Die Blutweberin (Arbeitstitel)

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 1.184 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (29. Dezember 2023 um 00:17) ist von LittleOwlbear.

  • Nun wäre es soweit. Ich freue mich hier im Forum meine erste Geschichte vorstellen zu dürfen.

    Feedback jeglicher Art ist ausdrücklich erwünscht. Die Geschichte ist etwas länger und kann am Anfang vielleicht etwas langatmig sein.

    Auch habe ich sie in mehrere kleinere Abschnitte geteilt, um niemanden direkt erschlagen zu wollen.

    Ich werde jedes Feedback lesen und auch darauf reagieren, vielleicht nur nicht sofort. Momentan bin ich in einer sehr stressigen Phase, da ich neben meiner beruflichen Tätigkeit auch noch an weiteren wissenschaftlichen Veröffentlichungen arbeite(n muss). Daher seht mir es etwas nach wenn eine Antwort verzögert eintrifft.

    Vielen lieben Dank an alle. Ich fühle mich hier sehr wohl.

    Viel Spass beim lesen.

    Die Blutweberin

    Spoiler anzeigen

    Kapitel I: Wasser

    Arnelia öffnete langsam die Augen und blickte unter die einfach gezimmerte Holzdecke der Hütte. Sie beobachtete ein Rinnsal der langsam, aber stetig an einem der Holzbalken entlang kroch und zielgenau über ihr stoppte. Es bildete sich ein Tropfen, der zunehmend wuchs um sich schlussendlich vom Rinnsal zu lösen. Beim Aufprall auf ihrer Stirn schloss sie kurz instinktiv die Augen. Sie fühlte wie der Tropfen an der linken Seite ihrer Stirn entlang floss, um dann an ihrem Ohr vorbei in ihrem langen roten Haaren zu versiegen. Mit der linken Hand wischte sie sich die zurückgebliebene Nässe von der Stirn. "Nicht schon wieder" stöhnend begab sie sich in eine aufrechte Haltung. Ein Blick aus dem Fenster bestätigte ihre Vermutung, es regnete schon wieder. Seit Tagen war das kleine Fischerdorf von immer wiederkehrenden Regenströmen heimgesucht worden. Der Boden war vom Wasser gesättigt, sodass sich in kürzester Zeit kleine Wasserrinnen auf den Straßen bildeten, die stetig wuchsen. Die Holzhütte die sie bewohnte lag seitlich an einem abfallenden Weg. Das wiederum lenkte die kleinen Regenbäche zielstrebig auf die Hütte. Das Wasser kroch unter der Tür hindurch und verursachte einen feuchten Boden. Es würde Tage, wenn nicht Wochen dauern das Holz zu trocknen und den ungewollten neuen Mitbewohner in Form eines muffigen, modrigen Geruches los zu werden. Ihre wenigen Besitztümer hatte Arnelia auf dem Tisch und in die Regale gerettet, jedoch reichte dieser Platz nicht aus und so musste sie ihr Bett mit einigen Rollen Pergament, einer Hand voll Äpfeln und einem Laib Brot teilen. Damit büßte sie einiges an Komfort ein, jedoch war sie recht zierlich und kam daher auch mit weniger Platz aus.

    Als sie erneut aus dem Fenster sah, erblickte sie den kleinen provisorischen Staudamm, den sie um das Haus notdürftig aus Holz, Steinen und Erde errichtet hatte. Der ansteigenden Belastung war dieser jedoch nicht gewachsen und schon nach kürzester Zeit bildeten sich durchlässige Stellen. Arnelia seufzte: „Wird dieser Regen den niemals aufhören“. Sie würde den Damm ausbessern müssen. Ihr Hab und Gut gänzlich den sich stetig wachsenden Bächen aussetzen, konnte sie sich nicht vorstellen, denn schlechter als eine undichte Hütte war gar keine Hütte. Schließlich wäre das die Folge sollte weiteres Wasser in ihr Heim eindringen. Das Holz würde irgendwann anfangen zu gammeln und es langfristig unbewohnbar machen.

    Sie stand auf, rückte ihr graues Gewand zurecht, Band sich einen notdürftigen Zopf und begab sich Richtung Tür. Nach zwei Schritten ertasteten die nackten Füße erste feuchte Stellen auf dem Boden. „Verflucht“ stöhnte Arnelia. Sie dachte an Ostura, die Stadt in dessen Schatten sich das Fischerdorf befand. Wie schön wäre es dort zu leben, in einem stabilen Steinhaus, mit trockenem Boden, einem dichtem Dach. Einem Dach welches jeglichem Wetter trotzte und einem prasselnden, wärmenden Feuer im Kamin. Gerade ein Feuer war in diesem Moment ein verlockender Gedanke, trockene Kleidung, warmes Essen. Bevor sie sich weiteren quälenden Träumereien widmen konnte, riss ein Ruf sie aus ihren Gedanken. „Arnelia, komm raus, sofort.“ Sie erkannte die tiefe, kernige Stimme ihres langjährigen Freundes. Sie öffnete die Tür, welches direkt ein Schwall Wasser den Einlass ins Innere gewährte.

    Ruven stand breitbeinig auf dem von ihr errichteten Damm und schaute sie gespielt verärgert an. „Du weißt schon, dass dein Damm nicht ewig halten wird. Wenn dein Heim dir egal ist, dann überlass es mir.“

    Ein kurzer Moment verstrich, dann begann er zu grinsen und sprang mit einem Satz vom Damm auf sie zu. „Das du noch nicht weggespült worden bist, wundert mich“. Arnelia war nicht nach Albereien zu Mute. „Bist du hier um zu quatschen oder willst du nützlich sein und helfen.“ entgegnete sie emotionslos. Sie ärgerte sich innerlich über ihre Reaktion, so war die Unterstützung des blonden Hünen sicherlich von Vorteil und würde die Erledigungen der Reparaturen um einiges beschleunigen. Sie hoffte inständig ihn mit ihrer barschen Antwort verärgert zu haben. Ruven schaute ernst: „Leider nein, ich muss zum Ufer und neue Stützbalken einpfählen. Der Regen hat das alles unterspült und es bricht immer mehr vom Ufer weg.“ Arnelia hatte bereits die ersten Steine angehoben und versuchte diese unter großen Anstrengungen zurecht zu rücken. Die anstrengende Arbeit, der andauernde Regen, der Umstand das sie bereits jetzt wieder komplett durchnässt war und die Abfuhr ihres Freundes brachten das Fass zum Überlaufen. „Dann verschwinde und beraube mich nicht weiter meinen Nerven. Bist du gekommen um dich über mich zu amüsieren“ rief sie ihm impulsiv entgegen. Ruven war von der Heftigkeit ihrer Reaktion überrascht „Was habe ich getan, dass du mich so anfährst, nicht nur deine Hütte wird nass, alle leiden unter dem Regen. Ganz ehrlich ich habe überlegt dir zu helfen und die Pfähle im Anschluss zu setzen, aber ich werde auf keinen Fall neben einem kochenden Kessel arbeiten wollen“. Er wandte sich um, winkte ab und ging den Weg weiter Richtung Ufer. „Ja verschwinde ruhig, ein ganzer Kerl bist du der ein Mädchen alleine im Regen schuften lässt“ Sie trat vor Wut gegen einen Stein. Der explosionsartige Schmerz im Fuß erinnerte sie an den Umstand das sie barfuß war. „Verdammt, verdammt verdammt“. Es reichte ihr, sie drehte sich um, trat in die Hütte und schlug die Tür zu.

    Durchnässt, jeglicher Nerven entbehrt ließ sie sich auf das Bett fallen. Die Mischung aus Wut, Verzweiflung und Resignation ließen ihre Augen feucht werden. Aus dem Strudel an Emotionen trat ein ihr zu gute bekanntes Gefühl hervor, welches sie oft so erfolgreich hatte verdrängen können, doch sich jetzt wie eine Decke über sie legte: Einsamkeit. Ihre Sicht verschwamm zunehmend bis sich die ersten Tränen lösten und ihr über die Wangen ins rote Haar rannen. Erinnerungen an ihre Eltern schossen ihr durch den Kopf.

    Allein

    Das Winken des Vaters, als er mit dem Boot zum Fischen aufbrach.

    Allein

    Das endlose Warten der Mutter am Steg

    Allein

    Die Gewissheit in der Ungewissheit den Vater niemals wiederzusehen

    Allein

    Die Mutter die an der Trauer zerbrach

    Allein

    Die Beerdigung der Mutter

    Allein

    Die Gedanken im Kopf kreisten und hämmerten ihr die Tatsache ein, das sie alleine war. Sie verlor die Kontrolle und versank in ihrem Schmerz. Schluchzend zog sie die Beine an sich heran. Nichts ist ihr geblieben. Einzig die Hütte und das Lesen einfacher Schriften hatten ihre Eltern ihr vermacht. Sie hatte versucht nach dem Verschwinden des Vaters auf See ihre Mutter durch das Vorlesen kleiner Geschichten aufzumuntern. Irgendwann hat sie begonnen selber kleine Notizen zu erfinden, von Wundern über zurückgekehrter Vermisster oder verschollen gegoltener Personen. All das war vergebens. Ihre Mutter gab erst das Sprechen auf, dann blieb sie nur noch im Bett liegen, bald darauf aß sie nichts mehr. Es kam der Tag, da stellte sie auch das Atmen ein. Arnelia sah das Leben der Mutter wie Wasser durch ihre Finger rinnen und es gab nichts was sie tun konnte.

    Zwar hatte sich das Leben für sie bereits schlagartig mit der Ausbleibenden Rückkehr ihres Vaters verändert, jedoch hatte sie ab diesem Zeitpunkt die Aufgabe sich um ihre Mutter zu kümmern. Die blinde Hoffnung, dass es ihrer Mutter wieder besser gehen würde, das es trotzdem möglich war ihre Mutter wieder Lachen zu sehen, sie zum Umarmen, ihr sagen zu können wie sehr sie sie liebte, verschaffte ihr Ablenkung und Antrieb. Sie wurde auch dessen beraubt und es blieb ihr nichts als endlose Leere, als hätte sie das tiefste und schwärzeste Meer verschluckt. Tage, Wochen verstrichen in denen Arnelia stumpf, die Außenwelt wie einen Traum, unwirklich wahrnahm und irgendwie überlebte.

    Um die Ohnmacht der Trauer zu verhindern wurde sie zornig, zornig auf das Meer welches ihren Vater verschlang, zornig auf die Geschichten die ihre Mutter nicht trösteten, aber vor allem war sie zornig auf sich selbst. Sie war es die den Vater hatte an diesem stürmischen Tag hat aufs Meer fahren lassen, sie war es die es nicht schaffte ihre Mutter zu trösten. Oft bestrafte sie sich, in dem sie sich selber mit einem Messer in den Oberschenkel schnitt. Sich darauf zu konzentrieren wie das Messer über die Haut glitt, die Spitze sich langsam in die Haut arbeitete und zu beobachten wie das Blut aus dem Körper floh, sich wie ein roter Garn an ihrem Bein abseilte und der einsetzende körperliche Schmerz beruhigte sie. Der Zorn wurde ein tröstender Begleiter und schützte sie all zu oft vor der mahlenden Trauer der sie zu zerreiben drohte. Monate vergingen, bis sie allmählich verstand und akzeptieren konnte. Sie hatte gelernt, dass sie eine Mauer bauen musste, einen Damm der ihr Inneres beschützt. Es half ihr oft, nicht in der schmerzlichen Erinnerung an die Vergangenheit zu ertrinken. Diese Art der Akzeptanz hatte ihren Preis, denn nicht nur schlimme Erinnerungen wurden ausgeschlossen, auch die schönen, in denen sie sich geborgen und geliebt gefühlt hatte. All diese Erinnerungen warteten wie ein unheilvolles dunkles Meer vor einem Deich, lauerte auf eine Gelegenheit in das Innere vorzudringen. Manchmal bildeten sich kleine Risse und es überkam Arnelia.

    So wie in diesem Moment in dem sie es wieder bemerkte. Wie ein morgendlicher Nebeldunst nahm die Einsamkeit die Trauer bei der Hand und verblasste, aber nur um der aufkommenden Wut Platz zu machen, die ihr wie ein alter Freund tröstend die Hand auf die Schulter legte. Arnelia griff nach einem Apfel der auf dem Bett lag und schleuderte diesen an die hölzerne Vertäfelung an der Wand. Platzend fiel dieser zu Boden. Schwer atmend stand sie auf, schloss ihre Augen und versuchte die Kontrolle über die Wut zu erhalten. Einen Moment lang stand sie einfach still da, dann allmählich spürte sie wie sich erst ihre geballten Fäuste entspannten und nach und nach der Rest ihres Körpers. Die kochende Wut hatte sich beruhigt und sich langsam wie die Ebbe zurückgezogen. Ihr schneller Atem beruhigte sich, sie öffnete die Augen und kehrte im hier und jetzt zurück.

    Sie hob den Apfel auf, biss hinein und sortierte ihre Gedanken. Kauend wandte sie sich an das Fenster und beobachtete den Regen, der in der Zwischenzeit an Kraft eingebüßt hatte. Wollte sie noch den Damm reparieren, so sollte sie es jetzt tun. Der emotionale Zwischenfall hatte ihr Zeit geraubt die sie eigentlich nicht hatte. In einem Anflug von Trotz nahm sie einen weiteren Bissen, legte den Apfel beiseite und öffnete die Tür erneut, um sich den Ausbesserungen ihres Wasserschutzes zu widmen. „Ich brauche niemanden, ich habe es bis hier her geschafft und schaffe es auch weiter“. Ihr Kopf streckte sich gen Himmel: „Da muss du schon mehr schicken um mich aufzuhalten“. Die störrische Art gefiel ihr, es verlieh ihr Energie und ließ sie schmunzeln. Mit neu gefundener Kraft schob sie ein paar Steine zurecht, legte Hölzer wieder an passende Stellen und verdichtete kleinere Löcher mit Erde.

    Zufrieden mit sich lehnte sie sich erschöpft an die Hütte unter einem Dachvorsprung. „Das dürfte fürs erste Halten“. Nach dem kurzen Verweilen, wusch sie sich Hände und das Gesicht an einem Wasserkübel. Die Kühle des Wassers erfrischte sie und reinigtesie vom Dreck und ließ die letzten Fetzen übler Gedanken verschwinden. Aus dem Regal griff sie eine lederne Umhängetasche, packte das Pergament, sowie eine einfache Schreibfeder ein, schlüpfte geübt in ihre einfachen Bundschuhe und sprang mit einem Satz über den Damm auf den Weg. Schlendernd zog sie Richtung Stadttor und versuchte dabei größeren Wasseransammlungen aus dem Weg zu gehen.

  • Hallo Kaspar Hauser

    Das ist eine schöne Geschichte, die mir gefällt. Ich mag es, dass du sehr nah an der Hauptfigur dran bist und mich teilhaben lässt an ihren Gedanken und Gefühlen.

    Ich glaube, die Geschichte würde noch gewinnen, wenn du an einigen Stellen zusätzliche Absätze setzt. Zum einen würde ich das bei wörtlicher Rede machen, damit es übersichtlicher wird. Zum Anderen aber auch, wenn eine neue Sinneinheit kommt.

    Beispiel:

    Arnelia öffnete langsam die Augen und blickte unter die einfach gezimmerte Holzdecke der Hütte. Sie beobachtete ein Rinnsal der langsam, aber stetig an einem der Holzbalken entlang kroch und zielgenau über ihr stoppte. Es bildete sich ein Tropfen, der zunehmend wuchs um sich schlussendlich vom Rinnsal zu lösen. Beim Aufprall auf ihrer Stirn schloss sie kurz instinktiv die Augen. Sie fühlte wie der Tropfen an der linken Seite ihrer Stirn entlang floss, um dann an ihrem Ohr vorbei in ihrem langen roten Haaren zu versiegen. Mit der linken Hand wischte sie sich die zurückgebliebene Nässe von der Stirn.

    "Nicht schon wieder." Stöhnend begab sie sich in eine aufrechte Haltung.

    Ein Blick aus dem Fenster bestätigte ihre Vermutung, es regnete schon wieder.

    oder hier

    oder hier, dieser Abschnitt behandelt ja verschiedene Zeitperioden, ich würde da mehr trennen:

    Um die Ohnmacht der Trauer zu verhindern wurde sie zornig, zornig auf das Meer welches ihren Vater verschlang, zornig auf die Geschichten die ihre Mutter nicht trösteten, aber vor allem war sie zornig auf sich selbst. Sie war es die den Vater hatte an diesem stürmischen Tag hat aufs Meer fahren lassen, sie war es die es nicht schaffte ihre Mutter zu trösten.

    Oft bestrafte sie sich, in dem sie sich selber mit einem Messer in den Oberschenkel schnitt. Sich darauf zu konzentrieren wie das Messer über die Haut glitt, die Spitze sich langsam in die Haut arbeitete und zu beobachten wie das Blut aus dem Körper floh, sich wie ein roter Garn an ihrem Bein abseilte und der einsetzende körperliche Schmerz beruhigte sie. Der Zorn wurde ein tröstender Begleiter und schützte sie all zu oft vor der mahlenden Trauer der sie zu zerreiben drohte.

    Monate vergingen, bis sie allmählich verstand und akzeptieren konnte. Sie hatte gelernt, dass sie eine Mauer bauen musste, einen Damm der ihr Inneres beschützt. Es half ihr oft, nicht in der schmerzlichen Erinnerung an die Vergangenheit zu ertrinken.

    Diese Art der Akzeptanz hatte ihren Preis, denn nicht nur schlimme Erinnerungen wurden ausgeschlossen, auch die schönen, in denen sie sich geborgen und geliebt gefühlt hatte. All diese Erinnerungen warteten wie ein unheilvolles dunkles Meer vor einem Deich, lauerte auf eine Gelegenheit in das Innere vorzudringen. Manchmal bildeten sich kleine Risse und es überkam Arnelia.

    oder was ich manchmal auch ganz gerne mache, um zu akzentuieren: (alternativer Vorschlag)

    Um die Ohnmacht der Trauer zu verhindern, wurde sie zornig.

    Zornig auf das Meer, welches ihren Vater verschlang.

    Zornig auf die Geschichten, die ihre Mutter nicht trösteten.

    Aber vor allem war sie zornig auf sich selbst.

    Sie war es, die den Vater hatte an diesem stürmischen Tag hatte aufs Meer fahren lassen.

    Sie war es, die es nicht schaffte, ihre Mutter zu trösten.

    Ich finde, so klingt es viel eindringlicher und mächtiger. Fast ein bisschen magisch.

    Noch zur Logik: Ruven bietet zuerst an zu helfen und später meint er dann, nö leider hätte er doch keine Zeit.

    Klingt ein wenig unlogisch, vielleicht könntest du daran noch feilen.

    Diesen Absatz würde ich dagegen ändern:

    Irgendwie finde ich das Wiederholen des "Allein" (das ich hier rausgenommen habe) hier nicht so eindrucksvoll.

    Ich glaube, es würde hier auf mich besser wirken, wenn du das nicht wiederholst, sondern nur einmal bringst?

    Bin gespannt, wie es weitergeht.

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Guten Morgen Kirisha.

    Vielen Dank für dein ausführliches Feedback. Mit den Absätzen macht sehr viel Sinn. Das werde ich gerne übernehmen.

    Zu Ruven: Nach dem Arnelia ihn so angefahren hat verliert er die Lust daran ihr zu helfen.

    Schaue aber nochmal, ob das vielleicht deutlicher geschrieben werden kann, weil es so natürlich etwas unlogisch erscheint.

    Mit der Wiederholung des Wortes Allein, habe ich mir etwas vorgenommen, was so wahrscheinlich schwierig umzusetzen ist. Ich hatte die Idee durch die Wiederholung würde das Gefühl entstehen, das die Protagonistin sehr bedrängt wird. Ihr Versuch zu verdrängen ist in dieser Sequenz gescheitert und so überkommt sie das "Allein".


    Werde mich am Wochenende dran setzen und den Text noch mal formal und auch inhaltlich überarbeiten .

    Ich danke dir für dein ausführliches Feedback 👍🙂

  • Hey Kaspar Hauser

    Ich hab mal reingelesen. Mir gefällt das schon recht gut. Du hast einen angenehmen Schreibstil und das Kopfkino läuft. Meine Anmerkungen packe ich dir in den Spoiler :)

    Spoiler anzeigen

    Sie beobachtete ein Rinnsal der langsam, aber stetig an einem der Holzbalken entlang kroch

    das Rinnsal...also müsste hier ein "das" hin :)

    Sie beobachtete ein Rinnsal der langsam, aber stetig an einem der Holzbalken entlang kroch und zielgenau über ihr stoppte. Es bildete sich ein Tropfen, der zunehmend wuchs um sich schlussendlich vom Rinnsal zu lösen. Beim Aufprall auf ihrer Stirn schloss sie kurz instinktiv die Augen. Sie fühlte wie der Tropfen an der linken Seite ihrer Stirn entlang floss,

    Hier und da darauf achten, dass du Wortwiederholungen vermeidest. Das zweite "Rinnsal" könnte man zum Beispiel einfach weglassen, indem man schreibt: ....der zunehmend wuchs und sich schlussentlich löste... (oder so) Der zweite Tropfen könnte einfach als "Feuchtigkeit" beschrieben werden, die sie auf ihrer Stirn fühlt...weißt du, was ich meine? Synonyme und alternative Beschreibungen schaffen Abwechslung im Text. :)

    Mit der linken Hand wischte sie sich die zurückgebliebene Nässe von der Stirn. "Nicht schon wieder" stöhnend begab sie sich in eine aufrechte Haltung. Ein Blick aus dem Fenster bestätigte ihre Vermutung, es regnete schon wieder.

    Bei der wörtlichen Rede musst du unterschreiden zwischen:

    "Nicht schon wieder". Stöhnen begab sie sich in eine aufrechte Haltung.

    und

    "Nicht schon wieder", dachte sie bei sich und begab sich in eine aufrechte Haltung.

    Im ersten Fall beendest du die wörtliche Rede mit einem Punkt. Und dann fährst du quasi mit einem ganz neuen Satz fort, um das Geschehen weiter zu schildern. Wenn du aber beschreiben möchtest, wie jemand etwas sagt, tennst du deinen Begleitsatz von der wörtlichen Rede durch ein Komma.

    Bei dem weiß markierten Satz würde ich es eleganter finden, wenn du mit einem Doppelpunkt arbeiten würdest. Also

    Ein Blick aus dem Fenster bestätigte ihre Vermutung: Es regnete schon wieder.

    Es würde Tage, wenn nicht Wochen dauern das Holz zu trocknen und den ungewollten neuen Mitbewohner in Form eines muffigen, modrigen Geruches los zu werden. Ihre wenigen Besitztümer hatte Arnelia auf dem Tisch und in die Regale gerettet, jedoch reichte dieser Platz nicht aus und so musste sie ihr Bett mit einigen Rollen Pergament, einer Hand voll Äpfeln und einem Laib Brot teilen.

    Das finde ich eine tolle Beschreibung. Ich kann mir dadurch recht gut vorstellen, wie sie da gerade auf ihrem Bett sitzt inmitten dieser ganzen "geretteten" Sachen und wie es nach feuchtem Moder riecht.

    Als sie erneut aus dem Fenster sah, erblickte sie den kleinen provisorischen Staudamm, den sie um das Haus notdürftig aus Holz, Steinen und Erde errichtet hatte.

    ich würde sagen, diese beiden Wörter sagen in dem Satz ungefähr das Gleiche aus. Ich würde deshalb raten, das "notdürftig" zu streichen. Manchmal werden Sätze einfach prägnanter, wenn man sich von überflüssigem Ballast trennt. Es sei denn natürlich, man erhält einen Mehrwert...

    Arnelia seufzte: „Wird dieser Regen den niemals aufhören“.

    denn.... und ich würde ein Fragezeichen ans Ende setzen, weil es ja eine Frage ist, oder?

    „Verflucht“ stöhnte Arnelia.

    "Verflucht!", stöhnte Arnelia.


    „Arnelia, komm raus, sofort.“

    Vielleicht ein Ausrufezeichen am Ende, weil es ja ein Befehl ist?


    Sie öffnete die Tür, welches direkt ein Schwall Wasser den Einlass ins Innere gewährte.

    das passt für mich sprachlich nicht so ganz :hmm:

    vielleicht: woraufhin ein schwall Wasser ins Innere drang...oder was einem Schwall Wasser den Einlass ins Innere gewährte...(aber Letzteres klingt auch nicht wesentlich besser)

    Ruven stand breitbeinig auf dem von ihr errichteten Damm und schaute sie gespielt verärgert an.

    Ist wahrscheinlich Geschmacksache, aber mir persönlich gefällt das "gespielt verärgert" nicht so gut, obwohl ich natürlich genau weiß, welches Bild du zeichnen möchtest. vielleicht:

    ... und schaute sie mit herausforderndem Spott an, während sich ein leichtes Zucken um seine Mundwinkel bemerkbar machte....(?) (nur so eine Idee)

    Das du noch nicht weggespült worden bist, wundert mich“.

    Dass

    „Bist du hier um zu quatschen oder willst du nützlich sein und helfen.“ entgegnete sie emotionslos.

    Komma, statt Punkt

    Sie hoffte inständig ihn mit ihrer barschen Antwort verärgert zu haben.

    Das glaube ich nicht :rofl:

    Die anstrengende Arbeit, der andauernde Regen, der Umstand das sie bereits jetzt wieder komplett durchnässt war und die Abfuhr ihres Freundes brachten das Fass zum Überlaufen.

    dass

    „Dann verschwinde und beraube mich nicht weiter meinen Nerven. Bist du gekommen um dich über mich zu amüsieren“ rief sie ihm impulsiv entgegen.

    ... amüsieren?", rief sie ihm entgegen

    Durchnässt, jeglicher Nerven entbehrt ließ sie sich auf das Bett fallen.

    Das ist irgendwie doppelt, weil du es oben im Text ja schon deutlich geschildert hast...würde ich also streichen oder durch was anderes ersetzen


    Aus dem Strudel an Emotionen trat ein ihr zu gute bekanntes Gefühl hervor, welches sie oft so erfolgreich hatte verdrängen können, doch sich jetzt wie eine Decke über sie legte: Einsamkeit

    Hm..ich hatt erst gedacht, jetzt kommt vielleicht etwas Positives, weil die Decke das für mich suggeriert...also etwas wärmendes, schützendes....die Einsamkeit ist aber ja ein Gefühl, das sie verdrängt hat, das sie aber jetzt in diesem Moment eher noch weiter runterzieht...deshalb finde ich den Vergleich mit der Decke nicht so passend ...vielleicht wie ein lähmender Mantel über sie legte? (oder so)

    Es sei denn sie zieht aus der Einsamkeit jetzt etwas Positives für sich heraus. So als Trotzreaktion. Dann muss das aus dem text aber auch hervorgehen. :hmm:

    Die Gedanken im Kopf kreisten und hämmerten ihr die Tatsache ein, das sie alleine war.

    Genau DAS hast du uns eigentlich zuvor schon sehr schön durch die Gedankenschleife "gezeigt". Jetzt erklärst du es nochmal. Das ist in meinen Augen nicht nötig, weil es mir als Leser das Gefühl gibt, dass du mir nicht zutraust, meine eigenen Schlüsse zu ziehen. ^^ (wenn du verstehst, was ich meine) Ich würde den Satz deshalb streichen.

    Nichts ist ihr geblieben.

    war (du schreibst ja in der Vergangenheit)

    Wie ein morgendlicher Nebeldunst nahm die Einsamkeit die Trauer bei der Hand und verblasste, aber nur um der aufkommenden Wut Platz zu machen, die ihr wie ein alter Freund tröstend die Hand auf die Schulter legte.

    Eine sehr schöne Beschreibung :thumbup:

    Zu der Erklärung rund um ihre Vergangenheit und ihrer Art damit umzugehen-also der Selbstverstümmelung. Ich musste direkt an die Symptomatik bei "Borderlinern" denken. Ich schätze mal, dass hier auch irgendwo dein psychologischer Hintegrrund durchsickert, oder?

    Also. Grundsätzlich finde ich es gut und ich liebe Charaktere mit einer solchen Geschichte. Die Protagonistin in meiner Geschichte ist in gewisser Hinsicht auch aus psychologischer Sicht ein Wrack. Aber ich frage mich, ob man das dem Leser direkt in der Ausführlichkeit schon im ersten Abschnitt "erklären" muss. :hmm: Vielleicht hätte ich es cooler gefunden, mir anhand ihrer Reaktion ein eigenes Bild zu machen...mir zu denken: Oha. Warum fährt sie denn jetzt so aus der Haut? Ist aber schon ein bisschen impulsiv, die Gute. Dann käme vielleicht ihre Gedankenschleife...ihr Blick könnte über ihre vernabten Beine wandern, die mit Schnittspuren übersäht sind...sie könnte zu dem Messer hinüberblicken und sich einen kurzen Moment fragen, ob es Abhilfe verschaffen würde, den inneren Schmerz zu ersticken, indem sie ihn durch einen körperlichen ersetzt, bevor sie wieder zu sich kommt und es schafft, aus diesem Teufelskreis auszubrechen....

    so könnte ich als Leser ihr Dilemma gleich live miterleben, wäre näher dran und müsste mir nicht deine Erklärung anhören, was früher war und so weiter.

    Das ist nur ein Vorschlag. Ich habe, wie gesagt, bei mir auch oft solche Situationen, wo ich mich immer frage, wie ich das verpacken möchte. Und "zeigen" ist in jeder Hinsicht besser als "erzählen". :)

    Bin gespannt, wie es weitergeht :gamer:... aber noch eine Frage zum Schluss: warum packst du deine Geschichte in einen Spoiler? Ist irgendwie überflüssig, oder nicht? Schließlich WOLLEN wir sie doch lesen, da musst du sie eigentlich nicht verstecken :D )

  • Rainbow auch dir vielen Dank für das ausführliche Feedback.

    Neben den ganzen grammatikalischen Verbesserungen (irgendwann setzt bei mir die Textblindheit ein), finde ich deine inhaltliche Kritik interessant.

    Ich befand mich etwas im Dilemma, welches sicherlich meinen wenigen Erfahrungen geschuldet ist.

    Tatsächlich war der eigentliche Plan, ihre Vergangenheit sequentiell einfließen zu lassen und immer wieder Fragmente in die laufende Geschichte einzubetten, jedoch war ich mir unsicher, ob das nicht weitere Missverständnisse aufwerfen könnte.

    Auch deine Überlegung anhand einer Situation ihre Vergangenheit und ihre emotionale Belastung im Laufe der Geschichte anhand spezifischer Situationen aufzugreifen war der eigentliche Grundgedanke, aber auch da war die Unsicherheit zu groß, ob ich das vernünftig rüber bringen könnte.

    Die Metapher mit der Decke sollte eine gewisse Beklemmung darstellen. Jedenfalls habe ich das so assoziiert. Aber verstehe selbstverständlich die positive Assoziation.

    Am Wochenende habe ich etwas Luft und werde mir auch deine Anregungen nochmal ganz genau zu gemüte führen und Ausbesserungen vornehmen.

    Vielen Dank nochmal für deinen Input. ☺️

  • Hey Kaspar Hauser

    Also ich finde dein erstes Kapitel sehr gut gelungen. Du hast einen flüssigen Schreibstil und man kann sich die beschriebene Szene sehr gut vorstellen. Du schaffst es außerden direkt ein starkes Band zwischen Leser und Hauptperson zu knüpfen, was echt nicht leicht ist.
    Ansonsten habe ich inhaltlich nichts auszusetzen.

    Bin gespannt wie´s weitergeht.

  • Hi Kaspar Hauser

    ich habe mir dann auch mal den Beginn deiner Geschichte zu Gemüte geführt :)

    Spoiler anzeigen
    Sie dachte an Ostura, die Stadt in dessen Schatten sich das Fischerdorf befand. Wie schön wäre es dort zu leben, in einem stabilen Steinhaus, mit trockenem Boden, einem dichtem Dach.

    Arnelias Traurigkeit über ihre ärmliche Situation in der nassen Bude und dann der Kontrast in ihren Emotionen, wenn sie darüber nachdenkt, in die "trockene" Stadt zu ziehen, hast Du meiner Meinung nach schön veranschaulicht.

    Auch der kleine Einschub mit den Versen klang zwar sehr hoffnungslos, hat aber einen tieferen Einblick in Arnelias Gefühlswelt bzw. ihre Erfahrungen gegeben. Solche kleinen, poetischen Extras mag ich ganz gerne, weil sie an den richtigen Stellen eingesetzt, ein bisschen Abwechslung reinbringen und die Erzählung mit einem anderen Stil auffrischen.

    All diese Erinnerungen warteten wie ein unheilvolles dunkles Meer vor einem Deich, lauerte auf eine Gelegenheit in das Innere vorzudringen.

    Sehr schön - nicht nur, dass sie von außen weggeschwemmt zu werden droht, sondern auch in ihrem Inneren ein Meer trägt, in dem sie zu ertrinken droht, wenn sie ihren Schutz fallen lässt. Die Fluten scheint in jeder Variante ein Gegner für sie zu sein, bis hin zu dem Vater, der ertrunken ist.

    Ihr Kopf streckte sich gen Himmel: „Da muss du schon mehr schicken um mich aufzuhalten“.

    Ah, höhere Mächte kommen ins Spiel. Interessant... ^^

    Einige Flüchtigkeitsfehler müsstest Du vielleicht noch ausmerzen, aber das wurde ja bereits gesagt.

    Mein Fazit: Es gelingt dir eine zutiefst melancholische Stimmung zu erzeugen, die bedrückend und aussichtslos rüberkommt. Die Schwermut löst sich dann am Ende ein stückweit auf, als sich Arnelias Trauer in Wut und die Wut dann in Tatendrang auflöst.

    Für mich persönlich war es vielleicht eine Spur zu schwermütig, aber der Moment, an dem sie den Entschluss fasst, sich gegen ihr Schicksal zu wehren, hat mir gut gefallen. 8)

    "Die Sonne scheint anders und wird weiter scheinen, es hilft nichts mit Steinen nach ihr zu werfen."

  • J.J.Raidark vielen Dank auch dir.

    Es freut mich sehr das dir meine metaphorischen Versuche gefallen haben.

    Auch freut es mich das du meinen Verusch erkannt hast aus Wellen, Meer und Wasser generell ein wiederkehrendes Element zu schaffen.

    Die Flüchtigkeitsfehler werde ich dieses WE beheben können :D (Textblindheit, einer meiner großen Gegner ;-))

  • Hi Kaspar Hauser,

    finde auch, dass du die Atmosphäre mit dem Tempo sehr gut eingefangen hast.

    Wörtliche Rede ist noch eine kleine Baustelle bei dir. Also nicht inhaltlich, die Sprache hat gepasst, nur von der Grammatik und den Absätzen her. :) Am besten einfach mal in Büchern schauen, wie es da mit den Absätzen und der Kommasetzung ist.

    Kann noch nicht abschätzen, wie es weitergeht und was das Thema ist. Also ob jetzt ganz viel Action kommt. Kann ich mir fast nicht vorstellen oder wäre zumindest ein starker Bruch zu ihrer Alltagssituation (was aber auch nicht schlecht wäre, um den Kontrast darzustellen.) Mal schauen, wo es sich hinentwickelt :D

  • Hoi Kaspar Hauser

    Mir gefällt das erste Kapitel sehr gut. Du hast viele der Herausforderungen eines ersten Kapitels geschickt gelöst. Die äusserlichen Attribute der Charaktere in ihre Schilderungen und Handlungen integriert, einen tiefen Einblick in Arnelias Geschichte und Gefühlswelt gewährt und mit dem Wasser ein klares Thema gegeben, mit dem trockenen Ostura als Kontrast dazu.

    Viele Dinge wurden ja zuvor bereits erwähnt. Vor allem was Flüchtigkeitsfehler und direkte Rede angeht, kann ich mich den anderen voll anschliessen. Pass auch auf mit den Fällen und mit dem Männlich/Weiblich wenn du in einem verschachtelten Satz auf etwas vorheriges Bezug nimmst.

    Spoiler anzeigen
    Zitat

    Mit der linken Hand wischte sie sich die zurückgebliebene Nässe von der Stirn.

    Die Linke Hand kannst du dir eigentlich sparen. Tut ja in dem Fall nichts zur Sache.

    Zitat

    Das Wasser kroch unter der Tür hindurch und verursachte einen feuchten Boden.

    Mir ist aufgefallen, dass deine Wortwahl teilweise recht nüchtern ist.

    Das ist grundsätzlich nicht verkehrt und kommt vor allem auch dem Lesefluss zugute. Nichtsdestotrotz finde ich, dass hier und da ein anderes Adjektiv den Text noch verbessern könnte (vielleicht ist das auch nur mein Gusto).

    Das "kriechende" Wasser finde ich z.B. recht passend. Dass es aber den feuchten Boden nur "verursacht" ist für mich eine eher unbeeindruckte Feststellung.

    Wie wäre es da mit "frass sich in den Holzboden", "ruinierte ihren Holzboden" oder "brachte das Holz ihres Fussbodens dazu, sich unter jedem Schritt schwammig zu verbiegen und dabei ekelerregendes Brackwasser freizusetzen."


    Apropos nüchterne Feststellung, hier ist mir ein recht grosser Kritikpunkt aufgefallen, bei dem du meiner Meinung nach eine grosse Chance verpasst hast:

    Zitat

    Sie würde den Damm ausbessern müssen. Ihr Hab und Gut gänzlich den sich stetig wachsenden Bächen aussetzen, konnte sie sich nicht vorstellen, denn schlechter als eine undichte Hütte war gar keine Hütte. Schließlich wäre das die Folge sollte weiteres Wasser in ihr Heim eindringen. Das Holz würde irgendwann anfangen zu gammeln und es langfristig unbewohnbar machen.

    So wie ich das sehe, möchtest du eine Geschichte schreiben, die sehr Nahe an der Gefühlswelt der Protagonistin ist. Daher fehlt mir in dieser Feststellung irgendwie die Angst um ihr Hab und Gut, ihre Hütte, die letzte Erinnerungen an ihre Eltern.

    Arnelia sollte eigentlich gar nicht überlegen müssen, ob sie etwas unternehmen sollte, sondern panisch feststellen, dass sie sofort handeln muss!

    Die Rettung ihrer Hütte fände ich allgemein ein guter Aufhänger für das erste Kapitel. Ich persönlich hätte gut damit leben können, wenn Arnelias Trauer um ihre Eltern erst im zweiten oder dritten Kapitel vollständig erklärt würde.

    Die drohende Überschwemmung dagegen ist eine unmittelbare Gefahr!

    Zitat

    „Ich brauche niemanden, ich habe es bis hier her geschafft und schaffe es auch weiter“. Ihr Kopf streckte sich gen Himmel: „Da muss du schon mehr schicken um mich aufzuhalten“. Die störrische Art gefiel ihr, es verlieh ihr Energie und ließ sie schmunzeln. Mit neu gefundener Kraft schob sie ein paar Steine zurecht, legte Hölzer wieder an passende Stellen und verdichtete kleinere Löcher mit Erde.

    Zufrieden mit sich lehnte sie sich erschöpft an die Hütte unter einem Dachvorsprung. „Das dürfte fürs erste Halten“.

    Das ganze Kapitel, der emotionale Tiefpunkt und das Schöpfen neuer Hoffnung, alles führt zu diesem Augenblick.

    Das Verschieben einiger Steine und das verdichten von kleinen Löchern. :patsch:

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    Sorry, ist jetzt ein bisschen fies. :) Ich übertreibe natürlich, aber mir persönlich ist die Sache viel zu schnell erledigt. Führ diesen Moment ruhig etwas genauer aus, beschreibe die schwere Arbeit und wie Arnelia die Probleme angeht, damit wir sie als Protagonistin auch besser kennenlernen und sehen, wie sie Hürden bewältigt.

    Wenn du das letzte Viertel des Kapitels noch etwas weiter ausschmücken und das eigentlich vorhandene Potential für Spannung besser ausreizen könntest, wäre das ein sehr gelungener Einstieg in deine Geschichte. :D

  • Abend Kaspar Hauser

    "Die Blutweberin" ist ein sehr interessanter Titel, weshalb ich mal reinsehen wollte.


    Ich finde es interessant, dass die Geschichte mit der Rettung ihrer Hütte beginnt, obwohl ich auch denke, dass man die schwere Arbeit noch etwas ausführlicher und grafischer beschreiben könnte. Dann ist die "Belohnung" für den Leser und deinen Hauptcharakter größer, wenn die Arbeit geschafft ist.

    Und den Vorschlag von Kirisha das "Alleine" an den Schluss zu setzen würde ich so unterschreiben. Es klingt auf diese Weise sehr viel eindringlicher.

    Mir ist sonst noch aufgefallen, dass deine Sätze auch im Dialog etwas umständlich klingen und manches klingt etwas hölzern, wenn es im Dialog geschrieben ist. Auch zu früheren Zeiten haben die Menschen aller Schichten sehr nach Mundart und Umgangssprache ihrer Zeit gesprochen.

    Zum Beispiel: "Dann verschwinde und beraube mich nicht weiter meinen Nerven" würde wohl kaum jemand in direkter Rede sagen, denke ich, um "raub mir nicht den letzten Nerv" auszudrücken.


    Mir hat gefallen, dass du dir neben der Rettung der Hütte auch Zeit und Raum im ersten Kapitel nimmst, um Arnelias Gefühlslage zu schildern. Neben ihrem Familienschicksal, steht hier auch ihre Existenz, sprich das Dach über ihrem Kopf, am Spiel und du ziehst hier einen guten Vergleich zwischen dem physischen Damm in der realen Welt und ihrem inneren Damm.

    Ich nehme natürlich an, die Geschichte heißt "Die Blutweberin", weil sie sich aus Verzweiflung heraus selbst verletzt und das Rinnsal an Blut wie einen Garn beschreibt. Bin hier gespannt, was du hier noch daraus machst. Bei dem Wort Blutweberin muss ich an Blutmagie denken und bin neugierig, ob meine Annahme richtig ist.