Reverie - Buch 1: Der Elf und das Findelkind

Es gibt 42 Antworten in diesem Thema, welches 2.234 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (14. Mai 2024 um 00:58) ist von LittleOwlbear.

  • *Händereib*

    Habe mir gerade den zweiten Teil einverleibt. Meine Vorredner:innen haben glanzvolles Feedback geleistet, dennoch möchte ich gern auch meinen Groschen dazu geben.

    Aus den hellen Feyaugen sah ihn etwas Listiges an, oder war dies bloß Einbildung?

    Das hat mich kurz verwirrt, da die ganze Zeit von einem "Elf" geredet wurde - und plötzlich wird der Begriff "Fey" verwendet. Nordisch-germanische Elfen sind für mich nicht mit dem Feyvolk zu vergleichen. Natürlich kann in deiner fantastischen Welt das eine ein Synonym für das andere sein. Nur wäre es für Leser:innen hilfreich, wenn der Begriff schon vorher in Verbindung mit dem "Elf" erwähnt werden würde. So hat mich das persönlich etwas verwirrt. Liegt vermutlich aber auch einfach daran, dass ich mir unter einer Elfenperson und einem Feenwesen was komplett anderes vorstelle. Ist also nur mein ganz persönlicher Eindruck :D

    „War dort wohl ein hohes Tier. Hat ‘ne Zauberschule geleitet. Hättest mitansehen müssen, wie der um das Leben seiner Schüler gekämpft hat. Wie er um eins seiner Bälger regelrecht gebettelt hat.“ Dieser schwelgte viel zu gerne in seinen begangenen Taten.

    Ich würde das "Dieser schwelgte viel zu gerne in seinen etc..." weglassen. Der Dialog ist stark genug, dass man versteht, dass die Elfenperson ein harter Gegner war - und sich und die Schützlinge mit Zähnen und Krallen verteidigt hat. Generell hast du echt griffige und gelungene Dialoge, die knackig Dinge auf den Punkt bringen.

    Trau deinen Leser:innen vielleicht etwas mehr zu, dass man den Kontext zwischen den Zeilen versteht. Denn den lieferst du wirklich gut, daher verrate nicht zu viel. So kommt es an Stellen, wo du stark lieferst, durch eben "überflüssige" Ergänzungen zum Verwässern vorangegangener Dialoge oder Gedankengänge von Yakov.

    Du meinst es nur gut - aber eben ZU gut mit deinen Leser:innen ;)

    Vor die Füße will ich ihm kotzen.

    Ist mir tatsächlich einmal gelungen. Nachdem sie mich vergiftet haben, gab der Elf zynisch zurück.

    Meinen Respekt.

    Auch hier. Lass das "gab der Elf zynisch zurück" lieber weg. Der Dialog wäre dann wesentlich knackiger und der Humor kommt noch besser zur Geltung. Der Leserschaft ist durchaus klar, dass es hier zynisch zugeht. Und wie gesagt, deine Dialoge sind stark genug, um solche feinen Nuancen wie Zynismus ohne Erklärung und Ergänzung zu überliefern.

    Grob stieß der Mistkerl eine der Frauen zur Seite und gab die Sicht auf das Kind frei.

    *Applaus*

    Das nenne ich mal Foreshadowing gelungen eingesetzt - und aufgelöst. Bereits im ersten Teil wurde die Gruppe von Frauen erwähnt, die sich zusammen gedrängt hat. Man hat beim Lesen bereits geahnt, dass diese Frauen etwas verstecken. Es hätte aber alles mögliche sein können - und siehe da. Die Hexe wird offenbart. Ein Kind. Ein kleines Mädchen, fernab von zu Hause und umgeben von Söldnern.

    Da steht er also da, unser Yakov. My boy. Der Tiefling, der ahnt, dass die ganze Sache zum Himmel stinkt. In mitten von einem improvisierten Camp von Söldnern, die wenig von Ehre und Erbarmen halten. Die gejagte Hexe ist ein kleines Mädchen - und ein Elf dringt in seine Gedanken ein, wie ein Messer in warme Butter. Es bleibt spannend.

    Ich freu mich auf den Rest.

    Cheers,

    Octo

    2 Mal editiert, zuletzt von Octopoda (17. Februar 2024 um 23:11)

  • Hallo :)

    Auf der Suche nach neuen Geschichte habe ich mir diese hier schon vor einer Weile mal hinterlegt und jetzt die drei Kapitel aufgeholt. Ich stand dem Klappentext und deiner Erklärung ja erstmal skeptisch gegenüber, aber das Konzept klingt dann doch zu interessant, um nicht mal reinzulesen. Und enttäuscht wurde ich definitiv nicht. :)

    Zuerst mal: Ich mag deine Karte sehr gerne. Ich finde sie richtig schön gestaltet und auch sinnig. Die ganzen Details darauf sind super und bei Gelegenheit nehme ich mir nochmal die Zeit, auch die kleinsten genau anzuschauen. :thumbsup:

    Was nun nur den Klappentext ohne Karte und die Erklärungen betrifft, weiß ich nicht, ob dieser mich allein abgeholt hätte. Da er sich eher wie eine Inhaltsangabe liest. Blöder Vergleich, aber hätte ich ihn auf dem Rücken eines Buches im Buchladen gelesen, hätte ich es vermutlich wieder weggelegt, weil mir das Risiko zu groß gewesen wäre. Er weckt zu wenig Neugier und fasst zu viel zusammen. :hmm: Der Klappentext sollte theoretisch die Haupthandlung nur kurz und knackig umreißen. Der Protagonist/die Protagonisten sollten vorgestellt werden, der Konflikt in dem sie sich befinden, in den sie geraten und im besten Fall endet man offen. Nebenfiguren, Nebenhandlungen sollte man erstmal weglassen und man sollte auch nicht zu viele Figuren bereits vorstellen. (Ich kann sowas auch nicht und verzweifle regelmäßig - gerade der Teil, wie viel Inhalt gibt man wieder, welche Infos gibt man, wann ist es zu viel und wann klingt es als hätte man da etwas Neues an der Hand, was noch niemand gelesen hat und weckt deshalb die Neugier (oder so) finde ich schwer xD)

    Keine Ahnung, ob du noch Rückmeldungen dazu brauchst (du hast ja schon weiniges überarbeitet (zumindest am "bearbeitetstatus zu sehen), aber vielleicht ist eine Rückmeldung zu dem Überarbeiteten auch noch gewünscht) also bin ich mal so frech:

    - Yakov, mein zweiter Hauptcharakter, hat von Anfang an ein schlechtes Gefühl dabei den Auftrag anzunehmen.

    Ist "die hohe Entlohnung lockt" ein guter Grund ihn dennoch anzunehmen?

    Da man Yakov noch nicht als Figur kennt, wüsste ich nicht, warum es für ihn kein guter Grund sein kann. Als Leser weis man schließlich noch nicht viel von ihm und daher auch nicht, ob er nicht das Geld auch gebraucht hat. Und Yakov meint ja selbst, dass ihn das eine ganze Weile ernähren wird, ohne dass er gezwungen ist, jeden anderen Auftrag anzunehmen. Immerhin gibt es ihm auch die Möglichkeit so Leuten zu helfen, die ihn vielleicht nicht bezahlen können. xD
    Davon abgesehen, bereut er es auch irgendwie in dem Moment hauptsächlich das Geld gesehen zu haben. Aber verwerflich ist es nicht. Es gibt ihm eine gewisse Tiefgründigkeit in der Persönlichkeit. :)

    - Ich wollte nicht, dass mein Protagonist als eine Art Damsel in Distress einfach nur hilflos im Eck gefesselt ist und überhaupt nichts tun kann, aber... dey kann im Moment tatsächlich nicht viel tun und es wurde denen ordentlich zugesetzt, körperlich und psychisch.

    Hab nach einer realistischen Möglichkeit gesucht, wie mein Protagonist dennoch ein wenig aktiver auftreten kann. Zum Einen, weil aktive Protagonisten Spaß machen und es passt ebenfalls sehr zu deren "hands on"- und eher selbstbewussten Persönlichkeit sich nicht einfach so zu ergeben.
    Ist es zu viel?

    Bisher: Nein. Die Figur wehrt sich bisher ja eher passiv-aktiv. Dey kann nicht anders, gibt aber auch nicht so leicht auf. Auch hier finde ich, gibt das direkt Persönlichkeit - nämlich einen sturen Charakterzug. Auch schwach und erschöpft, nicht einfach im Dreck liegen bleiben und jemand anderen alle Arbeit erledigen lassen, wenngleich Ruvin genau weiß, dass dey nicht viel beitragen kann. Ich würde sagen, es ist so wie es da steht, bisher realistisch.

    Wirkt es zu künstlich, dass mein Protagonist durch Yakovs Augen beschrieben wird? Ich hatte im ursprünglich ersten Kapitel einen Absatz, in dem Ruvin sich selbst beschreibt und ... urgh. ^^"

    Ich finde es genau richtig. Ich (persönlich) finde es immer seltsam, wenn sich Figuren selbst beschreiben. Das wirkt auf mich oft unnatürlich, weil man sich selbst ja eher weniger beschreibt und dann meist nicht ganz akurat. :hmm:

    - Ist der Beginn zu langsam und zu viel Tell?

    Ich hatte den Eindruck, dass der Einstieg recht natürlich liest, zumindest ließ er sich recht flott und natürlich schreiben, aber ich weiß nicht wie er auf andere wirkt.

    Persönlich finde ich den Anfang so wie er nun dasteht sehr gut. Es gibt dem Leser vorerst die benötigten Informationen und Details, die man benötigt, um der Szene zu helfen und flicht auch schon Welt ein, um zu erkennen, wo man sich ungefähr befindet. Auch die Figuren lernt man da bereits einzuschätzen. mMn hast du da gut noch die Mitte gefunden. Es darf nur nicht mehr werden, zu Beginn :hmm:

    Ansonsten finde ich die Idee bisher spannend und auch die Figuren gefallen mir schon mal recht gut. Sie haben bereits jetzt nicht unwesentlich viel Charakter bekommen und wirken interessant und bereits "griffig". Ansonsten ist noch nicht so viel passiert, aber ich bleibe mal dran und schaue was so passiert und wohin es sich entwickeln wird ^^

    Gruß, Kye



    Wenn es ein Buch gibt, das du wirklich lesen willst, aber das noch nicht geschrieben wurde, dann musst du es selbst schreiben.
    - Toni Morrison -

  • So, weiter geht die wilde Fahrt ;)
    Ich habe dann einmal weiter gelesen udn muss sagen, dass ich diese Part (Post 10) sehr gut gelungen finde. Gerade auch das gedankliche Gespräch finde ich klasse :)
    Zwei Kleinigkeiten habe ich aber trotzdem gefunden....

    Für den Elfen war es wohl ein Leichtes telepathisch mit jemand anderen zu kommunizieren. Mit gedanklichem Fokus auf dem Gefangenen, bündelte er seine Worte und stellte sich vor sie in einem fremden Kopf einzusetzen. Ich kann es ahnen und ich fürchte, dass ich Recht behalten werde, erwiderte Yakov schlicht und wartete darauf, dass die Männer misstrauisch wurden. Als nichts geschah, gewann er an Mut. Wieso könnt Ihr Telepathie anwenden? Habt Ihr keine magiehemmenden Runen angelegt bekommen?

    Finde ich super beschrieben. :thumbsup::thumbsup:Wie er versucht die Gedanken richtig zu übermitteln. Klasse!

    och nie hatte er über diese Kinderei nachgedacht, noch nie mit einem Elfen mehr gewechselt als ein paar oberflächliche Worte, und sie nicht mit ihm, doch plötzlich drangen dessen warnenden warnende Worte in seinen Kopf ein.

    Der Gefangene schien seine abschweifenden Gedanken wahrzunehmen und wandte scharf ein. „Eins, sie sind listig und schlau, sie sind bezaubernd. Zwei, sie fangen dich ein. Sie machen dir schöne Augen und dann, drei, bist du“ – und in dem Moment zählt man aus – „… dann bist du tot.“ Ich hab es Kinder spielen gesehen, die ich selbst unterrichte unterrichtete. Über Tieflinge erzählt man sich viel abscheulichere Dinge.


    Bin ganz gespannt wie es weiter geht :saint:

    xoxo
    Kisa

  • Okay, hier eine moeglicherweise eine etwas kontroverse Betrachtung:

    Mir ist bewusst dass 'dey' in einer Subkultur als Code fuer das Pronomen 3. Person unbestimmt verwendet wird. Aber macht das in einer Fantasy-Geschichte unbedingt so Sinn?

    Dieser kurze Austausch

    Yakov. Wie soll ich Euch eigentlich nennen, ansprechen? Seid Ihr … Wie fragte man danach? Ein Mann?

    Nein. Dey ist mir am liebsten.

    Verstanden.

    deutet darauf hin, dass in der Fantasy-Welt das Pronomen gut etabliert ist - Yakov kann sofort etwas mit der Antwort anfangen (er denkt nicht etwa dass Ruvin ein 'dey' statt eines Mannes ist), auch denkt er nicht dass es ein 2. Person Pronomen ist - was man eigentlich als Antwort auf 'Wie soll ich Euch ansprechen?' erwarten wuerde).

    Nun ist 'dey' in der Gesellschaft von 'er', 'sie' und 'es' phonologisch ein bisschen ein Fremdkoerper - die meisten deutschen Pronomen haben einen Konsonant und einen Vokal (das -ie- in 'sie' ist nur ein langes i, und -ih- ist ein Dehnungs-h). Die Etymologie scheint - Deinen Anmerkungen zufolge - von Englisch 'they' herzuruehren - was es dann tatsaechlich zu einem Fremdelement macht.

    (Ich waere uebrigends vorsichtig 'they' als ausserhalb einer Subkultur fuer 3rd Sg. etabliert zu sehen - das erste Mal wo ich erlebt habe dass das einer in einem englischsprachigen Forum verwendet hat, wurde ihm hilfsbereiterweise die Grammatik erklaert...)

    Wenn in der Welt die Verwendung so natuerlich ist wie Yakovs Reaktion nahelegt (und sich das Pronomen eben zusammen mit den anderen entwickelt hat), dann wuerde - um das zu unterstreichen - ein phonologisch zu den anderen passendes Pronomen auch natuerlicher wirken - also auch ein Konsonant, ein Vokal.

    'er', 'sie', 'rie' und 'es' ergeben z.B. fuer mein Empfinden einen viel natuerlicheren Eindruck als da ein 'dey' unterzubringen.

    Der Leser aus der entsprechenden Subkultur findet das vielleicht ungewohnter, ein Fantasy-Leser vielleicht natuerlicher. Phonologie spielt halt auch eine Rolle fuer wie genau wir Dinge wahrnehmen...

    Wie gesagt, nimm' es bitte als Anregung/andere Perspektive, nicht als Kritik:)

  • Jetzt bin auch ich wieder auf dem aktuellen Stand. Ich fand den letzten Abschnitt sehr gut gelungen. Gerade auch das Gespräch zum Schluss zeigt auf, in welcher Verfahrenen Situation sie sich alle befinden und was man alles machen muss um zu überleben; täuschen, lügen, betrügen etc.
    Ich bin auf alle Fälle sehr gespannt wie es weiter geht und freue mich schon auf deinen nächsten Part :stick:
    Eine kleine Anmerkung habe ich aber doch noch:

    Derjenige, der den Orden fallen ließ, riss Ruvin an den Fesseln an sich heran und betrachtete die Gravuren. „Liegt im Feyblut. Drehst dich um, betrügen sie dich. Ich sollt‘ dir auch’n Pelz und das Fleisch wieder wegnehmen, aber du bist ja leider zu teuer, um dich verrecken zu lassen. Wasser kriegst kriegste heute keins. Friss Schnee.“ Dann entledigte er sich mit einem weiten Wurf dem Emblem, ehe er ein Messer an sich nahm. „Mal sehen, ob du Runen von deiner Haut abwetzen kannst.“


    xoxo
    Kisa

  • So, endlich... ^^" Tut mir leid, die Antwort hat ein wenig länger gedauert, und werde diese Woche auch wieder mehr Zeit zum Lesen und Schreiben haben, und ich bin noch am Überlegen und Korrigieren dieses und des nächsten Kapitels:

    Mir ist vor allem das hier ins Auge gestochen:


    Thorsten

    Zitat

    Das ist alles ein bisschen schade, weil eigentlich viel Potential in der Szene liegt - Yakov ist alleine, die anderen in der Ueberzahl, er ist daher auf seinen Verstand angewiesen ihnen was vorzuspielen und sich langsam ihr Vertrauen zu erschleichen - da koennte man ihn als durchaus nicht dummen Typen praesentieren der ueber ein gewisses Mass an Menschenkenntnis verfuegt (im Prinzip koenntest Du Dir die Sache auch einfacher machen wenn einer der Typen Yakov aus dem Krieg wiedererkennt wo sie gemeinsam gedient haben - oder so). Aber das muesste dann eher im Vordergrund der Szene stehen statt nebenher abgearbeitet zu werden.

    Das hat mich zum Nachdenken gebracht, ob ich deinen Vorschlag so in etwa einbauen könnte, zumindest dass sie einander schon begegnet sind, oder er erlebt hat, dass sich der Trupp für sehr zwielichtige Aufträge hergibt.

    Wenn es in Ordnung ist, geb ich mal meinen eigentlichen Plan wieder:

    Yakov wird beauftragt die Hexe zu töten, misstraut dem Auftrag jedoch von Beginn an. Leider zahlt dieser auch gut und er glaubt zu Beginn noch daran eine Vettel zu jagen.

    Und hier die Spoiler wie sich die gesamte Situation abgespielt hat:

    Spoiler anzeigen

    Das Mädchen (Natasza) wurde vor wenigen Jahren von ihren Eltern in einen Pakt gezwungen, weil sie ihr Dorf in dem damaligen Konflikt retten wollte und hatte damals eine Schatulle mit drei Orbs erhalten, plus einige, schwächere / gewöhnlichen Warlockkräften, die sie jedoch nicht gewillt einzusetzen weiß.
    Bei jedem Einsatz erlischt einer der Orbs und sie selbst wird sterben, wenn alle drei erloschen sind. Da sie in dieser ersten Schlacht ihre Kräfte zum ersten Mal eingesetzt hat und die feindlichen Reihen tötete, oder einen Großteil davon, wurde man auf die Existenz ihrer Kräfte aufmerksam. Daher wurde ihre Macht zu einem lokalen Mythos, bisher weiß jedoch niemand, außer die überlebenden Erwachsenen aus dem Dorf, von den Orbs Bescheid.
    Als sie nun erneut angegriffen wurden, dieses Mal, weil einer der Fürsten sie zu seinem Vorteil in seine Gewalt bringen möchte, hat sie ihre Kräfte erneut freigesetzt, dürfte also nicht noch einmal darauf zugreifen.
    Sie hat bei dem Angriff vor wenigen Tagen ihr eigenes Dorf zerstört, weil ihre Eltern bereits getötet und sie keinen anderen Ausweg sah, und die Söldner kamen etwas später als der erste Trupp an, von dem ein Signal ausging, so hatten sie nichts anderes zu tun als sie aufzugreifen. So haben die überlebt, die in Kellerräumen Schutz gesucht haben.

    Die Botschafter sind meist keine Humanoiden, sondern entweder Magie in Form von Wildtieren, die als Nachrichtenübermittler bringen, oder tatsächliche Tiere, die als Messanger dienen. Meist sind das Raben oder andere Vögel, die dementsprechend schneller die Nachricht übermitteln können, und unauffälliger sind als ein Humanoid.

    Zitat

    Die Soeldner haben sie also gefangen genommen, aber ihr den Brustpanzer angelassen - und sie die ganze Zeit ihr Abzeichen mitnehmen lassen?

    Einen reichlich verzierten Brustpanzer - der bestimmt einiges wert ist?

    Wieso um Himmels willen denn das? Die ist gefangen und soll moeglichst hilflos sein.

    Kann ich nicht widersprechen.

    Eine Sache, die mich erst an deinen Kommentaren verwundert hat, war sowohl die Sache, dass Yakov nachfragt, ob Ruvin ein Zauberer sei, wie auch mit den Fey.
    Dann ist mir ein Licht aufgegangen, was für dich nicht selbstverständlich war: Jeder Zauberer ist ein Spellcaster (im Deutschen muss ich das "leider" mit Zauberwirker übersetzen), aber nicht jeder Spellcaster ist ein Zauberer. Das muss ich im Text noch etwas spezifizieren. ^^"

    Und an Octopoda
    Ansonsten wollte ich ein bisschen Inspiration aus nordischer Mythologie für Zwerge und Elfen holen, mich aber noch zu größeren Teilen an DnD-Elfen orientieren. Dort haben sie einige Weile in der Feywildnis gelebt, ehe sie von dort ebenfalls vertrieben wurden, und sie besitzen Feenblut.
    Wie ich das einbringen soll, muss ich mir noch etwas Gedanken drum machen, da es für Yakov und eigentlich viele Bewohner der Welt, selbstverständlich zu wissen ist, dass Elfen Feenblut besitzen. Also dass sie eine dementsprechende Ahnenlinie besitzen, weshalb sie gegen den Kontakt mit Eisen ebenso empfindlich sind wie andere Feywesen und man ihnen unter anderem auch Verschlagenheit nachsagt.


    Zitat

    Ich würde das "Dieser schwelgte viel zu gerne in seinen etc..." weglassen. Der Dialog ist stark genug, dass man versteht, dass die Elfenperson ein harter Gegner war - und sich und die Schützlinge mit Zähnen und Krallen verteidigt hat. Generell hast du echt griffige und gelungene Dialoge, die knackig Dinge auf den Punkt bringen.

    Trau deinen Leser:innen vielleicht etwas mehr zu, dass man den Kontext zwischen den Zeilen versteht. Denn den lieferst du wirklich gut, daher verrate nicht zu viel. So kommt es an Stellen, wo du stark lieferst, durch eben "überflüssige" Ergänzungen zum Verwässern vorangegangener Dialoge oder Gedankengänge von Yakov.

    Du meinst es nur gut - aber eben ZU gut mit deinen Leser:innen ;)


    ...


    Auch hier. Lass das "gab der Elf zynisch zurück" lieber weg. Der Dialog wäre dann wesentlich knackiger und der Humor kommt noch besser zur Geltung. Der Leserschaft ist durchaus klar, dass es hier zynisch zugeht. Und wie gesagt, deine Dialoge sind stark genug, um solche feinen Nuancen wie Zynismus ohne Erklärung und Ergänzung zu überliefern.

    Das stimmt allerdings. ^^"
    Nehmt das jetzt bitte nicht als Ausrede wahr, aber mir ist gerade bei den subtileren Dingen oft nicht klar, was bei Lesenden wie gewünscht ankommt. In einer Face-to-Face-Situation, oder wenn ich Mimik und Stimme dazu habe, ist es mir selbst auch offensichtlich(er), was sarkastisch gemeint ist oder nicht. Bei reinen Texten und schriftlicher Kommunikation schreib ich es dann erstmal hinzu, wenn ich selbst erst überlegen müsste.

    Danke übrigens, freut mich, dass dir meine Dialoge gefallen. ^^


    Danke dir. <3


    Kyelia

    Danke für deine Einschätzung und ich bin grad froh darüber, dass mein bisheriger Text und die Charaktere wie gewünscht ankommen und interessant genug sind. ^^
    So war es gedacht, dass dey gerade so viel tut, was in deren Rahmen des Möglichen liegt.
    Ich werde schauen, dass es nicht zu viel wird. Hatte zwar schon geplant, und einige späteren Szenen während ihrer Reise und Begegnungen mit den dort lebenden Orten, bereits geschrieben, die ziemlich characterdriven sind, aber ich werde darauf achten.


    Zitat

    Was nun nur den Klappentext ohne Karte und die Erklärungen betrifft, weiß ich nicht, ob dieser mich allein abgeholt hätte. Da er sich eher wie eine Inhaltsangabe liest. Blöder Vergleich, aber hätte ich ihn auf dem Rücken eines Buches im Buchladen gelesen, hätte ich es vermutlich wieder weggelegt, weil mir das Risiko zu groß gewesen wäre. Er weckt zu wenig Neugier und fasst zu viel zusammen. :hmm: Der Klappentext sollte theoretisch die Haupthandlung nur kurz und knackig umreißen. Der Protagonist/die Protagonisten sollten vorgestellt werden, der Konflikt in dem sie sich befinden, in den sie geraten und im besten Fall endet man offen. Nebenfiguren, Nebenhandlungen sollte man erstmal weglassen und man sollte auch nicht zu viele Figuren bereits vorstellen. (Ich kann sowas auch nicht und verzweifle regelmäßig - gerade der Teil, wie viel Inhalt gibt man wieder, welche Infos gibt man, wann ist es zu viel und wann klingt es als hätte man da etwas Neues an der Hand, was noch niemand gelesen hat und weckt deshalb die Neugier (oder so) finde ich schwer xD)

    Ich werde nochmal schauen, ob ich da etwas kürzen kann. ^^"


    Nochmal Thorsten

    Keine Sorge, ich nehm es nur als Anregung, aber ich hab mich an beides so sehr gewöhnt (also auf Englisch hab ich bisher nur eine Kurzgeschichte und eine andere Szene geschrieben) und da ich selbst dey und sie verwende, behalte ich das in dem Text wohl auch so bei. Für Ruvin verwende ich jedoch durchgehend dey, weil zwei Pronomen für eine Person in einem Text verwirrend sein könnten.

    Naja, they ist als Singular They insofern etabliert, da man es auch nutzt, um eine Person zu sprechen, deren Geschlecht nicht näher erläutert wird, oder allgemein unbekannt ist. Wenn du zB. von einer unbekannten Person bestohlen wirst und sagen möchtest "they took my purse."


    Kisa

    Zitat

    Jetzt bin auch ich wieder auf dem aktuellen Stand. Ich fand den letzten Abschnitt sehr gut gelungen. Gerade auch das Gespräch zum Schluss zeigt auf, in welcher Verfahrenen Situation sie sich alle befinden und was man alles machen muss um zu überleben; täuschen, lügen, betrügen etc.
    Ich bin auf alle Fälle sehr gespannt wie es weiter geht und freue mich schon auf deinen nächsten Part :stick:
    Eine kleine Anmerkung habe ich aber doch noch:

    Auch dir vielen Dank. ^^
    Kommt etwas später als gedacht, weil sich auch Privates dazwischengeschummelt hat, aber ich bin auch gespannt. :D

  • Dann ist mir ein Licht aufgegangen, was für dich nicht selbstverständlich war: Jeder Zauberer ist ein Spellcaster (im Deutschen muss ich das "leider" mit Zauberwirker übersetzen), aber nicht jeder Spellcaster ist ein Zauberer.

    Ah, ja... eine Unterscheidung die's im guten alten Original D&D auch nicht gab... Du kannst Deine Geschichte natuerlich fuer Leute schreiben die mit Monsterkompendium und den Regeln vertraut sind - dann bin ich draussen - aber ansonsten waere ich sehr vorsichtig diese Art von Vorwissen beim Leser vorauszusetzen.

    'spellcaster' ist praktisch nur ein Rollenspielbegriff - in der englischsprachigen esoterischen, magischen oder historischen Literatur findet sich alles moegliche andere, aber sowas nicht.

    Kann ich nicht widersprechen.

    Mir ist bei der Stelle noch der Gedanke gekommen dass Du danach zu streben scheinst, starke Bilder zu schreiben - eine Frau die visuell duch Abzeichen und Ruestung als Kriegerin gekennzeichnet ist, wirkt natuerlich besser als eine in einen groben Kittel gehuellte Tote bei der keiner weiss wer sie eigentlich ist.

    Ich auf der anderen Seite bin ein vorher/nachher/continuity Typ - ich frage mich automatisch 'wie ist die Szene entstanden die ich sehe, was wird daraus passieren, warum ist die so, was denken die Beteiligten?'

    (So zum Vergleich, ich habe kurz nachdem ich Dir die vorherige Antwort geschrieben hatte zwei Stunden darauf verbracht fuer meine Geschichte eine Kampfszene detailliert zu durchdenken - die in der Geschichte gar nicht vorkommt. Ich wollte nur wissen ob das Ergebnis plausibel ist und was fuer Gedanken die Beteiligten danach wohl hegen... Den Schuh musst Du Dir sicher nicht anziehen, aber ein bisschen mehr vom unmittelbaren Bild weg zum vorher oder nachher waere vielleicht ganz gut...)


    Wenn du zB. von einer unbekannten Person bestohlen wirst und sagen möchtest "they took my purse."

    Nee, dann sag' ich 'someone took my purse' - oder offiziell 'person or persons unknown' - 'they' wuerde eher interpretiert als 'ich habe eine ganze Gang gesehen, aber kann keine Mitglieder benennen.:)

  • Dann ist mir ein Licht aufgegangen, was für dich nicht selbstverständlich war: Jeder Zauberer ist ein Spellcaster (im Deutschen muss ich das "leider" mit Zauberwirker übersetzen), aber nicht jeder Spellcaster ist ein Zauberer.

    Ah, ja... eine Unterscheidung die's im guten alten Original D&D auch nicht gab... Du kannst Deine Geschichte natuerlich fuer Leute schreiben die mit Monsterkompendium und den Regeln vertraut sind - dann bin ich draussen - aber ansonsten waere ich sehr vorsichtig diese Art von Vorwissen beim Leser vorauszusetzen.

    'spellcaster' ist praktisch nur ein Rollenspielbegriff - in der englischsprachigen esoterischen, magischen oder historischen Literatur findet sich alles moegliche andere, aber sowas nicht.

    Nicht? ^^" Bin erst mit 5D eingestiegen. Mir sind einige Unterschiede bekannt, aber naja... das kam ziemlich unbewusst.

    Kann ich nicht widersprechen.

    Mir ist bei der Stelle noch der Gedanke gekommen dass Du danach zu streben scheinst, starke Bilder zu schreiben - eine Frau die visuell duch Abzeichen und Ruestung als Kriegerin gekennzeichnet ist, wirkt natuerlich besser als eine in einen groben Kittel gehuellte Tote bei der keiner weiss wer sie eigentlich ist.

    Ich auf der anderen Seite bin ein vorher/nachher/continuity Typ - ich frage mich automatisch 'wie ist die Szene entstanden die ich sehe, was wird daraus passieren, warum ist die so, was denken die Beteiligten?'

    (So zum Vergleich, ich habe kurz nachdem ich Dir die vorherige Antwort geschrieben hatte zwei Stunden darauf verbracht fuer meine Geschichte eine Kampfszene detailliert zu durchdenken - die in der Geschichte gar nicht vorkommt. Ich wollte nur wissen ob das Ergebnis plausibel ist und was fuer Gedanken die Beteiligten danach wohl hegen... Den Schuh musst Du Dir sicher nicht anziehen, aber ein bisschen mehr vom unmittelbaren Bild weg zum vorher oder nachher waere vielleicht ganz gut...)

    Das stimmt. Also, das Symbol der Harfner hat sie in ihrem normalen Alltag schon unter der Kleidung getragen. Darauf geh ich im nächsten Kapitel kurz ein.
    Ich würde sonst auch gar nicht widersprechen. Für mich hat's Sinn gemacht, das Ding ist, dass es nicht automatisch für den Leser Sinn machen muss, weil dieser nicht mein Wissen hat. ^^"

    Wenn du zB. von einer unbekannten Person bestohlen wirst und sagen möchtest "they took my purse."

    Nee, dann sag' ich 'someone took my purse' - oder offiziell 'person or persons unknown' - 'they' wuerde eher interpretiert als 'ich habe eine ganze Gang gesehen, aber kann keine Mitglieder benennen.:)

    Also ich hab es schon für beides gesehen.



    Muss das Kapitel (und das Darauffolgende) leider wieder aufteilen.


    CONTENT NOTE!

    Speziell für dieses Kapitel: Sexueller Übergriff (jedoch nicht zu grafisch ausgeschrieben und kurz angerissen)


    Edit (18.04.2024): Ich hab die Erinnerung an den Übergriff - und den vorangegangenen Dialog - etwas abgemildert, bzw. nun in einen versuchten sexuellen Übergriff. Eine Freundin, und zwei andere Lesende, hatten sich zu unwohl beim Lesen gefühlt.


    Kapitel 2: Das verlorene Leben (Teil 1) (Ruvin)


    Ruvin war es, als wäre dey aus einem Stupor erwacht, der einen halben Mond lang angedauert hatte. Zum ersten Mal kamen klare Gedanken zurück; ein Ziel, ein Verbündeter, der Ruvin und den menschlichen Gefangenen tatsächlich zur Flucht verhelfen konnte. Das Mädchen hatte bestimmt unvorstellbares Leid durchlebt und nun war dey für dieses Kind verantwortlich, sowie dey für jedes andere Kind in deren Obhut verantwortlich gewesen war.

    Hoffentlich würden die anderen Gefangenen bei dem Fluchtversuch erkennen, dass der Tiefling keine Gefahr für sie darstellte. Die stechend gelben Augen auf der schwarzen Sklera, in denen ein Licht wie eine Flamme in der Dunkelheit flackerte, die rote Haut, die Teufelshörner, der Teufelsschwanz: wer noch nie, oder selten, einen Tiefling oder Fey’ri, gesehen hatte, war zumeist zu Tode erschrocken. Anscheinend wusste Yakov diese Furcht auszunutzen, sowie er seine Stimme und Körpersprache gezielt einsetzte, und die Söldner niedergestarrt hatte. Gut so.

    Dey sah vor sich eine Möglichkeit zu fliehen, keinen Teufel, und dey sah einen guten Kerl, dem es so einfach hätte sein können die Not der Gefangenen zu ignorieren. Ich hoffe auch, dass du mir morgen vertrauen können wirst. Und du wirst entsprechend entlohnt werden, sobald ich weiß wie viel von meiner Schule, und meinem Leben, übrig ist. Dey konnte die Vorwürfe nicht von der Hand weisen. Dey nutzte ihn aus, von Beginn an bereits, obwohl dey deren eigenem Sohn und deren Zauberschülern beigebracht hatte wie wichtig Integrität sei. Im Alltag und speziell im Umgang mit Magie. Entsprechend dem, was mir möglich sein wird dir zu geben.

    Yakov wog das Angebot für einen Moment ab. Ich helfe dir und den Menschen nicht, um bezahlt zu werden, aber ich werd‘ eine Bezahlung bestimmt nicht ausschlagen. Das besprechen wir alles ein andern Mal.

    Deren Arme durchzog ein plötzlicher, stechender Schmerz, der seit etlichen Nächten wiederkehrte und dey jedes Mal mit einem Taubheitsgefühl in den Händen und Unterarmen zurückließ. Ruvin hätte nicht angenommen, dass reines Eisen, das deren Kehle hinuntergezwungen worden war, keine Nervenschäden hinterlassen würde, aber es insgeheim und naiverweise doch gehofft.

    Wenn dey an sich hinabblickte, so hatte man denen zwar alle wertvollen Schmuckstücke geraubt, doch die drei magische Bänder um deren Handgelenk leuchteten auf und begleiteten dey überallhin, sowie sie es immer taten. Sie waren während des Rituals des Lebensbundes geschlossen worden und bloß für das eigene Auge sichtbar. Es war Schmuck, den niemand stehlen konnte.

    Das spärlich erhellte Licht strahlte so beruhigend in der Nacht und gab denen das Wissen, dass deren Sohn, deren Gefährtin und Vater wohlauf waren. Vater lebte ohnehin in seinem Heimatland, Ailevyn war wieder auf Reisen und Lynndel war rechtzeitig geflohen. Seine menschliche Frau hoffentlich mit ihm. Das war Trost genug.

    Jede Nacht, zwang sich dey in die Trance hinüberzugleiten. Wenigstens für eine Stunde, oder zwei. Dey hatte mitangesehen was mit Elfen geschah, die mehrere Nächte hintereinander nicht in ihre Reverie abgleiten konnten, selbst wenn sie schliefen, wie die Menschen es taten. Sie verloren sich selbst. An jedem Morgen hatte sich dey dann ins Gedächtnis gerufen, wer dey war und klammerte sich verzweifelt an dieses Wissen, obwohl es in der Trance so erschien, als würde dey das Leben eines anderen von außen verfolgen.

    Im ersten Zehntag, oder ein wenig länger, war deren Verstand von dem Eisen vernebelt gewesen und alle Eindrücke waren zu einer einzigen Wolke aus verschwommenen Bildern, gedämpften Worten, und Berührungen, die sich nicht real angefühlt hatten, verschmolzen. Das Gift hätte beinahe deren Seele und Körper auseinandergerissen, und etwas noch viel Unverzeihlicheres getan: Es hätte dey beinahe aus dem Gewebe der Magie und dem Zyklus der Wiedergeburt gerissen; somit beinahe deren Seele auseinandergerissen.

    Vielleicht hatte dey auch darauf gehofft, dass das Gift und das Fieber Wahnbilder hervorgerufen hätten, dass dey nicht in den ersten Tagen in Gefangenschaft diese Dreckshände überall an deren Körper gespürt hätte. Doch die widerlichen Worte, die der Söldner Yakov gegenüber ausgesprochen hatte, waren klar und deutlich gewesen. Ruvin wusste bloß, dass dey die Rune des Gegenzaubers schon seit langem abgewetzt und den Hauptmann mit einem Charme-Zauber belegt hatte. Der Zauber war das letzte Mittel zum Selbstschutz, das diesen Mann jede Nacht davon abgehalten hatte sich an denen zu vergehen. Seine widerlichen Hände waren auf denen gewesen, dann konnte dey ihn von sich abwenden.

    Noch nie war Ruvin in den zweieinhalb Jahrhunderten zuvor die Macht über deren eigenen Körper, in mehr als nur einer Weise, geraubt worden. Es war ein zerreißendes Gefühl. Beinahe so zerreißend, wie es das Gift selbst es war, und doch… nichts war schlimmer als einem Elfen seine Magie stehlen zu wollen, einen so integralen Teil seiner Seele.
    All die Tage zuvor hatte dey nicht die Kraft besessen, um den aufkochenden Zorn zuzulassen, und nun traf all der Zorn: diese menschlichen Monster würden büßen.

    Du bebst. Die Flamme auf der dunklen Sklera flimmerte unstet.

    Dey schirmte die Erinnerungen sorgfältig vor dem Fremden ab, doch das Zittern, das durch deren Körper ging, war ihm nicht entgangen. Ein dumpfer Druck, ein Krampf als säße ein Geschwür in deren Körper, setzte sich wieder in deren Unterleib fest, sobald deren Erinnerungen klarer wurden.

    Was auch immer du von mir versteckst, zeig mir eine schöne Erinnerung, forderte Yakov auf und dey nickte. Und ich bleibe wach. Niemand wird dich oder die anderen Gefangenen anrühren.

    Das konnte er nicht versprechen, doch es war freundlich von ihm, dass er so tat, als könnte er es und Ruvin anlog - und endlich saß denen nicht mehr die Kälte in den Knochen. Asmodeus-Tieflinge strahlten diese Hitze ab, ohne sich oder andere zu verbrennen. Diese Hitze und der Wärmestein waren sehr willkommen.

    Unter großer Mühe glitt dey in Trance ab und ein erstes Bild zeichnete sich vor deren inneren Auge ab. Ein Bild von zu Hause, deren Schule, geliebte Gesichter, Bilder, Klänge und Düfte. Orte, die dey nie mehr verlassen wollte.

    Am Rande der Erinnerungen und deren Geiste, spürte Ruvin die Anwesenheit des Besuchs. Yakov hielt sich rücksichtsvoll im Hintergrund, jederzeit bereit zu gehen, falls zu persönliche Bilder vor deren inneren Auge auftauchen sollten. Mit seiner Anwesenheit konnte sich dey endlich in deren nächtliche Reverie fallen lassen. Das erste Mal seit einem halben Mond war dey sicher, ohne einem menschlichen Raubtier im Rücken, das dey anfallen könnte.



    „Morgen.“

    Trancetrunken löste sich Ruvin aus deren Reverie und neigte den Kopf zur Seite, benötigte einen Moment, um sich in der Wirklichkeit einzufinden. Dey hob die Hand und drehte sie in einer Geste, die eine Lichtkugel in deren Handfläche formte. „Morgen.“

    Masha stand an der Türschwelle und ahmte die Geste nach. „Manche eurer Bräuche sind so wunderbar, und man lernt kaum etwas über sie, bis man zusammen mit einem Elfen lebt. Gibt es eine Bedeutung dahinter?“ Die Hohe Harfnerin und ihre Frau kamen in Nachtkleidern aus einem der Wohnräume

    Dey ließ die Lichtkugel auf deren Handfläche verblassen. „Symbolisch gesehen die auf- und untergehende Sonne und der Mond. Praktisch gesehen, erkennst du Personen anhand verschiedener Lichtsignale bereits aus größerer Entfernung und weißt, wie sie dir gesonnen sind, oder kannst ihre Clan-Zugehörigkeit erkennen.“

    „Das ist interessant. Weißt du, ich hatte mich in dieser Hinsicht sehr gefreut mit dir zusammenzuwohnen. Wenn da nicht die äußeren Umstände wären. Ich … bediene mich?“ Auf deren einladende Handgeste hin, trat Masha in die Speisekammer. „Ich koche für euch mit, meine Lieben? Was wollt ihr?“

    „Gerne, wonach auch immer dir ist.“

    Ruvin hatte zusammen mit deren eigenen Gefährtin erst kürzlich zu einem Gästezimmer für Menschen umgestaltet hatte, ehe Ailevyn zu einer erneuten Reise aufgebrochen war. Mit einem Doppelbett, in dem man nicht aufrecht saß, sondern sich niederlegen konnte. Der Dritte der Harfner, Garresh, schlief im Obergeschoss auf einer Fensterbank, wieder in den Tag hinein. Er behauptete, sie sei groß genug um einem Zwergen wie ihm als Bett zu dienen, und denen sollte es recht sein, wenn ein Gast keine hohen Ansprüche stellte.

    Ailevyn hatte einige Male die Sorge geäußert, dass es sich rächen könnte, Harfner aufzunehmen und eben deshalb war dey froh, dass sie momentan nicht daheim war. Sollte sich Ruvins Fehler rächen, würde deren Gefährtin nicht zu Hause sein, um die Leidtragende zu sein. Nicht von Ruvins Fehlern und nicht von den Fehlern des Stadtrates, der nicht bereit war das Kriegsbeil zu begraben, erst recht nicht mit den Drow.

    Dem Frieden wurde seit langem ein Messer an die Kehle gehalten, da machte es keinen großen Unterschied mehr, ob dey befreundete Harfner bei sich aufnahm, denn als Leiter einer der vier größeren Schulen in und um Lira, war man jemand, dem man zumindest ab und an Gehör schenkte. Gegenwärtig gehörten die Harfner anscheinend zu den wenigen Personen, die ein Interesse an einer Lösung des Konflikts hatten. Masha war einst als Heldin ausgezeichnet worden und man hatte sie so lange angehört, bis sie unbequem geworden war. Sie ließ nur wenige wissen, dass sie eine Harfnerin war und ihr Emblem unter der Kleidung trug. Stolz und dennoch verborgen.

    „Wieder spät bis in die Nacht hinein gelesen und heute erst nachmittags Unterricht?“ Agatha schob das Nachtkästchen von sich, auf dem ein gebundenes Buch mit ledernen Einband lag, und setzte sich zu denen auf die gepolsterte Fensterbank, auf der Ruvin für gewöhnlich in die Reverie ging. Öfters alleine, manchmal eng umschlungenen mit deren Gefährtin, sobald sie für einige Zehntage oder Monde daheimblieb. Hin und wieder mit einem kleinen Abenteuer oder einer kurzen Liebelei, die dey mit nach Hause nahm.

    „Ja, mein Unterricht für heute beginnt zu Mittag und ich bin erst wieder die nächsten beiden Zehntage eingeteilt die Schüler im Internat zu betreuen. Und sieh, meine Schüler haben ein großes Interesse an Elixieren. Deswegen hab ich meine eigenen Mitschriften von damals herausgesucht.“ Dey reichte ihr das Buch, das sie an sich nahm und durchblätterte. „Diese Rezepte hab ich zu großen Teilen selbst zusammengetragen, als ich bei meinen beiden Erzdruiden in Ausbildung war. Das Buch hab ich gestern wieder gefunden.“

    „Mein Elfisch ist ein wenig eingerostet, zumindest das geschriebene Wort. Ich hatte das elfische Schriftbild eleganter in Erinnerung.“ Agatha schlug eine Seite auf und deutete mit einem Grinsen auf die unebene und krakelige Schrift.

    „Andere elfischen Schriften stammen ja glücklicherweise nicht aus meiner Feder. Ich übersetze es in den letzten Tagen in die Allgemeinsprache, und eventuell noch andere. Die Schüler verstehen meine eigenen, alten Mitschriften besser als gehobene Fachsprache. Speziell jene, die noch nicht so versiert in meinem Unterricht sind.“

    „Das könnten sie nur, wenn sie erstmal deine Schrift lesen können.“

    „Deshalb schreibe ich sie nochmals ab. Ich bin kein Jugendlicher mehr, der seine Mitschriften hinschmiert.“ Dey stieg in das Lachen ein und zeigte auf drei der Zeichen. „Hier hab ich geraten, was ich damals aufzeichnen wollte. Meisterin Vasna hat mich immer gescholten.“

    „Meisterin Vasna ist der Loxodon, der nun Naturkunde unterrichtet?“

    „Ja, sie wollte den Zirkel an jemand Jüngeren abtreten, aber sie kann nicht damit leben nicht zu unterrichten. Viele der Schüler haben noch nie einen Loxodon gesehen, die kennen noch nicht einmal Elefanten. Erst recht eine intelligente, sprechende Spezies. Lina ist ein Menschenkind, zwölf Jahre alt, und irgendwann konnte sie nicht mehr halten, und hat gefragt ‚was ist das in Eurem Gesicht?‘ ‚Mein Kind, das ist eine Nase, für gewöhnlich atmet man damit.‘“

    Die beiden Menschenfrauen lachten mit und begrüßten im Vorbeigehen Garresh, der aus dem Obergeschoss herabkam, sich zu ihnen gesellte und die letzten Gesprächsfetzen aufnahm. „Als hättest du das nie gefragt.“

    „Tatsächlich nicht, ich bin in meiner Heimatstadt mit Loxodons aufgewachsen. In Horia lebt der größte Stamm von ihnen.“

    13 Mal editiert, zuletzt von LittleOwlbear (18. April 2024 um 02:53)

  • Kapitel 2: Das verlorene Leben (Teil 2) (Ruvin)


    Ruvin konnte spüren, wie Yakovs Neugierde Überhand gewann, und solange er das Umfeld im Auge behielt, erlaubte es dey, dass er etwas in den Vordergrund trat und sich in deren Haus umsah. Es gab einen wundervollen Ausblick auf die naheliegende Gebirgskette. Deren Haus lag eingebettet in das Gebirge. Auf dem Ritt auf einem der Greife - oder wenn man sich selbst in einen verwandelte - erreichte man in einer menschlichen Stunde Valien und in einem halben Tagesflug die Hauptstadt. Hier hatte Ruvin mit deren Gefährten bereits gelebt, als dey über Jahrzehnte hinweg ein Lehrender in Valien gewesen war. Für Medizin, Elixiere, Heil- und Naturkunde. Seitdem dey nach dem Tod deren Vorgängers zum Schulleiter gewählt worden war, war kein Jahrzehnt vergangen.

    Yakov trat auf das Rundfenster vor der Fensterbank zu und berührte das dunkle Hartholz, fuhr über die feine Täfelung, die sich wie ein feines Geäst über den Rahmen zogen. Das Fenster nahm beinahe die gesamte Front des Raumes ein und ließ helles Tageslicht durch den inneren Ring in den Raum einfallen. Der äußere Ring war in mehrere, runde Fenster unterteilt, deren buntes Glas von Gravuren übersehen war. Jede erzählte eine kleine Geschichte aus Ruvins Leben.

    „Berühr eines der Bilder“, sagte dey und er kam deren Aufforderung nach. Er legte eine Hand auf jenes Bild, das Ruvin mit einem Neugeborenen auf dem Arm darstellte. Neben denen stand ein menschlicher Mann Ende seiner Vierziger, Beginn seiner Fünfziger, der seine Arme um sie beide schlang. Die Personen lösten sich aus dem bunten Fensterglas und wogen sich in dem einfallenden Licht, spielten eine kleine Szene von damals nach. Der Mann kommentierte mit einer neckischen Bemerkung die spitzen Ohren seines Sohnes, sie waren kleiner und unauffälliger als die eines Elfen, küsste dey und drückte seinen Gefährten und das gemeinsame Kind an seine Brust. Dey legte deren Stirn an seine und ein warmes Lächeln erreichte deren Lippen.

    „Was für ein schöner Zauber. Ich bin es gewöhnt, dass Magie zum Überleben genutzt wird. Oder du schadest jemanden mit Magie, oder heilst jemanden, dem geschadet wurde. Nicht als Selbstzweck.“ Yakov wandte sich an denen. „Dein Mann und dein Sohn? Wie alt ist er nun?“

    „Ja, er ist über drei Jahrzehnte alt und lebt mit seiner menschlichen Frau zusammen. Er führt eine kleine Schmiede wie sein Vater. Sein Vater ist allerdings schon verstorben.“ Während die Szene der Reverie stillstand, strich dey über die Wange des Zaubers, die eine Silhouette deren Sohnes erschuf, dann über jene seines Vaters. Wenn sich Ruvin den bewegten Bildern gegenübersah, konnte dey beinahe wieder das Gewicht des Säuglings in deren Armen und Kellans Umarmung fühlen. Kellan war so unheimlich stolz auf seinen Sohn und seinen Gefährten, auf seine kleine Familie, gewesen. „Das Bild habe ich aus meiner Erinnerung mit einem Zauber auf das Fenster gelegt. Das war wenige Tage nach Lynndels Geburt.“

    Allmählich löste sich der Nebel in deren Kopf auf und dey fand sich wieder in der Wirklichkeit ein. Das war deren Leben, und dey fühlte sich nicht länger so, als würde dey jemand anderen beobachten, sowie man ein Theaterstück von außen betrachtete. Es war ein wundervolles Leben gewesen und Ruvin wollte es zurückgewinnen.

    Dey glaubte einen Anflug von Schmerz in Yakovs Augen zu sehen, wollte jedoch nicht nachfragen. „Verstehe“, sagte er bloß und wandte sich ab.


    Yakov näherte sich den Topfpflanzen in den Ecken des Wohnraumes und neben der Schlafstätte an der Fensterbank, die es dem Druiden erlaubten in deren eigenen Heim von Natur umgeben zu sein, ohne auf Komfort zu verzichten. Einige Pflanzen hatte dey mit einem Zauber belegt, sodass sie weniger Pflege bedarfen. Dichte Weinranken im immerwährenden Grün bewuchsen die Rückwand und den Plafond des Wohnraumes, und erzeugten das malerische Bild eines wilden Gartens.

    Bei einem Regal auf dem sich Bücher und Schriftrollen stapelten, darunter einige Schriften, die von einem festen Ledereinband zusammengehalten wurden, blieb der Besuch stehen. Er nahm das Buch an, das ihm angeboten wurde, und blätterte durch das ihm fremde Schriftbild, das ineinander verschlungene Schriftzeichen darstellte, die von dem oberen Rand des Papiers hinabwuchsen. Andere Rassen beschrieben die Schrift als Wurzeln, selbst andere Elfen, die mit der Schrift nicht vertraut waren. „Elfisch? Ich dachte, es sieht anders aus.“

    „Elfische Schrift aus meiner Heimat. Wir schreiben von oben nach unten.“ Er folgte Ruvins Fingerzeig. „Das ist ein Verzeichnis der Namen aller Schüler Valiens, die die Schule besuchen, seitdem ich Direktor geworden war. Die alten Verzeichnisse habe ich bereits archiviert.“ Dey blätterte für ihn mehrere Male um, und die Seiten wollten nie enden. Auf ein sanftes Tippen hin sprach das Buch die Namen aus und projizierte das Portrait eines jugendlichen Menschenmädchens über den Seiten. „Ich konnte Monia beim Angriff auf Valien retten. Acht andere Schüler, die ich verloren habe jedoch...“

    Als die Worte ausgesprochen waren, wusste Ruvin, weshalb dey die Szene aus deren eigenen Erinnerungen nicht fortlaufen lassen wollte. Dey hatte Yakov jedoch versprochen, dass er die gesamte Wahrheit erfahren würde, genauso wie sich dey selbst zwingen würde ihm von der Drow zu erzählen, sobald sie geflohen waren. Vorausgesetzt, die Flucht gelang. Wenn Ruvin bei der Flucht starb, wurde deren Seele zwar wiedergeboren werden, doch all deren Erinnerungen wären ausgelöscht. Wer wusste, ob sich deren neuen Reinkarnation nicht dafür schämen würde, dass dey acht Schüler sterben hatte lassen. Dey war noch nichtmal selbst alt genug, um die Erinnerungen an deren früheren Leben zu empfangen.

    „Ich bin kein Kämpfer, ich lehre seit vielen Jahrzehnten“, begann Ruvin sich zu erklären. „Halte mich nicht für eingebildet, doch ich setze große Stücke in mein Können und in meine Magie. Und nichts auf dieser Welt ist wundervoller, als Kinder zu begeistern, wenn sie ihre ersten Zauber sprechen und selbst über das Gewebe der Magie und dessen Wunder staunen können, und wenn sie dieses tiefliegende Interesse für die Welt entwickeln, in die sie hineingeboren wurden. Früher, vor mehr als einem Jahrhundert, hab ich in meiner Jugend einige kleine Abenteuer erlebt und etwas von der Welt gesehen, aber... ich bin kein Kämpfer, mir fehlt die Übung, gemessen an meinem Alter. Doch wir, meine Lehrenden und ich, haben die Schule mit unserem Leben verteidigt.“

    Deren Besuch sah von dem Zauber auf. „Ich brauch keine Rechtfertigung.“

    Ruvin wusste erst keine Antwort, nahm sich einen Moment um seine Worte zu reflektieren und entgegnete schließlich. „Ich rechtfertige mich vor mir selbst.“

    Yakov besaß den Anstand denen nicht in deren privates Bad und Umkleide zu folgen, als sich dey wusch, deren Haar pflegte – sich mit allen Sinnen daran erinnerte, wie wundervoll ein solches Bad war –, und in eine smaragdgrüne, für die kühlere Jahreszeit gefütterte, Robe wechselte, die aus den edlen Stoffen Horias gewoben und reich bestickt war. Dey zog den Kajalstrich neu, trug Parfum aus Sandelholz auf und legte deren Schmuck an. Jedes Schmuckstück war ein Geschenk von verstorbenen Gefährten, von deren gegenwärtigen Gefährtin, von deren Sohn, deren Vater und Freunden. Ein jedes von ihnen war mit Schutzzaubern versehen und die Armschienen ließen sich zu Schilden entfalten. Vater hatte sie denen bei seinem letzten Besuch geschenkt.

    Als dey in den Wohnraum zurücktrat, traf Ruvin der verwunderter Blick des Besuchers. Yakov betrachtete den edlen Stoff, die edelsteinbesetzten und goldenen Ringe an deren Händen, Ohrringe und die Armschienen, und das nackenlange Haar in der Farbe von Kupfer, nicht von Blut und Dreck verklebt, einen Teil davon zu einem Haarknoten gebunden. Der Duft von Seife und einem Parfum mit einer warmen, holzigen Note hing um Ruvin. Der Anblick des gepflegten Schulleiters im Vergleich zu dem ungewaschenen Gefangenen auf dem Steinboden, war ein Unterschied wie zwischen den Reichen an der Oberwelt und der Unterwelt.

    Es war ein Unterschied, an den Ruvin nicht in deren Reverie erinnert werden wollte. „Ich möchte noch meine Trance genießen. Erinnere mich nicht daran, dass ich nun so armselig aussehe“, schalt dey ihn. Das war Yakov gegenüber ungerecht, gestand sich dey sogleich ein und wusste nicht was über denen gekommen war. Der Angriff auf die Schule, die Gefangenschaft, das Gift, der versuchte Übergriff, hatte dey ... verändert. „Entschuldigung, ich sollte mich nicht an dir auslassen.“

    „Ich kann nichts für deine Lage. Behalt dir aber diese Energie morgen bei.“

    „Natürlich kannst du das nicht und das werde ich, glaub mir.“

    „Das hoffe ich. Genieß noch deine Trance. Und ich hab das Umfeld im Blick.“

    Dey glaubte ihm, dass er dies hatte. „Danke.“


    Die Szene der Reverie lief weiter und Ruvin wusste, weshalb dey ausgerechnet diesen Tag gewählt hatte. Es war der Tag, an dem die Stadt und Valien angegriffen worden war. Deren Herzschlag beschleunigte sich. Nein, dey wollte die Szene nicht zu dem Angriff wechseln. Nur für den einen Moment noch wollte dey das alltägliche, lockere Gespräch mit deren Freunden und die Sicherheit deren Heims genießen. Den Duft von gedünstetem Gemüse und Gewürzen, der sich in deren Wohnräumen ausbreitete, als Masha entschied eine warme Mahlzeit für ihre Freunde und ihre Frau zu kochen.

    „Erzähl mir beim Essen mehr über deine Elixiere.“ Agatha hatte kaum etwas mit Magie zu schaffen, erst recht nicht mit Elixieren, und dennoch hatte das Buch ihre Neugierde geweckt. Entweder das, oder sie war höflich genug nachzufragen.

    Sie lehnte sich an die Wand an und begann zu lesen. Diese war mit einem dick geknüpften Teppich ausgekleidet. „Langsam verstehe ich, was ihr daran bequem findet.“

    Masha stellte vielfältige Speisen, Fladenbrote, Hummus, verschiedenes Gemüse, auf dem niedrigen Esstisch auf und füllte eine Suppe in die Senke. Sie nahm sich eines der Kissen vom Stapel und setzte sich. „Ruvin, ich hab mich ein wenig von dem Ingwer aus deinem Garten bedient.“

    „Immer gerne. Ich mach euch gerne Ingwertee.“ Deren Gäste waren in den ersten Tagen skeptisch gewesen, dann neugierig und schließlich begeistert.

    In deren Kammer und Garten fand sich so viel, das sie bloß von den exotischen Marktständen, die Ware aus dem Süden brachten, kannten. Die Wege der Karawanen waren lang, sie waren mehrere Monde unterwegs, und nie vor den Angriffen von Monster und Banditen gefeit. Deshalb waren die Produkte auf dem Markt dementsprechend kostspielig, und dey baute gerne in deren eigenem Garten all das an, das dey aus der Kindheit und Jugend vermisste.

    Und dann waren da noch die Pflanzen mit berauschender Wirkung, die man eventuell nicht jedem beliebigen Gast zeigte, doch Ruvin hatte gestern, ehe sich dey wieder an die Arbeit gemacht hatte, mit Garresh einen angenehmen Abend im Garten verbracht. Über die Götter und die Welten geredet, während sie Silbergras rauchten. „Der Druide meines Vertrauens baut ausgezeichnetes Silbergras an. Das hätte mir klar sein müssen.“

    „Hm, und ich kann dir auch erklären wie die Substanz in deinem Körper ...“

    Der Zwerg lachte. „Das muss nicht sein, mein Guter.“

    Eben hatte dey noch die Greife in deren Gehege gefüttert, den Ingwertee für deren Gäste zubereitet, das frische Fladenbrotes und Hummus gegessen, da wurde denen bewusst, dass die Sonne einen höheren Stand erreicht hatte und sich dey zum Unterricht beeilen musste.

    Ruvin sah sich selbst zu, wie dey noch kurz an der Tür stehenblieb, mit deren Freunden über etwas witzelte und sie verabschiedete. Dann verließ dey deren, um sich auf dem Weg zu deren Unterricht zu machen. Dieser Augenblick war das letzte Mal gewesen, dass dey Masha, ihre Frau und deren gemeinsamen Zwergenfreund lachen hatte sehen. Wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte sich selbst zu warnen und die Vergangenheit zu ändern, hätte dey sie genutzt. Das konnte kein denen bekannter, oder unbekannter, Zauber bewerkstelligen.

    18 Mal editiert, zuletzt von LittleOwlbear (24. April 2024 um 08:10)

  • LittleOwlbear Ich habe mir das letzte Stück mal durchgelesen und mir ist aufgefallen das du sehr oft zu irgendwelchen Hintergrundinformationen abschweifst und dich, in meinen Augen, zu wenig mit dem Hier und Jetzt deiner Charaktere auseinandersetzt. Diese 2 Absätze zum Beispiel:

    Zitat

    Wenn Ruvin an sich hinabblickte, so hatte man denen zwar alle wertvollen Schmuckstücke geraubt, doch die drei magische Bänder um deren Handgelenk leuchteten auf und begleiteten Ruvin überallhin, sowie sie es immer taten. Sie waren während des Rituals des Lebensbundes geschlossen worden und bloß für das eigene Auge sichtbar. Es war Schmuck, den niemand stehlen konnte.

    Das spärlich erhellte Licht strahlte so beruhigend in der Nacht und gab Ruvin das Wissen, dass deren Sohn, deren Gefährtin und Vater wohlauf waren. Vater lebte ohnehin in seinem Heimatland, Ailevyn war wieder auf Reisen und Lynndel war rechtzeitig geflohen. Seine menschliche Frau hoffentlich mit ihm. Das war Trost genug.

    Dey schaut an sich runter, aber offenbar nicht, weil dey irgendwas sucht, sondern weil du unbedingt willst das dein Leser von den magischen Armbändern weiß, was es damit auf sich hat und wie dey die bekommen hat, auch wenn es an der Stelle nicht relevant ist und es weit hergeholt ist das dey überhaupt darüber nachdenkt. Im nächsten Absatz denkt dey an ihre Familie und schweift aber gleich wieder darauf ab wo sie leben und was sie machen, wenn der Fokus ihre Sicherheit sein sollte, oder die Tatsache das Ruvin sie vermisst.

    Ich würde die Szene so umschreiben das es sich die einzelnen Punkte natürlicher ergeben. Lass zum Beispiel eine der Wachen die einzige Lampe neben dem Käfig löschen. Ruvin bleibt dann im Dunkeln zurück. Dann kannst du das Leuchten dessen magischen Armbänder beschreiben und rüber bringen das dey an dessen Familie denkt. „Während der Zeremonie hatte es auch geregnet. Aber dey hatte sich damals geweigert das Ritual zu verschieben und darauf bestanden, dass es trotz allem stattfindet, mitten im Sturm. Die Verbindung zwischen ihnen war stärker als das alles hier.“ Oder sowas…

    Lore ist eine feine Sache, aber Charaktere zu etablieren ist wichtiger finde ich. Ich wünschte einfach man könnte besser sehen das Ruvin Dinge auf eine Ruvin-typische Art und Weise tut.

  • Vielen Dank! <3

    Zur Verständnisfrage und aus Neugierde: hast du bei der Szene in der Vergangenheit, die in Ruvins Haus beginnt, auch diesen Eindruck bekommen (falls du die schon gelesen hast), bzw in jeder Szene?

    Ich hatte mir eigentlich überlegt, wie ich bisschen Lore und die Welt lebendiger wirken lassen und gleichzeitig mit den Charakteren, deren Aktionen und Plot verbinden könnte, weil es ja auch für Ruvins eigenen Charakter und bisheriges Leben wichtig ist.

    Auch bei dem Armband dachte ich mir, dey sieht es an, um Kraft daraus zu schöpfen, aber ich denke irgendein Auslöser, um den Blick darauf zu werfen, würde die Szene tatsächlich etwas natürlicher wirken lassen.

  • Zu 2/1:


    und dich, in meinen Augen, zu wenig mit dem Hier und Jetzt deiner Charaktere auseinandersetzt

    Da stimme ich zu.

    Ich haette den Text jetzt als unfokussiert bezeichnet, es kommen immer wieder Ideen, Einfaelle und Beobachtungen aber nachher koennte ich nicht genau sagen was eigentlich passiert ist - Ruvin sinnt irgendwie ueber die Lage nach...

    Grundsaetzlich ist das moeglicherweise gar nicht so schlecht - Ruvin ist ja gefangen und hat nichts zu tun, und moeglicherweise ist dey einfach unfokussiert und es geht <keineAhnungwiedasPronomenimDativwar> alles moegliche durch den Kopf. Aber irgendwie... ist die Flucht schon fast vorweggenommen, ich vermisse Zweifel daran dass das alles klappen koennte, Angst oder Nervositaet... Soll ich mir Elfen als so abgeklaert vorstellen?

    Bei der Rueckblende werden auch ganz viele Einzelheiten eingepackt die alle auf Abwege fuehren... ich wuerde auch hier dazu tendieren zu sagen - das ist zu viel, ein bisschen fokussierter waere besser. Das ist echt zaeh zu lesen, nicht nur durch die nicht-Standard Pronomenbezuege sondern eben weil es von einem Gedanken zum naechsten geht und man irgendwie als Leser selbst den Fokus behalten soll wo wir grade sind...

    Ich hatte mir eigentlich überlegt, wie ich bisschen Lore und die Welt lebendiger wirken lassen und gleichzeitig mit den Charakteren, deren Aktionen und Plot verbinden könnte, weil es ja auch für Ruvins eigenen Charakter und bisheriges Leben wichtig ist.

    Die Idee an sich ist gut, und das Material (die Sache mit den Lichtkugeln etwa, oder die Frage der sauberen Schrift) ist es auch - es muesste nur ein bisschen eleganter im Erzaehlfluss passieren so dass es weniger bemueht wirkt.

  • Zitat

    Zur Verständnisfrage und aus Neugierde: hast du bei der Szene in der Vergangenheit, die in Ruvins Haus beginnt, auch diesen Eindruck bekommen (falls du die schon gelesen hast), bzw in jeder Szene?

    Ich bin mir nicht sicher um ehrlich zu sein. Die Geschichte heißt „Reverie“ was mich darauf hinweist das diese besonderen Elfen-Erinnerungen eine wichtige Rolle spielen. In dem Fall kämst du mit viel mehr und längeren Rückblenden davon.

    Ich finde halt diesen „berühr eines der Bilder“ Teil nicht so elegant wie es sein könnte. Das ist eine Rückblende innerhalb einer Rückblende und ich bevorzuge „Environmental Storytelling“ (Kenne das Deutsche Wort gerade nicht…) Du hättest zum Beispiel die klassischen Höhen-Markierungen am Tür-Ramen erwähnen können die manche Leute einritzen um das Wachstum ihrer Kinder fest zu halten. Vielleicht ein Stück Wand mit einem kleinen Handabdruck wo ihr Kind halt drauf bestanden hat das es beim Tintemachen helfen will. Mir gefällt es einfach besser, wenn ich mir zumindest einen Teil der Fakten selber zusammenreimen muss, weil mir das hilft mich emotional auf die Story ein zu lassen.

    Außerdem kannst du so Hinweise darauf geben wie diese Familie im Alltag miteinander umgegangen ist und damit auch was Ruvin verloren hat, bzw. noch verlieren könnte, wenn die Flucht nicht klappt. Wenn es meine Story wäre dürfte der Tiefling sich relativ frei umsehen, aber nicht DIE Tür! Finger weg! Weil da die Sachen dahinter sind die Ruvin nicht teilen will oder kann. Das würde etwas mehr Tiefe geben.

    Nur meine Meinung… ich weiß wie gesagt nicht wohin der Plot führen soll. Du bekommst das schon hin.

  • Ich antworte euch hier beiden mal:

    Spoiler anzeigen


    Zitat

    Zur Verständnisfrage und aus Neugierde: hast du bei der Szene in der Vergangenheit, die in Ruvins Haus beginnt, auch diesen Eindruck bekommen (falls du die schon gelesen hast), bzw in jeder Szene?

    Ich bin mir nicht sicher um ehrlich zu sein. Die Geschichte heißt „Reverie“ was mich darauf hinweist das diese besonderen Elfen-Erinnerungen eine wichtige Rolle spielen. In dem Fall kämst du mit viel mehr und längeren Rückblenden davon.

    Ich finde halt diesen „berühr eines der Bilder“ Teil nicht so elegant wie es sein könnte. Das ist eine Rückblende innerhalb einer Rückblende und ich bevorzuge „Environmental Storytelling“ (Kenne das Deutsche Wort gerade nicht…) Du hättest zum Beispiel die klassischen Höhen-Markierungen am Tür-Ramen erwähnen können die manche Leute einritzen um das Wachstum ihrer Kinder fest zu halten. Vielleicht ein Stück Wand mit einem kleinen Handabdruck wo ihr Kind halt drauf bestanden hat das es beim Tintemachen helfen will. Mir gefällt es einfach besser, wenn ich mir zumindest einen Teil der Fakten selber zusammenreimen muss, weil mir das hilft mich emotional auf die Story ein zu lassen.

    Außerdem kannst du so Hinweise darauf geben wie diese Familie im Alltag miteinander umgegangen ist und damit auch was Ruvin verloren hat, bzw. noch verlieren könnte, wenn die Flucht nicht klappt. Wenn es meine Story wäre dürfte der Tiefling sich relativ frei umsehen, aber nicht DIE Tür! Finger weg! Weil da die Sachen dahinter sind die Ruvin nicht teilen will oder kann. Das würde etwas mehr Tiefe geben.

    Nur meine Meinung… ich weiß wie gesagt nicht wohin der Plot führen soll. Du bekommst das schon hin.


    Danke für eure Einschätzung. ^^

    Ich hatte noch ein paar kleine Ideen gehabt, dass sich Yakov weiter im Haus unsieht und wie er mit der Einrichtung interagiert, andererseits wusste ich nicht, ob die Rückblende bis zum eigentlichen Angriff auf die Schule zu lang werden könnte.

    Es wird über die Story verteilt hin und wieder "kürzere" Rückblenden von 1-3 k geben, da der Titel nunmal Reverie benannt wurde und ich vorhatte, dass die Geschichte schon etwas langsamer und introspektiver ist. Ich will bloß nicht den Fokus auf die Handlung in der Gegenwart und die Reise, die ansteht, und kommende Romanze(n) komplett verlieren.

    Andererseits sagt Thorsten hier, es ist schon zu viel und unfokusiert, daher... ja, weiß ich nicht.

    Hm... den Zauber mit dem "Video" auf dem Fensterglas würde ich schon gerne behalten, weil Ruvin im Alltag sehr viele kleine Zauber verwendet. Ich führe die Szene aber gerne noch aus. ^^

    Zitat

    ich vermisse Zweifel daran dass das alles klappen koennte, Angst oder Nervositaet... Soll ich mir Elfen als so abgeklaert vorstellen?

    Also hm ... war nicht unbedingt meine Absicht dey abgeklärt wirken zu lassen. Eher nüchtern, was den Tod betrifft. Ruvin hat nicht unbedingt Angst vor dem Tod an sich, mehr davor deren Magie oder Erinnerungen zu verlieren, da die neue Reinkarnation erst nach einigen Jahrhunderten die Erinnerungen ihrer vorigen Leben erhält.

    Auf sich selbst bezogen, bei den menschlichen Gefangenen und vor allem den Mädchen fürchtet dey wohl den Tod an sich mehr.


    EDIT: Hab mich entschlossen das Flashback auszubauen, danke. ^^

    Das Ende hab ich ein wenig abgeändert und "Direktor, die Schule wird angegriffen" findet in einer etwas späteren Szene statt.

    Wollte im nächsten Part noch gerne über deren Unterricht schreiben und erst gedacht diesen komplett auszulassen, aber möchte gerne etwas mehr über deren Alltagsleben schreiben.


    EDIT2:  Feron

    Hab noch ein wenig darüber nachgedacht den Übergang zu den Lebensbund-Armbändern schaffen und entschlossen, dass das eigentlich ein passender Augenblick wäre, um zu etablieren, dass dey Nervenschäden davongetragen hat.

    Danke für die Idee hier einen Übergang zu schaffen. ^^

    Zitat

    Deren Arme durchzog ein plötzlicher, stechender Schmerz, der seit etlichen Nächten wiederkehrte und dey jedes Mal mit einem Taubheitsgefühl in den Händen und Unterarmen zurückließ. Ruvin hätte nicht angenommen, dass reines Eisen, das deren Kehle hinuntergezwungen worden war, keine Nervenschäden hinterlassen würde, aber es insgeheim und naiverweise doch gehofft.

    2 Mal editiert, zuletzt von LittleOwlbear (5. April 2024 um 22:50)

  • Es wird über die Story verteilt hin und wieder "kürzere" Rückblenden von 1-3 k geben, da der Titel nunmal Reverie benannt wurde und ich vorhatte, dass die Geschichte schon etwas langsamer und introspektiver ist. Ich will bloß nicht den Fokus auf die Handlung in der Gegenwart und die Reise, die ansteht, und kommende Romanze(n) komplett verlieren.

    Andererseits sagt Thorsten hier, es ist schon zu viel und unfokusiert, daher... ja, weiß ich nicht.

    Wenn diese Rueckblenden das Konzept der Geschichte sind (und der Titel deutet schon darauf hin) dann sind sie an sich ueberhaupt kein Problem fuer den Leser (Du koenntest sie im Prinzip durch den Font etwas absetzten, vielleicht kursiv setzen oder so, das mache ich gerne und habe es auch anderswo schon gesehen,) Es ist mehr die Art wie Dein Text strukturiert ist.

    Ein Beispiel das ich als problematisch empfinde ist z.B. hier:


    Dey hob die Hand und drehte sie in einer Geste, die eine Lichtkugel in deren Handfläche formte. „Morgen.“

    Masha stand an der Türschwelle und ahmte die Geste nach. „Manche eurer Bräuche sind so wunderbar, und man lernt kaum etwas über sie, bis man zusammen mit einem Elfen lebt. Gibt es eine Bedeutung dahinter?

    Die Hohe Harfnerin und ihre Frau kamen in Nachtkleidern aus einem der Wohnräume, den Ruvin zusammen mit deren eigenen Gefährtin erst kürzlich zu einem Gästezimmer für Menschen umgestaltet hatte, ehe Ailevyn zu einer erneuten Reise aufgebrochen war. Mit einem Doppelbett, in dem man nicht aufrecht saß, sondern sich niederlegen konnte.

    Der Dritte der Harfner, Garresh, schlief im Obergeschoss auf einer Fensterbank, wieder in den Tag hinein. Er behauptete, sie sei groß genug um einem Zwergen wie ihm als Bett zu dienen, und denen sollte es recht sein, wenn ein Gast keine hohen Ansprüche stellte.

    Dey ließ die Lichtkugel auf deren Handfläche verblassen. „Symbolisch gesehen die auf- und untergehende Sonne und der Mond. Praktisch gesehen, erkennst du Personen anhand verschiedener Lichtsignale bereits aus größerer Entfernung und weißt, wie sie dir gesonnen sind, oder kannst ihre Clan-Zugehörigkeit erkennen.“

    In rot ist die Frage und die Antwort darauf gesetzt. Wie Du siehst dringt der ganze blaue Text in den Zwischenraum zwischen Frage und Antwort ein - einmal ist es fuer den Leser nicht ganz so einfach, nach zwei Absaetzen wenn endlich die Antwort kommt noch im Kopf zu haben was die Frage war.

    Dann hast Du hier das Problem, dass jemand fragt - aber Du willst erst mal erklaeren wer eigentlich da ist. Von hier kommst Du dann aber zu dem Gedanken wo die Leute untergebracht sind. Und von da zu den Unterschieden zwischen den Betten von Elfen und Menschen - und Zwergen.

    Der Einschub selber ist also nicht nur recht lang, sondern geht auch noch drei (!) Ebenen von Gedanken die aneinander gereiht werden in die Tiefe - in einer Rueckblende die schon eine Abstraktionsebene von der Hauptebene der Geschichte entfernt ist. Als Diagramm:

    Ruvin ist gefangen

    -> Ruvins Erinnerungen, Masha stellt die Frage

    -> -> Masha wohnt in einem Gaestezimmer das Ruvin umgestaltet hat

    -> -> -> Betten fuer Elfen sind anders als die fuer Menschen

    -> -> Garresh schlaeft auf einer Fensterbank

    -> -> -> Zwerge schlafen wieder anders als Menschen, brauchen kein Bett

    und jetzt springen wir nicht eine Ebene raus sondern zwei zu

    -> Ruvin antwortet auf Maschas Frage

    Das ist ein gutes Beispiel fuer was ich mit 'unfokussiert' meine - was willst Du uns sagen? Die Info kommt in eher in der Form wie Deine Gedanken beim Schreiben vom einen zum anderen springen, Du machst keinen Versuch das fuer den Leser zu ordnen und die ganze Szene auf einen Punkt hin zu strukturieren den Du machen willst.

    Du servierst von allem etwas, bunt durcheinander - und damit kann der Leser nichts richtig aufnehmen weil gar nicht klar ist was Dir eigentlich jetzt wichtig ist.

    Ich wuerde mir ueberlegen - wann ist ein guter Zeitpunkt die Gaeste in der Szene vorzustellen? Was will/ muss der Leser ueber sie wissen? Muss er z.B. wirklich gleich zu Anfang wissen wo sie untergebracht sind? Die Szene meines Erachtens wuerde viel schluessiger wirken wenn Du den Dialog mit Masha in einem Zug bringst und dann die anderen Gaeste einfuehrst.

  • Das erste Kapitel liest sich - wie angekündigt - ziemlich düster an ^^°

    Aber eins nach dem anderen:

    Spoiler anzeigen

    Elfen kennen den Zustand einer Trance, der sogenannten Reverie, in der sie all ihre Erinnerungen immer und immer wieder durchleben. Anstatt zu schlafen, schöpfen sie Ruhe und Erholung aus ihren Erinnerungen.

    Das klingt für mich deutlich weniger angenehm, als von dir beschrieben XD Deshalb meine Frage: Können sich die Elfen die Erinnerungen aussuchen, in der sie schwelgen wollen?

    Gemeinsam treten sie die langwierige Heimreise an, während sich Ruvins jahrzehntelange Gefährtin mit ihrer eigenen Abenteurergruppe aufmacht, um nach denen zu suchen.

    Fände ihnen passender :hmm:

    Währenddessen ringt Ruvin mit sich selbst darum zu alten Kräften zu gelangen, doch das Gift weicht nur quälend langsam aus deren Körper und hinterließ unwiderrufliche Schäden.

    Hier springst du in den Zeiten.

    Innerhalb der Geschichte wird Ruvins Gender ohnehin gar keine bis kaum eine Rolle spielen, abseits von der biologischen Tatsache, dass dey in deren recht langen Leben bereits einen Sohn zur Welt gebracht hat.

    Ich werde ein paar queere Charaktere haben, aber es wird keine sonderlich große Rolle in Form eines Diskriminierungsdramas oder Ähnliches spielen.

    Find ich gut, weil in den meisten Geschichten spielt das Geschlecht keine Rolle, warum sollte es das hier tun? :)

    Ein diverser Hauptcharakter ist auf jeden Fall (für mich) etwas neues und ich bin gespannt, wie du das umsetzt und sie es sich dann sprachlich lesen lässt für "ungeübte" :D (das soll keine Diskussion sein/werden xD)

    Hier schließe ich mich an ^^° Ich habe so einen Text bisher auch noch nicht gelesen, aber man gewöhnt sich ja an alles :D Auf jeden Fall find ich die Idee mit einem diversen Hauptcharakter gut :D

    Kapitel 1

    Er beließ zwei Finger an der Schläfe, der eiskalten Haut des Elfen, und hob mit dem Daumen sein Kinn an, als würde er den Wert einer Ware vor sich abschätzen. Und man glaubte ihm.

    Der Satz ergibt im Kontext für mich irgendwie keinen Sinn ^^° Eben betrachtet er noch das Gesicht des Elfen und dann glaubt man ihm? Oder geht's darum, dass er glaubte, dass die anderen sie nicht belauschen können?

    „Lass dich nicht auf die Fey ein“, hieß es in einem Auszählreim, den Menschenkinder bei verschiedenen Spielen beschwörerisch sangen, kam es ihm erneut.

    ich würde verschwörerisch vorschlagen :)

    Falls sich jetzt Gedanken, Ideen und Anmerkungen mit meinen Vorrednern gedoppelt haben, ignoriere sie einfach XD

    und Ihr vertraut mir nicht aufgrund Vorbehalte; einem Kinderspiel?,

    Gute Frage! :D Tiefgängig im Kontext deiner fiktiven Geschichte, aber auch im RL :)

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Thorsten

    Danke für dein Beispiel. Ich hatte mich die letzten Tage etwas damit auseinandergesetzt, und hoffe, dass ich es allmählich besser, aka strukturierter, hinkriegen werde. Theoretisch hab ich verstanden, was dich an der Struktur stört, aber mal sehen, wie gut ich es umsetzen können werde. (Mein Gehirn funktioniert so... sprunghaft, dachte lange das sei für alle normal, hat sich rausgestellt, es ist nicht so, ähm ja... hab eine Leserin und Freundin, die strukturierter denkt und mich da vielleicht darauf hinweist)


    Zitat

    Wenn diese Rueckblenden das Konzept der Geschichte sind (und der Titel deutet schon darauf hin) dann sind sie an sich ueberhaupt kein Problem fuer den Leser (Du koenntest sie im Prinzip durch den Font etwas absetzten, vielleicht kursiv setzen oder so, das mache ich gerne und habe es auch anderswo schon gesehen,

    An sich mag ich das auch gerne. Bei längeren Rückblenden jedoch weiß ich nicht, ob die Kursivschrift stört? Die Längeren sind etwa 3-6 k lang, weil sie auch längere Szenen abbilden. Wie hier: im drittel Teil des Kapitels wird noch ein wenig Unterricht stattfinden, dann kommt die Benachrichtung, dass die Schule angegriffen wurde und der Beginn eines Kampfes... der Rest der Rückblende kommt zu einem anderen Zeitpunkt.


    Miri

    Eine neue Leserin. <3

    Wie in den oberen Post, und in die Content Notes des Startposts, hineineditiert (und dir im Gespräch in die PN geschrieben), hab ich's in einen versuchten Übergriff geändert, weil... well. Eine Freundin und zwei andere Lesende haben sich auch unwohl damit gefühlt, und so funktioniert der Inhalt und das Thema rund um verlorene Kontrolle über das eigene Leben und den eigenen Körper immer noch (vor allem aufgrund des Gifts).

    Möchte nun weder Lesende vergraulen, noch sie sich unwohl fühlen lassen, oder unwohler als es für die Handlung notwendig ist (wenn man versteht, was ich meine...?)

    Zitat

    Das klingt für mich deutlich weniger angenehm, als von dir beschrieben XD Deshalb meine Frage: Können sich die Elfen die Erinnerungen aussuchen, in der sie schwelgen wollen?

    Im Normalfall schon, in psychischen Stress- und Ausnahme-Situationen verlieren sie immer mehr die Kontrolle darüber... und da verrate ich vielleicht schon, dass Ruvin dazu gezwungen wird sich an den Vorfall mit dieser Drow, und anderes, zu erinnern. :evil:

    Zitat

    Fände ihnen passender :hmm:

    Oh, denen ist der Dativ von dey. ^^"


    Zitat

    Find ich gut, weil in den meisten Geschichten spielt das Geschlecht keine Rolle, warum sollte es das hier tun? :)

    Es gibt allgemein auch recht wenig Sexismus und Queerphobie. So drüber nachgedacht finde ich es auch etwas seltsam, dass Yakov sofort etwas mit dey-Pronomen anfangen kann, aber ich fände eine lange Diskussion drum nervig - vor allem in der Situation, in der sich Ruvin, bzw nun beide, befinden. ^^"


    Zitat

    Der Satz ergibt im Kontext für mich irgendwie keinen Sinn ^^° Eben betrachtet er noch das Gesicht des Elfen und dann glaubt man ihm? Oder geht's darum, dass er glaubte, dass die anderen sie nicht belauschen können?

    Ohm... Zweiteres. Ich meinte "man nahm ihm seine Farce ab."


    Zitat

    Gute Frage! :D Tiefgängig im Kontext deiner fiktiven Geschichte, aber auch im RL :)

    Danke. ^^


    Morgen oder übermorgen kommt dann mal der letzten Teil des Kapitels... muss leider an meinem alten Laptop schreiben, weil mein Neuer eingeschickt wurde. Die zweite Grafikkarte ist durchgebrannt, RIP.

    Naja, auf diesem ist das Schreiben etwas unbequemer, aber es funktioniert... okayish. Ich hab hier nur LibreOffice. ;(

  • Mein Gehirn funktioniert so... sprunghaft, dachte lange das sei für alle normal, hat sich rausgestellt, es ist nicht so, ähm ja...

    Und?

    Einmal finde ich die Struktur fuer die Art wie Menschen tatsaechlich denken eher normal - das springt halt von einer Idee zur naechsten. Man redet auch haeufig so wenn man entspannt plaudert, da wird noch ein Nachgedanke eingeworfen, oder eine Idee verfolgt bis zu 'Ups, was wollte ich eigentlich sagen? Ach ja...'

    Und zum anderen machen wir ja Texte, keine Telepathie - Du faendest meine Art ueber Dinge nachzudenken wahrscheinlich mindestens seltsam und wahrscheinlich eher befremdlich - aber der Trick ist irgendwie das alles bevor es ausgesprochen oder geschrieben wird in eine Form zu bringen die der andere eben verstehen kann - was ich schreibe ist kein 1:1 Bild meiner Gedanken, sondern die Essenz davon in eine Form gebracht dass andere auch was davon haben.

    Was mich betrifft - bitte sei hier im Forum einfach Autor und lass' Deine Texte fuer Dich sprechen. Ich muss nicht wissen welcher Umstand in Deinem Leben fuer einen Text verantwortlich ist, im Gegenteil, ich finde es eher hinderlich um mit dem Text zu arbeiten. Vielleicht ist was autobiographisch, vielleicht einfach nur gut ausgedacht, vielleicht zu Tode recherchiert, vielleicht hast Du Dich an einer Stelle zwingen muessen mal ganz anders zu schreiben als Du bist, vielleicht kam es von selber und Du hast einen verborgenen Teil deines 'Ich' aus dem Unterbewusstsein gekramt,... es gibt ganz viele Wege zu einem guten und eindringlichen Text zu kommen - und die sind mir alle gleichermassen recht.

  • Hey :D
    Da die anderen wirklich bereits gutes Feedback gegeben haben und ich immer noch nicht up to date bei deiner Geschichte bin (^^°), gibt's hier nur ein paar kurze Rückmeldungen! :D

    Spoiler anzeigen

    Der Trupp schlief tatsächlich, und selbst wenn er es nicht tat, würde man ihn nicht davon abhalten sich dem Elfen zu seinem eigenen Vergnügen zu nähern, sodass Yakov an diesen heranrückte, als er erneut aus der Trance schreckte und sich in den Pelz krallte.

    Dachte hier fehlt ein Komma. Hab mich umentschieden. Passt XD
    Aber ich mag Yakovs Beobachtungsgabe und dass er sie in diesem Fall für etwas Gutes einsetzt.

    Zuerst drückte er vorsichtig dessen Hände, wollte einem Fremden nicht ungefragt ins Gesicht fassen. Sie waren wärmer als noch zuvor. Mit aufgerissenen Augen starrte Ruvin ihn an, bis er das Gesicht vor sich wiedererkannte und einwilligend nickte, ehe er den gedanklichen Kontakt wieder herstellte.

    Lieb den Respekt, den er Ruvin entgegen bringt. Ich mag seine feinfühlige Art.

    Man lernt alles Mögliche, wenn man Händler begleiter, Monster jagt, und sein Schwert für ... andere Aufträge kaufen lässt.

    meinst du begleitet?

    Ah, Riesenspinnen sind sehr viel besser. Selbstredend.

    Feel the Irony :rofl: Ich mag Spinnen auch nicht besonders ^^°

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald