Es gibt 33 Antworten in diesem Thema, welches 2.405 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (3. April 2024 um 03:10) ist von LittleOwlbear.

  • Hier sind die Experten (was für ein abgedroschenes Wort!) zum Thema und nicht irgend ein selbsternannter Schnösel.

    Jein.

    Du willst vielleicht die beste Geschichte machen die Du hinbekommst, ein Verlag will aber die Geschichte machen die sich am besten verkauft. Das muss nicht das gleiche sein.

    In der Regel ist es das auch nicht... :( Ich kenne mehr tolle Buecher die sich mau verkaufen und maue Buecher die sich toll verkaufen als umgekehrt.

    Der Lektor muss die Geschichte halt auf das trimmen was der Verlag glaubt verkaufen zu koennen - und das muss die Geschichte nicht besser machen, Die total genial raetselhafte Metapher - ist vielen Lesern vielleicht zu kompliziert. Der etwas sperrige aber charakteristische Stil - kann stromlinienfoermig geschliffen werden.

    Ich bin moeglicherweise ganz gut darin einen guten Text zu benennen oder Tips zu geben wie man den Text verbessern koennte - ich bin ganz sicher nicht gut darin einen Text auf Verkaufbarkeit zu trimmen. Insofern... sind hier die Experten fuer was anderes als ein Verlag wahrscheinlich moechte.

  • Ich bin moeglicherweise ganz gut darin einen guten Text zu benennen oder Tips zu geben wie man den Text verbessern koennte - ich bin ganz sicher nicht gut darin einen Text auf Verkaufbarkeit zu trimmen. Insofern... sind hier die Experten fuer was anderes als ein Verlag wahrscheinlich moechte.

    Im Idealfall kaufen Verlage ja Texte, die gut sind und/oder sie verkaufen können. Es ist mir rätselhaft, warum ein Verlag einen Text kauft, den er nur mit großem Einsatz durch einen Lektor erst umschreiben muss. Dann beginnt das ganze Verhältnis zwischen Verlag und Autor direkt mit einem Missverständnis.

    PS: Ich arbeite im Moment bei einem Projekt über das ich noch nicht reden darf :censored:, mit einem Lektor zusammen. Das klappt bisher wirklich gut, es bleibt meine Geschichte und die vorgeschlagenen Änderungen sind durchweg sinnvoll. Einige Inquits hat er auch angestrichen und zwar immer dort, wo es eh klar ist wer grade spricht. Damit kann ich leben.

    Demnächst dazu mehr …

  • Einige Inquits hat er auch angestrichen und zwar immer dort, wo es eh klar ist wer grade spricht.

    Hm... bei mir erzählen die Inquits nicht so sehr, WER da spricht, sondern WIE der redet... :huh:

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Hm... bei mir erzählen die Inquits nicht so sehr, WER da spricht, sondern WIE der redet... :huh:

    Das habe ich anders verstanden, Inquits geben an WER redet. Darum sind sie wichtig, wenn mehr als zwei Leute reden, um dem Leser mitzuteilen wer da jetzt redet.

    Zitat: Inquit-Formeln bestehen im Allgemeinen aus einem Nomen oder Pronomen, das den Sprecher angibt.

    `sagte er´. Gibt ja nur an, dass ER etwas sagte und nicht wie.


    Inquit-Formel – Wikipedia

  • Ouh, dann habe ich das Konzept der Inquits nicht richtig verstanden. Ich habe gedacht, es ginge um Formulierungen abseits von sagte, sprach und antwortete... Verzeihung. :blush:

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Heyho Sensenbach

    Es ist mir rätselhaft, warum ein Verlag einen Text kauft, den er nur mit großem Einsatz durch einen Lektor erst umschreiben muss.

    Danke.

    Das wars, was ich sagen wollte.

    Daß ein Verlag am Verkauf seiner Texte interessiert sein muß, versteht sich für mich von selbst. Keine Verkäufe, keine Einnahmen, keine Kohle, mit der man seine Lektoren bezahlen kann. :D

    Du willst vielleicht die beste Geschichte machen die Du hinbekommst, ein Verlag will aber die Geschichte machen die sich am besten verkauft.

    Und natürlich will ich das eine und der Verlag das andere. Wenn der Spagat zwischen dem einen und dem anderen aber schon von Anfang an riesig ist, verstehe ich genau wie Sensenbach nicht, warum man sich das antun sollte. Womit ich den Nutzen eines Lektorates grundsätzlich nicht in Frage stellen möchte.

  • Nochmal Lektoren und "Spagat"

    Und natürlich will ich das eine und der Verlag das andere. Wenn der Spagat zwischen dem einen und dem anderen aber schon von Anfang an riesig ist,

    Natürlich sollte man sich den Verlag genau anschauen und analysieren, welche Werke er bisher produziert hat, um für sich zu überlegen, ob das eigene Werk dazu passt. Bevor man einen Vertrag unterschreibt.

    Natürlich nimmt kein Verlag ein Werk wenn er nicht von diesem überzeugt ist. Der "Spagat" ist in der Regel eine Sache, die dem Verlag/Lektor als eine "Kleinigkeit" erscheint. Wie zum Beispiel, dass man seinem Pferd nicht die Sporen geben darf. Niemals. Das ist doch Tierquälerei. Dass das gängige Praxis war im Mittelalter - geschenkt. Es wird auch nicht geflucht "Du Schwuchtel" - Nein! Das ist homophob und darf nicht in Büchern erscheinen. Eine Kollegin bekam das Wort "Tourist" angestrichen. Es müsste "Touristin" heißen, da es sich um eine Frau handelte. :Dusw. Und die explizite Stelle die gestrichen wurde, war vielleicht nur zehn Sätze lang was weiß ich. Aber manchmal ist gerade eine solche Stelle des Autoren Darling und er erträgt nicht sie zu verlieren. Und übel finde ich einfach, wenn man dem Autoren nicht das letzte Wort lässt, was meiner Meinung nach unbedingt so sein sollte.


    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Kosten eines Buches

    den Verlag kostet das nicht viel...

    Naja wenn du das Normseitenhonorar von minimum 3,50 bis ca 7,50 € (bei einem 300-Seiten-Buch gibt das 1050 bis 2.250 € zuzüglich Cover 250 - 800 € zuzüglich Korrektorat und Buchsatz (da weiß ich nicht genau was es kostet) rechnest dazu noch die Autorenexemplare (ich bekam fünf) und die Kosten für die Verwaltung (Verschicken von Rezensionsexemplaren Buchhaltung Einspeisen in die Verlagshomepage und Werbung über Social Media) ... dann würde ich das nicht als "nicht viel" bezeichnen. Die Kosten musst du erst mal wieder einspielen. In der Regel veröffentlicht der Verlag nicht bei BoD sondern bestellt eine größere Menge an Taschenbüchern bei seiner Druckerei - das sind auch erstmal Kosten die man wieder reinholen muss.

    Da sollte man sich schon gut überlegen ob man dem Manuskript ein Potenzial von mindestens 2000 € Einkünften wirklich zutraut. (Und da sind wir ja noch nicht in der Gewinnzone sondern haben die ganze Arbeit umsonst in Auftrag gegeben. Es sollte also schon wenigstens das Doppelte rumkommen damit es sich lohnt. )

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Kirisha

    Da hast Du vermutlich was falsch verstanden - was ich meinte war dass das Umarbeiten eines Manuskripts den Verlag nicht viel kostet. Der Lektor muss das Buch eh' lesen und Anmerkungen dazu machen, aber das umschreiben nach den Anweisungen des Lektors macht der Autor, und dessen Honorar steigt dadurch halt nicht an - es kann dem Verlag also vergleichsweise egal sein ob da viel oder wenig umgearbeitet wird.

  • Heyho Kirisha

    Naja wenn du das Normseitenhonorar von minimum 3,50 bis ca 7,50 € (bei einem 300-Seiten-Buch gibt das 1050 bis 2.250 € zuzüglich Cover 250 - 800 € zuzüglich Korrektorat und Buchsatz (da weiß ich nicht genau was es kostet) rechnest dazu noch die Autorenexemplare (ich bekam fünf) und die Kosten für die Verwaltung (Verschicken von Rezensionsexemplaren Buchhaltung Einspeisen in die Verlagshomepage und Werbung über Social Media) ... dann würde ich das nicht als "nicht viel" bezeichnen.

    Ich bitte um Entschuldigung.

    Ich habe noch nie was veröffentlicht, trage mich mangels ausreichender Ideen auch nicht mit dem Gedanken daran, also könnte man mir Impertinenz vorwerfen, wenn ich mich trotzdem dazu äußere.

    Mache ich natürlich. Aus gutem Grund.

    Selbst wenn nach Deiner Rechnung dem Verlag Unkosten von (ich rechne Dein Beispiel mal zusammen und lege noch was drauf...) ungefähr 10.000 € in der Vorproduktion des Projektes entstünden, sind das Peanuts, verglichen mit dem Verkaufspreis des entsprechenden Buches.

    Unter 10€ gibts kein Paperback, 22€ sind für gebundenes normal.

    Triggerwarnung: Milchmädchenrechnung!!!

    Bei Verkäufen von sagen wir mal 5.000 Stück ergibt das 50.000€ bzw. 110.000€ Umsatz.

    Nicht Gewinn. Das wäre ja schön.

    Trotzdem klafft da für mich eine monetäre Schlucht, die umso tiefer in der Rechnung wird, wie die Absatzzahlen steigen.

    was ich meinte war dass das Umarbeiten eines Manuskripts den Verlag nicht viel kostet. Der Lektor muss das Buch eh' lesen und Anmerkungen dazu machen, aber das umschreiben nach den Anweisungen des Lektors macht der Autor, und dessen Honorar steigt dadurch halt nicht an

    Frei nach Frank Zander gesprochen: Der Angeschissne, der bist du.

    Und jetzt zu etwas völlig anderem...

    Wie zum Beispiel, dass man seinem Pferd nicht die Sporen geben darf. Niemals. Das ist doch Tierquälerei. Dass das gängige Praxis war im Mittelalter - geschenkt. Es wird auch nicht geflucht "Du Schwuchtel" - Nein! Das ist homophob und darf nicht in Büchern erscheinen. Eine Kollegin bekam das Wort "Tourist" angestrichen. Es müsste "Touristin" heißen, da es sich um eine Frau handelte.

    Triggerwarnung: Im nachfolgenden könnten sensible Leser unflätige Ausdrücke lesen.

    Ein sehr guter Freund von mir (Ex- Dragqueen und Gay) hat das mal auf einen sehr schönen Punkt runtergebrochen:

    "Lieber Burk, nur weil ich mit Männern ficke, bin ich noch lange nicht schwul."

    Da habe ich etwas drüber nachdenken müssen, dann war's mir aber klar:

    Es entscheidet letztlich jeder selbst darüber, wer er ist, was für ihn geht und was nicht. Nicht irgendwelche selbstherrlichen Weltverbesserer.

    Fluchen "darf man nicht mehr" ?

    Fickt Euch alle!!!

    "Schwuchtel ist "homophob"?

    Verpiß Dich, du Tucke!

    Einem Pferd darf man nicht die Sporen geben, das ist Tierquälerei?

    Ernsthaft jetzt: Sowas wird verlangt?

    Nur nicht anecken irgendwo, nur nicht einen Shitstorm auslösen, nur nicht für das einstehen, was man schreibt, was man ist???

    Das soll die Zukunft der Literatur sein?

    Dann hätte ich nur noch ein Zitat im Angebot:

    "Wohlan, mein lieber Freund, wie steht es mit der Diktatur...?"

    Finde selbst raus, von wem das stammt.

    Nuff said.

  • Wie zum Beispiel, dass man seinem Pferd nicht die Sporen geben darf. Niemals. Das ist doch Tierquälerei. Dass das gängige Praxis war im Mittelalter - geschenkt.

    Um... Mittelalter?

    Wenn man mit Kandare reitet dann verwendet man heute auch Sporen - die dienen, wie die Gerte auch, einem konkreten Zweck der nichts damit zu tun hat das Pferd zu quaelen und viel mit Kommunikation.

    Der Witz an der Gerte ist, dass man damit das Pferd an Stellen beruehren kann (und vor allem deutlicher beruehren kann) wo der Fuss nicht hinkommt, und der Witz an Sporen ist dass man damit eine deutlich andere Beruehrung markieren kann als der Fuss der eh am Pferd anliegt und bei jedem Schritt den das Vieh macht hinpendelt (und der Witz an der Kandare ist dass man Anlehnung und Hilfen zur Stellung trennen kann, was mit Einfachzuegel und Trense nicht geht - und wer nicht weiss was das bedeutet soll reiten lernen bevor er Huch, Kandare! von sich gibt...). Und weil man diese Art von Equipment leicht falsch verwenden kann sind Kandare und Sporen was fuer Fortgeschrittene die einen ruhigen Sitz und eine ruhige Hand am Zuegel haben - klar dass ein Anfaenger der Versucht sich am Gaul zu halten damit nur Unfug anrichtet und selbst ein gutes pferd verwirrt. Aber wenn man sehr feine Kontrolle braucht, dann ist Kandare mit Doppelzuegel Zaum der Wahl.

    Irgendwie entnehme ich Deinem Kommentar dass da schon Ideen die gar nichts mit der Realitaet zu tun haben auf Texte Einfluss nehmen wollen. Vielleicht streichen wir einfach die Pferde aus allen Texten - immerhin habne die sich ja nicht freiwillig gemeldet...

    (Und im Mittelalter haben die auch ihre Pferde nicht gequaelt - die brauchten sie naemlich, und wer kein Vertrauensverhaeltnis zum Pferd hat, der kann sich in der Schlacht nicht drauf verlassen, wer sich in der Schlacht ums Reiten kuemmern muss kann schlecht sein Schwert schwingen etc...) Heutige Polizeipferde werden auch nicht routinemaessig gequaelt sondern sorgfaeltig ausgebildet um ins Getuemmel zu gehen.

  • Unter 10€ gibts kein Paperback, 22€ sind für gebundenes normal.


    Triggerwarnung: Milchmädchenrechnung!!!


    Bei Verkäufen von sagen wir mal 5.000 Stück ergibt das 50.000€ bzw. 110.000€ Umsatz.

    Nicht Gewinn. Das wäre ja schön.

    Leider ist das dennoch eine Milchmädchenrechnung. Denn der Preis des Buches - wie du selbst sagst - ist nicht der Gewinn, sondern nur Umsatz. Ich verkaufe mein erstes Buch für 13,99 € und mein Gewinn daran beträgt 1,28 €. BoD verdient mehr am Verkauf meiner Bücher als ich. (Sorry das ist nicht Gewinn. Das ist mein Umsatz von dem meine Werbungskosten, insbesondere die teuren Cover, noch abgezogen werden müssen). Die Marge beim Buchverkauf ist also sogar niedriger, als was ich beim Verkauf eines Ebooks verdiene (ca. 2 €).

    Dazu muss man sagen, dass die Herstellungspreise der Bücher nach Covid-19 deutlich gestiegen sind und ich dasselbe Buch bei demselben Gewinn nun für ca. 16 € verkaufen müsste (aufgrund der Buchpreisbindung sind aber die "alten" Bücher heute immer noch so billig wie früher und die Margen auch unverändert!).

    Mein jetziger Verlag verkauft seine Bücher für 18,99 €. Nun hat der Verlag eine höhere Marge, weil die in Druckereien drucken lassen und für die größere Menge Rabatt bekommen. (Jedoch dürfte der bei einer Auflage von 40-50 Stück auch nicht massiv sein). Ich staune immer, wenn ich sehe, dass ein Großverlag einen 700-Seiten-Schinken für nur 12 € verkauft (BoD würde dafür 26 € verlangen). Was für einen gigantischen Rabatt müssen sie wohl bei der Riesen-Auflage bekommen, um es so anbieten zu können?

    Meine Schätzung ist - der Kleinverlag verdient pro Buch 5 € und pro Ebook 3,50 €. Die müssen 2000 Bücher verkaufen, um diese 10.000 € zu erarbeiten. *hüstel ich verfolge ja die Verkäufe meines Buches und auch einige der anderen Bücher des Verlages und kann dir sagen - Ich frage mich wovon der Verlag existiert, denn der dümpelt bei praktisch allen seinen Büchern dick in der Verlustzone herum.

    Ernsthaft jetzt: Sowas wird verlangt?

    Nur nicht anecken irgendwo, nur nicht einen Shitstorm auslösen, nur nicht für das einstehen, was man schreibt, was man ist???


    Das soll die Zukunft der Literatur sein?

    Danke. Das war auch mein Gedanke. Ein gewisser Teil der Realität - und die ist halt so wie sie ist - darf einfach nicht mehr abgebildet werden. Und ein großer Teil der Schreiberzunft - besonders die die davon leben - fügt sich dem Diktat. Sogar die, die davon nicht leben können, halten sich so wie ich das beobachte zu einem großen Teil daran. Vor dieser Art von Shitstorm haben alle Angst.

    Es ist ja sogar ein neues eigenes Genre entstanden, auf das sich die Verlage sogleich gestürzt haben - die Gay/Lesbian/queer Romance. Ich stehe staunend davor - Gay Romance wird nämlich weder von Schwulen geschrieben noch von diesen gelesen - sondern das sind Frauen, die es schreiben und auch weibliche Leserinnen. Was dann überhaupt in diesen Büchern beschrieben wird ... will ich eigentlich gar nicht wissen.

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Ich finde jede Form von Dialog, die sich zu häufig wiederholt und sich nicht mit anderen Formen abwechselt, nach einiger Zeit anstrengend zu lesen und wäre den Forderungen des Lektors alle Inquitformen zu streichen, wohl auch nicht nachgekommen.

    "Dialogzeile von A" [Tätigkeit / Mimik / Gedanken]

    "Dialogzeile von B" [Tätigkeit / Mimik / Gedanken]

    ... find ich sehr anstrengend, wenn es sich ewig wiederholt, vor allem wenn jede einzelne Zeile durch eine andere Tätigkeit beschrieben wird oder die Charaktere andauernd Gesichtsakrobatik veranstalten. Da ich annehme, dass zwischen den meisten Zeilen nur Sekunden bis höchstens eine halbe Minute liegen, kann der Text dann sehr hektisch bis irgendwie nervös wirken. Keiner zieht zwanzig verschiedene Mimiken oder verändert seine Tonlage drastisch innerhalb einer Minute, also in einem relativ gewöhnlichen Gespräch, würde ich mal meinen.

    Meine alte Deutschlehrerin war auch jemand, die neutrale Inquitformeln wie sagen oder fragen verdammt hat, weil diese nicht ausdrucksstark wären. Bis jemand zu mir meinte, dass "sagen" die normale Tonlage einer Person ist, mit der man sich nunmal zum Großteil des Tages unterhält. Niemand wechselt in normalen Situationen seine Tonlage so oft wie es Leute tun, deren Stimme plötzlich raufgeht, dann wieder runter, dann flüstern sie und schreien...

    Zwischendrinnen finde ich es auch angenehm, wenn einige Dialogzeilen ohne Inquitformeln oder zusätzliche Beschreibung alleine dastehen.


    Außerdem wurden teilweise auch die expliziten Szenen gestrichen. Bei mir gab es keine deshalb hatte ich kein Problem. Aber ich kannte einige Autorinnen die nachher richtig wütend waren weil man ihnen diese Stellen gestrichen hatte und sie dagegen kein Veto einlegen durften. Eine Autorin meinte sie hätte ihren Roman zu einem rosa-Disney-Glitzer-Mist ändern müssen und das hätte ihr gestunken.

    Bei einer Autorin wurde die Erstes-Treffen-der-Liebenden-Szene stark bekrittelt und sie hat sich bei Facebook lautstark darüber lustig gemacht und den Kommentar ihrer Lektorin gepostet. Ich habe später ihr Buch gelesen und wusste dann sofort welche Szene das gewesen sein musste. Die ganze Liebesgeschichte funktionierte nicht richtig weil die erste Szene nun sehr mau war - die Protagonistin jedoch handelte als wäre sie total verliebt. Die ganze Liebesgeschichte hat mich nur mit einem Fragezeichen zurückgelassen und ich vermute stark dass die Änderung der ersten Szene - die halt die ganze folgende Aktion beeinflusste - alles kaputt gemacht hat.

    Mein Beileid an die Autorin. Ich würd einfach nur noch weinen, wenn ein Lektor meine Szenen in Liebe auf den ersten Blick / Disney-Glitzer-Kram verwandelt und ich kein Veto einlegen dürfte. :schiefguck: