Hallo zusammen,
nachdem im Werbung und Social-Media-Thread schon mehrfach die Idee gefallen ist, die eigene Geschichte selbst zu vertonen, dachte ich mir, ich starte mal einen Thread dazu. Nicht, weil ich schon ein fertiges Buch hätte, das ich gerade vertonen möchte, sondern weil ich einfach gerne mit meiner Stimme arbeite und damit sozusagen "kreativ" bin. Daher kommt der Thread auch in den Kreativbereich. Umziehen könnten wir den bestimmt ja immer noch, wenn er woanders besser aufgehoben ist.
Ich nehme hier mal ein Zitat als Ausgangspunkt für den ersten Beitrag
Das habe ich auch schon überlegt. Finde das eine super Idee, nur weiß ich bislang nicht, wie ich das technisch umsetzen könnte.
Ich möchte hier jetzt keinen Ratgeber schreiben, wie man das am Besten angeht, sondern nur ein paar Optionen nennen und meine Erfahrungen dazu schildern. Ich denke, es ist allen klar, dass man zum Aufnehmen 1) eine Art von Aufnahmegerät und 2) eine Software zum Bearbeiten der Aufnahmen braucht oder gut gebrauchen kann. Als weiterer Punkt könnte 3) die richtige Umgebung noch dazukommen.
1) Das Aufnahmegerät
Bei Mikrophonen ist es wie bei allen Instrumenten: es gibt die unterschiedlichsten Typen für unterschiedliche Zwecke und jede Bauweise und jeder Hersteller bringt eigene Charakteristika mit. Und natürlich schlägt sich das häufig auch im Preis nieder, der natürlich auch nach oben praktisch unbegrenzt ist.
Für die Aufnahmen für Ein Schwert und sein Held habe ich häufig einfach das Mikro eines Headsets genommen, in meinem Fall ein Gaming-Headset von Sennheiser (die machen auch gute Gesangsmikros). Das wird per USB an den PC angeschlossen, installiert sich automatisch und man braucht sonst nichts mehr, weil das Mikro schon über das Headset gut vor dem Mund positioniert ist. Die Qualität war vermutlich völlig ausreichend, weil Thorsten sowieso noch einen Effekt über die Aufnahmen hat laufen lassen, um die Stimme metalisch klingen zu lassen.
[Hier kommt irgendwann noch ein Hörbeispiel hin]
Für die Lesung von Ins kalte Wasser vor zwei Jahren (?) habe ich ein Rode NT1-A Studiomikrophon verwendet. Das ist ein Großmembranmikrophon, was letztlich bedeutet, dass es um einiges empfindlicher ist als ein Headset und somit auch einen klareren Klang aufnimmt. Ein großer Nachteil eines solchen Mikrophon ist es, dass man alle möglichen Zusätze benötigt (gut, meistens werden die in einem Packet verkauft und gleich mitgeliefert): ein (Tisch-)Stativ, eine sog. Spinne (stoßdämpfende Aufhängevorrichtung), Pop-Schutz (sieht ein bisschen wie Sieb aus, dass zwischen Mund und Mikro positioniert wird und bei Plosivlauten etwas dämpfen soll), Kabel und ein Audio-Interface. Mikrophone, die eher für Gesang-/Musikaufnahmen konzipiert sind, verwenden XLR-Kabel und benötigen zwischen Mikrophon und PC noch ein Gerät, dass das Signal so umwandelt, dass der PC das verarbeiten kann - das ist das Audio-Interface. Hier merkt man schon, dass man auch vom Aufbau und Verkabeln her wesentlich mehr zu tun hat als bei einem USB-Mikro.
Weiterer Vor-/Nachteil: Das Mikro ist wirklich empfindlich und kann sehr viele Umgebungsgeräusche mit aufnehmen, die man dann auch hört. Das kann der Lüfter des PCs sein oder das Knarren des Bürostuhls oder das Rascheln beim Umblättern der Buchseiten. Alles Geräusche, die man später wieder entfernen muss.
Ich habe mir letztens noch ein Großmembranmikrophon gekauft, das sich per USB direkt an den PC anschließen lässt, einfach weil ich faul bin und das auch gerne mal ausprobieren wollte. Wen es interessiert: t.bone SC450 USB. In dem Packet kam ein Tischstativ, eine Spinne und eine Abschirmung für Umgebungsgräusche / Hall mit. So richtig intensiv getestet habe ich das noch nicht, auch einen Vergleich zum Mikrophon von Rode habe ich noch nicht angestellt. Vielleicht mache ich das demnächst mal noch.
2) Das Aufnahmeprogramm
Auch beim Aufnahmeprogramm kann man sehr viel Geld ausgeben, wenn man möchte, oder vermutlich auch zahllose kostenlose Programme nutzen. Ich habe beruflich vor einigen Jahren mal mit einer Diktiergerät-App gearbeitet (in Kombination mit dem Handy-Mikrophon). Die App konnte aufnehmen, abspielen, vor-/zurückspulen und löschen. Das genügt für vieles, was man am Stück lesen kann, vor allem Gedichte oder Kurzgeschichten. Hier sollte man aber nicht unterschätzen, dass man doch auch mal schnell sich an einer Stelle verhaspelt, sich räuspern muss, etc. und dann müsste man nochmal alles aufnehmen.
Ich persönlich nutze Audacity. Das ist ein Freeware-Programm, das im Prinzip wesentlich mehr kann als ich brauche oder nutzen kann.
Bei ziemlich allen Aufnahmeprogrammen bekommt man eine graphische Darstellung des Audiosignals über die Zeit und kann darin Stellen markieren, bearbeiten, entfernen, etc. pp. Und am Ende kann man seine Aufnahme auch in einem für andere nutzbaren Format (MP3 oä) exportieren. Audacity speichert die Projekte immer im *.aup-Format, das man ohne Audacity oder ähnliches nicht nutzen kann.
Für das Homerecording-Studio bräuchte man dann eigentlich auch noch passende Boxen (sog. Abhörmonitore), denn jede Aufnahme klingt auf unterschiedlichen Lautsprechern auch unterschiedlich. Und was auf dem Kopfhörer super klingt, kann über eine Bluetooth-Box oder eine Stereo-Anlage völlig anders klingen. Ich bin mir nicht so sicher, ob das bei reinen Sprechtexten so stark ins Gewicht fällt, aber bei Aufnahmen einer Band macht das oft Welten aus - auf der einen Box klingts fett und rund, auf der nächsten ist der Bass zu dröhnend, auf der dritten die Höhen zu schrill. Dafür gibt es auch nochmal zwei Prozesse, die nach der eigentlichen Aufnahme für eine gute Produktion hilfreich sind: das Abmischen und das Mastering. Das Abmischen meint, dass bestimmte Spuren / Instrumente / Frequenzen eben mehr hervorgehoben oder etwas abgesenkt werden. Das braucht man auf jeden Fall für eine Band, aber ggf. auch bei einem Hörbuch, wenn man z.B. noch Intro-Musik oder mehrere Stimmen hat.
Für das Mastering habe ich mal gegoogelt, weil mir das auch wieder nicht so richtig klar war, was genau das ist:
Der Zweck des Masterings besteht darin, die klanglichen Elemente eines Stereo-Mixes auszubalancieren und die Wiedergabe auf allen Systemen und Medienformaten zu optimieren. Herkömmlicherweise werden beim Mastering Werkzeuge wie Equalization (EQ), Kompression und Limiting eingesetzt, sowie eine Verbreiterung des Stereobilds vorgenommen.
Von den Funktionalitäten bietet Audacity das im Prinzip. Ob man das selbst gut hinbekommt... Ich persönlich traue da meinen Ohren immer nicht so. Vielleicht zu lange zu viel Metal gemacht
3) Die Umgebung
Für das Aufnehmen ist auf jeden Fall wichtig, einen ruhigen Raum zu haben, der möglichst frei von äußeren und "inneren" Störgeräuschen ist. Ich wohne ca. 12 Meter von den Bahngleisen weg. Wenn ein Güterzug hier vorbeidonnert, dann spüre ich das. Und ein gutes Mikrophon kann das auch locker mit aufnehmen. Das will man im Normalfall eher nicht. "innere Störgeräusche" kommen vom PC (Lüfter), vom Mausklicken, aber auch vom Körper selbst - Atmung und die Stimme. Bei sehr empfindlichen Mikrophonen hört man manchmal einen Hall aus dem Raum, den man beim normalen Sprechen nicht so hört. Das kann für eine Aufnahme auch störend sein. Um dem entgegenzuwirken kann man dicke Vorhänge aufhängen, die Wand mit Schaumstoff auskleiden oder das Mikrophon lokal abzuschirmen, so dass nur aus einer Richtung Schall ins Mikrophon kommt.
So, ich denke für einen ersten Post genügt das Mal. Hörproben zu den einzelnen Mikrophonen etc. folgen demnächst. Als Themen für weitere Posts ist mir gerade noch 4) Die Stimme eingefallen. Auch hier kann man nämlich eine ganze Menge (falsch) machen. Ein weiteres Thema könnte auch mehr auf 5) den Aufnahme-/Vorlese-Prozess und seine Vorbereitung eingehen.
Natürlich sind auch alle eingeladen, hier ihren Senf mit dazuzugeben, Fragen zu stellen, Anregungen zu geben etc. Ich hoffe, es war nicht zu viel und nicht demotivierend. Man kann hier mit relativ einfachen Mitteln viel machen und viel Spaß haben