Hallo Freunde der Sonne!
Ich starte hier noch mal einen neuen Versuch, eine Geschichte über Bill Blake zu schreiben. Es ist nichts geplottet, also mehr drauf los geschrieben. Vielleicht wissen einige noch, dass ich schon mal ein "Aus dem Leben des Bill Blake" begonnen hatte. Als ich neulich aber versucht habe, wieder dort reinzufinden, wurde mir schlecht. Die Änderungen, die mir vorschwebten, hätten den Thread so unübersichtlich gemacht, sodass ich komplett neu beginnen möchte
An der Stelle noch ein fettes Danke an @Rainbow, der ich den Anfang schon mal zukommen lassen durfte und dir mir an manchen Stellen toll geholfen hat!
Für den Fall, dass noch Interesse besteht:
Verlinkungen aus dem Versuch Nr. 1
Alles auf Anfang!
Langsam fuhr ich mit dem Kombi in die Parklücke, summte leise den Song Bad Decisions von Bastille mit, der bereits das gefühlte hundertste Mal im Radio lief und obwohl ich bereits fünf Kaffee heute früh getrunken hatte, dürstete es mir bereits nach einem Neuen.
Prüfend warf ich einen Blick auf die Mittelkonsole, wo sich mein To-Go-Becher sicher in der Vorrichtung befand.
„Was ist los?“, fragte mein Partner, während ich die Handbremse anzog und den Motor abstellte.
Mit einem kurzen Blick in die Seitenspiegel versicherte ich mich ein letztes Mal, dass ich ordnungsgemäß in der Lücke stand.
Immerhin gehörte es sich für einen Bezirkspolizisten nicht, wenn er gegen die öffentlichen Verkehrsregeln verstieß, dachte ich ironisch.
„Nichts“, antwortete ich beinahe zu spät. „Mein Kaffee ist leer.“
Luke zog missbilligend die Augenbraue hoch und sah aus dem Fenster. „Ich kann gar nicht verstehen, warum du das Zeug so gerne trinkst“, meinte er abwertend.
Er hasste das koffeinhaltige Getränk wie der Teufel das Weihwasser und zog jedes Mal ein übertrieben angeekeltes Gesicht, sobald ich mir meinen Becher an einer Tankstelle oder einem Bäcker wieder auffüllen ließ.
„Und ich kann gar nicht nachvollziehen, warum du noch immer rauchst“, gab ich zurück, als sich mein Kollege bereits die Schachtel aus dem Staufach holte und sich zum Austeigen herumwandte.
„Jeder muss ein Laster haben“, erklärte er und knallte die Autotür hinter sich zu.
Ich verbiss mir jeden anderen Kommentar, der mir dazu auf der Zunge lag und stieg ebenfalls aus.
Ich nickte Luke zu, der auf mich hier warten wollte. Dann wandte ich mich um und marschierte auf die Central Bank zu. Meine Kreditunterlagen hatte ich selbstverständlich zu Hause liegen gelassen, obwohl meine Frau sie mir extra zusammengesucht und neben meine frisch gewaschene Uniform gelegt hatte.
Trotzdem hoffte ich, dass das Gespräch bei unserer Bankberaterin schnell vorbei gehen würde. Nach Geld zu betteln, lag mir nicht. Aber wie sagte meine Frau immer? Was muss, das muss.
Gerade passierte ich die automatische Drehtür, als sich ein junger Mann an mir vorbeidrängte. Sein Kopf war starr auf das Smartphone gerichtet und er bemerkte gar nicht, dass er eben einen Polizisten angerempelt hatte. Hätte ich neben meiner Uniform noch diese bescheuerte Mütze angehabt, dann wäre mir das Teil sicherlich vom Kopf gesegelt. Und genau wegen solcher Rempler trug ich diese Mütze niemals.
Ich seufzte. Diese Jugend. Haben ihr Leben noch vor sich und was macht sie? Starren den ganzen Tag nur auf das Handy.
Komischer Kauz. Was guckte er sich da eigentlich so interessiert an?
Neugierig versuchte ich ihm über die Schulter zu linsen, während ich mich hinter ihm an die Schlange zur Information anstellte. Das sah aus wie ein Bauplan. Der wollte bestimmt ein Haus bauen.
Lächelnd dachte ich daran, wie Michelle und ich vor acht Jahren unser Eigenheim gekauft hatten. Ganz, wie sie es sich gewünscht hatte. Im Grünen, viel Platz zum Spielen für Kinder und abseits vom Straßenlärm und Nachbarstreit. Obwohl man es der alten Erna von nebenan nicht Recht machen konnte.
Die Schlange trat einen Schritt nach vorn.
Geschäftiges Treiben herrschte in der Filiale. Menschen kamen her und holten Geld ab, ließen sich beraten oder trafen sogar Leute, die sie kannten.
„Was kann ich für sie tun?“, fragte die junge und zierliche Empfangsdame mich, als ich an der Reihe war.
„Bill Blake“, sagte ich und lehnte mich auf den Tresen. „Ich habe einen Termin.“
„Einen Moment bitte.“ Sie tippte kurz auf der Tastatur herum. Ihre Augen verengten sich kurz und sie sah mich über den Brillenrand hinweg an. „Sie sind eine halbe Stunde zu früh.“
Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern.
„Sie können dort drüben warten.“ Mit der Hand wies sie auf die gemütliche Sitzgruppe. „Ich hole Sie dann. Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?“
Bei den letzten Worten wurde ich hellhörig. „Sehr gerne“, antwortete ich ihr und lächelnd wandte sie sich um.
Gerade als ich mich auf einen der Sessel niedergelassen hatte, kam die Dame mit meinem Kaffee. Dankbar nahm ich ihr die Tasse aus der Hand und inhalierte den Duft des frisch gemahlenen Getränks ein.
Es dauerte auch nicht lange, da hatte ich den Becher bereits geleert und fast sofort meldete sich meine Blase.
Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich noch knapp eine Viertelstunde Zeit hatte. Also brachte ich das Gefäß zurück. „Falls ich gesucht werde, ich bin mal dorthin, wohin man niemandem folgen sollte“, erklärte ich leise, woraufhin die Empfangsmitarbeiterin nur wissend lächelte.
Zielstrebig folgte ich den grünen WC-Männchen, die auf die Pfeilschilder gemalt worden waren und fand mich schließlich auf der Herrentoilette wieder.
Beim Händewaschen warf ich einen kurzen Blick in den Spiegel. Graue Augen blickten mich an, die dunklen und ordentlich gestutzten Haare sowie die fast schwarzen Augenbrauen dominierten mein kantiges Gesicht. Würde ich keine Polizistenuniform tragen, wäre ich der perfekte Anzugträger.
Über meinen eigenen Gedanken lächelnd, trocknete ich mir die Hände mit den rauen, braunen Papiertüchern ab.
Dann gab es einen Knall, gefolgt von Kreischen und lauten Hilferufen.
Alarmiert stieß ich die Tür auf und senkte die Hand an meine Waffe.
Kurz bevor ich um die Ecke schlitterte, besann ich mich und blieb in der Deckung. Ich wusste immerhin nicht, was mich erwartete.
Langsam zog ich meine Pistole und lugte unter meinem Versteck hervor. Zugegeben, es war kein geeignetes, aber immerhin war ich für einen Moment geschützt.
Die eingeschränkte Sicht gewährte mir nur einen Einblick auf einen Teil des Eingangsbereichs, den Tresen und einige Bankautomaten. Die abgeschirmten Arbeitsbereiche der Berater blieben im Verborgenen, genauso wie die Sitzecke.
Aber ich konnte am Boden liegende Menschen sehen und schwarz gekleidete und bewaffnete Personen, die die ängstlichen Bankkunden und Angestellten in Schach hielten.
Da erschien eine mir bekannte Frau in meinem Sichtfeld, die einem der Maskierten bereitwillig einen Schlüssel und eine Zugangskarte überreichte.
Ich kniff die Augen zusammen. Sie schien mir nicht sonderlich verängstigt zu sein und verhielt sich auch sonst nicht wie jemand, der gerade überfallen wird. Als ihr schließlich von irgendwoher eine kleine Schusswaffe zugeworfen wurde, lief es mir kalt den Rücken hinunter. Die Empfangsdame sagte noch etwas und deutete dabei in meine Richtung.
Klar, dass sie den Polizisten ans Messer lieferte, dachte ich still und beobachtete, wie der Bewaffnete sich umdrehte.
Schnell zog ich mich zurück, während meine Gedanken rasten.
Wenn ich blieb, würden die mich mit ziemlicher Sicherheit als eine weitere Geisel nehmen oder schlimmer noch, sie würden mich bei der ersten falschen Bewegung gleich an Ort und Stelle erschießen.
Es blieb nur eins: ich musste mir ein neues Versteck suchen.
Ich machte kehrt und huschte zurück zu den Toiletten und entdeckte eine Notausgangstür. Obwohl ich mir nicht viele Chancen ausmalte, rüttelte ich trotzdem kurz daran. Verschlossen. Knurrend ging ich in den Gang zurück. Hier sollte dringend mal der TÜV vorbeischauen.