- Offizieller Beitrag
Mar schüttelte mit ihrem Kopf und Cloud nahm die Form seines Schutzpatrons an. Mit Köcher ausgestattet und bewaffnet mit ihrer kleinen Armbrust, kletterte Mar auf Clouds Rücken und hielt sich mit einer Hand am Fell des Waldwächters fest. Begleitet von einem mächtigen Brüllen, betraten auch diese beiden das Schlachtfeld, um ihren Familien und Freunden beizustehen.
Daig rappelte sich in seiner Menschengestalt wieder auf und griff mit einem scharfen Zischen an seine Schulter. Die Wunde war tatsächlich wieder aufgegangen, aber bei solch einem Sturz, war dies auch nicht anders zu vermuten gewesen.
Das Blut vermengte sich mit der aufgewühlten Erde, während er aus der Ferne sah, wie die Riesen ihrem Auftrag nachkamen. Die Erde erbebte im Takt ihrer aufkommenden Füße und in der Mitte des Schlachtfeldes klaffte plötzlich ein riesiges Loch. Die Riesen mussten sich beeilen, als die Stützpfeiler unter der Erde nachgaben, damit sie nicht selbst vom Erdreich verschluckt wurden, aber nicht jeder schaffte es. Gargoyles, Elben und Riesen stürzten in die Tiefe, während die Risse im Erdboden sich noch weit über das Feld erstreckten. Die nachrutschenden Geröllmassen sorgten dafür, dass nicht allzu viele Feinde dieser List entkamen. Fone verwandelte sich ebenfalls und hielt an der Seite seines Sohnes Ausschau nach Wendegor, der sich unsichtbar gemacht hatte. Mit gezogenen Schwertern stand der König der Eisdrachen da und beobachtete den Erdboden. Wenn sich etwas regen sollte, dann war Fone darauf gefasst.
Kaum darüber nachgedacht, setzten sich Fußabdrücke im Schlamm ab und Fone griff an. Erschrocken drehte sich Daig um und sah, wie Wendegor erschien und in den Zweikampf mit seinem Vater überging. Bevor auch er seine Schwerter ziehen konnte, spürte er einen Windzug und etwa fünfzig Schritte von ihm entfernt, hatte Oriol den Weg zu ihnen gefunden. Daig hatte den Gott der Gezeiten noch niemals gesehen, aber er wusste, dass er einer von ihnen war. Welcher, war dem Prinzen dabei egal.
„Ihr seid eine wahre Plage!“, brüllte Oriol und zeigte mit seinem Bogen dabei auf Daig.
„Wer ist das?“, warf Fone ein und parierte einen Schlag von Wendegor.
„Ihr erkennt eure Götter nicht?“, spottete dieser und fokussierte Daig dabei.
„Sie sind nicht unsere Götter. Nicht mehr!“, knurrte der junge Eisdrache und gab Wendegor mit einem Blick zu verstehen, dass dieser gerade nicht sein Hauptproblem war.
„Kann ich dich für einen Moment alleinlassen, Vater?“
Fone lachte nur und Wendegor gab für den Moment den Gedanken auf, auch Daig umgehend zu töten. Wenn er sich dem Gott stellen wollte, würden sie kämpfen. Demnach kam dies dem Gargoyle nur gelegen. Er musste sich dann nur noch um den Sieger dieses Kampfes kümmern. Die Götter waren ja auch dem König Eonas egal.
Daig lief auf Oriol zu und zog dabei seine beiden Schwerter, bestehend aus dem berüchtigten Nymphenmetall, vom Rücken.
Plötzlich gab es nur noch ihn und den Gott auf diesem Feld.
Im aufkommenden Wind der Ebene, hatte dieser Drache schon fast einen heroischen Auftritt.
Er ließ die Schwerter einmal in seinen Handflächen rotieren und schnitt einem herbeieilenden Gargoyle kurzerhand die Kehle durch. Dabei schaute er immer Oriol an, der seinen Bogen spannte.
Der Gott ließ den Pfeil los und dieser flog nur knapp an Daigs rechter Gesichtshälfte vorbei.
„Was für ein schlechter Schütze“, murmelte der Prinz und schritt in aller Ruhe weiter. Oriol zog einen weiteren Pfeil aus seinem Köcher und spannte ihn ein.
Diesmal richtete er sich mehr nach dem Wind, der sie umgab und schoss noch einmal auf Daig. Diesmal streifte er ihn bloß am rechten Oberarm. Weit entfernt von einem tödlichen Schuss.
„Meine Zeit ist noch nicht gekommen! Du kannst mich nicht töten!“
„Woher willst du das wissen? Es wird mir Vergnügen bereiten, dich vom Gegenteil zu überzeugen“, schrie Oriol und Daig grinste.
Natürlich hatte der junge Prinz Angst, aber er versteckte sie gut. Er war nicht plötzlich zum Helden geworden, sondern ließ den Gott in das Angesicht Aonas schauen. Einer Welt, die nicht bereit war zu kapitulieren. Mit seiner Art, wollte er den Gott verunsichern, was ihm Angesichts der fehlgeschlagenen Schüsse auch als gelungen vorkam. Das Einzige, was die Götter von den Helden noch unterschied, war, dass sie sich eben für Götter hielten. Daig wollte Oriol diesen Zahn ziehen, indem er sich so gab, wie er sich gab. Furchtlos, erhaben und ungebrochen. Zum Nahkampf gezwungen, zog auch Oriol sein Schwert und schnallte sich seinen Bogen wieder um.
Ohne lange zu zögern, griff Daig den Gott vor sich an und beide kämpften in einer Geschwindigkeit gegeneinander, dass es für Außenstehende kaum zu erkennen war, wer die Oberhand hatte.
Daigs Arme flogen umher und gezielt versuchte er Oriol zu treffen. Der Gott der Gezeiten lachte ihn aus. War er doch der Meinung, nichts könnte ihn töten. Durch Amorias Tod, war ihnen die Kleinigkeit mit dem besonderen Metall entgangen. Ein unüberlegter Moment, eine Sekunde der Unachtsamkeit und Daig erwischte Oriol mit einer seiner Klingen am Oberkörper. Das weiße Gewand des Gottes zeigte deutlich den Einschnitt und dunkles Blut trat hervor. Verwirrt schaute Oriol an sich hinunter und noch verwirrter war er, als sich die Wunde nicht augenblicklich schloss.
„W-Was ist das für eine Magie?“, schrie Oriol, als aus dem Wind ein Sturm wurde.
„Keine Magie. Ein Metall, welches ihr vergessen hattet.“
„Das ist unmöglich.“
„Das behaupten das Böse doch immer. Es. Sei. Unmöglich. Wie man sieht, ist es das nicht!“, belehrte der Eisdrache ihn. Oriol raunte Unverständliches.
Plötzlich verschwand der Gott vor Daigs Augen und tauchte vor ihm wieder auf. Daig parierte blitzschnell sein Schwert und wieder verwand Oriol, um auf anderer Seite wieder aufzutauchen.
Der Gott nutzte seine Kräfte, um den Drachen zu schlagen. Oriol konnte sich von einer Stelle zur Nächsten zaubern. Der Eisdrache kämpfte wie noch nie. Immer wieder versuchte der Gott ihn durch seine Gabe anzugreifen, aber Daig hatte zwei Arme, zwei Schwerter, die jeweils um ihn herumflogen und das Schwert des Gottes von einem tödlichen Streich abhielten. Ein Tanz der Klingen. Hieb, Stich, Schlag. Auf der Stelle drehte sich Daig den Angriffen entgegen, als würde nicht gegen einen, sondern hundert Mann kämpfen. Die Zwillingsklingen kreisten über seinem Kopf, schlugen um sich und Oriol, der schon seit Jahrhunderten nicht mehr so gekämpft hatte, hegte innerlich einen immer größer werdenden Groll gegen den jungen Prinzen.