft "dieser, jener oder welcher", für mich liest sich das manchmal etwas gestelzt.

    Ja, ich mag diese Form der Relativpronomen auch nicht so...

    Also, der Text hat definitv Atmosphaere, die Seelenfresser kommen fies rueber, ausser...

    Wie ich sehe, habt ihr ohne Komplikationen hergefunden

    Wieso verwendet er fuer Sirius 'ihr' als Anrede? Du machst Dir viel Muehe die als von Dagon verschieden darzustellen - ihr Stil ist eher gotisch/verrottet, ihre Motivation ist gemeiner, unmenschlicher - aber am Ende reden sie genauso geschliffen wie Dagon.

    Gib' denen doch eine eigene Art zu sprechen - insbesondere da Sirius nur ihr Handlanger ist, koennen sie viel groeber mit ihm umspringen.

    Fragend sah Sirius ihn an. Er verstand noch immer nicht.
    „Als Dagon aus dieser Welt verbannt wurde, nahm sie seine Kräfte in sich auf“, half der Seelenfresser ihm auf die Sprünge. „

    Das hier ist eigentlich noch schlimmer. Der Seelenfresser macht sich hier die Muehe, seinem Handlanger was zu erklaeren. Und weil der nicht versteht, erklaert er nochmal in Detail (statt sich aufzuregen wie unfaehig Sirius ist).

    Das Setting wirkt fast als waere er Sirius Rechenschaft schuldig - was nun absolut nicht der Fall ist.

    Insgesamt agieren und benehmen sich diese Seelenfresser fuer meinen Geschmack viel zu sehr wie kleine Kopien von Dagon,

  • Hallo liebe Rainbow

    nun finde ich endlich Zeit dir ein paar Worte zu schreiben.

    Mir hat der Sirius-Text sehr gut gefallen (natürlich erinnere ich mich an Sirius! Wer wird den Harrys Patenonkel vergessen! :P nee Quatsch. Ich erinnere mich auch an deinen Sirius. Der war schon eindrucksvoll genug).

    Nachdem wir vorher ja mit Dagon in einer ganz anderen Dimension gewesen sind kehren wir nun auf die Erde zurück und noch dazu in irgendeinen gottverlassenen Hinterhof wo das irdische Dasein jämmerlich und trostlos erscheint. Und trotzdem (oder gerade deshalb) nehmen mich die Beschreibungen sehr gut mit und ich kann mir vorstellen dass es genau diesen Platz gibt und er vielleicht nicht weit von mir entfernt ist.

    Es hatte sich nichts geändert. Rein gar nichts. Nach wie vor ließen die Engel die Irdischen im Dreck leben. Der ´Tag des Vergessens` war weder zum Schutze der Menschheit einberufen worden, noch dafür, ihre Qualen zu lindern. Er sollte einzig dafür sorgen, dass alles genauso blieb, wie es seit Anbeginn der Zeit war.
    Wenn er noch einen guten Grund gebraucht hatte, um sich für eine Seite zu entscheiden- jener der himmlischen Mächte oder jener der Dämonen- dann war ihm die Wahl an diesem Tag abgenommen worden.

    Oh ... ja Sirius ist mir noch als ein düsterer Geselle in Erinnerung. Insofern bekräftigt er hier ja eigentlich nur was ich noch von ihm im Hinterkopf hatte. Und stellt die Engel in kein besonders gutes Licht - mit einer Kritik die ich sogar irgendwie nachvollziehen kann ...

    womit die Logik wieder einmal über das Okkulte siegte

    Lustig wie Sirius hier die Dinge gekonnt auf den Kopf stellt und es plötzlich klingt als wäre Logik etwas Verdächtiges.

    Das Transferieren in den anderen Raum finde ich sehr gut gemacht und sobald er den Seelenfressern gegenübertritt wird es richtig gruselig.

    Natürlich frage ich mich hier auch schon was er eigentlich plant aber das kommt ja dann in Teil 2.

    Dann mache ich mal gleich damit weiter:

    Ihm wäre er ohne Zweifel überallhin gefolgt. Bei den Seelenfressern hingegen, war er sich da noch nicht so sicher.

    Hm. Warum sollte jemand solchen Geschöpfen "überallhin" folgen wollen? Denen würde wohl jeder normale Mensch nur so lange folgen wie er muss? Daher würde ich den zweiten Satz anders schreiben.

    Ansonsten kann ich Sirius´ Motivation nachvollziehen. Er war ja vorher schon relativ skrupellos und hat in Kauf genommen dass dunkle Dinge geschehen. Daher bin ich nicht überrascht dass er sich jetzt sogar mit Seelenfressern einlässt. Allerdings geht er da schon ein relativ hohes Risiko ein (er sollte sich darüber im Klaren sein dass die gar keine Skrupel haben).

    Wir sind auf der Erde!
    Deshalb haben sie von den Ordensbrüdern Besitz ergriffen ... die Seelen der Geistlichen überdecken ihre dämonische Präsenz ... auf die Weise werden die Engel ihrer Anwesenheit nicht gewahr!

    Sehr spannend und schön erklärt. Nun bekomme ich schon ein wenig Sorge um Emilia.

    Sie ist sein Anker. Die Verbindung, die ihn derzeit noch am Leben hält. Genau, wie Ihr es seid.“ Er deutete auf Sirius Arm.

    Aha.

    Das lässt nicht nur Sirius Schlimmes ahnen.

    Du baust hier unheimlich stark Spannung auf!

    „Die Frau ... Sie ist der Schlüssel. Nicht ich! Ihr setzt auf den Falschen....“, presste Sirius mühsam hervor.
    „Ihr habt recht. Sie ist noch weitaus wichtiger für die Sache, als Ihr es seid. Und auch sie wird bald schon die Gelegenheit bekommen, ihre neu gewonnenen Kräfte in unseren Dienst zu stellen...“

    Und immer mehr Informationen.

    Emilia bekommt offenbar demnächst die schlimmsten Probleme die sie je hatte...

    Ein sehr gelungenes Kapitel! Ich habe da nichts auszusetzen und bin extrem gespannt wie es weitergeht!

    Thorstens Einwand dass die Seelenfresser zu kultiviert oder zu sehr Dagon ähnlich reden - das mag stimmen. Jedoch habe ich es ehrlich gesagt beim Lesen nicht genauso empfunden da Cogan ja anders wirkt (nichts Menschliches an sich hat wovon man bei Dagon ja noch einen Funken gespürt hat).

    <3

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Danke, Sensenbach  Thorsten und Kirisha für euer Feedback :)

    Sensenbach

    Weiter geht es. Ganz interessanter Abschnitt. Du nutzt oft "dieser, jener oder welcher", für mich liest sich das manchmal etwas gestelzt.

    Dabei versuche ich inzwischen schon, darauf zu achten. Das sagt mir, dass es vorher noch bedeutend schlimmer gewesen sein muss. :rofl: Wobei ich es ganz ehrlich jetzt auch nicht wirklich schlimm finde. Aber ich möchte natürlich auch nicht, dass der Lesegenuss darunter leidet.

    Seufzend ließ er die Gardine los und wandte sich ab (von was?),

    Na von der Fensterscheibe und dem Anblick da draußen. :hmm:

    (Kindergeschrei aber "still wie einem Grab?).

    Ja, das hat Thorsten auch beanstandet. Ich hatte so eine Vorstellung davon, dass es halt super still ist, BIS AUF dieses gedämpfte Geschrei, das er in der Ferne aus einem der Zimmer hört. :hmm: Muss ich nochmal schauen, ob ich das besser hinbekomme.

    (wie kann ein Flur langgezogen sein? einfach "lang")

    Ich denke, man kann beides verwenden. Ist halt eine Art Wortspiel.

    Eilig marschierte (wie ein Soldat? Meinst du "eilen"? Er eilte den Gang…)

    Meines Erachtens ist das Wort "marschieren" nicht nur in Zusammenhang mit Soldaten zu gebrauchen. Es drückt halt einen zackigen, unbeirrten Schritt aus... :hmm:

    (Ich habe den Eindruck du willst unbedingt vermeiden einen Satz mit "er" oder "Sirius/ anzufangen. Die dadurch entstehenden Sätze fühlen sich für mich manchmal seltsam an.)

    Nicht zwangsläufig. Aber manchmal habe ich tatsächlich schon Textstellen bei mir gefunden, wo ich zig Sätze hintereinander gleich anfange...vielleicht versuche ich das inzwischen wirklich einfach nur zu vermeiden, indem ich den Satz entsprechend umstelle. Ich werde in Zukunft aber nochmal verstärkt darauf achten. :)

    Wenn er noch einen guten Grund gebraucht hätte, um sich für eine Seite zu entscheiden- jener der himmlischen Mächte oder jener der Dämonen- dann wäre ihm die Wahl an diesem Tag abgenommen worden. (Passt die Zeit, nicht eher ins Knjunktiv?)

    Ja, könnte sein. Hört sich irgendwie besser an :D

    Sirius war ein Mensch, hatte Dagon ihm erklärt (Warum muss Dagon Sirius erklären, dass er ein Mensch ist?). Er hatte eine Seele und blieb somit für die Wachposten unsichtbar.

    Ich glaube, ich habe den Einschub "hatte Dagon ihm erklärt" einfach zu früh gebracht. Vielleicht sollte das lieber an das Ende des zweiten Satzes. Sonst liest sich das (jetzt, wo dus sagst) doch etwas seltsam :rofl:

    Dabei bemühte er sich, den Geruch von Verwesung auszublenden, der schwer und feucht in der Luft hing wie ein von Maden zerfressener Kadaver (Der Kadaver hängt in der Luft?).

    Der Geruch hing in der Luft ... aber man könnte es, so wie es da steht, auch anders verstehen. :rofl:

    Thorsten

    Wieso verwendet er fuer Sirius 'ihr' als Anrede? Du machst Dir viel Muehe die als von Dagon verschieden darzustellen - ihr Stil ist eher gotisch/verrottet, ihre Motivation ist gemeiner, unmenschlicher - aber am Ende reden sie genauso geschliffen wie Dagon.


    Gib' denen doch eine eigene Art zu sprechen - insbesondere da Sirius nur ihr Handlanger ist, koennen sie viel groeber mit ihm umspringen

    Eigentlich sprechen die ja gar nicht laut, sondern nur über die Gedanken, weil das menschliche Gehör diese Laute gar nicht ertragen kann. Hier in diesem Part bedient sich Cogan halt des Stimmorgans des Ordensbruders, weshalb da auch mehr so ein schauriges Gekrächze bei rumkommt. (zumindest hatte ich es mir so gedacht)

    Ansonsten: Ich verstehe in etwa, was du meinst. Es ist so, dass ich die Seelenfresser nicht so komplett barbarisch oder animalisch darstellen möchte. Die verfügen schon über eine gewisse ... ich nenne es jetzt mal Intelligenz. Sie sind vielleicht bösartig auf ihre eigene Weise, aber auch nicht völlig ungehobelt. Aber ja... man müsste es vielleicht noch ein bisschen deutlicher herausarbeiten oder noch ein Alleinstellungsmerkmal finden, das sie besonders macht. :hmm: Ich behalte das mal im Kopf.

    Das hier ist eigentlich noch schlimmer. Der Seelenfresser macht sich hier die Muehe, seinem Handlanger was zu erklaeren. Und weil der nicht versteht, erklaert er nochmal in Detail (statt sich aufzuregen wie unfaehig Sirius ist).

    Na ja. Im Grunde hätte ich es unpassender gefunden, wenn der Seelenfresser sich "aufgeregt" hätte :rofl: Meiner Meinung nach tritt er eher überheblich auf und genießt den Moment seiner Überlegenheit, indem er gerne bereit ist, den dummen Irdischen an seinen Informationen teilhaben zu lassen. Nur, um ihm dann wiederum klarzumachen, wo er sich jetzt genau in der Hierarchie befindet.

    Insgesamt agieren und benehmen sich diese Seelenfresser fuer meinen Geschmack viel zu sehr wie kleine Kopien von Dagon,

    Wie gesagt. Vielleicht fällt mir hier noch was ein, wie ich das deutlicher voneinander abheben kann. Aber grundsätzlich hatte ich schon gehofft, dass Dagon auf seine Weise eine Spur sympathischer/charmanter rüberkommt, selbst, wenn in ihm ja auch stellenweise eine Bestie geschlummert hat.

    Kirisha

    Mir hat der Sirius-Text sehr gut gefallen (natürlich erinnere ich mich an Sirius! Wer wird den Harrys Patenonkel vergessen! :P nee Quatsch. Ich erinnere mich auch an deinen Sirius. Der war schon eindrucksvoll genug).

    :rofl: ... Ja, ich mag den namen Sirius tatsächlich schon seit Harry Potter. Auch, wenn der Sirius bei mir sich ja eher auf die dunkle Seite geschlagen hat.


    Nachdem wir vorher ja mit Dagon in einer ganz anderen Dimension gewesen sind kehren wir nun auf die Erde zurück und noch dazu in irgendeinen gottverlassenen Hinterhof wo das irdische Dasein jämmerlich und trostlos erscheint. Und trotzdem (oder gerade deshalb) nehmen mich die Beschreibungen sehr gut mit und ich kann mir vorstellen dass es genau diesen Platz gibt und er vielleicht nicht weit von mir entfernt ist.

    Ja, das war so der Plan. Dass es einigermaßen authentisch leibt.


    Und stellt die Engel in kein besonders gutes Licht - mit einer Kritik die ich sogar irgendwie nachvollziehen kann ...

    Auch das war mir wichtig. Dass seine Motivation zumindest ansatzweise nachvollziehbar bleibt.


    Hm. Warum sollte jemand solchen Geschöpfen "überallhin" folgen wollen? Denen würde wohl jeder normale Mensch nur so lange folgen wie er muss? Daher würde ich den zweiten Satz anders schreiben.

    Ja, ich weiß, was du meinst. In Sirius Fall dachte ich eher so, dass er noch nicht ganz entschieden ist, wie weit er für die Erfüllung seiner Träume zu gehen bereit ist. Einerseits ist er zwar sicher, dass er es wieder weiterhin mit der dunklen Seite versuchen will...anerserseits haben sich die Bedingungen nun verändert und er muss selbst erst noch herausfinden, wo er jetzt steht und ob er das Risiko zu tragen bereit ist.

    Ein sehr gelungenes Kapitel! Ich habe da nichts auszusetzen und bin extrem gespannt wie es weitergeht!

    Thorstens Einwand dass die Seelenfresser zu kultiviert oder zu sehr Dagon ähnlich reden - das mag stimmen. Jedoch habe ich es ehrlich gesagt beim Lesen nicht genauso empfunden da Cogan ja anders wirkt (nichts Menschliches an sich hat wovon man bei Dagon ja noch einen Funken gespürt hat).

    Danke, Kirisha. ich hatte dieses Kapitel zuerst gar nicht vorgesehen. Doch dann fiel mir quasi Sirius wieder ein, der ja im zweiten Band bei dem Einsturz der Klinik abhanden gekommen war. Da dachte ich mir, es wäre vielleicht ganz geschickt, ihn wieder mit ins Boot zu holen. Insgesamt zweifle ich gerade aber noch ein bisschen, ob es so sinnvoll ist, die Gegenseite überhaupt derart zu beleuchten. Ich habe schon überlegt, ob es die Spannung nicht erhöhen würde, wenn man als Leser so gar keinen Plan hätte, was die überhaupt treiben und man sämtliche Informationen gemeinsam mit den Engeln herausfindet... :hmm: Das hat sicher alles Vor-und Nachteile. Ich werde das jetzt erstmal so weiterverfolgen und dann sehen, wo mich das hinführt. (Ein Hoch auf die Gärtner, nicht auf die Architekten! :rofl: )

  • Liebe Rainbow

    Der zweite Teil mit Sirius fügt sich nahtlos an den ersten. Anbei meine Anmerkungen.

    Spoiler anzeigen

    Sirius (Teil 2)


    Ein unkontrollierbares Zittern stieg in Sirius auf. Das Wesen hatte ihn gewittert und ließ nun den Kopf in seine Richtung wandern (Wandert der Blick oder wandert der Kopf?) . Stechender Schmerz durchfuhr ihn. Einer glühenden Nadel gleich drang die Stimme des übergroßen Schattens in seinen Geist.

    Folgt mir!

    Kurz verharrte die Gestalt in der Bewegung. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und tauchte in die Finsternis des Gewölbes ein. Tiefer und tiefer führte der schmale Pfad unter die Erde. Nur der Verwesungsgestank, den der Seelenfresser hinter sich herzog und das gelegentliche Aufblitzen seiner Silhouette (Aufblitzen passt nicht 100%) verrieten, welchen Weg er nahm.

    Darum bemüht, ihm auf den Fersen zu bleiben, stolperte Sirius über den unebenen Höhlenboden.

    Wieder magst du nicht mir "er" oder "Sirius" anfangen. Den Satzanfang mit "darum bemüht" finde ich hölzern.

    Mehr als einmal wäre er dabei um ein Haar in der Dunkelheit gegen die hervorstehenden Gesteinsbrocken gestoßen, die aus der Decke herausragten, weshalb er erleichtert aufatmete, als der Gang breiter und die Luft frischer wurde.

    Ein leichter Wind drang durch die Öffnung, welche nach draußen führte. Gebückt folgte Sirius seinem Begleiter durch den schmalen Spalt in der Felswand und nahm einen tiefen Atemzug, da er ins Freie trat. (als er ins Freie trat, in diesem Abschnitt drückst du dich manchmal recht salbungsvoll aus. Absicht?) Die hereinbrechende Dämmerung tauchte den Himmel in ein sternenloses Grau, das mit den umherstehenden Felsformationen und Gebüschen verschwamm. Nur wenige Schritte von ihm entfernt stand eine weitere Gestalt, ebenso in eine bodenlange Kutte gewandet, das Gesicht von der übergroßen Kapuze verdeckt. Lediglich ein paar leichenblasse Finger ragten aus den Ärmeln hervor, zu Klauen verformt, die viel zu langen Nägel schwarz angelaufen.

    Sein Gefühl sagte ihm, dass er es mit dem Anführer zu tun hatte.

    Sirius blieb stehen. Dann senkte er den Blick und deutete eine unterwürfige Verbeugung an, wobei sein Herz in viel zu schnellem Rhythmus gegen seine Brust schlug.

    Er wusste nicht, warum er ausgerechnet in diesem Moment an Dagon denken musste.

    Der Dämonenfürst war auf seine Art grausam, rachsüchtig und unberechenbar gewesen. Doch trotz seiner dämonischen Herkunft hatte Sirius immer geglaubt, dass da irgendwo tief in ihm noch ein Funke Mitgefühl schlummerte. Eine stille Melancholie, die ihm obgleich seiner zerrissenen und von Hass zerfurchten Persönlichkeit, ein gewisses Charisma verlieh. Ihm wäre er ohne Zweifel überallhin gefolgt. Bei den Seelenfressern hingegen, war er sich da noch nicht so sicher.

    Denn obwohl die als ´schwarze Teufel` verschrienen abartigen Kreaturen mit ihrer Vorliebe für den Verzehr menschlicher Seelen bis vor kurzem noch Dagons Armee angehört hatten, so waren durch dessen Verschwinden die Machtverhältnisse neu geordnet worden.

    Die Aussicht darauf, dass nun niemand mehr über diesen Wesen stand, der ihnen Einhalt gebieten konnte und sie außerdem im Besitz des Pentokrators waren, verursachte in Sirius ein seltsames (das ist ja nicht seltsam) Gefühl von Beklommenheit.

    „Der Irdische“, kündigte der Schatten, der ihn im Empfang genommen hatte, sein Erscheinen an, woraufhin sich die Gestalt vor ihm umdrehte.

    „Cogan!“, brachte Sirius hervor und versuchte dabei, die Magensäure hinunterzuwürgen, die ihm die Kehle hinaufsteigen wollte. „Es ist ... eine Weile her...“

    „´Zeit` hat für uns nicht die gleiche Bewandtnis, wie für Euch Irdische“, vernahm Sirius den kehligen Klang der Worte, die mit dem Abendwind zu ihm herübergetragen wurden. Es hatte den Anschein, als läge eine Tonne Staub auf den Stimmbändern seines Gegenübers, weshalb es nicht mehr als ein Krächzen war, das bei ihm ankam.

    In dem Moment schob der Dämon die Kapuze zurück und entblößte den eingefallenen Schädel des Ordensbruders, an dessen Seele er sich labte. Tot und doch wieder nicht.

    Bei allen bösen Geistern, schoss es Sirius durch den Kopf. Auf die Schnelle versuchte er den Verwesungsgrad des menschlichen Körpers abzuschätzen.

    Aus leeren milchig-gelben Augen, blickte der Seelenfresser auf ihn herab. Seine Lippen verzogen sich zu einem angedeuteten Grinsen. Wie trockenes Pergament riss die Haut und Blut quoll aus den offenen Wunden hervor. Die Zähne des dahinsiechenden Geistlichen verfärbten sich daraufhin dunkelrot und stellten einen abscheulichen Kontrast zu seinem leichenblassen Gesicht dar.

    Der schaurige Anblick sorgte dafür, dass sich Sirius Magen zusammenzog.

    „Wie ich sehe, habt ihr ohne Komplikationen hergefunden“, vernahm er Cogans unheimliche Reibeisenstimme, woraufhin dieser auf Sirius Unterarm deutete. Die Siegel bewegten sich nur noch schwach unter seiner Haut. Auch das Leuchten trat nicht mehr so deutlich hervor.

    „Selbst wenn Ihr nicht mehr auf den Schutz Eures Herrn bauen könnt, so hat er Euch zumindest einen Teil seiner Macht überlassen...als hätte er geahnt, dass Ihr dadurch einen nicht unbeachtlichen Wert erlangt.“

    Sirius konnte sich nicht helfen, aber die Worte, -oder vielmehr, die Art und Weise, wie Cogan sie sagte-, ließen ihn wachsam werden.

    Plötzlich verspürte er den Drang, die Ärmel seines Hemdes herunterzuziehen, um die Quelle dunkler Magie, derer er sich bediente, aus dem Sichtfeld des Dämons verschwinden zu lassen.

    „Ich gehe davon aus, dass Euch niemand gefolgt ist?“, fragte dieser nun und wandte endlich den Blick von Sirius Arm ab, um ihm wieder in die Augen zu sehen.

    Sirius brachte nur ein Kopfschütteln zustande. Er spürte, wie etwas an ihm zerrte. Etwas, das sein Herz berührte und mit langen, eiskalten Fingern seine Seele streifte, um jegliche Wärme aus ihm herauszuziehen.

    „Habt Ihr getan, was Euch aufgetragen wurde?“, hallten Cogans Worte in ihm wider, wie ein schauriges Echo.

    „Ja. Ich habe die Übergänge, die Ihr mir nanntet, markiert. Sie sind nun miteinander verbunden“, hörte Sirius sich antworten. Seine Stimme klang seltsam fremd in seinen Ohren. Beinahe so, als gehöre sie nicht ihm selbst.

    Mit zunehmender Nervosität rief er sich zur Ordnung. Verdammt! Das war nicht seine erste Berichterstattung. Er musste sich zusammenreißen. „Ich ... ich habe außerdem ausreichend Spuren hinterlassen“, schob er hinterher. „Das dürfte sie eine Weile beschäftigen.“

    Die Frage, welcher Sinn hinter dem Auftrag steckte, brannte ihm auf den Lippen, doch schluckte er sie herunter. Dämonen waren nicht besonders auskunftsfreudig, was ihre Pläne betraf und wenn ihm daran gelegen war, Cogan nicht zu verärgern, tat er gut daran, seine Neugierde für`s erste im Zaum zu halten.

    Einen kurzen Moment wartete er, ob Cogan etwas sagen würde, doch als sich das Schweigen ausdehnte und die Stille unbehaglich wurde, setzte er schließlich erneut an:

    „Es dürfte Euch interessieren, dass der Rat zusammengekommen ist“, informierte er den Seelenfresser. „Offenbar hat man den Ort der Zusammenkunft kurzfristig geändert. Es kursieren Gerüchte, dass das Treffen in Corderian stattgefunden haben soll.“

    Wieder verging einige Zeit, bis der Dämon reagierte. „Die Fürsten sind vorsichtig geworden“, sagte er dann. „Ihre Furcht wird uns den Weg ebnen.“ Er wandte sich ab und trat auf die vor ihm liegende Felsformation zu, die von Sträuchern und wucherndem Efeu umgeben war. Offenbar erwartete er, dass Sirius ihm folgte.

    Ein Blick über die Schulter verriet diesem, dass der schwarze Schatten, der am Höhleneingang stehengeblieben war, Verstärkung bekommen hatte. Zwei weitere Kuttenträger standen nun neben ihm und gerade trat ein dritter durch den Spalt, um nach draußen zu gelangen.

    Darum bemüht, die Panik niederzukämpfen, welche die Anwesenheit der Dämonen in ihm auslöste, sah er wieder zu Cogan hinüber. Dann setzte er sich langsam in Bewegung, um diesem zu folgen.

    „Sie ... sie rechnen mit einem Vergeltungsschlag“, griff Sirius die Worte des Seelenfressers auf und wischte dabei unauffällig seine schweißnassen Hände an der Hose ab.

    „Ja, das tun sie“, setzte Cogan an. „Doch gehen sie nach wie vor davon aus, dass wir durch ihre Pforten schreiten werden wie geladene Gäste.“ Verstehe ich nicht.

    Dem monotonen Klang seiner Stimme war keinerlei Gefühlsregung zu entnehmen. Dann jedoch legte sich ein Ausdruck auf seine leichenblassen Züge, welcher Sirius an jemanden erinnerte, der obgleich einer Gesichtslähmung zu lachen versuchte. Das Bild wirkte grotesk, wie ein Gemälde, das dem Surrealismus entsprang. Ähnlich eines jener Werke, bei dem der Künstler einer eigenen Logik folgend Körperteile an Stellen anbrachte, wo sie nichts zu suchen hatten oder die Gesichter auf obskure Weise zerfließen ließen.

    Die von Totenflecken gezeichnete Hand des Seelenfressers wanderte in die Höhe. „Niemand wird auch nur in Erwägung ziehen, dass wir bereits hier sind. Oder sollte ich vielmehr sagen: Immer noch?“

    Ungläubig sah Sirius ihn an. Dann folgte sein Blick dem ausgestreckten, knorrigen Finger des Dämons. Die Stelle, auf die der Seelenfresser zeigte, flirrte wie heißer Wüstensand in der Mittagssonne. Plötzlich schoben sich die Sträucher beiseite. Sirius trat einen Schritt näher heran und dann noch einen. Schließlich überbrückte er auch das letzte Stück, um unmittelbar neben Cogan zum Stehen zu kommen.

    Im ersten Moment glaubte er, seinen Augen nicht zu trauen. Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er die Lichter der Großstadt sah, die unter ihnen aufblitzten.

    Mit einem Mal traf ihn die ernüchternde Erkenntnis:

    Wir sind auf der Erde!

    Deshalb haben sie von den Ordensbrüdern Besitz ergriffen ... die Seelen der Geistlichen überdecken ihre dämonische Präsenz ... auf die Weise werden die Engel ihrer Anwesenheit nicht gewahr!

    Sirius meinte, einen Anflug von Schadenfreude über das Gesicht des Dämons huschen zu sehen, als dieser seinen gebieterischen Blick über die Anhöhe schweifen ließ.

    „Wir befinden uns direkt unter ihnen ... genau, wie das Buch, nach dem sie so eifrig suchen. Es ist zum Greifen nah ... sie stehen förmlich direkt davor, doch sehen sie es nicht.“

    „Ich ... ich hörte, der Pentokrator sei unbrauchbar“, wandte Sirius ein und stellte zu seiner eigenen Verwunderung fest, dass er sich in diesem Moment sehnlichst wünschte, es würde auch so bleiben.

    „Ein Umstand, der nicht von langer Dauer sein wird...“, gab Cogan zurück. „Das Siegel, mit dem Dagon ihn belegt hat, schwindet mit seiner Lebensenergie. Wo immer er sich jetzt befindet ... Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Verbindung endgültig bricht und das Buch seine Gefolgschaft ändert.“

    Das Siegel schwindet mit seiner Lebensenergie ... es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Verbindung bricht ...

    Cogans Worte flatterten durch Sirius Geist. Sie bestätigten ihn in der Annahme, dass der Dämonenfürst noch lebte. Einen kurzen Moment flammte Hoffnung in ihm auf. War es möglich, dass es für Dagon eine, wenn auch verschwindend kleine, Chance auf eine Wiederkehr gab?

    Wenn er zurückkäme...

    Die Unberührtheit (besseres Wort?), mit der Cogan auf ihn herabsah, ließ ihn zu der Erkenntnis kommen, dass von den Seelenfressern dahingehend keine Hilfe zu erwarten war. Im Gegenteil! Sie brauchten nichts anderes tun, als darauf zu warten, dass sich Dagons Lebensenergie verflüchtigte. Dann könnten sie über den Petokrator verfügen ... und besäßen die Macht Gottes.

    Sirius musste schlucken. Ihm wurde heiß und kalt zugleich, während seine Kopfhaut zu prickeln begann. Beinahe glaubte er zu spüren, wie sich sein Innerstes verkrampfte, als die toten Augen des Seelenfressers ihn fixierten und dieser sich erneut an ihn wandte:

    „Was wisst Ihr über die Frau? Die für ihn Bestimmte?“

    Der plötzliche Themenwechsel sorgte dafür, dass Sirius sein Gegenüber einen Moment verwirrt ansah, bevor er sich sammelte und zu einer Antwort ansetzte:

    „Nach allem, was ich über sie in Erfahrung bringen konnte, hat der Rat über sie entschieden. Man hält sie in ihrer Wohnung fest ... bewacht von einer Gruppe Engel.“

    „In ihrer Wohnung?“, echote Cogan ungläubig. „Wie viele sind es?“

    „Nicht viele“, antwortete Sirius. Fünf vielleicht, oder sechs. Sie wechseln sich ab.“

    „Fünf oder sechs ... “ wiederholte der Seelenfresser die Worte in abfälligem Ton. „Diese Narren!“

    „Ich verstehe nicht...“, brachte Sirius hervor.

    „Ihre Signatur ist geschädigt. Dafür habe ich selbst gesorgt, als ich in ihren Geist eingedrungen bin“, klärte Cogan ihn auf. Das machte es der dämonischen Energie leicht, sich an sie zu binden...“

    Fragend sah Sirius ihn an. Er verstand noch immer nicht.

    „Als Dagon aus dieser Welt verbannt wurde, nahm sie seine Kräfte in sich auf“, half der Seelenfresser ihm auf die Sprünge. „Seine Macht wurde ihm entrissen und an die Sterbliche weitergegeben. Somit trägt sie nicht nur seine Magie, sondern auch einen nicht unbeachtlichen Teil seiner Lebenskraft in sich ... Sie ist sein Anker. Die Verbindung, die ihn derzeit noch am Leben hält. Genau, wie Ihr es seid.“ Er deutete auf Sirius Arm.

    Dessen Mund wurde staubtrocken. Eine schreckliche Vorahnung machte sich in ihm breit.

    „Ich ... ich bin nur ein unbedeutender Irdischer. Das hier ist ... ist nichts“, stammelte er und zeigte an sich herunter. „Es ist lediglich ein Bruchteil der Macht, an der Dagon mich teilhaben ließ. Gerade mal ausreichend für Illusionszauber oder einfache Banne. Mehr nicht. Ihr glaubt doch nicht, dass...“

    „Er hatte Euch auserkoren seine zweite Legion anzuführen“, unterbrach der Dämon Sirius. „Er hielt Euch für fähig genug, seine Pläne von der Erde aus voranzutreiben. Er zeichnete Euch. Gab Euch sein Blut... Womöglich befindet sich in Eurem Geist ja ein Hinweis. Der Schlüssel, der uns hilft, das Siegel zu brechen...“

    „Die Frau ... Sie ist der Schlüssel. Nicht ich! Ihr setzt auf den Falschen....“, presste Sirius mühsam hervor.

    „Ihr habt recht. Sie ist noch weitaus wichtiger für die Sache, als Ihr es seid. Und auch sie wird bald schon die Gelegenheit bekommen, ihre neu gewonnenen Kräfte in unseren Dienst zu stellen...“

    „Sie wird bewacht ... Ihr kommt nicht an Sie heran. Ich kann sie beschatten ... sie herauslocken ... Ihr braucht mich!“

    „Sie wird von ganz alleine zu uns kommen“, erwiderte der Dämon mit einem selbstgefälligen Ausdruck im Gesicht. Ohne Hast beugte er sich zu Sirius herab.

    „Was habt Ihr vor? Was ... was wollt Ihr von mir?“, entfuhr es diesem.

    Hektisch wandte er sich um und erblickte die grausamen Gestalten, die sich vom Höhleneingang näherten. Verzweifelt sah er zu Cogan auf.

    „Ihr werdet uns einen Dienst erweisen“, sprach der Dämon und streckte seine Hand aus. Unfähig sich zu bewegen, beobachtete Sirius, wie sich die furchtbar verformten Finger in sein Sichtfeld schoben. Langsam senkten sie sich auf seinen Kopf.

    Schmerz flammte in ihm auf. Sein qualvoller Schrei hallte wie ein Echo von den Felswänden wider.

    Die schwarzen Gestalten reihten sich um ihn. Murmelnd schlossen sie den Kreis, während die grausamen Laute, die aus Sirius Kehle drangen, ihren Sprechgesang untermalten.

    Dann wurde es still.

    Sirius entkräfteter Körper sank auf die Knie. Kurz darauf fiel er zur Seite und blieb

  • Hi Rainbow,

    bin jetzt beim dritten Band auf dem neusten Stand. Nachdem ich jetzt ein bisschen mehr gelesen habe, kann ich sagen, dass ich nicht nur den Plot und die Charaktere sehr faszinierend finde, sondern dass ich auch die Beschreibung der Stimmung sehr genieße.

    Plot:

    Auch wenn ich die ersten beiden Bände nicht gelesen habe, kann ich der Handlung weiter gut folgen. Die wichtigsten Dinge werden erklärt, ich verstehe nicht jedes Detail, es hindert mich aber aktuell nicht daran dem Geschehen zu folgen. Als Quereinsteiger-Leser interessiert mich natürlich, was es mit Emilias versteckten Fähigkeiten auf sich hat, aber die konkurrierenden Interessen von Dagon und den Seelenfressern sind spannend dargestellt. Gut ist auch, dass sich für mich noch nicht wirklich abzeichnet, in welche Richtung sich das entwickeln wird.

    Charaktere:

    Ein bunter Blumenstrauß, was mir gut gefällt. Einige scheinen auf den ersten Blick simpel, wie der ein oder andere Engel oder Seelenfresser, andere scheinen sehr komplex. Besonders Dagon und Sirius finde ich auf den ersten Blick gelungen in ihrer Vielschichtigkeit – soweit ich das bisher beurteilen kann. Die Unvorhersehbarkeit dieser Charaktere macht auch viele Optionen für den Verlauf des Plots auf.

    Welt:

    Hier ist man ohne die ersten zwei Bände zu kennen vielleicht noch am ehesten etwas im Nachteil. Ich denke im groben kommt man schon ganz gut mit, wie sich z.B. die Welt der Engel von der der Menschen unterscheidet. Schwieriger wird es schon wenn es um die Fähigkeiten der einzelnen Charaktere einschätzen will. Da habe ich mich z.B. zwischendurch gefragt, als Emilia ein paar Engel durch einen Türspalt belauscht hat: was sind das denn bitte für Engel, die sich von Menschen bei einem vertraulichen Gespräch belauschen lassen? Aber um das in seiner Sinnhaftigkeit beurteilen zu können müsste ich tatsächlich wissen, welche Fähigkeiten Engel im Vergleich zu Menschen haben oder wo sie vielleicht auch im Nachteile gegenüber den Menschen sind.

    Das musst du natürlich für Band 3 jetzt nicht nochmal alles aufrollen, aber vielleicht kannst du mir bei Gelegenheit das ein oder andere Kapitel aus den vorherigen Bänden empfehlen, wo ich vielleicht mehr Infos dazu finde.

    Erzählstil:

    Der ist wirklich toll. Die Sprache ist reich gefüllt mit Bildern und Metaphern und die Gefühlswelt der Charaktere wird eindrucksvoll beschrieben. Was ich mich da einzig frage ist, ob du da noch genug Luft nach oben für die großen Höhepunkte der Geschichte hast. Aber da lasse ich mich mal überraschen J.

  • Lieben Dank, Novize für dein Feedback :danke:

    Novize

    Nachdem ich jetzt ein bisschen mehr gelesen habe, kann ich sagen, dass ich nicht nur den Plot und die Charaktere sehr faszinierend finde, sondern dass ich auch die Beschreibung der Stimmung sehr genieße.

    Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr mich das freut. :)

    Auch wenn ich die ersten beiden Bände nicht gelesen habe, kann ich der Handlung weiter gut folgen.

    Das finde ich in der Tat faszinierend. Ich hatte so meine Zweifel, ob man in die Geschichte ohne weiteres hineinfindet. Super, wenn das für dich funktioniert hat.

    Ich denke im groben kommt man schon ganz gut mit, wie sich z.B. die Welt der Engel von der der Menschen unterscheidet. Schwieriger wird es schon wenn es um die Fähigkeiten der einzelnen Charaktere einschätzen will. Da habe ich mich z.B. zwischendurch gefragt, als Emilia ein paar Engel durch einen Türspalt belauscht hat: was sind das denn bitte für Engel, die sich von Menschen bei einem vertraulichen Gespräch belauschen lassen? Aber um das in seiner Sinnhaftigkeit beurteilen zu können müsste ich tatsächlich wissen, welche Fähigkeiten Engel im Vergleich zu Menschen haben oder wo sie vielleicht auch im Nachteile gegenüber den Menschen sind.

    Hm. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob ich das in den ersten beiden Bänden so ausführlich beschrieben habe. Zumindest fiele mir jetzt auf Anhieb kein "Kapitel" ein, das ich dir empfehlen könnte. Doch, vielleicht ... wenn ich so genau darüber nachdenke. Vielleicht die Flucht durch die Kanalisation am Ende von Band 2 ... oder das Ritual, in dem Elias Emilia im ersten Band mit einer Art "Schutzzauber" versieht und dann sein Energiewesen heraufbeschwört-den Menturos. Da wird zumindest deutlich, welcher Art von Magie sich die Engel bedienen :hmm: Ansonsten gibt es natürlich hier und da immer wieder Hinweise, aber die will ich hier jetzt nicht alle verlinken. Also hier nur zwei Beispiele:

    Band I Kapitel 22.1

    Band I Kapitel 22.2

    Band II Kapitel 24

    Band II Kapitel 24.1

    Dass Emilia in der Lage ist, die Engel zu belauschen, finde ich jetzt nicht so ungewöhnlich. Abgesehen davon brauchte ich diese Szene :rofl:... wäre jetzt irgendwie doof gewesen, wenn Elias und Micah sich in Schweigen gehüllt hätten. Ich hoffe natürlich dennoch, dass das jetzt nicht total bitte aufstößt beim Lesen.

    Der ist wirklich toll. Die Sprache ist reich gefüllt mit Bildern und Metaphern und die Gefühlswelt der Charaktere wird eindrucksvoll beschrieben

    Danke. Ich bin eine hoffnungslos emotionale Schreiberin :pardon: Es freut mich, wenn man in die Gefühlswelt der Charaktere eintauchen kann und sie nachvollziehbar bleiben.

    Was ich mich da einzig frage ist, ob du da noch genug Luft nach oben für die großen Höhepunkte der Geschichte hast. Aber da lasse ich mich mal überraschen

    Ich habe noch ziemlich viel vor und meine Ideen sprudeln quasi über. Wenn mein Plan aufgeht, wird das noch richtig geil und ich bin mir fast sicher, dass (wenn ich irgendwann mal die Zeit und die Ruhe finden sollte, mein Werk zu vollenden), genug Luft nach oben bleiben wird, um die richtig coolen Szenen zu schreiben, die mir gerade im Kopf herumfleuchen. :D

    Ich danke dir vielmals, dass du dich durch diesen ganzen Text gelesen hat. Dein Feedback motiviert mich, daran weiterzuarbeiten. Im Moment fehlt mir halt leider die Zeit, was ich sehr schade finde. Aber ich bleibe am Ball und hoffe, demnächst vielleicht auch mal wieder etwas abliefern zu können. :)

    Danke auch noch an dich Sensenbach für deinen letzten Kommi. :danke: Ich war zuletzt gar nicht mehr darauf eingegangen. Sorry.

    Ich bin gerade noch dabei, mich neu zusortieren und ich merke, dieser dritte Band ist doch um einiges komplexer, als die anderen beiden vorherigen. Aber ich versuche dranzubleiben.

    Danke euch allen noch einmal für eure tolle Unterstützung bis hierher Thorsten  Kirisha  Sensenbach  LadyK  Etiam  Alexander2213  Dinteyra  Rippersteak und wen ich sonst noch vergessen habe. Ohne euch wäre ich niemals so weit gekommen <3

  • Ohne euch wäre ich niemals so weit gekommen

    Ich glaube du hast es in dir. Auf jeden Fall hast du einen Quantensprung an Entwicklung hingelegt und die Geschichte hat ungeheuer Potenzial.

    Nicht dass ich dich drängen will aber ... einige hier hoffen schon sehr drängend auf eine Fortsetzung :love:

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Hallo Rainbow

    ich habe gerade Kapitel 6.2 gelesen. Insgesamt gefällt es mir gut, wobei die Geschichte eine andere Richtung nimmt, als ich erwartet hatte. Auch wenn ich keine konkreten Erwartungen hatte.

    Ich finde es wirklich schade, dass Elias so distanziert auftritt und nicht mal merkt, wie sehr er Emilia damit verletzt. Da fragt man sich, ob in Wirklichkeit er derjenige ist, der von einer dunklen Macht besessen wurde und deshalb sein Einfühlungsvermögen verloren hat. Es ist manchmal wirklich bitter zu lesen.

    Eine kleine Ungereimtheit ist mir aufgefallen: Emilia bietet Elias an, sich zu setzen, aber die einzige Sitzgelegenheit ist das nicht gemachte Bett. Sie besitzt jedoch auch einen Schreibtisch, an dem sie zeichnet. Müsste dort nicht auch ein Stuhl sein?

    Ich werde dann mal weiter lesen und melde mich wenn ich fertig bin, es sei denn mir fällt vorher noch etwas auf.

    LG Din

  • Danke, liebe Dinteyra für dein Feedback. :danke:

    Dinteyra

    wobei die Geschichte eine andere Richtung nimmt, als ich erwartet hatte. Auch wenn ich keine konkreten Erwartungen hatte.

    Ist das nicht irgendwie ein Widerspruch in sich? :rofl:

    Ich finde es wirklich schade, dass Elias so distanziert auftritt und nicht mal merkt, wie sehr er Emilia damit verletzt. Da fragt man sich, ob in Wirklichkeit er derjenige ist, der von einer dunklen Macht besessen wurde und deshalb sein Einfühlungsvermögen verloren hat.

    Ja, ich denke, es war von mir so gewollt, dass man mit Emilia leidet und diesen Kummer, den sie erfährt, am eigenen Leibe spürt :) Für mich war das wichtig, da ich eine Kluft zwischen den beiden schaffen wollte/musste. Der Grund für seine Veränderung wurde ja bislang nur angedeutet, wird aber hoffentlich im weiteren Verlauf noch deutlicher werden. Ich dachte ja, dass seine Veränderung von der Verletzung herrührt... zum einen wurde er von diesem Holzbalken aufgespießt, als er vom Kirchendach gestürzt ist und zum anderen wurde er ja quasi von der gleichen Verletzung gezeichnet wie Emilia und Dagon. Ich fand es angebracht, dass das auch an ihm nicht spurlos vorbeigehen darf. :hmm: Aber vielleicht tröstet es dich ja, dass er wieder der Alte werden wird. Nach und nach.

    Eine kleine Ungereimtheit ist mir aufgefallen: Emilia bietet Elias an, sich zu setzen, aber die einzige Sitzgelegenheit ist das nicht gemachte Bett. Sie besitzt jedoch auch einen Schreibtisch, an dem sie zeichnet. Müsste dort nicht auch ein Stuhl sein?

    Ja, es gibt einen Stuhl, aber ich meine, irgendwo erwähnt zu haben, dass der vom Klamotten behangen ist. :hmm: Emilia hat ja ein ganz schönes Chaos in ihrem Zimmer veranstaltet. Ich schaue aber nochmal nach. Wenn das nicht deutlich wird, muss ich das auf jeden Fall noch besser rausarbeiten.

    Ich werde dann mal weiter lesen und melde mich wenn ich fertig bin, es sei denn mir fällt vorher noch etwas auf.

    Ich danke dir. Viel hast du ja jetzt nicht mehr :)

    LG

    Rainbow

  • Es ist schon wieder ein Weilchen her, dass ich hier was gepostet habe, weshalb ich gar nicht weiß, ob noch jemand einen Kopf dran kriegt . Ihr wisst schon: Engelgeschichte...Elias... Dagon... Emilia...Seelenfresser...verschollenes Buch (Pentokrator) ... Klingelt da was? :rofl:

    Der Grund für mein nur sehr langsames Vorankommen liegt daran, dass ich Vieles sehr oft hin-und herdrehe. Während ich früher einfach drauflos geschrieben habe, meine ich jetzt tatsächlich, ein bisschen planvoller vorgehen zu wollen. Allerdings gestaltet sich das als nicht so einfach. :pardon:

    Dieses Kapitel hier hatte ich ursprünglich gar nicht geplant. Ich wollte eigentlich direkt nach dem letzten Elias/Emilia Part die ganze Sache eskalieren lassen und wäre dann logischerweise schneller im Plot vorangekommen. Dann kam mir aber die Idee, Elias Konflikt noch ein bisschen näher zu beleuchten. Abgesehen davon wollte ich noch einen neuen Charakter einführen, den ich im weiteren Verlauf brauchen werde.

    Und ob man`s glaubt oder nicht, bastle ich an diesem blöden Part jetzt schon diverse Wochen rum und habe ihn schon zig mal umgeschrieben, weil ich immer wieder auf etwas gestoßen bin, was letztlich nicht plausibel war. Nun bin ich an einem Punkt völliger Verzweiflung bereit, euch mit ins Boot zu holen. :)

    Also schaut einfach mal, ob ihr damit klarkommt. Mehr sag ich mal gar nicht, weil ich euch nicht irgendwie mit der Nase auf Dinge stoßen will, die vielleicht gar nicht ins Gewicht fallen.

    Los geht`s:


    Kapitel 9: Elias Berichterstattung (Teil 1)

    Langsam senkte sich das Licht des Tages, als Elias die Pforte der Ratshalle passierte. Die Kühle, die aus den Jahrtausende alten Steinmauern kroch, verband sich mit dem vertrauten Geruch von Feuer und geräuchertem Persyn-Kraut.
    Schnellen Schrittes marschierte er den langen, mit lodernden Feuerschalen gezierten, Gang entlang, und kam vor dem Rednerpult im Zentrum des großen Saals zum Stehen.
    Leer und verwaist ragten die vielen Sitzbänke vor ihm auf. Lediglich zwei der unteren Plätze waren belegt.
    Metatron und Seraphiel blickten ihm abwartend entgegen. Ihren Mienen war zu entnehmen, dass sie keine guten Nachrichten für ihn bereithielten, als sie sich langsam von ihren Plätzen erhoben.„Ehrwürdige Fürsten“, setzte Elias zu einer Begrüßung an. „Ihr verlangtet mich zu sprechen.“
    „So ist es“, sagte Metatron und deutete eine knappe Bewegung mit dem Kopf an. „Es gibt einige äußerst beunruhigende Entwicklungen. - Wie steht es um die Irdische?“
    Obwohl Elias Empfindungen nach wie vor unter einer Schicht aus Eis begraben waren, spürte er deutlich die Unruhe in sich aufsteigen, welche die Worte des Fürsten in ihm auslösten.
    Die unheilverheißende Vorahnung, dass die ´beunruhigenden Entwicklungen` etwas mit Emilia zu tun hatten, ließ ihn kurz innehalten.
    „Ihr Zustand ist nach wie vor unverändert“, gab er schließlich zurück. „Sie zeigt keinerlei Auffälligkeiten. Zumindest nichts, was auf eine dämonische Einflussnahme zurückzuführen wäre. Jedoch zehren die Kräfte des Schwertes an ihr und die Isolation setzt ihr mehr und mehr zu. Ein Umstand, den wir womöglich nicht ausreichend bedacht haben.“
    Ihre Isolation garantiert unsere Sicherheit. Und die der gesamten Menschheit“, warf Seraphiel ein. „Ein vergleichsweise kleines Opfer, wenn man die Folgen bedenkt, die es nach sich ziehen würde, wenn sich unsere Befürchtungen bewahrheiten.“
    ... Wenn Dagons macht sie verzehrt und sie von der Finsternis verschluckt wird, präzisierte Elias gedanklich, was der Fürst nur vage angedeutet hatte. Bei der Vorstellung zog sich etwas in ihm zusammen.
    Er fragte sich, was die Oberen seines Reiches tun würden, wenn er versagte – wenn es ihm nicht gelänge Emilias Wandlung zu verhindern. Die Konsequenzen hatte er bislang in die hintere Ecke seines Verstandes verbannt. Doch etwas an der Art, wie Seraphiel ihn nun ansah, ließ ihn erahnen, dass sie ihm nicht gefallen würden.
    „Wie gesagt. Ihr Zustand ist derzeit stabil“, erwiderte er knapp, während er den durchdringenden Blicken der Fürsten standhielt. „Wäret Ihr nun so gütig, mir zu verraten, warum Ihr mich herkommen ließet?“ Das Drängen in seiner Stimme klang fremd in seinen Ohren und doch auf eine Art befreiend. Es war, als durchströme ihn plötzlich eine sonderbare Kraft, der Hauch eines Gefühls nur, der ihn streifte, wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. Er versuchte, daran festzuhalten. Für einen Moment ließ die Enge in seiner Brust nach und er glaubte, seit ewigen Zeiten wieder durchatmen zu können.
    Seraphiel schien den Wandel in seinem Verhalten zu bemerken, da er kurz in der Bewegung innehielt und Elias abschätzend anblickte. Dabei sah er aus, als habe er einen alten Bekannten wiedergetroffen, von dem er noch nicht recht wusste, ob er sich über das Wiedersehen wirklich freute.
    „Wie du weißt, melden die Wächter an den Übergängen verstärkte Dämonenaktivitäten“, sagte er dann. „Es bleibt schwierig, die genaue Herkunft zu lokalisieren. Alleine in den vergangenen Stunden ist der Alarm an den Grenzposten zur irdischen Welt so oft angeschlagen, dass wir Mühe hatten, allen Hinweisen nachzugehen.“
    „Die Auffälligkeiten sind inzwischen überall auf der Erde zu verzeichnen“, meldete sich Metatron zu Wort. „Vor Ort jedoch ließen sich keinerlei Spuren finden, die Rückschlüsse zuließen. - Bis jetzt.“
    „Bis jetzt?“ Elias wurde hellhörig. „Heißt das, wir haben eine Spur?“
    „Nun, heute Morgen wurde etwas gefunden...“, setzte Metatron an und deutete auf den Tisch, der ein Stück abseits neben dem Podest stand. Ein dunkles Tuch verdeckte, was sich darauf befand.
    Langsam trat Elias näher. Dann hob er das feine Leinen an und warf einen Blick darunter. Mit erhobener Braue blickte er zu den Fürsten herüber. „Ein menschlicher Arm?“
    „Ja“, bestätigte Metatron. „Bei einer Patrouille fand man ihn im Abwasserkanal in einem Vorort von Marseille. Er hatte sich in einem Sperrgitter verfangen und ist getränkt mit so viel dämonischer Energie, dass sich damit ein gefallener Zyamon wiederbeleben ließe.“
    Elias zog das Tuch nun vollends zur Seite und streckte die flache Hand über das verstümmelte Körperteil. Dieses erhob sich daraufhin und schwebte vor ihm in der Luft, sodass er es aus der Nähe betrachten konnte. Selbst ohne weitreichende pathologische Kenntnisse hinterließ das zerfranste Gewebe mit den heraushängenden Sehnen und den zersplitterten Knochenteilen, die aus der Wunde ragten, ein deutliches Bild.
    Nachdenklich besah Elias die verkohlte Haut und ließ seinen aufmerksamen Blick über die Stelle wandern, an welcher der Arm, vermutlich unter hoher Krafteinwirkung, vom Rest des Körpers getrennt worden war.
    Dann schloss er die Augen. Er versuchte, sich auf den Menschen dahinter zu konzentrieren, dessen Seele zu ergründen.
    Doch es war nur ein trüber, undurchdringlicher Schleier, den er sah. Kein Name. Kein Gesicht. Kein noch so kleiner Anhaltspunkt, der Aufschluss über den irdischen Besitzer gegeben hätte. Genauso gut hätte es sich um den verfaulten Kadaver eines Tieres handeln können.
    „Weiß man, von wem er ist?“, fragte er schließlich und wandte sich wieder den Fürsten zu.
    „Nein. Jemand hat offensichtlich ganze Arbeit geleistet“, meldete sich in dem Moment eine Stimme, die er zunächst nicht zuordnen konnte. Ein Engel, der bislang im Schatten einer der hohen Säulen gestanden hatte, trat hervor.
    Das kurzgeschorene helle Haar gab den Blick auf die Runen preis, die seine Kopfhaut zierten und sich gleichfalls den Hals hinunterzogen, wo sie in dem Kragen seiner weißen Robe verschwanden. Erfüllt von einem stechenden Blau blitzten seine Augen in dem trüben Dämmerlicht hervor wie scharf geschliffene Diamanten.
    Ein Kalamatai.
    Elias war sich nicht sicher, ob er jemals einem dieser Engel begegnet war. Es hieß, sie bewachten das Orakel und waren somit die Wächter über die göttliche Weisheit. Nach allem, was Elias gehört hatte, gab es nur eine Handvoll von ihnen und die Tatsache, dass sie sich so gut wie nie außerhalb der heiligen Hallen zeigten, ließ ihn einen Moment irritiert innehalten.
    „Darf ich erfahren wer Ihr seid?“, fragte er und ließ den Engel nicht aus den Augen, der ihn mit einer Art reserviertem Interesse ansah. Die Kälte, die von ihm ausging, erinnerte Elias an die Kühle, die er selbst in sich trug.
    „Das ist Jehoel“, antwortete Metatron. „Wir haben die Kalamatai in die Ermittlungen einbezogen, da wir hofften, mit ihrer Hilfe könnten wir zu neuen Erkenntnissen kommen.“
    Jehoel schenkte Elias ein kaum wahrnehmbares Nicken, während sich sein durchdringender Blick in ihn hineinbohrte. Eine sonderbare Aura umgab den Engel. Elias glaubte die Energie förmlich spüren zu können, die von ihm ausging. Es war nicht mehr, als die Wahrnehmung eines Lufthauchs, der ihn streifte und ein plötzliches Unbehagen in ihm auslöste.
    Elias reagierte nicht schnell genug und der Versuch sein Innerstes vor den mentalen Schwingungen abzuschotten, die der Kalamatai aussandte, lief ins Leere. Sie drangen in ihn ein, tasteten ihn ab, durchleuchteten ihn.
    Was zum ...?
    Mit Mühe gelang es ihm den Blick abzuwenden. Augenblicklich ließ die Intensität nach und es gelang ihm die Kontrolle über sich zurückzugewinnen. Nur das eiskalte Prickeln, welches sich in ihm eingenistet hatte, klang noch immer in ihm nach.
    Die Kalamatai sind wahre Meister darin, Dinge, die im Verborgenen liegen, ans Tageslicht zu bringen, erinnerte sich Elias. Zwar war er selbst nie Zeuge ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten geworden, doch hatten die Legenden, welche sich um die ´göttlichen Ermittler` rankten, stets ausgereicht, seine Fantasie zu beflügeln.
    Nach allem, was er wusste, bedienten sie sich der magischen Quelle, aus der das Orakel seine Energie bezog- dem unerschöpflichen Brunnen allen Wissens. Ihre mentalen Fähigkeiten überstiegen die ´gewöhnlicher` Engel bei weitem, weshalb es hieß, ein kurzer Blick von ihnen reiche aus, um tief verwurzelte Geheimnisse aufzudecken oder unausgesprochene Wünsche zu erahnen, noch bevor man selbst davon wusste.
    Ihrer Bestimmung folgend stand für die Kalamatai die Wahrheitsfindung über allem anderen, ganz gleich welcher Mittel sie sich hierfür bedienen mussten, weshalb ihre Methoden in der Vergangenheit schon oft kontrovers diskutiert worden waren.
    Absolut linientreu, galten sie als die ´Vollstrecker des himmlischen Gesetzes`, von denen man weder Gnade, noch Güte erwarten konnte, wenn sie einen einmal ins Visier genommen hatten.
    Nachdem, was Elias gerade erlebt hatte, verspürte er keinen Zweifel daran, dass dem wirklich so war.„Gehört das Durchleuchten unserer eigenen Leute inzwischen auch zu der ´Gewinnung neuer Erkenntnisse`?“, fragte er nun gerade heraus und bemerkte wie sich die Mienen seiner Zuhörer verdunkelten.
    „Der Weg zur Wahrheit verläuft weder geradlinig, noch unbeschwerlich“, belehrte Metatron ihn. „Jeder von uns wird seinen Teil beitragen müssen. Dazu gehört auch die bedingungslose Zusammenarbeit mit den Kalamatai.“
    Zusammenarbeit...
    Irgendetwas in Elias regte sich und er kam zu dem Schluss, dass laut seines Verständnisses eine ´Zusammenarbeit` auf gegenseitigem Einverständnis beruhte und nicht darauf, dass jemand unaufgefordert in seinen Geist einzudringen versuchte.
    Die verständnislosen Blicke, mit denen ihn die drei Engel bedachten, riefen ihm in Erinnerung, dass er sich schon früher an diesen Dingen gestoßen hatte.
    Trotzdem drang das Gefühl nicht zu ihm durch. Es ließ sich nicht fassen, so sehr er sich auch darum bemühte, es festzuhalten.
    Als gehe es ihn nicht wirklich etwas an, nahm eine reservierte Gleichgültigkeit von ihm Besitz, die jeden missbilligenden Gedanken im Keim erstickte.
    Reglos stand er da und ließ den Moment verstreichen, der ihn hinab zog in die Tiefe, ihn in eine Schicht von erkaltetem Wachs hüllte.
    Starr ... und unberührt ...

    Hier geht`s weiter:

    Rainbow
    2. April 2024 um 21:09
  • Hallo liebe Rainbow

    wie schön dass es hier endlich weitergeht! Ich durfte das Kapitel ja schon einmal lesen glaube aber du hast da noch ziemlich dran herumgebastelt. (oder vielleicht hatte ich nicht mehr alles im Kopf). Auf jeden Fall ist es wieder sehr beeindruckend und mitreißend geworden. Ich finde ja diese Engelssphäre sehr faszinierend. Insbesondere weil die Engelsfürsten gar nicht so liebreizende Engelchen sind wie man sich von Statuen in Kirchen vielleicht vorstellt.:saint: Sondern im Gegenteil ganz schön engstirnige und regelverbissene Bürokraten.

    Elias hast du auch sehr gut dargestellt. Man merkt schon die verdeckten Gefühle in seinem Inneren die noch irgendwie vorhanden aber halb eingefroren sind. Und darüber diese ganze dämonische Atmosphäre. Da wartet man ja quasi darauf dass das Unheil gleich irgendwo hervorbricht.

    Ihre Isolation garantiert unsere Sicherheit. Und die der gesamten Menschheit“, warf Seraphiel ein. „Ein vergleichsweise kleines Opfer

    Klingt logisch und doch richtig eiskalt. Emilia kann einem schon leidtun diesen Monstern ausgeliefert zu sein.

    Der dämonische Arm und der neue Ermittler komplettieren das Bild des irgendwo im Untergrund lauernden Unheils.

    Also - eine wahnsinnig packende Einleitung. Ich bin gespannt was du aus dem folgenden Part gemacht hast! <3 Ich habe da nichts zu meckern!

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Hey Kirisha,

    Ich durfte das Kapitel ja schon einmal lesen glaube aber du hast da noch ziemlich dran herumgebastelt.

    Ehrlich gesagt, habe ich daran jetzt schon so viel herumgebatselt, dass ich schon gar nicht mehr weiß, welche Version ich jetzt überhaupt online gestellt habe :rofl:Nein Quatsch. So schlimm ist es Gott sei Dank noch nicht. Aber dieses Kapitel hat mich schon ganz schön in den Wahnsinn getrieben und tut es auch immernoch. Aber ich muss jetzt einfach mal weiterkommen. Deshalb dachte ich, es ist reif für`s Forum.

    Ich finde ja diese Engelssphäre sehr faszinierend. Insbesondere weil die Engelsfürsten gar nicht so liebreizende Engelchen sind wie man sich von Statuen in Kirchen vielleicht vorstellt. :saint: Sondern im Gegenteil ganz schön engstirnige und regelverbissene Bürokraten.

    Ja. Das war mitunter eine Herausforderung an dem Kapitel, da ich die beiden Fürsten (Seraphiel und Metatron) auf jeden Fall von Jehoel abheben wollte, der noch eine Spur krasser sein soll von seiner Art her. So ganz 100%ig hab ich ihn auch noch nicht auf dem Schirm. Kann sein, dass ich an dem Charakter noch ein bisschen werde schrauben müssen...:hmm:

    Elias hast du auch sehr gut dargestellt. Man merkt schon die verdeckten Gefühle in seinem Inneren die noch irgendwie vorhanden aber halb eingefroren sind.

    Auch das fand ich nicht so einfach, da er ja einerseits noch unter dem Umfall und den Nachwirkungen leiden soll, die ihn ja irgendwie seiner Emotionen beraubt hatten. Und andererseits wollte ich ihn nach und nach wieder etwas spüren lassen, was natürlich durch das Auftreten der Fürsten begünstigt wird. Nur sollte es nicht Knall auf Fall passieren. Eher immer wie ein kurzes Aufblitzen...

    Klingt logisch und doch richtig eiskalt. Emilia kann einem schon leidtun diesen Monstern ausgeliefert zu sein.

    Na ja. Es bleiben halt schon irgendwie Engel. Ich hatte nicht vor, sie als "Monster" darzustellen. Im Grunde haben sie ja auch nicht ganz Unrecht. Sie handeln zum Wohle der Menschen und zum Schutz ihres eigenen Reiches...was ist da schon eine einzelne Irdische wert? Ich glaube, es wäre eher grob fahrlässig, wenn sie sich diese Gedanken NICHT machen würden. :hmm:

    Bin schon gespannt, was du zu dem nächsten Part sagst. Den habe ich wirklich nochmal ganz schön umgestrickt. :)

  • Es bleiben halt schon irgendwie Engel. Ich hatte nicht vor, sie als "Monster" darzustellen. Im Grunde haben sie ja auch nicht ganz Unrecht. Sie handeln zum Wohle der Menschen und zum Schutz ihres eigenen Reiches...was ist da schon eine einzelne Irdische wert?

    Mit "Monstern" meinte ich hier eigentlich nicht die Engel, sondern die Dämonen, die Emilia anziehen. Ich gehe doch mal davon aus, dass sie mit denen demnächst Bekanntschaft machen wird und dass dann die Engel, im Vergleich, doch als sehr sympathische Kerlchen erscheinen werden.:)

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Mit "Monstern" meinte ich hier eigentlich nicht die Engel, sondern die Dämonen, die Emilia anziehen. Ich gehe doch mal davon aus, dass sie mit denen demnächst Bekanntschaft machen wird und dass dann die Engel, im Vergleich, doch als sehr sympathische Kerlchen erscheinen werden.

    Ah, okay. Das hatte ich falsch verstanden. Es las sich ein bisschen so, als beziehe ich das auf die Engel, weil du sie ja zuvor zitiert hattest. Dann bin ich erleichtert :)

  • Liebe Rainbow

    Der letzte Abschnitt bestätigt deutlich, dass Team-Dagon eigentlich auf der richtigen Seite steht. Jetzt haben die "Engel" auch noch den Geheimdienst hinzugezogen. Lauf Elias lauf…

    Spoiler anzeigen

    Langsam senkte sich das Licht des Tages, als Elias die Pforte der Ratshalle passierte.

    Vorschlag: Als Elias die Pforte …

    Die Kühle, die aus den Jahrtausende alten Steinmauern kroch, verband sich mit dem vertrauten Geruch von Feuer und geräuchertem Persyn-Kraut.
    Schnellen Schrittes marschierte er den langen, mit lodernden Feuerschalen gezierten, Gang entlang, und kam vor dem Rednerpult im Zentrum des großen Saals zum Stehen.

    Soldaten marschieren. Ist das, das richtige Wort?


    Leer und verwaist ragten die vielen Sitzbänke vor ihm auf. Lediglich zwei der unteren Plätze waren belegt.
    Metatron und Seraphiel blickten ihm abwartend entgegen. Ihren Mienen war zu entnehmen, dass sie keine guten Nachrichten für ihn bereithielten, als sie sich langsam von ihren Plätzen erhoben.

    Satz ist seltsam, da zwei unzusammenhängende Beobachtungen zusammengefügt werden

    „Ehrwürdige Fürsten“, setzte Elias zu einer Begrüßung an. „Ihr verlangtet mich zu sprechen.“
    „So ist es“, sagte Metatron und deutete eine knappe Bewegung mit dem Kopf an. „Es gibt einige äußerst beunruhigende Entwicklungen. - Wie steht es um die Irdische?“
    Obwohl Elias Empfindungen nach wie vor unter einer Schicht aus Eis begraben waren, spürte er deutlich die Unruhe in sich aufsteigen, welche die Worte des Fürsten in ihm auslösten.
    Die unheilverheißende Vorahnung, dass die ´beunruhigenden Entwicklungen` etwas mit Emilia zu tun hatten, ließ ihn kurz innehalten.
    „Ihr Zustand ist nach wie vor unverändert“, gab er schließlich zurück. „Sie zeigt keinerlei Auffälligkeiten. Zumindest nichts, was auf eine dämonische Einflussnahme zurückzuführen wäre. Jedoch zehren die Kräfte des Schwertes an ihr und die Isolation setzt ihr mehr und mehr zu. Ein Umstand, den wir womöglich nicht ausreichend bedacht haben.“
    Ihre Isolation garantiert unsere Sicherheit. Und die der gesamten Menschheit“, warf Seraphiel ein. „Ein vergleichsweise kleines Opfer, wenn man die Folgen bedenkt, die es nach sich ziehen würde, wenn sich unsere Befürchtungen bewahrheiten.“
    ... Wenn Dagons macht sie verzehrt und sie von der Finsternis verschluckt wird, präzisierte Elias gedanklich, was der Fürst nur vage angedeutet hatte. Bei der Vorstellung zog sich etwas in ihm zusammen.

    Macht


    Er fragte sich, was die Oberen seines Reiches tun würden, wenn er versagte – wenn es ihm nicht gelänge Emilias Wandlung zu verhindern. Die Konsequenzen hatte er bislang in die hintere Ecke seines Verstandes verbannt.

    Konsequenzen kann man nicht verbannen. Jedoch Gedanken an Konsequenzen.

    Doch etwas an der Art, wie Seraphiel ihn nun ansah, ließ ihn erahnen, dass sie ihm nicht gefallen würden.
    „Wie gesagt. Ihr Zustand ist derzeit stabil“, erwiderte er knapp, während er den durchdringenden Blicken der Fürsten standhielt. „Wäret Ihr nun so gütig, mir zu verraten, warum Ihr mich herkommen ließet?“ Das Drängen in seiner Stimme klang fremd in seinen Ohren und doch auf eine Art befreiend. Es war, als durchströme ihn plötzlich eine sonderbare Kraft, der Hauch eines Gefühls nur, der ihn streifte, wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. Er versuchte, daran festzuhalten. Für einen Moment ließ die Enge in seiner Brust nach und er glaubte, seit ewigen Zeiten wieder durchatmen zu können

    Verstehe nicht, warum er sich plötzlich anders fühlt.


    Seraphiel schien den Wandel in seinem Verhalten zu bemerken, da er kurz in der Bewegung innehielt und Elias abschätzend anblickte. Dabei sah er aus, als habe er einen alten Bekannten wiedergetroffen, von dem er noch nicht recht wusste, ob er sich über das Wiedersehen wirklich freute.
    „Wie du weißt, melden die Wächter an den Übergängen verstärkte Dämonenaktivitäten“, sagte er dann. „Es bleibt schwierig, die genaue Herkunft zu lokalisieren. Alleine in den vergangenen Stunden ist der Alarm an den Grenzposten zur irdischen Welt so oft angeschlagen, dass wir Mühe hatten, allen Hinweisen nachzugehen.“
    „Die Auffälligkeiten sind inzwischen überall auf der Erde zu verzeichnen“, meldete sich Metatron zu Wort. „Vor Ort jedoch ließen sich keinerlei Spuren finden, die Rückschlüsse zuließen. - Bis jetzt.“
    „Bis jetzt?“ Elias wurde hellhörig. „Heißt das, wir haben eine Spur?“
    „Nun, heute Morgen wurde etwas gefunden...“, setzte Metatron an und deutete auf den Tisch, der ein Stück abseits neben dem Podest stand. Ein dunkles Tuch verdeckte, was sich darauf befand.
    Langsam trat Elias näher. Dann hob er das feine Leinen an und warf einen Blick darunter. Mit erhobener Braue blickte er zu den Fürsten herüber. „Ein menschlicher Arm?“
    „Ja“, bestätigte Metatron. „Bei einer Patrouille fand man ihn im Abwasserkanal in einem Vorort von Marseille. Er hatte sich in einem Sperrgitter verfangen und ist getränkt mit so viel dämonischer Energie, dass sich damit ein gefallener Zyamon wiederbeleben ließe.“
    Elias zog das Tuch nun vollends zur Seite und streckte die flache Hand über das verstümmelte Körperteil. Dieses erhob sich daraufhin und schwebte vor ihm in der Luft, sodass er es aus der Nähe betrachten konnte. Selbst ohne weitreichende pathologische Kenntnisse hinterließ das zerfranste Gewebe mit den heraushängenden Sehnen und den zersplitterten Knochenteilen, die aus der Wunde ragten, ein deutliches Bild.
    Nachdenklich besah Elias die verkohlte Haut und ließ seinen aufmerksamen Blick über die Stelle wandern, an welcher der Arm,vermutlich unter hoher Krafteinwirkung, vom Rest des Körpers getrennt worden war.
    Dann schloss er die Augen. Er versuchte, sich auf den Menschen dahinter zu konzentrieren, dessen Seele zu ergründen.
    Doch es war nur ein trüber, undurchdringlicher Schleier, den er sah. Kein Name. Kein Gesicht. Kein noch so kleiner Anhaltspunkt, der Aufschluss über den irdischen Besitzer gegeben hätte. Genauso gut hätte es sich um den verfaulten Kadaver eines Tieres handeln können.
    „Weiß man, von wem er ist?“, fragte er schließlich und wandte sich wieder den Fürsten zu.
    „Nein. Jemand hat offensichtlich ganze Arbeit geleistet“, meldete sich in dem Moment eine Stimme, die er zunächst nicht zuordnen konnte. Ein Engel, der bislang im Schatten einer der hohen Säulen gestanden hatte, trat hervor.
    Das kurzgeschorene helle Haar gab den Blick auf die Runen preis, die seine Kopfhaut zierten und sich gleichfalls den Hals hinunterzogen, wo sie in dem Kragen seiner weißen Robe verschwanden. Erfüllt von einem stechenden Blau blitzten seine Augen in dem trüben Dämmerlicht hervor wie scharf geschliffene Diamanten.
    Ein Kalamatai.
    Elias war sich nicht sicher, ob er jemals einem dieser Engel begegnet war. Es hieß, sie bewachten das Orakel und waren somit die Wächter über die göttliche Weisheit. Nach allem, was Elias gehört hatte, gab es nur eine Handvoll von ihnen und die Tatsache, dass sie sich so gut wie nie außerhalb der heiligen Hallen zeigten, ließ ihn einen Moment irritiert innehalten.
    „Darf ich erfahren wer Ihr seid?“, fragte er und ließ den Engel nicht aus den Augen, der ihn mit einer Art reserviertem Interesse ansah. Die Kälte, die von ihm ausging, erinnerte Elias an die Kühle, die er selbst in sich trug.
    „Das ist Jehoel“, antwortete Metatron. „Wir haben die Kalamatei in die Ermittlungen einbezogen, da wir hofften, mit ihrer Hilfe könnten wir zu neuen Erkenntnissen kommen.“
    Jehoel schenkte Elias ein kaum wahrnehmbares Nicken, während sich sein durchdringender Blick in ihn hineinbohrte. Eine sonderbare Aura umgab den Engel. Elias glaubte die Energie förmlich spüren zu können, die von ihm ausging. Es war nicht mehr, als die Wahrnehmung eines Lufthauchs, der ihn streifte und ein plötzliches Unbehagen in ihm auslöste.
    Elias reagierte nicht schnell genug und der Versuch sein Innerstes vor den mentalen Schwingungen abzuschotten, die der Kalamateiaussandte, lief ins Leere. Sie drangen in ihn ein, tasteten ihn ab, durchleuchteten ihn.
    Was zum ...?

    Das ist ein verdammter Dementor. Die "Guten" lassen die Hunde los!


    Mit Mühe gelang es ihm den Blick abzuwenden. Augenblicklich ließ die Intensität nach und es gelang ihm die Kontrolle über sich zurückzugewinnen. Nur das eiskalte Prickeln, welches sich in ihm eingenistet hatte, klang noch immer in ihm nach.
    Die Kalamatei sind wahre Meister darin, Dinge, die im Verborgenen liegen, ans Tageslicht zu bringen, erinnerte sich Elias. Zwar war er selbst nie Zeuge ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten geworden, doch hatten die Legenden, welche sich um die ´göttlichen Ermittler` rankten, stets ausgereicht, seine Fantasie zu beflügeln.
    Nach allem, was er wusste, bedienten sie sich der magischen Quelle, aus der das Orakel seine Energie bezog- dem unerschöpflichen Brunnen allen Wissens. Ihre mentalen Fähigkeiten überstiegen die ´gewöhnlicher` Engel bei weitem, weshalb es hieß, ein kurzer Blick von ihnen reiche aus, um tief verwurzelte Geheimnisse aufzudecken oder unausgesprochene Wünsche zu erahnen, noch bevor man selbst davon wusste.
    Ihrer Bestimmung folgend stand für die Kalamatei die Wahrheitsfindung über allem anderen, ganz gleich welcher Mittel sie sich hierfür bedienen mussten, weshalb ihre Methoden in der Vergangenheit schon oft kontrovers diskutiert worden waren.
    Absolut linientreu, galten sie als die ´Vollstrecker des himmlischen Gesetzes`, von denen man weder Gnade, noch Güte erwarten konnte, wenn sie einen einmal ins Visier genommen hatten.

    Verdammt Junge. Die Guten sind die Bösen. Renn


    Nachdem, was Elias gerade erlebt hatte, verspürte er keinen Zweifel daran, dass dem wirklich so war.„Gehört das Durchleuchten unserer eigenen Leute inzwischen auch zu der ´Gewinnung neuer Erkenntnisse`?“, fragte er nun gerade heraus und bemerkte wie sich die Mienen seiner Zuhörer verdunkelten.
    „Der Weg zur Wahrheit verläuft weder geradlinig, noch unbeschwerlich“, belehrte Metatron ihn. „Jeder von uns wird seinen Teil beitragen müssen. Dazu gehört auch die bedingungslose Zusammenarbeit mit den Kalamatei.“
    Zusammenarbeit...

    Genau. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Verdammt!


    Irgendetwas in Elias regte sich und er kam zu dem Schluss, dass laut seines Verständnisses eine ´Zusammenarbeit` auf gegenseitigem Einverständnis beruhte und nicht darauf, dass jemand unaufgefordert in seinen Geist einzudringen versuchte.
    Die verständnislosen Blicke, mit denen ihn die drei Engel bedachten, riefen ihm in Erinnerung, dass er sich schon früher an diesen Dingen gestoßen hatte.
    Trotzdem drang das Gefühl nicht zu ihm durch. Es ließ sich nicht fassen, so sehr er sich auch darum bemühte, es festzuhalten.
    Als gehe es ihn nicht wirklich etwas an, nahm eine reservierte Gleichgültigkeit von ihm Besitz, die jeden missbilligenden Gedanken im Keim erstickte.
    Reglos stand er da und ließ den Moment verstreichen, der ihn hinab zog in die Tiefe, ihn in eine Schicht von erkaltetem Wachs hüllte.
    Starr ... und unberührt ...