Liebe Rainbow
Ein super Abschnitt, hat mir gut gefallen! Jetzt kippt die Stimmung gänzlich und wer jetzt gut oder böse ist, verschwimmt. Das könnte jetzt richtig "Grim Dark" werden, obwohl ich nicht glaube, dass du soweit gehst. Für mich, als Leser, kann ich mir schwer vorstellen, wie Elias und Emilia wieder zusammen kommen können. Naja mal sehen, einen Ausweg für diese Liebe gäbe es …
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„Wir beginnen deshalb die heutige Sitzung mit der Befragung von Jayden Hays“, hallte die Stimme des Fürsten zu ihr herüber.
Plötzlich, als habe sich ein Schalter umgelegt, der von jetzt auf gleich Licht ins Dunkel brachte, dämmerte es ihr. Natürlich! Das war Jayden Hays!
Wieso war sie nicht selbst darauf gekommen? Er hatte die Loge hintergangen und den Pentokrator gestohlen, um ihn vor Dagon in Sicherheit zu bringen.
Bei dem Gedanken daran, was er auf sich genommen haben musste, um zu verhindern, dass das mächtige Buch in die falschen Hände gelang, kam sie nicht umhin, ihn für seinen Mut zu bewundern.
Mit wackligen Schritten wankte er an ihr vorbei und den kurzen Augenblick, den sich ihre Blicke trafen, nutzte Emilia, um ihm aufmunternd zuzunicken. Obwohl sie nicht wusste, ob er es überhaupt zur Kenntnis nahm, war das, wie sie fand, das einzige, das sie im Moment für ihn tun konnte.
Du benutzt ungewöhnliche Sätze mit vielen Kommas. Ist ok, hast du sonst nur nie gemacht.
Kurz darauf war auch schon Micah zur Stelle um Jayden in Empfang zu nehmen.
Mit erstaunlich gerader Haltung ließ sich dieser zu den Stufen führen, bestieg das Podest und hielt auf den Stuhl zu, über dem das Schwert hing. Sämtliche Blicke, so schien es, waren auf ihn gerichtet.
Die Anspannung war ihm förmlich anzusehen, als er sich niederließ und sein Gesicht den Fürsten zuwandte.
„Jayden, wir sind hier, um den Rat in die Geschehnisse einzuweihen, die sich an dem Tag, des Überfalls zugetragen haben. Bist du dazu imstande, unsere Fragen noch einmal zu beantworten?“
„Ja“, sagte Jayden in dem Moment mit fester Stimme, woraufhin der Knoten in Emilias hals noch weiter anschwoll. Was würde er wohl zu berichten haben?
Sicher noch mehr von Blut triefende Geschichten, in denen Dagon, die Hauptrolle übernimmt!, meldete sich ihre eigene sarkastische Gedankenstimme zu Wort. Die Erinnerung an den Dämon, der, wie sie wusste, neben seiner bestialischen Seite auch noch eine ganz andere besaß, sorgte dafür, dass sich ihre Brust schmerzhaft zusammenzog. Viele Kommas
Sie widerstand dem Drang, zu Elias herüberzusehen und fixierte stattdessen den Engel mit den langen weißen Haaren, der auf Jaydens Reaktion hin nickte, als habe er mit keiner anderen Antwort gerechnet.
Seine silbernen Augen hafteten an dem Irdischen und Emilia konnte sich nur zu gut vorstellen, wie sich dieser unter der Folter des durchdringenden Blickes fühlen musste.
„Schwörst du, im Angesicht Jerameels die Wahrheit zu sprechen und gegenüber den Fürsten sowie der Kongregation deine Loyalität zu wahren, auf dass dir die gerechte Strafe zuteilwerde, solltest du dagegen verstoßen?“, hallten die Worte des Ratsvorsitzenden wie ein heruntergebeteter Psalm durch die Halle und alleine schon die Art, wie er es sagte, rief in Emilia den unbändigen Drang hervor, sich ihm zu widersetzen.
„Ja!“, ertönte Jaydens Stimme prompt. Nicht das geringste Anzeichen eines Zweifels oder irgendeiner Unsicherheit war seinen Zügen zu entnehmen, als er den Blick des mächtigen Engels erwiderte (Vorschlag: "begegnete").
Dieser gab das Wort an den Fürsten ab, welcher direkt neben ihm saß und der ganz genauso aussah, wie sein Vorredner. Nur, die Tonlage, in der er sprach, klang etwas tiefer und voller.
„So denn“, sagte er und breitete in einer auffordernden Geste die Arme aus. „Berichte dem Rat, was du weißt.“
Jayden straffte sich, wobei ihn der Versuch, sich aufzurichten ganz offensichtlich einiges an Kraft kostete. Wenn er sich auch darum bemühte seinen Zustand zu überspielen, sah ein Jeder, dass es ihm schwerfiel, sich gedanklich wieder an den Ort begeben zu müssen, der das aus ihm gemacht hatte, was er heute war.
„Nach meiner Flucht aus der Loge schlug ich mich mit dem Buch bis nach Frankreich durch. Es ... fällt mir schwer, mich an Details zu erinnern. Alles ist verschwommen...“, überwand er sich dann seine Erzählung zu beginnen. „Ich ... ich kann nicht behaupten, ein festes Zeil (Ziel) gehabt zu haben. Vielmehr war es ... als würde ich einer inneren Eingebung folgen. Es war das Buch, das mich geführt hat...“
Die Stille im Saal sprach Bände. Niemand gab auch nur einen Mucks von sich. Stattdessen hingen alle wie gebannt an Jaydens Lippen.
„Als ich die Pyrenäen erreichte, hatte ich das erste Mal das Gefühl, dass ich verfolgt werde. Zuerst konnte ich es an nichts festmachen ...ich...ich konnte es ganz einfach spüren...Wie ein eiskalter Hauch, der mir im Nacken saß.“ (Leerzeichen nach…) Er presste die Lider zusammen. Dann atmete er hörbar ein, bevor er die Augen wieder öffnete. Sein Blick nahm etwas Unheimliches an...wurde glasig, als befände er sich meilenweit entfernt.
„Dann hörte ich sie. Das Hecheln ihres Atems, ihre Krallen auf dem steinigen Untergrund. Ich war mir sicher, es müsste ein Rudel Wölfe sein. Bis ich sie sah...“ Seine Stimme zitterte merklich. Er schluckte und fuhr nervös mit den Händen über die Oberschenkel.
„Ihre Körper sahen aus, wie die, halbverwester Windhunde. Das verfilzte Fell zerfressen von Maden und anderem Getier. Dieser bestialische Gestank von Tod ...“ Jayden presste sich die Hand vor die Nase, als reiche alleine die Erinnerung aus, um ihm übel werden zu lassen.
„Die Skuls“, meldete sich in dem Moment Elias zu Wort. Seine Stimme, die Emilia so vertraut war und doch wieder fremd, riss sie aus ihrer Starre. „Dagon hat die Skuls heraufbeschworen und auf ihn angesetzt.“
„Dunkle uralte Magie“, fügte einer der Weißhaarigen Engel mit einem nachdenklichen Nicken hinzu, woraufhin seine Züge einen unheilverheißenden Ausdruck annahmen. „Sprich weiter“, forderte er Jayden auf, welcher kurz schwieg, um sich zu überlegen, wie er fortfahren sollte. Dann setzte er erneut an.
„Diese Bestien ... sie nahmen meine Fährte auf, doch kamen sie wie durch ein Wunder nie nah genug an mich heran. An die letzten Tage meiner Flucht kann ich mich kaum erinnern. Es war, als befände ich mich in einem Zustand zwischen Wachen und Träumen. Ich habe keine Ahnung, wie ich es geschafft habe, den Gebirgspass zu überwinden. Padre Rodriguez fand mich schließlich in der Nähe des Klosters...“ Er blickte hinauf zu dem Schwert. „Nun ist er tot! Sie alle sind tot!“
Seine letzten Worte verhallten wie ein mahnendes Echo, das von einem beklemmenden Schweigen abgelöst wurde.
„Die Bruderschaft ist ihrer Bestimmung gefolgt. Dies ist der Preis, den unsereins zahlt, wenn er versagt. Sie kannten das Risiko“, durchbrach Elias die Stille und bedachte Jayden mit einem Blick, dem jegliches Mitgefühl fehlte. Seine Gefühlskälte ließ Emilia übel werden. Was in Dreiteufelsnamen war bloß in ihn gefahren?
Ich bin ja nie ein großer Elias Fan gewesen und siehe da!
Jayden blickte ihn fassungslos an, doch behielt er die Gedanken, die ihm ins Gesicht geschrieben standen, für sich. Fest umklammerte er stattdessen mit den Händen die Armlehnen und sah mit einem kaum merklichen Kopfschütteln zur Seite.
„Wer waren die Angreifer?“, fragte Elias weiter, ohne, der Reaktion seines Gegenübers Beachtung zu schenken.
Das ist nicht Elias! ... das ist er nicht! ... Er kann es nicht sein!...
Emilia traute sich nicht zu atmen, so dick war die Luft, die Atmosphäre zum Zerreißen gespannt.
„Es...es waren hunderte...nein tausende dieser schwarzen Teufel mit ihren wehenden Umhängen, die in einem ganzen Schwarm um uns herumflogen“, setzte Jayden nach einer Weile an, die er offenbar brauchte, um sich wieder zu sammeln. „Sie vereinten sich zu einer einzigen riesenhaften Gestalt...einem Dämon, der den gesamten Nachthimmel verdeckte...das Licht der Sterne verschluckte und...jegliche Hoffnung auf einen Sieg zunichtemachte. - Wir hatten keine Chance!
„Die Seelenfresser!“, meldete sich nun einer der Fürsten zu Wort, der Emilia aufgrund seiner unauffälligen Erscheinung bisher nicht weiter ins Auge gestochen war. „Nur sie verfügen über die mentale Stärke eines solch kollektiven Angriffs.“ Zustimmendes Gemurmel von allen Seiten war die Antwort.
„Was ist mit dem Pentokrator geschehen?“, fragte der Engel, von dem Emilia wusste, dass er Camael hieß, nachdem wieder Ruhe eingekehrt war.
„Der Padre hatte ihn gesichert, mit einer Art Bannzauber, wie er sagte“, antwortete Jayden. „Es war ein Pentagramm, das er mit einem magischen Energiefeld belegte. Es sollte die starken Schwingungen, die das Buch aussandte, im Zaum halten und seinen Aufenthaltsort verschleiern.“
„Was nichts mehr genützt hat, weil der Aufenthaltsort längst bekannt war“, schnaufte Elias abfällig. „Es wären noch ganz andere Maßnahmen erforderlich gewesen, um einen ausreichenden Schutz zu gewährleisten. Also, was ist unternommen worden, um den Pentokrator vor dem Zugriff der Dämonen zu sichern?“
Der letzte Rest Farbe wich aus Jaydens Gesicht, während er Elias mit einer Mischung aus Entsetzen und unterdrückter Wut ansah.
„Die Brüder haben gekämpft bis auf den letzten Mann...“, antwortete er, bestürzt darüber, dass dies in Elias Augen allem Anschein nach nicht ausreichte.
„Offenbar nicht sehr erfolgreich“, setzte dieser nach woraufhin sich Jaydens Blick weiter verdunkelte.
„Der Padre hatte eine Botschaft gesendet...einen Hilferuf...wir haben Unterstützung angefordert...Doch sie kam nicht.“ Seine Stimme zitterte, als er Elias die Worte jetzt mit unverhohlener Ablehnung entgegenschleuderte.
„Wahrscheinlich, weil wir selbst alle Hände voll zu tun hatten...“, stieß Elias hervor und wandte sich ab, allem Anschein nach in keiner Weise zufrieden mit dem, was er zu hören bekommen hatte.
Nach einem Moment der Stille, den Emilia damit zubrachte, ihr monotones Kopfschütteln in den Griff zu bekommen, meldete sich der Engel zu Wort, von dem sie glaubte, dass es Michael war.
„Wieso wurdest du verschont?“, bat er zu erfahren und obwohl seine Stimme im Gegensatz zu Elias beinahe wohlwollend klang, meinte Emilia die Skepsis heraushören zu können, die sich hinter der Frage verbarg. Wie es schien war sie nicht die Einzige, der man misstraute.
„Es war nicht die Absicht des Dämons mich zu verschonen“, schnaufte Jayden und stieß dabei ein freudloses Lachen aus, das wie das wehleidige Klagen eines gequälten Tieres klang. „Einzig dem Pentokrator, in dessen unmittelbarer Nähe ich mich befand, habe ich es zu verdanken, dass ich überlebte. Anders kann ich es mir nicht erklären...“
Wie zur Bestätigung nickten die Fürsten beinahe einstimmig. Offenbar stellte das für sie eine plausible Erklärung dar.
„Irgendetwas ist geschehen in diesem Moment... ich ... ich erinnere mich daran, dass das Pentagramm aufleuchtete. Blitze zuckten über das Energieschild. Und dann, als der Dämon seine Klauenhand nach mir ausstreckte ...“, Jayden schluckte hart und presste die Lider zusammen, als könnte es ihm dadurch gelingen, das Grauen, auszublenden, das dieser Erinnerung anhaftete, „...als sich seine lodernden Augen in mich hineinbrannten, da ... da konnte ich einen Blick in sein Innerstes werfen, bevor...“ Jaydens Unterlippe zitterte. Fest presste er die Faust vor den Mund, sodass seine Fingerknöchel weiß hervorstachen.
Emilia bemerkte, wie sie sich verkrampfte. Beinahe glaubte sie, Jaydens Leid am eigenen Körper spüren zu können.
„Was hast du gesehen?“, erkundigte sich Michael, woraufhin der ganze Saal scheinbar die Luft anhielt.
Kalter Schweiß stand auf Jaydens Stirn. Das Gesicht zu einer qualvollen Maske verzogen, sah er aus, als zerreiße es ihn von innen, als koste es ihn eine immense Kraft dagegen anzukämpfen, nicht vollends zusammenzubrechen.
„Den Tod!“ presste er schließlich hervor und sank dann vornüber. Von jetzt auf gleich wich sämtliche Spannung aus seinem Körper. „Ich habe den Tod gesehen...“, schob er flüsternd hinterher. Dann richtete er sich wieder auf, als sei ihm noch etwas eingefallen, und sein Blick wanderte zu Emilia, bevor der Finger seiner zitternden Hand in ihre Richtung zeigte. „Sie ist es, die den Tod bringen wird...Sie wird uns alle ins Verderben stürzen!“
Yes! Ich liebe es!
Augenblicklich brach lautes Getuschel und Gemurmel los. Die Reaktion auf Jaydens Antwort ging wie ein Lauffeuer durch den Saal.
Emilia blieb die Luft weg. Erschrocken sah sie sich um. Der stillen Hoffnung erlegen, dass er jemand anders meinen könnte. Jemanden, er hinter ihr stand oder im Publikum saß. Doch es war eindeutig. Er meinte sie!