Wo die Enten hausen

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 4.301 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (18. Oktober 2017 um 16:39) ist von Lehaidin.

  • Hallo Leute!

    Eine kleine Fingerübung, frisch aus der Tastatur :D .
    Ich habe einmal versucht, Tolkiens geschraubten Bombaststil zu imitieren.
    Von dem Ergebnis bin ich nicht gerade begeistert, aber urteilt besser selbst.
    Fan Fiction ist nornalerweise gar nicht mein Ding.

    Wo die Enten hausen


    Gumbo Fußpelz war wütend. Nach allen Regeln der dummen Kunst rechtschaffen wütend.
    Nicht, dass es seine Sache wäre lange wütend zu sein, oder es gar zu bleiben, denn normalerweise gab es nichts Empörendes in seinem Leben das nicht durch eine gute Mahlzeit und ein wenig Pfeifenkraut sich wieder aufzulösen imstande wäre, wie ein lästiger Nebel an einem trüben Morgen.
    Doch diesmal war das Maß erreicht.
    Merle, das wohl dümmste Schaf unter Hunderten dummen Schafen, die im Auenland grasten, war wieder einmal verschwunden. Wo hatte er das Wollknäuel nicht schon überall gefunden, im Morast, dem Weiher, selbst auf dem Dach seiner Hütte. Jämmerlich blökend und mit rollenden Augen. Und nun war sie wieder einmal fort. Gumbo setzte sich und holte Pfeife und Krautsäckchen aus den unergründlichen Tiefen der Taschen seiner Wolljacke hervor. Erschöpft von der Suche setzte er sich zu Boden und begann, Pfeifenkraut in den Kopf zu stopfen
    Was ihn am meisten verdrieste war es, dass er seinen Vetter Letho nun wegen diesem dummen Tier mit dem Rest der Herde allein lassen musste. Letho, der bei jedem zweiten Schritt über seine großen Füße stolperte. Er war wohl das größte Schaf daheim.
    Mit dem Rücken an den Stamm einer alten Erle gelehnt, begann er Rauchringe in den Himmel steigen zu lassen. Sein zerknitterter Frieden mit allen Schafen, Lethos und ganz Mittelerde begann sich zu glätten. Zum Donner mit ihnen allen, jetzt würde er ruhen und genießen. Und zum zweiten Mittagsessen würde es Merleragout geben, oh ja! Entspannt schloss er die Augen.
    Und riss sie erstaunt wieder auf, als er sich am Revers seiner Jacke gepackt und in die Höhe gezogen fühlte. Hilflos mit den Beinen zappelnd, wurde er herumgedreht und erschaute einen Baum. Fassungslos schüttelte er den Kopf. Die Bäume die er kannte hatten gemeinhin nicht die Gewohnheit, gute unbescholtene Hobbits zu ergreifen und in die Luft zu heben, doch dieser hier vor ihm hatte wohl noch nie etwas davon gehört. Zwei große bernsteinfarbene Augen blickten fest in die seinen, und ein gewaltiger knorriger Mund öffnete sich.
    “Mallololodululidorolofingududululogido …”
    “Auch Euch einen sahnigen Morgen, Meister Baum”, beeilte sich Gumbo stotternd zu sagen. Was sollte er auch weiteres tun?
    Ein knarrendes Räuspern tönte aus dem großen Mund. “Gut, dann will ich mich auch der Kurzsprache bedienen. Bist du ein Uruk?”
    Gumbo schüttelte sofort mit dem Kopf, doch das Wort war ihm vertraut vorgekommen. Dann fiel es ihm wieder ein. Meister Beutlin hatte es erwähnt, wenn er an langen Pfeifenabenden von seinen Reisen erzählte. Und auch von großen, umherwandernden Bäumen war die Rede gewesen.
    “Nein, werter Meister Ent, das bin ich nicht. Ich bin vielmehr ein Hobbit, wenn es Euch recht ist. Ein braver, unbescholtener Hobbit.”
    Die großen Augen schauten ihn prüfend an. “Hobbit. Nicht Uruk. Hobbit. Klein. Gefräßig. Und unhöflich!”
    “Werter Meister Baum”, stammelte Gumbo erschrocken. “Habe ich Euch in irgend einer Form beleidigt? Das würde mich untröstlich machen und es war auch ganz sicher nicht in meiner Absicht …”
    “Unhöflich!”, beharrte der gewaltige Hüter des Waldes. “Nennt mich Meister und erkennt nicht, dass er eine Dame vor sich hat. Unhöflich, oder blind.”
    Gumbo versuchte in seiner baumelnden Lage eine Verbeugung zu machen und zog seinen nicht vorhandenen Hut. “Ich bekenne mich schuldig, hohe Dame. Sagt mir was ich tun soll, um diese Frechheit ungeschehen zu machen.”
    Noch immer Gumbo hoch in die Luft haltend, setzte sich die Entdame zu Boden, was sie wirklich ein wenig ungewöhnlich aussehen ließ. “Manieren habt Ihr, Meister Hobbit. Langsam beginne ich zu glauben, dass Ihr wirklich kein Uruk seid.”
    “Ich versichere es Euch, hohe Dame.”
    “Hrmmummummm … ich dachte es eben. Wer den Geruch eines Waldbrandes um sich verbreitet, der kann eigentlich nichts Gutes im Schilde führen.”
    “Meine Hohe Dame … Ente…? Entin …? Ich habe von Frodo Beutlin aus Beutelsend vernommen, dass Eure Herren Ents in Fangorn sehr unglücklich über das Verschwinden ihrer Frauen sind. Sie ersehnen Eure Rückkehr, wie nichts sonst auf der großen Welt.”
    Die Entendame machte ein blätterrauschendes Kopfschütteln. “Dumme lahme Baumkerle. Hätten es sich früher überlegen sollen. Nein, keines der alten Mädchen wird zu ihnen zurückkehren.”
    “Warum habt Ihr sie verlassen, wenn die Frage erlaubt ist?”
    Die großen bernsteinfarbenen Augen sahen erneut in die seinen. Etwas funkelte in ihnen, das milder Zorn sein mochte, so wie es Gumbo schien. Der große Mund öffnete sich erneut und mit verstellter, tieferer Stimme sagte die Entin :”…nur nicht hastig … nur nicht hastig …”
    “Oh, ach so”, sprach Gumbo verstehend. Von dieser Warte aus hatte er es noch niemals betrachtet.
    “Ihr jedoch, Meister Hobbit”, meinte die Entdame, und der Glanz in ihren Augen begann freudig zu flackern. Eine knotige Zungenspitze fuhr über die knorrigen Lippen. “So flink, so wuselig …”
    “Neeiiiiiiinnnnnn!”, schrie Gumbo.

    Adler erheben sich in die Lüfte
    aber Wiesel werden nicht in Flugzeugturbinen gesogen

  • Spoiler anzeigen

    So viel zum trockenen Teil :D

    Deinen Stil kann ich leider nicht mit dem Tolkiens vergleichen, da ich nie seine Bücher gelesen habe. Trotzdem finde ich ihn sehr gut und passend zum HdR-Universum. Am Anfang habe ich zwar erstmal etwas gebraucht, um reinzukommen, aber das ist denke ich normal bei einem etwas anderen Stil als was man sonst gewöhnt ist. Danach hatte ich Freude am Lesen der etwas anderen Wörter und Satzstellungen.

    Mir hat es auch gefallen, dass man zuerst total unnötige Infos über irgendein Schaf bekommt - so weit ich informiert bin, macht Tolkien das nicht anders :rofl: Was ist denn nun aus dem armen Ding geworden?

    Sometimes, you read a book and it fills you with this weird evangelical zeal, and you become convinced that the shattered world will never be put back together unless and until all living humans read the book.

  • Vielen lieben Dank für Dein Interesse und die Verbesserungen :) !
    Ja, es ist wirklich nicht die übliche Kost, die man heut so gewohnt ist :D , aber zum Glück hab ich Alteisen damit kaum Probleme.
    Woanders erwähnten manche in Bezug auf meine Texte das Wörtchen Rost, andere sprachen von edler Patina :joker: .
    Aber an den Meister der Meister auch nur ansatzweise heranzureichen, das darf ich mir wohl gepflegt abschmatzen.
    Ich freu mich, wenn es Dir gefallen hat. :)


    Aunt Edith sez: Keine Ahnung, was nun mit dem Schaf ist. Vielleicht gibt es bald eine Fortsetzung: Shire of Sheep :?:

    Adler erheben sich in die Lüfte
    aber Wiesel werden nicht in Flugzeugturbinen gesogen

    Einmal editiert, zuletzt von Formorian (19. Juni 2017 um 14:59)

  • Hallihallo...

    :hi1:

    Ich halte es (aufgrund noch wirkender Schmerzlicher Tabletten) durchaus für möglich, dass ich den Inhalt des Textes nicht vollständig erfasst habe... Daher bitte ich im Vorfeld schon mal um 'Schulligong :|

    Aber ich habe sehenden Auges irgendwie verpasst, an welcher Textstelle die Baum zu einer Ente wurde. Erst spricht der Hobbsi von "Meister Baum", dann von "werte Dame" und ups... plötzlich ists ne Entdame und dann ne Ente...

    Oder liegts nur an meinem völlig nichtexistenten Wissen um Tolkiens Welt? Sind da die Enten Bäume? Oder was? Oder wo? :huh:

    :pardon: Sorry for de dumme Fragelung.

    CT

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • *ummm* da bist Du wohl das Opfer eines Wortspieles geworden :/ . Wer in Tolkiens Welt nicht fit ist, der kann es auch nicht verstehen.
    Ents sind baumartige Wesen aus dem Herrn der Ringe. Gumbo hat zu Beginn nicht erkannt, dass er eine Entdame vor sich hatte. Die (weit hergeholten) Anspielungen auf Enten sollten ein kleiner Gag am Rande sein, haben mit dem Original aber nichts zu tun.

    Edith: wird dies tatsächlich nur von Nicht - Tolkinisten gelesen =O ?

    Adler erheben sich in die Lüfte
    aber Wiesel werden nicht in Flugzeugturbinen gesogen

    Einmal editiert, zuletzt von Formorian (19. Juni 2017 um 17:34)

  • :D Ich bin in Tolkiens Welt nicht nur "nicht fit". Ich weiß gor nüscht davon außer der Tatsache, dass sie existiert, Hobbits klein sind und es wundervolle Filmmusiken dazu gibt.

    Sorry, wollt Dir als Unwissender nicht reinbabeln. :sack:

    CT

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Solche Bildungslücken sind da, um geschlossen zu werden ;) .
    Ich wüsste keinen, der es nachher bereut hätte.
    Man kann Tolkiens Bücher lieben oder hassen, aber man muss sie einfach kennen.

    Adler erheben sich in die Lüfte
    aber Wiesel werden nicht in Flugzeugturbinen gesogen

  • Ich hab mich richtrig gefreut, als ich hörte, dass der Ent eine Ent....e ist :rofl:
    Sehr nette Kurzgeschichte! Aber der arme Gumbo tut mir leid.

    Du schreibst toll im Tolkien Stil. Nicht ganz so verworren und unverständlich wie er, aber das ist nur ein Pluspunkt :rofl:

    Genesis: Sie ist Azathoth, das amorphe Chaos in der zentralen Leere
    Josh: Meine Prophetin!

  • Hab die trilogie damals auf spanisch gelesen.
    (bin halbspanierin ^^)

    und den hobbit mal angefangen, aber obwohl er so kurz ist komm ich nicht bis zum ende xD

    den Silmarillion möchte ich noch lesen.

    Und natürlich alle Filme gesehen, obwohl mir hdr besser gefällt als der hobbit.

    Genesis: Sie ist Azathoth, das amorphe Chaos in der zentralen Leere
    Josh: Meine Prophetin!

  • Hallo, Ich entschuldige mich für etweige Raue Töne. Aber ich kenne Mittelerde in und auswendig und mag es nicht wenn man über es schreibt und nicht authentisch ist.


    Beim ersten Satz weiß man schon, dass man es mit einem Hobbit zu tun hat. Gumbo Fußpelz sagt schon alles. ( klingt wie Stolzfußens) Gut erdachter Hobbit Name, ( Ein Dickes Plus)

    Rauchkraut

    Da er offensichtlich eine Pfeife raucht. Solltest du durchgängig Pfeifenkraut sagen. Vielleicht auch die Art. Alter Tobi is bekannt.

    Tut mir Leid ich muss lachen. Ein Ent im Auenland?

    Und warum nennt er ihn Uruk? Ork wäre passender. Den die Uru-Kai sind von Saruman gezüchtet. Und wenn es eine Entdame ist, dann war sie beim Überfall auf Isengard nicht dabei. Vielleicht ist es Baumbart? grins

    Ist mit Beutlin, Frodo oder Bilbo gemeint? Bilbo hat meines wissen auf der Fahrt zum Erebor keine Ents getroffen. Und Frodo könnte es von Merry und Pippin wissen. Also ist Frodo logischer. ( Vorausgesetzt hier wird sich an die Bücher gehalten)

    Hab ich dass ende richtig verstanden?

    Die Entin ist gegangen weil die Ents nicht so hastig in Sachen Liebe waren?

    Wow du hast es geschafft Tolkiens stil bei zu behalten. Es klingt vom Sprachlichen her genau wie von ihm. Respekt dafür.

    ich fand es witzig und du hast die Hobbits gut getroffen.

    Hat wirklich spaß gemacht es zu lesen. Aber was meinst du mit Bombadil Stiel? Für mich hat es sich wie den Hobbit gelesen.

    Lg Mephi

    Ps die froh wäre, wenn noch mehr Tolkien Texte kämen

  • Ah, eine weitere Tolkien-Fachfrau :) !
    Danke für Dein Interesse (und das nette Lob).
    Stimmt, Pfeifenkraut wäre authentischer, wird gleich mal geändert.
    Tolkien schweigt sich darüber aus, wohin die Entfrauen gezogen sind. Warum sollte nicht eine im Auenland auftauchen (wenn sie damit den Grund für diese Story liefern kann :D )?
    Uruk ist eigentlich die korrekte Bezeichnung für die großen mordorischen Orksoldaten, die Zivilisten werden Snaga (Sklave) genannt. Uruk-Hai oder Orlog-Hai bezeichnen Menschen- bzw Trollmischlinge.
    Ja, dieses Teil spielt nach dem Ringkrieg, und Gumbo hat seine Weisheit von Frodo.
    Und ja, das Ende hast Du völlig richtig verstanden ;) .
    Weiß nicht, ob ich so etwas noch mal versuchen werd. Reizen tät es mich schon, denn was man am meisten liebt kann man auch am besten durch den Kakao ziehen :D .

    Edit: Ähem, wo habe ich Bombadil erwähnt?

    Adler erheben sich in die Lüfte
    aber Wiesel werden nicht in Flugzeugturbinen gesogen

  • Hey @Formorian,
    Wie man unschwer erkennen kann, bin ich sehr versiert in der "Herr der Ringe"-Szenerie. Ja, ich würde sogar behaupten, mich hervorragend auszukennen. :thumbup:
    Zuerst einmal zum Schreibstil:

    Ja, ich kann hier eindeutig etwas von Tolkiens Händchen wiedererkennen. Vor allem im Bezug auf die offene Wortwahl, eingeworfene Infos und der flapsigen Art und Weise, wie man den Text lesen kann. Das hast du wirklich gut gemacht. Auch im Zusammenhang mit der häufig auftretenden Geräuschartikulation ("Burarum" ;) ). Tolkien war ein riesen Fan jeglicher Sprachen, Geräuschen und Lauten in seinem Universum und ist ja nicht desto trotz auch noch Erfinder des wunderschönen "Elbisch".

    Handlung:
    Hier bin ich immer etwas eigen. Ich weiß, dass hier im Forum häufiger "Herr der Ringe" in den unterschiedlichsten Formen wiederverwendet wird, muss aber gestehen, dass ich es überhaupt nicht mag. Ich finde Tolkiens Werk einfach nur perfekt und bin immer wieder sehr unangetan von satirischen Darstellungen, oder Darstellungen, die die ursprüngliche Geschichte völlig verändert. (BS. "Herrin der Ringe")
    Deine Handlung ist hier glücklicherweise keines von Beidem.
    "Wir haben die Ent Frauen verloren." (Baumbart zu Pippin und Merry) - Super, dass du diesen Geschichtszweig anpackst. Es hat mich immer etwas interessiert, wo die Entfrauen denn hin sind und diesem Problem widmest du dich jetzt.
    Ich freue mich und hoffe bald weiterlesen zu können. :thumbsup:

    Bis dahin...
    LG Lehaidin

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -