Des Läufers letzter Lauf

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 579 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (13. Februar 2024 um 19:32) ist von Tariq.

  • Des Läufers letzter Lauf
    Tom Stark


    Coureur le Blanc war schnell. Verdammt schnell.
    Mit seinen langen Beinen überwand der Feldläufer beinahe spielerisch große Strecken, aber er hatte eine Schwäche, wie ihm nur zu sehr bewusst war. Wenn er Haken schlagen, enge Kurven nehmen oder sich gar durch und über Hindernisse bewegen musste, tat er sich schwer.
    Ausgerechnet die eigene Spießbürgergarde hielt ihn dieses Mal in seinem Lauf auf.
    Ausgerechnet diese Emporkömmlinge aus dem Bauernstand mit ihren langen Spießen und ihren lächerlichen Morions auf ihren tumben Häuptern, eher Kanonenfutter, um die Belagerungstürme aufzuhalten, als echte Krieger.
    Sei es, wie es sei.
    »Lascht misch dursch, Sacre Cœur, isch musch sum Könisch. Esch drohet Danger!«
    Der Hauptmann der Bauerngarde musterte den bunten Gecken mit dem Speer abfällig. Er schien aus nichts als Beinen zu bestehen, diese Gerbille.
    »Isch darf niemand vorlassen, Monsieur. Ihre Majestät ist en Conversation mit der Königin, oh, la, la.« Dieser Cretin verdrehte tatsächlich die Augen anzüglich.
    Unerträglich!
    Der Feldläufer warf ungeduldig die Hände in die Höhe.
    »Aber siescht du nischt den Chevalier de Noir, wie er kommt über das Feld de Guerre geritten? Lasch misch dursch, Garson idiotique!«
    Der Hauptmann warf einen Blick in die angezeigte Richtung und erbleichte. Der Schwarze Ritter galoppierte wahrlich übers Schlachtfeld. Sein Ross nahm Anlauf und setzte über eine Abteilung Spießbürger, als wären sie nur ein Hindernis in einem Parcours und brach dann direkt hinter ihrer Reihe zur Flanke weg. Die dunkle Lanze des Verderbten zeigte direkt auf das Königspaar.
    Tapfer gab der Hauptmann seiner Abteilung den Befehl die Spieße zu senken und vorzurücken.
    »Ihr scheid des Wahnes, Monsieur! Altet fescht an le Formation!« Coureurs Rufen verhallte ungehört.
    Der schwarze Ritter lachte triumphierend. Er ließ sein Streitross, spöttisch den Wimpel an der Lanze präsentierend, an dem Spießbügertrupp vorbeitraben und bog sogar in ihrem Rücken ab, um sich in Stellung zu bringen, wohl gedeckt durch das Sperrfeuer des Belagerungstrum mit dem schwarzen Wappen des dunklen Herrschers. Herausfordernd deutete der berittene Schurke auf die Brust des Königs.
    Die Majestäten geruhten nach wie vor zu palavern und ahnten nichts von der Gefahr. Nur noch Momente trennten den schwarzen Ritter und seine Lanze davor, seine Majestät, Roi Blanc des Echecs, aufzuspießen.
    »Reine Blanche, meine Errin, meine Königin. Schützt euren Gemahl, rettet unscheren Errn!«
    Todesmutig nahm der Feldläufer seinen Speer fest und hielt auf den schwarzen Ritter zu. Er sah, wie die Armbruster im Belagerungsturm ihre Waffen spannten, wie sie anlegten.
    »Meine Pflischt ischt meine Ehr!«
    Er lief auf den Reiter zu, sprang ab und holte so weit aus, dass ihm das Schultergelenk schmerzte.
    Sein Speer flog und flog, durchschlug den Schild des Ritters, bohrte sich in die Brust seines Trägers und warf den schwarzen Reiter aus dem Sattel.
    »Pour le Roi!«, hauchte Coureur noch einmal triumphierend, bevor die Geschosse des schwarzen Turms in ihn einschlugen und sein Leben auffraßen.
    Der letzte Blick des Feldläufers galt seiner Königin wie sie ganz in weiß und strahlend der Gefahr gewahr wurde. Ihr güldenes Schwert leuchtete hell, als sie sich mit ihrer Leibwache auf den Belagerungsturm stürzte.
    »Ma Reine Radieuse!«, war sein letzter, stolzer Gedanke.

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    Tom Stark
    zum Lesen geeignet

  • "Für den König" vom Themengeber des SWB :paladin:

    Joa, ich muss zugeben, ich hatte nie Französisch, aber diesen Ausruf habe ich verstanden.

    Nette kleine Geschichte, aber ich fürchte, ich habe ich die Pointe nicht wirklich gerafft. ?(

    Ja, der Bote hat sein Leben gegeben für den König, aber das ganze Drumherum...

    Warum stürzt sich nach dem Fall des Boten lediglich die Königin in den Kampf? Was macht der König währenddessen? Und überhaupt - warum haben die Majestäten während des Kampfes ihre Augen nicht auf dem Geschehen?

    Hmmm ... Ich glaube, ich muss es nochmal lesen. :search:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • Und überhaupt - warum haben die Majestäten während des Kampfes ihre Augen nicht auf dem Geschehen?

    Hmmm ... Ich glaube, ich muss es nochmal lesen.

    Ich glaube das ist ein Schachspiel

    Der chevalier de Noir ist das schwarze Pferd. Die reine blanche ist die weiße Königin. Und der Held Coureur Le Blanc ist der weiße Läufer.

    Drum ist die Königin auch so mächtig dass sie den König schützen kann.

    Aus dem Blickwinkel ist das eine lustige Idee!

    Eigentlich ist Schach ja auch wie Fantasy. Die Dunklen gegen die Weißen. :)

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Kirisha Thorsten

    Jaaaaa, jetzt klingelt's (hat als Teenager das letzte Mal Schach gespielt und war vom Französisch verwirrt :S ). Stimmt, wenn man es mit dem Wissen im Kopf liest, ist das ne nette Idee. :thumbup: *wollte Tom erst ein 'verwirrt'-Emoji geben, gibt ihm aber jetzt ein Like :D *

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • Super, dass es euch gefällt.
    Die Idee dahinter war die These aus dem wöchentlichen Discord-Literatur-Gehirnstürmer-Treff, dass man ja eine ganz, ganz (gaaaanz) knappe KG schreiben könnte. Die hier hatte etwa 500 Wörter und etwa 3,3k Zeichen, also unter den Mindestanforderungen.
    Aber um fair zu sein, habe ich alle Fantasy-Elemente rausgeworfen. Der finstere König auf seinem Thron aus Asche und Knochen, die untoten schwarzen Reiter auf ihren Dämonenpferden, die Feenritter auf ihren Einhorn-Pegassi und die engelhafte Königin die mit flammenden Schwert und den Posaunen von Chris Jericho (war doch der?) über den Turm aus verkohlten Schädeln und Obsidian kommt ...
    Vom tapferen, leicht bewaffneten Kobold-Läufer mit 7-Meilen-Stiefeln, der Nachrichten von der Belagerung der schwarzen Feste und dem Fall der Vampirkönigin in seinem Gepäck hat, ganz zu schweigen.
    Ist echt eine Menge Schönes, auf die Spitze getriebenes Screenplay verloren gegangen.

    Also mit Fantasy-Effekten wäre ich auch wieder um die 4000 Zeichen gelandet, mindestens.

    Experiment also so semi gelungen.

    Das Setting hab ich natürlich aus dem Klassiker Battle-Chess geklaut.
    (Wer sich erinnert, der Hüftschwung der stolzen Königin, oder der Bauer, der dem König in den Schritt tritt und ihm dann die Krone klaut .... ach ....)

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    Tom Stark
    zum Lesen geeignet

  • Ich dachte schon Tom Stark hat komische Drogen genommen :patsch:

    Nach Toms # 7 verstehe ich, was du meinst, Sensenbach :rofl:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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