Was lest ihr gerade? (Fantasy)

Es gibt 891 Antworten in diesem Thema, welches 160.531 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (19. Mai 2024 um 19:42) ist von Thorsten.

  • Erstmal Danke für die durchaus interessanten Ansichten. Ich bin eher ein Freund von Paperbacks, also warte ich ab, denn es geht hier ja nicht um ein Spenderorgan.

    PS.: Meine Frau ist um einiges jünger, deshalb könnte ich mir vorstellen, dass sie das hätte ansprechen können.

  • Chronologische Reihenfolge der Hauptreihe
    1. Die Lady von Pharis (Manga) / Legend of Lodoss (Light Novels)
    2. Record of Lodoss War - Bd. 1: Die Graue Hexe ["The Grey Witch"]
    3. RoLW - Bd. 2: Der Feuerdämon ["The Fire Demon"]
    4. RoLW - Bd. 3: Der Dämonendrache vom Feuerdrachenberg (1) ["The Demon Dragon of Fire Dragon Mountain"]
    5. RoLW - Bd. 4: Der Dämonendrache ... (2)
    6. RoLW - Bd. 5: Der heilige Krieg der Könige ["The Kings’ Holy War"]
    7. RoLW - Bd. 6: Der heilige Ritter von Lodoss (1) ["The Holy Knight of Lodoss"]
    8. RoLW - Bd. 7: Der heilige Ritter ... (2)
    9. Spin-Off # 1: High Elf Forest: Deedlit’s Tale
    10. Spin-Off # 2: The Black Knight (Ashram)
    11. RoLW: Deedlit in Wonder Labyrinth (Videospiel)
    12. RoLW: Die Krone des Bundes ["The Crown of the Covenant"]

    Abgeschlossen: The Black Knight von Ryo Mizuno

    Neben Deedlit's Tale das zweite Spin-off der Lodoss War-Hauptreihe, um diese abzurunden, auch dient es als Übergang zu den Crystania-Büchern, die sich südwestlich von der Insel Lodoss abspielen.

    Es erzählt die Geschichte des schwarzen Ritters Ashram, Held der dunklen Insel Marmo während der Kriege auf Lodoss, der zum General und König aufsteigt, und wie er Imperator Beld und der Dunkelelfe Pirotess begegnet.

    Damit ist nun die Hauptreihe für mich abgeschlossen. Weiter geht es mit der Next Generation-Reihe, um Spark und seine Gruppe auf Marmo, und schließlich am Ende Die Krone des Bundes.

    Material

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    Hinweis: "Danarn" (richtig: Da'nan) ist hier das unerforschte Süd-Crystania im "Land der Götter", während das eigentliche Königreich auf einer Halbinsel im Norden von Crystania befindet.

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  • Shadow of the Torturer von Gene Wolfe

    Der erste Band einer Tetralogie 'Book of the New Sun' - ich habe das in deutscher Uebersetzung mit 14 Jahren zum ersten Mal gelesen, und dass es mir gefallen hat spricht weniger fuer meine damalige Reife als Leser sondern mehr dafuer dass Wolfe wirklich ein genialer Autor ist wenn selbst damals was haengen geblieben ist. Inzwischen lese ich es das vierte Mal - mal sehen wie viel ich diesmal verstehe.

    Mit Wolfe gehts ans tiefe Ende der Literatur - die Texte sind reich an Details und Anspielungen, aber auch philosophisch, doppelboedig und von Symbolen durchsetzt. Shadow of the Torturer zum Beispiel beginnt und endet mit dem Bild eines Tores, das erste Kapitel des Buchs heisst 'Resurrection and Death' und das letzte Kapitel der Tetralogie heisst 'Resurrection' - da ist also schon mal formal einiges an Struktur drin.

    Die Geschichte wird vom Protagonisten Severian erzaehlt, lang nach den Geschehnissen, so dass der Text praktisch immer drei Ebenen hat - das was passiert, das was Severian damals darueber reflektiert hat und das was der heutige Severian als Erzaehler reflektiert. Erzaehlt wird nicht unbedingt chronlologisch - das erste Kapitel schildert die Geschehnisse nachdem Severian beinahe ertrunken waere, der Vorfall an sich wird aber im zweiten geschildert, es gibt immer wieder Geschichten in der Geschichte und Abwege - man muss sich den Text wirklich auch erarbeiten wenn man richtig verstehen will was passiert.

    Im ersten Buch geht's also um Severian. Er waechst bei der Gilde der Folterer auf die einen Turm in der Zitadelle bewohnen die ueber der Metropole Nessus um Fluss Gyoll thront. Die Gilde dient dem Autarchen, sie verhoert oder bestraft die Gefangenen die bei ihr angeliefert werden. Severian freundet sich mit der adeligen Thecla an die dort einsitzt, und als der Befehl eintrifft sie der Folter zu unterziehen, gibt er ihr aus Mitleid einen Dolch so dass sie Selbstmord begehen kann. Wegen dieses Vergehens wird er aus der Zitadelle ausgestossen, aber bekommt den Posten des Scharfrichters von Thrax am Oberlauf des Gyoll, wohin er sich dann auf den Weg macht, mit dem Richtschwert Terminus Est

    Die Stadt Nessus ist gross - Tagesreisen zu Fuss - und bald stellt sich heraus dass jemand sein Schwert in die Haende bekommen will - er wird zu einem Duell gefordert, aber bevor das stattfindet, bekommt er durch einen Zufall etwas nocht wertvolleres in die Haende, ein Relikt das sogar die Toten zum Leben befoerdern kann, die Klaue des Schlichters.

    Schon recht bald ahnt man, dass man, trotz einer ansonsten Renaissance-artigen Technologie, in einer Post-technologischen Welt ist - der Turm der Zitadelle in dem Severian aufwaechst ist ein Raumschiff das eingebaut worden ist, ein Gemaelde zeigt einen geruesteten Mann in einer grauen Wueste, sein Gesicht von einem goldenen Visier bedeckt, der eine seltsam steife Fahne neben sich hat mit der Urth hinter ihm an einem schwarzen Himmel (Neil Armstrong auf dem Mond), es gibt Ausserirdische cacogenes die am Hof wohnen und einige wenige haben auch stellare Technologie. Andere Hinweise deuten darauf, dass Nessus irgendwo in der Gegend von Buenos Aires sein muss, auch wenn das nie gesagt wird.

    Nichts in der Geschichte ist genauso wie es erst einmal scheint, die Menschen die Severian begegnen, sei es der Rebell Vodalus, oder der Gaukler Dr. Talos und sein Helfer Baldanders oder auch Agia die ihm hilft sich auf das Duell vorzubereiten (das, interessantes Detail, mit hochgiftigen Pflanzen als Waffe gefuehrt wird) - hinter jeder Begegnung lauert ein Geheimnis. Und zwischendrin bemerkt Severian dass er es fuer Moeglich haelt wahnsinnig zu sein - er zweifelt seine eigene Zuverlaessigkeit als Erzaehler an...

    Die Sprache erfordert mitunter ein Woerterbuch, ich glaube nicht jeder weiss auf Anhieb was ein carnifex ist, was pelagic bedeutet oder eine argosy ist.

    Wolfe liebt es die Erwartungen des Lesers zu hintertreiben. Zum Beispiel kommt in einer Diskussion ueber die Muenze des ersten Soldes die Maenner zu Soldaten macht die Betrachtung Ob sie sich dessen bewusst waren oder nicht spielte keine Rolle. Nur jemand der an Magie oder aehnlichem Aberglauben haengt ist der Ueberzeugung dass Wissen irgendwas damit zu tun hat - rationale Menschen wissen dass die Dinge entweder von alleine geschehen oder gar nicht. Man muss sowas dreimal lesen um die Provokation dahinter zu verstehen.

    Woanders geht es auf philosophische Exkurse, etwa an der Stelle wo beschrieben wird dass manche Leichenteile essen und unter einer Droge dann die Erinnerungen des Toten bekommen - Severian diskutiert da, wie es moeglich sein kann dass ein ganzes Leben in einem Finger enthalten sein kann, und der Text hebt dann auf Holographie ab ohne das explizit zu erwaehnen.

    Es ist - fuer einen Leser der sich einen Text wirklich erarbeiten will - absolut lesenswert und wahnsinnig reich an Ebenen die man entdecken kann und angedeuteten Plots die man sich erschliessen muss, nebenbei ein Feuerwerk an Ideen und Details - aber wirklich auch anstrengend zu lesen, Wolfe schenkt einem nichts, Infos muss man sich merken, raetselhafte Vorkommnisse werden spaeter aufgeklaert, aber man muss sich dran erinnern oder zuruecklesen.

  • Nachdem Neil Gaiman von Gene Wolfe geschwärmt hat und andere auch, habe ich diese Reihe schon länger auf dem Radar. Nur überlege ich, ob ich mir die englischen Bücher besorgen will oder vielleicht einen E-Reader, um die deutsche Übersetzung lesen zu können. Antiquarisch habe ich zumindest auf den typischen Seiten wie antiquariat.de nichts gefunden. Nach deiner Einschätzung hier wäre es viel sinnvoll für mich, den ersten Durchlauf auf Deutsch zu wagen. :hmm: Aber das ist alles Zukunftsmusik. Viele andere Bücher warten auch.

    Häupter auf meine Asche!

  • Nach deiner Einschätzung hier wäre es viel sinnvoll für mich, den ersten Durchlauf auf Deutsch zu wagen.

    Ich kann ehrlich nicht mehr sagen wie gut die deutsche Uebersetzung eigentlich ist - bei einem Buch dieser Art waere ich zumindest misstrauisch ob der Uebersetzer wirklich die relevanten Details erwischt hat oder nicht... ich hab' keine Ahnung wie gern Du auf englisch liest, aber wenn Du das im Prinzip machst, wuerde ich eher so versuchen als die Uebersetzung.

  • Nach deiner Einschätzung hier wäre es viel sinnvoll für mich, den ersten Durchlauf auf Deutsch zu wagen.

    Ich kann ehrlich nicht mehr sagen wie gut die deutsche Uebersetzung eigentlich ist - bei einem Buch dieser Art waere ich zumindest misstrauisch ob der Uebersetzer wirklich die relevanten Details erwischt hat oder nicht... ich hab' keine Ahnung wie gern Du auf englisch liest, aber wenn Du das im Prinzip machst, wuerde ich eher so versuchen als die Uebersetzung.

    Fantasy geht normalerweise auf Englisch klar. Bei komplexerer Sprache und Büchern vor dem 20. Jhd. nehme ich dann bevorzugt Übersetzungen. Das mit dem Details ist ein guter Punkt. An der Locked Tomb Reihe habe ich auch oft Wörterbucher bemüht, wegen der lateinischen Knochennamen. Bei Fantasy erhoffe ich mir auch genug Spannung und Action, um die Mühe wert zu sein. :hmm:

    Jedenfalls danke für den Ausflug zu diesen Büchern. Schreib gerne auch was zu den anderen Büchern :thumbup:

    Edit: Mir war auch noch nicht klar, dass der formale Aufbau der Geschichte so komplex ist. Auf sowas stehe ich schon ...

    Häupter auf meine Asche!

  • Abgeschlossen: Kastuul - Das Königreich der Zauberei von Ryo Mizuno

    Bei den Kuyu, einem Barbarenstamm, der dem Königreich Kastuul die Treue schwört, lebt ein junger Mann namens Farlamcia, der Enkel des Stammeshäuptlings. Da seine Haut- und Haarfarbe mit der anderer Stammesangehöriger nicht übereinstimmt, geht das Gerücht um, er sei das uneheliche Kind eines Adligen aus dem Königreich der Zauberei. [...] Farlamcia wurde der Obhut von Milcene anvertraut, die seit ihrer Kindheit als seine Begleiterin fungiert. Im Laufe der Jahre begann sie, sich von Farlamcia zu distanzieren, obwohl sie starke Gefühle für ihn hegt. Als die beiden eines Tages von der Jagd zurückkehren, hat die königliche Garde ihr Dorf umstellt.

    Ursprünglich 1994 erschienen, wurde die Kurzgeschichte 2010 in Magazin-Form wiederveröffentlicht. Bislang nur eine "Stand-Alone"-Geschichte, eigentlich Teil eines Prolog-Kapitels eines nie veröffentlichten größeren Werks, das sich mit dem Untergang des Königreichs Kastuul befasst.

  • Ich habe endlich mit Die Insel der tausend Leuchttürme von Walter Moers begonnen. :) Das Buch hat Monate in meinem Regal gewartet, am Erscheinungstag (oder kurz danach, weiß ich nicht mehr) hab ich es gekauft, aber jetzt erst ist die Zeit reif.

    Zamonien goes Nordseeinsel - Hildegunst von Mythenmetz, der schon viel gebeutelte Protagonist und Autor von ein paar anderen Zamonienromanen (die Moers netterweise vom Zamonischen und Deutsche übersetzt hat), fährt zur Kur für seine Buchstauballergie auf die Insel Eydernorn. (Genau. Norderney.)

    Und was ihn dort erwartet, das finde ich gerade noch heraus. Bisher (25%) wird die Insel erkundet und man lernt man die skurrilen Gestalten, Tiere und die Kultur kennen. Nach und nach wird alles aber immer seltsamer ... Ich erwarte langsam, dass der Plot wirklich beginnt. Mal sehen, ob ich recht habe. :D

    Dann wolln wir mal. Die Insel der Tausend Leuchttürme von Walter Moers. Jules Verne und ein humorvoller Lovecraft geraten in einen Krieg der Welten auf einer vulkanischen Nordseeinsel.

    Walter Moers' 10. Zamonienbuch ist ein Briefroman. Der Protagonist des Hits "Die Stadt der Träumenden Bücher" und seither Autor aller Zamonienromane, die Moers netterweise aus dem Zamonischen für uns übersetzt, schrieb während seines Kuraufenthalts auf der vulkanischen Insel Eydernorn an einen Freund, doch war der Schiffsverkehr gestört und er konnte die Briefe nicht absenden. So ergibt sich die Form dieses Romans.

    Moers probiert sich gerne aus und vielleicht ist das sehr gemächliche Erzähltempo darauf zurückzuführen, dass es eben etwas Neues ist. Leser bekommen hier Dünenspaziergänge, Museumsbesuche, Behandlungen im Sanatorium, Restaurants, örtliche Flora und Fauna, Leuchtturmbesichtigungen, Expeditionen und auch Kraakenfieken, den beliebten, golfähnlichen Sport von Eydernorn. Ja, man lernt die Insel intensiv kennen und bekommt einen deutlichen Sinn für das Setting - Nordseeinsel vermischt mit Lanzarote. Küstengnome sprechen einen breiten nordischen Dialekt. Schwarzer Sand, Bimsstein. Der Plot ist dabei recht dünn beziehungsweise sieht auch lange dünn aus, denn obwohl signifikante Ereignisse passieren, erfahren das Mythenmetz und die Leser nicht direkt - sie können durchaus erahnen, dass im Hintergrund Ränke geschmiedet werden, aber Mythenmetz bleibt ein Tourist, ein Beobachter, und dazu noch einer, der verständlicherweise eigene Interessen hat und sich nicht unnötig einmischen will. Das macht die Erfahrung potentiell frustrierend, bis im letzten Viertel endlich mehr und mehr offengelegt wird. Erklärungen bleiben mitunter knapp und man hat genug Raum, sich einige Ereignisse selbst zusammenzupuzzlen, ohne sich dafür allzu sehr verbiegen zu müssen. Es muss einem nur klar sein, dass man es hier mit einem Slowburner zu tun hat - teilweise wörtlicher zu verstehen, als ich jetzt ausführen werde. Moers strapaziert seine Leser mit 450 Seiten Aufbau - eine Dauer, die nicht jeder mitgehen wird.

    Was Moers weiterhin klasse beherrscht, ist sein Fabulieren. Seine Prosa tanzt und fließt und meckert und ärgert sich. Das ist gewohnt stark und wahrscheinlich sein schriftstellerischer Hauptfokus, neben den skurrilen Gestalten und Ideen. Bis kurz vor dem Ende könnte man glatt glauben, dass diese nicht alle wirklich relevant seien, bis sie es am Ende dann doch waren. Dieses Auftrumpfen am Ende werden Kenner auch aus "Der Schrecksenmeister" kennen, seinem vielleicht am besten erzählten Roman. Moers kann es also noch.
    Nur bleibt die Frage zurück: Kann er es auch noch auf ganzer Strecke, wie in besagtem Roman? Kann Moers auch Abenteuer noch, wie in "Rumo und die Wunder im Dunkeln"?
    "Die Insel der Tausend Leuchttürme" kann durchaus mit seinen stärksten Romanen mithalten, wenn man vom Anspruch auf Dauerspannung absieht und den Roman als das annimmt, was er ist. Wenn man das nicht tut, tritt er immerhin an die Spitze von Moers' zweiter Riege.

    Was am Ende zurückbleibt, ist jedenfalls die Sehnsucht nach Eydernorn, der Wunsch nach einem flotteren Buch (als Abwechslung in einer gesunden Leseernährung), die Motivation, wie Mythenmetz mal mit dem Bleistift zu kritzeln, und das Wissen, nicht alleine zu sein. Und das ist doch schon einiges.

    Häupter auf meine Asche!

  • Was Moers weiterhin klasse beherrscht, ist sein Fabulieren. Seine Prosa tanzt und fließt und meckert und ärgert sich.

    Meisterhaft! :D

    Ich muss sagen, dass ich den Schrecksenmeister, Käpt'n Blaubär und Rumo wirklich herausragend fand und auch schon mehrfach gelesen hab (kommt bei mir selten vor).
    Ansonsten hab ich noch ein paar "kleinere" Romane von ihm ebenfalls mit Genuss gelesen: Prinzessin Insomnia, Weihnachten auf der Lindwurmfeste, Ensel und Grete sowie Der wilde Ritt durch die Nacht.
    Allerdings kicken mich die Bücher mit Hildegunst von Mythenmetz als Prota leider wenig. Das Labyrinth der träumenden Bücher habe ich zum Beispiel mal angefangen, aber nie fertig gelesen. Die Folgebände entsprechend nie gelesen.
    Ich weiß nicht genau, woran es liegt, dass die mir so wenig zusagen.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Das Labyrinth der träumenden Bücher habe ich zum Beispiel mal angefangen, aber nie fertig gelesen.

    Als ich das eben las, dachte ich: "Ergibt Sinn, ist ja auch furchtbar langweilig, das Teil", aber ... du meinst wahrscheinlich "Die Stadt der Träumenden Bücher"? Also den ersten Band, in dem Mythenmetz der Protagonist ist? Wenn du versehentlich den zweiten Band angefangen haben solltest, der bei Fans generell eher durchgefallen ist, dann kann ich nur empfehlen, den ersten Band nachzuholen :whistling:

    Die besten Romane von Moers sind mMn Der Schrecksenmeister, Rumo, die Stadt der Träumenden Bücher und mit leichten Abstrichen der Blaubär. (Einfach weil die Verbindungen zu unserer Welt und das Wording, das oft aus einer menschlichen Perspektive gestaltet ist, wenn Daseinsformen beschrieben werden, den Fantasycharakter etwas schwächen mMn.)

    Danach kommen wir in die zweite Reihe. Immer noch super, nur nucht unbedingt die Bücher, die ich jemandem zum Einstieg in die Hand drücken würde. :) Ensel und Krete ist beispielsweise frustrierend mit seinen mythenmetzschen Abschweifungen, aber es ist trotzdem volle Wucht Moers. :D

    Vielleicht ist Mythenmetz als Lindwurm (und damit Schriftsteller) einfach nicht so eine interessante Figur für dich. :hmm: Ich mag ihn, weil er Dichter ist, aber ich finde andere zamonische Daseinsformen mittlerweile auch spannender

    Häupter auf meine Asche!

  • Ausgelesen:

    Die Elfen von New York, Martin Millar 1994)

    Das nenne ich mal eine rotzfrech-wüste Story:

    Heather und Morag, zwei Distelfeen aus Schottland, tauchen urplötzlich in der Wohnung des talentlosen Geigers Dinnie in New York auf und kotzen ihm zur Begrüßung erst mal auf den Teppich, weil sie auf dem Weg zuviele Fliegenpilze gegessen und zuviel Whisky getrunken haben. Wie genau sie nach Amerika gekommen sind, können sie nicht erklären. Nur daß sie in ihrer Heimat wegen diversem Unfug gerade nicht gerne gesehen sind. Und diesen Unfug setzen sie in der neuen Welt gnadenlos fort.

    Ebenfalls mit von der Partie: Die beiden Thronfolger des Feenkönigs von England, der sein Reich gerade industrialisiert, die obdachlose Magenta, die sich aufgrund von zuviel billigen Fusel für einen griechischen Feldherren hält sowie den Geist von Johnny Thunder, der sich das chinesische "Fest der hungrigen Geister" zunutze macht um aus dem Himmel herabzusteigen und nach seiner geliebten Gibson Tiger Top Gitarre zu suchen, die man ihm zu Lebzeiten bei einem seiner Konzerte geklaut hat. Dazu kommen noch die schwarzen, chinesischen und italienischen Feenclans aus New York selbst, mit denen sich Heather und Morag eher zufällig anlegen, die vier gefürchteten Kampfschwestern des MacLeod - Clans sowie die drei Artefakte der Macht: Die Fiedel der MacPhershon, die Fahne der MacLeods und das Schwert der MacKintoshs.

    Als wäre das noch nicht genug der Wirrnis: Die an Morbus Crohn und Kleptomanie leidende Kerry versucht für den Kunstwettbewerb in ihrem Viertel Manhattans das walisische Blumenalphabet zu komplettieren, während Cal, ihr Ex, zu gleichen Wettbewerb Shakespeares "Sommernachtstraum" inszeniert.

    Klingt ziemlich irre???^^^^^^

    Ist es ja auch. Vor allem, weil M.Millar, obwohl er innerhalb der Kapitel ständig zwischen dein einzelnen Handlungsträngen wechselt, nie die Übersicht verliert.

    Hab mich prächtig amüsiert.

  • Claw of the Conciliator von Gene Wolfe

    Band 2 der Tetralogie - Severian erlebt zum ersten Mal in seinem Leben wie die Dinge ausserhalb der Metropole Nessus liegen - die Geschichte beginnt in einem Dorf weit ausserhalb der Mauern in dem Severian zwei Verbrecher hinreichten soll, was fuer ein spontanes Festival reicht.

    Interessant ist, dass die Gruppe der Reisenden in einem Tumult am Tor offenbar getrennt wurde, aber wie und warum wird nicht erzaehlt, auch spaeter gibt es nur spaerliche Hinweise. Jedenfalls ist Severian jetzt mit Jonas unterwegs der eine metallene Handprothese hat (jedenfalls glaubt man das) - und jemand ist hinter den beiden her und will ihnen ans Leben.

    Nach einigen Irrungen und Wirrungen kommen die beiden schliesslich zum Haus Absolut, dem Sitz des Autarchen, wo sie erst mal in einem Kerker einsitzen wo einige schon Gefangene in der 7. Generation sind (ihre Eltern aber auch schon...).

    Es geht viel um Geschichten in der Geschichte, und selbst als Severian und Jonas befreit werden und wieder die Schauspieltruppe um Dr. Talos und Baldanders treffen wird ein seltsames Stueck aufgefuehrt dessen Drehbuch fuer ein langes Kapitel zu lesen ist und auf das sich der Leser auch einen Reim machen darf.

    Grade die Geschichten in der Geschichte sind recht harte Nuesse zu verstehen - was soll ihre Rolle denn sein? Mindestens genauso seltsam sind die ganzen 'Zufaelle' die sich hier durchziehen.

    Was ich ueber Teil 1 geschrieben habe gilt genauso fuer Teil 2 - wenn man sorgfaeltig liest und ab und an vor- und zurueckliest, dann bekommt man die eine oder andere Unterstroemung mit.

    Generell wird immer klarer dass Severian sich irgendwie in einem Machtkampf zwischen zwei Parteien befindet - die ausserirdischen Meermonster Erebus und Abaia auf der einen Seite, und dem Autarchen und den Cacogens auf der anderen Seite - ohne dass Severian eine echte Chance haette die Sache zu verstehen.

    Von der Stimmung vielleicht nicht ganz so intensiv wie Band 1, aber von Ideen und Details immer noch sehr, sehr reichhaltig.

    Ich stelle grade fest, dass ich inzwischen schon sehr gerne auch komplexere Buecher lese...